Da hat sich in den letzten zwei Monaten gut was angesammelt. Und da das Forum jetzt solange weg war - gibt es schnell die volle Ladung (minus die 12 Filme, die ich in Oldenburg sah. Die werden aber nachgereicht).
Ein Fremder ohne Namen - Nach langer Zeit wieder gesehen. Regie-Fingerübung von Herrn Eastwood, der hier versucht Leone mit dem US-Western zu verheiraten und dem ganzen eine ordentliche Portion Mystik einhaucht. Das gelingt sehr gut, auch wenn die "Wiedergeburts"/"Geist"-Geschichte für mich nicht so ganz passt, weil sie vage bleibt und entweder noch weiter überhöht werden könnte oder ganz fallen gelassen. Etwas schlucken musste ich auch bei der Vergewaltigungsszene. Nicht nur, weil unser Anti-Held hier der Vergewaltiger ist, sondern weil das dem Opfer dann auch wieder Spaß macht. Sehr problematisch. Ansonsten aber ein harter, gut gefilmter und sehr unterhaltsamer Western. Nicht mehr, nicht weniger.
Enemy - Wunderbares Verwirrspiel von Denis Villeneuve nach einem Roman von José Saramago. Jake Gyllenhaal ist ganz hervorragend in seiner Doppelrolle. Der Plot sehr mysteriös und verbreitet ein permanent unangenehmes Gefühl. Villeneuve wird dabei nie eindeutig, was wir da eignetlich sehen, was real ist, was nicht. So bleibt "Enemy" immer auf viele Arten les- und interpretierbar. Kamera und Musik sind ebenfalls großartig.
Polytechnique - Radikal anders als "Enemy". Beinahe in Echtzeit zeigt Villeneuve aus verschiedenen Perspektiven einen Amoklauf an einer Universität. Inklusive einiger dumpfer Einschläge in die Magengrube. Das ganze ist extrem klaustrophobisch und Nerven zerfetzend inszeniert. Oftmals pochte mir das Herz bis zum Hals. Aber mit dem letzten Schuss sind die Qualen nicht vorbei - und es wird gezeigt, wie die Ereignisse auch das Leben der Überlebenden zerstört hat.
Count Yorga, Vampire - Günstig hergestellter Vampir-Gruseler aus den 70ern. Robert Quarry ist super als promiskuitiver Vampir aus Ungarn. Insbesondere die Szene, in der eins seiner Opfer ihre Katze verspeist, dürfte lange im Gedächtnis bleiben. Auch sonst recht stimmungsvoll und manchmal sogar gruselig.
The Return of Count Yorga - Mehr Vampir-Frauen, mehr Count Yorga! Die Fortsetzung macht sogar noch mehr Spaß als das Original.
The Lego Ninjago Movie - Die Erwartungen waren gering, da mir schon berichtet wurde, dass der Film von den "The Lego ... Movie"-Geschichten der schwächste sei. Fand ich aber gar nicht. Und als im Realfilm-Anfang überraschenderweise Jackie Chan auftaucht, war ich schon überzeugt. Ja, mit der "Ninjago"-Serie hat der Film wenig zu tun (bis auf die Hauptfiguren, die hier aber auch anders als in der Serie agieren). Der Film ist brüllend komisch und eigentlich eine Parodie auf die Serie (die man aber auch nicht kennen muss). Und die Animation ist mit sehr viel Liebe umgesetzt. Die Figuren sehen wirklich aus wie Lego-Figuren, mit denen bereits viel gespielt wurde. So haben sie alle sichtbare Gebrauchsspuren. Fand ich super.
The Lego Batman Movie - Hier umgekehrt. Die Erwartungen waren enorm - da konnte der Film gar nicht mithalten. Das ist alles sehr nett, teilweise auch sehr lustig. Die Anspielungen auf die lange DC-Comic- und Film-Geschichte ist super und Batman eh ein super Charakter (hier komplett egozentrisch und aufgeblasen). Aber irgendwie hatte ich mir mehr versprochen. Da zündete bei mir nicht jede Idee. Nichtsdestotrotz: Hat Spaß gemacht.
Mary Poppins Rückkehr- Weniger Fortsetzung des Disney-Klassikers als vielmehr ein Remake. Einige Szene aus dem Original werden - leicht abgewandelt - fast 1:1 wiederholt. Wie im Original gibt es auch hier eine tolle Szene, in de Realfilm und gutes, altes Zeichentrick-Handwerk gemischt wird - nur ist das hier alles ein klein wenig düsterer. Was man dem Film vorwerfen kann ist seine Länge - gerade bei den aus gewälzten Musical-Nummern. Macht aber nichts, da das Ganze sehr charmant inszeniert wurde und Emily Blunt als Mary ein Hauptgewinn ist. Zugrücklehnen und wohlfühlen.
Yesterday - Ein reines Feel-Good-Movie. Die Grundidee (niemand kennt mehr die Beatles und ein erfolgloser Singer/Songwriter macht mit ihren Liedern Karriere) ist einfach super, die Schauspieler alle grundsympathisch, die Musik mitreißend (klar). Echte Konflikte gibt es eigentlich nicht und am Ende löst sich alles in maximalem Wohlgefallen auf. Selbst die bösen Figuren (die tolle Kate McKinnon als zynisch-geldgeile Musikagentin Debra Hammer) sind irgendwie putzig und man kann ihnen nicht böse sein. Luftig-flockige Unterhaltung für zwischendurch, welche einem ein dickes Lächeln ins Gesicht zaubert.
Juwelenraub - Vorletzter Film der Holmes-Reihe mit Rathbone/Bruce. Gediegene Unterhaltung mit ein paar hübschen, wenn auch vorhersehbaren Wendungen.
Jagd auf Spieldosen - Letzte Folge der Universal-Filmreihe mit Basil Rathbone als Holmes. Teilweise überraschend brutal (für 1946) und mit einer tollen Femme Fatale.
Morgiania - Wundervoller, tschechischer Film von Juraj Herz, der an einen Märchenfilm aus eben jenem Land erinnert, aber eher eine Mischung aus Drama und Thriller ist - wenn auch mit übersinnlichen Untertönen. Die Ausstattung und Kostüme lassen die Augen übergehen, und die seltsam morbide Stimmung zieht einen sofort in den Bann. Iva Janzurová ist grandios als Klára / Viktorie. Ich habe bis fast zum Ende des Filmes gebraucht um zu erkennen, dass das ein und dieselbe Schauspielerin ist. Tipp!
Magnum 45 - Sehr seltsamer, aber hochinteressanter Giallo/Polizeifilm-Hybrid. Mehr und ausführlicher später.
Leuchtturm des Chaos - Doku-/Interviewfilm mit/über Sterling Hayden, der Ende der 70er/Anfang der 80er auf einem Hausboot in Frankreich lebte, soff und kiffte. Faszinierend.
Der Havarist - Experimenteller Spielfilm nach einem autobiographischen Roman von Sterling Hayden. Dabei wird Hayden von drei Schauspielern gespielt: Burkhard Driest, Hannes Wader und Rüdiger Vogler. Leider wird der Film der aufregenden, realen Figur Sterling Hayden nicht gerecht und wirkt sehr klinisch. Aber ganz tolle Anfangsmusik von Konstantin Wecker.
Kosmokiller - Sie fressen alles - Ganz tolles US-B-Filmchen mit hervorragend gelungen Monstern. Der Film hat Tempo, Witz und alle legen sich ordentlich ins Zeug. Zwar sieht man hier und dort das fehlende Budget - aber das wird mit viel Enthusiasmus wieder wett gemacht. Ein Must-See aus den frühen 80ern für Monsterfans und solche, die es werden wollen.
Santo contra cerebro del mal - Der erste Santo-Film. Ein heilloses, aber recht vergnügliches Durcheinander, bei dem Santo nur als Nebenfigur auftritt.
Santo contra hombres infernales - Der zweite Santo-Film. Zeitgleich mit dem ersten entstanden und zu größeren teilen auch aus demselben Material geschnitten. Leider nur eine banale Krimihandlung und Santo hat hier kaum Auftritte - und wenn, dann macht er keine glückliche Figur. Es wird auch (zu viel) gesungen.
Santo contra los zombies - Der erst Film mit Santo als Hauptfigur (auch wenn er dafür recht selten zu sehen ist) und Beginn einer unschlagbaren Erfolgsformel: Viel Wrestling-Action im Ring und eine Geschichte, die auch von der Stimmung her an die deutsche Mabuse-Serie der 60er, aber auch US-Serials aus den 40ern erinnert.
Santo vs. las mujeres vampiro - Im Nachfolger wird das Rezept noch verfeinert und Vampirfrauen mit in den Topf geworfen. Die Szenen mit diesen sind sogar recht gruselig geraten. Insbesondere das Make-Up der gerade dem Grab Entstiegenden, halbzerfallenden Damen ist beeindruckend. In seinen besten Momenten erinnert der Film gar an die frühen Gothic-Horror-Filme aus Italien. Hexe Asa läßt schön grüßen. In den schlechtesten Momenten sieht man halt Santo und seinen Kollegen 10 Minuten beim Wrestling im Ring zu.
Blue Demon: El Demonio Azul - Nachdem Santo so erfolgreich war, dass er ein stattlicheres Salär verlangte, suchte man flugs eine preisgünstigere Lösung und fand sie beim Kollegen Blue Demon. Dessen erster Film ist dann eine Werwolf-Geschichte, die auch einem Santo-Film gut zu Gesicht gestanden hätte. Okay.. der Werwolf sieht schon lustig aus, das wird aber von viel Trockeneisneben kaschiert. Macht Spaß.
Once Upon a Time... in Hollywood - Könnte mir den gleich nochmal ansehen.Werde ich auch irgendwann machen, dann im O-Ton. Ich mochte den wirklich sehr gerne und der wächst auch noch. Es gab mal eine Talkshow mit Helge Schneider, die hieß: "Helge nimmt sich Zeit". So war das auch hier: "Quentin nimmt sich Zeit". Diese Verweigerung "Fan"-Erwartungen zu erfüllen war schon großartig. Allein die Szene auf der Ranch. Wow. Brad und Leo funktionieren einfach wunderbar zusammen. Pitt habe ich wohl nie so gut gesehen, wie hier. Perfektes Casting. Und Leo? Unfassbar, wie großartig der ist. Und der Film? So etwas entspanntes, fluffiges und so viel Liebe zum Film und Detail... hach. Das wärmt mir das Herz. Wäre ich als Kind in den USA aufgewachsen und hätte noch einen anderen Bezug zu den TV-Serien dort, würde der Film sicherlich noch eine Ebene mehr haben. Aber auch so: Toll! Einziger Kritikpunkt:
► Text zeigen
Der Flammenwerfer war schon etwas zu drüber
. Wobei.. im Nachhinein fand ich das auch gar nicht mehr so unpassend.
Seddok - Der Würger mit der Teufelskralle - Da hatte ich viele Hoffnungen. Leider ist der Film eher so mittel.. bis weniger gut. Was vielleicht auch an der suboptimalen Präsentation der aktuellen DVD liegt. Aber das Ganze ist schon ein ganz großes Durcheinander, welches sich ständig selber ein Bein stellt. Als Kuriosität aber ganz okay und das Make-Up des "Würgers" ist auch nicht übel.