bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Moderator: jogiwan

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Gruft der Vampire
Einst hat Baron von Hartog (Douglas Wilmer) die Vampirsippe der Karnsteins nächtens gepfählt und geköpft, doch die junge Mircalla entkam ihm. Die vampirisiert jedoch die Tochter von General Spielsdort (Peter Cushing) und macht sich nach vollbrachter Tat mit ihren lesbischen Neigungen und minimal verändertem Namen an die junge Emma Morton heran, die unter ihrem Einfluß dahinsiecht. Erst als sich die Todesfälle häufen, stellt der Butler die nötigen Zusammenhänge her und ruft seinen Herren zurück, um die Herkunft der Unbekannten zu klären, doch reicht noch die Zeit...?
Mit dem 1970 veröffentlichten Vampirfilm „Gruft der Vampire“ legte Regisseur Roy Ward Baker den Grundstein für die „Karnstein“-Trilogie der britischen „Hammer Film Productions“, mit der man vor allem durch einen erhöhten Erotikanteil neue, dem Zeitgeist angepasste Wege beschritt. Die auf einem Roman von J. Sheridan Le Fanus basierende Geschichte rückt die sexuelle Note, die im Prinzip alle Vampirgeschichten innehaben, stark in den Vordergrund und erzählt von einer Überlebenden einer Vampirdynastie mit lesbischen Avancen, die unter falschen Namen junge, unschuldige Mädchen verführt und ihnen nach und nach den Lebenssaft raubt. Dabei hat man es geschafft, zahlreiche erotische Momente zu inszenieren, ohne dabei allzu sleazig zu wirken. Die verführerische Ingrid Pitt und ihre Opfer spielen so sinnlich und überzeugend, dass man die fantastische Atmosphäre, erzeugt aus dem gewohnten Gespür für wirkungsvolle Gothic-Horror-Ausstattung und prickelnder Erotik, genießen kann, ohne sich billigem Schmuddel ausgesetzt zu wähnen. Nicht nur die Vorzüge des weiblichen Körpers, sondern auch die Gewalt wird expliziter als zuvor dargestellt, wobei man hierbei wohlwollend über den einen oder anderen klar als solchen erkennbaren Plastikschädeleffekt o.ä. hinwegsehen sollte. Das Drehbuch lässt lieber die Bilder sprechen und erläutert nicht alles eindeutig, wirkt dabei aber nicht unfertig oder holprig, sondern beflügelt die Phantasie des Publikums. Peter Cushing ist in einer Nebenrolle zu sehen und adelt dieses Werk. Fazit: Aus heutiger Sicht natürlich reichlich unspektakulärer, aber sehr stilvoller Genre-Mix für Genießer.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Patricks Höllentrip
Nachdem Patrick seine in der Badewanne turtelnden Eltern mittels Heizstrahler ins Jenseits beförderte, fällt er in ein tiefes Koma und wird in eine Klinik eingeliefert, in der er einem sadistischen Arzt und dem lüsternden Personal ausgeliefert ist. Als drei Jahre später eine neue Krankenschwester ihren Dienst antritt und sich rührend um ihn kümmert, beginnt sich Patrick mittels telekinetischer Kräfte an seinen Peinigern zu rächen.
„Patricks Höllentrip“ oder schlicht „Patrick“, einem australischer Horrorfilm von Regisseur Richard Franklin aus dem Jahre 1978, liegt eine interessante Idee zugrunde, aus der man einiges hätte machen können: Nach einer selbst ausgeführten traumatisierenden Greueltat liegt der junge Patrick seit Jahren in einer Klinik im Koma und gilt als quasi tot. Dennoch wird er künstlich am Leben erhalten. Auf eine neue Krankenschwester aber reagiert er überraschend lebendig und hat anscheinend im Laufe der Zeit telekinetische Fähigkeiten entwickelt...

"Lesbierinnen, Nymphomaninnen, Klistierspritzenfetischisten... hab ich Sie erschreckt, Mrs. Jacquard? Sodomiten, Sadomasochisten, Nekrophilisten, Päderasten, Sadisten, Exhibitionisten, Voyeure... können Sie mir noch folgen, Mrs. Jacquard? Diese Leiden sind genauso unerklärlich wie die Wege Gottes, Mrs. Jacquard. Oft tragen sie die Maske des Rationalen und verbreiten sich in der Klinik wie Krebsgeschwüre."

Das bietet viel Raum für Horror und wenn man Patrick so stoisch mit weit geöffneten Augen daliegen sieht, kann einem durchaus ein Schauer durch die Glieder fahren. Doch anscheinend war der Film so gering budgetiert, dass man kaum Effekte zu sehen bekommt (und schon gar nichts vom im obigen Zitat der Oberschwester Beschriebenen) – neben dem immer gleichen Telekinese-Spiel vor allem mit der Schreibmaschine, über die Patrick sich mitteilt, wird in den entscheidenden Momenten stets weggeblendet oder zu einem anderen Ort gewechselt und höchstens das Ergebnis seiner Eruptionen gezeigt. Das wäre natürlich halb so schlimm, würde es die Dramaturgie manch einer Szene nicht geradezu darauf anlegen, einem derartigen Höhepunkt entgegenzusteuern, dem man schließlich lange genug entgegenfiebern musste. Das Drehbuch gibt sich nämlich recht geschwätzig, dabei trotzdem lückenhaft (wobei das auch an meiner in der Handlung beschnittenen Fassung liegen kann) und recht einfallslos – wobei es die Dialoge aber manchmal in Sachen Komik durchaus in sich haben:

"Was ist das?" - "Das ist ein Gehirnfunktionsmonitor." - "Darf ich fragen, woher der kommt?" - "Den hab ich einem Preisausschreiben gewonnen." - "Hat das in irgendeiner Weise mit mir zu tun, so dass ich Bescheid wissen müsste, Doktor?" - "Ich verfolge eine neue Theorie: Und zwar hab ich mir vorgenommen, das ECT bei Patrick anzuwenden, um zu sehen, ob er auf bestimmte Schocks reagiert. Was halten Sie davon?" - "Was immer Sie mich fragen, ich finde es widerlich." - "Ja, ja, Versuche sind wichtig."

Das ist sehr schade, denn es sind viele interessante Ansätze zu erkennen, einige Momente fielen angenehm atmosphärisch aus und an den Schauspielern gibt es auch kaum etwas ernsthaft zu bemängeln. Dass ein eigentlich potenter junger Mann in völliger Isolation und einem an seiner Persönlichkeit desinteressierten Pflegepersonal ausgeliefert außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt, die einzusetzen er sich für den entscheidenden Augenblick aufspart, ihn seine egoistische, manische Gefühlswelt aber erst in diese Situation brachte und letztlich in seiner Selbstzerstörung mündet, könnte die tragische Aussage des Films gewesen sein, hätte man ihn zielgerichteter daraufhin ausgerichtet. Immerhin kann man sich im Finale aber über einen gelungenen Schockmoment freuen und hat bis dahin hoffentlich die widerwärtige Frosch-Tiersnuff(?)-Szene vom Anfang des Films verdrängt, die locker für einen Punktabzug reicht. Damit ist „Patrick“ aber immer noch knapp überm Durchschnitt anzusiedeln, denn immerhin hat er es geschafft, dass ich mich ihm über die volle Distanz interessiert zugewandt habe.

Nun freue ich mich aber auf die berüchtigte Fortsetzung „Patrick lebt!“...
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Tödliches Versteck
Da er als Kind ständig von seinen Eltern mißhandelt wurde, zündete Tom (Gary Busey) eines Tages das Haus dieser an, woraufhin beide umkamen. Nach einigen Jahren in einer Anstalt für psychisch Kranke scheint Tom sich geändert zu haben und ein normales Leben zu führen. Doch als er sein Appartment verlassen muss, weil er die Miete nicht mehr zahlen kann, entscheidet er, von nun an in einem Versteck auf dem Dachboden eines leerstehenden Hauses zu leben. Dass dort bald eine junge Familie einzieht, stört ihn wenig, er träumt sogar heimlich davon Teil dieser zu werden. Doch damit es Tom gelingt nicht entdeckt zu werden, muss nicht nur der Hund der Familie sein Leben lassen.
Ein vermeintlich geheilter Psychopath verschanzt sich von den Hausbewohnern unbemerkt in einer Nische ihres Dachbodens, richtet sich häuslich ein, beobachtet die Familie und versucht, selbst ein Teil von ihr zu werden. Was für eine geniale Geschichte für einen Psychothriller, die auch so abwegig gar nicht - schließlich gibt es echte Fälle von über lange Zeiträume hinweg unbemerkten ungebetenen menschlichen Mitbewohnern. US-Regisseur Matthew Patrick versuchte sich 1989 an einer Umsetzung dieses Stoffes mit Gary Busey in der Hauptrolle. Zunächst erscheint fragwürdig, ob dieser als muskulöser Sunnyboy eine glaubhafte Besetzung für psychisch sich neben der Spur befindenden Tom Sykes ist. Anerkennen muss ich aber, dass er versucht, das beste draus zu machen und es versteht, in angespannten Dialogszenen einen Mann zu spielen, der nicht ganz sauber sein könnte, dessen Gesprächspartner ihm dennoch freundlich begegnen, weil es eben nur Indizien, ein etwas ungutes Gefühl, aber keine handfesten Anhaltspunkte dafür gibt. Eine Situation, wie wir sie alle aus dem Alltag kennen dürften. Denn Sykes ist auch nicht auf den Kopf gefallen und greift manipulativ in das Familienleben ein. Das Drehbuch macht es ihm mit einem urplötzlich fremdgehenden Ehemann aber auch recht einfach; es wirkt aufgesetzt und konstruiert, um den Film voranzubringen. Stark sind diverse leisere Einzelszenen, z.B. wenn Sykes im Dunkeln von außen glückliche Familien sehnsuchtsvoll durch die Fensterscheiben betrachtet und sich eine traurig-melancholische Atmosphäre ausbreitet. Auch einige wirklich spannende Momente, in denen sein Versteck aufzufliegen droht, wurden spannend umgesetzt. Warum „Tödliches Versteck“ trotzdem nicht über gehobenen Durchschnitt hinauskommt, liegt meines Erachtens an der zu konventionellen Herangehensweise an die Thematik, bei der der Wahnsinn stets mit angezogener Handbremse agiert. Ab und zu blitzt zwar Toms Kindheitstrauma auf, aber um seinen Realitätsverlust und seine psychischen Abgründe wirklich glaubhaft aufzeigen zu können, benimmt er sich häufig zu rational und wohldurchdacht, eben zu „normal“. Viele Gelegenheiten, seine Schizophrenie wirklich beängstigend darzustellen, wie es beispielsweise einem „Stepfather“ gelangt, werden verschenkt und trotz viel netten Zwischengeplänkels wartet man als Zuschauer ungeduldig auf die finale Zuspitzung des Konflikts, statt genüsslich aus sicherer Entfernung in die verschrobene Gefühlswelt Tom Sykes’ einzutauchen. Für einen verregneten Nachmittag aber sicherlich passabler Thriller-Stoff.
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In den Krallen des Hexen des Hexenjägers
Der junge Bauer Ralph Gower gräbt beim Pflügen einen menschenähnlichen Schädel aus, der mit einem Fell überzogen ist. Überzeugt davon, dass er einen Dämon befreit hat, konsultiert er den lokalen Richter. Doch als beide an den Fundort zurückkehren, ist das bizarre Objekt spurlos verschwunden. Fortan geschehen unheimliche Dinge: Die Kinder der Gemeinde verfallen einer okkulten Macht und werden zu fanatischen Jüngern der schönen "Angel", die alles andere als himmlische Absichten hat. Mithilfe menschlicher Opfer will sie dem Teufel wieder zu seiner ursprünglich monströsen Gestalt verhelfen. Der Richter wird zum unerschrockenen "Hexenjäger" und formiert eine Gruppe tapferer Dorfbewohner, um dem Satanskult und seiner Anführerin das Handwerk zu legen.
Die Produktionsfirma „Tigon“, die sich seinerzeit als dritte britische Kraft neben „Hammer“ und „Amicus“ zu behaupten versuchte, veröffentlichte 1971 den Horrorfilm „Blood On Satan’s Claw“, der auf deutsch den irreführenden Titel „In den Krallen des Hexenjägers“ zugewiesen bekam. Der „Hexenjäger“ geht hier nämlich nur sehr widerwillig zu Werke, schließlich glaubt er zunächst gar nicht an phantastische Ereignisse. Dass sich die Handlung aber um tatsächlich vom Satan Besessene dreht, verdeutlicht, dass es sich hierbei mehr um Okkult-Horror als um einen Hexenjäger-Film à la „Witchfinder General“ oder „Mark Of The Devil“ handelt. Da man bei Tigon anscheinend nicht um ähnlich hohe Budgets wie die Konkurrenz verfügte, machte man aus der Not eine Tugend und setzte einen großen Teil der Handlung nicht innerhalb üppiger Studiokulissen, sondern in der idyllischen Natur um – die dabei im Kontrast zur sich in ihr satanischen Ritualen hingebenden Jugend steht, die, angeführt von Angel [sic!] Blake, dem Teufel bei seiner Wiederauferstehung helfen soll. Deren Treiben in Wald und Wiese erinnert dabei an abgefahrene Hippiesekten und sorgt gerne auch mal mithilfe nackter Tatsachen für ein schwer zu definierendes Freiheits- und Abenteuergefühl, das im krassen Gegensatz zur bürgerlich-spießigen Dorfgemeinschaft der Erwachsenen steht. Selbst deftige Szenen wie die Vergewaltigung einer der Anhängerinnen des Satanskults folgen, bedingt durch die innovative Kameraarbeit, einer ganz eigenen Ästhetik. Die Fotografie des Films trägt getragen von einem sehr stimmigen Soundtrack ihren entscheidenden Teil zur mitunter unwirklichen, ins Surreale tendierenden Atmosphäre bei, was sogar in einem fast schon als psychedelisch zu bezeichnenden Finale gipfelt, das es aber schwer gehabt haben dürfte, die Erwartungshaltung des Publikums zu befriedigen. Die große Folter und das fiese Gemetzel bleiben nämlich aus, stattdessen werden sparsam, aber sehr wirkungsvoll Make-Up-Effekte eingesetzt, die Angels Dämonisierung subtil dokumentieren und mit partiellem Fellbewuchs die besessenen Jugendlichen stigmatisieren. Etwas deftiger geht es in Szenen wie einer Hautoperation oder der gewaltsamen Entledigung einer Hand zu, das Hauptaugenmerk legte Regisseur Piers Haggard aber auf die eigenwillige Stimmung seines Films. Die überzeugenden Schauspieler müssen allerdings gegen ein sprunghaftes und eine geradlinige Kontinuität vermissen lassendes Drehbuch anspielen; ein Umstand, der vermutlich in der ursprünglichen Konzeption als Episodenfilm begründet liegt. Das bedeutet das Fehlen eindeutiger Identifikationsfiguren für den Zuschauer, der dadurch stärker als in anderen Filmen eine Beobachtungshaltung einnimmt, wenn er die Ereignisse aus unterschiedlichen Sichtweisen vorgeführt bekommt. Auch dieser Umstand trägt aber zu diesem besonderen Filmvergnügen bei, das „In den Krallen des Hexenjägers“ all denjenigen bereitet, die Freude an etwas aus der Reihe fallendem, älterem Genrekino haben.
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Shutter Island
1954: US-Marshal Teddy Daniels (Leonardo Di Caprio) und sein neuer Kollege Chuck Aule (Mark Ruffalo) werden mit einem verzwickten Fall betraut. In einer Anstalt für geisteskranke Schwerverbrecher auf der Insel Shutter Island ist eine Frau spurlos aus ihrer Zelle verschwunden. Ein Zettel mit seltsamen Notizen ist der einzige Anhaltspunkt für die Beiden, den Fall zu lösen. Doch das unkooperative Verhalten der Anstaltsleitung um Dr. Cawley (Ben Kingsley) und einige mysteriöse Vorkommnisse regen in Teddy einen furchtbaren Verdacht...
„Shutter Island“ aus dem Jahre 2010 ist eine weitere Kollaboration von Martin Scorsese als Regisseur und Leonardo DiCaprio als Hauptdarsteller. Dementsprechend brauche ich wohl nicht allzu viele Worte über die Qualitäten der Regiearbeit und des Schauspiels zu verlieren – beides ist auf erwartungsgemäß hohem Niveau anzusiedeln. Widme ich mich also gleich dem Drehbuch bzw. der erzählten, auf einem Roman basierenden Geschichte und versuche dabei mehr oder minder geschickt, nicht zuviel vorweg zu nehmen, handelt es sich doch um eine klassische „Mindfuck-Story“, deren Höhepunkt eine überraschende Wendung sein soll. Zunächst scheint es sich darum zu drehen, dass Teddy Daniels einem als psychiatrische Klinik getarnten Versuchslabor für Menschenexperimente auf der Spur ist – klassischer Stoff für einen actionreichen, düsteren Thriller. Doch nach einiger Zeit kommen weitere Ungereimtheiten hinzu, die einen etwas anderen Verlauf bereits erahnen lassen. Ist dann erst einmal die Katze aus dem Sack, beginnt das Hirn des Zuschauers zu rattern, wird es doch mit einer Situation konfrontiert, in der Realität und der Verlust selbiger infrage gestellt werden und die Grenzen zwischen beidem verschwimmen. Bis zu diesem Punkt ist „Shutter Island“ spannend, atmosphärisch und unheimlich und punktet nicht zuletzt mit tollen Charaktergesichtern unter den Darstellern. Dann aber folgen ellenlange Erklärungen, als wolle man auch den letzten amerikanischen Doof-TV-Glotzer erreichen, derer es in dieser Auswälzung nicht bedurft hätte. Zudem wird das Ende derartig in die Länge gezogen – immerhin ist der Film gut 130 Minuten lang -, dass manch einer ungeduldig auf die Uhr schauen dürfte. Der Knalleffekt, gern mit einem knackig-kurzen Epilog versehen, der möglich gewesen wäre, um nachdenkliche Zuschauer aus dem Film zu entlassen, wurde so verschenkt. Davon losgelöst betrachtet, handelt es sich um eine angenehm intelligente Geschichte, deren Ende trotz allem in gewisser Hinsicht offen gelassen wurde und (zumindest in meiner Interpretation) zum kritischen Umgang mit den Stigmata „paranoid“ oder „psychisch krank“ und vermeintlichen Heilmethoden mahnt. Streng genommen ist allerdings auch eine gegenteilige Deutung möglich, was zu interessanten Diskussionen einlädt – sofern man nach 130 Minuten nicht zu müde ist...
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Alien Transformations
Der Weltraumschmuggler Wolf Shadduck muß auf einem Planeten für Strafgefangene notlanden. In seinem Inneren wartet eine teuflische Kreatur darauf, die Besatzung der Station zu vernichten ... [Quelle: "Hölle auf Erden"]
„Alien Transformations – Todes-Maschine aus der Galaxie“… Ich war ja gewarnt, habe es beim ersten Vorübergehen am Flohmarktstand auch geschafft, standhaft zu bleiben – doch irgendetwas trieb mich dazu, doch noch einmal zurückzukehren und das alte Empire-Tape mitzunehmen. Lange Monate musste es darauf warten, von mir angeschaut zu werden, doch irgendwann wollte ich es hinter mich bringen und bekam zu sehen, was ich verdient hatte: 1980er-Science-Fiction-Horror der uninspiriertesten Sorte. US-Regisseur Jay Kamen hat hiermit einen ziemlichen Schnarcher verbrochen, der mit einer jegliche Logik entbehrenden Sexszene beginnt, damit aber locker die Hälfte seines Pulvers bereits verschossen hat. Was dann folgt, hat weder mit dem auf der Hülle beschriebenen Frauengefängnisschiff, noch mit der irrsinnigen Coverzeichnung etwas zu tun: Schmuggler Wolf Shadduck findet sich in einer Gefängniskolonie wieder, von der eine Gruppe mit viel Schmutz im Gesicht eine Flucht plant und ihn dafür als Kapitän des Schiffes braucht. Dort vögelt er herum, macht aber anscheinend nach und nach zumindest kurzweilig eine Mutation zum Dämon durch. Irgendwann wird ein Obermotz der Strafkolonie auf ihn aufmerksam und möchte ihn wegen seiner Missetaten aus der Vergangenheit überführen. Wer glaubt, hier erwarte ihn ein spaciges Actionspektakel in klaustrophobischer Atmosphäre, irrt gewaltig. Die Handlung wurde überaus dröge und billig inszeniert und Atmosphäre will allein schon aufgrund der lieblosen, drittklassigen Kulissen nicht aufkommen. Die einzigen wirklichen Hingucker sind die netten Make-Up-Effekte mit Ekelfaktor. Im Finale, das ebenfalls jeglicher Logik entbehrt, findet sodann endlich die abschließende Mutation statt, die ein paar passable Effekte zu bieten hat. Das dümmliche „Happy End“ aber macht die wenigen positiven Aspekt gleich wieder vergessen. Fazit: Keine Todes-Maschine, nur ein laues Lüftchen, das da durch die Galaxie wehte… bzw. „torkelte“, um in der Sprache des Covertextes zu bleiben.
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Nur Vampire küssen blutig
Österreich, 1930. Trotz Warnungen über Vampire sucht der junge Lestrange die alte Burg Karnstein auf. Aber statt der erwarteten Blutsauger empfangen ihn dort lauter junge Frauen, denn inzwischen beherbergt das Schloss ein Mädcheninternat. Doch schon bald regiert die Angst - als die ersten Schülerinnen spurlos verschwinden ...
Nur ein Jahr nach Veröffentlichung von „Gruft der Vampire“ mit Ingrid Pitt als frivoler, bisexueller Vampirdame schob die britische „Hammer Film Productions“ mit „Nur Vampire küssen blutig“ einen Nachfolger hinterher – sehr zu Freude der Fans der auf einem Roman J. Sheridan Le Fanus’ basierenden Karnstein-Trilogie, zu der die Reihe letztendlich anwuchs. Die Regie führte diesmal Jimmy Sangster, der zuvor bereits „Frankensteins Schrecken“ für „Hammer“ drehte und ein Jahr später den feinen Thriller „The Fear“ inszenierte. Leider musste diesmal auf Ingrid Pitt verzichtet werden, die durch Yutte Stensgaard ersetzt wurde. Diese ist zwar ebenfalls bildschön, hat aber nicht dieses Ambivalente in ihrem Blick, diese Tendenz zum Verruchten bis Bösartigen. Das ist in Anbetracht der Ausrichtung von „Nur Vampire küssen blutig“ aber auch gar nicht so verkehrt, denn die romantische Seite steht diesmal im Vordergrund und die von Stensgaard gespielte Blutsaugerin Mircalla bzw. Carmilla geht eine für beide Seiten tragische Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller Lestrange ein. Diese unglückliche Liebe steht Stensgaard mit ihrem unschuldig wirkenden Äußeren vermutlich besser zu Gesicht als Pitt und wirkt glaubwürdiger. Natürlich bedingt das auch einen höheren Kitschanteil und die klischeehafte Darstellung der Bewohnerinnen eines Mädcheninternats wirkt unfreiwillig komisch. Dennoch – oder vielleicht auch aufgrund solcher Übertreibungen, die den Film noch ein gutes Stück weit vom Realismus entfernen – funktioniert „Nur Vampire küssen blutig“ sehr gut. Schauspiel, Kulissen, Kameraführung, musikalische Untermalung – alles befindet sich auf hohem Niveau und trägt zur unverwechselbaren Wohlfühlatmosphäre bei, die sich trotz tragischer Note ausbreitet. Das Drehbuch beantwortet ein paar in „Gruft der Vampire“ aufgeworfene Fragen, wirkt anfänglich aber etwas sprunghaft. Der Gewaltanteil hingegen wurde zurückgeschraubt, was ich persönlich einerseits etwas schade finde, andererseits aber die abgetrennten Plastikköpfe aus „Gruft der Vampire“ nicht wirklich vermisse. Sangsters Film erscheint irgendwie unwirklich und verträumt und ist, auch wenn er im direkten Vergleich mit dem Vorgänger etwas weniger freizügig ausfiel, ein anregendes Erotik-Gothic-Erlebnis.
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Draculas Hexenjagd
Gustav Weil (Peter Cushing) ist der Anführer einer bigotten Bruderschaft in dem kleinen Ort Karnstein im 17. Jahrhundert - und diese Bruderschaft führt einen fanatischen Krieg gegen eine Gruppe von Satanisten. Weil immer wieder junge Männer mit Bisswunden am Hals gefunden werden, lässt Weil hübsche junge Frauen als Hexen verbrennen. Als Weil und seine Frau Katy ihre verwaisten Nichten Maria und Frieda bei sich aufnehmen, ahnen sie nicht, dass sie den Vampirspuk in ihr Haus einladen.
Natürlich geht Dracula in John Houghs abschließendem Teil der von „Hammer“ produzierten Karnstein-Trilogie nicht auf Hexenjagd, wie es der sinnfreie deutsche Titel zu suggerieren versucht. Der noch im gleichen Jahr wie der Vorgänger „Nur Vampire küssen blutig“ gedrehte Film orientiert sich anscheinend nur noch sehr lose an J. Sheridan Le Fanus’ Literaturvorlage; die bisexuelle Vampirdame Mircalla alias Carmilla Karnstein, diesmal gespielt von Katya Wyeth, nimmt hier nur noch eine Nebenrolle ein. Stattdessen ging man eine gewagte Symbiose aus Vampir- und seinerzeit gerade angesagter Hexenjäger-Thematik ein, indem man einen fast schon beängstigend überzeugenden Peter Cushing als verbitterten Anführer einer Dorfbande von selbsternannten Inquisitoren in die Handlung einflocht, der ein hübsches junges Ding nach dem anderen bei lebendigem Leibe verbrennt. Als Antithese wurde ihm ein junger David Warbeck als etwas naiver, aber vor Leidenschaft nur so strotzender, aufbrausender Anton Hoffer gegenübergestellt, der Gustav Weil (so Cushings Rollenname) harsch kritisiert und nicht an den Hexenspuk etc. glaubt. Der Konflikt spitzt sich zu, als dieser sich in eine der jüngst zugezogenen Zwillingsnichten Weils verliebt. Diese beiden Früchtchen sehen zwar identisch aus, sind ansonsten aber grundverschieden: Während die eine sich schüchtern in Zurückhaltung übt und Meinungsverschiedenheiten mit ihren Adoptiveltern aus dem Weg geht, sucht die andere die Konfrontation mit ihrem Onkel und begibt sich abenteuerlustig auf die Flucht aus ihrer spießigen Hölle, indem sie den durch einen Biss Mircallas zum Vampir gewordenen, hedonistischen Graf Karnstein aufsucht… Das Zwillingspärchen, deren optische Reize von der Kamera gern mal in rechte Licht gerückt und entsprechend eingefangen werden, verkörpert dabei gewiss nicht zufällig die symbolischen Engelchen und Teufelchen auf unseren Schultern und sorgt für den verglichen mit den vorausgegangenen beiden Filmen der Trilogie nur noch leichten Erotikanteil sowie die übrig gebliebene Prise Romantik. Andere Charakterzeichnungen wie z.B. die des mitunter bemitleidenswerten Gustav Weils oder des stürmischen, aber die Gefahr lange Zeit verkennenden Anton Hoffers fielen weniger eindeutig und plakativ aus und entziehen sich einfacher Gut/Böse-Schemata. Nicht so recht dazu passen wollen die immer wieder eingestreuten Bilder von durch Weil ausgeführten „Hexen“verbrennungen, hier wäre weniger mehr gewesen und hätte das anscheinend gewünschte Mitgefühl des Zuschauers für Weil erleichtert. Noch deutlicher als in Tigons „In den Krallen des Hexen des Hexenjägers“ aus dem gleichen Jahr ist es auch in dieser Geschichte die als erdrückend empfundene, strenge Moralwelt der älteren Generation, die einen jungen Menschen in die Arme eines Verführers treibt. Zwar reicht Damien Thomas nicht an die Präsenz eines Christopher Lees heran, macht seine Sache trotz leichter Tendenz zum Overacting aber ebenso vernünftig wie alle anderen inkl. der Zwillings-ex-Playmates, wobei Peter Cushing mit seiner Leistung deutlich heraussticht. Im letzten Drittel des Films wird dann für „Hammer“-Verhältnisse überraschend deftig die Splatterkeule ausgepackt, die „Draculas Hexenjagd“ trotz des immer noch vorhandenen feinen Gespürs für gelungene und fesselnde Atmosphäre endgültig einen spekulativen Charakter verleiht.

Fazit: Erotikanteil zurückgeschraubt, Romantik nur noch am Rande, dafür die grobe Kelle und mittendrin ein überragender Peter Cushing – für Puristen des atmosphärischen Gothic-Grusels bestimmt ein kleiner Schock, für andere ein überaus unterhaltsames Vergnügen!
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The Fear – Angst in der Nacht
Peggy erholt sich von einem Nervenzusammenbruch und zieht mit ihrem Mann in ein Jungeninternat aufs Land, wo dieser nach den Ferien einen Lehrerjob aufnehmen soll. Obwohl Peggy die Ruhe und Abgeschiedenheit des Landlebens zunächst gut tut, sieht sie sich schon bald von einem mysterlösen einarmigen Mann verfolgt - doch niemand will ihr Glauben schenken...
Wer sich an „The Fear“ vom britischen Regisseur Jimmy Sangster, der diesen 1972 veröffentlichten Thriller nach „Nur Vampire küssen blutig“ für „Hammer“ inszenierte, laben möchte, sollte viel Geduld und wenig moderne Sehgewohnheiten mitbringen. Die Handlung dieses Psycho-Thrillers mit ihrer bitterbösen Pointe hätte nämlich grundsätzlich sehr gut in einen Episodenfilm oder eine Serie gepasst, wurde aber durch viele unheimlich langsame Parts auf Spielfilmlänge ausgedehnt, die es im Gegensatz zu anderen „Hammer“-Filmen schwerer haben, atmosphärisch zu überzeugen, da aufgrund seiner Ansiedelung in der Gegenwart auf prachtvolle gotische Kulissen und Kostümierungen verzichtet werden musste. Zudem beschränkt sich „The Fear“ auf eine handvoll Schauspieler, darunter aber ein Hochkaräter wie Peter Cushing als einarmigem Internatsleiter. Die Hauptrolle fiel auf Judy Geeson, die in den leeren Gemäuern des Internats den Verstand zu verlieren droht, eine weitere Rolle hält Joan Collins inne. An den schauspielerischen Leistungen gibt es nichts zu bemängeln, die Handlung hingegen ist recht vorhersehbar, steuert aber auf die eigentliche Überraschung, die eingangs erwähnte Pointe, zu. Wer bereit ist, sich auf das geringe Erzähltempo und die feine, bewusst trist gestaltete Atmosphäre einzulassen, kann einen unaufdringlichen, irgendwie typisch britischen Thriller genießen, der aus seiner Unspektakularität das beste macht.
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Die Vögel
Aus einer Laune heraus folgt die verwöhnte Millionärstochter Melanie Daniels dem Rechtsanwalt Mitch Brenner ins idyllische Bodega Bay. In einer Tierhandlung in San Francisco hatte sie sich als Verkäuferin ausgegeben - und Gefallen an dem smarten Kunden gefunden. Mit Melanies Ankunft bricht Unheil über das kleine Nest herein: Alles, was Flügel hat, überfällt Kinderparties, flattert in die gute Stube harmloser Bürger und wartet vor der Schule auf das Pausenzeichen - niemand ist vor den Bestien sicher. Ohne ersichtlichen Grund hacken die geflügelten Feinde auf alles ein, was sich bewegt...
Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ – 1963 veröffentlicht und als einer der großen Horrorklassiker geltend. Mitunter beschleicht mich aber das Gefühl, dass der Film größer geredet wird, als er eigentlich ist; und das bestimmt nicht nur, weil „Tierhorror“ nicht unbedingt mein favorisiertes Subgenre ist. Zweifelsohne haben Hitchcock und sein Team Großes geleistet, was die Effekte mit ganzen Schwärmen lebendiger Vögel betrifft – daran ändert auch die Durchschaubarkeit vieler Einstellungen aus heutiger Sicht nichts. Der Aufwand war ernorm und das Ergebnis kann sich nach wie vor sehen lassen. Es ist vielmehr das Drehbuch, das mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet, denn bei allen Interpretationsmöglichkeiten erschließen sich mir Sinn und Zweck des ausufernden romantischen Geplänkels zwischen Melanie und Mitch nicht wirklich, das im Stile einer romantischen Komödie beginnt und nach und nach immer mehr dramatische Züge annimmt, trotz allen gewünschten Tiefgangs mit all seinen Nebenschauplätzen und charakterlichen Unzulänglichkeiten der Protagonisten aber schablonenhaft bleibt und „Die Vögel“ auf eine Spielzeit aufbläht, die dem Film meines Erachtens nicht gut tut. Vereinzelte Suspense- und Schockmomente mit wirkungsvollen Make-Up-Effekten lockern die „Beziehungskiste mit Ladehemmung“ angenehm auf, zu oft und vor allem zu langwierig fällt die Handlung aber immer wieder in zähe Dialoge und Belanglosigkeiten zurück. Erst im Finale beweist Hitchcock dann endlich sein Talent für die Erzeugung hochatmosphärischer Szenen, knisternder Spannung und wahnwitzigen Terror, der für die überlange Einleitung entschädigt. Durch den fast völligen Verzicht auf Filmmusik zugunsten einer bedrohlichen Geräuschkulisse erfährt „Die Vögel“ einen unwohligen Realismus und das offene, prä-apokalyptisch anmutende Ende mag auf den einen oder anderen unbefriedigend wirken, verleiht dem Werk aber ernsthafte Tiefe und Hoffnungslosigkeit. Fazit: Sicherlich wegweisendes, mehrschichtiges Werk, bei dem aber nicht alle Handlungsstränge überzeugen – bis sich Hitchcock endlich auf seine Stärken besinnt. In jedem Falle aber immer noch besser als manch lauer Tierhorror-Nachahmer.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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