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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Do 23. Nov 2017, 18:07
von sergio petroni
Lake Nowhere (USA 2014, Christopher Phelps / Maxim Van Scoy, 7/10)
"Lake Nowhere" aus dem Jahre 2014 erzählt die Geschichte einer Gruppe von sieben
jungen Leuten, die eine abgelegene Waldhütte ansteuern, um eine Wochenende
mit Bierkonsum, Sex und Abhängen zu verbringen. Die Geschichte spielt in den 1980er
Jahren, entsprechend eingeschränkt sind die Telekommunikationsmöglichkeiten.
Während der verrückteste der Gruppe gleich nackt im nahen See baden geht, bereiten
sich die anderen auf einen gemütlichen Abend am Holzfeuer vor. Über Trinken und
alberne Spiele scheinen die sechs den Abend über ganz zu übersehen, daß der Badende
noch nicht zurückgekommen ist. Doch plötzlich klopft es an der Tür, und der
nackte Badejünger steht triefend und apathisch davor und scheint seine Umgebung
nicht mehr wahrnehmen zu können. Als er im Laufe der Nacht aggressiv wird,
nimmt der Horror seinen Lauf. Doch an Flucht ist nicht zu denken, denn im Wald lauert
ein noch viel größerer Schrecken....

Vor Beginn des Hauptfilms bekommen wir zwei Trailer für fiktive Filme zu sehen sowie
eine Bierwerbung für eine ebenfalls fiktive Marke. Der Konsum dieser Biermarke nimmt
im Film dann biblische Ausmaße an. Da der Film nur knapp sechzig Minuten dauert,
hält man sich auch nicht lange mit der Exposition auf. Gegen Ende geht es dann sowieso
Schlag auf Schlag.
Optik (verwaschen, Bildfehler), Kamerafahrten, Sounddesign (dumpfer Synthieklang)
und Kameraeinstellungen versetzen den Zuseher von Anfang an in ein gewisses
"Evil-Dead-Feeling"; und das meine ich hier durchaus positiv. Verweise gibt es noch auf viele
andere Klassiker des Genres. Allerdings ist "Lake Nowhere" durchaus ein eigenständiger
Film mit einer mysteriösen Geschichte zwischen Horror und Slasher.
Die Effekte erscheinen größtenteils handgemacht und sind nicht immer perfekt,
verfehlen ihre Wirkung dennoch nicht.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Do 23. Nov 2017, 18:19
von Blap
Robbery (Großbritannien 1967) - Regisseur Peter Yates ist heute wohl vor allem wegen "Bullitt" noch in Erinnerung. Ein Jahr zuvor inszenierte er mit "Robbery" einen sehr kurzweiliges Heist Movie mit Stanley Baker in der Hauptrolle. Baker schart eine Bande von Spezialisten um sich, will einen Postzug mit jeder Menge Zaster an Bord ausrauben.

Nun, während "Bullit" vor allem wegen seiner Verfolgungsjagd auffällt, bekommen wir hier einen spannenden und toll besetzten Streifen geboten, der neben einer guten Autojagd noch viel mehr zu bieten hat (davon abgesehen sind die britschen Karren natürlich weitaus stilvoller als die bekackten Prollschleudern der Amis). Ebenso ist das Ensemble weitaus stärker als in "Bullitt", wer braucht schon ein Prilleken wie Steve McQueen, wenn er den grandiosen Stanley Baker haben kann?

Was soll dieser sinnfreie Vergleich? Keine Ahnung, ich will vermutlich meinen Unmut in die Tastatur prügeln. Unmut darüber, dass ein guter Film wie "Bullitt" noch heute recht bekannt ist, während ein sehr guter Film wie "Robbery" fast vergessen ist. Ach, leckt mich doch ... :lol:

Ach ja, die BD aus dem Hause Network ist zu empfehlen!

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Do 23. Nov 2017, 18:39
von sergio petroni
Blap hat geschrieben:Robbery

Ach ja, die BD aus dem Hause Network ist zu empfehlen!
Danke für die Empfehlung,
gleich mal geordert.....

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Do 23. Nov 2017, 21:19
von Blap
sergio petroni hat geschrieben: Danke für die Empfehlung,
gleich mal geordert.....
Gute Wahl, ich bin auf deine Meinung gespannt!

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Fr 24. Nov 2017, 14:28
von Arkadin
Der Schlitzer von London - Aka Scotland Yard greift ein. Ganz wumdervoller, expressionistischer US-Thriller von 1944. Regie führt der in Hamburg geborene John Brahm (dem sollte man da mindestens mal eine Strasse widmen) und die Hauptrolle spielt der unglaubliche Laird Cregar, dessen kurzes Leben leider ein Ende fand, als er den deNiro machen wollte und sich mal eben um die 50kg für seine Rolle in Brahms "Hangover Square" (Scotland Yards seltsamster Fall) runter hungerte, was sein Körper wohl nicht mitgemacht hat. Ein wirklich riesiger Verlust. "Der Schlitzer von London" ist eine weitere Verfilmung von "The Lodger", der auch die Grundlage zu Hitchcocks erstem großen Erfolg bildete. Erzählt wird eine Jack, the Ripper-Geschichte mit Cregar als Hauptverdächtigen. Spannend, ein Fest für die Augen und allein durch Cregars melancholisch-manischer Darstellung unvergesslich. Tipp!

Loft - Wieso heißt der Film überhaupt "Loft", wo er doch größtenteils in einem Landhaus spielt? Egal. Kiyoshi Kurosawa hat wieder zugeschlagen und liefert dem Zuschauer eine mysteriöse, atmosphärisch dichte Geschichte über eine Schriftstellerin mit Schreibblockade, die in ein Landhaus zieht, neben dem der bunekrähnliche Komplex eines Instituts steht, und in dem sich einsam ein Mann mit einer 1000jährigen Mumie beschäftigt, die vor Kurzem im Sumpf geborgen wurde. Allerdings schlägt die Story einige langsame Volten, nichts ist, wie es anfangs erscheint. Jeder hat sein Säckchen zu tragen und zeigt dieses nur ungern seinen Mitmenschen. Alles ist in eine traumwandlerische Stimmung getaucht und mit typischen J-Horror-elementen versetzt, ohne dass diese allzu sehr dominieren würden. Ein schöner, trauriger, manchmal auch spannender Film.

Das Millionenspiel - Der "Skandal-Klassiker" des deutschen Fernsehens. Hatte ich vor Jahren mal im TV gesehen, als der Giftschrank erstmals wieder geöffnet werden durfte. Damals fand ich den gut, aber aufgrund des legendären Rufs und der hohen Erwartungshaltung eben nur gut. Diesmal hat er mich schlicht umgehauen. Brillante Bestzungscoups (Hallervorden, Heck, Faßbender) und ein überragender Jörg Pleva, der zwar Hauptfigur ist, mit dem man auch mitfiebert - der aber immer ein normaler Mensch bleibt, mit all seinen Schwächen und Markeln und auch nicht der totale Sympathieträger ist. Obwohl ich wußte, wie es ausgeht, fand ich den Film megaspannend und erschreckend aktuell. Heute vielleicht noch aktueller als damals, wo er noch "Zukunftsmusik" war. Zudem: Großartige Musik von Irmin Schmidt (Can).

Smog - Holla, was war das denn? Von Wolfgang Petersen hätte ich was ganz anderes erwartet, als diesen extrem nüchternen, sehr dokumentarisch angelegten Katastrophenfilm. Okay, was heißt Katastrophenfilm. "Smog" spielt einfach recht distanziert, absolut realistisch und unaufgeregt ein Szenario durch, welches nun nicht den Weltuntergang nachzeichnet, sondern "nur" drei Tage unter der Smog-Alarmstufe 2. Es gibt Opfer, aber hier fällt jetzt keine ganze Stadt dem giftigen Nebel zum Opfer. Nur ein paar Kranke und Schwache. Inszeniert wird das so, dass man sich teilweise in einer TV-Übertragung wähnt. Gerade dieser Realismus, der Mangel an Identifikationsfiguren/Helden und die generelle Unaufgeregheit macht "Smog" so erschreckend. Und am Ende hat man dann doch den fetten Kloss im Hals und die Faust in der Tasche - ohne dass Petersen das direkt über reißerische Bidler einfordern würde. Stark!

Mutant - Herrlich matschiges, spekulatives und billiges "Alien"-Ripp-Off, welches es schafft, gleich in den ersten Sekunden Alien, Star Wars und 2001 zu zitieren. Und warum sollen sich zwei attraktive wissenschaftliche Mitarbeitereinnen nicht darüber unterhalten, wie man das Monster vernichten könnte - während sie gerade nackt unter der Dusche stehen und sich gegenseitig einseifen. So ist das halt im Wissenschaftsbetrieb.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Sa 25. Nov 2017, 08:02
von Lobbykiller
Little Shop Of Horrors (USA 1960) R: Roger Corman
-> Nach über 30 Jahren auf der Watchlist nun endlich beäugt (Schwarzweiss-Fassung, deutsche Synchro). Bin ja kein Komödien-Junkie, aber wenn es auf diese skurrile Lowbudget-Weise geschieht, ist das auch für mich unterhaltsam. Was natürlich nicht heisst, dass ich jetzt darüber lachen würde, dass der Hauptdarsteller ständig über Eimer stolpert. :mrgreen:
(4,5/5 = kleiner Kultfilm)

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: Sa 25. Nov 2017, 15:26
von sergio petroni
Unhinged (USA 1982, Don Gronquist, 6/10)
Drei junge Damen machen sich auf zu einem Konzert. Hinaus aus der Stadt geht es in den Wald
und hinein in ein fürchterliches Unwetter. Bei eingeschränkter Sicht landet der Wagen im Straßengraben.
Als die Reisenden wieder erwachen, befinden sie sich in einem schloßähnlichen Landsitz
mitten im Nirgendwo und werden von der alten Hausherrin, deren altjüngferlichen Tochter und dem Mann für's Grobe betreut.
Gloria, eines der Mädchen ist etwas angeschlagen, und so warten die anderen auf hoffentlich baldige Weiterfahrt. Doch ohne Telefon und nur mit der Aussicht, zu Fuß die nächste Stadt zu erreichen,
zieht sich der Aufenthalt hin. So kommen die unverletzten Terry und Nancy nicht umhin, die angespannte
Stimmung zwischen Mutter und Tochter hautnah mitzuerleben. Schließlich wird es Nancy zu bunt,
und sie macht sich zu Fuß auf den Weg durch den Wald. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird.....

Wir schreiben das Jahr 1982, die Hochzeit des Slashers. Da hängt sich ein gewisser Don Gronquist
an den Trend und dreht mit einer guten handvoll unbekannten Darstellern in seiner Heimat Oregon den bei uns
nie erschienen "Unhinged", was so viel heißt wie "Gestört".
Assistiert hat ihm dabei der aus Oregon stammende Gus van Sant.
In Großbritannien sogar im Kino gelaufen, wurde dort kurz darauf das Video verboten.
Viele Stimmen behaupten, der Ruhm als "Video Nasty" habe verhindert, daß "Unhinged" komplett
in Vergessenheit geriet. Tatsächlich ist das Tempo des Streifens recht gediegen, aufgund der
überschaubaren Anzahl an Darstellern kann man auch kein Massaker erwarten.
Gronquist versucht sich eher auf der psychologischen Schiene auszutoben und sich bis zum
Ende hin immer eine Steigerungsmöglichkeit offen zu lassen. Und das gelingt ihm meiner
Meinung nach auch. Wer mit ruhigen, morbiden Genrestreifen aus den 1980ern etwas
anfangen kann, liegt hier wohl nicht ganz verkehrt.
Auch wenn er objektiv vielleicht nicht gerade das gelbe vom Ei ist, mir hat dieser Appetithappen gemundet.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: So 26. Nov 2017, 10:08
von sergio petroni
Snuff (USA/ARG 1971-76, Roberta und Michael Findlay, Horacio Fredriksson, Simon Nuchtern)
In Südamerika treibt eine gemeingefährliche Sekte ihr Unwesen. Der Anführer nennt sich Satan
und umgibt sich mit willigen Nymphen. Diese werden auf Linie gebracht und sind danach bereit,
für den Meister zu morden und durch die Hölle zu gehen. Zu plagiatsverdächtigem "Born-to-be-wild-Sound"
wird in hippiesken Outfits durch die Gegend getuckert. Kleineren Straftaten soll schließlich
der Höhepunkt in Form eines Überfalls auf ein Villenanwesen folgen. Das Ziel ist klar: Keine Überlebenden!

Ich wage mal zu behaupten, daß die Findlays ihren Film mit dem Titel "Slaughter" schon fertig gestellt hatten.
Offenbar ging ihnen gegen Ende das Geld für Spezialeffekte ab, das vorher in gewissem
Rahmen wohl vorhanden war (Einschüsse, Messerstiche,...). Das fertige Produkt lief
jedoch in Südamerika so schlecht, daß sich in Nordamerika kein Käufer fand.

Der Begriff "Snuff" kam in Zusammenhang mit der Manson-Family auf, der nachgesagt
wurde, sie hätte ihre Taten gefilmt. In der ersten Hälfte der 1970er wurde dann
der Begriff des Snuff-Films zur "urbanen Legende". Sogar das FBI stellte damals einen Beamten ab,
der Filmmaterial nach echten Morden durchsehen sollte. Hierbei holte er Rat
bei dem Filmproduzenten Allen Shackleton und legte diesem Filmbänder vor. Shackleton konnte auch
keine echten Filmmorde erkennen. Ihm kam aber die Idee, mit der Snuff-Hysterie Geld zu verdienen.
Und so erwarb er das Material der Findlays und filmte mit Simon Nuchtern in einer Pornokulisse ein
Ende, das aus "Slaughter" "Snuff" machte.
Wenn man die Szenen vergleicht, sieht man, daß da eigentlich gar nichts zusammen paßt.
Die Darsteller sind andere, die Kulissen auch. Doch das Augenmerk des Betrachters soll
ja auch auf andere, gar schreckliche Details gelenkt werden. Shackleton spricht über die
18 Stunden Drehzeit für das neue Ende, und daß die geplante Eyeball-Szene (ein Ziegenkopf
lag schon parat) aufgrund von Müdigkeit nicht mehr gefilmt wurde.
Sollte man als Filminteressierter aufgrund der vielsagenden Entstehungsgeschichte vielleicht schon einmal
gesehen haben, aber wirklich nur einmal.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: So 26. Nov 2017, 14:25
von Blap
Die Odyssee der Neptun (Kanada 1973) - Nettes Abenteuer unter Wasser, teils herrlich naive FX aus dem Aquarium. Liebenswert und nicht allzu aufregend, knuffige Unterhaltung für den kleinen Hunger. Mit Ben Gazzara, Walter Pidgeon und vor allem Ernest Borgnine durchaus dekorativ besetzt.

Die BD von Schröder Media geht in Ordnung, recht solides Bild, Ausstattung karg.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Verfasst: So 26. Nov 2017, 19:37
von Lobbykiller
Zum Zerreißen gespannt (USA 1949) R: John Berry
D: Richard Basehart, Audrey Totter, Barry Sullivan, Cyd Charisse, William Conrad, ...
-> Nach längerer Zeit mal wieder einen klassischen Noir geschaut. Kein Über-Noir und nicht so gut wie der darauffolgende letzte US-Noir von John Berry vor seiner Emigration, STECKBRIEF 7-73, aber durchaus anschaubar mit einer absurd überzogenen Femme Fatale-Darstellung von Audrey Totter. Wär mir so eine impudente Femme Fatale jemals begegnet im Leben, der hätt ich aber ad hoc den Marsch geblasen :mrgreen: Zudem mit William"Cannon"Conrad in einer soliden Ermittler-Nebenrolle.
(4/5 = gut)