Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Verfasst: Mi 21. Okt 2020, 18:33
Tatort: Friss oder stirb
„Hinsetzen!“
Der 15. Luzerner „Tatort“ um Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) – der 14. Gemeinsame mit Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer) – entstand Ende 2017 unter der Regie Andreas Senns („Verfolgt – Der kleine Zeuge“) nach einem Drehbuch Jan Cronauers und Matthias Tuchmanns. Erstausgestrahlt wurde der Krimi am 30. Dezember 2018.
„Es kann nicht jeder mit Privilegien geboren werden – sonst wären’s ja keine mehr!“
Die Luzerner Wirtschaftsprofessorin Meili, die an der örtlichen Universität lehrte, wird durch mehrere Messerstiche ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Kommissare Flückiger und Ritschard hegen einen Anfangsverdacht gegen den CEO des Schweizer Unternehmens „Swisscoal“, Anton Seematter (Roland Koch, „Bettys Diagnose“). Auf den hat es auch der Deutsche Mike Liebknecht (Mišel Matičević, „The Company“) abgesehen, dessen Bremerhavener Arbeitsplatz gerade wegrationalisiert wurde, weil Seematter Stellen nach Asien verlagert hat. Liebknecht überfällt Seematters Frau Sofia (Katharina von Bock, „Plötzlich Deutsch“) und Tochter Leonie (Cecilia Steiner, „Ziellos“) im Familienanwesen und wartet auf dessen Ankunft, um von ihm den Lohn einzufordern, den er in den knapp 20 Arbeitsjahren bis Rentenantritt verdient hätte. Doch auch die beiden Kommissare treffen irgendwann ein…
Die plappernden Navigationsgeräte während der Autofahrten der Beteiligten zieht sich als wiederkehrendes Motiv durch diesen „Tatort“, der sein Publikum zunächst einmal eine halbe Stunde lang in die Irre führt, bis er das Motiv des Home-Invasion-Geiselnehmers preisgibt. Bis dahin hat man von einer möglichen Affäre des Mordopfers sowie etwaigen ausgeschlagenen Bestechungsversuchen erfahren und Cecilia Steiner in hübsch gemachten Poolschwimmszenen im Bikini gesehen, die die luxuriöse Ausstattung des Anwesens veranschaulichen. Hinsichtlich seiner Motivation hielt sich Liebknecht bis zum Eintreffen des Familienoberhaupts jedoch bedeckt und würdigte die Luxusdamen kaum eines Worts.
Nachdem sich Herr und Frau Kommissar zur illustren Runde hinzugesellt haben, gerät der „Tatort“ zum Kammerspiel, wenngleich in einer recht großzügigen „Kammer“. Schüsse Fallen und Karten werden neu gemischt, Fallen gestellt, Sympathien neu verteilt, sich miteinander verschworen, gegenseitig umzubringen versucht und anschließend verbrüdert. Das ist mal durchaus gewitzt, mal aber auch kaum noch nachvollziehbar. Vor allem aber bietet all das kaum Möglichkeiten für die Kommissare, ihrer Arbeit nachzugehen, da sie sich die meiste Zeit in der Gewalt des Geiselnehmers befinden und beinahe sämtliche Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. Sollte es sich dabei um einen absichtlichen Kniffs des Drehbuchs gehandelt haben, hätte man daraus gern mehr machen dürfen, beispielsweise durch eine tatsächlich konsequente Handlungsunfähigkeit des ermittelnden Duos.
Der u.a. mit Johnny Cashs „Danny Boy“ und „Paint It Black“ der Rolling Stones musikalisch unterlegte Krimi mit Thriller- und Familendrama-Anleihen bedient einige Klischees in Bezug auf die stinkreiche Familie und zeichnet vor allem Leonie eindimensional als hassenswerten Stinkstiefel. Der Fall zieht sich bisweilen und mündet in ein melodramatisches Ende, an das ein wenig glaubwürdiger, die Klischees überstrapazierender Epilog gehängt wird, der die Identität des Mörders preisgibt, dessen Überführung quasi nur noch Formsache ist. Als Pointe ist das eher unbefriedigend, wenngleich sich Senn und seine Autoren redlich um Kapitalismuskritik bemühen und die (Nicht-)Käuflichkeit von Menschen auf eigentlich vielversprechender Grundlage thematisieren. In seinem Ergebnis ist dieser „Tatort“ mir aber mit zu dickem Pinsel aufgetragen, zu wenige Zwischentöne aufweisend und unterm Strich eine ganz schöne Räuberpistole, die, stärker mit Genrecharakteristika ausgestattet, sicherlich unterhaltsamer ausgefallen wäre. 5,5 von 10 Beinschüssen dafür.
„Hinsetzen!“
Der 15. Luzerner „Tatort“ um Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) – der 14. Gemeinsame mit Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer) – entstand Ende 2017 unter der Regie Andreas Senns („Verfolgt – Der kleine Zeuge“) nach einem Drehbuch Jan Cronauers und Matthias Tuchmanns. Erstausgestrahlt wurde der Krimi am 30. Dezember 2018.
„Es kann nicht jeder mit Privilegien geboren werden – sonst wären’s ja keine mehr!“
Die Luzerner Wirtschaftsprofessorin Meili, die an der örtlichen Universität lehrte, wird durch mehrere Messerstiche ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Kommissare Flückiger und Ritschard hegen einen Anfangsverdacht gegen den CEO des Schweizer Unternehmens „Swisscoal“, Anton Seematter (Roland Koch, „Bettys Diagnose“). Auf den hat es auch der Deutsche Mike Liebknecht (Mišel Matičević, „The Company“) abgesehen, dessen Bremerhavener Arbeitsplatz gerade wegrationalisiert wurde, weil Seematter Stellen nach Asien verlagert hat. Liebknecht überfällt Seematters Frau Sofia (Katharina von Bock, „Plötzlich Deutsch“) und Tochter Leonie (Cecilia Steiner, „Ziellos“) im Familienanwesen und wartet auf dessen Ankunft, um von ihm den Lohn einzufordern, den er in den knapp 20 Arbeitsjahren bis Rentenantritt verdient hätte. Doch auch die beiden Kommissare treffen irgendwann ein…
Die plappernden Navigationsgeräte während der Autofahrten der Beteiligten zieht sich als wiederkehrendes Motiv durch diesen „Tatort“, der sein Publikum zunächst einmal eine halbe Stunde lang in die Irre führt, bis er das Motiv des Home-Invasion-Geiselnehmers preisgibt. Bis dahin hat man von einer möglichen Affäre des Mordopfers sowie etwaigen ausgeschlagenen Bestechungsversuchen erfahren und Cecilia Steiner in hübsch gemachten Poolschwimmszenen im Bikini gesehen, die die luxuriöse Ausstattung des Anwesens veranschaulichen. Hinsichtlich seiner Motivation hielt sich Liebknecht bis zum Eintreffen des Familienoberhaupts jedoch bedeckt und würdigte die Luxusdamen kaum eines Worts.
Nachdem sich Herr und Frau Kommissar zur illustren Runde hinzugesellt haben, gerät der „Tatort“ zum Kammerspiel, wenngleich in einer recht großzügigen „Kammer“. Schüsse Fallen und Karten werden neu gemischt, Fallen gestellt, Sympathien neu verteilt, sich miteinander verschworen, gegenseitig umzubringen versucht und anschließend verbrüdert. Das ist mal durchaus gewitzt, mal aber auch kaum noch nachvollziehbar. Vor allem aber bietet all das kaum Möglichkeiten für die Kommissare, ihrer Arbeit nachzugehen, da sie sich die meiste Zeit in der Gewalt des Geiselnehmers befinden und beinahe sämtliche Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. Sollte es sich dabei um einen absichtlichen Kniffs des Drehbuchs gehandelt haben, hätte man daraus gern mehr machen dürfen, beispielsweise durch eine tatsächlich konsequente Handlungsunfähigkeit des ermittelnden Duos.
Der u.a. mit Johnny Cashs „Danny Boy“ und „Paint It Black“ der Rolling Stones musikalisch unterlegte Krimi mit Thriller- und Familendrama-Anleihen bedient einige Klischees in Bezug auf die stinkreiche Familie und zeichnet vor allem Leonie eindimensional als hassenswerten Stinkstiefel. Der Fall zieht sich bisweilen und mündet in ein melodramatisches Ende, an das ein wenig glaubwürdiger, die Klischees überstrapazierender Epilog gehängt wird, der die Identität des Mörders preisgibt, dessen Überführung quasi nur noch Formsache ist. Als Pointe ist das eher unbefriedigend, wenngleich sich Senn und seine Autoren redlich um Kapitalismuskritik bemühen und die (Nicht-)Käuflichkeit von Menschen auf eigentlich vielversprechender Grundlage thematisieren. In seinem Ergebnis ist dieser „Tatort“ mir aber mit zu dickem Pinsel aufgetragen, zu wenige Zwischentöne aufweisend und unterm Strich eine ganz schöne Räuberpistole, die, stärker mit Genrecharakteristika ausgestattet, sicherlich unterhaltsamer ausgefallen wäre. 5,5 von 10 Beinschüssen dafür.