Erstmal sorry wenn ich schon wieder dagegen argumentiere, kann ich aber nichts machen, ist nun mal meine Meinung. Bei bestimmten Punkten losgelöst von dem Artikel auch nicht erst seit gestern.
Ich finde den Beitrag weder schön noch interessant, sondern wie Jogi schon eingestand, äußerst unsachlich mit einer Fülle von Falschinformationen, um sich die eigene Argumentation zurechtzubiegen. Dabei gäbe es so viele richtige Argumente, vieles wird auch angesprochen, doch letzten Endes verspielt die Kolumne ihre Seriosität durch zahlreiche Falschaussagen und (wie so oft) durch Pauschalisierungen.
"110 Euro für einen Film? Aber klar doch. Es ist ja ein Mediabook."
Den Artikel mit einer Collector's Edition für 110 Euro zu beginnen, wenn man ständig mit dem polarisierenden Begriff Mediabook hantiert, ist schon mal weit hergeholt. Wie viele "Mediabooks" gibt es denn, die bereits am Erscheinungstag für 110 Euro angeboten werden. Richtig, KEINES! Was ist dann mit "Don't Torture a Duckling"? Also zumindest eines?! Nein, es handelt sich um ein Digipack mit üppiger Spezialverpackung, ähnlich wie bei anderen (auch aus meiner Sicht) aufgeblasenen Editionen (überwiegend aus dem Mainstream Bereich).
"Das Mediabook von Don't Torture a Duckling ist die vorläufige Spitze einer Entwicklung, die 2009 mit Veröffentlichungen von Capelight (The Fall, Feuer und Eis), Illusions (Doomsday) und NSM Records (Der blutige Pfad Gottes) ihren Anfang nahm."
Die erneute Titulierung von Don't Torture a Duckling" als Mediabook ist geschenkt, auch die Aussage, dass "Der blutige Pfad Gottes" ebenfalls von Capelight ist (war denke ich damals noch ein Index Titel und wurde nur von NSM vertrieben). Warum man allerdings einen Bogen spannen muss von dem 110 Euro Teil aus dem Hause '84 Entertainment zu NSM, Illusions und vor allem Capelight, verstehe ich nicht ganz. Ein Capelight Mediabook kostet am Erscheinungstag ca. 15 - 18 Euro, zusätzlich gibt es eine Amaray als Alternative. Hier soll mal jemand objektiv dagegen argumentieren.
Selbst wenn ich mich auf die Argumentation einlasse, in der Capelight als Urheber allen Übels mitgenannt wird, kann man widersprechen.
Zu Beispiel gab es in der DVD Hochphase schon sogenannte Mediabooks z.B. von CCI "Horror Express" (2005) welches man aber auch als Digibook bezeichnen könnte, als echte Mediabook gehen aber definitiv "Cabo Blanco" von MC One (2005) und "Die Stunde der grausamen Leichen" von Anolis durch (2006). Kostenpunkt bei letzterem: 35 Euro. Kein Mensch hatte sich beschwert. Für den Popularitätsschub waren allerdings die schönen "Saw" Editionen von Kinowelt verantwortlich, welche im Jahr 2005 in Erscheinung traten.
"Nicht selten prangen solch kuriose Schriftzüge wie "Limited Collector's Edition Full Uncut Version Mediabook" auf der Rückseite, gerne ergänzt mit einer handgeschriebenen Seriennummer"
Wäre möglich, kann ich bei meinen Mediabooks (ca. 65 Stück) allerdings nicht feststellen. Koch, Capelight, Anolis und nicht mal meine wenigen NSM Mediabooks haben überhaupt eine angegebene Limitierungsnummer. Keine Ahnung von welchen Titeln, scheinbar auf Börsen, Herr Beck seine Finger nicht lassen kann. Ich könnte bedeutend mehr Beispiele aufzählen, doch warum so lange hier aufhalten, der nächste Satz wird noch besser.
Ach ja, von meinen Beispielen, hat nur NSM einen kleinen "Limited Edition" Aufdruck auf dem Cover. Da sollte man sich mal wieder einen alten Katalog vom vielgelobten Videodrome Mailorder aus den frühen Neunzigern ansehen, hier wird das "strong uncut" Getue zelebriert.
"Die beliebteste Limitierung einer Auflage ist selbstverständlich 666 Stück"
Totale Polemik, nur dazu da, das kritisierte Klientel der Lächerlichkeit preiszugeben und in die viel zitierte Gore Bauern Ecke zu stellen. Natürlich werden auch hier die eigenen Wischi-Waschi-Aussagen mit manipulativen Falschaussagen gestützt. Hört sich halt gut an und passt wunderbar zur Kausalkette. Ich habe keinen allumfassenden Überblick, doch bei meinen Mediabooks, weist KEIN EINZIGES eine solche Limitierung auf (wenn überhaupt vorhanden - siehe oben). Die wird es mit Sicherheit geben, doch wenn ich bei ca. 65 Stück auf kein Einziges stoße, ist das schon ein schwaches Argument. Mir liegen sogar Exemplare von LFG, Illusions und Dragon vor, ebenfalls Fehlanzeige.
"Das Phänomen des gemeinen Horrorfans, der sich lieber die zehnte Veröffentlichung von Tanz der Teufel kauft, als mal einen neuen Titel zu probieren, ist nach wie vor präsent und erhält nun sogar die passende Begründung: "Ist doch jetzt so schön verpackt. Hat doch jetzt neue Extras. Und die verschiedenen Cover-Varianten brauche ich sowieso alle.""
Wieder wird mit simpelsten Mitteln der Stein des Anstoßes diskreditiert (alles Gorebauern). In Wirklichkeit wird nur eine Binsenweisheit mitgeteilt, die beschreibt wie eine Gruppe von Enthusiasten einen Film kultisch verehrt und diesem damit zu echtem Kultstatus verhilft. Daher funktioniert das auch nur immer mit den selben, sogar überschaubaren Titeln. In vollem Umfang äußert sich das bei Star Wars oder der Rocky Horror Picture Show noch weit extremer. Es gibt aber auch neue Titel, die meiner Meinung nach, völlig zurecht, in diesen Kreis aufgenommen werden, z.B. die 4 großen französischen Terrorfilme (die gehen immer gut weg).
Dann folgt ein Absatz über Covervarianten. Gähn! Seit mindestens 10 Jahren (bereits zu DVD Zeiten) ein alter Hut (eigentlich schon zu VHS Zeiten). Das gibt es auch in anderen Bereichen schon seit Ewigkeiten (z.B. Comics).
Das XT "Dawn of the Dead" Argument zieht auch bei mir. Ein Premiumprodukt sollte alle Versionen beinhalten. Bei "Inside" stimme ich ebenfalls zu, nur hat das nichts mit der Verpackung zu tun, das Hochskalieren von SD Material hat auf einer Blu-Ray (ohne entsprechenden Verbraucherhinweis) nichts zu suchen.
Über Labels wie Inked Pictures (Halloween Holzbox) hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens, das ist ein Kindergeburtstag der in meiner Welt nicht gefeiert wird. Doch gerade hier hat sich der Markt relativ schnell selbst reguliert. Mit dieser Außendarstellung hat man sich selbst begraben, da wird nichts mehr kommen. Vor dem Youtube Skandal hatte ich die gar nicht auf dem Schirm (wie generell bei reinen Repack Labels).
Doch sogar sowas gab es früher schon. Bleiben wir bei dem Beispiel "Halloween 1": Da gab es von Marketing eine ultrahässliche Blechbüchse die als Perfect Collection vermarktet wurde, eine "Limited Edition Pappschachtel" und die TV und Kinoversion als separate Amaray zu erwerben. In der Blechbüchse lag neben einer stinknormalen Amaray die neben der TV & Kinofassung den Soundtrack bot, noch ein blinkendes Katzenauge(!!!), jenes noch mit der Umverpackung aus dem 1-Euro Laden. Zur Außendarstellung des Labels braucht man auch nicht viel sagen, dürfte bekannt sein. Da musste ich damals mindestens genauso den Kopf schütteln.
In diesem Zusammenhang würde mich von manchem großen Mahner mal der Nickname zu alten DVDinside/Cinefacts Zeiten interessieren, ob die nicht ähnlich naiv für manchen Schrott das Geld aus dem Fenster warfen (ist mir bei einigen zumindest bekannt). Also lassen wir doch den jungen Leuten ihre eigenen Fehler machen. Macher gibt sich halt altersbedingt nur zu gerne der Illusion hin etwas bleibendes zu konservieren.
Ich habe zu VHS Zeiten auch 30 DM mehr für die große Evil Dead 2 Erstauflage bezahlt (UK oder NL - habs vergessen), nur weil mir die große gelbe Verleihbox besser gefiel und es die einzige Fassung war in der Ash ein paar Tritte mehr abbekam.

Was solls, hat auch Spass gemacht damals.
Die Auswüchse sehe ich übrigens nicht als alleiniges Problem des deutschen Marktes. In Asien sind die arschteuren Fullslips beliebt (meist ein Steelbook mit Lentimagnetkarte in einem edlen Schuber + Goodies) und England ist eine Hochburg für Steelbooks. Bis auf regionale Unterschiede bei der Form gibt es das überall. Leider müssen Amaray Käufer bei uns mittlerweile länger auf Alternativen warten (unser Markt ist aber auch deutlich kleiner als der englischsprachige).
Ich schreib hier jetzt doch so einiges, weil ich Narr vor wenigen Wochen mal wieder in einem großen Forum gelesen habe. Es geht um einen "Mediabook Hass Thread", 170 Seiten gepflegte Zeitverschwendung (natürlich habe ich nicht alle gelesen). Meiner Meinung nach haben zwar die meisten ebenfalls einen relaxten Umgang mit dem Thema und lassen eine Differenzierung zu, doch wie sich ein Thema so lange im Kreis drehen kann ist mir ein Rätsel. Besonders hartnäckige Trolle lassen ihr 1000fach wiederholtes Statement ja zusätzlich in den Filmthread ab. Da ich fast immer gegen Eingriffe der Mods bin, sollte das Echo der denkenden Kernuserschaft noch viel drastischer ausfallen.
Wenn sich einfach mal mehr Leute zu Sachen äußern würden die sie auch tatsächlich betreffen und an diesen Beispielen beschreiben was ihnen gefällt und was nicht, dann gäbe es nicht soviel Ärger.
Vielleicht komme ich die nächsten Tage mal dazu, mein Seh- und Sammelverhalten zu dokumentieren, um darzulegen, welches Engagement seitens der Label ich mit einem Kauf honoriere und welches nicht.
jogiwan hat geschrieben:
Jupp, der durchaus polemische Artikel (mit allen Negativbeispielen) beschreibt nur das, was sich wohl viele - inklusive meiner Wenigkeit - denken. Mit Logik braucht man diesem deutschsprachigen Phänomen wohl auch nicht kommen und so etwas ist wohl nur durch die Kombination deutsches Sehverhalten, Sprachbarriere, Gesetzeslage und einem vermeintlichen Mehrwert möglich. Solange es aber Alternativen gibt, sehe ich das persönlich relativ entspannt und wenn jemand Freude an Mediabooks hat und sich über seine jeweilige Sammlung definieren möchte, sei das natürlich jedem gestattet. Es wird ja auch jedem klar sein, dass sich reproduzierbare Medien in Zeiten zunehmenden Streamings nur bedingt als Wertanlage geeignet sind. Ich hab ungefähr 10 von diesen Dingern daheim stehen und keinen Kauf großartig bereut, aber ich investiere auch lieber in einen neuen Film, als in einen, den ich auch schon zuhause im Regal stehen hab. Es ist ja schließlich auch jeder mündig genug selbt zu entscheiden, was er mit seinem selbstverdienten Geld machen möchte und welche VÖ-Strategien unterstützt werden, oder eben nicht. Aber Martin Beck und Playzocker (der ja auch immer wieder als Negativbeispiel erwähnt wird) werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr - die müsste man eigentlich gemeinsam ins Dschungelcamp stecken...
Bis auf Kleinigkeiten auf die ich bereits eingegangen bin, kann ich dir nur zustimmen. Filme sind ein denkbar schlechte Möglichkeit zur Wertanlage. Und Prestige sind sie höchstens für einen selbst. Wenn man mit geringsten Mitteln die meiste Aufmerksamkeit erzielen will, hätte man mehr Erfolg, sich mit neuen Klamotten jeden Tag ins Cafe zu setzten, was die meisten auch so handhaben (oder neues Auto etc.). Mit neuen Mediabooks wird man sogar in einem kleinen Forum wo täglich ca. 30 Leute aktiv sind, von mindestens der Hälfte belächelt, wenn nicht insgeheim angefeindet. Schlechter Schnitt beim Angeben würde ich mal sagen.
Der Playzocker disst sich immer selbst, da muss man nichts zu sagen. Oder splittet der seine Formate in Reviews, Unboxing & Co? Keine Ahnung, ich hab bisher nur zweimal zirka 3 Minuten bei Unboxing Videos ausgehalten. Ist ja auch wurscht, kann mich nur widerholen, nicht meine Welt.
Sollte allerdings trotzdem jemand den Focus auf Preisstabilität legen (hat mit Wertanlage nichts zu tun), fährt er wohl zweifelsfrei mit Premiumprodukten am besten. Auch das ist aus nachvollziehbaren Gründen in wirklich allen Bereichen so, ansonsten sollte man die Medien als reine Gebrauchsgegenstände sehen und keinen Erwartungen an einen eventuellen Wiederverkauf stellen. Wenn man nicht jeden Schlonz kauft, hat man wahrscheinlich nicht mal 1 Euro Verlust. Zumindest meiner Erfahrung nach (z.B. große Hartboxen von XT & X-Rated), obwohl mir das, am Tag an dem ich einen Film erwerbe, ziemlich egal ist.
Jogi, dein letztes Mediabook war Maniac Cover C wenn ich mich nicht täusche, das wird dir auch sofort für 60 € aus der Hand gerissen, obwohl A & B bedeutend beliebter sind. Für die Amaray bekommste halt von den anfänglichen 20 Euro wenn es gut geht noch die Hälfte (mit Geduld). Kann einem alles egal sein (wie gesagt ist es mir auch solange ich nichts verkaufe - was selten der Fall ist), nur sollte man sich nicht beschweren wenn die Amarays als reines Konsumgüter betrachtet werden und demnach nichts mehr bringen. In der Beziehung wurde nämlich auch immer viel geweint in den Foren.
