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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Fr 22. Jul 2016, 12:24
von karlAbundzu
18.7.2016 21 Uhr Cinema
THE NEON DEMON (2016)
R: Nicholas Winding Refn, D: Elle Fanning, Jena Malone, Abbey Lee, Bella Heathcote, Christina Hendricks, Keanu Reeves, Desmond Harrington, Charles Baker, Karl Glusman, Chris Muto, M: Cliff Martinez

VORSICHT VORAB: Ich weiß nicht genau, was einen so alles spoilern kann, wenn noch nicht gesehen, und man so auf Überraschungen steht, später lesen.

Es fängt an wie eine Kritik an die Modell-Szene: Junge Frau kommt nach LA und versucht in der Modellszene Fuß zu fassen, da sie denkt, dass sie außer ihrer Schönheit nichts hat. Sie gerät in die Fänge neidischer Models, die das Frischfleisch und ihren Erfolg hassen. Gleichzeitig findet sie eine Freundin, die sie auch begehrt und einen Freund, der sich aber zurückhält.
Es werden die üblichen Sachen im Modell-Business angeprangert, der Zynismus, der Wettkampf untereinander, das Verhältnis zum eigenen Körper… Aber das ist oberflächlich, dass man von Anfang an merkt, dass es nicht darum geht.
Viel mehr erzählt es eine fast märchenhafte Geschichte einer jungen Frau mit einer Art Vergangenheit. Und dass finde ich ganz wunderbar aufgebaut, erzählt und gespielt. Wie Elle die 16jährige erst naiv anlegt und dann, nach und nach etwas dazuschichtet. Auch Jena Malone als vorgebliche Freundin, die von Anfang an fasziniert ist von Jesse und auch klar ist, dass sie sexuelles Interesse an ihr hat.
Zu nächst bleiben die anderen beiden Frauen ein wenig blass, eindimensional, die eine operierte und erfolgreiche, die andere die kaum noch Chancen bekommt, aber wie die am Ende aufdrehen und auch den Horror mitbringen.
Ob die drei Frauen, die ja beinahe zu Hexenwesen werden, eine Hommage an die drei Mütter sind? Den Argento hat Refn jedenfalls ausgiebig geschaut: Auch dieses ominöse Haus, die Farben, die Anfangseinstellung (vielleicht ist ja auch der nette Künstler-Fotograf ja auch ein bisschen Refn selbst), da erinnert einiges an Profondo Rosso oder Suspiria/Tenebrae. Auch Cliff Martinez sind ältere italienische Soundtracks nicht unbekannt, ganz ganz tolle Musik hier! Und das LA so leer scheint.
Sowieso die Männerrollen hier ganz klein: der besagte Fotograf, der fast nur nett ist und alles richtig macht; Keanu Reeves spielt hier einen fiesen Motelbesitzer, der das schmutzige Geschäft LAs für sich ausnutzt. Dann den Mode-Designer und Rocko Schamoni – Lookalike, der sich überkandidelt auch für einen Dichter und Schauspieler hält und auch wie im Klischee Hof hält. Vielleicht ist das auch Refn (er palavert von der natürlichen Schönheit und so und brüskiert den Netten). Bei Refn ging mir seine Selbstverliebtheit hier in diesem Film schon ein bisschen auf den Keks, warum muss da überall NWR stehen….
Egal: Technisch ist das alleroberste Kajüte: Der Style, der zwar hier an Argento und auch ein wenig an Schrader (es gibt da einen Cat People Bezug) angelegt ist, aber doch sehr eigen sehr Refn wirkt ist sehr ungewöhnlich heutzutage und ich bin froh, dass so was noch so gedreht wird. Der Schnitt rasant. Viele Szenen auch angemessen unangenehm.
Fehlt noch was? Ach so: Klare Empfehlung, auf seine Art das Gegenteil von Only God Forgives (Obwohl: es gab genau eine OGF-Szene, die ich so drüber fand, und ich den bildliche Zaunpfahl fürchtete). Zum Sehen und zum Hören. Refn als Bava seiner Zeit? Man wird sehen.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 1. Aug 2016, 10:22
von karlAbundzu
20.7.16, Cinespace Waterfront, 19:00

STAR TREK BEYOND 2D
R: Justin Lin, D: Chris Pine, Idris Elba, Zachary Quinto, Zoë Saldaña, Karl Urban, Anton Yelchin, John Cho, Simon Pegg, Deep Roy, Sofia Boutella, M: Michael Giacchino
Das ist mir auch noch nicht passiert, komme eine Viertelstunde nach Ankündigung ins Kino, und sehe wirklich keine Werbung oder Trailer mehr, tatsächlich Leinwand schwarz, ich setz mich hin und los geht’s….
Und es geht hübsch los: Kirk ist auf einer Art diplomatischer Mission unterwegs und es geht natürlich in die Hose, er wird hochgebeamt und es gibt den ersten Bonbon für die Liebhaber der original Serie.
Kirk ist ansonsten eher jobmüde nach 5 Jahren im All, bewirbt sich auf einen stabilen Posten, muss aber nach einem Hilferuf einer hübschen fremden Kapitänen wieder ins tiefe All. Das ist natürlich eine Falle, die Enterprise wird 1a zerlegt und die Mannschaft wird zu großen Teilen in ihren Rettungskapseln festgenommen, nur ein paar (darunter Kirk, Scotty, Pille und Spock) landen irgendwo auf dem Planeten.
Sie raufen sich zusammen, der Oberböse hat einen persönlichen Brast auf die Föderation und will die natürlich vernichten.
Ja, keine neue oder im Groben besonders einfallsreiche Story, aber viel geht da in den Weltraum-Opern ja auch nicht mehr. Um so mehr sind es die mittleren Ideen, die begeistern. Nie hab ich so konsequent die Idee des Schwarms genutzt gesehen. Wenn halt die Schiffe immer größer werden, ist die Methode sehr viele kleine sehr gelungen. Es gibt viel schönes Neues zu entdecken wie die Weltraumstation, hübsch an die alte Serie erinnerndes wie die fremde Welt. Im Mittelpunkt stehen hier Kirk, Spock, Uhura, Pille und Scotty (ich fand es ein wenig schade, dass Tchekov nicht wichtiger war als letzte Rolle Yelchins, aber das kann ja vorher niemand ahnen).
Und die Spieler machen das großartig: Das Drehbuch (wohl federführend von Pegg geschrieben) zwischen Komik, Nostalgie, Spannung und Weltraumaction macht es ihnen aber auch leicht. Einen sehr guten neuen Charakter gibt es auch: Sofia Boutella spielt eine gestrandete, allein Überlebende Ausserirdische, von der Rolle ein wenig an 7of9 angelehnt, nur charmanter.
Die Herkunftsstory vom Oberbösen gab es so ähnlich ja schon ein paar mal, und da mich die kleinen Raumschiffe, die um die Stadt auf dem fremden Planeten kreisen, ästhetisch an die „Vögel des Tyrannen“ erinnerten, musste ich bei den Bösen auch an die Kundigen von „Im Reich der tausend Planeten“ denken. Beides Comics der Reihe „Valerian und Veronique“, toller SciFi, Frankreich, 70er.
Pille und Spock sind hier ein großes Doppel, wobei Pille an dem originalen McCoy angelehnt ist, Quintos Spock aber sehr weit weg vom „alten Spock“, aber das macht nichts. Ist ja eine alternative Zeitlinie und Nimoys Spock wird ja auch geehrt.
Die Musik ist mal wieder prima, also der Score von Giacchino, sehr passend ein wenig an den alten Filmen angelehnt. Und der Einsatz von Public Enemy und den Beastie Boys (wenn auch im Nachhinein ein wenig albern: aber im Kino machte SABOTAGE einfach Spaß: Ich nehme LAUT und WUMMERND) kam gut. Selbst der Abspannsong von Rihanna gefiel.
Hier wird vieles richtig gemacht, die Mischung aus Nostalgie und Neuem ist gut getroffen und der Film macht Spaß. Weiter so!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Di 2. Aug 2016, 13:20
von karlAbundzu
1.8.16 City 46 klein, 20 Uhr
REMAKE, REMIX, RIP-OFF (2015)
R: Cem Kaya
Interview - Dokumentation über das türkische Pop-Kino der 60er - 80er. Die sogenannten Yeşilçam - Filme, benannt nach der Strasse in Istanbul, in der die Produktionsgesellschaften sassen.
Die türkische Filmproduktion war ja ausserordentlich. Uns Genre-Freunden sind ja meist die Kopien bekannter Hollywood- oder Italo-Filme bekannt. Da es bis vor kurzem keine Urheberrechte in der Türkei gibt, wurde halt benutzt, was das Zeug hielt, ganze Szenen und Filmmusiken wurden ausgeliehen!
Der Regisseur hat hier haufenweiser guter Interview-Partner, von richtigen Stars ihrer Zeit über die bekanntesten Regisseure und Produzente bis hin zu jungen Liebhabern und Bloggern.
Dabei wird eine Liebe zum Kino offenbart, gezeigt wie wichtig Kino im damaligen gesellschaftlichen Leben war, die Produktionsbedingungen nachgezeichnet, die sozialen und politischen Rahmenbedingungen und ihren Einfluß auf die Filme erzählt.
Kaya schafft ganz schön viel, dabei sehen wir auch immer wieder Szenen aus den Filmen, hübsche Montagen, die unter anderen auch zeigen, wie oft KINO und FILME SEHEN in den FIlmen selbst auch Thema waren.
Sehr informierend, ich selbst kannte ja bisher nur die RAMBO 2 Variante, die wir mal mit live Audiokommentar auf einer Theaterbühne zeigten und ein paar 80er Horrorschocker, die ich im TV sah. Leider auf türkisch ohne UT.
Jetzt hat man natürlich Bock, die ganzen SciFis, Superheldenfilme und Western zu sehen.
EMPFEHLUNG!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Di 2. Aug 2016, 13:29
von purgatorio
da gibt es auch noch einen extra Film-Thread zu ;) mach das mal noch dorthin :nick: 8-)

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Di 2. Aug 2016, 14:02
von karlAbundzu
purgatorio hat geschrieben:da gibt es auch noch einen extra Film-Thread zu ;) mach das mal noch dorthin :nick: 8-)
danke für den hinweis, erledigt!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 15. Aug 2016, 10:25
von karlAbundzu
Weird Xperience im Lagerhaus, dritte Etage, 12. August 20:30
TOTALER SPERRBEZIRK / FORBIDDEN ZONE (1980) s/w
R: Richard Elfman, D: Hervé Villechaize, Susan Tyrrell, Gisele Lindley, Jan Stuart Schwartz, Marie-Pascale Elfman, Virginia Rose, Ugh-Fudge Bwana, Phil Gordon, Hyman Diamond, Toshiro Boloney, Danny Elfman, Viva, Joe Spinell, The Kipper Kids, M: Danny Elfmann

Soll man was über die Handlung sagen, bringt das was? Eine typische amerikanische Familie zieht in ein Haus, im Keller ist eine Tür, die in die sechste Dimension führt, die Tochter geht hinein und gerät zwischen einen geilen kleinwüchsigen König und seiner Ehefrau. Nach und nach kommen andere, um sie zu retten.
Ein Film am Übergang von der Showtruppe THE MYSTIC KNIGHTS OF OINGO BOINGO zu der Wave-Band OINGO BOINGO. Während die Mystic Knights durchgeknallte Live-Shows mit viel Revuemusik der 20er und 30er machten, unter der Leitung von Richard Elfman, wollte sein Bruder und Komponist Danny Elfman mehr Richtung Ska und Wave Band. Richard hörte auf und widmete sich dem Filmgeschäft. Sein Debut sehen wie hier. Der Cast besteht hauptsächlich aus den Mystic Knights, die Musik ist einerseits von dem Devo-ähnlichen New Wave Sound als auch von den alten Revuenummern geprägt (Toller Auftritt Danny Elfman als Satan, der Minnie the Moocher singt), die Story ist einfach wahnsinnig, die Bauten herrlich Pappkulissen, so dass das auch an andere deutsche Zeitgenossen erinnert (Rainer Kirberg viel mir ein, und auch was so im TV und Videos von NDW Leuten wie Dorau viel mir ein, und auch ein Wenzel Storch ist nicht weit, was auch zur märchenhaften Story passt)
Das bringt ein ständig zum Lachen, lässt einen die Augen offenstehen und den Mund.
Toller Film und schönes Zeitdokument!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Fr 2. Sep 2016, 12:19
von karlAbundzu
1. 9.16, 20 Uhr, Cinemaxx Bremen
SUICIDE SQUAD 3D (2016)
R: David Ayer, D: Margot Robbie, Cara Delevingne, Will Smith, Jared Leto, Ben Affleck, Jai Courtney, Joel Kinnaman, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Viola Davis, Karen Fukuhara, Jay Hernandez, M: Steven Price

Der nächste Teil im Hause DC fürs Kino, Suicide Squad, das sogenannte Antihelden-Team.
Regierungsberaterin Amanda Waller will ein Team gefährlicher Menschen zusammenstellen, die Metawesen (so wie Supie einer ist) stoppen können. Bei ihr im Knast ist da gerade eine hübsche Auswahl: Harley Quinn (Jokers noch verrücktere Freundin), Deadshot (Meisterschütze, trifft alles), Captain Boomerang (hat coole Bumerangs, und einen rosa Einhorn Fetisch), Killer Croc (Mischung aus Mensch und Monster), Diablo (kontrolliert Feuer) und Slipknot (kann überall raufklettern). Kontrolliert und geführt werden sie von Captain Flagg, ein Vorzeigesoldat, seiner Gespielin June Moon, die sich in die gefährliche Hexe Enchantress verwandeln kann, und Katana, meisterliche Schwertkämpferin. Die Bösen machen mit, weill sie eine Nano-Bombe im Genick haben, die von Flagg und Waller kontrolliert werden.
Ihre erste Mission gegen ein Metawesen geht auch gleich nicht gut, Enchantress befreit sich und will die Menschheit per Magiemaschine vernichten. Zwischendurch wird Harley von ihrem Pupsie befreit, in Rückblicken erfahren wir etwas mehr über Deadshot, Harley und Diablo.
So weit, so trashy oder eher: comic-like der einerseits heiteren andererseits härteren Gangart. So 90er Superhelden irgendwie.
Vorab: Mir hat es Spaß gemacht. Hier wurde mit Spaß an der Sache gedreht, halt lustig, aber ohne diese aufgesetzte Sebstironie und vorgetäuschte Supersmartness und arrogantes Wissensvorspiel wie noch bei BvS.
Die Schauspieler sind toll: allen voran Margot Robbie als Harley, der brillante Jared Leto als Joker, und Viola Davis als Waller. Wow, spielt die das skrupellos und stark und präsent. Will Smith ist halt Will Smith, passt hier gut. Die anderen bleiben ein wenig blass insofern sie kaum Geschichte bekommen und eher Stichwortgeber und Kampfpartner sind, aber da sind sie durchaus präsent. Einzige Ausnahme: Joe Kinnaman strahlt gar nichts aus, auch seine Rolle als überloyaler Soldat ist ein wenig eindimensional und er bekommt auch keine guten Zeilen, die Auswirkung seiner Beziehung zu June Moon hätte da noch mehr Auswirkungen haben können. Und: Was noch nicht so gut war, war Enchantress in ihrer zweiten Entwicklungsstufe, so beeindruckend sie als teleportierende Frühzeithexe war, umso alberner war es irgendwie als Hochglanzerbauerin, lag aber mehr an den Graphix als an der Schauspielerin.
Visuell war das super gedreht, gerade am Anfang voller rasanter Einfälle, sehr passende Umgang mit den Farben, immer wieder mit hohem Tempo und dann wieder ruhiger wird. Geklaut/Zitiert/Inspiriert wird in der Austattung noch bei Silence of the lambs, Ghostbusters und wahrscheinlich noch woanders, aber auch das passt.
Und die Macher wollten uns auch nicht überfordern: Jeder Charakter bekommt so eine Art Titelmelodie bei Einführung, und spätestens beim dritten dachte ich: ok, die ziehen konsequent durch, das sie immer das erste Lied nehmen, was einen dabei einfallen würde. Fand ich in seiner Konsequenz cool und lustig. Wenn Sympathy fort he Devil erklingt, weiß man halt sofort, wer die Böse ist.
Die Waller ist zwar eine sehr manipulierende Frau, aber taktisch nicht so prima, da nutzt auch der erfahrene Flagg nichts. Eigentlich macht die Squad nichts anderes als ihren Hintern zu retten.
Harley und Joker bekommen eine wunderschöne LOVE STORY, die Leto und Robbie herzhaft schön spielen. Ich freu mich auf mehr, der Leto begeistert mich immer mehr. Nur warum er so komisch spricht, will mir nicht in den Sinn.
Inhaltlich auf der Metaebene macht man sich eigentlich über die ganze Terrorparanoia lustig, die ja leider kein alleiniges amerikanisches Problem ist: Wir malen die Angst des Terrors an die Wand und können jeden Quatsch durch bekommen. Im DC-Universum so: Was machen wir, wenn der nächste Superman (der gerade verschwunden ist) nicht so ein netter, sondern Terrorist ist? Schwups, bekommt man seine lustige Suicide Idee durch. Auch jegliche Kollateralschäden werden mit: „Das waren bestimmt Terroristen.“ durchgewunken. Leider ist die Wirklichkeit noch absurder, wenn in den USA aus Angst vorwasauchimmer Trump wählen….
Dann gibt es noch ein Seitenhieb darauf, wie die Amis mit ihren Natives umgehen.
Ich finde: auch so, mit Humor und Action kann man gesellschaftliche Themen begegnen, ob das nun exploitativ oder beschreibend ist, sei mal dahingestellt.
Nebenbei: Unheimlich fand ich noch die (gute) Darstellung Batman in seinen kurzen Auftritten. Er benutzt eine 11jährige, um Deadshot festzunehmen und nicht von ihm erschossen zu werden, und paktiert mit Waller, von der er weiß, das sie eine echt fiese Böse ist, um Informationen zu bekommen. Und die hübscherweise durchblicken lässt, dass sie schon weiß, wer Batsy so ist.
Alles in allem ein Heidenspaß mit Härte!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 12. Sep 2016, 11:09
von karlAbundzu
weird xperience, Freitag, 9.9.16, 20:30 Uhr, Etage 3, Lagerhaus
LIQUID SKY (1982) OV
R: Slava Tsukerman, D: Anne Carlisle, Paula Sheppard, Susan Doukas, Otto von Wernherr, Bob Brady, Elaine C. Grove, Stanley Knap, M: Brenda I. Hutchinson, Slava Tsukerman
New York, frühe 80er. Ein UFO landet auf einem Appartment des Modells Margaret. Die Szenerie spielt im Millieu der Mode- und Kunstszene, die damals in den Clubs herrschte. Drogen und Sex waren angesagt.
Ein West-Berliner Forscher verfolgt die Ausserirdischen, die sich von den Endorphinen ernähren, die beim Highsein oder beim Orgasmus entstehen. Und hat so bei Margaret viel zu futtern...
WIe eine kleine Zeitreise: Das wilde New York zu der Zeit, da wurde herumprobiert.
Eine Frau vom Lande versucht ihr Glück zu machen und gerade nicht mehr fremdbestimmt zu werden, eigentlich will sie auf alle möglichen Ebenen selbstbestimmt sein. Vermeintlicher Weise ist die NYer New Wave Szene hier der richtige Spielort, aber auch hier spürt sie die Abhängigkeiten. Abhängig von Drogen, aus der ehemaligen freien Liebe wurde die ständige Bereitschaft zu Sex mit jedem. Geschlechterollen und -unterschiede stehen immer noch im Vordergrund. So kommen ihr die Ausserirdischen fast wie eine Befreiung vor, ihre Möse wird zur Mordwaffe, die sie nach traumatischen Erfahrungen auch zur Rache nutzt.
Wow, was ein Film, wild und bunt. Zweitsichtung nach circa 20 Jahren: Ich hatte ihn noch wilder (also mit mehr Disco- und Musikszenen) in Erinnerung, auch wilder geschnitten, hier gab es im Mittelteil tatsächlich viel Zweier - Dialoge aneinadergeschnitten. Und auch die Berlin-Connection war mir nicht so klar; nicht nur der Wissenschaftler kommt aus West-Berlin, auch ist dass der Sehnsuchtsort von Margaret und ihrer Lebensgefährtin mit Nekrophilen Anwandlungen. Die Lebensgefährtin wird toll gespielt von Paula Sheppard, die mir so bekannt vorkommt, aber laut imdb nur 6 Jahre vorher in Communion - Messe des Grauens (Alice sweet Alice) mitspielt, den ich nicht kenne.
Anne Carlisle, die Hauptdarstellerin spielt hier auch noch das männliche drogensüchtige Model und Konkurrent Jimmy, auch supe rund wunderschön, schrieb am Drehbuch mit und liess autobiographisches einfliessen, und stellte ihr Appartment für die Dreharbeiten zur Verfügung (für die Lage der Wohnung würde heute manch einer einiges tun, damals wohnten da Kunststudentinnen). Apropos Berlin Connection, Anne Carlisle drehte das Video zu YOU/YOU von der Berliner Art Punk Wave Band Malaria!, als diese zu Aufnahmen in NY weilten.
Absolute Empfehlung, was Inhalt, style, Musik und NY-Bilder angeht, toll!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 12. Sep 2016, 11:26
von karlAbundzu
Who wants to be a Bond?
Filmfestival der Monster machen mobil Macher im Hamburger Metropolis, ich war leider nur am Sonntag, den 11. September 2016 da.
Vor jedem Film gab es eine der Unausgeschlafenheit eher kurze Einführung der beiden Macher und ein paar Trailer, immer Bindsachen dabei. (Besonders unglaublich: JAGUAR LEBT! und OPERATION POKER)
Um 13 Uhr
DER TOD IM ROTEN JAGUAR (1968) 35mm,
R: Harald Reinl, D: George Nader, Gert Haucke, Heinz Weiss, Grit Böttcher, Herbert Stass, Kurt Jaggberg, Daniela Surina, Friedrich Schüttler, Carl Lange, Ilse Steppat, Frank Nossack, Britt Englund, M: Peter Thomas
George Nader ist Jerry Cotton, hier in seinem siebten Fall (von acht)
Jerry Cotton fliegt nach San Franzisko, um einer Mordseire auf der Spur zu kommen, hinter der augenscheinlich eine Killer-Organisation steckt.
Ich will gleich mal den Super-Cast loben. Nader sowieso, Heinz Weiss, Grit Böttcher, Herbert Stass, Kurt Jaggberg, Daniela Surina, Friedrich Schüttler, Carl Lange, Ilse Steppat, Frank Nossack, Britt Englund, aber allen voran m öchte ich mal "Backpfeifengesicht" Gert Haucke erwähnen, der hier wunderbar einen leicht gestörten spiessigen Killer spielt, der schon alleine einen Film wert wäre, und dann doch zu früh stirbt...
Ansonsten prima Regi von Reinl und tolle Kamera vom Franz X. Lederle, interessante ungewöhnliche Einstellungen, immer wieder gute Ideen der Auflösung der Szenen. Das passte besonders gut zu den neurotischen Mördern, allein die Music Box Szene...
Stichwort Musik, der Soundtrack von Peter Thomas ist natürlich groß, würde ich mir so auch immer wieder zu Hause anhören, schien mir dann aber doch bei manchen Szenen unpassend, da wurde es fröhlich leicht, wenn es gerade doch um was ging.
Die Sprüche von Cotton immer hart an der Grenze, aber das gehört sich ja so.
Das Drehbuch war mir ob der eigentlich interessanten Grundkonstellation zu einfach von Punkt a zu b zu c..., und leicht vorauszusehen, schade.
Aber insgesamt eine rasante Cotton-Verfilmung mit schönen Berlin-Bildern seiner Zeit. Gucken, ihr Schurken!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 12. Sep 2016, 12:03
von karlAbundzu
um 15 Uhr gab es dann die nächste Heftchen-Verfilmung

KOMMISSAR X - IN DEN KLAUEN DES GOLDENEN DRACHEN (1966) 35mm
R: Gianfranco Parolini, D: Tony Kendall, Brad Harris, Ernst Fritz Fürbringer, Barbara Frey, Carlo Tamberlani, Luisa Rivelli, Gisela Hahn, Pino Mattei, Jacques Bézard, Margaret-Rose Keil, Nikola Popovic, M. Ojatirato, M: Bobby Gutesha

Erst Mal wird gezeigt, wie Joe Walker alias Kommissar X neue Detektive rekrutiert, die allesamt durchfallen. So bleibt ihm für seinen nächsten Fall wieder mal nur der internationale Polizist Tom Rowland. Für uns zum Glück: den so ist das Traum Duo Tony Kendall und Brad Harris wieder dabei. Und Brad zeigt einiges wie er so mit nacktem Oberkörper herumläuft, da hat sich Baywatch einiges abgeschaut!
Sie werden nach Singapur gerufen, warum, ist ihnen nicht so wichtig, sie gehen ihren Hobbies nach, auf wenn immer wieder versucht wird, sie umzubringen. Nach und nach kommen sie aber in den Fall um DAS FILTER, das Laser ("Laser? Die sind doch überall." Kommissar X) tausendfach verstärkt, eine Geheimorganisation namens Goldener Drache, die sich netterweise aus Tradition vor allem weibliche Killer und Folterer hält. Nun wandert DAS FILTER umher, eine Verwechslungsgeschichte zweier gleicher Taschen wird angedeutet, aber nicht ausgespielt.
Ebenso wandern unsere beiden Helden umher, mal hierhin mal dorthin (besonders schön die Verfolgungsjagden durch diesen strangen Erlebnis-Park!) und kloppen sich, Kommissar X verzaubert dabei die Frauenherzen durch vorüberlaufen, spontanen Küssereien und charmanten Sprüchen, Schnuckelchen!
Ein Mädchen wird entführt, und am Ende nimmt der goldene Drache seinen roten Jutesack vom Kopf.
Hey, was ein Spaß. Kendall und Harris sind ein eingespieltes Team, und wenn der eine aus Jux Feuer legt holt der andere Wasserschläuche.
Gefilmt ist das eher auf schlichte Weise (und gerade direkt nach dem Reinl-Cotton auffällig) hier gibt es immer nur große EInstellungen, kaum Bewegungen in den Kampfszenen der Kamera und gewöhnlich Auflösungen. Dazu halt immer eine voyeuristische Kamera bei den Frauen. Mit denen kann der Regisseur eh nicht so viel anfangen, alle sind halt fasziniert von X, selbst die Folterladies, die eigentlich (in anderen Filmen ist das immer ein spannender Moment) stylish und bedrohlich/gefährlich wirken könnten, sind hier eher öde. Nur das Schwesterpaar Shibana und Stella haben da interessantere Ansätze, Stella wird dann aber vom Duo abgespritzt, und Shibana wechselt einfach die Seiten statt ein Rache-Engel zu werden. Schade.
Den Soundtrack fand ich interessant, Gutesha experimentierte da immer wieder mit metallischen Klängen, die dem ganzen einen fremden Anstrich gabe, etwas was Kamera und Regie nicht hinbekamen.
Alles in nallem ein Spaß in der richtigen Gruppe, UGO und der Bremer TFC waren anwesend.

Insgesamt war es wohl nicht so publikumswirksam, ich hoffe trotzdem, das die beiden damit weitermachen!