Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

[Arkadin]

Dazu ein starker Soundtrack von Clint Mansell!

Mansell mag ich auch sehr. Das macht Freude auf den Film. Stimmt das eigentlich, dass der sich sehr und auch ganz offensiv bei Hitchcocks "Im Schatten des Zweifels" bedient? Stichwort: Onkel Charlie.

[sergio petroni]

Ein Bulle sieht rot (FRA 1970, Yves Boisset, 8/10)
Ein wahrlich toller Streifen von Yves Boisset. Sein zweiter Film nach "Der Teufelsgarten"
nimmt die Stories der italienischen Selbstjustizstreifen späterer Jahre vorweg.
Die Besetzung ist ein Traum. Gianni Garko und Adolfo Celi spielen tragende Rollen.
Viele weitere Stars geben sich die Klinke in die Hand, und Michel Bouquet
als Inspektor Favenin schießt den Vogel ab. Sein recht unscheinbares Äußeres macht er
durch seine furchteinflößende, extrem zielgerichtete Darstellung des jagenden
Bullen mehr als wett.
Sollte man den Streifen noch nicht gesehen haben, wäre es anzuraten, vor der
Sichtung auf jegliche Lektüre einer Inhaltsangabe zu verzichten.
"Knallharter Selbstjustizreißer" muß als Empfehlung genügen.

[karlAbundzu]

Dazu ein starker Soundtrack von Clint Mansell!

Mansell mag ich auch sehr. Das macht Freude auf den Film. Stimmt das eigentlich, dass der sich sehr und auch ganz offensiv bei Hitchcocks "Im Schatten des Zweifels" bedient? Stichwort: Onkel Charlie.

im Schatten des Zweifels ist lange her bei mir, aber die Rolle des Onkel Charlie (nicht Sheen) ist schon sehr ähnlich, aber der Film dann doch ein anderer.

[sergio petroni]

Knock Knock (USA 2015, Eli Roth, 3/10)
"Knock Knock" von Eli Roth ist ziemlich daneben. Auf die Motivation der beiden Furien
wird so gar nicht eingegangen. Auch ist deren Vorgehensweise in keinster Weise schlüssig
und läßt den Zuseher ratlos zurück. Sollte ein braver Familienvater auf die Probe gestellt
und bei Fehlverhalten an den Pranger gestellt werden? Daß dabei aber über Leichen gegangen
wird stellt die Moral der Frauen bloß.
Die erste Hälfte ist mehr als lahm, und Keanu Reeves vermag mit seinen doch
begrenzten schauspielerischen Fähigkeit den Zuschauer so gar nicht zu fesseln.
So ist der Hauptvorwurf eigentlich sogar die spannungs- und überraschungsarme
Inszenierung Roths. Trotz der beiden eigentlich nett anzusehenden Mädels
ist "Knock Knock" ein totaler Reinfall.

[sergio petroni]

Bone Tomahawk (USA 2015, S. Craig Zahler, 4,5/10)
Kurt Russell sehe ich immer wieder gerne. Im Zweifelsfall kann er sogar einen
ganzen Film retten. Hier gelingt ihm das leider nur bedingt.
Die Story dreht sich um eine Rettungsmission, ausgeführt von vier Männern.
Sie jagen einem Stamm Eingeborener hinterher, um zwei Entführungsopfer
zu befreien. Das ganze spielt Ende des vorletzten Jahrhunderts. Da ein
reiner Western wohl nicht mehr zeitgemäß erschien, wurden aus den Indianern
kurzerhand Kannibalen. Dies ist kein Spoiler, da bereits zu Beginn des Films
ein Protagonist diese Vermutung in den Raum wirft.
Die Verfolgung gestaltet sich mühselig und langwierig, nicht nur für die
Handelnden. Zum Ende gibt es dann einen Showdown in einem Höhlensystem,
der mich leider auch nicht vom Hocker gerissen hat. Eingestreut wurden
einige wenige Splatterszenen, die jetzt vielleicht zeitgemäß sein mögen, dem
Film jedoch nicht gut tun.
Leider ein etwas unausgegorenes Werk, von dem ich mir wesentlich mehr
versprochen hatte. Regiedebütant Zahler schlägt in viele Richtungen, trifft
aber selten. Geschaut und gleich wieder vergessen.

[purgatorio]

SCHTONK! (Deutschland 1992, Regie: Helmut Dietl)

Der schmierige Journalist Hermann Willié liegt am Boden. Der Kauf des Jacht-Wracks des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring hat ihn ruiniert. Auch eine Liaison mit dessen Nichte, Freya Freifrau von Hepp, kann ihn aus der Misere nicht retten. Und auch journalistisch läuft es für Willié nicht gut. Eine Sensation muss her! Und die findet er auf einem Kameradschaftsempfang von Altnazis und begeisterten Sammlern von Nazi-Devotionalien, die sich seit geraumer Zeit vom Kunstfälscher „Prof. Dr.“ Knobel an der Nase herumführen lassen. Er verkauft ihnen Fälschungen aus dem Nachlass Hitlers, neben einem Aktgemälde von Eva Braun unter anderem auch ein Tagebuch des Führers. Willié wittert seine Chance, sucht die Freundschaft von Knobel und wirbt in der Redaktion der Hamburger Illustrierten HHpress für den Erwerb der Tagebücher. Und auch in der Chefredaktion erahnt man die Sensation. Für neun Million Mark werden 60 Tagebücher bestellt. Und Knobel beginnt mit Freude deren Produktion…

Nach vielen Jahren nun die Zweitsichtung absolviert. Dezent komisch und definitiv voller satirischer Seitenhiebe ist SCHTONK! ein angenehmes Filmvergnügen aus Deutschland über Deutschland. Erschütternd doof. Darf man mögen!

[Lobbykiller]

Sollte man den Streifen noch nicht gesehen haben, wäre es anzuraten, vor der
Sichtung auf jegliche Lektüre einer Inhaltsangabe zu verzichten.
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Top Flick!
Und was den Ratschlag angeht, so mach ich das eigentlich schon immer.
Genreangabe und Staff-Deklarierung sollten genügen, um einen Filmgenuss zu gewährleisten, im Vorfeld.
Und man sollte sein Augenmerk bei guten stilistischen Filmen des "Golden Age 68-82" auch nicht zu sehr in der konventionellen Art auf ein Handlungsgefüge legen, sondern eher sein Ohrenmerk auf die Gesamt-Atmosphäre abzielen.

[Arkadin]

Mörderland - Ziemlich grandioser spanischer Thriller, der im Jahre 1980 spielt und bei dem neben der Thrillerhandlung (in einer abgelegenen Gegend in Südspanien treibt sich ein Mädchenmörder herum, der bereits vier Opfer auf dem Gewissen hat) auch immer der Schatten des Franco-Systems und der damals noch nicht ganz vollzogene Umbruch zur gerade einmal zwei Jahre alten Demokratie eine Rolle spielt. Die Darsteller sind durch die Bank weg sehr überzeugend und die Kameraarbeit teilweise überwältigend. Man spürt die Hitze und riecht das südspanische Sumpfland. Kann ich empfehlen.

[Santini]

Wyrmwood

http://deliria-italiano.org/phpbb/austr ... ml#p149899

[BBvideo][/BBvideo]

Der Film hat das (untote ) Herz am rechten Fleck, kommt recht erfrischend daher, und scheut sich teils auch nicht, Genre-Puristen mit einigen neuen Ideen in den Zombie-Hintern zu treten.
Dass dem Film im letzten Drittel ein bißchen die Puste ausgeht, ist defintiv kein Grund auf ihn zu verzichten.

Well done!

[purgatorio]

LA ANTENA (Argentinien 2007, Regie: Esteban Sapir)

Die Stadt ohne Stimmen siecht schon seit 20 Jahren in Lethargie dahin. Eine Mediendiktatur hat die Bewohner zu stummen Konsumenten gemacht. Es fehlen ihnen die Stimmen, die Worte sind jedoch geblieben. Doch Señor T.V., ein skrupelloser Machtmensch, will mit einem Störsignal aus einer geheimen Maschine auch die Worte der Bewohner rauben, um so ein Volk aus willenlosen Verbrauchern zu schaffen, die seine Macht nicht mehr gefährden können. Dazu benötigt er die mysteriöse Sängerin La Voz, die als einzige noch eine Stimme besitzt.

Ein Fernsehtechniker durchschaut jedoch Señor T.V.s Plan. Seine Tochter Ana kam durch einen Zufall auf das Geheimnis von La Voz, die ihren blinden Sohn vor der Außenwelt versteckt hält, der ebenfalls eine Stimme besitzt. Mit seiner Hilfe könnte in einer alten Antennenstation in den Bergen der diabolische Plan des Medienmoguls noch vereitelt werden. Doch als Señor T.V. durch den listigen Dr. Y. auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht wird, beginnt eine mörderische Hetzjagd durch die surreale Welt der Stadt ohne Stimmen …

Eine vollkommen gleichgeschaltete Welt ist kontrollierbar und mundtot. Und eine Gruppe von Rebellen lebt darin gefährlich. Die Prämisse ist einfach. Aber die Bildsprache, die dafür gefunden wurde, ist überwältigend und atemberaubend! Es fehlen einem die Worte für das visuelle Feuerwerk, dass hier von Regisseur Esteban Sapir in seinem gerade mal zweiten Film abgebrannt wird. Die lange Recherche zur Bildfindung äußert sich in liebevoll detaillierten Hommagen an die expressionistischen Stummfilmklassiker der Nachkriegszeit, aber auch in einer Vielzahl weiterer Referenzen an Schwarz-Weiß-Filme, die Filmgeschichte schrieben. Unsagbar großartig sind auch die Interaktionen von Untertiteln und Text mit dem Filmbild und den Figuren. Die Sets und die skurrilen Charaktere, die Kostüme und die unzähligen Details… man gerät ins Schwärmen und weiß doch nicht so richtig, wie man dafür Worte finden soll, was einem hier geboten wird. Ein Blick in das Making Off zeigt, dass es den Schauspielern nicht anders ging. Ein ganz großer, hochgradig artifizieller Film, den man unbedingt gesehen haben sollte! Hier herrscht das Bild über alles! Großartig!