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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 21. Jun 2012, 14:49
von DrDjangoMD
CONQUEST

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Originaltitel: La Conquista
Land: Italien
Jahr: 1983
Genre: Barbarenfilm
Regie: Lucio Fulci

Handlung:
Die dunklen Heerscharen der Zauberin Ocron löschen die friedvolle Sippschaft des jungen Ilias aus. Dieser schnappt sich seinen magischen Bogen und macht sich auf den Weg, Ocron zur Strecke zu bringen. Unterwegs trifft er den Greenpeace-Barbaren Conan Ator Mace, der sich bald zu einem treuen Reisegefährten entwickelt…

Kritik:
Die oben angegebene Handlung beschreibt nur die ersten paar Minuten des Filmes. Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, stellt euch einfach vor, Ilias und Mace führen einen winzig kleinen Dialog, dann kommen ein paar von Ocrons Kreaturen, nehmen einen der beiden gefangen, der andere befreit ihn und sie töten in Zuge dessen ihre gegenwärtigen Gegner. Wenn ihr diesen Vorgang zehnmal wiederholt, habt ihr den ganzen Film. Es bleibt also zu hinterfragen, ob Fulci diesmal ein Drehbuch hatte, oder ob er einfach ein paar Schauspieler um sich versammelte und sagte: „Macht!“ (Anm.: Ich sehe gerade, dass drei Leute am Drehbuch beteiligt waren, was zum Teufel! :o ) Was allerdings vollkommen außer Frage steht, ist, dass dadurch ein spaßiger Actionfilm entsteht, der keine Sekunde Langeweile zulässt, denn kaum werden mal ein paar Worte gewechselt oder eine Liebesbeziehung angedeutet, schon springen aus dem Hinterhalt ein paar üble Gesellen hervor und der Film wendet sich wieder barbarischer Hau-drauf-Action zu.
Ilias gibt dabei keinen besonderen, aber einen annehmbaren Protagonisten, er ist halt der übliche ehrenhafte Jüngling, keine neue Figur, aber eine die funktioniert. Mace hingegen wird durch Jorge Rivero mit einer brauchbaren Performance ausgestattet, seine Philosophie will sich mir allerdings nicht ganz erschließen. Mace weigert sich Tiere zu töten, weil sie ja auch nur Lebewesen sind und Zeugs, allerdings isst er sie gerne. Seine Lösung: Wehrlose alte Leute aus dem Hinterhalt abschießen und ihnen ihr Essen klauen. Denn Tiere umbringen ist ein Verbrechen, aber Mord an Menschen ist OK! :nick: :? Könnt ihr euch vorstellen, was los ist, wenn man diesen Typ mal zum Justizminister machen würde? Ocron lässt wenigstens nur die Leute töten, die sich ihr nicht unterwerfen, aber Mace ist ein vollkommen willkürlicher Psychopath. Wenigstens sorgt seine Welteinstellung für ein paar schöne „Was zum Teufel?“-Momente.
Der Star des Filmes ist allerdings Sabrina Siani, denn sie hat eine tolle Mimik :| …ich meine natürlich wenn ich mir sie so anschaue, frage ich mich warum gerade Anthony Steffen eine hölzerne Performance nachgesagt wird :| …Wow, es ist leicht Witze über ihr Kostüm zu machen, ich sollte ein Buch darüber schreiben :D :? …wenn ich genauer darüber nachdenke habe ich sogar mal ein Buch darüber geschrieben. Und das Beste daran ist, es ist im Handel erhältlich:
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Kaufen Sie „Die 1001 Besten Witze zu Sabrina Sianis Outfit in Conquest. Eine spaßige Gagsammlung für vergnügliche Lesenachmittage von Dr. Django M.D. Jetzt für sagenhafte 12,99 €, aber nur solange der Vorrat reicht, schlagen Sie also zu. Darin enthalten sind clevere Wortspiele wie „Die hat aber ein goldiges Gesicht“, altkluge Kommentare wie „Es hätte doch auch gereicht ihren Namen zu ändern, wenn sie nicht mit den Film in Verbindung gebracht werden will.“, cineastische Vergleiche wie „Neben dieser Darstellung wirkt Hugo Stiglitz wie Jack Nicholson“, spitzfindige Bemerkungen wie „Ist sie jetzt oben ohne?“, sexistische Machosprüche wie „Sie hat eine Goldmaske auf? Sorry, hab ich nicht bemerkt, ich war damit beschäftigt ihr auf die Brüste zu starren“ und natürlich absolute Klassiker wie „Sie sollte aufpassen, dass ihr Indiana Jones nicht den Kopf klaut und gegen einen Sandsack austauscht.“
Aber Spaß bei Seite, ihr Darstellung ist einer der Höhepunkte des Filmes. Sicher, ihre Maske lässt keine Mimik zu, dies macht sie aber mit einer gekonnten Gestik wett. Äußerst eindrucksvoll räkelt sie sich mit ihrer Schlange herum, versteift sich hoheitlich, wenn sie Befehle gibt und passt sich in all ihren Bewegungen der Figur an, die sie verkörpert. Ihre Untergebenen sind auch ein spaßiger Haufen, da sie uns eine Vielzahl an originellen, wenn auch nicht immer gelungenen Monsterkostümen bieten.
Neben diesen Kostümen und der kranken Pseudohippie-Philosophie von Mace sorgen noch unzählige Albernheiten für ein trashiges Vergnügen. Der übertriebene Einsatz von Ekeleffekten, der Effekt, wenn der Bogen plötzlich von selbst zu fliegen anfängt und die Tatsache, dass sich der Held und seine Sippe in der Anfangsszene wortwörtlich in Luft auflösten, eine Fähigkeit die im Verlauf des Filmes nie wieder Erwähnung findet, sind nur einige Beispiele für den spaßigen Unsinn, der „Conquest“ zu einem Vergnügen für die ganze Familie macht.
Von dem ganzen Trash abgesehen, gibt es aber (neben Sabrina Siani) noch zwei Aspekte des Filmes, die ich besonders an dem Film schätze: Zum einen ist er nämlich völlig unberechenbar. Sicher, er wiederholt wie anfangs erwähnt den selbe Handlungselement wieder und wieder aber zwischendurch spielt er ein wenig mit unseren Erwartungen. Nur ein Beispiel dafür ist die Figur von Mace’s Schwägerin. Dies ist übrigens ein Spoiler: Sie wird eingeführt, indem ihr Ilias das Leben rettet. Die beiden scheinen sich gern zu haben, es folgt irgendwann eine Szene, in der sie fünf Minuten nur turtelnde Blicke austauschen und wir sind uns schon sicher eine weibliche Hauptrolle zu bekommen…Eine Minute später wird ihr der Kopf von einen von Ocrons Schergen gespalten. Ein solches Verdrehen von Klischees sorgt meist für große Spannung, da wir uns nicht mehr auf die üblichen Konventionen verlassen können.
Der zweite Aspekt den ich besonders schätze sind die kunstvollen Landschaftsaufnahmen. Mithilfe einer Nebelmaschine im Dauereinsatz verwandelte Fulci die Gegend in ein mythisches Sagenland, welches sich permanent im Dämmerzustand zu befinden scheint. Die Beleuchtung, der Rauch, einfach alles tragen dazu bei, dass der Film einen ganz eigenen visuellen Stil erhält und das gibt ihm immerhin ein Plus gegenüber anderen Genrevertretern wie „Er – Stärker als Feuer und Eisen“ oder „Ator 2 – Der Unbesiegbare“, die von Seiten des Drehbuchs nicht viel besser sind als „Conquest“ aber keine so einmalige Atmosphäre aufweisen.
Bevor ich’s vergesse: Der Soundtrack von Claudio Simonetti ist auch wieder mal gelungen und versorgt uns sowohl mit einem schönem Elektronikthema und beweist, dass man auch mit dem ununterbrochenen Drücken nur einer einzigen Piano-Taste einen tollen spannenden Sound erzielen kann.
Fazit: „Conquest“ ist und bleibt ein unsinniger Film, der für Liebhaber des Trash-Kinos ein paar wunderbare Leckerbissen bereithält. Durch die dem Film eigene Landschaftsgestaltung, dem unkonventionellen Umgang mit klischeehaften Figuren und Sabrina Sianis Körpereinsatz bleibt er aber in meinen Augen auch von seriöserer Seite ein Höhepunkt des Subgenres (allerdings reden wir hier von einem Subgenre, in dem Miles O’Keeffe mal mit einem Paragleiter über einem Schloss geschwebt ist und Bomben auf die Schergen von Caligula II. mit Proletenperücke warf. Die Erwartungen sind also nicht sonderlich hoch. :| )
8/10 nur für Trashfans
6/10 für den ganzen Rest

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 12. Jul 2012, 21:07
von DrDjangoMD
DIE HALUNKEN

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Originaltitel: Le cinque giornate
Land: Italien
Jahr: 1973
Genre: Satire
Regie: Dario Argento

Handlung:
In Mailand tobt die Revolution. Das Volk versucht die Herrschaft der Österreicher (Österreich vor! Ihr schafft die Italiener! Österreich vor! Ihr schafft die Italiener…) zu beenden um endlich die ersehnte Demokratie einzurichten. Zu dieser Zeit macht sich ein Taschendieb (Adriano Celentano), den die Politik weniger als gar nicht interessiert, auf die Suche nach einem Berufskollegen, der ihn einst die Beute unterschlagen hatte. Gemeinsam mit einem jungen Bäcker (Enzo Cerusico), schlägt sich der Dieb durch das Chaos der Revolution…

Kritik:
Betrachtet man im Nachhinein wie dieser Film aufgebaut ist und wie die Aussage vermittelt wird, so wird man sich eingestehen müssen, dass es sich bei „Die Halunken“ um einen von Argentos cleversten Filmen überhaupt handelt. Hierzu jedoch später, vorher die frage, ob es auch die rundum gelungene makellose Krone von Argentos Schöpfung darstellt – sicherlich nicht. Wieso? Weil man sich die erste dreiviertel Stunde fragt was zum Teufel in Dario gefahren ist!
Schon bevor man die DVD in den Player gegeben hat kommen einem Zweifel. Dario Argento, ein Regisseur dessen größte Stärke darin liegt Spannung durch Beleuchtung und Kamera zu erzeugen inszeniert eine als prächtig ausgestatteter Kostümfilm angelegte Komödie mit Adriano Celentano? Kann das funktionieren? Nach dem ersten Drittel zu schließen kann es das nicht. Dario scheint keine Ahnung davon zu haben, wie man Witze richtig inszeniert. Diese sind mit so einem Unvermögen getimed, die Pointen werden so dilettantisch vermittelt, dass einem das Lachen schwer fällt. Seine Visuellen Fähigkeiten setzt er überhaupt nicht ein, ordinäres Licht und unbewegte Einstellungen sind angesagt.
Noch dazu strotzt der Film vor Miniplots die für die Handlung total irrelevant sind, wie die Episode in der Celentano und Cerusico als provisorische Geburtshelfer fungieren. Solcherlei Filler würde mich ja nicht aufregen, wüsste ich nicht, dass das ganze Ding eine Laufzeit von zwei Stunden hat. Und wäre dem nicht genug kommen in dieser Komödie plötzlich ein paar düstere Szenen, die jeden Funken von Humor missen. Und die Damenwelt ist auch nymphomanischer als in jedem Joe D’Amato Film. OK, Langeweile kommt nicht auf, nicht zuletzt durch Celentanos unterhaltsamen Charakterkopf, aber sonst sah ich keinen positiven Aspekt am gesamten Anfang des Streifens.
Dann beginnt sich der Film plötzlich zu verändern und dies macht er auf eine so geschickte Weise, dass ich mich sogar wieder mit dem ersten Drittel anfreunden konnte. Die erwähnte Gewalt bleibt, der Humor jedoch verschwindet. Absurder Klamauk wird durch abstrakte surreale Szenen abgelöst. Komische Kauze dienen keinen billigen Lachern mehr, sondern der Versinnbildlichung des Revolutionschaos. Es kommt zu melodramatischen Wendungen, Freunde sterben entweder oder werden zu Feinden, Silberstreifen werden radikal weggewischt, und die Revolution selbst, die anfangs nur Hintergrund für die Gags war, rückt vehement in den Vordergrund.
Besonders die dramatischen Szenen werden von Argento meisterhaft Inszeniert. Bei Witzen tut er sich schwer, doch geht es darum Massaker an wehrlosen Bürgern auf die Leinwand zu bringen, zeigt er in unvergesslichen und herzzerreißenden Bildern, welcher Wahnsinn hinter Krieg und Revolution steckt. Um die Tragik besonders dick aufzutragen, greift er diesmal recht oft zur Zeitlupe, welche er ziemlich geschickt einzusetzen weiß.
Besonders gefallen hat es mir, dass Dario der Versuchung entsagt Partei zu ergreifen. Sowohl die italienischen Revolutionäre als auch die Österreicher (Viva la Austria, viva la Kaiser Franz!) sind ständig sowohl Täter wie Opfer, alle Begehen Verbrechen und alle haben darunter zu Leiden, niemand kann gewinnen, alle werden verlieren. Diese Botschaft kann deshalb so zufriedenstellend vermittelt werden, indem auch unser Protagonist keiner der beiden Seiten angehört. Sicher, er hängt meistens bei den Italienern herum, aber er bezieht nie dezidiert Stellung. Und trotzdem hat er unter der vorherrschenden Situation doppelt zu leiden: Die Österreicher eliminieren seine Landsleute und die Revolutionäre haben seine engsten Freunde auf dem Gewissen.
Hier und da gibt es noch kleine Anflüge von Humor, doch dieser ist nun eindeutig satyrischer Natur und keineswegs als Klamauk zu bezeichnen Spätestens als der Film, der so eindrucksvoll den blutigen Freiheitskampf überpatriotischer Italiener kritisierte mit einer das ganze Bild einnehmenden grün-weiß-roten Flagge endet, um noch einen finalen harten kritischen Schlag reinster Satire auszuführen, war ich mit dem gesamten Werk versöhnt.
Nachdem das gesagt wurde, betrachten wir noch mal das erste, von mir so schamlos kritisierte Drittel und da fällt uns auf, dass es uns wirklich erfolgreich auf eine falsche Fährte lockte. Argento machte uns glauben, dass es sich hier einfach um eine Komödie billigster Sorte handelt, damit die politischen Botschaften die folgen und die Bilder des Leidens umso härter treffen. Szenen wie die erwähnte Geburt, bei der Celentano und sein Freund die ungeschickten Hebammen geben, haben es geschafft uns davon zu überzeugen, dass dies ein leicht zu verdauendes Buddy-Movie wird, zwei sympathische Typen erleben spaßige Abenteuer, nichts besonderes eben. Und dieser Irrglaube macht „Die Halunken“ umso genialer.
Bleibt zu hinterfragen, ob dieser Schachzug von Argento so geplant war, oder ob er, die Produzenten und der Hauptdarsteller einfach was anderes aus dem Film machen wollten, was in einer unpassenden Mixtur endete. So oder so, der Film gewinnt dadurch, besonders auch deswegen, weil sich der Klamauk, sobald es ernst wird, verzieht. Hätte der Film selbst in seinen düstersten Momenten auf vulgären Humor gesetzt, wäre es wirklich eine unstimmige Niete geworden.
Fazit: „Die Halunken“ fängt wie eine ungeschickt inszenierte Komödie an, nur um dann schlagartig zu einer bissigen und düsteren Satyre par excellence zu werden. 7/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 12. Jul 2012, 21:09
von DrDjangoMD
THE PHANTOM EMPIRE

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Originaltitel: The Phantom Empire
Land: USA
Jahr: 1989
Genre: Abenteuer, Komödie
Regie: Fred Olen Ray

Handlung:
Eines Tages kommt eine schreckenserregende Bestie aus einer unerforschten Höhle, tötet einen Mann und wird schließlich selbst niedergestreckt. Um den Hals trug die Kreatur eine mit kostbaren Diamanten ausgestattete Kette. Dies bringt Denae Chambers (Susan Stokey) dazu eine Expedition in diese Höhle zu organisieren. Bestehend aus ihr, einem Abenteurer (Ross Hagen), seiner Partnerin (Dawn Wildsmith) und zwei Wissenschaftlern (Jeffrey Combs und Robert Quarry) macht sich die Truppe auf in die Höhle in der sie bald auf eine verborgene Welt stoßen, die von einer geheimnisvollen Herrscherin (Sybil Danning) regiert wird.

Kritik:
Ich hatte bis jetzt erst Gelegenheit zwei Filme des großen Fred Olen Ray zu sehen und trotzdem habe ich das Werk dieses Tausendsassers in mein Herz geschlossen. Selten sah ich so liebenswerte Low-Budget Filme wie „Insel der Riesendinosaurier“ und dieses Schmuckstück, auf welches ich ein wenig Näher eingehen möchte. Es sind hier besonders drei Aspekte, welche diesen Film zu einer Perle des Trashkinos sondergleichen machen:
1. Anlehnung an 50er-Jahre B-Movies: Schon allein der Plot klingt wie eine Adaption von „Reise zum Mittelpunkt der Erde“: Wir haben ein unerforschtes Gebiet, aus dem plötzlich eine Gefahr entfleucht, woraufhin sich eine Gruppe Wissenschaftler aufmacht, diese zu untersuchen. Ähnlichkeiten zu Jules Verne Geschichten oder Filmen wie „Der Schrecken vom Amazonas“ sind offensichtlich. Da er sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, welches Filmmonster der 50er er in seinen Abenteuerspaß packen sollte, nahm Ray einfach alle: Wir bekommen Mutanten, eine Außerirdische, einen Roboter, Amazonen und Dinosaurier und all das in einem einzigen kurzweiligen Film.
2. Der Humor: Ein Film mit so einer Prämisse kann heutzutage nicht mehr ernst genommen werden. Dies wusste Fred Olen Ray offensichtlich, weswegen er ihn selbst nicht sonderlich ernst nimmt. Zunächst mal bekommen wir einige offensichtliche Witze wie der Hinweis am Anfang, dass alle Ereignisse auf einer wahren Begebenheit beruhen: „The story you are about to see ist TRUE. These are the real people who lived this great Adventure and this is EXACTLY the way it really happened… Just as they told it to me. I really mean this. – Fred Olen Ray”
Der meiste Humor kommt jedoch vom schamlosen Hinweisen auf die eigenen Logiklücken. Wie beispielsweise die Szene in der Ross Hagen Robert Quarry über die Ungereimtheiten der entdeckten Welt befragt, welche er alle unbeantwortet lassen muss, oder eine meiner Lieblingsszenen, in welcher Sybil Danning gegen einen Dinosaurier kämpft. In dieser Szene streift sie gerade mit einem Schwert durch die Wüste, als plötzlich ein Tyrannosaurus Rex aus einer Höhle hervorkommt. Sybil bemerkt, dass ihr Schwert in dieser Situation unnütz ist, greift hinter den nächstbesten Felsen und holt einen Speer hervor. Bevor sie ihn wirft, wendet sie sich mit einem köstlichen sorry-Leute-ich-weiß-selbst-nicht-warum-die-Waffe-da-ist-Blick ans Publikum, denn die vierte Wand ist dazu da gebrochen zu werden.
3. Die Rollen und ihre Darsteller: Unsere fünf Höhlenforscher sind eine unglaublich spaßige Truppe, nicht zuletzt deswegen, weil sämtliche Darsteller mit Herzblut bei der Sache sind und die Freude die sie offensichtlich beim Drehen hatten total auf das Publikum überschlägt. Jeffrey Combs, Robert Quarry und Susan Stokey leisten alle exzellente Arbeit, doch sind es vor allem Ross Hagen und Dawn Wildsmith, die den Film wirklich unvergesslich machen. Diese beiden geben ein abgehärtetes Paar, welches den größten Gefahren mit Gelassenheit gegenübertritt. Besonders grandios wird es, wenn diese beiden dann mit „normaleren“ Personen interagieren. Vor allem die supercoole Dawn Wildsmith hat einige superbe Szenen neben der zur Hysterie neigenden Susan Stokey.
Sämtliche Figuren sind uns schlagartig ans Herz gewachsen, wir verbringen gerne einen ganzen Film mit ihnen und hoffen inständig, dass sie mehr oder weniger unbeschadet alle Abenteuer bestehen können. Fred Olen Ray droht zwar durch den Eröffnungsmord mit einer bestehenden Gefahr, betrachtet seine Charaktere allerdings keineswegs als bloßes Mutantenfutter sondern behandelt sie mit so viel Respekt, als wäre auch er dem Charme von Wildsmith, Hagen und dem Rest der illustren Gesellschaft erlegen.
Fazit: Unglaublich wie viel unterhaltsames Zeugs man in nur sechs Drehtagen aneinander reihen kann. Hört nicht auf die humorlosen Spießer bei der IMDB, welche diesem Film eine Durchschnittsnote von 2,7 gegeben haben, der Streifen ist ungemein spaßig, und das trotz drei Sichtungen in kürzester Zeit hintereinander! 9-10/10 (reiner Unterhaltungswert)

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 12. Jul 2012, 21:11
von DrDjangoMD
GERN HAB ICH DIE FRAUEN GEKILLT

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Originaltitel: Le carnaval des barbouzes
Land: Frankreich, Italien, Österreich
Jahr: 1966
Genre: Krimi, Action, Komödie
Regie: Alberto Cardone, Sheldon Reynolds, Robert Lynn

Handlung:
Ein des Frauenmordes Beschuldigter flieht vor der Polizei in das Anwesen eines Professors. Dieser erzählt dem Einbrecher sodann um die Zeit zu vertreiben drei Kriminalgeschichten. In der ersten beauftragt eine junge Frau einen Detektiv (Stewart Granger) den Mörder ihres Bruders zu finden, in der zweiten erlebt ein Argent (Pierre Brice) Abenteuer in geheimer Mission und in der dritten versucht ein Privatdetektiv (Lex Barker) einen Anschlag auf den brasilianischen Präsidenten zu verhindern…

Kritik:
„Gern hab ich die Frauen gekillt“ präsentiert uns drei Kurzgeschichten, alle an verschiedenen Orten angesiedelt, die von einer Rahmenhandlung mehr oder weniger lose zusammengehalten werden. Betrachten wir zunächst die einzelnen Abschnitte, bevor wir uns ansehen, wie gut oder schlecht sie sich zu einem Gesamtfilm zusammenfügen…
Wien (Sheldon Reynolds): Das erste Segment hat noch am meisten Elemente eines klassischen Krimis. Wir haben den wohlhabenden Gentleman-Ermittler, eine dunkle Stadt voller verwinkelter Gassen, ein Geheimnis und leider auch sehr viel Herumgegehe und Gerede. Es gibt zwar ein zwei Momente, in der Action vorherrscht, die halten sich jedoch eher im Hintergrund und der Regisseur legt eher wert darauf den Plot oral zu vermitteln.
Dadurch fällt das erste Segment im vergleich zu den zwei folgenden deutlich ab, dies heißt allerdings nicht, dass es total versagt. Durch die kürze der Erzählung kommt eigentlich keine Langeweile auf, sodass wir, auch wenn uns die Charaktere durch mangelnde Einführung mehr oder weniger egal sind, halbwegs bei Laune gehalten werden. Als kleines Plus sehen wir auch irgendwann mal Herbert Fux im Hintergrund herumstehen und außerdem spielt die Story in Wien, was sie automatisch zum besten Teil des ganzen Filmes macht…na ja, sofern wir was von Wien gesehen hätten, denn von einem Shot vom Riesenrad und einer hand voll kleiner Gassen beschränkt sich Sheldon Reynolds eher auf Innenaufnahmen. 5/10
Rom (Alberto Cardone): Die zweite Geschichte schlägt einen humoristischeren Ton ein und präsentiert sich als Agentenparodie und damit hat sie durchaus erfolg. Diverse Klischees der James-Bond-Filme werden hier erfolgreich durch den Kakao gezogen. Alberto Cardone schafft dabei das Meisterwerk in keiner Sekunde zu ernst zu werden, übertreibt mit dem Klamauk aber auch nicht, sodass eine kleine feine Schmunzelkomödie draus wird.
Pierre Brice gibt einen herrlichen Spitzenargenten, der die Coolness seiner berühmteren Berufsvertreter gekonnt parodiert. Sehr sympathisch, manchmal wenn es um Frauen geht ein wenig naiv, aber stets als Herr der Lage sorgt schon allein Brices Darstellung für einige Lacher. Margaret Lee können wir als geheimnisvolle Blondine bewundern und Luciano Pigozzi wuselt auch immer wieder mal durchs Bild. Komisch fand ich nur dass dieses Segment eine eigene Erzählerstimme hat, obwohl es ja eigentlich eine Geschichte des Professors ist. Warum man nicht seine Stimme genommen hat will mir nicht einleuchten, aber daran soll’s auch nicht liegen. 8/10
Rio (Robert Lynn): Nach den Ermittlungen im ersten und den Späßen im zweiten Teil wird nun auf Action gesetzt. Dies heißt nicht, dass sich Geheimniskrämerei und Humor ganz verziehen, sie weichen nur hinter Schießereien und Verfolgungsjagden in den Hintergrund. Ein sehr rasantes Tempo wird an den Tag gelegt um in einer halben Stunde eine möglichst große Anzahl an atemberaubenden Abenteuern zu präsentieren. All dies geschieht vor der sonnenumfluteten Kulissen von Los Angeles und Rio de Janeiro, die beide ausreichend ins Bild gerückt werden.
Lex Barker gibt einen harten aber sehr charmanten Privatdetektiv, genau den richtigen Protagonisten für so eine Geschichte also. Klaus Kinski sehen wir in einer Minirolle und Karin Dor wird ein wenig verschwendet als Empfangsdame Denise, da sie zu der Handlung eigentlich nichts beiträgt und nur dazu existiert um Barker in Rio willkommen zu heißen und mit ihm ein wenig herumzuflirten. Aber sie legt einen süßen französischen Akzent an den Tag und daher will ich mich über ihre Rolle nicht beschweren. 5/10
Rahmenhandlung: Mit der Rahmenhandlung habe ich so meine Probleme: Erstens wirkt es doch ein wenig unglaubwürdig, dass der Professor dem Einbrecher so mir nichts dir nichts plötzlich Kriminalgeschichten erzählt, zweitens ist das Ende voraussehbar und ziemlich rasch abgewickelt und drittens verstehe ich die ganze „Er hat sich in seinen Geschichten verraten“-Aussage am Schluss auch nicht. Nichtsdestotrotz sind die drei Substorys gut gereiht, mit einer eher trägen als Auftakt beginnend, über einen spaßigen Höhepunkt bis hin zu einem rasanten Finale. 4/10
Fazit: In Zuge einer recht komischen Rahmenhandlung zeigt man uns einen durchschnittlichen Krimi, eine göttlichen Agenten-Persiflage und eine rasanten Action-Episode. All dies mit einer Reihe bekannter Gesichter und beeindruckender Schauplätze. Macht im Durchschnitt zwischen 6/10 und 7/10.

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 18. Jul 2012, 08:46
von DrDjangoMD
THE KILLER WITH A THOUSAND EYES

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Originaltitel: Los mil ojos del asesino
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1974
Genre: Giallo, Poliziesco, Eurospy,…irgendwas in der Richtung
Regie: Juan Bosch

Handlung:
Um den Mord an einem Londoner Interpol-Ermittler in Lissabon zu untersuchen schickt man den Besten der Beste, den Besten der Besten der Allerbesten, den Mann, neben den die Men-In-Black-Organisation wie ein Haufen Kindergartenkinder wirkt, den Mann der so charmant ist, dass James Bond neben ihm wie ein besoffener Hooligan aussieht, den Mann, der so schlagkräftig ist, dass Bruce Lee gegen ihn wie ein achtjähriges Schulmädchen mit Gewichtsproblemen wirkt, den Mann, der so cool ist, dass Clint Eastwood im Vergleich wie ein pickelgesichtiger Computerprogrammierer mit weißem Bürohemd, runder Brille und Zahnspange daherkommt. Die Rede ist selbstverständlich von Anthony Steffen, der bald feststellen muss, dass es der Killer mit den tausend Augen auch auf ihn abgesehen hat… (Anm.: An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die folgende Kritik in Bezug auf Steffens Person nicht unbedingt durch besondere Objektivität hervorstechen wird. ;) )

Kritik:
Schon zu Beginn wartet der Film mit einen kleinen Shock auf: Ein Polizist, der dem Anthönchen ein kleinwenig ähnlich sieht verfolgt einen Kriminellen. Oh Gott, ist der etwa die Hauptperson, war es der, der am Cover abgebildet ist, ist Steffen gar nicht der Held? Die Spannung steigt, doch Gott sei Dank wird dieser Polizist gleich darauf ermordet und der Vorspann lässt keinen Zweifel mehr, dass Steffen im Zentrum des Filmes stehen wird.
Apropos Vorspann, dieser ist auch sehr spannend gestaltet, denn der informierte Zuseher weiß natürlich, dass in dem Film auch Eduardo Fajardo zu sehen sein wird…doch Eddies Name taucht einfach nicht auf. Irgendwann wird Raf Baldassarre erwähnt, den sieht man auch immer gerne, aber wo bleibe Fajardo? Die Schrift des Vorspanns wird immer kleiner, immer mehr Schauspielernamen werden auf einmal genannt und schon befürchten wir, dass der große Eduardo wohl nur eine Statistenrolle innehaben wird, als die kleinen Namen plötzlich verschwunden sind und in riesigen Lettern glorreich zu lesen ist „And with EDUARDO FAJARDO“ – yeah!
Nach diesem befriedigenden Anfang geht es gleich mit einem weiteren Höhepunkt weiter: Anthony Steffen kommt in Lederjacke in eine Wohnung voller Jugendlicher, findet Drogen bei ihnen, brüllt die ganze Bande wie besessen an und schlägt ihnen das Heroin um die Ohren. Spätestens nach dieser Szene sollte klar, dass man sich auf einen tollen Film eingelassen hat.
Und wirklich wartet der Streifen mit einem mehr als rasanten Erzähltempo auf. Eine Actionszene jagt förmlich die nächste, die Spielzeit kommt einem wie eine Viertelstunde vor, so vollgepackt ist dieses wunderbare Werk mit allem was Laune macht. Verfolgungsjagden, Faustkämpfe und vor allem Schießereien bekommen wir am laufendem Band. Zudem gibt es kaum eine Einstellung in der das Anthönchen nicht zu sehen ist, ständig steht er im Zentrum des Geschehens.
Heroisch kämpft er sich von einer gefährlichen Situation in die nächste und neben den üblichen mordlustigen Gangstern hat er es auch mit einer handvoll wirklich hartnäckigen Gegnern zu tun wie einer alten Frau, die ihm ihre langweiligen Erlebnisse erzählen möchte, eine junge Frau die nachts unangekündigt in seine Wohnung kommt (und von ihm prompt ins Koma geprügelt wird) und einem schwulen Hotelpagen, der dem Anthönchen sofort schöne Augen macht (Zitat: „You are so…tall!“).
Den diversen Bedrohungen entgegnet er entweder mit coolen Sprüchen oder harten Schlägen, die Kampfszenen sind dabei von Regisseur Juan Bosch auf den Punkt inszeniert und warten mit solch glorreichen Höhepunkten auf, dass dem geneigten Zuseher bei der einen oder anderen Action-Sequenz nichts anderes übrigbleibt als inbrünstig „Yeah!!!“ zu rufen und wild in die Hände zu klatschen, besonders Steffens Füße kommen bei den diversen Kämpfen beträchtlich zum Einsatz.
Eduardo Fajardo bleibt bei so einer Konzentration auf Anthony Steffen zwar nur wenig Spielzeit, die füllt er aber wie immer mit einer Freude machenden Performance aus. Selbiges lässt sich über Baldassarre und Julián Ugarte sagen. Einzig die Frau, die Fajardos Freundin spielt, (Maria Kosty?) fällt auf, das aber auch nur, weil sie angesichts eines Hahnenkampfes mittels bemerkenswerten Over-Acting in orgastische Ekstase gerät. Ein weiterer bekannter Name zeichnet sich für die Filmmusik verantwortlich, die stammt nämlich von Marcel Giombini, der wie gewohnt, das spannende Geschehen mit einem spannenden Soundtrack untermalt.
Fazit: In jeder einzelnen Szene beglücken uns rasante Action und eine Überdosis Anthönchen – Was Da Vincis „Mona Lisa“ für die Malerei ist, Shakespeares „Hamlet“ für die Literatur und Beethovens „5. Symphonie“ für die Musik, das ist Juan Bosch’ „The killer with a thousand eyes“ aufgrund des übercoolen Anthony Steffens für die Filmkunst (Anm. Die Meinungen von Leuten, die keine Steffen-Fans sind werden in diesem Punkt wahrscheinlich ein kleinwenig variieren). :mrgreen:

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 14:59
von DrDjangoMD
GIALLO A VENEZIA

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Originaltitel: Giallo a Venezia
Land: Italien
Jahr: 1979
Genre: Giallo
Regie: Mario Landi

Handlung:
Das junge Ehepaar Fabio und Flavia wird tot aufgefunden. Während Commissario Dotterbart einige unschöne Geheimnisse der beiden aufdeckt, begeht ein Mann mit dunkler Sonnenbrille mehrere äußerst brutale Morde…

Kritik:
Wenn man es genau betrachtet, so hat „Giallo a Venezia“ zwei Handlungsstränge, die uns den Großteil des Filmes über vorgaukeln etwas miteinander zutun zu haben, im Endeffekt aber vollkommen unabhängig voneinander verlaufen. Wir haben auf der einen Seite Fabio, der seine Perversionen zum Leidwesen seiner jungen Gattin auslebt und auf der anderen Seite Mr. Sonnenbrille, der aus Liebeskummer den Gewaltanteil des Filmes drastisch erhöht. Betrachten wir beide Teile der Einfachheit halber mal getrennt und untersuchen dann, wie sie aufeinander passen:
Die Fabio/ Flavia Story, welcher die meiste Screentime gewidmet wurde, weist eine recht clevere Erzählweise auf. Wir beginnen mit dem unaufgeklärten Tod der beiden und erfahren dann immer mehr über sie in Form von Rückblenden, in der Hoffnung dadurch die Identität ihres Mörders zu erfahren. Dies ist eine recht originelle Vorgehensweise, wie auch die Auflösung, unbefriedigend zwar, aber originell.
Was leider nicht so originell ist, ist, dass wir zwischen dem Fund ihrer Leichen und der Auflösung des Falles schier endlos lange Sex-Szenen der beiden über uns ergehen lassen müssen. Prinzipiell ist ihr Liebesleben zwar ein wichtiger Teil der Story, aber man hätte ihm nicht ein Drittel der gesamten Laufzeit widmen müssen. Die beiden schlafen gern miteinander und Fabio ist ein kranker Mistkerl – wunderbar, das habe ich schon nach drei Minuten kapiert und die restliche halbe Stunde war dann nur noch Langeweile. Ein gutes Beispiel wie quälend lange diese Szenen sind, die nebenbei bemerkt nicht das geringste Bisschen Erotik aufweisen, ist die eine, in der Fabio schon nach zwei Minuten fertig ist. Das Publikum denkt sich: „Super, jetzt können wir uns endlich wieder etwas Spannenderem zuwenden!“ Aber nein, Flavia macht für die nächsten zehn Minuten alleine weiter und dann kommt auch schon Fabio zurück und will noch mal. :palm: Wenigstens wird man durch den Gedanken wachgehalten, dass diese Szenen einen Hinweis auf das Motiv liefern könnten.
Ebenfalls um das Publikum daran zu hindern wegzunicken gibt es den Mr.-Sonnenbrille-Plot mit dem ich ehrlich gesagt wenig Probleme habe. Von dem Killer geht eine spürbare Bedrohung aus, sodass das Publikum nicht nur angeekelt sondern auch gefesselt vom Geschehen werden kann. Außerdem sind die einzelnen Mordszenen gekonnt in Szene gesetzt, auch von rein technischer Seite aus. Da sieht man den Mörder beispielsweise in einer Totalen sein Opfer mit Benzin übergießen, dann in einer größeren Aufnahme wie er ein Streichholz entzündet und dann wie der skrupellose Killer selbst erschrocken zurückweicht als plötzlich mannshohe Flammen direkt vor der Kameralinse hochzüngeln. Das ist eine extrem gute Einstellungsfolge.
Wer auch immer Mr. Sonnenbrille spielt leistet einen extrem guten Job den sadistischen Bösewicht zu verkörpern. Besonders als wir erfahren, dass er kein abgesottener Auftragskiller ist, sondern ein simpler Student mit Liebeskummer, wirken seine Taten umso erschreckender. Außerdem ist diese Handlung wesentlich kürzer geraten als die Fabio/Flavia-Story und beinhaltet selbst keine langweiligen Stellen.
Das Problem nun ist, dass die beiden Handlungen nicht wirklich zueinander passen. Der Hauptplot ist ein gialloeskes Mörderrätsel, mit (zu) viel Sex und (relativ) wenig Blut. Bei der anderen Handlung erspart man sich das Mörderraten (Spoiler: Die Morde, die von Mr. Sonnenbrille begangen wurden, wurden tatsächlich von Mr. Sonnenbrille begangen :o ), ebenso wird der Sex reduziert um Platz für mehr Gewalt zu lassen. Diese Handlung ist zwar flott inszeniert, ist aber zu kurz für einen ganzen Film. So kommt es nur allzu oft vor, dass wir uns denken: „Oh Gott, da hat Mr. Sonnenbrille wieder einen brutalen Mord begangen, ich bin gespannt wie das weitergeht…oh nein ein Schnitt…oh nein Fabio und Flavia schlafen wieder für die nächsten zwanzig Minuten miteinander.“ Wie sagte Commissario Dotterbart nicht schon...
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Allerdings vermittelt der Film gekonnt eine düstere Stimmung, dies liegt allerdings nicht daran, dass man die titelgebende Lagunenstadt atmosphärisch in Szene setzt (ich kann Dutzende Filme nennen, die den melancholischen Charakter Venedigs besser rüberbringen ohne die Stadt im Titel zu führen), sondern daran, dass es praktisch keine positiven Figuren gibt (Vassili Karis bietet da die einzige Ausnahme). Alle anderen sind Mörder, Voyeure, Sadisten, Vergewaltiger, usw. usw.
Selbst die Polizei ist nicht ganz astrein. Vom geschmacklosen Pathologen mal abgesehen, der tatsächlich einen Nekrophilie-Witz macht haben wir Commissario Dotterbart, gespielt von dem Typen, der am Cover von „Die Killermeute“ so aussieht als wäre er Maurizio Merli. :thup: Er ist so ein abgehärteter pietätloser Bastard, dass sich Harry Callahan angeekelt abwenden würde. Als man ihm beispielsweise mitteilt, dass Flavia vor ihrem Tod sexuellen Verkehr hatte, zeigt er sich weder bestürzt noch interessiert sondern meint mit sarkastischer Abwesenheit „Too bad for her.“ Des weiteren hat man versucht durch seine Person mit ihrem Eierfetisch und ihren abstrusen Ermittlungstaktiken (er schreibt die Vornamen der Opfer auf ein Stück Papier – Ende der Ermittlung) offenbar ein wenig Humor in den Film zu bringen, was aber ziemlich in die Hose ging.
Dadurch wird „Giallo a Venezia“ zu einem sehr düsteren Film voll unsympathischer fremder Menschen und…Mariangela Giordano, bist du das? Hey, schön dich auch wieder mal zu sehen, nett dass du uns durch den Film begleitest. Hoffentlich überlebst du, oder hast zumindest einen schnellen, schmerzlosen und unblutigen Tod, der in keinster Weise ein Filetiermesser inkludiert. :pfeif:
Fazit: „Giallo a Venezia“ besitzt einige interessante Ideen und gut gefilmte Szenen, allerdings verliert das Publikum durch die übertrieben langen Sexszenen dazwischen einiges an Aufmerksamkeit. Wenn man sich für das Genre interessiert sollte man den Film schon mal gesehen haben, ansonsten kann man aber auch die Finger von lassen. So oder so handelt es sich bei "Giallo a Venezia" wahrscheinlich um einen der brutalsten Donna-Leon-Streifen aller Zeiten :nick: . 6/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 15:01
von DrDjangoMD
KOMMISSAR X – JAGD AUF UNBEKANNT

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Originaltitel: Kommissar X – Jagd auf Unbekannt
Land: Italien, Deutschland, Jugoslawien
Jahr: 1965
Genre: Abenteuer, Action
Regie: Gianfranco Parolini

Handlung:
Zwei Männer werden mittels Sprengstoff ermordet. Neben der Polizei kümmert sich auch Privatdetektiv Joe Walker, alias Kommissar X, (Tony Kendall) um den Fall. Dieser deckt im Zuge seiner Ermittlungen bald die üblen Machenschaften des Waffenhändlers O’Brien (Nikola Popovic) auf, der einen diabolischen Plan nachgeht, bei dessen Erläuterung die Worte „Gold“, „Fort Knox“ und „Radioaktivität“ fallen (ja, dieser Film ist ein Jahr nach „Goldfinger“ erschienen :| )…

Kritik:
In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Streifen eine ganze Filmreihe nach sich zieht und von niemand anderem inszeniert wurde als Sabata/Sartana-Regisseur Gianfranco Parolini erwartete ich mir doch ein mehr oder weniger gelungenes James Bond Rip-Off. Leider bekam ich nur einen mäßigen Eurospy mit mittelprächtiger Action und unangebrachtem Humor.
Besonders, dass wir im Action-Bereich, nur eine handvoll lahmer Schlägereien und halbherziger Verfolgungsjagden bekommen schmerzt, da Parolini ja drei Jahre später mit „Sartana – Bete um deinen Tod“ und „Sabata“ zwei hervorragende Italowestern ablieferte, die in erster Linie von ihrer gekonnt in Szene gesetzten Action leben. Die Schießereien hier sind durch einen lausigen Schnitt jedoch mehr zum Einnicken und Tony Kendalls Stund-Double muss sich während der Dreharbeiten auch ziemlich gelangweilt haben.
Einer der offensichtlichsten Nachteile dieses Filmes ist auch sein Frauenbild, welches den „New York Ripper“ wie „Thelma und Luise“ erscheinen lässt. Dies ist wohl ein Element, welches sich Parolini von den Bond-Filmen, die er selbst sehr mochte, abgekupfert hatte, allerdings kommt das schöne Geschlecht bei dem britischen Agenten wesentlich besser davon. Die treuesten Gehilfinnen eines Bond-Schurken wechseln wenigstens nicht automatisch die Seite, nur weil sie vom Protagonisten geküsst wurden.
Maria Perschy bietet da als Joan Smith die einzige Ausnahme. Sie verkörpert eine rätselhafte Figur, bei der wir nicht genau wissen, auf welcher Seite sie steht, ist intelligent und handelt hier und da sogar sinnvoll. Auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind überzeugend im Gegensatz zu dem, was wir von der restlichen weiblichen Cast bekommen. Einen Tiefpunkt bietet, und es schmerzt mich dies zu sagen, die Performance von Christa Linder. Bevor ich wütende Drohbriefe diverser Linder-Fans bekomme sei jedoch gesagt, dass ich die gutste Christa sonst sehr schätze, da sie nicht nur außergewöhnlich attraktiv ist, sondern auch einige fabelhafte Schauspielerische Leistungen zu verbuchen hat, in diesem Film war ihr Over-Acting jedoch ein wenig zu viel des Guten. Besonders schmerzend sind die Szenen in denen sie so tut als wäre sie taff und klug, nur um sich eine Sekunde später in der Gewalt der Bösen zu befinden und pseudo-coole Sprüche abzulassen, die den Tonfilm wie eine echt blöde Erfindung wirken lassen.
Bevor ich diesen Punkt endlich beende, sei noch auf die übertrieben matchohafte Zeichnung der Hauptfigur hingewiesen. Was tut Kommissar X, als eine Klientin zu ihm kommt, die fürchtet, dass ihr eifersüchtiger Freund etwas über ihre Vergangenheit herausfinden könnte? Er versucht sie natürlich zu verführen! Was tut Kommissar X, als er von der Polizei verfolgt wird? Er bleibt natürlich fünf Meter weiter stehen um mit Christa Linder zu flirten (OK, das kann ich verstehen :) )! Was tut Kommissar X, als er sich in einem Raum voller Gehilfinnen des Schurken befindet, die einen auf Buckingham-Palast-Wache machen? Er versucht sie natürlich alle zu küssen! :palm: Tony, ich weiß du wärst gerne James Bond, aber du musst halt noch lernen, dass es einen Unterschied gibt zwischen ein Playboy sein und Idiotie.
Allerdings kann man dem guten Tony Kendall trotz dieses dummen Verhaltens einfach nicht böse sein. Er sieht nämlich nicht nur aus wie ein junger George Clooney, er hat auch dessen Charme und so blöd er sich auch manchmal anstellt, man verzeiht es diesem sympathischen Zeitgenossen immer gerne und hat kein Problem damit, den ganzen Film über auf seiner Seite zu sein. „Der beste Detektiv aller Zeiten“ (Filmzitat) ist er zwar wohl nicht, aber seine Performance macht ihn liebenswert genug um sich auch auf die weiteren Filme der Reihe mit ihm zu freuen.
Unterstützung bekommt unser Protagonist von Polizeikommissar Brad Harris und seiner Eisverkäufer-Truppe. Harris ist bei weitem nicht so charismatisch wie Tony Kendall, aber das tut seiner Figur durchaus gut. Bei einem ulkigen Tausendsassera wie Kommissar X ist es immer spaßig einen eher langweiligen Paragraphenheini an seiner Seite zu haben, dies ebnet den Weg für einen Haufen halbwegs gelungener Buddy-Komik und die beiden Darsteller verbindet wirklich eine angemessene Chemie.
Die anderen humoristischen Aspekte sind leider bei weitem nicht so gekonnt inszeniert wie in einem Bond-Film der Roger-Moore-Ära und gehen in der Regel in die Hose. Einen Gag gab’s jedoch über den ich zumindest kichern konnte: Nämlich als Tony Kendall in eine Villa möchte, die von einem von Harris’ Eismännern bewacht wird, sagt der Eismann zu Tony: „Hier darf niemand rein.“, worauf Tony den Mann ablenkt indem er hinter ihn zeigt und in weinerlichen Tonfall fragt: „Und wie ist der dann da reingekommen?“ Nur um den abgelenkten Polizisten niederzuschlagen…das war witzig, die restlichen humoristischen Aspekte des Filmes sind in der Regel zu vergessen.
Besonders gegen Ende wird es schlimm, wenn der Antagonist schon längst besiegt ist, aber der Film einfach nicht aufhören will, zuvor bekommen wir nämlich noch eine schier endlose Reihe von unnötigen Abschlussgags und nachdem sich Tony Kendall zu Christa Linder gesellt hat über zwei Minuten langweiliges Archivmaterial von abfliegenden Düsenjets (offenbar hatte Parolini keine Aufnahmen von Zügen, die in Tunnel fahren mehr :| ).
Ich habe mir erhofft, dass ich den Film wie einen James Bond oder Jerry Cotton ernst nehmen kann um mich zu unterhalten, aber die größte Freude, die er macht, ist ein trashiges Vergnügen. Über misslungene Diebstähle von Bond-Klischees (die Schurken erschießen den wehrlosen Helden beispielsweise nie sondern erklären ihn ausführlichst ihre Pläne :x :palm: :palm: :palm: ), über den entwürdigend-albernen Abgang des Bösewichts und über die musikalische Untermalung die in den unpassendsten Momenten zum Saxophon greift (Peter Thomas und John Barry, wo seid ihr, wenn man euch braucht?), kann man wenigstens lachen.
Fazit: Ich hätte mir mehr erwartet, die meisten Aspekte des Filmes sind mittelmäßig oder unterdurchschnittlich, allerdings ist Tony Kendall als Kommissar X eine spaßige Figur und bildet mit Brad Harris ein vergnüglich seltsames Paar, so dass ich zuversichtlich bin, dass die weiteren Filme der Reihe mit den beiden eine bessere Bewertung bekommen könnten. 5/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 15:03
von DrDjangoMD
DIE SCHWARZE KOBRA

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Originaltitel: Die schwarze Kobra
Land: Österreich
Jahr: 1963
Genre: Thriller
Regie: Rudolf Zehetgruber

Handlung:
Ein Lastwagenfahrer (Adrian Hoven) wird beauftragt eine geheimnisvolle Ladung zu transportieren. Während der Fahrt wird jedoch sein Auftraggeber von Gangstern ermordet und Mr. Lastwagenfahrer findet sich bald selbst im Fadenkreuz zweier gefährlicher Rauschgift-Syndikate…

Kritik:
„Die schwarze Kobra“ ist ein österreichischer Thriller der Spitzenklasse, der weniger versucht an den Erfolg der Edgar-Wallace-Filme anzuknüpfen und mehr etwas eigenes zu kreieren. Neben einer düsteren Atmosphäre und einem spannenden Erzählstil besticht Rudolf Zehetgrubers Film besonders dadurch, dass wir einige sehr sympathische Charaktere bekommen, die durch die in verschiedene Partein gespalteten Antagonisten in konstanter Gefahr zu schweben scheinen.
Auf der guten Seite haben wir zunächst mal Adrian Hoven, der als normaler Lastwagenfahrer, welcher versehentlich in üble Machenschaften verstrickt wurde, wahrscheinlich wesentlich mehr Zuseher ansprechen kann, als sämtliche aufgeblasenen Hollywood-Helden. Er weiß sich durchaus zu wehren, ist aber kein Übermensch und genau daher kann man so gut mit ihm mitfiebern.
An seiner Seite befinden sich Ady Berber, welcher als liebenswerter Ex-Boxer Punkti den Film auf sehr charmante Weise mit Humor versorgt, und Ann Smyrner. Manchmal scheint sich Smyrner zwar nicht ganz sicher zu sein, welche Emotion sie vermitteln will und ihre Ausdrücke wirken manchmal unpassend, aber zumindest glaubhaft. Ihre Hauptaufgabe bestand sowieso darin möglichst liebreizend und unschuldig zu wirken, damit wir umso mehr um ihre Figur bangen können, wenn sie schlussendlich von den Gangstern entführt wird, und dies meistert sie mit Bravur. Die Szenen, wenn die Schurken die zuckersüße Smyrner kidnappen und sich klein Adrian und groß Ady aufmachen sie aus der Höhle des Löwen zu befreien bilden für mich übrigens den Höhepunkt des Filmes.
Die Polizei ist auch eine lustige Truppe bestehend aus Kommissar Fast-Marek (Paul Dahlke) und seinen beiden Assistenten Inspektor Grießgram (Hans Richter) und Kriminalassistent Frischvonderakademie (Peter Vogel). Diese drei passen hervorragend zueinander. Der Kommissar ist der übliche gemütliche biedere Beamte, den wir automatisch gerne haben. Der Inspektor sorgt anfangs dafür, dass die Polizei bedrohlich wirkt und wir verstehen, dass sich Adrian Hovens Charakter nicht an sie wendet, wird gegen Ende dann aber richtig sympathisch und geht in der letzten halben Stunde auch ein paar Mal in over-acting-overload. Und der Kriminalassistent ist der reinste Sherlock Holmes und hätte den Fall sicher auch locker im Alleingang lösen können und sorgt daher für einige witzige Momente an der Seite des erfahreneren aber einfältigeren Inspektors.
Die Schurken sind auch super besetzt: Marianne Schönauer gibt als Paola Manuzzo keine diabolische aber eine ziemlich interessante Verbrecherchefin, Klaus Löwitsch stielt die meisten Szenen, in denen er ist, mit der Rolle eines naiven aber dafür umso psychopathischeren Gehilfens und Herbert Fux als Messerwerfer ist sowieso von Haus aus super.
Hoven and Friends die drei von der Polizei und die beiden Verbrechersyndikate bilden also vier Parteien die teilweise untereinander noch mal zerstritten sind und ständig gegeneinander agieren. Der Film zeigt einen spannenden Kampf von jedem gegen jedem bei dem wir nie genau wissen wer jetzt auf welcher Seite steht und dies ist, bedenkt man auch wie gern wir die Sympathieträger haben, unheimlich spannend anzusehen.
Dann gibt es noch ein paar Extras: Einerseits nämlich Klaus Kinski als drogensüchtigen Pianisten, der keiner der vier Fraktionen angehört und immer für den arbeitet, der ihn mit Heroin versorgt, egal ob dies ein Verbrecher oder Staatsdiener ist. Und andererseits spielen in der Geschichte noch ein unbekannter Agent und ein ebenso unbekannter Verbrecherboss eine Rolle, wir haben also auch noch zwei geheime Identitäten zu erraten.
In Sachen Härtegrad beginnt der Film recht ruhig, am Anfang wird einer erschossen und das war’s dann auch in Sachen Tote für die nächste Stunde. Gegen Ende geht’s dann allerdings plötzlich richtig zur Sache und die Ganger löschen sich gegenseitig wie die Fliegen aus, dies auf teilweise für die Entstehungszeit äußerst grausame Arten. Der Film gerät dabei aber nie in Gefahr depressiv zu werden und der vereinzelte Humor, der von Ady Berber und den Dudes von der Gendarmerie ausgeht, wird dadurch nicht abgeschwächt.
Wenn ich etwas an dem Film kritisieren müsste, so wären das zwei kleinere Aspekte, die das Sehvergnügen in keinster Weise abschwächen, der Vollständigkeit halber hier jedoch erwähnt seien: Zum einen die Identität des Oberschurken, die vom Film so schön bis zum Ende geheim gehalten wird, ABER: Wenn in einem Film mit einem geheimnisvollen Oberschurken eine Figur groß eingeführt wird, die rein theoretisch weniger als gar nichts zu der Handlung beiträgt, dann ist es keine große Überraschung mehr, wenn sich diese Figur am Schluss als der geheimnisvolle Oberschurke herausstellt. Naja, wenigstens konnte mich der Streifen mit der Identität des Agenten überraschen und das ist ja auch was wert.
Eine andere Szene die mich ein wenig gestört hat ist der ungefähr in der Mitte des Filmes stattfindende Kampf einer Kobra gegen einen Mungo. Ady Berber hat nämlich einen kleinen Privatzoo aus dem eine Kobra entfleucht, die einige Zeit ihn und Adrian Hoven bedroht, bis sich Adrian überwindet, die Schlange packt und aus ihrer Reichweite schleudert. Und das war eine wundervoll spannende Szene, die genial nervenzerreißend gefilmt ist und mit der ich absolut keine Probleme habe. Doch aus irgendeinem Grund ist der Kobra-Subplot damit noch nicht zu ende, die Schlange kriecht nämlich in die Freiheit, Berber versucht sie zu fangen und Hoven hat die „geniale“ Idee einen Mungo freizulassen, damit sich der um die Kobra kümmert. Was folgt sind fünf Minuten von Ady Berber, Adrian Hoven und Ann Smyrner, die in einer verschneiten nächtlichen Winterlandschaft stehen und sich Archivaufnahmen von einer Kobra, die in einer sonnenumfluteten Wüste mit einem Mungo kämpft, ansehen.
Ich würde mich ja nicht über diese Szene aufregen, wenn sie nicht so sinnlos wäre. Zehetgruber konnte ja nichts dafür, dass sein Archivmaterial nicht zum Film passte, aber warum lässt er es dann nicht weg? Hat er diesen Ausschnitt während der Dreharbeiten in einer Dokumentation gesehen und wollte ihn einfach echt gerne in seinem Film haben? Oder hat der Kampf der Tiere eine symbolische Bedeutung? Steht die Kobra für die Gangster und der Mungo für…nein, das Gasthaus von Ann Smyrner heißt „Zur schwarzen Kobra“, also symbolisiert die Schlange Smyrner und der Mungo die Gangster…aber Berber und Hover halten zu dem Mungo…oder die Schlange steht für alle drei und die Tatsache, dass sie zum Mungo halten zeigt, dass sie nicht wissen auf welcher Seite sie stehen sollen…oder…nein, symbolisch lässt es sich nicht deuten…die einfachste Erklärung wird sein, dass Rudolf Zehetgruber einfach eines Morgens aufwachte, sich irgendwie bruno-matteiisch fühlte und beschloss zufälliges Archivmaterial in seinem Film zu inkludieren. :thup:
Fazit: Die Nachteile des Filmes sind nichtig, die Helden liebenswert, die Schurken zahlreich, die Geschichte mitreißend und die Stimmung spannungsgeladen. Inklusive Patriotismusbonus (immerhin ist es ein in Wien gedrehter Film) erhält „Die schwarze Kobra“ von mir 9/10 :nick:

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Di 7. Aug 2012, 14:33
von DrDjangoMD
KOMMISSAR X – DREI GELBE KATZEN

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Originaltitel: Kommissar X - Drei gelbe Katzen
Land: Italien, Österreich, Frankreich
Jahr: 1966
Genre: Abenteuer, Action
Regie: Rudolf Zehetgruber

Handlung:
Auf einer tropischen Insel bringen die Angehörigen der Untergrundorganisation „Gelbe Katzen“, beim Versuch Babs Lincoln (Ann Smyrner) zu entführen, ein Mitglied der amerikanischen Botschaft durch Karate um. Während Privatdetektiv Jo Walker, genannt Kommissar X, (Tony Kendall) beauftragt wird Babs zu beschützen, untersucht sein Freund Captain Rowland (Brad Harris) den Mordfall…

Kritik:
Der österreichische Regisseur Rudolf Zehetgruber schaffte es, die Stärken des ersten Kommissar-X-Filmes beizubehalten und gleichzeitig seine Schwächen nach Möglichkeit auszulassen. Das ulkige Gespann Kendall/Harris glänzt wie im Vorgängerfilm, Zehetgruber reduzierte jedoch die Quantität ihrer Gegenspieler um deren Qualität zu erhöhen. Anstatt eines irrsinnigen Goldfinger-Verschnittes mit Heerscharen von namenlosen Gehilfen und Gefährtinnen im Buckingham-Palast-Wachen-Modus, haben wir einen durchgeknallten Wissenschaftler an dessen Seite sich ein skrupelloser Karate-Meister und ein mit Sprengstoff ausgestatteter Gangster befinden, zwei wesentlich vergnüglichere Figuren als die blassen Bösewichter des ersten Teiles. Ersterer wird von Sandalenfilmhelden Dan Vadis verkörpert und als letzteren sehen wir Siegfried Rauch, welchen ältere Damen sofort als Kapitän Paulsen aus „Das Traumschiff“ erkennen (eine Information, die ich ausschließlich dem Internet entnahm, ich habe weder jemals eine Folge von „Das Traumschiff“ gesehen noch habe ich Ambitionen dies jemals zu tun).
In Sachen Action ist der Film vielleicht kein Überflieger, braucht sich aber auch nicht zu schämen. Wir bekommen eine nette Szene in welcher Brad Harris Dan Vadis über ein Hoteldach verfolgt, gegen Ende einen äußerst spannenden Karate-Kampf zwischen den beiden, der besonders dadurch überzeugt, dass beide Darsteller ihre Stunts selbst durchführen, und zwischendurch explodiert immer wieder mal irgendwas. Ein Aspekt fehlt nur leider bei sämtlichen Actionszenen und das ist der Titelcharakter. Kommissar X macht in diesem Film nicht sonderlich viel. Tony Kendalls Stund-Double durfte sich wieder mal ausruhen und die besten Szenen wurden Brad Harris überlassen. Allerdings bleibt der Privatdetektiv durch Kendalls charmante Performance eine liebenswerte Figur und sorgt vor allem an Harris’ Seite für einige ulkige Momente. Plus seine fähigen Freunde überließen es ihm den Oberschurken zur strecke zu bringen, das war nett von ihnen.
Ich versteh nur nicht so ganz, warum man ihn nun eigentlich „Kommissar X“ nennt. Ich meine seine Identität ist alles andere als geheim, jeder Mensch auf der Welt weiß, dass der Typ Jo Walker heißt, man kennt sein Aussehen seine Gewohnheiten, einfach alles, warum also das Alias? So cool, dass er jetzt unbedingt einen Künstlernamen braucht ist er auch nicht…hm, schätze die Produzenten fanden einfach „Kommissar X“ ist ein besserer Titel als „Jo Walker – Johnnies nüchterner Bruder“.
Zehetgrubers Beitrag zur Reihe räumt auch mit dem mittelalterlichen Frauenbild auf, welches Parolinis Film vertrat. Dies verdanken wir Ann Smyrner als Babs Lincoln und Michèle Mahaut als Michèle. Letztere wird zwar auch ab und an von den Bösewichtern gefangen genommen, sie kann sich aber immer selbst befreien und rettet Kendall, Harris und ein paar anderen Dudes sogar einmal das Leben.
Gegen Ann Smyrner kann sie aber nicht ankommen. Die gebürtige Dänin leistet eine hervorragende Performance: Wir merken schnell, dass sie Jo Walker, der als ihr Beschützer augagiert wurde in keinster Weise benötigt. Die Gangster versuchen sie zwar alle paar Minuten mal unter ihre Gewalt zu bringen aber das lässt Smyrner nicht zu. Kaum legt einer der Antagonisten Hand an sie befreit sie sich überzeugend aus dessen Griff. Außerdem ist sie die einzige Frau im Universum die (halbwegs) immun gegen Kendalls Charme zu sein scheint. Sicher, irgendwann verliebt auch sie sich in ihn, aber es bedarf wenigstens mehr als den Kerl aus der Distanz zu sehen um ihm zu verfallen und bedenkt man wie seine Anziehungskraft im Vorgängerfilm porträtiert wurde, ist das ziemlich erfrischend. Bevor sie sich entschließt Kommissar X einen Kuss zu offerieren muss er auch einmal erst eine ihrer Ohrfeigen über sich ergehen lassen. Als Schauspielerin scheint Ann Smyrner auch ziemlich viel Courage zu besitzen, bedenkt man die wilden Tiere mit denen sie interagieren muss: Gleich in der Anfangssequenz gibt sie einem Elephanten eine gelbe Flüssigkeit zu trinken (keine Ahnung ob es Bier, Limonade oder Urin ist – so oder so ist es nicht das Beste für das arme Tier) und später im Film knuddelt sie sogar mit einer supersüßen Babyraubkatze. :thup:
Den Regisseur selbst, der offenbar verbissen versuchte einen Daktari-Film daraus zu machen, sehen wir auch in einer kleinen feinen Nebenrolle als Großwildjäger mit Privatzoo und niedlichem Mini-Bär.
Im Gegensatz zu „Jagd auf Unbekannt“ kann man den Film also auch gut jenseits von trashigem Vergnügen genießen, ein paar unterhaltsame Albernheiten finden sich aber trotzdem. Neben dem Abgang von Dan Vadis ist da vor allem der unkonventionelle Umgang mit Karate zu nennen. Für Zehetgruber scheint der Kampfsport irgendwie eine unschlagbare Superwaffe zu sein: Als Dan Vadis jemanden mit seinen bloßen Fäusten tötet diagnostiziert die Polizei „Tod durch Karate“ und auf einer Karate-Konferenz oder so behauptet der Sprecher ernsthaft, dass Karate den Menschen helfen kann, aber nie in die falschen Hände geraten darf!? :palm: Was zum Teufel? Das ist ein Kampfsport und keine Atombombe! Karate ist nicht das mächtigste Ding überhaupt jemals aller Zeiten. Wenn dein Gegner ein Maschinengewehr hat und ein paar Meter weg steht bist du tot, egal wie gut du Karate kannst.
Fazit: Kein Meisterwerk, aber der Film bietet auf jeden Fall solide Unterhaltung. 7/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 9. Aug 2012, 10:50
von DrDjangoMD
DIE STRICKMÜTZE

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Originaltitel: Squadra antiscippo
Alternativtitel: Die Bullen auf den heißen Feuerstühlen; Der Superbulle mit der Strickmütze
Land: Italien
Jahr: 1976
Genre: Poliziesco, Komödie
Regie: Bruno Corbucci

Handlung:
Der Baron (Guido Mannari) und seine kleine Gang vertreiben sich mit raffinierten Taschendiebstählen die Zeit. Doch eines Tages stehlen sie dem Großkriminellen Norman Shelley (Jack Palance) versehentlich eine beträchtliche Summe Geld, woraufhin Shelleys Leute die Diebe jagen und ermorden. Commissario Nico Giraldi, alias Strickmütze, alias St. Bullus, Schutzpatron der Arschgeigen (Tomas Milian) wird auf den Fall angesetzt…

Kritik:
In „Die Strickmütze“ schafft es der kleine Corbucci eine gelungene Mischung aus Komödie und hartem Poliziesco zu erzeugen. Dies beginnt schon am Anfang, wenn in bester Polizeifilm-Manier eine Reihe von Verbrechen, mehr oder weniger Kommentarlos hintereinander gezeigt wird. Nur diesmal handelt es sich nicht um Morde oder Vergewaltigungen sondern um mit ziemlich ulkigen Mitteln durchgeführte Diebstähle.
Ein großer Teil des darauf folgenden Filmes bleibt ziemlich seriös: Palance lässt in seiner ersten Szene schon einen untreuen Gehilfen vergasen, seine Mannen prügeln einen Jugendlichen in den Tod und hetzten einen anderen in selbigen, und selbst Commissario Maurizio Milian schüttet einem Gangster während einer Verfolgungsjagd heißen Teer ins Gesicht. Die Gewalt misst also die Maschinengewehrmassaker anderer Genrevertreter, bleibt aber trotzdem durchgehend mit einem gewissen Härtegrad präsent.
Die Actionszenen sind auch wunderbar inszeniert und müssen sich da gar nicht hinter Lenzi, Girolami und Co. verstecken. Schlägereien sind perfekt in Szene gesetzt und wirken äußerst real und Milian zeigt uns einige atemberaubende Tricks mit seinem Motorrad. Den Höhepunkt diesbezüglich bildet eine Szene in welcher Gangster einen Mann ein Treppenhaus hochjagen und ihnen Milian mittels Motorrad über die Stiegen nachfährt.
In diese seriöse Inszenierung setzt Corbucci nun eine Figur, die eindeutig ins Komödien-Genre fällt, nämlich Milians Nico Giraldi. Diese Rolle ist hinreißend spaßig mit ihren coolen Sprüchen („Ich hau dich so stark, dass dir die Zähne im Arsch klappern“), ihrer handgestrickten Mütze, Socken und Pollover, ihren verwahrlosten Auftreten usw. Und diese Mischung aus Tragik und Komik funktioniert wunderbar, da die Milians Gags nie in die Unglaubwürdigkeit abdriften.
Ein weiterer Grund, dass der Genremix hier so gekonnt erscheint, ist die Tatsache, dass sämtliche Nebenrollen sowohl in einen ernsten Film als auch in eine Komödie passen würden: Maria Rosaria Omaggio leistet als Milians Freundin eine glaubhafte Performance, aber durch ihren Tick ihren Schmuck vor Dieben in ihrem Büstehalter zu verstecken hat sie auch etwas Ulkiges an sich. Guido Mannari als Kopf der Taschendiebe legt eine hochnäsige Versnobtheit an den Tag die sehr ulkig aber keinesfalls unglaubwürdig ist. Und Jack Palance spielt gekonnt einen sadistischen Oberschurken, der sich aber durchaus im spaßigen Umfeld zurechtfindet.
Die einzigen zwei die bei der Mischung von Humor und Härte nicht so feinfühlig ans Werk gegangen sind, sind Guido und Maurizio De Angelis. Bitte versteht mich hier nicht falsch, ich mag die Musik der beiden Typen echt gerne, und für "Verdammte, heilige Stadt" haben sie einen meiner liebsten Poliziesco-Scores abgeliefert, aber hier wirken ihre emsigen Versuche auch in die brutalen Szenen Comedy-Musik einzustreuen einfach nur unpassend. Als Beispielsweise der bedauernswerte Ex-Gehilfe von Palance in einem Auto sitzt, welches sich langsam mit Gas füllt und in verbissener Qual manisch um sein leben brüllt, während er elendiglich langsam zu Grunde geht, hören wir als Begleitmusik irgendein spaßigen Komödiengedudel nach Schema F. Die Geschmacklosigkeit der beiden Komponisten wird hier und da so deutlich, dass ich mich wirklich wunderte als in der Szene, in welcher der eine arme Teufel von einem Hochhaus in den Tod stürzt, nicht „Flying through the air“ zu hören war.
Ein weiterer kleiner Minuspunkt sind ein paar zu abrupte beziehungsweise zu verzögerte Schnitte. In einer der Disco-Szenen beispielsweise fährt die Kamera nachdem ein wichtiges Gespräch stattgefunden hat auf die Tanzfläche und verharrt eine Minute auf einem Pärchen, welches eine Art Showtanz aufführt…Wer sind diese Leute? Warum sehen wir sie? Sie haben doch nichts mit der Handlung zu tun? Warum eine geschlagene Minute die beiden filmen? Sicher, sie konnten gut tanzen, aber da sie für die eigentliche Geschichte irrelevant waren wirkt es komisch, sie so lange im Fokus zu lassen. Oder gegen Ende kommt die große Konfrontation Milian-Palance. Palance sagt, dass Milian keine Beweise gegen ihn hat. Milian bestätigt dies, tritt Palance aber zwischen die Beine, worauf sich dieser in Schmerzen krümmt. Schnitt auf Milian, der Maria Omaggio erklärt, dass Palance jetzt der Prozess gemacht wird und der Typ seiner gerechten Strafe nicht entgeht…was? Hatte er jetzt doch Beweise gegen ihn? Bedenkt man allerdings, dass dieser Szene ein würdigerer Höhepunkt in Form einer Verfolgungsjagd voranging, bin ich gewillt über diese kleinen Schwächen hinwegzusehen.
Fazit: Gelungene Mischung aus spaßiger Komödie und hartem Polizeifilm, der stets witzig bleibt, ohne in den Klamauk abzudriften. Kleinere Abzüge wegen einigen unpassenden Musikuntermalungen und Schnitten. 7/10