
Akte X – Staffel 3
"Das Ritual (The Blessing Way)"
Staffel 3, Folge 1
Etwas überladener und sich dadurch selbst im Weg stehender, weil sich dramaturgisch durch die Vielzahl an Handlungsfäden selbst blockierender Auftakt der dritten Staffel, der es zunächst spannend zu machen versucht, ob Mulder noch lebt, ihn dann durch die Navajo-Indianer mit viel Mystik wieder aufpäppeln und bei seiner Mutter Nachforschungen über seinen Vater anstellen lässt. Scully wiederum wird suspendiert, erfährt, dass ihr ein Chip implementiert wurde und wird gewarnt, dass sie umgebracht werden soll. Plötzlich taucht Skinner bei ihr auf und die Folge endet mit einem hochspannenden
Cliffhanger. Das Ende macht direkt Lust auf mehr und ich bin gespannt, wie all das, was in diese Folge gepackt wurde, innerhalb dieser Staffel weiter aufgedröselt oder auch verkompliziert werden wird! 7/10
“Verschwörung des Schweigens (Paper Clip)"
Staffel 3, Folge 2
Nach dem
Cliffhanger des Staffelauftakts überschlagen sich die Ereignisse um Indianer-Mystik, CIA-Außerirdischen-Verschwörung, das geheime Band, Mord und Totschlag, eingepflanzte Chips, den Mord an Mulders Vater, ein Aktenlager im Steinbruch etc. pp Anfänglich halten alle Mulder noch für tot, doch dann kommt er quicklebendig wieder. Dafür musste Scullys Schwester durch ein eigentlich für Scully bestimmtes Attentat sterben. Skinner entpuppt sich anscheinend endgültig als loyal ggü. Mulder und Scully und bringt "den Raucher" ganz schön ins Schwitzen. Großartig: Diese Folge spricht unmissverständlich die Nazi-Größen an, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA hofiert wurden, kommt auf widerliche Menschenexperimente zu sprechen und verquickt dies mit skrupellosen Geheimdiensten und Aliens. Die Folge endet damit, dass Mulder und Scully nicht mehr einfach so mir nichts, dir nichts als vogelfrei gelten, so dass die Serie auch mit von diesen Handlungsfäden losgelösten Folgen weitergehen kann. 8/10
"Blitzschlag (D.P.O.)"
Staffel 3, Folge 3
Nun wieder eine von der Rahmenhandlung losgelöste, für sich stehende Folge um einen Jungen, der einen Blitzschlag überlebte und seitdem mit einer Unmenge an Energie machen kann, was er will - z.B. andere umbringen und/oder versuchen, an seine Lehrerin heranzukommen, in die er unglücklich und manisch verliebt ist. Diese Folge bringt uns nicht nur klassische Videospielhallen näher, sondern wartet mit einem jungen Jack Black in einer Nebenrolle auf. Der Blitz-Junge ist im Übrigen großer Fan der Punkband "The Vandals", trägt deren T-Shirts und hat ihre Poster im Zimmer hängen. Konsequenterweise wird die Folge auch mit Musik der Band unterlegt. Ob sich die Horrorpunkband "Blitzkid" nach dieser Folge benannte? 7/10
"Der Hellseher (Clyde Bruckman’s Final Repose)"
Staffel 3, Folge 4
Ungewöhnliche Folge um echte und falsche Hellseher sowie einen irren Mörder, der es auf Hellseher abgesehen hat. Starker, aber sehr gelungener komödiantischer Anteil, Fragen nach Segen und Fluch des Hellsehens, nach Neugierde, Angst und lauernden Gefahren. Getragen von einem kauzigen und sympathischen alten Hellseher als Hauptrolle der Folge und gewürzt mit einigen nihilistisch anmutenden, morbiden Szenen wie der Verwesung eines menschlichen Körpers im Zeitraffer. Skurril und aus dem Rahmen fallend, die Serie irgendwie auflockernd und mir deshalb doch glatt 8/10 Punkten wert.
"Die Liste (The List)"
Staffel 3, Folge 5
In "Die Liste" wird nicht nur die Todesstrafe, sondern der Strafvollzug allgemein kritisiert und auf Misshandlungen von Gefangenen hingewiesen. Die Geschichte um einen anscheinend auf dem elektrischen Stuhl Hingerichteten, der posthum Rache nimmt, bietet Raum für einige Bilder schnellverwesender Leichen und vieler kleiner Maden und setzt somit auf den Ekel-Faktor, lahmt dramaturgisch aber immer mal wieder und ist nicht wirklich spannend. 6/10
"Fett (2Shy)"
Staffel 3, Folge 6
Ein Serienmörder lernt seine Opfer - alleinstehende Frauen - übers Internet kennen und spielt ihnen den Charmeur vor, dabei hat er's auf ihr Fettgewebe abgesehen... Ein früher Versuch, auf die Gefahren anonymer Internet-Verabredungen hinzuweisen, gekleidet in ein Ekel-Horror-Gewand. Ich genieße ja immer sehr die Bilder von Computer-Technik aus der Zeit, in der ich selbst damit anfing, und die Attacken des Fett-Junkies können sich auch sehen lassen. Leider hängt auch diese Folge dann und wann ein bisschen durch und bleibt mir das Ende zu unpräzise. 6,5/10
"Der zweite Körper (The Walk)"
Staffel 3, Folge 7
Ein Offizier der US-Armee darf nicht sterben, denn eine unbekannte Macht vereitelt jeglichen Selbstmordversuch. Am Ende ist er völlig entstellt, aber noch immer lebendig. Anderen Armee-Oberen wird übel mitgespielt, indem ihre Angehörigen getötet werden. Die Spur führt zu Leonard Trimble, der im Golfkrieg Arme und Beine verlor... Beißende Kritik an den US-Kriegen wird laut in Form verstümmelter Soldaten, das phantastische Element besorgt eine ein wenig plump integrierte Handlung um die Wanderung einer zornigen Seele auf anderen Ebenen, notdürftig in Verbindung gebracht mit Phantomschmerzen Amputierter. Auch diese Folge geizt nicht mit abstoßenden Bildern Toter und ist recht emotional geschauspielert, vertritt zudem die Auffassung, dass ein leidvolles Leben schlimmer ist als der Tod. Ich gebe knappe 7/10 Punkten.
"Parallele (Oubliette)"
Staffel 3, Folge 8
Diese Folge behandelt das unschöne Thema des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Ein Triebtäter entführt ein 15-jähriges Mädchen, um sich an ihm zu vergehen. Zur X-Akte wird der Fall, als eine Frau, ebenfalls vor Jahren ein Missbrauchsopfer, mit dem Opfer auf seltsame Weise in Verbindung zu stehen scheint. Obwohl sie sie nicht kennt, kann sie die Worte des Entführers wiedergeben, erleidet die Verletzungen des aktuellen Opfers und wird sogar mit ihrem Blut besudelt. Man verstand es, den Entführer einerseits unscheinbar, andererseits sehr bedrohlich in Szene zu setzen und generell ist auch diese Folge ziemlich gut von allen Beteiligten geschauspielert. Eine Folge im Stil eines Mystery-Krimis, durchaus spannend umgesetzt. 7/10
"Die Autopsie (Nisei)"
Staffel 3, Folge 9
Der Auftakt der Folge ist nicht gerade ein Paradebeispiel für Glaubwürdigkeit, wenn sich ein für 29,95 $ erstandenes Video einer vermeintlichen Außerirdischen-Autopsie als offenbar authentisches, hochbrisantes Material entpuppt und der Händler auch prompt sein Leben verliert. Diese Spur jedoch führt zu mysteriösen Japanern, während Scully parallel mehr über ihr Implantat im Nacken erfährt und auf eine Gruppe Damen trifft, die allesamt das gleiche Schicksal erlitten haben. Reichlich undurchsichtige Folge, die dementsprechend auch mit einem
Cliffhanger endet und sich als Doppelfolge innerhalb der übergeordneten Verschwörungs-Mythologie entpuppt. 7/10
"Der Zug (731)"
Staffel 3, Folge 10
Die Fortsetzung der vorherigen Folge wirft ziemlich viel zusammen, das sich aber nach und nach aufdröselt. Nicht nur deutsche Nazi-Forscher durften in den USA menschenverachtende Versuche durchführen, auch japanische Wissenschaftler haben sich ausgetobt und mit Lepra-Kranken sowie mit Obdachlosen etc. herumexperimentiert. Die Folge zeigt schrecklich entstellte Menschen, Massenexekutionen und -gräber und lässt Erinnerungen an den Holocaust wach werden. Mulder ist schließlich mit einem angeblichen NSA-Mann im Waggon eines Zugs gefangen, in dem er den Transport eines außerirdischen Lebewesens bzw. einer Kreuzung aus Mensch und Alien vermutet, während Skeptikerin Scully die gewonnenen Erkenntnisse über die Menschenversuche glaubt und annimmt, die Außerirdischen-Theorien würden bewusst gestreut, um die Wahrheit über die rein irdischen Experimente zu verschleiern, vertritt Mulder eine andere Theorie und nach nervenzerrender Spannung im Finale werden die möglichen Beweise für eine der beiden Thesen Opfer einer gewaltigen Explosion sowie der verschwörerischen Kreise, die wie üblich keine Gefangenen machen. Eine der bisher stärkste Folgen der Rahmenhandlung, komplex, anspruchsvoll, spannend, anklagend, gruselig, die sowohl auf der persönlichen Ebene in Bezug auf Mulder und vor allem Scully als auch hinsichtlich des großen Ganzen prächtig funktioniert. 8,5/10
"Offenbarung (Revelations)"
Staffel 3, Folge 11
Diese Folge setzt sich mit übernatürlicher christlicher Mythologie auseinander, indem ein Prediger mit falschen Stigmata ermordet und ein Junge mit offenbar echten Spontanblutungen auf den Handinnenflächen vom selben Täter gejagt wird. Scully und Mulder tauschen die Rollen, indem Scully zur (christlichen) Gläubigen und Mulder zum Skeptiker wird - ein nicht uninteressanter Eingriff in die klassische Rollenverteilung der Serie. Stark in Szene gesetzt wird auch Michael Berryman als undefinierbare Mischung aus Monster und Heiliger. Doch mit seinem Verschwinden von der Bildfläche nach ungefähr der Hälfte der Spielzeit wird aus dem starken Okkult-Mystery-Beitrag leider verstärkt christlicher Mumpitz, überfrachtet mit weiterer Bibel-Fantasterei wie dem plötzlichen Auftauchen von Zwillingen, enttäuschend mit einem viel zu blass bleibenden Antagonisten und ohne echte Schauwerte. 6/10
"Krieg der Koprophagen (War Of The Coprophages)"
Staffel 3, Folge 12
Überaus unterhaltsame, komödiantische Folge, die einmal mehr komplett aus dem Rahmen fällt. Die fast schon comichaft-
trashige Handlung um (Achtung, Spoiler!) von Dung angelockte außerirdische Roboter-Kakerlaken, die leider auf Menschen losgehen, setzt auf den Insekten-Ekel-Faktor (gegen den ich weitestgehend immun bin), amüsiert mit skurrilen Charakteren, wird aber der Beziehung und Kommunikation zwischen Mulder - der sich eigentlich im Urlaub befindet - und Scully - die zu Hause ist - untergeordnet. Irre komisch verdeutlicht diese Folge Scullys Interesse an Mulder und ihre Eifersucht, die sie schließlich auch an den Ort des Geschehens reisen lässt - eine attraktive Wissenschaftlerin namens Bambi ist ihr nämlich alles andere als geheuer. Mulder wiederum benimmt sich auf emotionaler Ebene wie die Axt im Walde, lässt die sich sorgende Scully auch schon mal im Ungewissen darüber, ob er überhaupt noch lebt; generell verhalten sich beide wie ein altes Ehepaar. Zum schwarzhumorigen
Running Gag wurde zuvor, dass immer, wenn Mulder anruft, gerade jemand gestorben ist. Spaßige Details wie ein über die Kamera krabbelndes Insekt und viel Wortwitz runden die Folge ab, deren Ende - Mulder erschlägt ohne Not eine faszinierende, große Schabe - aus Tierschutzsicht einen halben Punkt Abzug verursacht. 7,5/10
"Energie (Syzygy)"
Staffel 3, Folge 13
Nach rätselhaften Todesfällen in einer Kleinstadt bitte Detective Angela White Mulder und Scully um Hilfe. Treibt eine satanische Sekte ihr Unwesen? So scheint es zunächst, denn der Gehörnte Ziegenschädel ist allgegenwärtig, entpuppt sich jedoch lediglich als das Emblem des örtlichen Sportvereins. Wesentlich unheimlicher sind da zwei verschlagene, zickige Backfische. Scully hält zudem nicht viel von Angela White und wird zum zweiten Mal in Folge eifersüchtig - nicht ganz zu Unrecht, denn nachdem Scully und Mulder sich ausgiebig gegenseitig angezickt haben, stürzt die Dame sich auf Mulder. Dieser trinkt übrigens plötzlich und Scully raucht. Was zur Hölle geht da vor? Die Auflösung ist doch arg an den Haaren herbeigezogen und generell ist die Folge wieder als eine eher komödiantische zu betrachten, die sich besonders stark auf das Verhältnis Scullys zu Mulder konzentriert. Unterhaltsam ja, aber nicht so witzig wie die vorausgegangene Folge. 7/10
"Groteske (Grotesque)"
Staffel 3, Folge 14
Ein Serienmörder verstümmelt seinen Opfern die Gesichter, wird gefasst - und die Morde gehen weiter. Er behauptet, keine Verantwortung für die Morde übernehmen zu können, weil er besessen gewesen wäre. Mulders ehemaliger Lehrmeister ruft seinen ehemaligen Schüler zur Hilfe, gerät jedoch erneut in Konflikt mit Mulder, als Mulder beginnt, dem Mörder Glauben zu schenken... Atmosphärisch sehr düstere Folge um psychische Abgründe, die zwischenzeitlich gar Mulder in die Verdächtigen-Rolle drängt und die Frage offen lässt, inwieweit tatsächlich Übersinnliches im Spiel ist, jedoch mit vielen Indizien wie gezeichneten und modellierten Teufelsfratzen darauf hinweist. Eine inhaltlich gar nicht einmal sonderlich spektakuläre, aber inszenatorisch morbide
Neo-Noir-Folge, die ein mulmiges Gefühl zurücklässt. In der Rolle von Mulders Mentor übrigens Kurtwood Smith ("Red" aus "Die wilden Siebziger"). Gute 7/10.
"Der Feind – Teil 1 (Piper Maru)"
Staffel 3, Folge 15
Nach längerer Zeit entschließt man sich, die Rahmenhandlung mit einer Doppelfolge wieder etwas voranzutreiben. Die Ermittlungen des Mörders von Scullys Schwester stagnieren, Scully macht ihrem Unmut dementsprechend bei Skinner Luft, welcher sich persönlich dafür einsetzt, dass der Täter überführt und bestraft wird, jedoch Druck von oben bekommt und genötigt wird, den Fall gefälligst auf sich beruhen zu lassen. Schließlich wird er gar angeschossen - ob das Teil der großen Verschwörung ist, ist noch unklar. Vorrangig geht es jedoch um aus vorausgegangenen Folgen bekannte außerirdische Gestaltenwandler bzw. Von-Körper-zu-Körper-Hoppser, die von einem im
Zweiten Weltkrieg abgestürzten Jagdflugzeug auf dem Grund des Pazifiks in einen Bergungstaucher schlüpfen. Die gesamte Besatzung des Bergungsschiffs gelangt mit schweren Strahlungsverbrennungen ins Krankenhaus, bis auf einen... und dieser bleibt nicht lange in seiner einen menschlichen Hülle. Mulder zieht's bis nach Hongkong, wo schmutzige Geschäfte getätigt werden sollen und er auf einen alten Widersacher trifft. Wieder einmal ein ordentlich vollgepackter Auftakt einer Doppelfolge, die endlich die bereits vermisste Rahmenhandlung wieder aufgreift und mit gruseliger Thematik sowie drastischen Bildern der Folgen nuklearer Verstrahlung punktet und bis zum
Cliffhanger immer spannender wird. 8/10
"Der Feind – Teil 2 (Apocrypha)"
Staffel 3, Folge 16
Gott sei Dank, Skinner lebt! Geheimnisvolle graue Eminenzen im Hintergrund bitten "den Raucher" eindringlich, seine bezahlten Killer besser unter Kontrolle zu halten. Ferner dreht sich wieder viel um jene bestimmte Audio-Kassette, wie gewonnen so zerronnen. Was da auf dem Meeresgrund liegt bzw. lag und nun von einem zum anderen springt, entpuppt sich als außerirdische Lebensform in Gestalt eines Ölflecks. Mulder und seine Nerds versuchen alles, um die wahren Hintergründe sowie den Mörder von Mulders Vater in Erfahrung zu bringen; letztlich landen Scully und Mulder in einem Bauwerk, in dem der CIA alles Mögliche vor der Öffentlichkeit versteckt... Diese Folge zeigt, wer über "dem Raucher" steht, ohne jedoch diese Menschen näher zu definieren. Auch sorgt sie für ein klein wenig Gerechtigkeit, indem bezahlte Killer selbst dran glauben müssen. Doch auch die unfassbare Skrupellosigkeit "des Rauchers" wird in schockierender Weise dargestellt. Verstörender Höhepunkt: das Ende der Folge, das in sehr erinnerungswürdigen Bildern zeigt, wie sich das Öl-Alien aus der menschlichen Hülle befreit, die wiederum lebendig in das ausladende Bunker-Versteck eingeschlossen wurde... Eine vollgepackte Folge, die Stoff für zwei voneinander unabhängige Folgen geboten hätte. 8/10
"Mein Wille sei dein Wille (Pusher)"
Staffel 3, Folge 17
Der "Pusher" ist ein Auftragsmörder, dem es bisher immer gelang, seine Morde wie Selbstmorde der Opfer aussehen zu lassen. Dies liegt daran, dass er Kraft der Suggestion anderen Menschen temporär seinen Willen aufzwingen und sie damit sogar in den Tod treiben kann. Diese übersinnlichen Kräfte verdankt er einem Gehirntumor! Was für ein Blödsinn, selten eine derart unglaubwürdige "Akte X"-Folge gesehen. Dabei ist die idiotische Geschichte im Prinzip der einzige Schwachpunkt dieser Episode, die nicht nur über spannende Duelle und einen charismatischen Antagonisten verfügt, sondern auch über eine Erkenntnis am Ende, die nachdenklich stimmt. Was nimmt ein Mensch alles in Kauf, um nicht mehr dem Durchschnitt anzugehören? 5-6/10
"Der Fluch (Teso Dos Bichos)"
Staffel 3, Folge 18
Archäologen entreißen den ecuadorianischen Secona-Indianern die just ausgegrabene Urne mit den Gebeinen einer für die Indianer Heiligen, um sie in einem Museum auszustellen. Als daraufhin mehrere Teilnehmer der archäologischen Expedition unter mysteriösen Umständen sterben, glaubt Mulder an einen Fluch, doch Scully bleibt skeptisch. Diese Folge vermengt die Indianer-Fluch-Thematik mit Tierhorror-Motiven, die die leider etwas langweilig geratene Handlung deutlich aufpeppen und einen schönen Eindruck davon vermitteln, wie sich ein solcher Fluch äußern könnte und man für die durch ihn verursachten Tode dennoch herkömmliche wissenschaftliche Erklärungen finden würde - ein solcher Fluch also außer für die direkt Involvierten unbemerkt sein grausames Werk verrichten könnte. Mulder und Scully werden mehr oder weniger zu ohnmächtigen Zeugen degradiert, die selbst in Gefahr geraten. Der visuell starke und auch ein bisschen gruselige Epilog rettet die Folge leicht über den Durchschnitt. 5,5/10
"Höllengeld (Hell Money)"
Staffel 3, Folge 19
Diese Folge begleitet den Zuschauer nach Chinatown, wo Mulder und Scully auf den Plan gerufen werden, weil Chinesen von Unbekannten und aus noch nicht ersichtlichen Gründen bei lebendigem Leibe im Krematoriumsofen verbrannt werden. Die Spur führt zu illegalem Organhandel; bei den Ermittlungen dabei ist der chinesisch-stämmige Detective Glen Chao, dem Mulder und Scully nicht so recht über den Weg trauen. Diese Folge thematisiert kulturelle Konflikte, Verschiedenheiten und Geheimnisse, daraus resultierendes Misstrauen und Vorurteile, aber auch die bittere Armut manch US-Amerikaners, die dazu führt, dass mangels eines funktionierenden Krankenversicherungssystems ein Vater mitansehen muss, wie seine Tochter an eigentlich behandelbarer Leukämie langsam stirbt und deshalb nach alternativen Methoden sucht. Obwohl bewusst viel Brimborium mit bedeutungsschwangeren chinesischen Schriftzeichen etc. betrieben wird, kommt diese Folge ohne Übersinnliches aus und zeigt, wie eine skrupellose Mafia die starke chinesische Gemeinschaft infiltriert und ausnutzt. Mulder und Scully haben nicht viel zu melden, treten auf der Stelle, kommen lange Zeit nicht nah genug an die verschlossenen Ostasiaten heran. Gewürzt mit ein paar erinnerungswürdigen Szenen wie der mit dem aus einer Leiche kriechenden Frosch und ansonsten viel Schwermut und Verzweiflung gelang eine sehenswerte Folge, die aus dem Rahmen fällt, aber auf Action größtenteils verzichtet und über kurz oder lang sicherlich von all den Außerirdischen, Mutanten und Verschwörungen aus dem Gedächtnis des Serienliebhabers getilgt werden wird. 7/10
"Andere Wahrheiten (José Chung’s “From Outer Space”)"
Staffel 3, Folge 20
Autor José Chung schreibt an einem Buch über Entführungen durch Außerirdische und befragt dazu Scully, die zusammen mit Mulder gerade einen Fall untersucht, bei dem zwei Jugendliche von Außerirdischen entführt worden sein wollen... Diese weitestgehend komödiantische Folge fällt nicht nur aufgrund ihres Aufbaus komplett aus dem üblichen Rahmen der Serie. Scully beantwortet Chung geduldig seine Fragen und in Rückblenden werden die jeweiligen Ereignisse aus Sicht bzw. der Erinnerung unterschiedlicher Personen geschildert, was ein amüsantes, unglaubwürdiges Zerrbild von Charakteren wie Agent Mulder ergibt und die Wahrheit tendenziös auslegt. Die verworrene Geschichte um vermeintliche Außerirdische, eventuelle tatsächliche Außerirdische und wer was womit bezweckt, wird also aus verschiedenen Perspektiven erzählt und nimmt die Sensationsberichterstattung über Ufo-Themen ebenso aufs Korn wie angebliche Alien-Autopsie-Videos. Toller Humor, der im Grunde genommen auch die Serie selbst ein gutes Stück weit karikiert und eine urkomische Pointe bereithält, wenn Scully und Mulder über sich selbst in Chungs Buch lesen. Und das überaus geschickt konstruierte Drehbuch lässt sogar trotz allem offen, ob nun wirklich außerirdische Mächte involviert waren oder nicht. 8/10
"Heimsuchung (Avatar)"
Staffel 3, Folge 21
Walter Skinners Scheidung von seiner Frau ist fast perfekt, es fehlt nur noch seine Unterschrift. Abends lernt er in einer Bar eine Frau kennen, mit der er in einem Hotelzimmer landet. Als er am nächsten Morgen nach einer alptraumgeplagten Nacht neben ihr erwacht, ist sie tot. Unter dringendem Tatverdacht stehend, fällt es Skinner schwer, sich zu rechtfertigen. Mulder und Scully jedoch sind von der Unschuld Skinners überzeugt und widmen ihr Interesse dem Fall... Endlich besinnt man sich bei "Akte X" wieder auf die großangelegte Rahmenhandlung, konzentriert sich diesmal jedoch vornehmlich auf Skinner. Man vermischt die große Verschwörung um "den Raucher" und das daraus resultierende Interesse, Skinner auch nach einem missglückten Mordversuch weiter auszuschalten, mit der Mythologie um Succubi, weibliche Dämonen. Ein solcher scheint Skinner seit Jahren zu verfolgen, doch meint er es überhaupt böse mit ihm? Die Verschwörer jedenfalls gehen einmal mehr eiskalt über Leichen, doch für Skinner wendet sich doch noch einmal das Blatt, auch in Bezug auf seine Ehe. Eine spannende Folge, die das übersinnliche Element eigentlich gar nicht gebraucht hätte, damit jedoch zumindest für einen wenn auch selbstzweckhaften Gruselfaktor sorgt. Und die unvermittelt auftauchenden Dame(n) in ihren roten Regenmänteln sind sicherlich als Hommage an "Wenn die Gondeln Trauer tragen" zu verstehen. 7/10
"Der See (Quagmire)"
Staffel 3, Folge 22
Mulder und Scully zieht es nach Georgia an den Lake Heuvelman, wo in letzter Zeit ein Mensch nach dem anderen verschwunden ist. Die Einheimischen sprechen von einem prähistorischen Seeungeheuer, das zwar noch nie jemand gesehen hat, aber als lokale touristische Attraktion ausgeschlachtet wird. Doch während Mulder die Existenz eines solchen Wesens für möglich hält, halten Scully, Wissenschaftler und Naturschützer Dr. Faraday und der örtliche Sheriff das für Ammenmärchen. Aber weitere Menschen verschwinden und eines Abends geraten auch die FBI-Ermittler in Lebensgefahr... Diese Folge ist selbstverständlich eine Ehrerbietung an die gute alte Legende von Loch Ness und seinem berühmtesten Bewohner sowie an klassischen Kreaturenhorror, ohne jedoch letzteres Feld wirklich zu beackern. Man arbeitet sich durch pointierte Dialoge und Streitgespräche, präsentiert eine einmal mehr wunderbar skeptische Scully, die diesmal ihren Hund dabei hat, und reizt die dörfliche Atmosphäre mitsamt kauzigen Charakteren aus, ohne das Ungetüm zu zeigen. Tragik trifft auf Humor auf dem Weg zum Finale, wenn es zunächst eine ganz natürliche, reichlich banale Erklärung zu geben scheint, unbemerkt von den Protagonisten die letzte Einstellung dem Zuschauer jedoch noch ein anderes Bild mit auf den Weg gibt. Sympathische und unterhaltsame Folge, wenn auch ziemlich vorhersehbar und mit neben verstümmelten Wasserleichen nur wenigen Schauwerten. 7/10
"Ferngesteuert (Wetwired)"
Staffel 3, Folge 23
In der US-Provinz geschehen plötzlich Morde anscheinend ohne wirkliches Motiv. Die Mörder sehen andere Menschen als die tatsächlich Anwesenden, fühlen sich bedroht, reagieren aggressiv und greifen zum Äußersten. Mulder und Scully untersuchen diese Fälle und finden heraus, dass das Fernsehsignal manipuliert wurde und vom Zuschauer unbemerkte Botschaften mitgesendet werden. Bei den Mördern spielte das Fernsehen eine große Rolle und es wurden umfangreiche TV-Mitschnitt-Sammlungen angefertigt. Diese sieht Scully sich nächtelang an und bekommt plötzlich selbst das Gefühl, dass sich um sie herum alles gegen sie verschwört... Diese großartige Folge hat und kann wirklich alles und ist ebenfalls zur Rahmenhandlung rund um die Verschwörungen des "Rauchers" und seines Klüngels zu zählen. Neben dem Aufzeigen einer weiteren CIA-Methode, um die Bevölkerung zu manipulieren und der geheimen und schieflaufenden Tests derselben bekommt der Zuschauer Einblicke in die Fernsehtechnik, wenn Mulders Nerd-Truppe wieder einmal konsultiert wird, tauchen ein neuer Informant sowie der bekannte Dunkelhäutige auf, werden in Dialogen nebenbei Fragen nach Auswirkungen von Medienkonsum und der Mündigkeit/Manipulierbarkeit der Bürger sowie der generelle Umgang mit dem Medium Fernsehen diskutiert und geraten Scully und Mulder in offenen Konflikt zueinander. Die zunehmende Paranoia, der Scully anheimfällt, steht stellvertretend für die latente Angst vor unbemerkter Manipulation, Überwachung, ja, "Fernsteuerung" und dem Ausgeliefertsein derartigen Techniken gegenüber, die man weder zu verstehen, noch überhaupt zu bemerken in der Lage ist. Diese paranoide Grundstimmung atmet die Folge in jeder Sekunde und ergreift Besitz vom Zuschauer. Besonders Gillian Anderson bekommt endlich wieder einmal die Gelegenheit, schauspielerisch verstärkt aus sich herauszukommen. Schlugen andere Verschwörungsfolgen zu einem Staffelende hin gern einen Haken nach dem anderen, bleibt diese Folge relativ geradlinig, sitzt aber mindestens ebenso deftig. Meines Erachtens eine der besten Folgen bisher. 8,5/10
"Der Tag steht schon fest (Talitha Cumi)"
Staffel 3, Folge 24
Zwar kann er den Amokläufer dann doch nicht davon abhalten, in einem gut besuchten Imbiss um sich zu schießen, doch heilt er den von der Polizei erschossenen Attentäter sowie seine Opfer durch Handauflegen und verschwindet während seiner Vernehmung durch die Polizei. In die Suche nach dem geheimnisvollen Unbekannten platzt "der Raucher", der eine vom dunkelhäutigen Informanten beobachtete und dadurch an Mulder herangetragene Unterredung mit Mulders Mutter hält - woraufhin diese einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Mulder versucht, hinter das Geheimnis der Beziehung seiner Mutter zu seinem Erzfeind zu kommen und stößt auf eine Waffe, offenbar geeignet, um fremdartige Lebewesen zu töten... Die dritte Staffel endet natürlich ebenfalls mit einer die Rahmenhandlung aufgreifenden Folge, die als inhaltlichen Paukenschlag die Involvierung Mulders Mutter zu bieten hat und den Raucher einmal mehr als Zyniker entlarvt, wenn er anscheinend aus Angst vor der "positiven Energie" des Wunderheilers diesen töten will und ihn in der Öffentlichkeit durch einen Gestaltenwandler "ersetzt". Recht unverhohlen spricht die Folge in diesen Situationen die antidemokratische Ausrichtung der US-amerikanischen Geheimdienste an. Emotional wie selten agiert Mulder, insbesondere, wenn er am Krankenzimmer seiner Mutter auf "den Raucher" trifft. Auch die Situation zwischen Mulder und dem dunkelhäutigen Informanten eskaliert indes und das Finale mündet in einem
Cliffhanger oberster Kajüte, der nach der vierten Staffel gieren lässt. Aufgrund des etwas kitschigen Wunderheilers gebe ich erst einmal nur 7/10 Punkten, wobei die getrennte Bewertung zusammengehöriger Folgen natürlich immer so eine Sache ist.