Der letzte Zug (USA 1962, Blake Edwards 4/10)
Die Bankangestellte Kelly wird des nachts von einem Unbekannten überfallen. Dieser erpresst sie,
Geld zu unterschlagen, andernfalls droht er Kellys Schwester umbringen.
Kelly geht zum Schein auf die Forderung ein, wendet sich jedoch zugleich
an die Polizei. Der ermittelnde Beamte Ripley (Glenn Ford) geht sehr behutsam vor
und versucht Kelly zu schützen. Zugleich jagt er dem offenbar asthmakranken
Erpresser nach. Handelt dieser alleine? Hat er womöglich mitbekommen, daß die
Polizei auf seinen Fersen ist? Die Gefahr für Leib und Leben der beiden Schwestern steigt....
Blake Edwards auf dem Regiestuhl, Glenn Ford und Lee Remick als Stars in einem
Psychothriller. Musik von Henry Mancini. Was kann da noch schiefgehen?
So ziemlich alles......
Schon bereits die Eingangssequenz, in der der Erpresser Kelly in der Garage überfällt und
ihr in aller Ausführlichkeit seinen Plan erläutert, ist ein denkbar schlechter Einstieg.
Viel zu sehr in die Länge gedehnt erscheint diese Exposition zweier Hauptdarsteller.
Ein Vorzeichen für den gesamten Film.
Der vielerorts hochgelobte "Experiment in Terror" hat so gar nicht meinen Geschmack getroffen.
Das Werk erscheint sehr schlecht gealtert. Die zwei Stunden Laufzeit wirken gedehnt und
spulen sich ohne nennenswerte Höhepunkte ab. Am ehesten zu packen verstehen noch
die Sequenzen, in denen versucht wird, dem Erpresser ein menschliches Antlitz zu verleihen.
Daß die Abhörtechniken und die Versuche den Erpresser zu orten für heutige Verhältnisse
steinzeitmäßig daherkommen; geschenkt. Daß hierfür aber sehr viel Raum und Zeit
eingeräumt wird, trägt zur schlechten Alterung bei.
Eine Sequenz, in der sich der Erpresser als Frau verkleidet an Kelly heranmacht,
ist in ihrer Naivität kaum noch zu überbieten. Völlig ohne Not begibt dieser sich
dadurch in größte Gefahr.
Das Finale ist kurz und unspektakulär. Auch hier hat die vorangegangene Szene
► Text zeigen
das Auffinden der entführten Schwester
bereits jegliche Dramatik herausgenommen.
Überhaupt werden Szenen mit dramatischem Potential nicht ausgereizt. In seinen
vielen Komödien beweist Blake Edwards ein wesentlich feineres Gespür für Timing.
Daß es weit besser geht zeigt z.B. Edward Dmytryks "Mirage", dem "Der letzte Zug"
auch nicht ansatzweise das Wasser reichen kann.