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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 15. Apr 2010, 23:52
von Blap
Black Emanuelle - Revolte im Frauenzuchthaus Teil 2 (Italien 1983, Originaltitel: Emanuelle fuga dall'inferno)
Da ein korrupter Staatsanwalt sie aus dem Weg haben will, sitzt die dunkle Schönheit Emanuelle (Laura Gemser) im Knast. Dort herrschen unmenschliche Zustände. Die perverse Direktorin (Lorraine De Selle) und die sadistische Ober-Schliesserin (Franca Stoppi) lassen keine Gelegenheit aus, Emanuelle und andere Insassinnen der Strafanstalt zu quälen. Zu allem Überfluss versucht auch noch die widerwärtige Gefangene Albina (Ursula Flores) das Lebenslicht Emanuelles auszupusten. Sheriff Harrison (Carlo De Mejo) hat ganz andere Sorgen. Er ist damit beschäftigt vier zum Tode verurteilte Schwerverbrecher in ein anderes Gefängnis zu überführen. Der Transport wird jedoch überfallen. Nur dank seiner mutigen und klugen Reaktion, kann sich der Sheriff mit den vier Gefangenen dem Zugriff des Überfallkommandos entziehen. Gehetzt sucht der Gesetzeshüter Zuflucht im Frauenknast, die vier Verbrecher sind zu diesem Zeitpunkt noch unter seiner Kontrolle. Doch es kommt wie es kommen muss, der Abschaum unter der Führung von Crazy Boy Henderson (Gabriele Tinti) kann den Mann des Gesetzes überrumpeln, dieser wird dabei schwer verletzt. Anstatt sich jedoch mit den Damen die im Frauenknast sitzen zu solidarisieren, mißhandeln und schänden die Burschen alles was sie in die Finger bekommen. So gerät selbst die Direktorin in die Gewalt der Killer, und Emanuelle macht unfreiwillig eindringliche Bekanntschaft mit Crazy Boy. Es werden Forderungen gestellt, doch bevor man die Geiselnehmer ziehen lässt, testet man andere Optionen aus. Selbstverständlich mit fatalen Folgen...
Die lose "Black Emanuelle" Reihe mit Laura Gemser umfasst insgesamt acht Filme, die in der Zeit von 1975 bis 1983 gedreht wurden. "Emanuelle fuga dall'inferno" ist der letzte Streifen aus der Serie. Wie schon beim Vorgänger "Laura - Eine Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere femminile, 1982) zeichnet Bruno Mattei für die Regie verantwortlich. Nun ist der gute Mann sicher weit davon entfernt ein grosser Künstler zu sein, jedoch kann man sich meist auf -mehr oder weniger- wüste Exploitationkost mit trashigen Auswüchsen freuen. Leider habe ich noch längst nicht alle Filme Matteis bewundern dürfen, die bisher gesichteten haben mich aber immer prächtig unterhalten. Als Beispiele seien "L'altro inferno" (1981) und "The Riffs III - Die Ratten von Manhattan" (Rats - Notte di terrore, 1984) genannt. Der vorliegende Film stösst zunächst in das gleiche Horn wie sein Vorgänger. Women in Prison der gewohten Sorte, es wird geprügelt, gegeifert, geschrien, gefummelt, geleckt und geblutet. Herrlich wieder die sehr hübsche Lorraine De Selle als fiese Direktorin, erwartungsgemäß grandios Franca "Göttin des Grauens" Stoppi als brutale Ober-Schliesserin. Mit lüsterner Fratze verkloppt sie alles was nicht nach ihrer Pfeife tanzt, natürlich auch gern ohne triftigen Grund, Hauptsache die Schwarte kracht. Nicht zu vergessen die extrem unattaktive Ursula Flores, die mit irrem Blick nach dem Leben der armen Frau Gemser trachtet. Laura Gemser steht diesmal nicht so sehr im Mittelpunkt wie beim vorherigen Film, bekommt aber auch wieder diverse Bestrafungen auf und in den Pelz gebrannt. Wie schon erwähnt, Women in Prison @ business as usual. Als jedoch Sheriff De Mejo, Mörder Tinti und Anhang den Knast heimsuchen, nimmt die Prachtsause plötzlich eine andere Richtung. Der Film wird zum herrlich (un)seriösen Geiseldrama, es wird weiterhin fröhlich geprügelt und geritten, nur unter anderen Vorzeichen, zusätzlich wird rumgeballert. Madame Direktor -selbst auf der dunklen Seite- lernt plötzlich die ganz, ganz dunke Seite der Macht kennen, sie fällt den Verbrechern in die Hände und wird zu deren Spielball. Es kommt aber noch dicker! Völlig überraschend und unerwartet, stösst Herr Mattei Franca "Knüppel der Gnade" Stoppi vom Thron! Mir fiel fast das Gebiss aus dem linken Mundwinkel, das Herz blieb vor Entsetzen kurz stehen... ...ich kann es noch immer nicht fassen!
"Emanuelle fuga dall'inferno" sprengt zwar die üblichen Vorgaben des Genres, aber Mattei weiss was sich gehört, denn dieser fiese Drecksack von Film geizt angenehmerweise nicht mit den ersehnten Entgleisungen. Freunde des schlechten Geschmacks kommen erneut auf ihre Kosten, die rund 85 Minuten Laufzeit vergingen fast so flott wie ein Wimpernschlag. Der Vorgänger pflügte konsequent seinen Weg durch den Knast, dieser Streifen setzt sich zusätzlich fette Fieslinge in den Pelz, die den Unterhaltungswert auf einem gleichwertig hohen Level halten. Nur diese Sache mit Franca "Gib mir die Knute" Stoppi, die nehme ich die wirklich übel, mein lieber Bruno! Du Pillemann. Die DVD vom grossen X ist nicht unbedingt sensationell, insgesamt aber durchaus brauchbar. Wie üblich kommt die DVD in einer grossen Hartbox ins Haus, der geforderte Preis sollte sich knapp unter 15€ bewegen.
Gewalt, Dreck und Abschaum. Wir haben gelernt, was man mit einer Rasierklinge (die in einem Korken steckt) leisten kann. Man muss die Konstruktion nur richtig unterbringen. Möpse, Blut und Franca. Knarren, Kloppe und die Rasierklinge des Todes. Dicke 8/10 (sehr gut) sind fällig!
Lieblingszitat:
"Was ist denn da los? Das ist ja ekelhaft!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Fr 16. Apr 2010, 15:29
von Blap
Die Todesgrotten der Shaolin (Hongkong 1979, Originaltitel: Dip Bin)
Es war einmal in China... Ein Schriftsteller berichtet von blutigen und gruseligen Ereignissen. Das herrschaftliche Anwesen einer wohlhabenden Familie wird von Schmetterlingen angegriffen. In der Nähe befindet sich das Grab eines Generals, offensichtlich sollen die giftigen Flugtierchen dieses schützen. Man ruft einen Söldnerclan herbei, er soll die letzten Überlebenden vor dem drohenden Unheil bewahren. Die wenigen Überlebenden haben sich in die weitläufigen Gänge und Grotten unterhalb des Palastes zurückgezogen. Zunächst finden die herbeigerufenen Ankömmlinge niemanden vor, schliesslich entdecken sie eine stumme Dienerin, den gestressten Hausherrn und ein paar andere Gestalten. Der Terror der Schmetterlinge nimmt kein Ende, schliesslich tauchen erwischt es den Herrn des Palasts, nach dessen Tod tauchen legendäre Kämpfer mit übermenschlichen Fähigkeiten auf. Der Anführer der Söldner stellt sich ihnen entgegen...
Noch vor dem netten "Wir kommen und werden euch fressen" (Di Yu Wu Men, 1980), und dem Hammer "Söldner kennen keine Gnade" (Di yi lei xing wei xian, 1980), brachte Tsui Hark "Die Todesgrotten der Shaolin" an den Start. Die für viele Eastern typischen Kloppereien spielen hier ein eher untergeordnete Rolle, lediglich im Finale dreht Meister Hark ein wenig auf. Vermisst habe ich das Fratzengeballer nicht, denn der Streifen hat ohne Frage andere Qualitäten. In den unterirdischen Gängen macht sich wohlige Gruselatmosphäre breit, man vermischt Mysterystimmung mit Kriminalfilm und ergänzt das Bild durch bekannte Easternelemente. Schmetterlinge als Boten des Grauens sind auch nicht alltäglich, der Gesamteindruck ist -trotz des Stilmixes- sehr stimmig geraten. Bei den Darstellern ist mir die hübsche Michelle Lai besonders positiv aufgefallen, die anderen Gestalten erledigen ihre Arbeit ebenfalls zufriedenstellend. Ein durch ansprechende Zutaten ergänzter Eastern, eine schmackhafte Speise für den Geniesser.
Die DVD von WGF/Schröder Media ist zum kleinen Preis erhältlich. Das gebotene Bild ist mittelprächtig, man kann recht gut damit leben. Bei Eastern sind mir leicht bis schwer abgewrackte Vorlagen sogar angenehm, verstärken sie doch -oft, nicht immer- das Nostalgiefeeling. Bei einem so stilsicher und schön fotografierten Werk wie "Die Todesgrotten der Shaolin", hätte ich mir allerdings eine bessere Auswertung gewünscht, bei der die Farben mehr zur Geltung kommen. Die Scheibe bietet diverse Boni, darunter befindet sich auch die alte Kinofassung für den deutschen Markt. Die unzensierte (auf der DVD enthaltene) Hongkong Version ist natürlich vorzuziehen. Trotz Schwächen kann ich die DVD empfehlen, nur Pixelzähler und Zeilenonanisten sollten dieser Veröffentlichung besser fern bleiben.
Guter Stoff = 7/10
Lieblingszitat:
"Es ist so schrecklich, dass mich die Angst ergreift wenn ich darüber sprechen muss!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 17. Apr 2010, 12:42
von Blap
Paco - Die Kampfmaschine des Todes (Italien 1986, Originaltitel: Vendetta dal futuro)
Der fiese Konzernboss Turner (John Saxon) will einen lästigen Reformpolitiker beseitigen lassen. Da trifft es sich gut, dass man eine Gestalt wie Paco Queruak (Daniel Greene) zur Verfügung hat. Der Bursche verunfallte einst zu Mettgut, wurde jedoch zusammengeflickt, die defekten Teile ersetzte man durch Mechanik und Elektronik. Damit die Mensch-Maschine nach den Vorstellungen der Befehlshaber funktioniert, hat man selbstverständlich das Gedächtnis des Unglücklichen gelöscht. So taucht Paco schliesslich bei seinem Ziel auf, aber irgendetwas in ihm lässt ihn ahnen, dass er im Begriff ist ein Unrecht zu begehen. Der Teilcyborg verübt daher nur einen halbherzigen Anschlag, ganz bewusst tötet er den Politiker nicht, sondern fügt ihm lediglich eine Verletzung zu. Paco gelingt die Flucht vor der Polizei, doch nun wollen ihn der äusserst verärgerte Turner loswerden. Paco findet im abgelegenen Hotel der hübschen Linda (Janet Agren) Unterschlupf. Der großmäulige Raoul (George Eastman) gerät bald mit dem Flüchtigen aneinander. Natürlich kann Paco den Schwachmaten locker in seine Schranken weisen. Wirkliche Gefahr geht von den Häschern aus, die Turner längst auf die Fährte des Abtrünnigen angesetzt hat. Sogar die Dienste eines namhafter Profikillers aus Europa (Claudio Cassinelli) werden in Anspruch genommen. Ein blutiger Showdown scheint unausweichlich...
Regisseur Sergio Martino hat einen Platz in meinem Herzen sicher, schliesslich verdankt ihm die Filmwelt einige der schönsten Gialli überhaupt. Für Filme wie "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1971) oder "Your Vice is a locked Room and only I have the Key" (Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave , 1972), kennt meine Begeisterung keine Grenzen. Auch im Western und Polizeifilm war Martino aktiv, Komödien gehörten zu seinem Betätigungsfeld, nach dem Niedergang des italienischen Genrekinos war (und ist) er als Regisseur für das Fernsehen aktiv. In den achtziger Jahren war das italienische Kino schon angeschlagen, trotzdem ereilten uns noch jede Menge herrlicher Streifen. Martino beglückte die Fans 1983 mit dem Endzeit-Trasher "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York), 1986 stürmte "Paco der freundliche Schmalspur-Terminator" durch sein staubiges Abenteuer. Daniel Greene passt gut in Rolle des zur Kampfmaschine umgebastelten Menschen, man sollte ihn noch in diversen Produktionen sehen, aber "Paco" scheint mir der erinnerungswürdigste Auftritt zu sein. Janet Agren freundet sich mit dem rätselhaften Fremden an, nach und nach fasst man Vetrauen zueinander. Als Paco seiner neuen Freudin mit zerknirschtem Gesicht den Terminator-Unterarm präsentiert, erträgt diese den Anblick dann auch mit angemessener Fassung. Die Highlights der Besetzung sind allerdings in den Nebenrollen zu finden. George Eastman ist immer ein gern gesehener Gast, egal ob freundlich oder als Bösewicht, egal ob er seine Eingeweide verspeist oder mit geschlossener Hose Frau Gemser nagelt. Was auch immer Eastman veranstaltet, der Spassfaktor ist nie zu verachten. John Saxon wütet als skrupelloser Bonze durchs Szenario, ständig faltet er seine Schergen zusammen, bis er schliesslich selbst zur Wumme greift. Chefsache bleibt Chefsache. Leider hat der Film auch eine tragische, sehr traurige Seite. Claudio Cassinelli -den ich sehr schätze- verstarb während der Dreharbeiten durch einen Unfall. Cassinelli wurde lediglich 47 Jahre jung, er wirkte in einigen Perlen des Italokinos mit. Als Beispiele seien "Der Tod trägt schwarzes Leder" (La polizia chiede aiuto, 1974), "Morte sospetta di una minorenne" (1975) und "Die weiße Göttin der Kannibalen" (La montagna del dio cannibale, 1978) genannt. Die beiden letztgenannten Filme entstanden ebenfalls unter der Regie von Sergio Martino, auch mit Lucio Fulci arbeitete Cassinelli mehrfach zusammen. Donal(d) O'Brien ist kurz mit von der Partie, ihm wird von Turners Killerkommando übel mitgespielt.
Was Sergio Martino anpackt hat immer handwerkliche Qualität und ist sauber inszeniert. Sicher, längst nicht jedes seiner Werke hat die Klasse eines "Der Killer von Wien", doch selbst bei leicht trashigen Sausen wie "Paco" ist immer die Hand eines fähigen Machers zu erkennen. "Paco" benötigt ein wenig um so richtig in die Gänge zu kommen, die letzte halbe Stunde macht dafür aber umso mehr Spass. Es kracht und scheppert, es wird geblutet und gestorben, und dann wäre da noch diese prachtvolle Laserkanone, die Meister Saxon schliesslich selbst anlegt um den lästig gewordenen Paco zu beseitigen. Der Score von Claudio Simonetti untermalt das Treiben auf angenehme Weise. Zwar nicht so prägnant und packend wie diverse Goblin Soundtracks, doch es kann ja nicht immer die Qualität der Filmmusiken zu "Dawn of the Dead" oder "Profondo Rosso" erreicht werden. Obwohl der Streifen an manchen Stellen ein wenig mehr Tempo gebrauchen könnte, stellt das Endergebnis mehr als zufrieden. Würde die Klasse der letzen halben Stunde während der gesamten Laufzeit geboten, müsste ich dem Werk sofort einen Platz auf meinem Alter freimachen. In der vorhandenen Form reicht es dann zwar nicht für die höchsten Weihen, ein "gut bis sehr gut" hat sich der Film aber ohne Zweifel verdient! Leider liegt keine vernünftige DVD-Auswertung vor, ich hoffe ein Label erbarmt sich irgendwann! Ich danke dem edlen Spender und Filmfreund für die mir überlassene Version!
7,5/10
Lieblingszitat:
"OK, ihr Schweine! Ihr wolltet die Hölle, jetzt bekommt ihr sie!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 18. Apr 2010, 14:03
von Blap
Der Bucklige von Soho (Deutschland 1966, Originaltitel: Der Bucklige von Soho)
Wanda Merville (Monika Peitsch) reist aus den USA an, sie soll das Erbe ihres verstorbenen Vaters antreten. Nachdem einige Formalitäten geklärt wurden, bringt sie das herbeigerufene Taxi allerdings nicht wie gewünscht ins Hotel. Die junge Frau wird gegen ihren Willen festgehalten, man steckt sie zu einer Gruppe weiterer junger Damen, die offensichtlich allesamt nicht ganz freiwillig eingesperrt sind. Der fiese Alan Davis (Pinkas Braun) führt ein strenges Regiment, die sadistische Aufseherin (Hilde Sessak) packt bei Widerworten gern die Knute aus. Immer wieder stolpert ein Buckliger (Richard Haller) durch das Szenario, der die Mädchen zusätzlich ängstigt. Die jungen Frauen werden zur Zwangsarbeit angehalten, Fluchtversuche enden tödlich. Angeblich soll das Haus ein Heim für gestrauchelte Mädchen sein. Es steht unter der Schirmherrschaft der angesehenen Lady Marjorie (Agnes Windeck), die mit dem schrulligen General Edward Perkins (Hubert von Meyerinck) verheirat ist, der gern Panzerschlachten des zweiten Weltkriegs im Modell nachspielt. Reverend David (Eddi Arent) verkündet den Heimbewohnerinnen das Wort Gottes und singt mit ihnen fromme Lieder. Sir John (Siegfried Schürenberg) hat derweil ganz andere Sorgen. Ein Würger geht um, immer wieder findet man erdrosselte Frauen auf. Inspektor Hopkins (Günther Stoll) befasst sich mit dem Fall, tritt aber zunächst auf der Stelle. Bald kommt er jedoch einer jungen Dame (Uta Levka) auf die Spur, die sich als Wanda Merville ausgibt, während die echte Wanda nirgendwo auffindbar ist. Seine Ermittlungen führen den Inspektor unter anderem in ein Bordell, wo ihn der Hilferuf einer weiteren jungen Dame ereilt. Ist die Puffmutter Mrs. Tyndal (Gisela Uhlen) wirklich die Chefin des Bordells? Wer steckt wirklich hinter den Morden? Kein leichter Fall für Hopkins, dem zu allem Überfluss ständig sein Boss Sir John im Nacken sitzt...
Die 21. Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto läutete eine neue Ära ein, die Filme kamen nun in Farbe daher! Viele Freunde der Wallace Filme tun sich noch heute mit der Umstellung schwer, ich halte diesen Schritt -so sehr ich die Schwarzweißfilme auch schätze- für richtig und nachvollziehbar. Mit Einführung des Farbfilms hat man natürlich nicht alles andere mit über Bord geworfen, denn vor und hinter der Kamera erledigen (überwiegend) bewährte Figuren ihren Job. Für die Regie zeichnet einmal mehr Alfred Vohrer verantwortlich, der mit "Der Bucklige von Soho" zwar nicht sein bestes Werk, aber ein durchaus gelungenes und unterhaltsames Stück Film abliefert. Gleich in der ersten Szene will man mit aller Gewalt die alte Atmosphäre heraufbeschwören. Nacht und Nebel, eine flüchtende Frau, gestellt und gekillt vom Buckligen. Das Ergebnis stellt zufrieden, obschon die Stärke hier mehr auf dem leicht hysterischen Unterton liegt, während die Atmosphäre ein wenig zurücktritt. Der Score von Peter Thomas untermalt das Geschehen vortrefflich, kommt mit irren "Hua Ha" Rufen und schmissiger Musik daher. Thomas gelingt der Brückenschlag zwischen bewährten und frischen Elementen, sehr schön. Man merkt dem Film an, dass die zweite Hälfte der sechziger Jahre viele Fesseln und Ketten sprengte. So zeigt man uns in der Gerichtsmedizin eine nackte Frauenleiche, zwar verschämt auf dem Bauch liegend, doch Sir John wendet sich mit Grausen ab. Nicht zu vergessen, der schon nahezu frivol-obszöne Moment, in dem eine junge Dame ihre Bluse aufreisst und die Aufseherin zu ihren Neigungen befragt. Diese Szene mutet wie ein Vorläufer späterer "Women in Prison" Filme an. Die Story ist bei Wallace Streifen bekanntlich nicht immer unbedingt logisch und nachvollziehbar. Auch dieser Beitrag verblüfft mit einer etwas grotesk anmutenden Auflösung, die aber so gut gespielt ist, dass sie mir einfach sympathisch, ja liebenswert erscheint. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung. Günther Stoll hat seinen ersten Wallace Auftritt. Seine Darbietung kommt ähnlich nüchtern wie die eines Harald Leipnitz daher, doch wo Leipnitz vor lauter Sachlichkeit nahezu zur Salzsäule erstarrt, durchbricht Stoll immer wieder die glatte Oberfläche. Der Mann ist fraglos eine Bereicherung für die Reihe. Monika Peitsch erlebt ebenso ihre Wallace-Defloration, sie entspricht dem üblichen "unschludiges, hilfloses Mädchen" Klischee. In der Tat bemerkt man nicht, dass Frau Peitsch während der Dreharbeiten bereits 29 Lenze zählte. Gestandene Darsteller runden die Besetzung ab, Pinkas Braun ist fieser denn jemals zuvor, herrlich. Eddi Arent hat erneut einen seiner besten Auftritte im Rahmen der Wallace Filme, er toppt hier sogar seine Rolle in "Der unheimliche Mönch". Siegfried Schürenberg kommt als Sir John recht häufig zum Zuge, wie gehabt auf knuffig-trottelige Art und Weise. Für Freude sorgt die völlig Übertriebene Darbietung von Hubert von Meyerinck, dem die Rolle des Militärschädels gewissermaßen auf den Leib geschneidert ist. Besonders ansprechende Leistungen möchte ich den weiblichen Nebendarstellerinnen attestieren. Agnes Windeck muss man einfach mögen, während Gisela Uhlen schon wegen ihrer eisigen Gesichtszüge die Bosheit geradezu aus der Fratze springt. Hilde Sessak würde jede Foltercamp Sause bereichern, während Uta Levka übezeugend das verdorbene Gör gibt. Es würde den Rahmen spregen, nun jeden Mitwirkenden zu würdigen, verdient hätten sie es ohne Zweifel allesamt.
Für meinen Geschmack ist der Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe gut gelungen. Das Ergebnis mag noch nicht optimal erscheinen, ich wurde jedoch gut und kurzweilig unterhalten. Der Bucklige hätte für meinen Geschmack ein wenig grausiger aussehen dürfen, andererseits sorgt er immerhin für diverse Schmunzler. Wie gehabt ist der Film einzeln erhältlich, wie üblich ist das Boxset die bessere Wahl. Die "Edgar Wallace Edition 6" enthält ferner folgende Titel:
- Der unheimliche Mönch (Der letzte Schwarzweißfilm der Reihe)
- Das Geheimnis der weissen Nonne
- Die blaue Hand
Die Bildqualität von "Der Bucklige von Soho" ist ansprechend, man ist im Rahmen der Serie gute Scheiben von Universum gewöhnt. Für den Film ziehe ich solide 7/10 (gut). Damit ist er kein Highlight der Reihe, gehört aber auch keinesfalls zum Bodensatz. Ich freue mich auf die kommenden Streifen!
Lieblingszitat:
"Ich bringe Sie um, wenn Sie nicht tun was ich ihnen sage. Haben Sie verstanden?"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mo 19. Apr 2010, 15:25
von Blap
Arachnia (USA 2003, Originaltitel: Arachnia)
Der Pilot Sean Pachowski (Rob Monkiewicz) fliegt in seiner kleinen Maschine einen Professor (David Bunce), dessen Assistentin und ein paar Studenten zu einem Ausgrabungort. Als der Flieger in einen Meteoritenschauer gerät, kommt es zu einer harten Bruchlandung, das Flugzeug brennt wenig später aus. Glücklicherweise können sich zuvor alle Insassen aus der Maschine befreien, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Nun stehen die sechs Gestalten mitten in einer unbekannten Einöde, ohne Proviant oder sonstige Hilfsmittel. Nach kurzer Zeit findet man eine klapprige Bruchbude, wo man zunächst Schutz vor der Kälte sucht. Unvermittelt taucht ein kauziger alter Kerl auf, der den Abgestürzten eine Flinte vor die erstaunten Fratzen hält. Die Situation entspannt sich aber recht schnell, der alte Herr nimmt die Gruppe mit nach Hause. Er bietet ihnen ein Lager für die Nacht an, am nächsten Morgen will er seine Gäste in die nächste Stadt fahren. Bevor man sich zur Nachtruhe zurückzieht, zeigt der Alte den Erstaunten noch eine längst vergessene Attraktion, die schon seit Generationen tot im in der Scheune liegt. Ein riesenhaftes Spinnenwesen, das angeblich tatsächlich gelebt haben soll. Der arrogante Professor Mugford hält das Teil für eine Konstuktion aus Pappe und Draht, womit er den Gastgeber nachdrücklich verärgert. So recht mag den Ausführungen des Burschen keiner glauben. Bald sollen die Skeptiker jedoch eines besseren belehrt werden, denn der Einschlag des Meteors hat unter der Erde etwas Groooosses aufgescheucht...
Brett Piper haut alle paar Jahre einen trashigen Streifen raus, produziert für wenig Geld, dafür mit Liebe zur Sache. "Arachnia" huldigt den Monsterfilmen der fünfziger Jahre, die riesigen Spinnen kommen dann auch konsequenterweise im Stop-Motion Verfahren daher. Die Qualität eines Ray Harryhausen erreicht man dabei zwar nie, doch es macht Freude diese bewährte Technik auch in neuen Produktionen wiederzusehen. Selbstverständlich fehlt auch ein bedrohliches Nest unter der Erde nicht, dort wird im Finale fleissig gesprengt, geballert und gegeifert. Die Verbeugung vor den alten Filmperlchen funktioniert erstaunlich gut. Bedient sich Piper allerdings aktueller Stilmittel, gerät sein Konstrukt ein wenig ins Wanken. Der Streifen wird dann einfach zu unentschlossen. Hier werden kurz Möpse gezeigt, dort wird ein Opfer von den Monstern zerlegt, sogar eine Kettensäge kommt zum Einsatz. Man hätte während dieser Momente ein wenig mehr aufs Gas treten sollen, der Spassfaktor wäre dadurch sicher massiv in die Höhe getrieben worden. Die Darsteller machen ihre Arbeit, Rob Monkiewicz ist ein angenehmer C-Film Held, David Bunce herrlich arrogant, nahezu ekelhaft. Irene Joseph spielt die toughe Dame vom Dienst, während Bevin McGraw das dumme Blondchen mimt, Alexxus Young (hübsch!) zeigt ihre Bälle vor.
Wenn man ein Herz für trashige Monsterfilmchen der C-Klasse hat, dann darf man bei "Arachnia" einen Blick riskieren. Die DVD von Anolis kommt in ordentlicher Qualität ins Haus, es gibt ein paar kleine Boni, erfreulicherweise liegt sogar ein Booklet bei. Da die Scheibe für wenig Geld zu haben ist, habe ich als "Monsterallesglotzer" gern zugegriffen. Als kleinen Geheimtipp kann ich den Fim zwar nicht deklarieren, doch sympathisch ist das ulkige Treiben allemal.
5,5/10 (Gediegene Mittelklasse, der "Wohlfühlfaktor" liegt noch ein wenig höher!)
Lieblingszitat:
"Ich bin eine der besten persönlichen Assistentinnen die es gibt. Gutes Aussehen ist nur eine Zugabe."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Di 20. Apr 2010, 22:28
von Blap
The Perfume of the Lady in Black (Italien 1974, Originaltitel: Il profumo della signora in nero)
Silvia Hacherman (Mimsy Farmer) ist beruflich erfolgreich und bewohnt eine schicke Wohnung. Doch Ereignisse aus ihrer Kindheit beschäftigen sie noch immer. Die junge Frau wird von Albträumen geplagt, nach und nach scheint sie sich in einen Wahn zu steigern, der sie auch am Tag immer häufiger heimsucht. Ihr Freund Roberto (Maurizio Bonuglia) kann diese Probleme nicht nachvollziehen, Silvia fehlt eine vertauenswürdige Bezugsperson der sie ihr Herz ausschütten kann. Ihr Nachbar Signor Rossetti (Mario Scaccia) ist ein freundlicher älterer Herr, mit dem sich die Geplagte gut versteht, doch gleichzeitig kommt er fast ein wenig unheimlich daher. Als dann auch noch ein kleines Mädchen in Silvias Wohnung auftaucht, verschwimmen die Grenzen zwischen Wahn und Realität endgültig...
Die erste Regiearbeit von Francesco Barilli kann mit einer fesselnden Story punkten, die erfreulicherweise in sehr schönen Bildern eingefangen wurde. "Il profumo della signora in nero" fasziniert mit einer intensiven Atmosphäre, die sich dank des gemäßtigten und ruhigen Erzähltempos prächtig entfalten kann. (Wenige) wüste Schauwerte gibt es gegen Ende des Films zu sehen. Diese wirken aber nicht wie aufgezwängte Fremdkörper, sondern untermalen das Treiben sehr stimmungsvoll. Sehr geschickt setzt man schon früh vermeintlich belanglose Kleinigkeiten ein, die umgehend auf die drohende Gefahr hinweisen, die aufkommende Verzweiflung der Hauptfigur regelrecht greifbar machen. Da reicht schon das Anschalten diverser Lichtquellen durch Silvia, wohlgemerkt bevor sie ihre Wohnung verlässt. Auch bezüglich der Darsteller gibt es positives zu berichten. Mario Scaccia hat mir besonders gut gefallen, sein Herr Rossetti sorgt bei jedem Auftreten für unterschwellige Spannung, verbindet vordergründige Freundlichkeit mit finsteren Abgründen. Mit fürchterlichem Schrecken, der nur ganz knapp unterhalb der sauberen Fassade darauf wartet unheilvoll auszubrechen. Maurizio Bonuglia kommt als Lebensgefährte der Hauptfigur recht glatt und teils kalt daher, was letztlich rundum zum Verlauf und der Auflösung der Geschichte passt.
"Eigentlich" müsste mich diese schöne Mystery-Grusel-Perle mit Wonne erfüllen. Doch leider gibt es einen grossen Hemmschuh, die Hauptdarstellerin Mimsy Farmer. Während sie mir in Dario Argentos "Vier Fliegen auf grauem Samt (4 mosche di velluto grigio, 1971) nicht weiter auffiel, störte mich ihr Mitwirken in "Autopsie - Hospital der lebenden Leichen" (Macchie solari, 1975) schon sehr deutlich. Während mich in "Autopsie" ihre schauspielerische Leistung nicht überzeugte, kann ich ihr ein Versagen auf dieser Ebene nicht für "The Perfume..." anlasten. Zugegeben, Frau Farmer liefert eine durchaus solide Vorstellung ab. Aus mir bricht der Chauvi hervor, denn ich finde die Dame ungefähr so attraktiv wie einen kompostierbaren Teebeutel. Aber selbst dies ist nicht der Grund für meinen Ärger, ich kann Mimsy Farmer einfach nicht ausstehen. Es gibt keine sachliche oder vernünftige Begründung dafür, es ist einfach so. Da der Film aber stark auf dem Mitfühlen mit der Hauptfigur aufbaut, funktioniert der Streifen für mich zu einem erheblichen Teil nicht mehr. Anstatt zu zittern, darauf zu hoffen die "Heldin" möge einen Ausweg aus dem um sich greifenden Grauen finden, erfreute ich mich an jedem Leid das ihr geschah. Der Film wird dadurch pervertiert, dass ich ein zutiefst subjektiver und manchmal intoleranter Gipskopf bin. Vermutlich sollte ich mich nun schämen, aber dieses Gefühl will sich nicht einstellen. Im Gegenteil, mir bereitet das Ende des Streifens sadistische und bizarre Freude! Es wird Zeit über eine Ausweitung der psychologischen Betreuung nachzudenken, keine Frage.
Wäre "Il profumo della signora in nero" mit einer Hauptdarstellerin besetzt, für die ich meine Zustimmung erteilen könnte... ...dann würde an dieser Stelle wohl eine Bewertung im Bereich von 7,5/10 (gut bis sehr gut) stehen. Ergo empfehle ich jedem Filmfreund eine Sichtung der Sause, denn sicher wird nicht jeder mit Mimsy Farmer solch ausufernde Probleme bekommen. Mir ist nun endlich klar, dass Candice Bergen der Thron der "schrecklichsten Frau auf Erden" nicht mehr alleine gebührt. Danke, Mimsy! Die italienische DVD von Raro Video überzeugt mit schöner Qualität, zusätzlich gibt ein interessantes Interview mit Francesco Barilli zu sehen. Neben dem italienischen Ton, liegt der Film auch in englisch auf der Scheibe vor.
Lieblingszitat:
"Sometimes I really don't understand you..."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 21. Apr 2010, 08:16
von jogiwan
Aber geh... jetzt bist du aber unfair! Die Mimsy ist schon super! Nur ihren Stylisten (mit Ausnahme vom Argento-Film) gehören allesamt gefeuert. Ich mag die! Es ist aber immer wieder interessant zu lesen, wie sehr Miss Farmer polarisiert, nur weil sie mit blonden, kurzen Haaren und Flachbrüstigkeit nicht den üblichen Schönheitsidealen von italienischen Darstellerinnen dieser Zeit entspricht...
cool...
naja...
geht gar nicht...

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 21. Apr 2010, 13:32
von Blap
jogiwan hat geschrieben:Aber geh... jetzt bist du aber unfair!
Ich habe nie etwas anderes behauptet. Aber Frau Farmer finde ich nicht nur wegen ihrer "Frisuren" grausig, sie ist mir insgesamt einfach zuwider!
Wer hässlich ist, der muss nicht automatisch unsympathisch sein, ich mag mich ja auch gern.
Doch Frau Farmer ist mir extrem unsympathisch. Zusammen mit Candice Bergen in einen alten Kartoffelsack packen und im Japangraben verklappen.
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 21. Apr 2010, 14:59
von Blap
Fido - Gute Tote sind schwer zu finden. (Kanada 2006, Originaltitel: Fido)
Vor Jahren trieb eine Giftwolke durch die Atmosphäre, die Toten erhoben sich und die sogenannten Zombiekriege erschütterten den Planeten. Ein cleverer Tüftler erfand jedoch ein Halsband, mit dem sich die Zombies zur Ruhe bringen lassen. Nun können die Untoten für diverse Arbeiten und Dienste eingesetzt werden. Jeder "gute" Haushalt hält sich einen oder mehrere Zombies, es gehört einfach zum guten Ton. Der allmächtige Zomcon Konzern greift bei eventuellen Problemen ein, dreht ein Zombie trotz der Sicherheitsvorkehrungen durch, wird umgehend eingegriffen und für Abhilfe gesorgt. Die Robinsons wohnen in einer beschaulichen Ortschaft, als einzige in ihrer Strasse haben sie keinen Zombie. Als dann auch noch ein hohes Tier von Zomcon in ein Nachbarhaus einzieht, beschafft Helen Robinson (Carrie-Anne Moss) gegen den Willen ihres Gatten Bill (Dylan Baker) einen Untoten (Billy Connolly). Zerknirscht fügt sich Bill in sein Schicksal, während sich Sohn Timmy (Kesun Loder) schnell mit dem neuen "Familienmitglied" anfreundet. Timmy leidet darunter in der Schule ein Außenseiter zu sein, aber noch mehr peinigt ihn, dass sich sein Vater offenbar kaum bis gar nicht für ihn interessiert. Der Junge verpasst seinem neuen Freund den Namen Fido, bald kommt es blutigen Vorfällen, die es geschickt zu tarnen gilt...
"Fido" macht Spass! Aber um es gleich vorwegzunehmen, mit dem Überflieger "Shaun of the Dead" kann es diese Zombiekomödie nicht aufnehmen! Doch werfen wir einen kurzen Blick auf den Film. Die Handlung ist in einer kitschigen, quietschebunten Kleinstadt im Nordamerika der fünfziger Jahre angesiedelt. Es gilt die kleinbürgerliche Fassade zu wahren, alles nett und adrett, echte Gefühle bleiben außen vor. Mit der Gestaltung der Kulissen hat man sich wirklich Mühe gegeben, man fühlt sich tatsächlich in einer andere und seltsame Welt versetzt. Gleichzeitig gelingt es den Machern durchaus überzeugend, eine Brücke in unsere heutige Zeit zu schlagen, in der die Oberflächlichkeit beständig um sich greift, fortschreitet. Dazu ein mächtiger Konzern der alles kontrolliert, die Menschen leben in großzügig eingezäunten Sicherheitszonen. Ausserhalb dieser Zonen wüten die Untoten, wer nicht nach Wunsch funktioniert wird dorthin verbannt. Ebenso gut gelungen ist die Wahl der Schauspieler. Die grösste Überraschung ist für mich Carrie-Anne Moss, die zunächst ähnlich flach wie ihr von Dylan Baker gespielter Mann erscheint, im Verlauf des Streifens aber erstaunliche Eigenschaften offenbart. Dylan Baker sieht genau so aus, wie man sich den typischen, hinterwäldlerischen, kleinkarierten Ami-Spiesser vorstellt, absolut klasse gespielt! Billy Connolly gibt den Zombie mit Herz, was für den einen oder anderen Schmunzler sorgt. Kesun Loder liefert eine ordentliche Leistung ab, man hat schon weitaus weniger talentierte Kinder in Filmen ertragen müssen. Ansonsten fällt noch der phantastische Tim Blake Nelson sehr positiv auf, der verschrobene -aber freundliche- Nachbar, der zu seinem weiblichen Zombie ein sehr enge Bindung hat. Auch Henry Czerny soll nicht unerwähnt bleiben, er gibt überzeugend den klischeehaften Bösewicht zum besten.
Die Ausstattung stimmt, die Besetzung wurde mit Bedacht gewählt, das bunte Treiben ist sehr ansprechend inszeniert und fotografiert. Doch trotzdem reicht es nicht zum echten Knaller, denn dazu ist "Fido" einfach eine Spur zu brav ausgefallen. Gerade wegen der zuckersüssen Kulisse hätte der Humor einen bissigen, zynischen und harten Kontrast einbringen müssen. Leider ist man in dieser Disziplin aber mit leicht angezogener Handbremse unterwegs. So wird z.B. die bizarre Beziehung zwischen Nachbar Mr. Theopolis (Tim Blake Nelson) und seiner Zombiene Tammy nur angedeutet, schade eigentlich. Nicht zu vergessen, dass sich Mrs. Robinson zu Fido hingezogen fühlt, man es aber bei Blicken und Gesten belässt. Nett ist die Idee mit den "Kopfsärgen", mit denen man als Verstorbener einer "Auferstehung" auf Wunsch entgegenwirken kann. Regisseur Andrew Currie hat mit "Fido" einen unterhaltsamen und sympathischen Film eingetütet, mit ein wenig mehr Mut und Frechheit hätte der Film ein zukünftiger Kultklassiker werden können. "Shaun of the Dead" bleibt unangetastet auf seinem Thron, an der Regentschaft des Platzhirschen kann "Fido" zu keiner Zeit rütteln.
An der DVD von Ascot gibt es nicht zu meckern. Das Bild ist solide, es gibt ein Paar Boni zu sehen. Als Verpackung ist auch ein schickes Digipak verfügbar, der Preis für die Scheibe fällt moderat aus. Zu Begeisterungsstürmen reisst mich "Fido" nicht hin, aber ich wurde gut und kurzweilig unterhalten. Daher setzt es verdiente 7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Oh Scheisse, ich hab' meinen blöden Bruder erschossen."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 21. Apr 2010, 20:51
von Onkel Joe
Blap hat geschrieben:Fido - Gute Tote sind schwer zu finden.
Zu Begeisterungsstürmen reisst mich "Fido" nicht hin, aber ich wurde gut und kurzweilig unterhalten. Daher setzt es verdiente 7/10 (gut)
Das sehe ich genauso, er macht Spaß, mehr kann und sollte man da auch nicht erwarten.
7/10 gibts auch von mir.