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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Sa 21. Aug 2010, 01:52
von buxtebrawler
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Paranormal Investigations
Im Jahr 2002 wurden der renommierten Geisterjägerin Carter Simms 5.000 Dollar angeboten, um über drei Tage und drei Nächte hinweg das berüchtigte Masterson Haus auf paranormale Aktivität zu untersuchen. 20 Jahre zuvor wurden Pfarrer Joseph Masterson und seine Familie in ihrem eigenen Heim brutal ermordet. Mit der Hilfe eines Kameramanns, eines Reporters und eines spirituellen Beraters machte Carter sich daran zu beweisen oder zu widerlegen, dass es im Masterson Haus spukt. Was dann geschah, ist die erschreckendste und tragischste paranormale Untersuchung in der Geschichte der modernen „Geisterjagd“.
Eine Frage gleich vorweg: Warum wird ein US-Horror-Film aus dem Jahre 2007, der im Original „Death of a Ghost Hunter“ heißt, in Deutschland als „Paranormal Investigations“ vermarktet? Möchte man da etwas vom „Paranormal Activity“-Kuchen abbekommen? Wie auch immer, Sean Trettas Schauermärchen sieht mir stark nach einer Direct-to-Video-Produktion aus und bedient sich fleißig diverser Vorbilder. Klaro, dass die Geschichte um ein Spukhaus, in dem vor 20 Jahren eine fundamentalistisch-christliche Familie ermordet wurde und das jetzt Gegenstand von Untersuchungen einer „Geisterjägerin“ ist, auf „wahren Begebenheiten“ beruht... „Paranormal Investigations“ ist der x-te Filme, der durch Einsatz einer Hand-Wackel-Kamera und vermeintlicher Amateur-Aufnahmen versucht, authentisch rüberzukommen – und kläglich scheitert. Das fängt schon beim Prolog an, dem man überdeutlich ansieht, per digitaler Hilfsmittel auf „alt“ getrimmt worden zu sein. Während der eigentlichen Handlung wechseln sich Nachtsichtkameras und normale Einstellungen ab. Apropos Handlung... diese ist, gestreckt mit zahlreichen wenig interessanten bis debilen Dialogen und bescheuerten Ideen, die mehr zum Lachen anregen als Schrecken zu verbreiten, fürchterlich uninnovativ und vorsehbar. Das unglaubwürdige bis dämliche Verhalten der von irgendwelchen B-Mimen dargestellten Charaktere, die sich mehr wie auf einer Pyjamaparty statt wie in einem Spukhaus verhalten und nach bester Teenie-Slasher-Manier lieber einen kiffen, statt eins und eins zusammenzuzählen und zu den gleichen Schlüssen wie der Zuschauer zu gelangen, gibt ihr endgültig den Rest. Die Krone setzt dem Ganzen die ziemlich misslungene deutsche Synchronisation auf. Auf grafische Härte wartet man trotz FSK-18-Siegel vergebens, jenes gab es vermutlich lediglich wegen einiger unflätiger Dialoge...? Ok, wer unbedingt mal wieder einen modernen Spukhausgrusler von der Stange sehen will und sich tatsächlich noch vor der schemenhaften Darstellung irgendwelcher Gespenster erschreckt, kann von „Paranormal Investigations“ zumindest durchschnittlich unterhalten werden und seine Zeit totschlagen. Zugute halten möchte ich dem Skript fairerweise noch seine Kritik am Christentum. Viel mehr bleibt da aber auch nicht, denn wenige atmosphärische Momente werden durch die Schwächen des Films schnell wieder zunichte gemacht. Fazit: Dann lieber „Blair Witch Project“ und „Paranormal Activity“ im Double Feature.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: So 22. Aug 2010, 16:35
von buxtebrawler
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Zurück in die Zukunft III
Die Zeitmaschine wurde am Ende des zweiten Teils vom Blitz getroffen und in das Jahr 1885 geschleudert, wo Doc Brown nun als Schmied arbeitet. Marty reist in dieses Jahr zurück, da er wieder einmal den Tod seines Freundes gesehen hat, um diesen auch dieses Mal wieder davor zu bewahren. Doch auch in dieser Periode gibt es wieder einen Verwandten von Biff Tannen, der Marty und Doc das Leben schwer machen will...
Der 1990 direkt nachgeschobene dritte Teil von Robert Zemeckis’ überaus erfolgreicher Science-Fiction-Komödien-Reihe ist ein würdiger Abschluss der Trilogie, wenn auch Konzept bereits erste Abnutzungserscheinungen aufweist. Die Verlagerung in den Wilden Westen des Jahres 1885 bietet zwar Raum für gelungene Western-Kulissen und Western-Genre-Ehrerbietungen sowie parodistische Momente (Für eine Handvoll Dollar, Spiel mir das Lied vom Tod, Taxi Driver), dafür fehlt aber etwas der unmittelbare Bezug zur Gegenwart, der gegeben war, als man lediglich eine Generation vor- bzw. zurückreiste und einen besonderen Reiz ausmachte. Nichtsdestotrotz sehen wir die gleichen, bewährten Schauspieler und Michael J. Fox sogar wieder in einer Doppelrolle. Neu eingeführt wird Mary Steenburgen als Lehrerin Clara Clayton, die Doc Emmet Brown seine glücklicherweise weitestgehend unkitschig ausgefallene erste Filmromanze beschert und zum Teil einer Jules-Verne-Hommage wird. Durch die Figur des McFly-Urahnen Seamus wird dem Publikum die Migrationsgeschichte der USA ins Gedächtnis gerufen, ohne die es diesen Staat gar nicht geben würde. Der Humor bedient sich erneut vieler „Running Gags“ und einiger Slapstick-Einlagen und funktioniert die meiste Zeit prächtig, wirkt aber natürlich weniger überraschend und frisch als in den Vorgängern. Die Erwartungshaltung des Zuschauers sollte aber spätestens im wieder einmal superspannenden, actionreichen Finale erfüllt werden. „Zurück in die Zukunft III“ wirkt als Abschluss der Trilogie naturgemäß weniger innovativ als es die beiden vorausgegangenen Teile noch taten, ist aber immer noch eine wirklich gute Komödie, die nach wie vor prima unterhält. Trotzdem bin ich dankbar dafür, dass man die Kuh nicht bis zum Gehtnichtmehr weiter ausgeschlachtet und es bei einer Trilogie belassen hat.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mo 23. Aug 2010, 13:37
von buxtebrawler
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Mädchen beim Frauenarzt

Ganz im Pseudo-Aufklärungsstil seiner „Schulmädchen-Report“-Filme bekommen wir es bei Ernst Hofbauers „Mädchen beim Frauenarzt“ aus dem Jahre 1971 mit einer Art „Frauenarzt-Report“ zu tun, der aber glücklicherweise auf die detaillierte Darstellung von Scheidenpilzen und widerlichen Ausflüssen verzichtet und stattdessen – welch Überraschung – auf eine Aneinanderreihung von Nackedei- und Softsex-Szenen behaarter Mädels setzt. Ein Brüller sind dabei natürlich wieder die häufig per Stimme aus dem Off eingestreuten pseudowissenschaftlichen und -gesellschaftskritischen Kommentare inkl. überholter Konstitutionstyp-Lehren. Nicht schlecht gestaunt habe ich, als einem Mädchen aufgrund ihres provozierend-freizügigen Verhaltens die Mitschuld an ihrer Vergewaltigung gegeben wurde. Fazit: Kaum erotisch, dafür unfreiwillig komisch. Hoffnungslos veralteter Softsex-Stoff, wie er früher bei den Privatsendern gezeigt wurde und ein spießiges deutsches Publikum zu bedienen versuchte, das sich nicht traut, einen richtigen Porno zu beschaffen und dem der reale Zugang zu den gezeigten Themen schon lange fehlte.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mo 23. Aug 2010, 23:51
von buxtebrawler
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Brennender Tod
Angela (J. Merrow) fährt nach Fara Island, um dort als Sekretärin eines bekannten Schriftstellers zu arbeiten. Auf der Insel wird sie mit einer enormen, bis dahin nie dagewesenen Hitzewelle konfrontiert. Das Phänomen ist für die Winterjahreszeit sehr unnatürlich und führt mit der Zeit zu mehreren Todesfällen. Von einem Wissenschaftler erfährt Angela, daß Außerirdische dahinter stecken...
Wenn sich der britische „Hammer“-Regisseur Terence Fisher, der der Filmwelt einige wunderbare Gothic-Horror-Beiträge beschert hat, an herkömmlichen Sci-Fi-Horror versucht, wird’s trashig – beispielsweise im 1966 veröffentlichten „Island of Terror“, der aber dennoch ziemlich unterhaltsam ausfiel. Das kann man vom ein Jahr später erschienenen, ebenfalls auf einer Insel spielenden „Brennender Tod“ nicht unbedingt behaupten, denn das ziemlich beschränkte Drehbuch musste mit einer überflüssigen Beziehungskiste gestreckt werden, um überhaupt auf Spielfilmlänge zu kommen. Christopher Lee überzeugt zwar als gefühlskalt (vermutlich deshalb einer der wenigen, der kühlen Kopf bewahrt) anmutender Wissenschaftler in der kleineren der beiden Hauptrollen und ein Wiedersehen mit Peter Cushing in einer größeren Nebenrolle sorgt für Kurzweil, ansonsten passiert zunächst nicht viel – einmal abgesehen von einigen Dorfbewohnern, die in grellen Lichtblitzen ums Leben kommen. Die Außerirdischen bekommt man erst ganz am Schluss zu Gesicht, vorher wird einfach das Bild hellgedreht. Wahnsinn… Unterhaltsamer sind da schon eher Momente wie ein unmittelbar nach einem eigentlich relativ harmlos aussehenden Unfall explodierendes Automobil, ein Funkgerät, das auch sendet, ohne dass jemand den dicken Knopf drücken würde oder die Dorfbewohner, denen ob der starken Hitze schon die explodierenden Bierflaschen (auf jener Insel scheint generell alles ziemlich schnell zu explodieren) um die Ohren fliegen, die was die Wahl ihrer Kleidung betrifft bis auf vereinzelte Schweißflecken aber nicht sonderlich den Anschein erwecken, als würden sie sich fast zu Tode schwitzen. Erst im letzten Drittel, als die drögen Einwohner endlich beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen und etwas gegen die unerträgliche Hitze zu unternehmen, kommt der Film in Fahrt und wird tatsächlich spannend. Und einem echten Sci-Fi-Heuler darf es natürlich an herrlich pseudowissenschaftlichen Erklärungen nicht mangeln:

„Diese Wesen bestehen aus Hochfrequenzimpulsen in Form von Wärme. Sie bewegen sich von Ort zu Ort, wie es jede Form von Hochfrequenz tut. Eigentlich wurden sie auf unserem Planeten wie ein Fernsehbild vom Sender zum Empfänger übertragen.“ – „Sie benutzen unseren Sender als ihren Empfänger?“ – „Genau. Dann materialisieren sie sich in der Erdatmosphäre.“ – „Materialisieren?“ – „Ja, auf die selbe Weise wie die Satellitenbilder. Es entsteht im Weltraum als Signal und materialisiert sich dann.“ – „Ist ihnen klar, was sie da sagen?“

Das bezweifle ich. Im Booklet zur e-m-s-DVD wird behauptet, die Außerirdischen sähen aus wie Spiegeleier und als ich endlich diese pulsierenden Extraterristler zu sehen bekam, habe ich fest damit gerechnet, dass gleich jemand mit Salz- und Pfefferstreuer um die Ecke käme. Derartige Scherze bleiben natürlich aus und „Brennender Tod“ versucht, möglichst ernsthaft zu einem Ende zu kommen. Freunde klassischen Briten-Horrors greifen besser zu anderen Fisher-Streifen, fürs Kuriositätenkabinett ist „Brennender Tod“ aber durchaus geeignet. Nicht sonderlich gut gealtert, aber unfreiwillig komisch und auf altmodische Weise charmant. Und ins Gedächtnis rufend, dass nicht alles in der phantastischen Filmwelt Englands in den 60er-Jahren atmosphärisch, pathetisch und pompös war.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 24. Aug 2010, 13:49
von buxtebrawler
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Addams Family
Eine sehr morbide Familie, diese Addams: Mutter Morticia und Vater Gomez haben eine innige und auf Schmerz beruhende Liebesbeziehung, Großmutter kocht schon mal die Katze, Butler Lurch sieht aus wie Frankensteins Monstrum und die Kinder Pugsley und Wednesday verbringen ihre Tage damit, einander umzubringen. Alle leben gemeinsam im spukigen Addams-Haus, daß viele Geheimnisse besitzt. Auch Schätze werden hier vermutet und so schleust eine Gruppe Betrüger den vor langer Zeit verschollenen angeblichen Onkel Fester in die Familie ein. Anfangs ist Fester nur an dem Geld interessiert, doch schon bald entdeckt er merkwürdige Vorlieben: Ist er am Ende doch der echte Fester und kann er dafür sorgen, daß die Addams ihr altes Haus behalten?
Dem von US-Regisseur Barry Sonnenfeld Anfang der 1990er verfilmten Addams-Family-Spektakel liegen Comics und eine Serie zugrunde, nichts davon kenne ich – weiß aber, dass es dieser Film in sich hat. Überaus skurrile, von hervorragenden Schauspielern besetze Charaktere führen durch eine morbide Farce in detailverliebten, stimmigen Kulissen, die trotz zahlreicher Anspielungen auf Gewalt und Tod tatsächlich für die ganze Familie geeignet ist. Dabei wird um Sympathie für sich am Rande der Gesellschaft verwirklichende Gestalten geworben, die trotz ihrer abseitigen Lebensentwurfs schon nach kurzer Zeit sympathischer und liebenswürdiger wirken als die „normale“ Bevölkerung – was auch der (vermeintliche?) Onkel Fester bald erfährt, nachdem er in die Familie eingeschleust wurde. Vollgepackt mit Gags, die ihren Humor aus der Verehrung des Düsteren und damit einhergehenden Umkehr gängiger Schönheitsideale und -empfindungen beziehen, wurde die Farbgebung des Films entsprechend angepasst, was zur Atmosphäre positiv beiträgt. Ein paar Abstriche muss man aber leider beim Drehbuch machen, das zwar sogar irrwitzige Tanz- und Gesangseinlagen sowie akrobatische Kämpfe vorsieht, im Finale aber gerne mehr hätte herausholen können. In jeden Falle ist Sonnenfeld aber eine sehr gelungene, eigentlich gar nicht so schwarze Komödie geglückt.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 24. Aug 2010, 22:49
von buxtebrawler
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The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz
Texas im Jahr 1914: Pike Bishop uns seine Outlaws sind auf der Flucht vor dem Eisenbahnagenten Thornton und dessen Kopfgeldjägern. Thornton, ein früherer Weggefährte von Bishop, wurde unter der Bedingung aus dem Gefängnis entlassen, seinen Kumpel ans Messer zu liefern. Nach einem verlustreichen Feuergefecht weichen Bishop und seine Leute nach Mexiko aus, wo ihnen der Revolutionsgeneral Mapache ein lukratives Angebot macht. Für 10.000 Golddollar sollen sie einen Munitionszug der US-Armee überfallen. Der Raubzug gelingt, obwohl Thorntons Männer den Transport bewachen. Doch Mapache denkt nicht ans Bezahlen und verwickelt Bishop und seine Männer stattdessen in eine letzte, tödliche Schlacht...
„The Wild Bunch“ – ein Western von Hollywood-Outlaw Sam Peckinpah. Was da 1969 auf das Publikum losgelassen wurde, hatte nicht das Geringste mit dem typischen, verklärenden US-Western zu tun. Peckinpahs Film um eine Bande alternder Gangster, die noch einmal – gejagt von einem ehemaligen Weggefährten – gemeinsam loszieht, ist einerseits Desillusion pur, birgt andererseits in seiner nihilistischen Ausrichtung aber auch viel ungeschönte Lebensfreude und Sympathie für die „Gesetzlosen“, so dass der Zuschauer kaum umhin kommt, sich mit ihnen zu identifizieren. Glorifiziert wird dabei allerdings gar nichts, die moralisch fragwürdigen Entscheidungen kommen als ebensolche auf dem Fernsehsessel an und wirkliche Auswege aus den mit zunehmendem Alter immer unwirtlicher erscheinenden Lebensentwürfen werden nicht angeboten. „The Wild Bunch“ ist kein versöhnlicher Film, was er bereits dadurch unter Beweis stellt, dass er den unbedarften Zuschauer direkt ins kalte Wasser respektive eine überlange, blutige, viele sinnlose Opfer fordernde Schießerei wirft. Zunächst ist es nicht ganz einfach, den Überblick über die verschiedenen Gruppen und Charaktere zu bewahren, was sich mit zunehmender Spieldauer, die auf einen spektakulären und intelligent durchgeführten Zugüberfall hinsteuert, aber bald ändert. Die Bande hat sich nach Mexiko begeben, wo sie einem verbrecherischen Militärgeneral begegnet und einen Auftrag von ihm annimmt. Ein Umstand, der übrigens zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil mexikanischer Folklore am stimmigen Soundtrack führt. Letztlich steuert die Handlung unweigerlich auf ein wahres Massaker hin, das die Eröffnungssequenz in Sachen Brutalität noch einmal überbietet. Doch ist es mitnichten nur die für einen US-Western ungewöhnlich herbe Gewaltdarstellung, die an „The Wild Bunch“ fasziniert. Neben der interessanten, fesselnden Geschichte sind es die vielen Symbole, die Peckinpah in den Film integriert hat, die die pessimistische Grundhaltung bestätigen und gleichzeitig die Gewaltspirale zu erklären versuchen. Und über dem Spiel der hervorragenden Darsteller liegt immer eine gewisse Wehmut, die in einem mir Gänsehaut verursachenden Schluss des Films mündet. Ich hätte mir vielleicht noch gewünscht, die einzelnen Charaktere noch etwas besser kennenzulernen, doch, wer weiß, vielleicht wäre durch einen noch stärkeren Bezug „The Wild Bunch“ schlicht unerträglich geworden. Durch seine kritische Grundhaltung und Eigenständigkeit sollte Peckinpahs Meisterwerk auch für alle Italo-Western-Freunde vorbehaltlos zu empfehlen sein, die einen Franco Nero einem John Wayne vorziehen. Verdammt großes Kino.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 25. Aug 2010, 20:05
von buxtebrawler
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Magdalena – Vom Teufel besessen
Magdalena ist ein deutsches Mädel aus dem Bilderbuch: Fröhlich, nett, blond. Doch das ändert sich schlagartig, als der Teufel von Magdalena besitz ergreift und sie zu einem mordlüsternen Luder mit einem inflationären Ausstoß an Fäkalsprache verwandelt! Fortan ist Magdalena immer mal wieder kurz besessen, wobei sich der Leibhaftige stets in Form von Fliegen ankündigt. Um dem dämonischen Treiben Einhalt zu gebieten, wird Herr Doktor Berger konsultiert, und der sieht nur einer Lösung: Den Exorzismus!
Darauf hat 1974 sicherlich die Welt gewartet: Softsex-Schmuddel-Filmer Walter Boos versucht sich an einem (S)Exorzismus-Film. Herausgekommen ist dabei „Magdalena – Vom Teufel besessen“, ein unglaublich unbeholfener Versuch in Sachen sleazigen Horrors. Selbst Schauspieler(innen) wie Elisabeth Volkmann, Sascha Hehn und Rudolf Schündler, die ebenfalls vom Teufel geritten sein mussten, hier mitzumachen, vermögen diesen Trash-Flick nicht über Amateur-Niveau hinauszuheben. Wähnte ich mich anfangs noch in einem biederen deutschen TV-Krimi, bekam ich schon nach kurzer Zeit die grobe Sleaze-Kelle serviert, wenn Magdalena nackt wie Gott respektive der Beelzebub sie schuf umherläuft, unflätige Schimpfkanonaden ablässt, notgeile Lüstlinge gegeneinander ausspielt, Einrichtungsgegenstände an Drähten durch die Gegend fliegen lässt und brutal wehrlose Papptüren eintritt, dass Opi senkrecht im Bett steht. Ab und an muss sie auch die Beine breit machen, um nachdrücklich eine Begattung einzufordern oder sich vom Deibel durchnehmen zu lassen. Begleitet von hölzernen Dialogen in einem schlechten, amateurhaften Ton wütet sie so in deutschen Heimatfilmkulissen, dass es eine wahre Freude für jeden Trash- und Kuriositäten-Freund sein dürfte. Leider ging dem Drehbuch am Ende ziemlich die Luft aus, als anstelle eines herrlich dreckigen Exorzismus’ eine hochgradig alberne „Magdalena würgt eine Mini-Schlange aus“-Szene kredenzt wurde, bei der zu allem Überfluss auch noch auf dem armen Tier von asozialen Schauspielern herumgetrampelt wurde. Buh! Für „Magdalena“-Darstellerin Dagmar Hedrich blieb dies übrigens der einzige Film. Ob sie nachträglich doch noch vom Teufel geholt oder schlicht auf einer schwarzen Liste für fragwürdiges Schauspiel in einem fragwürdigen Film gelandet ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

„Das kann einem manchmal so zufliegen, so ein Anfall, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Und jetzt bekommen sie ein gutes Schlafmittel injiziert, dann schliefen sie prächtig und tief. Und morgen früh komme ich wieder her, dann plaudern wir die ganze Krankheit einfach weg.“

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 25. Aug 2010, 22:51
von buxtebrawler
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Im Banne des Dr. Monserrat
Der mit selbst entwickelter Gerätschaft zwielichtige Hypnose-Versuche betreibende Dr. Monserrat sucht ein geeignetes Objekt für seine Experimente und findet es in einem jungen Mann. Der Versuch gelingt und Dr. Monserrat, nebst Gattin, können den Mann - selbst über große Entfernungen hinweg - kontrollieren und ihm Befehle erteilen. Obwohl Dr. Monserrat seine Erfindung zum Nutzen der Menschheit anwenden möchte, läßt er sich von seiner Frau dazu überreden, den Mann für Straftaten einzusetzen ... [Quelle: "Hölle auf Erden"]
Ein alter, britischer Film über ein Paar, das sich per Hypnose seine Opfer gefügig macht? Das klingt nach null Effekten und ist bestimmt ein Langweiler – so dachte ich zunächst. Doch „Im Banne des Dr. Monserrat“ strafte mich Lügen, schließlich wurde er vom mit nur 25 Jahren verstorbenen Regisseur Michael Reeves umgesetzt, der mich und viele andere bereits mit „Der Hexenjäger“ vorzüglich zu unterhalten wusste. Der Mann verstand sein Handwerk und machte aus dem 1967 (also einem Jahr vorm „Hexenjäger“) veröffentlichten „Im Banne…“ trotz der nicht sonderlich spannend klingenden Geschichte einen sehr ansprechenden, spannenden, emotionalen Mystery-Thriller mit leichten Science-Fiction-Anleihen. Der alternde Boris Karloff passt gut in die Rolle des müden, vom Leben enttäuschten Wissenschaftlers. Noch überzeugender agiert allerdings Elizabeth Ercy als seine Frau, die die Chance ergreift, der Tristesse des Alters zu entfliehen und für das wiedergewonnene Gefühl von Jugendlichkeit, Nervenkitzel und Action schon bald über Leichen geht, um nicht zu sagen: dem Wahnsinn verfällt. Atmosphärisch funktioniert „Im Banne…“ bei der Gegenüberstellung der entgegengesetzten Welten – die Jugend der „Swinging Sixties“ auf der einen, die Monotonie des Altwerdens auf der anderen Seite – einwandfrei. Reeves fängt stimmungsvolle Bilder ein und lässt uns mit den Charakteren mitfühlen – nicht ohne dabei die damals junge Generation ein wenig aufs Korn zu nehmen. Einen echten Schock dürfte so manchem Zuschauer das überraschende, pessimistische Anti-Happy-End bereiten, das dem Gesamteindruck des Films sehr gut tut. Aufgelockert werden die Geschehnisse übrigens durch sehr geschmackvolle, live vorgetragene Soulsongs, die angeblich sogar eigens für den Film geschrieben wurden. Empfehlenswert!

Wer weiß, welche Glanztaten Michael Reeves zu einem späteren Zeitpunkt noch hätte vollbringen können...

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 26. Aug 2010, 20:27
von buxtebrawler
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The Flesh & Blood Show
Eine Gruppe junger arbeitsloser Schauspieler samt Regisseur wird engagiert, in einem alten, halb zerfallenen Theater am Ende einer menschenleeren Pier ein Stück einzuproben, die "Flesh and Blood-Show". Während der Proben findet der Regisseur jedoch eine seiner Mitspielerinnen geköpft auf, kurz darauf verschwindet die Leiche. Die Polizei glaubt an einen Irrtum und mit dem Auftauchen des Filmstars Julia Dawson geht es auch gut voran. Dennoch verschwinden plötzlich noch andere Schauspieler auf geheimnisvolle Weise und weitere Tote sind zu beklagen. Ist der Täter tatsächlich unter den Akteuren oder hat ein geheimnisvoller Unbekannter die Opfer praktisch in sein Nest gelockt. Eine Tragödie aus Kriegszeiten bringt schließlich die Auflösung...
Der britische Regisseur Pete Walker, zu dessen bekanntesten Werken sicherlich „Frightmare“ aus dem Jahre 1974 gehört, drehte zwei Jahre zuvor mit „The Flesh & Blood Show“ einen echten Reißer, der vom Giallo-Genre inspiriert zu sein scheint und als eine Art Vorläufer zum Slasher bezeichnet werden kann. Immerhin gab es später mit „Aquarius“ von Michele Soavi einen ähnlich gelagerten Beitrag zum Slasher-Genre. Zumindest „Flesh“ bekommen wir auch reichlich geboten, direkt in der Eingangssequenz geht’s los mit nackten Tatsachen junger, gutaussehender Schauspielerinnen (die Schauspielerinnen spielen), was sich im Prinzip durch den ganzen Film zieht und ihm eine herrliche sleazige Note verpasst. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich hier selbst in den unpassendsten Momenten entkleidet wird, sorgt natürlich für einige Lacher, eine stimmige Atmosphäre wird aber durch das Ambiente des alten, stillgelegten Theaters in einem Küstenörtchen erzeugt, in dessen Kulissen sich „The Flesh & Blood Show“ abspielt. Blutig wird’s dagegen nur selten, die Morde werden zumeist lediglich angedeutet und man bekommt nur die Leichen zu sehen. Wer der Mörder ist, bleibt lange Zeit mehr oder weniger im Dunkeln; durch die Kameraführung, bei der man nur dessen handschuhbewehrte Hände sieht, kommt aber unweigerlich eine gewisse Giallo-Stimmung auf. Ebenso bei der etwas konstruiert wirkenden Auflösung, während die Enttarnung des Unholds sehr vorsehbar geriet, nachdem man anfangs auf eine falsche Fährt gelockt werden sollte (die sicherlich kein Zuschauer mit einem IQ über Zimmertemperatur einschlug). Besonders gut gefielen bei der Überführung des Mörders der Pathos in dessen Monologen und die tragische Note. Das Drehbuch hält einige zunächst sehr klaffend erscheinende Logiklücken parat, wie z. B. das Verharren der Akteure an einem Ort, der sie in unmittelbare Lebensgefahr bringt. Wenn man möchte, könnte man da wohlwollend evtl. eine gewisse Kaltschnäuzigkeit der Jungschauspieler hineininterpretieren, die trotz aller bedrohlichen Umstände an ihrem Projekt festhalten, um die eigene Karriere voranzubringen und weiterhin der freien Liebe frönen zu können. Ob das allerdings wirklich die Intention des Autors war, darf angezweifelt werden. Eindeutig ist hingegen die gar nicht so dumme, Walker-typische Thematisierung eines Generationskonflikts zwischen der alten, züchtigen Schauspielschule und den unbedarften „jungen Wilden“, die Improvisationskunst und Partnertausch nachgehen. Davon ist aber über weite Strecken des Films nicht viel zu merken. Es geht in der spekulativen, aber nicht minder unterhaltsamen „Tits & Ass Show“ fast unter, die dennoch einige sehr schöne, atmosphärische Momente und natürlich, wie so oft bei diesen älteren Filmen, über ihren eigenen Charme verfügt. Wer Spaß an wenn auch unblutiger sleaziger Exploitation hat oder auf Gialli und/oder Slasher schwört, wird bestimmt auf seine Kosten kommen.

„Es ist so verdammt grausam und tragisch, dass man einen Film draus machen müsste."

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 26. Aug 2010, 23:38
von buxtebrawler
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Das Grauen auf Black Torment
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts: Sir Richard Fordyke (John Turner) kehrt nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau auf den Landsitz seiner Familie zurück, wo ihm die Ablehnung der restlichen Bevölkerung entgegen schlägt. Ein Mädchen ist ermordet worden und die letzten Worte des Opfers wiesen auf den Adeligen. Da seine erste Frau, die aus einem Fenster stürzte, auch unter mysteriösen Umständen starb, gibt es bald viel Gerede und noch mehr Opfer, darunter Sir Richards Vater. Eine weiße Frau erscheint mehrmals und verfolgt den Hausherrn mit Schuldzuweisungen, doch ehe das Verderben über das Haus kommen kann, kann die unheimliche Verschwörung aufgedeckt werden...
„Das Grauen auf Black Torment“ mit seinem irreführenden deutschen Titel (nichts im Film heißt so) ist ein 1964 veröffentlichter britischer Low-Budget-Gruselkrimi im Gothic-Horror-Gewand von Regisseur Robert Hartford-Davis, der, angesiedelt im 18. Jahrhundert, mit einer tollen Ausstattung in Form seiner Kulissen, Kostüme etc. aufwartet, die von einer gelungenen Kameraführung eingefangen wird. Einen großen Namen à la Price, Cushing oder Lee gibt in der Darstellerriege zwar nicht, John Turner spielt seine Hauptrolle aber überzeugend, ebenso wie im Prinzip alle Nebendarsteller. Handwerklich gibt es also eigentlich nichts zu bemängeln, Atmosphäre und Rahmenbedingungen stimmen. Das mitunter holprige Drehbuch, das zumindest aus heutiger Sicht wenig innovativ erscheint und schon sehr früh Rückschlüsse auf den wahren Hintergrund der Spukereignisse zulässt, hat es da etwas schwieriger, dafür kann „The Black Torment“ aber mit einigen überraschend gruselig ausgefallenen Szenen punkten. Ein Höhepunkt ist dabei sicherlich die Verfolgungsjagd zu Pferde, die (nicht nur) seinerzeit gewiss manchen Atem hat stocken lassen. Effektiv ist auch die verzerrte Fratze eines der Protagonisten, die im Finale kurz vor einem an Kostümfilme erinnernden Fechtkampf zu sehen ist und sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Zu den Gruselmomenten gesellen sich wie so oft ganz weltliche, wenig übernatürliche Motive wie innerfamiliäre Abgründe, Gier und Hass. Mehr möchte ich aber auch nicht verraten, schließlich wurde ich im kuriosen Vorspann gewarnt, keinesfalls das Ende auszuplaudern, wenn ich nicht von der „Schwarzen Plage“ erfasst werden möchte. Eine Frage muss aber noch erlaubt sein: Welche „Schwarze Plage“, zur Hölle? Das Hauptproblem dieses unterhaltsamen, handwerklich sauberen, kurzweiligen Films dürfte die durch solche Albereien beim Publikum geweckte überzogene Erwartungshaltung sein...