bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Moderator: jogiwan

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Die Auferstehung des Grauens
Der hochangesehene Wissenschaftler Emmanuel Hildern (Peter Cushing) bringt von einer Forschungsreise nach Neuguinea ein riesiges Skelett mit. Als er anfängt, es zu waschen, bemerkt er, dass der Körper sich bei Kontakt mit Wasser selbst rekonstruiert. In dem Glauben, das Böse zu bekämpfen, extrahiert er ein Serum aus dem Blut des Körpers und verabreicht dieses seiner Tochter Penelope (Lorna Heilbron). Als Emmanuels Halbbruder James (Christopher Lee) von der Entdeckung erfährt, lässt er das Skelett stehlen. Doch als es zu regnen anfängt, kommt die Tasche mit den gestohlenen Knochen mit Wasser in Berührung...
Der britische Regisseur Freddie Francis, der sich zuvor bereits mit seinen „Hammer“- und „Amicus“-Produktionen im Gruselbereich verdient machte, drehte Anfang der 1970er-Jahre diesen Film für die kleine „Tigon“-Produktionsfirma, der auf den aufsehenerregenden deutschen Aka-Titel „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ hört, vor allem aber durch seine Besetzung mit den Horrorikonen Peter Cushing und Christopher Lee neugierig macht. Das Drehbuch erscheint allerdings leider etwas konfus und wirft munter diverse Horrorelemente durcheinander: Gothic-Ambiente, Lovecraft’sche Dämonmythen und Mad-Scientist-Motive geben sich die Klinke in die Hand und zu einem an Poe respektive an Roger Cormans Verfilmungen von dessen Werken erinnernden Familienkonflikt, der die Panik vor vererblichem Wahnsinn alles nur noch schlimmer werden lässt, gesellt sich ein ungleiches Brüderpaar, das sich gegenseitig nicht die Butter aufs Brot gönnt. Leider sind die Originale jeweils besser als dieses zu viel auf einmal wollende Stückwerk, das – wen wundert’s – ob seiner hohen Ansprüche Probleme mit einer geradlinigen Dramaturgie bekommt. Die Rolle des Wissenschaftlers Hildern war sicherlich nicht Cushings beste, während Lee als böser Bruder und Leiter einer Irrenanstalt solide wirkt, aber auch nicht allzu sehr gefordert wird. Memorabler und unterhaltsamer ist da Hilderns von Lorna Heilbron gespielte Tochter Penelope, die eine Wandlung vom verzweifelten Töchterchen zur rasenden Furie erfährt. Das Riesenskelett, das auf ziemlich an den Haaren herbeigezogene Weise das „absolut Böse“ verkörpern soll, bietet Anlass für ein wenig pseudowissenschaftliches Blabla, liegt die meiste Zeit aber schlicht reglos da, wenn es nicht gerade mittels Tricktechnik partiell mit Haut und Blut überzogen wird. Die Geduld des Zuschauers wird aber mit einem atmosphärischen Gruselfinale belohnt, wenn das Skelett tatsächlich endlich erwacht, und entschädigt mit einer herrlich zynischen Pointe für vorausgegangene Durchhänger.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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In einer kleinen Stadt
Der Antiquitätenhändler Leland Gaunt (Max von Sydow) eröffnet in dem Städtchen Castle Rock in Maine einen Laden namens "Needful Things", in dem jeder der Stadtbewohner genau diejenige Sache findet, die er braucht. Als Bezahlung bittet sich Gaunt lediglich einen Gefallen pro Kunden aus. Doch die Sache hat einen Haken: Gaunt ist der Teufel in Menschengestalt und seine Käufer verwandeln sich durch den Besitz der Dinge und seine Gefallen in mordlüsterne Gesellen, die glauben, ihre Mitmenschen würden ihren Kauf stehlen wollen. Als der Sheriff (Ed Harris) endlich den Zusammenhang feststellt, ist es schon beinahe zu spät...
Aus Stephen Kings Romanvorlage hat US-Regisseur Fraser Clarke Heston in seiner Verfilmung aus dem Jahre 1993 eine über weite Strecken tiefschwarze, leicht konsumierbare Komödie voller überzeichneter Charaktere gemacht, die sich in den entscheidenden Momenten dann aber jeweils doch nicht traut, dem angepeilten Mainstream-Publikum „zuviel“ zuzumuten und z.B. manch eine Gewalttat nicht nur anzudeuten, sondern auch drastisch zu zeigen. Aus dem gleichen Grunde dürfte das Originalende der Geschichte Kings einem eigenen, inkonsequenten Finale gewichen sein, das das Geschehene naiv relativiert und aufweicht. Schade, denn mit Max von Sydow als undurchsichtigen, geheimnisvollen Krämer, der mit seiner erhabenen, charmanten Art die tumben Kleinstadtbewohner nach und nach um den Finger wickelt, griff man auf einen überzeugenden Hauptdarsteller zurück, der in seinen besten Momenten sogar an den großen Vincent Price erinnert und dem einige atmosphärische Gänsehautmomente zuteil werden, als man ihn in Anbetracht des Gelingens seiner teuflischen Spielchen vor einem Kamin sitzend und „Ave Maria“ hörend genussvoll seinen Erfolg auskosten lässt. So richtig wehtun wollte man mit „Needful Things“ dann aber doch niemandem, so dass das beste an dieser Verfilmung letztendlich die ihr zugrunde liegende Geschichte um eine von Missgunst und Gier getriebene Dorfgemeinschaft, die sich gegenseitig zerfleischt, bleibt. Einen Leland Gaunt braucht es nicht, der Teufel steckt in jedem von uns und lauert nur auf eine Chance, von mit diesen oder jenen Objekten der Begierde lockenden Elementen verführt zu werden...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Stunde, wenn Dracula kommt
Die im 17.Jahrhundert als Hexe enttarnte Asa wird nach der Schändung mittels einer Dornenmaske auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sterbend verflucht sie noch die Nachkommenschaft ihrer Henker. Um 1830 wird sie aus Versehen wieder zum Leben erweckt und macht sich sogleich ans Werk, um ihren eigenen Fluch zu erfüllen. Auch ihr Ebenbild Katia scheint zu ihren Opfern zu gehören, oder sind beide eine und dieselbe Person. Eine Reihe von Morden nimmt ihren Anfang...
„Das kann ich auch“, dachte sich der wegweisende italienische Regisseur Mario Bava vermutlich angesichts seinerzeit gerade aktueller, stimmungsvoller Gothic-Grusler aus dem britischen „Hammer“-Hause und lieferte mit „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ ein hervorragendes Regiedebüt ab, das in die gleiche Kerbe schlägt. Klar, die Geschichte um Hexenreinkarnation, die vermutlich nur in der deutschen Fassung krampfhafte „Dracula“-Bezüge enthält und auf Teufel komm raus in Kontext zu Hammers erfolgreicher Vampirfilmreihe gebracht werden sollte, ist wenig innovativ und sogar recht wendungs- und damit überraschungsarm. Für Überraschungen dürften hier vielmehr die für 1960 ungewöhnlich harten Effekte und kruden Ideen gesorgt haben, die gepaart mit gelungenen Make-Up-Künsten an Hauptdarstellerin Barbara Steele in einer Doppelrolle in zweierlei Hinsicht ziemlich viel „fürs Auge“ (wer den Film kennt, wird wissen, was ich meine) bieten. Noch in Schwarz/weiß gedreht, was dem Film ausgezeichnet zu Gesicht steht, beweist Bava sein Geschick für eine hochatmosphärische Inszenierung, indem er gekonnt die ganze Palette gothischer Horrorzutaten kredenzt, die jeden Genrefreund in Verzückung versetzen sollte. Es handelt sich mitnichten um ein uninspiriertes Plagiat britischer Werke, sondern um eine interessante Variation klassischen Gothic-Horrors, die die Handschrift eines der innovativsten italienischen Regisseure trägt und der Startschuss für eine ganze Reihe südeuropäischer Gruselfilme von beachtlicher Qualität war.
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Der Tod trägt schwarzes Leder
Die 15-jährige Silvia wird erhängt auf einem Dachboden aufgefunden, alles sieht nach Selbstmord aus. Kommissar Silvestri findet jedoch schnell heraus, das der vermeintliche Selbstmord nur vorgetäuscht ist und man es mit einem Mord zu tun hat. Zusammen mit der Staatsanwältin Stori macht sich Silvestri an die Ermittlungen und stößt schon bald auf einen Verbrecher-Ring der sein Geld mit Kinderprostitution macht. Aber nicht nur der Kommissar macht Jagd auf die Verbrecher, auch ein mysteriöser, komplett in schwarzer Motorradkleidung steckender Unbekannter macht auf seine Art Jagd auf die Bande ...
„Der Tod trägt schwarzes Leder“ von Massimo Dallamano, veröffentlicht 1974, ist eine außergewöhnliche Symbiose aus Giallo und Poliziesco, die mitnichten von einer in Lack und Leder gehüllten Femme fatale handelt (wie es angesichts des Titels meine erste Assoziation war), sondern die Geheimnisse um einen mordenden, lederoveralltragenden Mopedfahrer mit Hackebeilchen zum Thema hat. Dabei beginnt der Film etwas unvorteilhaft mit einer aufgeknüpften Leiche eines pubertierenden Mädchens, die ohne Schwierigkeiten als Plastikpuppe zu erkennen ist. Die sich nach und nach offenbarende Geschichte um einen Callgirlring minderjähriger Mädchen sowie der Umstand zartbusiger weiblicher Nacktheit lässt eine bedenkliche spekulative Richtung erahnen, die das Drehbuch aber überraschend zugunsten polizeilicher Ermittlungsarbeiten inkl. einer emanzipierten Staatsanwältin und politisch-kritischen Kommentaren verlässt – denn während auf der Straße junge Rebellen wüten, führt die Spur in die Oberschicht… Dadurch erhält Dallamanos Film einen gewissen inhaltlichen Anspruch, der ihn von reine Schauwerte präsentierenden Gialli oder gewaltverherrlichenden Poliziesci wohltuend abhebt. Der Killer indes ist wenig zimperlich und sorgt für manch wohldosierte Blutspritzerei, während ein genialer Soundtrack fast schon für Wohlfühlatmosphäre sorgt. Die schauspielerischen Leistungen sind ordentlich, Mario Adorf bekommen wir in einer ungewöhnlichen Nebenrolle als emotional aufgewühlten Polizisten zu sehen, lediglich die jungen Mädchen wirken etwas hölzern. Letzteres mag aber auch mit der deutschen Synchronisation zusammenhängen, die ich auch bei den abgespielten Tonbandaufnahmen von sexuellen Handlungen bis hin zu Vergewaltigungen als etwas befremdlich empfand. Mich vermutlich auf dem falschen Fuß erwischt hat das Finale des Films, das vollkommen giallountypisch ausfiel, also entgegen meiner Erwartungshaltung keinen ausgeklügelten respektive an den Haaren herbeigezogenen Plottwist anbietet. Bei näherer Betrachtung mag aber gerade darin der Clou, die Pointe liegen. Ein (Halb-)Giallo wäre natürlich kein (Halb-)Giallo, wenn sich nicht auch hier ein paar Logiklücken (und Goofs) eingeschlichen hätten. In Anbetracht der gelungenen Inszenierung, die auf allzu künstlerisches Geschwurbel verzichtet und einer Dramaturgie, die keine Langeweile aufkommen lässt und sich zeitweise sogar recht rasant gibt, fallen ein paar Kleinigkeiten aber nicht weiter ins Gewicht. Somit ist „Der Tod trägt schwarzes Leder“ sicherlich ein empfehlenswerter Italo-Thriller, der nicht nur Die-Hard-Giallo- oder Poliziesco-Freaks anspricht.
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Das Grab der blutigen Mumie
Britische Archäologen schaffen eine Mumie samt Totenbeigaben nach London. Die Rache folgt den Grabschändern auf dem Fuße. Denn der lebhafte Mumien-Geist bemächtigt sich prompt der hübschen Tochter des Expeditionsleiters...
Zugegeben, dieser ganze Mumien- und Pharaonen-Popanz zählt nun wirklich nicht zu meinen favorisierten Horrorgeschichten. Nachdem mich aber bereits „Die Rache der Pharaonen“ wirklich gut unterhielt, hatte ich der ebenfalls den britischen „Hammer Film Productions“ entsprungenen 1971er Regiearbeit von Seth Holt und Michael Carreras auf Basis einer Geschichte Bram Stokers doch etwas mehr zugetraut. Dabei beginnt „Das Grab der blutigen Mumie“ mit seinem einmal mehr irreführenden deutschen Titel furios und erfreut den Genrefan mit einer hübschen halbnackten ägyptischen Göttin und allerlei blutigem Geschmodder. Damit hatte man sein Pulver aber leider auch weitestgehend verschossen, denn was folgt ist eine wirr und zusammenhanglos wirkende Abfolge an zähen Einzelsequenzen mit den immer gleichen Effekten, die stellenweise gar in belangloses Trash-Niveau abdriftet und mitunter wie eine kostengünstige TV-Produktion wirkt. Eine „blutige Mumie“, wie man sie sich als bandagiertes, zombieartiges Geschöpf vorstellt, gibt es weit und breit nicht zu sehen, lediglich mysteriöse Todesfälle reihen sich aneinander. Fairerweise muss dabei aber berücksichtigt werden, dass der Filmdreh unter keinem guten Stern stand, verließ doch der eigentlich als männlicher Hauptdarsteller eingeplante Peter Cushing aufgrund des Todes seiner Frau schon am ersten Drehtag die Produktion und musste durch Andrew Keir ersetzt werden. Zudem verstarb auch Regisseur Seth Holt, dessen unfertiges Werk von Michael Carreras vollendet wurde. In Anbetracht dieser Umstände hat man sicherlich versucht, noch das beste draus zu machen, trotzdem fiel das Ergebnis eher unbefriedigend aus. Da hätte es möglicherweise gut getan, für die 1970er-Jahre nicht unüblich etwas an der Erotik-Schraube zu drehen, die im Ansatz durch Valerie Leons Doppelhauptrolle ja durchaus gegeben war. In seiner letztendlichen Form wirkt dieses möglicherweise ambitioniert gestartete Projekt leider nur allzu durchschnittlich. Schade.
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Long Weekend
Als ein australisches Vorstadtpärchen mal wieder in der Natur Urlaub machen will, suchen sie sich eine abgelegene Stelle an der Küste aus. Doch die Idylle trügt, denn die Natur ist gar nicht gut auf die beiden zu sprechen. Die Atmosphäre ist feindlich, ein Waschbär reagiert ungewohnt aggressiv auf die beiden, ihr Essen verfault, eine friedliche Seekuh, die versehentlich harpuniert wurde, taucht als hartnäckiger Kadaver immer wieder auf. Die beiden geraten immer mehr unter psychischen Druck und fangen an zu streiten. Während einer Nacht eskaliert die Situation...
Colin Egglestons „Long Weekend“ aus dem Jahre 1977 ist einer von nicht allzu vielen australischen Horrorfilmen – aber einer, der eine ganz eigene Handschrift trägt. Mehr oder weniger dem Öko-Horror zuzurechnen, entzieht sich „Long Weekend“ aufgrund seiner Eigenständigkeit und Klischeefreiheit doch weitestgehend gängigen Kategorisierungen. Ein voneinander schwer genervtes Pärchen versucht sich an einem Campingurlaub im australischen Hinterholz, streitet sich permanent und benimmt sich sprichwörtlich wie die Axt im Walde, während die Natur einen Psychokrieg gegen es zu führen scheint. Fast die gesamte Spielzeit über bekommen wir nur dieses Pärchen zu sehen, ansonsten keine Menschenseele. Die sich immer weiter zuspitzende Konfliktsituation zwischen beiden wurde sehr glaubwürdig und nachvollziehbar umgesetzt, viele werden Ähnliches aus ihren eigenen Beziehungen kennen. John Hargreaves und Briony Behets nimmt man ihre Rollen jederzeit ab. Dem Publikum als quasi einzige Darsteller und somit einzig mögliche Identifikationsfiguren zwei Unsympathen anzubieten, ist gewagt, funktioniert hier aber gut, da auf Übertreibungen und Overacting verzichtet wurde. In sehr gemächlichem Erzähltempo wird gezeigt, wie sich die Natur durch eine subtile Aneinanderreihung vermeintlicher Zufälle der menschlichen Plage, die durch ihre Streiterei den Waldfrieden stört, Tiere tötet, ohne Sinn und Verstand mit einem Gewehr umherballert etc., erwehrt. Dabei kann sich die Stimmung dieses Films, der atmosphärisch wahrlich eine Meisterleistung geworden ist, voll und ganz entfalten – sofern man sich darauf einzulassen bereit bzw. in der Lage ist, denn für MTViva-geschädigte, hyperaktive Hektiker ist „Long Weekend“ gewiss nichts. Freunden des subtilen Psychothrills hingegen werden viele symbolträchtige Details, eine stimmige musikalische Untermalung, eine beängstigende, undefinierbare, aber an verzweifelte Kinderschreie erinnernde Geräuschkulisse und eine kreative Kameraführung geboten, die, konzentriert und vorzugsweise im Dunkeln genossen, für ein gelungenes Gruselvergnügen sorgen. Ideen, wie eine harmlose Seekuh, die von den hysterischen Städtern für einen Hai gehalten und angeschossen wurde, immer wieder auftauchen zu lassen, als würde sie fast tot noch das Pärchen verfolgen, verbreiten ein unwohliges Grauen und bleiben im Gedächtnis. Und je mehr die Situation sich zuspitzt, desto mehr wird ab einem gewissen Punkt auch an der Spannungsschraube und am Tempo gedreht, bis „Long Weekend“ in einem bösen Ende mündet. Eine Öko-Horror-Interpretation nach dem guten alten „Don’t fuck with mother earth“-Motto liegt natürlich nahe. Inwieweit es nicht nur für die Konfliktsituation zwischen Marcia und Peter, sondern auch für das „Verhalten“ der Natur ihnen gegenüber als Ursache gelten soll, dass Marcia ihr ungeborenes Kind abtreiben lassen und somit „gegen die Regeln der Natur“ verstoßen hat, entzieht sich meiner Kenntnis, würde „Long Weekend“ neben dem ökologischen Aspekt allerdings mit einem etwas ärgerlichen frauenfeindlichen Fingerzeig versehen. Aber wie dem auch sei: Für mich ist „Long Weekend“ ein kleiner Geheimtipp!
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Frankensteins Schrecken
Victor Frankenstein ist seines momentanen Lebens überdrüssig und zieht aufgrund dessen nach Wien. Dort tritt Victor in die Fußstapfen seines Vaters und versucht ehrgeizig eine Kreatur zu beleben, die er aus toten Körperteilen zusammengesetzt hat. Das Experiment gelingt - mit schrecklichen Konsequenzen .... (Covertext Hammer Horror DVD Box Kinowelt)
Nach „Frankenstein muss sterben“ wollte man im britischen „Hammer“-Hause anscheinend die erfolgreiche Reihe um Peter Cushing als Baron Frankenstein beenden und beauftrage 1970 Regisseur Jimmy Sangster mit dem Dreh von „Frankensteins Schrecken“, einer unabhängigen Neuinterpretation des klassischen Frankenstein-Stoffs. Das Drehbuch setzt bereits in Victor Frankensteins Jugend an und zeigt ihn als überdurchschnittlichen, rebellischen Schüler, der sich gegen seinen Lehrer zur Wehr setzt und ihn bloßstellt. Gespielt von einem dynamisch wirkenden Ralph Bates, der trotz gleicher Rolle eine Art Gegenpol zu Peter Cushing darstellt, wird hier noch stärker als in vorausgegangenen Verfilmungen ein Bild Victor Frankensteins als hochintelligentem, aber egozentrischem, selbstverliebtem und gefühlskaltem Wissenschaftler gezeichnet – eine Charakterisierung, die man Bates auch jederzeit abnimmt. Frankenstein hegt hier eine sexuelle Beziehung zu seiner heißen Haushälterin, über die bereits sein Vater ’rüberdurfte – ein Familienerbstück gewissermaßen. Auch andere hübsche Mädels tauchen auf, mit erotischen Momenten wird aber noch ziemlich gegeizt. Mit expliziter Gewaltdarstellung und anderen Effekten aber leider auch und auch die Kreatur sieht nicht sonderlich beeindruckend aus. Zudem wird sie vollkommen eindimensional und emotionslos dargestellt, so dass es bedingt durch die Gefühlskälte seines Erschaffers quasi keinerlei große Emotionen, kaum Dramatik oder Tragik in dieser Verfilmung gibt, die zudem in einem eher lauen Finale gipfelt. Was neben der überzeugenden schauspielerischen Leistung Bates’ bleibt, sind die humoristisch angehauchten Dialoge einiger skurriler Figuren und die übliche Gothic-Horror-Zeitreise mit all ihren Kostümen etc., die in der Vergangenheit aber auch schon opulenter ausfiel, um den Genrefreund zu erfreuen und passabel zu unterhalten. Hier wäre aber viel mehr drin gewesen und mir erschließt sich der Sinn einer gegenüber der Peter-Cushing-Reihe vergleichsweise schwachen Neuverfilmung ehrlich gesagt nicht ganz.
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Die Braut des Satans
Der in okkulten Phänomenen sehr bewanderte Autor John Verney (Richard Widmark) wird eines Tages von einem gewissen Beddoes (Denholm Elliot) aufgesucht, der ihn um Hilfe bittet. Seine Tochter Catherine (Nastasja Kinski) ist nämlich durch seine Schuld einer Satanssekte verpflichtet, deren Anführer der schwarze Pater Michael (Christopher Lee) ist. Nun soll sie als Braut des Satans, für die Wiedergeburt des Urbösen sorgen. Verney bringt das Mädchen vorerst in Sicherheit, doch seine Schutzmaßnahmen sind unzureichend und die Sekte gewinnt telepathisch Einfluß auf Catherine. Verney nimmt die Spur auf, zu allem entschlossen...
Mit Peter Sykes’ „Die Braut des Satans“ endete 1976 eine Ära des britischen Kinos: Es sollte der letzte Film der „Hammer Film Productions“ sein. Man versuchte sich an Okkulthorror nach einer Romanvorlage von Dennis Wheatley in zeitgenössischem Gewand, konnte aber trotz überzeugender Darstellerriege bestehend aus Christopher Lee als satanistischem Unhold im Gentleman-Gewand, Richard Widmark als muffeligem Sektenjäger und Nastassja Kinski als Objekt der Begierde nicht den qualitativen Anschluss an ähnlich geartete Produktionen finden. So ist der verworrene Beginn, bei dem es schwerfällt, den Überblick über die verschiedenen Charaktere zu behalten bzw. erst einmal zu erlangen und die unterschiedlichen Zeitebenen der Handlung richtig zuzuordnen, ziemlich missglückt. Im weiteren Verlauf offenbaren sich erschreckende Schwächen bei der Ausarbeitung einer gelungenen Atmosphäre, was doch sonst immer eine typische Stärke von „Hammer“-Produktionen war. Die Versuche, stattdessen auf mehr Blut und Sex zu setzen, münden dann in kriechenden, blutigen Embryos und einer überraschenden Sexszene, in der sich nicht nur die blutjunge Nastassja Kinski die Blöße gibt, sondern auch Christopher Lee beim Beischlaf zu sehen ist, wie Satan ihn schuf. Das sorgt natürlich für einige Hingucker und einen passablen Unterhaltungsfaktor – zumindest in stärkerem Maße als die x-te Auflage der Geschichte um die Geburt eines Teufels durch eine menschliche Austrägerin. Das Finale hat man auch schon wesentlich dramatischer und aufregender gesehen, es fiel relativ unspektakulär aus. Der Cast rettet „Die Braut des Satans“ letztendlich über den Durchschnitt und „Hammer“ verabschiedet sich mit einem etwas verschrobenen Stück 70er-Jahre-Okkult-Horror und einem blauen Auge, aber ohne K.O. zu gehen aus dem Filmgeschäft.
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Das Geheimnis von Schloss Monto Christo
Die junge Ivanna kommt in das Schloss des Barons Dalmar. Die Bevölkerung um das Schloss herum hasst den Baron und gibt ihm die Schuld an dem Verschwinden einiger junger Mädchen. Ivanna verliebt sich in den Baron und glaubt den Anschuldigungen der Dörfler nicht. Allerdings scheint der Baron durchaus ein Geheimnis zu hüten, denn ein Flügel im Schloss ist versperrt und der Baron warnt Ivanna eindringlich, sich diesem unter keinen Umständen zu nähern ...
Offensichtlich inspiriert von anderen europäischen, erfolgreichen Gothic-Gruslern versuchte sich Regisseur José Luis Merino in italienisch-spanischer Koproduktion 1970 an einer ähnlichen Thematik. Das Ergebnis „Das Geheimnis von Schloss Monte Christo“ kann man sicherlich gutes Gewissens als einen etwas eigenartigen Mix aus klassischem Genrekino und Exploitation bezeichnen. Atmosphärischen Kulissen und eine allgemein stimmungsvolle Ausstattung sowie eine Kameraarbeit, die sie wirkungsvoll einfängt, stehen eine unausgegorene Handlung mit Logiklücken und vielen Füllszenen sowie selbstzweckhafte weibliche Nacktszenen in als „Folterszenen“ getarnten Momenten gegenüber. Das „Geheimnis“ ist für den Zuschauer so geheimnisvoll nicht, wurde aber mit überzeugenden Make-Up-Effekten in Szene gesetzt. Auf dem Weg zum Finale stolpert die Handlung nicht selten vor sich hin und versucht, irgendwie auf Länge zu kommen. Zudem fielen die Charakterzeichnungen reichlich seltsam aus, beispielsweise im Falle Ivannas, gespielt von Erna Schürer, die zunächst selbstbewusst und emanzipiert dargestellt wird, letztlich aber doch dem Herrn Baron verfällt – während sich der Zuschauer fragt, weshalb eigentlich. Man kann nämlich nun wirklich nicht behaupten, dass Carlos Quiney in seiner Rolle als Baron Dalmar mit überdurchschnittlich viel Charisma gesegnet worden wäre. Ein besseres Drehbuch und mehr Vermögen, eine tatsächlich geheimnisvolle Aura zu erschaffen, hätte den Film sicherlich zu einem beachtlichen Genrebeitrag werden lassen, aber auch in dieser Form kann man ihm einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Vielleicht ist er gerade wegen seiner Schwächen auch etwas Besonderes. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.
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Paperhouse – Albträume werden wahr
Die von diversen Problemen geplagte elfjährige Anne zieht sich immer mehr in eine Phantasiewelt zurück. Alles beginnt mit einem alten Haus, das sie während des Schulunterrichts in ihr Heft malt. Bei einem darauf folgenden Ohnmachtsanfall findet sie sich vor dem Haus wieder. Sie versucht, nach und nach durch weitere Zeichnungen in das Haus zu gelangen. Dort trifft sie auf den schwerkranken Mark. Anne fällt es immer schwerer, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden...
„Paperhouse“ vom britischen Regisseur Bernard Rose („Candymans Fluch“) aus dem Jahre 1988 ist zunächst einmal eine hochinteressante Mixtur aus Mysterythriller und Fantasy-Streifen, dessen ihm zugrunde liegende Geschichte neugierig macht. Die elfjährige Anne, der anscheinend einzige Filmauftritt von Charlotte Burke, die ihre Sache dafür sehr gut macht, wird mit surrealen Traumwelten konfrontiert, die sie selbst erdenkt bzw. erzeichnet. Ihr Unterbewusstsein, in dem sie sie Belastendes verarbeitet, nimmt die Form düsterer Traumwelten an, die hervorragend inszeniert wurden und immer mal wieder den Horrorbereich kratzen. Das ist in dieser Form ungewöhnlich und die große Stärke des Films. Die Atmosphäre pendelt dabei zwischen einem gewissen Wohlfühlfaktor und alptraumhaftem Surrealismus und fesselt den Zuschauer an den Bildschirm. Ihr gegenüber steht die trist anmutende Realität, in der die Spuren für Annes Traumwelt gelegt werden. Hierbei fällt die subtile Charakterisierung Annes auf, die facettenreich mitsamt teilweise vom Zuschauer als negativ aufgefassten Eigenschaften ausfiel und damit realistischer wirkt als im Falle vieler anderer Kinderrollen in anderen Filmen. Allerdings steuern die mitunter von einem recht dominanten Soundtrack unterlegten, immer gruseliger und rauer werdenden Visionen Annes nicht, wie sicherlich vom Publikum zunächst erwartet, auf einen gewieften Plottwist oder eine mehr oder weniger schlüssige Erklärung zu, sondern negieren inkonsequenterweise nach dem vorläufigen erschreckenden Höhepunkt in einem kitschigen Ende die emotionale Schärfe des Films. Das will nicht so recht passen und scheint mir eine Reminiszenz an das evtl. ebenfalls angepeilte, sehr junge Publikum zu sein, dem man ein „Non-Happy-End“ möglicherweise nicht zumuten wollte. Das ist sehr schade und führt zu meiner persönlichen Abwertung des ansonsten über weite Strecken gelungenen, ungewöhnlichen Ausflugs in die plastischen Traumwelten einer mit den unerbittlichen Härten und Ängsten des Lebens konfrontierten Kinderseele.
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