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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 8. Apr 2015, 16:40
von horror1966
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Good Kill
(Good Kill)
mit January Jones, Zoë Kravitz, Ethan Hawke, Jake Abel, Bruce Greenwood, Alma Sisneros, Kristen Rakes, Dylan Kenin, Rich Chavez, Stafford Douglas, Jessica Stotz Harrell, Michael Sheets, Jahan Khalili
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Kamera: Amir Mokri
Musik: Christophe Beck
FSK 16
USA / 2014

Tagsüber den Feind töten, abends die Ehefrau küssen und die Kinder ins Bett bringen. Drohnenpilot Tommy Egans Leben spielt sich zwischen extremen Gegensätzen ab. Gerade die eigene Sicherheit, während er wie in einem Videospiel das todbringende Knöpfchen drückt, macht dem Ex-Kampfpiloten schwer zu schaffen. Der wortkarge Mann, der nach Aussagen seiner Frau stiller wird, wenn er wütend ist, zieht sich immer weiter zurück. Die Grenzen zwischen Kriegseinsatz und Privatleben verschwimmen. Da kommt die CIA und ändert die Spielregeln. Menschen werden getötet, weil ihr Verhalten einem errechneten Schema entspricht, nicht weil man klare Beweise hat, dass sie Terroristen sind. Kollateralschäden? Bedauerlich, aber manchmal unvermeidbar. Und Major Tommy Egan wird immer stiller…


Wir haben heute 6 Taliban in Afghanistan getötet und jetzt gehe ich zum grillen nach Hause


So makaber sich dieser eine Satz anhört, so deutlich beschreibt er gleichzeitig den Alltag des Drohnenpiloten Tommy Egan (Ethan Hawke). Ebenso kann man diese zu Beginn des Filmes getätigte Aussage ohne Weiteres als Leitfaden für einen Film voller gegensätzlicher Kontraste ansehen, die von der ersten bis zur letzten Minute regelrecht auf den Zuschauer einprügeln. "Good Kill" ist ein Plädoyer gegen den umstrittenen Drohnen Krieg und präsentiert einem dabei überhaupt erst einmal den ganzen Schrecken, den diese noch relativ neuartige Kriegsführung mit sich bringt. Damit wir uns nicht falsch verstehen, jede Art des Krieges ist grausam und unnötig, aber was Regisseur Andrew Niccol (Lord of War) hier in Szene gesetzt hat nimmt den Betrachter doch phasenweise extrem mit und dürfte dabei ein Gefühl der Fassungslosigkeit zurücklassen. Dabei handelt es sich nicht um einen Kriegsfilm der handelsüblichen Sorte, denn hier bekommt man keinerlei spektakuläre Materialschlachten oder pompöse Kampf Passagen geboten. Stattdessen wird man mit einer sehr ruhigen Erzählung konfrontiert, in der man lediglich mit den monotonen Tagesabläufen einiger Drohnenpiloten konfrontiert wird. Diese versehen ihren Dienst etwas außerhalb der Glitzerstadt Las Vegas auf einer Militärbasis und heben den lieben langen Tag nichts anderes zu tun als mit einem Joystick bewaffnet ausgesuchte menschliche Ziele zu eliminieren. Das Ganze geschieht dann per Knopfdruck und schon zünden an irgendeinem Ort auf der Welt die Raketen der unbemannten Drohnen, um innerhalb von Sekunden mit tödlicher Sicherheit ihr Ziel zu finden.

Diese wenigen Sekunden erlebt der Zuschauer jedes Mal live, denn es entsteht durchgehend der Eindruck, das man zu Hause vor der Playstation sitzt und das Ganze aus der Perspektive des Ego Shooters mit verfolgt. Der einzige Unterschied besteht lediglich darin, das es sich hier um kein Spiel sondern um tödlichen Ernst handelt. Dennoch kann der eigene Verstand das phasenweise schwer verarbeiten, denn die Abläufe hinterlassen einen streckenweise schon surrealen Eindruck. Das Töten auf Knopfdruck vor einem Monitor scheint so weit weg und präsentiert sich dennoch erschreckend realistisch, das man den ganzen Film über mit einer Gänsehaut überzogen wird. Die dabei entstehende Beklemmung schnürt einem teilweise die Atemwege ab und so kann man auch die innere Zerrissenheit der Hauptfigur äußerst gut nachvollziehen, denn mit der Zeit stellt Egan die gegebenen Befehle immer mehr in Frage. Ethan Hawke weiß in dieser Rolle wirklich zu überzeugen, denn seine Performance ist einfach grandios. Schon ein Blick in seine Augen lässt erkennen, das die Zweifel an der Richtigkeit seiner Arbeit immer größer werden, was sich mit zunehmender Laufzeit auch immer mehr auf sein Privatleben auswirkt. Die Beziehung zu seiner Ehefrau lässt immer tiefere Risse erkennen und die Flucht in den Alkohol tut ihr Übriges, um die Ohnmacht und Hilflosigkeit eines Mannes in den Vordergrund zu rücken, der keinesfalls uneingeschränkt hinter seinen Taten steht.

Zu Beginn des Geschehens ist dies noch nicht unbedingt absehbar und die konkreten Anweisungen für diverse Tötungen werden anstandslos ausgeführt, doch als die CIA das Kommando übernimmt wendet sich das Blatt auf eine schreckliche Art und Weise. Eine anonyme Stimme am Telefon gibt nun die Anweisungen und ändert dabei die vorherigen Spielregeln. Waren zuvor nur einzelne und bestätigte Taliban das Ziel der Angriffe, so werden nun auch ganze Gruppen ausgelöscht. Dabei scheint es völlig egal ob sich darin auch Zivilisten befinden, denn der Zweck heiligt die Mittel und die verbalen Erklärungen für die Massen Exekutionen deuten ganz eindeutig in die Richtung, das man mit allen Mitteln auch das kleinste Risiko eliminieren will. Was sich dabei im Kopf des Betrachters abspielt ist nur schwer in Worte zu fassen und gleicht einer wilden Mixtur aus Ungläubigkeit und Schockzustand, denn die einzelnen Befehle zu den Tötungen wirken streckenweise absolut willkürlich. Dennoch oder gerade deshalb hinterlässt aber "Good Kill" einen so unglaublich realistischen Eindruck und dürfte somit einen absoluten Tiefschlag in die Eingeweide darstellen. Dazu tragen auch die verschiedenen Auffassungen der jeweiligen Piloten bei, denn während Egan und seine neue Partnerin die Abschüsse immer stärker in Frage stellen, scheint ein anderes Team eine regelrecht sadistische Freude an diesem wie ein Kriegsspiel anmutenden Szenario zu haben. Dieser offensichtliche Kontrast macht einem dann auch schwer zu schaffen, was man allerdings problemlos auf den gesamten Film beziehen kann, der sicherlich fernab jeglichen Mainstreams angesiedelt ist.

Das Erstaunlichste an dieser Produktion ist aber meiner Meinung nach die Tatsache das es sich hier um einen amerikanischen Film handelt. Zwar ist der Regisseur ein geborener Neuseeländer, aber dennoch kann ich mich nicht daran erinnern, das eine amerikanische Produktion einmal so kritisch mit der eigenen Kriegsführung ins Gericht gegangen ist wie es in vorliegendem Fall ist. Die ansonsten gern angewandten Glorifizierungen fehlen ebenso gänzlich wie der nur zu gern verwendete Patriotismus. Allein durch diesen Aspekt wird "Good Kill" extrem aufgewertet und zeichnet eine kritische und kontroverse Auseinandersetzung mit einer Thematik, die man nach dieser Geschichte mit ganz anderen Augen sieht. Gleichzeitig zeigt das Geschehen auch ein erstklassiges Psychogramm eines Mannes, dessen gesamtes Leben durch seine Tätigkeit aus den Fugen gerät und höchstwahrscheinlich für immer sichtbare Spuren hinterlässt. Und so bekommt man hier einen außergewöhnlich guten und vor allem intensiven Beitrag serviert, der insbesondere durch seine ruhige und bedächtige Erzählweise sein ganzes Potential entfalten kann und den Betrachter mit der Wucht eines Keulenschlages trifft. Die Geschichte ist unbequem, gleichzeitig stimmt sie sehr nachdenklich und hinterlässt einen äußerst nachhaltigen Beigeschmack der bitteren Art.


Fazit:


Meiner ganz persönlichen Meinung nach ist Ethan Hawke hier in einer seiner besten Rollen zu sehen. Gleichzeiitg präsentiert sich ein Film voller Gegensätze, der einen auch moralisch an seine Grenzen führt und dabei etliche Fragen aufwirft, die man sicherlich nicht so leicht beantworten kann. Besonders erstaunlich ist allerdings die kritische Auseinandersetzung mit der US-amerikanischen Kriegsführung der modernen Art, mit der die Menschen einfach per Knopfdruck und mit einem Joystick bewaffnet für immer und ewig von dieser Welt ausradiert werden.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 8. Apr 2015, 20:07
von horror1966
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Let Us Prey
(Let Us Prey)
mit Liam Cunningham, Pollyanna McIntosh, Bryan Larkin, Hanna Stanbridge, Douglas Russell, Niall Greig Fulton, Jonathan Watson, Brian Vernel, James McCreadie, Sophie Stephanie Farmer, Andrew Parker
Regie: Brian O'Malley
Drehbuch: David Cairns / Fiona Watson
Kamera: Piers McGrail
Musik: Steve Lynch
SPIO/JK
Großbritannien / Irland / 2014

Die junge Polizistin Rachel ist gerade auf dem Weg zu ihrer ersten Nachtschicht in einem gottverlassenen Kaff in Schottland. In den gespenstisch leeren Gassen wird sie Zeugin eines Autounfalls, dessen Opfer scheinbar spurlos verschwindet. Im Revier angekommen, muss sich Rachel gegenüber den Sticheleien ihrer misstrauischen und zwielichtigen Kollegen erwehren, als plötzlich das Unfallopfer auftaucht. Die Herkunft des charismatischen und schweigsamen Mannes ist völlig rätselhaft, doch übt der Fremde einen dunklen Einfluss auf die inhaftierten Sträflinge aus. Schon bald scheint die Hölle auf Erden auszubrechen und ein tödlicher Albtraum beginnt.


"Let Us Prey" ist die mittlerweile vierte Veröffentlichung des Labels Pierrot Le Fou und stellt gleichzeitig auch das Erstlingswerk von Regisseur Brian O'Malley dar. Wie nicht anders zu erwarten kommt auch dieses Mal ein relativ harter Film auf den Zuschauer zu, wobei sich die visuellen und teilweise expliziten Gewaltdarstellungen erst in der zweiten Hälfte des Szenarios zu erkennen geben. Zuvor setzt O'Malley erst einmal sein Hauptaugenmerk darauf eine wirklich düstere Atmosphäre aufzubauen und dieser Schachzug ist auch als absolut gelungen anzusehen. Von der Ausgangslage und der Location her wird man fast schon zwangsweise an John Carpenter's Klassiker "Assault on Precint 13" erinnert, denn auch hier spielt sich die gesamte Geschichte räumlich sehr begrenzt in einem kleinen Polizeirevier ab und zudem tendiert auch der Aufbau der Geschichte in diese Richtung. Ziemlich schnell kehrt dann jedoch auch eine stark mysteriöse und übernatürliche Note in das Geschehen ein, was in erster Linie durch den unbekannten Fremden (Liam Cunningham) der Fall ist, der hier nämlich ganz offensichtlich etliche böse Geheimnisse der restlichen Akteure kennt. Durch diesen Punkt erscheinen dann auch unübersehbare Ähnlichkeiten zu einem anderen und eher unbekannten Film auf, denn im weiteren Verlauf ergeben sich doch mehr als deutliche Parallelen zum 2010 veröffentlichten "The Traveller - Nobody Will Survive", in dem Val Kilmer die Hauptrolle spielte.

Näher sollte man auch keinesfalls darauf eingehen, denn ansonsten würde man anderen ganz eindeutig jegliche Spannung vorweg nehmen. Allerdings muss man auch nicht gerade das Abitur haben um frühzeitig zu erkennen, in welche Richtung die ganze Chose letztendlich hinaus läuft und was es mit dem geheimnisvollen Fremden auf sich hat. Großartig innovative Ansätze sollte man also nicht unbedingt erwarten doch dafür ist "Let Us Prey" im Prinzip auch überhaupt nicht ausgelegt worden. Vielmehr wurde sich an dieser Stelle augenscheinlich bei den genannten Werken bedient, um eine letztendlich jederzeit interessante Geschichte zu erzählen, dessen auffälligstes Merkmal ganz sicher die zwei vollkommen unterschiedlichen Filmhälften darstellen dürften. Während man im ersten Teil nämlich fast ausschließlich mit der dichten und streckenweise fast apokalyptisch anmutenden Grundstimmung um die Gunst des Zuschauers buhlt, serviert man im zweiten Teil ein stetig ansteigendes Tempo und jede Menge härterer Passagen. Das wird dann in erster Linie den geneigten Gorehound erfreuen, der mit ein wenig Geduld ausgestattet definitiv auf seine Kosten kommen wird.

Dennoch artet die Chose zu keiner Zeit in ein sinnloses Gekröse aus, denn O'Malley ist wohl darauf bedacht, den Betrachter nicht ausschließlich mit einer Schlachteplatte zu versorgen, sondern ihm auch die Abgründe der menschlichen Seele zu offenbaren, die bis auf eine Ausnahme bei allen Akteuren mehr als deutlich zum Vorschein gelangen. Somit wären wir dann auch bei den Charakteren angekommen, die bis auf die junge und neue Polizistin Rachel durch die Bank extrem unsympathisch daher kommen. Ausgenommen davon ist zusätzlich noch der scheinbar allwissende Fremde, der trotz seiner am Ende erklärten Bedeutung viel eher als Neutrum anzusehen ist. Was sich ansonsten sowohl von den Polizisten wie auch den Gefangenen präsentiert ist im Prinzip nur mit dem Begriff menschlicher Abfall zu bezeichnen, denn die zum Vorschein kommenden dunklen Geheimnisse offenbaren so manche grausame Tat, die dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lässt. So sind die Sympathiepunkte dann auch schnell vergeben und man kann sich den zwar recht vorhersehbaren, aber dennoch jederzeit spannenden Abläufen widmen, die einem phasenweise durch etliche kleine Flashbacks näher gebracht werden. Durch dieses Stilmittel erfährt man nämlich immer mehr von den einzelnen Figuren und kann sich so auch aufgrund dessen schon frühzeitig erklären, welche Rolle der Fremde in diesem teils blutigen Szenario einnimmt.

Das an dieser Stelle dann kein wirklich großer Überraschungseffekt zu Tage tritt ist durchaus zu verschmerzen, denn das Gesamtbild von "Let Us Prey" kann sich auf jeden Fall sehen lassen und stellt letztendlich ein absolut gelungenes Regie Debüt dar, zu dem man O'Malley nur gratulieren kann. Natürlich wird nicht jeder das so sehen, doch hier wurden die nötigen Zutaten für einen durchgehend interessanten und harten Genre Beitrag gekonnt zusammen gerührt, so das im Endeffekt ein überdurchschnittlich gutes Gesamtbild entstehen sollte. Wer "The Traveller - Nobody Will Survive" nicht kennen sollte könnte eventuell sogar den oft zitierten Aha-Effekt erleben, da sich etliche Dinge dann erst zu einem späteren Zeitpunkt endgültig erklären lassen. Wie dem aber auch sei, hier ist ein unterhaltsamer Genre Flick entstanden der den Horrorfilm zwar nicht neu erfindet, aber altbewährte Zutaten in einer tollen Verpackung präsentiert. Liebhaber des Genres sollten auf ihre Kosten kommen, denn "Let Us Prey" bietet sämtliche Elemente, die einen Horrorfilm absolut sehenswert erscheinen lassen und für durchgehend gute Unterhaltung sorgen.


Fazit:


Ein Meisterwerk ist diese Produktion sicherlich nicht, dafür offenbart sich jedoch ein äußerst stimmiger und atmosphärischer Beitrag, der insbesondere im zweiten teil auch mit etlichen gut in Szene gesetzten Gewaltspitzen aufwarten kann. Freunde der härteren Gangart müssen also lediglich ein wenig Geduld aufbringen und werden dafür letztendlich auch ausreichend belohnt.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 14:32
von horror1966
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Electric Boogaloo
(Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films)
mit Molly Ringwald, Dolph Lundgren, Brooke Shields, Bo Derek, Mariel Hemingway, Chuck Norris, Catherine Mary Stewart, Cassandra Peterson, Richard Chamberlain, Michael Dudikoff, Sybil Danning, Tobe Hooper
Regie: Mark Hartley
Drehbuch: Mark Hartley
Kamera: Garry Richards
Musik: Jamie Blanks
FSK 16
Australien / Israel /Großbritannien / USA / 2014

Wer in den 1980er Jahren Videotheken-Kunde war, kennt ihre Filme. Die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus kamen aus Israel, wo sie mit ihren Eis am Stiel-Produktionen viel Geld verdient hatten, und eroberten Amerika. Sie gingen nach Hollywood und machten in schwindelerregendem Tempo Filme, hemmungslos auf das zugeschnitten, was sie für den Publikumsgeschmack hielten. Action und Sex war ihre Devise. Ihre Stars hießen Chuck Norris, Van Damme und Charles Bronson. Bo Derek und Sylvia Kristel sorgten für Erotik. Wer für Cannon Films arbeitete, saß in einem Irrenhaus und hat viel zu erzählen. Und das tun die Interviewpartner in dieser Doku über die Cousins mit der großen Liebe zum Kino, aber ohne Geschmack. Ein Feuerwerk von Anekdoten und Filmclips sorgt für beste Unterhaltung!


Die berühmte und ebenso berüchtigte Cannon Filmschmiede dürfte insbesondere den Fans der 80er Jahre ein Begriff sein, hat Cannon Films doch so manch kultigen Film auf den Weg gebracht, der auch in der heutigen Zeit noch tief im Herzen der Fans verankert sein dürfte. In der vorliegenden Dokumentation werden einem nun unzählige Anekdoten und Hintergründe näher gebracht, wie die beiden israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus seinerzeit Hollywood mit ihren Werken eroberten und dabei wirklich etliche nicht unbedingt übliche Mittel zur Hilfe nahmen, um irgendwie zum Erfolg zu kommen. Schon nach wenigen Minuten wird dem Zuschauer klar das hier ein ungewöhnlicher Weg nachgezeichnet wird, was insbesondere in den Interviews etlicher Beteiligter äußerst stark zum Ausdruck kommt. Viele Schauspieler, Regisseure und andere Wegbegleiter kommen zu Wort und haben so einige Dinge beizutragen, die diese Dokumentation zu einem echt unterhaltsamen Erlebnis machen. Das Cannon immer der zweifelhafte Ruf anhaftete nicht unbedingt qualitativ hochwertige Filmkost zu produzieren dürfte jedem bekannt sein, doch die hier zu Tage geförderten Hintergrundinformationen lassen das noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Gleichzeitig kristallisiert sich jedoch auch die fanatische Liebe der beiden Cousins zum Medium Film heraus und vermeint das Herzblut regelrecht spüren zu können, mit dem die beiden Männer ihren Job erledigt haben. So manchen Film wird man dann wohl auch bei der nächsten Sichtung aus einem anderen Blickwinkel betrachten und sein Hauptaugenmerk dabei auf gewisse Kleinigkeiten legen, auf die man bisher weniger geachtet hat. Eines wird bei "Electric Boogaloo" ziemlich schnell klar, denn Golan / Globus haben sich immer wieder an zwei Grundzutaten für ihre Produktionen gehalten, denn viel nackte Haut oder knallharte Action sind definitiv immer mit von der Partie. Das die Geschichte an sich und auch andere Elemente dabei des Öfteren auch mal gern auf der Strecke geblieben sind, dürfte spätestens nach der Sichtung dieser Dokumentation kein Geheimnis mehr sein. Aber obwohl die meisten Filme gern auch einmal vom filmischen Standpunkt her als Müll abgetan werden, sind eigentlich alle mit äußerst bekannten Darstellern besetzt. Namen wie Charles Bronson, Dolph Lundgren, Brooke Shields, Chuck Norris oder auch Sylvester Stallone geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und sind auch in der heutigen Zeit noch untrennbar mit dem Namen Cannon Films verbunden.

Die Nachzeichnung der Erfolgsgeschichte deckt ganz eindeutig auf, warum viele Filme von Cannon in gewissen Kreisen einen absoluten Kultstatus inne haben. Präsentiert sich doch in vielen Werken die gleiche Mischung aus Genie und Wahnsinn, die zudem noch mit einem riesigen Schuss Leidenschaft ausgestattet ist und gleichzeitig auch auf die Arbeitsweise von Golan / Globus anzuwenden ist. Dieses unverkennbare Merkmal wird durch etliche Aussagen Beteiligter unterstützt und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das die vorliegende Dokumentation nicht nur sehr informativ, sondern auch unglaublich unterhaltsam ist. Man mag zu den Produktionen der Firma stehen wie man will, aber die charmant erzählte Erfolgsgeschichte verleiht auch den Filmen einen Liebreiz den jeder Fan wohl schon oft genug verspürt hat. Was mit den isralischen "Eis am Stiel" Filmen seinen Anfang hatte, wurde später in Hollywood durch die Produktion unzähliger B-Actioner wie beispielsweise "Missing in Action", der "Death Wish" Reihe oder auch "American Fighter" fortgesetzt. Gleichzeitig bekommt der Betrachter aber auch viele Filme offeriert die man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und so zeigt sich hier ein wunderbarer Querschnitt durch die goldenen 80er Jahre, an der man jede Menge Freude hat.

Für den einen ist es Trash oder filmischer Müll, für die unzähligen Fans ist es aber vielmehr die pure Verehrung für eine Firma, die mit ihren etlichen Filmen oft am Puls der Zeit war und definitiv für unzählige Stunden kurzweilige Unterhaltung gesorgt hat. Das es sich dabei nie um echte Blockbuster und schon gar keine Oscar-Kandidaten gehandelt hat ist dabei vollkommen nebensächlich, denn der Name Cannon steht viel eher dafür das Volk bei Laune zu halten, als das man es an den anspruchsvollen Film heran führen will. Natürlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, doch wer den Charme des 80er Jahre B-Movies zu schätzen weiß darf sich diese tolle Doku keinesfalls entgehen lassen.


Fazit:


Die Namen Menahem Golan und Yoram Globus sind ganz bestimmt nicht immer mit filmischer Qualität gleich zu setzen, stehen aber jederzeit für charmante und kurzweilige B-Movies, von denen so mancher schon längst den Rang des Kult-Klassikers erreicht hat. Nicht immer gelten dabei die handelsüblichen Maßstäbe und gerade dieser Aspekt kommt in vorliegendem Film extrem gut zum Ausdruck.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 18. Apr 2015, 15:15
von horror1966
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Tomie: Unlimited
(Tomie: Anrimiteddo)
mit Moe Arai, Miu Nakamura, Aika Ohta, Maiko Kawakami, Masaki Nishimura, Kôichi Ohori
Regie: Noboru Iguchi
Drehbuch: Noboru Iguchi / Junji Ito / Jun Tsugita
Kamera: Yasutaka Nagano
Musik: Takashi Nakagawa
keine Jugendfreigabe
Japan / 2011

Die Schülerin Tsukiko sieht zufällig auf dem Heimweg, wie ihre Schwester Tomie ihren heimlichen Schwarm küsst. Ein Eifersuchtsstreit eskaliert, als plötzlich Tomie von einem herabfallenden Kreuz durchbohrt wird. Von nun an wird Tsukiko von Schuldgefühlen und Albträumen geplagt. Ein Jahr später steht Tomie an ihrem 18. Geburtstag einfach wieder vor der Tür und wird sofort wieder in die Familie aufgenommen; vor allem die naiven Eltern freuen sich darüber. Doch Tomie terrorisiert ihre Schwester und ihre Familie und wird daraufhin prompt von ihrem Vater wieder umgebracht. Die Untote bleibt natürlich auch diesmal nicht lange fort …


Wenn sich der japanische Regisseur Noboru Iguchi (Machine Girl) einem Horrorfilm widmet, dann kann man sich als Fan recht gut vorstellen was da auf einen zukommt. Ganz generell neigen die Japaner ja gern zu einer grotesken Note, die dann selbstverständlich auch in vorliegendem Werk keinesfalls fehlen darf. Dabei lässt Iguchi aber durchaus den Anschein aufkommen das es sich um einen eher ernsten Vertreter des Genres handelt, doch schon nach wenigen Minuten wird dem Zuschauer klar, das die ganze Chose doch relativ stark ausgeprägte skurrile Züge annimmt. Das gibt sich zunächst hauptsächlich im Schauspiel der Darsteller zu erkennen, wobei man insbesondere auf den Familienvater achten sollte der in erster Linie durch extremes Overacting auf sich aufmerksam macht. Dabei ist dieser Begriff noch ziemlich harmlos und untertrieben, denn die dabei an den Tag gelegte Theatralik geht schon ins Lächerliche und weiß ehrlich gesagt nicht wirklich zu begeistern. Das kann man jedoch ganz generell auf das gesamte Werk ummünzen, denn bis auf einige sehenswerte Momente bekommt man doch nicht mehr als maximal Durchschnittskost geboten.

Für mich persönlich liegt das darin begründet, das "Tomie: Unlimited" zu unausgegoren erscheint, zudem empfindet man den ständigen Umschwung ernsthafter Züge hin zum puren Trash in vorliegendem Fall als störend. Es hinterlässt fast den Anschein das sich der Regisseur nie richtig für eine Richtung entscheiden konnte und so leider nur einen halbgaren Film präsentieren kann, der keinerlei nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Nun werden auch viele Leute einen recht harten und blutigen Film erwarten, doch auch diese Erwartungshaltung kann sich nur teilweise erfüllen. Zunächst einmal wird mit Kunstblut und Härte eher gegeizt, bevor das Geschehen dann erst in der zweiten Filmhälfte etwas an Fahrt gewinnt und auch den Freunden der harten Gangart einige nette Schauwerte bietet. Die dabei verwendeten CGI-Effekte kann man aber nicht unbedingt als gelungen bezeichnen, sie wirken vielmehr billig und streckenweise fast schon primitiv. Das unterstreicht jedoch nur den gewonnenen Gesamteindruck dieses grotesken Szenarios, in dem man sehr viel an vorhandenem Potential verschenkt hat und die sicherlich vorhandenen und streckenweise richtig guten Ansätze nicht ausgearbeitet hat.

Außerdem fehlt es dem Szenario auch sichtlich an einem konstanten Spannungsaufbau und auch die atmosphärischen Voraussetzungen für einen durchgehend packenden Horrorfilm sind keinesfalls gegeben. Stattdessen verkommt das Ganze mehr und mehr zu einem nicht unbedingt gelungenen Mix aus Horror und Trash, der in diesem Fall allerdings nicht wirklich auf größere Begeisterung stößt. Ehrlich gesagt ergeben sich mit der Zeit sogar diverse Längen und an mehreren Stellen vermeint man die pure Langeweile zu verspüren. Vielleicht ist dies nur meine vollkommen subjektive Sichtweise der Dinge, doch wenn man diesen Streifen einmal mit den bekannteren Größen des japanischen Trash-Horrors vergleicht, dann zieht "Tomie: Unlimited" ganz eindeutig den Kürzeren. Natürlich liegt das im Auge des jeweiligen Betrachters, doch Noboru Iguchi hat einen schon mit weitaus besseren Filmen erfreut.

Letztendlich bin ich doch ziemlich enttäuscht, denn ein wenig mehr hätte ich mir schon erwartet. Außer ein paar netten und unterhaltsamen Momenten offeriert die Geschichte aber wenig Positives und versinkt so im unendlichen Grau des absoluten Mittelmaßes. Dennoch wird auch dieses groteske Szenario sicherlich seine Fan Gemeinde finden und das ist auch gut so, denn schließlich können wir nicht alle den gleichen Geschmack haben.


Fazit:


Der ansonsten so wunderbar unterhaltende Splatter-Trash aus Japan kann hier leider in keiner Phase wirklich überzeugen, stattdessen bekommt man etlich alberne Passagen geboten an denen man sich nicht so recht erfreuen kann. Vielleicht hätte Iguchi doch auf der ernsten Schiene bleiben sollen, denn gerade diese Momente des Filmes haben mir noch am besten gefallen.


4/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 19. Apr 2015, 14:19
von horror1966
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Star Trek
(Star Trek)
mit Chris Pine, Zachary Quinto, Leonard Nimoy, Eric Bana, Bruce Greenwood, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Ben Cross, Winona Ryder, Chris Hemsworth, Jennifer Morrison, Rachel Nichols
Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: Roberto Orci / Alex Kurtzman / Gene Roddenberry
Kamera: Daniel Mindel
Musik: Michael Giacchino
FSK 12
Deutschland / USA / 2009

Der dreiste James Kirk und der ebenso junge Halbvulkanier Spock sind unter den Mitgliedern einer Sternenflotten-Besatzung auf dem Jungfernflug des fortgeschrittensten Raumschiffs, das je gebaut wurde: Der U.S.S. Enterprise. Auf ihrer unglaublichen Reise durch die Galaxie treffen sie den feindseligen Nero, dessen finsterer Plan die ganze Menschheit bedroht.


Kein geringerer als Erfolgsregisseur J.J Abrams wurde mit der Aufgabe betraut dem Star Trek Universum ein neues und frisches Gesicht zu verleihen. Das dies sicherlich nicht leicht werden würde konnte man sich denken, handelt es sich doch immerhin um ein absolutes Kultobjekt in Sachen SCI/FI, das sich seit mehreren Jahrzehnten einer riesigen Fangemeinde erfreut. So wurden auch schon im Vorfeld dieses Filmes kritische Stimmen laut, da insbesondere die Crew der klassischen Serie aus den 60er Jahren so gut wie unantastbar erschien. Zu prägend waren die Charaktere von Kirk, Spock, Pille und Co., als das man sich eben diese Mannschaft in einem neuen abendfüllenden Abenteuer vorstellen wollte, das logischerweise mit neuen und jungen Darstellern besetzt ist. So ist "Star Trek" (2009) dann auch durchaus ein zweischneidiges Schwert, denn die vorliegende Geschichte hat mit dem klassischen Stoff nur noch herzlich wenig zu tun. Nichts ist mehr zu spüren von der damals manchmal fast schon etwas behäbigen Erzählweise, die manch einem Anti-Trekki das Gefühl der Langeweile vermittelte, für alle Fans jedoch ein prägendes Merkmal darstellte und der Serie wie auch den Verfilmungen einen ganz besonderen Charme und Liebreiz verliehen hat. Abrams setzt teilweise auf vollkommen andere Zutaten, wobei hier an erster Stelle wohl ein enormes Tempo und Action pur zu nennen sind. Hat man in dieser Hinsicht wohl berechtigte Hoffnungen gehegt so dürften diese sogar größtenteils noch überboten werden und an der ein oder anderen Stelle hätte sich manch einer eventuell sogar die Beschaulichkeit der alten Verfilmungen zurück gewünscht.

Selbst "Star Trek" Gegner dürften von diesem Werk begeistert sein, denn das Szenario bietet einem gut zwei Stunden lang jede Menge Kurzweil und erzählt nebenbei auch noch eine wirklich interessante Geschichte, die mit mehreren Rückblenden auch ganz bis zum Anfang zurück geht und beispielsweise Bilder aus der Kindheit von Kirk präsentiert. Gleichzeitig präsentiert sich bei diesem Aspekt aber auch die vielleicht einzige kleine Schwäche des Filmes, denn für die geballte Ladung an Informationen die man erhält, ist die Laufzeit mit knapp zwei Stunden etwas zu kurz bemessen. Man hätte das Ganze zwar nicht unbedingt künstlich aufblähen müssen, doch gute 30 Minuten mehr an Laufzeit hätten den Ereignissen sicherlich nicht unbedingt geschadet. So hätte man einige sehr interessante Ansätze noch besser ausarbeiten können, doch letztendlich ist die Story auch in vorliegender Form ein absoluter Hingucker. Und dabei meine ich jetzt nicht ausschließlich das pompöse Action-Spektakel das Abrams sehr gekonnt in Szene gesetzt hat, denn auch die Beleuchtung der wichtigen Charaktere ist als äußerst stimmig anzusehen und diverse Spannungen untereinander (Kirk und Spock) lassen eine vollkommen neue Betrachtungsweise entstehen. Etliche Abänderungen im Gegensatz zur Original Serie tun dem Gesamtbild extrem gut, gleichzeitig kommt so auch nicht unweigerlich der direkte Vergleich zustande, da man dieses Werk durchaus als eigenständige Frischzellen Kur betrachten sollte.

Und diese fällt dann auch überraschenderweise nicht nur gut sondern fast schon überragend aus, denn entsteht immer mehr ein äußerst stimmiger Gesamteindruck. Am positivsten hat mich persönlich dabei der Punkt überrascht, das die Ikonen und Helden der eigenen Jugend mit wirklich guten Schauspielern besetzt wurden, die allesamt mit den von ihnen dargestellten Figuren harmonieren. Dabei wird zu keiner Zeit der Eindruck hinterlassen, das die hinterlassenen Fußstapfen von Kirk und Konsorten viel zu groß sein könnten, denn irgendwie kommt man erst gar nicht auf die Idee, den Vergleich mit der Original-Crew überhaupt herzustellen. Abrams hat wirklich den Spagat zwischen Tradition und Neuzeit hervorragend hinbekommen und so das "Star Trek" Universum erfolgreich in die heutige Zeit transportiert. Draufgängerische Helden, grandiose Effekte und ein regelrechtes Feuerwerk an Action und Tempo sind dabei die wichtigsten Zutaten, wobei sogar noch das Kunststück gemeistert wurde, die Story zu keiner Zeit als vollkommen überladen darzustellen. Auch der an manchen Stellen eingefügte Humor in den Dialogen hat mich nicht sonderlich gestört und gerade im Bezug auf Simon Pegg in der Rolle von Scottie hatte ich das sogar erwartet. Manch einer mag sich etwas daran stören, doch selbst wenn man die klassische Serie mal wieder anschaut, fällt einem auch dort der Einsatz humoristischer Anekdoten auf, nur das diese aus heutiger Sicht eher etwas antiquiert erscheinen.

Insgesamt gesehen kann man "Star Trek" eigentlich nur ein überragendes Urteil ausstellen, denn wenn man dem Kult-Universum schon einen neuen Anstrich verleiht, dann sollte er so aussehen wie der Regisseur in hier umgesetzt hat. Meine erste Skepsis ist der totalen Begeisterung gewichen und ich kann nur jedem dringend empfehlen, sich dieses bombastische SCI/FI Abenteuer unbedingt zu Gemüte zu führen. Als eingefleischter Fan mag man etwas den Charme des Originals vermissen, wird dafür allerdings mit einer Neuauflage konfrontiert die in wirklich allen Belangen überzeugen kann.


Fazit:


Stur an alten Traditionen festhalten oder sich unbefangen in ein neues Abenteuer begeben, vor diesem Problem werden wohl die meisten echten "Trekkies" stehen. Ich persönlich kann nur dazu raten dieser neuen (alten) Crew eine faire Chance zu geben, denn dann wird man definitiv mit dem spektakulärsten Star Trek Film konfrontiert den man bisher zu Gesicht bekommen hat.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 20. Apr 2015, 13:58
von horror1966
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Zombiber
(Zombeavers)
mit Rachel Melvin, Cortney Palm, Lexi Atkins, Hutch Dano, Jake Weary, Peter Gilroy, Rex Linn, Brent Briscoe, Phyllis Katz, Robert R. Shafer, Bill Burr, John Mayer, Jordan Rubin, Sonny Tanning, Fred Tatasciore
Regie: Jordan Rubin
Drehbuch: Jordan Rubin / Al Kaplan / Jon Kaplan
Kamera: Jonathan Hall
Musik: Al Kaplan / Jon Kaplan
keine Jugendfreigabe
USA / 2014

Eine Gruppe junger Leute will ein Wochenende am See verbringen. Ohne Handyempfang und meilenweit vom nächsten Ort entfernt sind dort sie abgeschnitten von der Außenwelt. Dumm nur, dass zwei grenzdebile Lkw-Fahrer einen Unfall verursachen und dadurch toxischer Abfall in den See gelangt. Es kommt, wie es kommen muss: die ansässigen Biber mutieren zu Zombie-Bibern, die es auf Menschen abgesehen haben! Die Freunde kämpfen ums Überleben – doch als sich einer von ihnen selbst in einen menschlichen Zombie-Biber verwandelt, scheint es kein Zurück mehr zu geben …


In einer Horror Komödie die Zombie Thematik her zu nehmen ist keine Neuigkeit, diese jedoch auf possierliche Biber anzuwenden schon eher. Nichts anderes hat Jordan Rubin bei seinem Erstlingswerk gemacht und so einen skurrilen Genrebeitrag geschaffen, der durchgehend nicht unbedingt anspruchsvolle, dafür aber sehr kurzweilige Unterhaltung anbietet. Dabei macht "Zombiber nie einen Hehl daraus, das dem Film ganz augenscheinlich nicht unbedingt ein großes Budget zu Grunde lag und dieser Gesichtspunkt springt dem Zuschauer allein schon bei der visuellen Darstellung der mutierten Nager förmlich ins Gesicht. Man sollte das aber keinesfalls negativ bewerten, denn dieser Punkt unterstreicht nur die wunderbar trashige Note des Szenarios. In den ersten gut 30 Minuten passiert eigentlich nicht viel und man bekommt die übliche Einleitung in eine relativ dünne Rahmenhandlung, in der selbstverständlich die handelsübliche Gruppe von Teenagern im Mittelpunkt des Geschehens steht.

Rubin serviert einem zunächst nicht mehr als ein paar coole Sprüche und das übliche Gehabe, zudem gibt es ein wenig nackte Haut und diverse sexuelle Anspielungen zu begutachten. Erst nach gut einer halben Stunde nimmt das Ganze dann eine ziemlich heftige Wendung, denn das erste Auftreten eines der "Zombiber" sorgt dann für die erste kleinere Temposteigerung und lässt gleichzeitig auch die ersten Tropfen Kunstblut erkennen. Von nun an entwickelt sich immer mehr eine temporeiche Erzählung und es geben sich immer mehr härtere Passagen zu erkennen, in denen es phasenweise ordentlich zur Sache geht. Das alles geschieht mit einer ordentlichen Portion Humor und auch die manchmal nicht gerade nachvollziehbaren Handlungsweisen der Protagonisten dürfen dabei keinesfalls fehlen. Es sind also sämtliche notwendigen Zutaten für ein skurriles und stellenweise auch sehr witziges Filmchen vorhanden, so das einen die fehlende inhaltliche Substanz nicht weiter stört. Bei einem Film dieser Art ist das auch nicht zwingend erforderlich, dient die Chose doch in erster Linie dazu den Zuschauer witzig zu unterhalten und ihn nebenbei auch noch mit der nötigen Portion Blut zu versorgen.

Beides gelingt dem Regisseur ganz ordentlich, denn streckenweise offenbart "Zombiber" wirklich sehenswerte und starke Momente. Das dabei auch des Öfteren äußerst grotesk anmutende Situationskomik auftritt dürfte nicht wirklich verwundern und so sieht man sich an vielen Stellen auch den absurdesten Geschehnissen gegenüber. Richtige Spannung sollte man hier jedoch nicht erwarten, denn zu vorhersehbar gestalten sich die Abläufe. In meinen Augen ist das aber nicht weiter schlimm und wer schon mal den ein oder anderen Zombiefilm gesehen hat kann locker vorhersehen, das die Ereignisse in der zweiten Filmhälfte in eine ganz bestimmte Richtung tendieren. So liegt es fast logisch auf der Hand, das der Zombie Virus selbstverständlich auch auf die Menschen übertragen wird, was in der Folge sogar für einen noch einmal erhöhten Unterhaltungswert sorgen soll.

Letztendlich stellt "Zombiber" ganz sicher kein filmisches Meisterwerk dar, bietet dafür aber eine extrem kurzweilige und gleichzeitig auch stellenweise blutige Kombination aus Tierhorror, Komödie und purem Trash. Dieser Mix wird bestimmt nicht alle Geschmäcker treffen, aber für einen gelungenen Filmabend eignet sich dieses Werk definitiv. Bei einer Netto Laufzeit von gerade einmal 71 Minuten entstehen zudem auch keinerlei Längen, so das man im Endeffekt eigentlich zu einem guten Gesamturteil gelangen sollte.


Fazit:


Natürlich ist "Zombiber" keinesfalls perfekt und gerade rein inhaltlich hat die Geschichte nicht gerade viel zu bieten, doch dafür kann man sich auf manchmal schon herrlich hanebüchene Unterhaltung einstellen, bei der man Dinge wie Anspruch und Tiefsinnigkeit einmal ganz zur Seite schieben sollte. Gehirn ausschalten und genießen lautet die Devise, dann kommt man an dieser Stelle auf jeden Fall auf seine Kosten.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 21. Apr 2015, 17:17
von horror1966
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Star Trek: Into Darkness
(Star Trek Into Darkness)
mit Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Karl Urban, Simon Pegg, John Cho, Benedict Cumberbatch, Anton Yelchin, Bruce Greenwood, Peter Weller, Alice Eve, Noel Clarke, Nazneen Contractor, Amanda Foreman
Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: Roberto Orci / Alex Kurtzman / Damon Lindelof / Gene Roddenberry
Kamera: Daniel Mindel
Musik: Michael Giacchino
FSK 12
USA / 2013

Nach einem Sprengstoffanschlag auf ein als Archiv getarntes Waffenlabor in London kommt die Führungsriege der Sternenflotte für eine Krisensitzung im Hauptquartier in San Francisco zusammen. Dieses Treffen wird von dem Terroristen John Harrison "Khan" (Benedict Cumberbatch) attackiert, bei dem die meisten hochrangigen Teilnehmer sterben. Kirk gelingt es, den Übergriff zu stoppen, doch Harrison kann rechtzeitig flüchten. Obwohl Kirk sowie Spock kurz zuvor wegen Regelverstoßes ihrer Ämter enthoben wurden, bekommt Kirk das Kommando über die Enterprise zurück und setzt Spock sofort wieder als ersten Offizier ein. Auch der Rest seiner Crew, bestehend aus Nyota Uhura (Zoe Saldana), Pille (Karl Urban), Chekov (Anton Yelchin) Sulu (John Cho) und Scotty (Simon Pegg), stellt sich dem skrupellosen Gegner mit ihren individuellen Fähigkeiten entgegen. Dieser verfolgt einen dunklen Plan: Er hat eine alte Rechnung zu begleichen und dafür ist ihm jedes Mittel recht.


Vier Jahre hat es gedauert, bevor J.J Abrams der filmischen Neuauflage von "Star Trek" 2013 einen Nachfolger präsentierte und wie man schon vermuten konnte, schlägt auch die zweite Geschichte in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger. Die Zeiten der wissenschaftlichen Aspekte und somit eigentlich der Grundgedanke der Serie ist nur noch sehr spärlich vorhanden, denn in der heutigen Zeit wird der Schwerpunkt ganz eindeutig auf ein actionreiches SCI/FI Abenteuer gelegt. Das mag nicht jedem Fan wirklich schmecken, doch für die alte und aus heutiger Sicht eher unspektakuläre Erzählweise hat man ja schließlich die Original Serie sowie deren vier Ableger, aber auch die zehn ersten Verfilmungen. Ich behaupte dies ganz eindeutig aus der Sicht eines Fans und bin ehrlich gesagt selbst ein wenig überrascht darüber wie gut die Neuauflagen funktionieren. Abrams ist es nahezu perfekt gelungen, eine äußerst interessante Geschichte mit einem echten Action Feuerwerk zu verbinden und dabei dennoch genügend Wert auf eine gute Beleuchtung der wichtigsten Charaktere zu legen, wobei in vorliegendem Fall insbesondere das Verhältnis zwischen Kirk und Spock im Vordergrund steht.

Die dabei vorgenommenen Änderungen bei beiden Figuren kommen der Sache meiner persönlichen Meinung nach sehr zu Gute und sorgen gleichzeitig für eine Menge an frischem Wind. So stellt sich immer mehr heraus was im Vorgänger schon recht intensiv angedeutet wurde, Kirk ist nicht mehr der besonnende Captain der Enterprise, sondern vielmehr ein manchmal sehr wilder Draufgänger der auch gern einmal gegen die Regeln verstößt. Spock hingegen wird menschlicher dargestellt wie je zuvor und gerade dieser Aspekt ist in meinen Augen eine äußerst willkommene Abwechslung, da seine analytischen Fähigkeiten dennoch erhalten bleiben. OK, jeder mag das anders sehen, doch sollte man sich auch dem Neuen öffnen und den vorliegenden Film ganz einfach genießen, denn an Kurzweil und Unterhaltungswert ist auch "Star Trek: Into Darkness" nur schwerlich zu überbieten.

In diesen Punkten hat sich Abrams fast selbst übertroffen und offeriert dabei ein wahres Spektakel, das aber dennoch zu keiner Zeit hoffnungslos überladen erscheint. Die vorhandene Spannungsschraube wird kontinuierlich immer straffer angezogen und auch das Tempo der Erzählung wird Stück für Stück gesteigert, so das man die dadurch entstehenden Veränderungen als Zuschauer förmlich spüren kann. Sicherlich ist das nicht jedermanns Sache und manch einer mag sogar behaupten, das die neuen Verfilmungen fast gar nichts mehr mit der Grundidee Roddenberry's zu tun haben. Teilweise trifft das auch zu, aber dennoch erscheinen die neuen Werke wie eine absolute Frischzellenkur , die das Star Trek Universum durchaus bereichern. Grandiose Effekte, gut agierende Schauspieler, spannende Storys und jede Menge Action sind nun einmal die Zutaten, die in der heutigen Zeit absolut angebracht sind. Natürlich wirken die Filme dabei stellenweise wie pompöse Blockbuster, hinterlassen jedoch keinesfalls den üblichen Mainstream Einschlag, wie es beispielsweise bei Werken wie "Transformers" oder auch "Pacific Rim" der Fall ist. Denn auch wenn hier wesentliche Merkmale der alten Filme und Serien etwas verkümmert sind, so ist die unverwechselbare Star Trek note doch jederzeit zu verspüren.

Mittlerweile geht es nun einmal spektakulärer zur Sache und ich finde nicht unbedingt, das es sich dabei um einen negativ zu bewertenden Aspekt handelt. Wie schon mit "Star Trek" (2009) präsentiert sich auch hier ein grandioser SCI/FI Film, der in neuem Gewand und mit viel frischem Blut ganz hervorragend in das gigantisch Star Trek Universum hineinpasst. Lediglich das Hauptaugenmerk wurde merklich verlagert, denn anstatt den wissenschaftlichen Gesichtspunkten steht nun die spektakuläre Umsetzung herausragender Action Sequenzen im Vordergrund. Natürlich muss jeder selbst entscheiden, welche Variante der "Enterprise" ihm mehr zusagt, aber auf jeden Fall sollte man sich den neuen Welten öffnen, die von der neuen (alten) Crew beschritten werden. Wie dem auch sei, bei der vorliegenden Qualität kann man nur hoffen, das mit "Star Trek: Into Darkness" noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, denn weitere Abenteuer von Kirk und Konsorten wären definitiv zu begrüßen.


Fazit:


Ich persönlich liebe im Prinzip alles, was irgendwie mit Star Trek in Verbindung steht und die Neuverfilmungen stellen eine zeitgemäße Auffrischung eines SCI/FI Abenteuers dar, das vor nunmehr einem halben Jahrhundert seinen Anfang hatte. Abrams ist zudem genau der richtige Regisseur, um dem Franchise mit diversen Änderungen neues Leben einzuhauchen und einen so in neue Galaxien zu führen, die zuvor noch kein Mensch gesehen hat.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 21. Apr 2015, 17:18
von horror1966
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The Guvnors
(The Guvnors)
mit Vas Blackwood, Martin Hancock, Joelle Koissi, Doug Allen, David Essex, Tom Davis, Harley Sylvester, Lee Nicholas Harris, Lorraine Stanley, Jay Simpson, Susan Fordham, Michael Chapman, Tony Denham
Regie: Gabe Turner
Drehbuch: Gabe Turner
Kamera: James Friend
Musik: Paul Arnold / Andrew Barnabas / Pascal Bideau
FSK 16
Großbritannien / 2014

Einst beherrschte Mitch mit den Guvnors das harte Pflaster von Südostlondon. Heute ist der junge Adam mit seiner Streetgang der gnadenlose Herrscher der Hochhausblocks und duldet keine anderen Götter neben sich. Als Adam von den Guvnors hört, und wie sie einem wie ihm damals in den Allerwertesten getreten hätten, wird er eifersüchtig und schnappt sich einen der Männer. Mitch hat die Gewalt eigentlich an den Nagel gehängt, aber als er davon erfährt, schart er die alte Bande um sich und zieht noch einmal in den Krieg.


In seiner zweiten Regiearbeit nimmt sich Regisseur Gabe Turner der Thematik eines Generationenkonfliktes an und bedient sich dabei einer ehemaligen und in die Jahre gekommenen Hooligan Gang sowie einer jugendlichen Gangsterbande. Schauplatz sind die tristen Vororte Londons, wodurch die Geschichte schon einmal mit der perfekten Location ausgestattet ist, in der Dinge wie Tristesse und Perspektivlosigkeit ganz augenscheinlich an der Tagesordnung sind. Nun gestaltet sich "The Guvnors" allerdings keinesfalls wie die ansonsten üblichen Hooligan Filme und legt auch nicht sein Hauptaugenmerk auf visuelle Gewaltdarstellungen, vielmehr überzeugt der Film durch seine richtig gut erzählte Geschichte, in der die beiden Hauptfiguren dem Ganzen ihren persönlichen Stempel aufdrücken. Wartet dabei schon Doug Allen in der Rolle des ehemaligen Guvnors Mitch mit eindrucksvollem Schauspiel auf, so wird er aber dennoch von Harley Sylvester noch übertroffen, der den Charakter des um Respekt haschenden Jung-Gangsters Adam absolut grandios und authentisch interpretiert. Ganz generell ist es Turner gelungen seine Geschichte mit einem Höchstmaß an Authentizität auszustatten und dabei Elemente verschiedenster Genres perfekt zusammen zu fügen.

Die Hooligan Thematik steht dabei eigentlich eher im Hintergrund und so bekommt der Zuschauer diese auch nur in immer wieder eingefügten Rückblenden präsentiert. In der Hauptsache eröffnet sich vielmehr eine extrem gelungene Mischung aus einem sozialen Drama und der Thematik des immer im Vordergrund stehenden Generationskonfliktes. Dadurch entfacht die Erzählung eine immense Kraft und lässt dabei äußerst harte Züge erkennen. Diese geben sich jedoch weniger durch visuelle Gewaltdarstellungen zu erkennen, denn in dieser Beziehung wurde genau das richtige Maß gefunden um den Film nicht zu einer sinnlosen Prügel Orgie verkommen zu lassen. Stattdessen ist es die Story an sich, die mit einer unglaublichen Wucht auf den Betrachter einschlägt und der dramaturgisch erstklassig aufgebaute Spannungsbogen tut sein Übriges, um für ein intensives Filmerlebnis zu sorgen.

Zudem hat Turner nach gut einer Stunde einen Plot Twist eingebaut, der die ganze Szenerie noch einmal gehörig intensiviert und wie nicht anders zu erwarten stehen auch in dieser Beziehung die beiden Hauptfiguren im Mittelpunkt. Mehr kann man an dieser Stelle jedoch nicht verraten, doch die eingebaute Wendung verleiht dem Ganzen zum Ende hin schon stark ausgeprägte und sehr dramatische Züge. Anders konnte es ehrlich gesagt aber auch gar nicht kommen, denn ein Werk wie "The Guvnors" kann definitiv nicht mit einem Happy End ausgestattet werden, da ansonsten jegliche bis dahin auftretende Glaubwürdigkeit mit einem Schlag verschwunden wäre. Außerdem würden die Geschehnisse gleichzeitig ad Absurdum geführt und der insgesamt äußerst gute Gesamteindruck würde vollkommen in sich zusammen stürzen.

So aber wurde alles richtig gemacht und es ist absolut nachvollziehbar, das dieser Film in Großbritannien ganz offensichtlich sehr gut angekommen ist. Es ist die intensive Mixtur die diese Geschichte wohlwollend von anderen abhebt, zudem kommt es dem Szenario zu Gute, das man eine wirklich überzeugende Darsteller Riege an Bord hat, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist "The Guvnors" richtig gut besetzt. Auch ohne unzählige Schlägereien hinterlässt der Film einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Zuschauers, der noch lange nach Beendigung der Sichtung über die Ereignisse nachdenkt, in der Respekt, familiäre Bande, Ehre und Ruhm die Zutaten für eine erstklassig vorgetragene Erzählung sind.


Fazit:


"The Guvnors" ist wirklich ein starkes Stück Film, das mit hervorragenden Darstellern besetzt ist und eine Story erzählt die einem wirklich unter die Haut geht. Wahr genommene und verpasste zweite Chancen spielen eine nicht unwichtige Rolle, zudem entfacht das Szenario eine immense Härte, die sich allerdings eher selten in expliziten Gewaltdarstellungen niederschlägt. Wie dem aber auch sein, auf jeden Fall sollte man diesen britischen Beitrag keinesfalls verpassen, das gut 90 Minuten lang durchaus ansprechende Filmkost bietet.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 22. Apr 2015, 16:28
von horror1966
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The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro
(The Amazing Spider-Man 2)
mit Andrew Garfield, Emma Stone, Jamie Foxx, Dane DeHaan, Colm Feore, Felicity Jones, Paul Giamatti, Sally Field, Embeth Davidtz, Campbell Scott, Marton Csokas, Louis Cancelmi, Max Charles, B.J. Novak, Sarah Gadon
Regie: Marc Webb
Drehbuch: Alex Kurtzman / Roberto Orci / Jeff Pinkner
Kamera: Daniel Mindel
Musik: Johnny Marr / Pharrell Williams / Hans Zimmer
FSK 12
USA / 2014

Nach dem Schulabschluss konzentriert sich Peter Parker auf seine Superheldenaufgaben als Spider-Man und seine romantische Beziehung. Seinem Glück mit Gwen steht allerdings sein Versprechen an ihren verstorbenen Vater im Wege, Distanz zu wahren. Als Gwen sich zu einem Studium in England entschließt, muss Peter sich zu seiner Liebe bekennen, während er als Spider-Man in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt wird. Hier bekämpft er den Hochspannungs-Bösewicht Electro und einen Jugendfreund, der sich dramatisch zu verändern beginnt.


Nicht alles was neu ist muss auch gleichzeitig gut sein und diese Aussage lässt sich auch beim zweiten Teil des Spider-Man Reebots perfekt anwenden. Wie schon beim 2012 erschienenen "The Amazing Spider-Man" hat es Regisseur Marc Webb auch in vorliegendem Teil nicht verstanden, dem Zuschauer eine flüssige und durchgehend unterhaltsame Geschichte zu präsentieren. Dabei beginnt das Werk gar nicht einmal schlecht, um kurz darauf jedoch relativ stark abzubauen. Zu allem Überfluss macht sich aber mit zunehmender Laufzeit gar echte Langeweile breit, was bei einem Film dieser Art im Prinzip absolut tödlich ist. Das ist in mehreren Faktoren begründet, wobei ganz eindeutig die Gegner von Spider-Man einmal mehr die größte Schwachstelle darstellen. So verkommt Jamie Foxx in der Rolle von Electro fast schon zu einer waschechten Witznummer, denn wenn man einmal eine gewisse Logik zu Grunde legen würde, ergeben hier mehrere Elemente überhaupt keinen Sinn. Gerade in seinem Kampf gegen Spider-Man ergeben sich dermaßen hanebüchene Ungereimtheiten, das man nur vor lauter Schreck die Hände über dem Kopf zusammen schlagen kann. Das bezieht sich ebenso auf die Widerstandsfähigkeit der Spinne die jenseits jeglicher Realität angesiedelt ist und so auch nicht gerade einem besseren Gesamtbild zuträglich erscheint. Außerdem muss man viel zu lange auf das Aufeinandertreffen der beiden Gegner warten, da sich Webb zuvor mit etlichen Banalitäten und einer nicht in die Gänge kommenden Liebesgeschichte beschäftigt. Das ständige hin und her zwischen Peter Parker und seiner großen Liebe Gwen geht einem dabei ganz gehörig auf den Zeiger und lässt den gesamten Film fast schon zu einer unvollendeten Schmonzette verkommen.

Auch der zweite Gegner Harry Osborne kommt viel zu spät zum Einsatz und nimmt daher viel eher den Stellenwert einer dezenten Nebenrolle ein. Web legt den Fokus vielmehr darauf, die innere Zerrissenheit von Peter immer wieder in den Vordergrund zu stellen und versucht so ganz offensichtlich, diesem Charakter dadurch ein wenig Tiefe zu verleihen. Dieser Schuss geht allerdings gehörig nach hinten los, denn die krampfhaft cool erscheinenden Sprüche des Titelhelden sprechen eine ganz andere Sprache, denn der dadurch entstehende Humor wirkt sehr aufgezwungen und verfehlt zudem jegliche Wirkung. Manche Passagen hinterlassen sogar einen fast grotesken Eindruck und man weiß ehrlich gesagt nicht so richtig, wie man das Ganze denn richtig einschätzen soll. Am schmerzlichsten macht sich jedoch der Aspekt bemerkbar, das die Geschichte zu keiner Zeit wirkliche Spannung aufbauen kann, denn sämtliche Vorgänge sind vollkommen vorhersehbar, so das man hier keinerlei Überraschungsmomente erwarten darf.

In technischer Hinsicht gibt es dafür nichts zu meckern, denn die vorhandenen Effekte sind streckenweise äußerst spektakulär und lassen sich sehr gut ansehen. Damit ist aber auch schon das positivste Merkmal eines Filmes genannt, der mit einem geschätzten Budget von 200.000.000 $ doch weit hinter den in ihn gesetzten Erwartungen zurückbleibt. Wie schon im Vorgänger ist es insbesondere die Geschichte an sich, die doch an etlichen Stellen regelrecht unrund und überhaupt nicht stimmig erscheint. Es werden viel zu viele Nebenschauplätze aufgemacht, als das man sich auf den Titelhelden sowie seine Gegner konzentrieren würde. Dieser Punkt wird viel eher stiefmütterlich behandelt und der Rest des Filmes erscheint einem wie die Beleuchtung eines zwiegespaltenen Menschen, der sich nicht zwischen seinem realen leben und seiner Berufung entscheiden kann. Manch einem mag das durchaus gefallen, doch immerhin handelt es sich hier um waschechtes Popcorn Kino, das möglichst kurzweilig und gut unterhalten soll.

Diesen Anspruch kann "The Amazing Spider-Man - Rise of Electro" leider nur phasenweise erfüllen, so das im Endeffekt keinesfalls ein gänzlich überzeugender Gesamteindruck entsteht. Da hat die Trilogie von Sam Raimi doch einen weitaus besseren Eindruck hinterlassen, da allein schon die einzelnen Storys viel besser in Szene gesetzt wurden und vor allem stimmiger wirkten. Nun ist das natürlich wie immer ein rein subjektiver Eindruck, doch ich persönlich kann keinen wirklich großen Gefallen an den beiden Neuverfilmungen finden, die sich höchstens im normalen Durchschnittsbereich ansiedeln und die man sich auch durchaus hätte sparen können. Viele werden das ganz bestimmt völlig anders sehen, doch ehrlich gesagt erscheint mein ehemaliger Lieblings Comic Held fast schon wie eine Lachnummer die Mitleid verdient und das tut mir in der Seele weh.


Fazit:


Vielleicht liegt es nur an meiner Sichtweise, vielleicht aber auch an der Unfähigkeit des Regisseurs eine wirklich gute und stimmige Geschichte zu erzählen, doch "The Amazing Spider-Man" bewegt sich ebenso wie sein Vorgänger lediglich im Durchschnittsbereich und hinterlässt keinesfalls einen bleibenden Eindruck. Gute Effekte können nur unzureichend mangelnde Logik und inhaltliche Schwächen überdecken, so das man sich auch diesen Film hätte sparen können.


6/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 23. Apr 2015, 15:55
von horror1966
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Housebound
(Housebound)
mit Morgana O'Reilly, Rima Te Wiata, Glen-Paul Waru, Ross Harper, Cameron Rhodes, Ryan Lampp, Mick Innes, Bruce Hopkins, Wallace Chapman, Millen Baird, David Van Horn, Nikki Si'Ulepa, Kitty Riddell
Regie: Gerard Johnstone
Drehbuch: Gerard Johnstone
Kamera: Simon Riera
Musik: Mahuia Bridgman-Cooper
FSK 16
Neuseeland / 2014

Was für ein Albtraum: Die rebellische, als Bankräuberin aber dilettantische Kylie wird dazu verdonnert, mit einer elektronischen Fußfessel wieder bei ihrer Mutter ins Haus einzuziehen. Dass sich das alte Gemäuer als Spukhaus herausstellt und die Geister besonderes Interesse an Kylie zeigen, macht die Sache nicht gerade besser …


Mit "Housebound" wird wieder einmal unter Beweis gestellt das man nicht immer über ein riesiges Budget verfügen muss, um einen wirklich guten und sehr unterhaltsamen Film in Szene zu setzen. Dem Spielfilm Debüt von Gerard Johnstone liegen gerade einmal 350.000 NZD zu Grunde und dennoch wird hier eine erstklassige Geschichte erzählt, die allerdings schwerlich einem einzigen Genre zuzuordnen ist. Johnstone setzt vielmehr auf verschiedenste Zutaten aus mehreren Genres, wobei als Ausgangslage für die Erzählung wohl der Begriff Thriller am treffendsten erscheint. Dabei kann der Zuschauer jedoch erst einmal davon ausgehen es mit einem typischen Haunted House Horrorfilm zu tun zu haben, denn lange Zeit lässt der Regisseur die wahren Hintergründe des Geschehens im Dunkeln, bevor sich im letzten Drittel des Filmes durch geschickt eingefügte Plot Twists immer mehr die wahren Zusammenhänge des Ganzen zu erkennen geben. Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall präsentiert sich ein durch und durch überzeugendes Gesamtwerk, das sich aus Thriller, Haunted House Thematik, ein wenig Splatter und jeder Menge humoriger Momente zusammen setzt, so das im Grunde genommen für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte das eine Sichtung absolut lohnenswert erscheinen lässt.

Gleich zu Beginn wird dabei schon angedeutet, das man sich wohl im weiteren Verlauf auf mehrere Passagen einstellen kann, in denen teils skurrile Situationskomik an der Tagesordnung ist. Ganz generell verfügt das Werk aber über eine Menge Humor, so hagelt es beispielsweise auch des Öfteren bissigen Wortwitz, ansonsten ist der vorhandene Humor in der Regel von der trockenen Art und lässt an mehreren Stellen sogar schon eine makabere Note in den Vordergrund treten. Freunde der brachialen und platten Attitüden werden also keinesfalls auf ihre Kosten kommen, dafür stellt "Housebound" für Liebhaber des tiefsinnigen und schwarzen Humors ein kleines Festival dar. Das Schöne an der Sache ist, das die Geschehnisse zu keiner Zeit auch nur annähernd albern wirken und Johnstone war gleichzeitig auch sehr wohl darauf bedacht, das Szenario keinesfalls gänzlich in die Richtung einer Komödie zu schieben. So ergibt sich dann auch eine ungemein ausgewogene Mischung, denn trotz sehr viel Witz und Charme baut die Geschichte auch einen äußerst konstanten Spannungsbogen auf und kann auch in atmosphärischer Hinsicht jede Menge Pluspunkte auf sich vereinen.

Dafür ist auch die Location des großen, alten und düsteren Hauses verantwortlich in dem sich fast sämtliche Ereignisse abspielen. In diversen Momenten kommt dann sogar ein gepflegtes Gänsehaut-Feeling auf, so das man sich phasenweise in einem echten Oldschool Gruselfilm wähnen kann. Es ist schon erstaunlich das es ziemlich oft noch eher unbekannte und unerfahrene Regisseure sind, die gleich mit ihrem Erstling einen in allen Belangen Film präsentieren und Johnstone ist dieses Kunststück nahezu perfekt gelungen. Es gibt nämlich im Prinzip nicht wirklich etwas zu meckern, denn bis auf einige kleinere Längen im Mittelteil kann "Housebound" durchgehend mit sehr guter Unterhaltung aufwarten. Eine gut erzählte Story, ständige Tempowechsel, eine gut agierende Darstelleriege, viel Spannung und eine dichte Grundstimmung ergeben im Zusammenhang mit dem beigemischten Humor einen Genre-Mix, an dem man eigentlich seine helle Freude haben sollte. Dafür tragen auch die Schauspieler ihr Scherflein bei, wobei man insbesondere in den skurrilen Augenblicken auf die eingesetzte Mimik und Gestik achten sollte, die dem Betrachter des Öfteren ein dezentes Grinsen ins Gesicht zaubert.

Nachdem ich schon im Vorfeld nur Positives von dieser neuseeländischen Produktion gehört hatte konnte ich mich nun selbst davon überzeugen, das die verteilten Vorschuss Lorbeeren keineswegs übertrieben waren. In regelmäßigen Abständen kommen immer wieder sehr gute Beiträge vom anderen Ende der Welt und zumeist wird man von diesen auch nicht enttäuscht. Der Name Gerard Johnstone könnte in Zukunft eventuell zu einem echten Begriff werden, denn wenn der gute Mann auch in der Zukunft weitere sehenswerte Filme in der Art von "Housebound" abliefert, dann stehen uns noch äußerst vergnügliche Filmerlebnisse ins Haus. Vielleicht gelangt nicht jeder nach der Sichtung dieser kleinen Perle zum gleichen Ergebnis, doch ich persönlich kann nur eine dicke Empfehlung für diese Genre Kombination aussprechen, die allerbeste und kurzweilige Unterhaltung anbietet.


Fazit:


"Housebound" zählt zu den eher kleinen und unscheinbaren Produktionen, beinhaltet aber unglaublich viel Qualität und überzeugt als stimmiges Gesamtwerk. Wer solche Filme zu schätzen weiß sollte definitiv zugreifen, denn ansonsten könnte man eine absolut gelungene Geschichte verpassen.


8/10