Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
Il Grande Silenzio
Beiträge: 4814
Registriert: So 24. Jun 2012, 15:13
Wohnort: Kiel

Re: Hannibal Rising - Peter Webber

Beitrag von Il Grande Silenzio »

"Hannibal Rising" ist deutlich schlechter als der Vorgänger (und der war schon nicht besonders gut) und Lichtjahre vom "Schweigen der Lämmer" entfernt. Platte, nicht nachvollziehbare Vorgeschichte, schlecht gespielt, etc.

3/10
Benutzeravatar
Santini
Beiträge: 5634
Registriert: Do 26. Nov 2009, 16:48

Re: Hannibal Rising - Peter Webber

Beitrag von Santini »

Hatte ich damals im Kino gesehen & fühlte mich seinerzeit recht gut unterhalten.
Nun also nach etlichen Jahren die Zweitsichtung daheim.
Hauptdarsteller Gaspard Ulliel macht seine Sache sehr gut wie ich finde.
Am Besten hat mir die erste Hälfte des Filmes gefallen, die Flucht bzw. Reise des jungen Hannibal Lecters nach Frankreich, und auch die anschließenden Geschehnisse bzw. seine Entwicklung.
Die zweite Hälfte des Filmes, also die eigentliche Rachegeschichte, weiß durchaus zu gefallen, gefällt mir aber weniger als die erste Hälfte.
Auch finde ich, dass es in "Hannibal Rising" immer wieder kleine Momente bzw. Szenen gibt, die den Werdegang des Charakters von Hannibal Lecter durchaus gut umsetzen bzw. erklären.
Fazit: Solide Unterhaltung mit einigen Schwächen und ein paar zu vielen "Zufällen". ;)

Und btw: Wenn ich mir in Erinnerung rufe, was uns in Filmen wie TCM The Beginning oder dem Halloween Remake von Rob Zombie an fadenscheinigen Pseudo-Erklärungen aufgetischt wird, dann macht "Hannibal Rising" doch diesbezüglich (fast) alles richtig. ;)

[center][BBvideo][/BBvideo][/center]
Bild
italostrikesback
Beiträge: 726
Registriert: Mi 23. Dez 2009, 18:53

Re: Hannibal Rising - Peter Webber

Beitrag von italostrikesback »

Ich mag den Fillm sehr und Gaspard Ulliel finde ich absolut spitze in seiner Rolle.
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40228
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von buxtebrawler »

Hab' ich hier noch ungesehen liegen und da ich über die anderen Filme der Reihe noch gar nichts geschrieben, sie dementsprechend auch schon lange nicht mehr gesehen habe, überlege ich, die vielleicht zusammen mit diesem mal in chronologischer Reihenfolge zu gucken: chronologisch nach Handlung, nicht nach Produktionsjahr. Könnte spannend werden, oder?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
italostrikesback
Beiträge: 726
Registriert: Mi 23. Dez 2009, 18:53

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von italostrikesback »

buxtebrawler hat geschrieben:Hab' ich hier noch ungesehen liegen und da ich über die anderen Filme der Reihe noch gar nichts geschrieben, sie dementsprechend auch schon lange nicht mehr gesehen habe, überlege ich, die vielleicht zusammen mit diesem mal in chronologischer Reihenfolge zu gucken: chronologisch nach Handlung, nicht nach Produktionsjahr. Könnte spannend werden, oder?
Meine Empfehlung ist nach Entstehungsjahr.
Benutzeravatar
Die Kroete
Beiträge: 1254
Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von Die Kroete »

buxtebrawler hat geschrieben:Hab' ich hier noch ungesehen liegen und da ich über die anderen Filme der Reihe noch gar nichts geschrieben, sie dementsprechend auch schon lange nicht mehr gesehen habe, überlege ich, die vielleicht zusammen mit diesem mal in chronologischer Reihenfolge zu gucken: chronologisch nach Handlung, nicht nach Produktionsjahr. Könnte spannend werden, oder?
Schau dir besser die TV-Serie mit Mads Mikkelsen an! 8-)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40228
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von buxtebrawler »

italostrikesback hat geschrieben:Meine Empfehlung ist nach Entstehungsjahr.
Das habe ich ja quasi schon mal, von "Hannibal Rising" abgesehen. Finde die andere Variante gerade reizvoller.

@Kroeterich: Evtl. im Anschluss!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Die Kroete
Beiträge: 1254
Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von Die Kroete »

buxtebrawler hat geschrieben:
italostrikesback hat geschrieben:Meine Empfehlung ist nach Entstehungsjahr.
Das habe ich ja quasi schon mal, von "Hannibal Rising" abgesehen. Finde die andere Variante gerade reizvoller.

@Kroeterich: Evtl. im Anschluss!
Zur Spielfilmreihe empfehle ich die chronologische Reihenfolge! :thup:

Ob man "Hannibal Rising" wirklich brauch, kannst de ja dann selbst sehen. Da du den ohnehin hast, kannst de beim Kauf wohl kaum noch was verkehrt machen. ;)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40228
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Hannibal Rising - Peter Webber (2007)

Beitrag von buxtebrawler »

„Er reagiert auf nichts – das ist unheimlich!“

Nach „Roter Drache“ erschien im Jahre 2007 mit „Hannibal Rising“ das zweite Prequel zur mit „Das Schweigen der Lämmer“ begonnenen Filmreihe um den intelligenten und kultivierten Kannibalen Hannibal Lecter (wobei „Roter Drache“ als „Blutmond“ alias „Manhunt“ bereits fünf Jahre vor „Das Schweigen der Lämmer“ erstverfilmt wurde, seinerzeit noch ohne Anthony Hopkins). Dieses vom britischen Regisseur Peter Webber („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“) nach einem Skript des Autors der den Filmen zugrunde liegenden Romanreihe Thomas Harris verfilmte Prequel ist jedoch – im Gegensatz zu „Roter Drache“ – auch als Roman bereits als Prequel konzipiert worden und beleuchtet die Jugendjahre und die kannibalistische Initiation Lecters, weshalb auf einen anderen Hauptdarsteller als Anthony Hopkins zurückgegriffen werden musste. Der Film entstand in britisch-französisch-italienisch-tschechischer Koproduktion.

Der junge Hannibal (Aaron Thomas) wächst in Litauen behütet auf, bis die Region zwischen die Fronten des Zweiten Weltkriegs gerät. Die Nazis fallen ein und die Sowjets kämpfen vor dem Haus der Lecters gegen Stukas, wobei Hannibals Eltern (Ingeborga Dapkunaite, „Kiss of Life“ und Richard Leaf, „Penelope“) ihr Leben lassen. Fortan kümmert sich Hannibal allein um seine kleine Schwester Mischa (Helena-Lia Tachovská), bis eine litauische Söldnertruppe das Haus okkupiert. Verzweifelt auf der Nahrungssuche geschieht das Unfassbare: Vor den Augen Hannibals verspeisen sie Mischa. Acht Jahre später ist aus dem Anwesen der Lecters ein Waisenhaus geworden, in dem weiterhin der nach der Gräueltat verstummte Hannibal (nun Gaspard Ulliel, „Der letzte Tag“) lebt. Eines Tages flieht er über die französische Grenze nach Frankreich zu seiner Tante Lady Murasaki (Gong Li, „Die Geisha“) und beginnt wieder zu reden. Von ihr lässt er sich zum Samurai ausbilden. Nachdem er auf dem Markt in Ärger mit dem Schlachter (Charles Maquignon, „American Werewolf in Paris“) geraten ist, macht er ihn kurze Zeit später einen Kopf kürzer und bringt das abgeschlagene Haupt seiner Tante als Trophäe. Er beginnt daraufhin, die damaligen Ereignisse aufzuarbeiten, recherchiert und plant einen tödlichen Rachefeldzug gegen die Mörder seiner Schwester…

Die anfängliche Familienidylle wird schnell jäh zerstört; durch Kriegsszenen bringt Webber den Zuschauern Destruktivität, Wahnsinn und Ohnmachtsgefühle nah, die Kriege mit sich bringen. Die Stimmung ist entsprechend unwirtlich, der Film düster. Als die Söldnertruppe eintrifft, betont Webber zwar ihren Hunger und lässt einen von ihnen einen gefrorenen Vogel roh verspeisen, was mit Mischa passiert ist, lässt sich jedoch lediglich erahnen und wird im späteren Verlauf der filmischen Gegenwart erst nach und nach durch immer detailliertere Rückblenden verdeutlicht, die sich aus Hannibals unruhigen Träumen zusammensetzen. Die zweite Hälfte des Films ist bestimmt von Hannibals Rache. Er spürt einen damals Beteiligten nach dem anderen auf, geht dabei mit viel Geschick und Intelligenz vor und foltert und tötet schließlich grausam und sadistisch.

Wenn ein faszinierend rätselhafter Charakter entmystifiziert wird und trotzdem oberflächlich bleibt, wurde etwas verkehrt gemacht: Leider gelingt es Webber – möglicherweise der mir unbekannten literarischen Vorlage geschuldet – nicht, Hannibal Lecters Psyche auszuleuchten. Letztlich ist es sein Kriegstrauma, auf das seine Entwicklung zum genialen Kannibalen und Mörder zurückgeführt wird, was soweit nachvollziehbar anmutet. Auch seine Rachepläne sind verständlich. Doch statt stärker auf die psychologische Komponente zu setzen, innere Konflikte aufzuzeigen, zu skizzieren, wie die Mord Hannibal verändern und schließlich zu dem machen, was er später in „Roter Drache“ und „Das Schweigen der Lämmer“ geworden ist, macht Webber einen überdurchschnittlichen, letztendlich jedoch herkömmlichen Rache-Thriller aus dem Stoff, der nach typischer Genre-Ware müffelt und sich relativ schnell abnutzt. Während man als Zuschauer mehr erfahren und die Informationslücken zwischen Hannibals Kindheit und seiner späteren Inhaftierung zu „Roter Drache“-Zeiten schließen möchte, spult Webber einen Genre-Film nach Schema F ab, der die entscheidenden Aha-Momente vermissen lässt.

Dennoch kein schlechter Film, sondern annehmbare Kost für Genre-Freunde, die wirkt, als habe man sich eines bekannten Charakters exploitativ bedient. Dass das Ganze dabei jedoch keinesfalls billig oder schluderig wirkt, verdankt Webber der gelungenen Besetzung der Hauptrollen und ist Konsequenz aus seiner künstlerisch durchaus ambitionierten Umsetzung, die auf düstere, kalte Atmosphäre in Kombination mit einer ausgewogenen Mischung aus Härte und Schauwerten setzt, bei der jedoch, wie erläutert, die charakterliche Entwicklung letztlich enttäuschend auf der Strecke bleibt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten