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Nello Pazzafini hat geschrieben:da fehlen noch welche Dottore F.!
Nun nicht mehr
Auch beide Umschläge (incl. dem überklebten Titel) befinden sich nunmehr in meinem Besitz.
Allerdings auch noch ein weiterer 24er Satz, einem 23er und einem 14er (huch )
„Ich bin ein schlechter Mensch, ich weiß, aber die muss es auch geben. Und genau aus dem Grunde könnte ich für Sie sehr nützlich sein...“
Nero, Milián, Pallance, Morricone, Corbucci – das klingt nach einem weiteren hochkarätigen Italo-Western. Zwei Jahre nach dem großartigen „Mercenario“ drehte Regisseur Sergio Corbucci („Django“, „Leichen pflastern seinen Weg“) 1970 einen im Prinzip sehr ähnlichen Film. Handlung und Charaktere erinnern stark an „Mercenario“, auch die Besetzung ist fast identisch - mit Ausnahme des fehlenden Musante, dessen „Part“, wenn man denn so will, nun Tomás Milián („Der Gehetzte der Sierra Madre“) übernimmt.
Franco Nero („Django“) spielt mit dem schwedischen Waffenhändler Yodelaf Peterson eine sehr ähnliche Rolle wie in „Mercenario“, einen abgebrühten, intelligenten Mann mit lässigem Auftreten, der immer einen Schritt weiterzudenken scheint als andere. Vom die mexikanische Revolution zu seinen Gunsten ausnutzenden General Mongo (José Bódalo) bekommt er den Auftrag, Revolutionsführer und Professor Xantos (Fernando Rey) aus amerikanischer Haft kurz hinter der Grenze zu befreien, weil nur dieser die Kombination eines Tresors kennt, in dem Mongo einen Haufen Geld vermutet. Begleitet wird er vom „Basken“ (Milián), einem temperamentvollen Habenichts, der gerade von Mongo zu seinem Stellvertreter ernannt wurde und bereits eine Auseinandersetzung mit dem Schweden hinter sich hat. Letzterer wird aber vom rachsüchtigen Auftragskiller John (Jack Palance) verfolgt, der mit ihm noch ein Hühnchen zu rupfen hat…
War „Mercenario“ bereits ein eher leichtfüßiger und humorvoller Film, wurde „Lasst uns töten, Companeros“ direkt als Western-Komödie angelegt. Geblieben ist aber der kritische Anspruch, der sich mit der mexikanischen Revolution auseinandersetzt und Themen aufgreift, die sich problemlos in die Gegenwart portieren lassen und nicht an Aktualität eingebüßt haben.
Der skrupellose und mörderische General Mongo gibt vor, ein Revolutionär zu sein, ist aber nichts weiter als ein unter jenem Deckmantel ausschließlich in die eigene Tasche wirtschaftender Bandit, der zudem einen unerbitterlichen Krieg gegen die, wie sich herausstellen soll, wahren Revolutionäre, die Anhänger Professor Xantos’, führt. Xantos erscheint mit seinen pazifistischen Idealen wie eine Kreuzung aus Karl Marx, Che Guevara und Ghandi und hat Schwierigkeit, seine Anhänger, unter ihnen eine hier wahnsinnig süße Iris Berben, in die sich der Baske verliebt, dauerhaft von der Richtigkeit seiner Gewaltlosigkeit zu überzeugen. Der Baske ist der ungebildete, aber bauernschlaue Angehörige des Proletariats, der im Laufe der Handlung eine Entwicklung hin zum Anhänger von Xantos’ Revolution nimmt. John, von einem gewohnt garstigen Jack Palance gespielt, ist nicht nur hinter dem Schweden her, sondern wurde zudem von US-amerikanischen Industriellen engagiert, Xantos zu ermorden, damit sie ihre wirtschaftlichen Interessen durchsetzen können, die sie von der mexikanischen Revolution bedroht sehen. Ich denke, die Parallelen zu tatsächlichen historischen und gegenwärtigen Ereignissen müssen nicht extra herausgearbeitet werden, um den Anspruch des Films zu verdeutlichen. Manch Verschrobenheit, beispielsweise die Freundschaft Johns zu einem Falken, dem er seine Freiheit, zugleich aber den Verlust einer Hand zu verdanken hat und den er seitdem stets mit sich führt, verleihen dem Treiben zusätzlich Skurrilität.
Die intelligente, inhaltsschwere Handlung wird nun aber eben in mal mehr, mal weniger komödiantischer Form dargereicht, womit ich so ein wenig meine Probleme habe. Die Verquickung der ernsten, zahlreiche Tote fordernden Thematik mit der Leichtigkeit einer Komödie erscheint nicht immer passend, zumal der grafische Härtegrad recht hoch ist – insbesondere, wenn jemand (den ich auch Spoilerschutzgründen nicht näher benenne) von dutzenden Kugeln durchsiebt wird. Andererseits habe ich einige Male tatsächlich herzhaft lachen müssen, insofern habe ich ein ambivalentes Verhältnis zum Stil dieses ansonsten technisch und inszenatorisch einwandfreien, begeisternden Westerns. Glücklicherweise nimmt der komödiantische Anteil zum von Corbucci gewohnten desillusionierenden Ende hin aber stark ab, aber ohne, zu einem depressiven Downer zu werden. Mit der Schwere eines „Leichen pflastern seinen Weg“ sind die „Companeros“ keinesfalls zu vergleichen. Eine augenzwinkernde Schlusspointe hinterlässt einen gutgelaunten Zuschauer, der einen weiteren sehr gelungenen italienischen Beitrag zum Westerngenre gesehen hat, in dem der Ami nicht sonderlich gut wegkommt. ¡Viva México!
(Ich bezog auf die ungekürzte Fassung mit deutscher Zweitsynchro. „Lasst uns töten, Companeros“ wurde ursprünglich gekürzt und mit Klamauksynchronisation aufgeführt, jene Fassung habe ich aber noch nicht gesehen.)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Sehr schön die kritische Tiefe in einem sonst sehr spaßigen Werk herausgearbeitet, Bux
Ich bevorzuge zwar auch den Mercenario, wo Corbucci das mit dem Klamauk nicht ganz so übertreibt, aber die Companeros sind und bleiben ein wirklich schöner und unterhaltsamer Film mit toller Cast und Crew. 8/10
Erscheint voraussichtlich am 02.02.2017 bei '84 Entertainment als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare
Extras:
• TV-Spots
• Slideshow
• Artwork-Galerie
• Featurettes: In the Company… & Killcount
• Aushangfotos
• Behind the Scenes Foto
• Trailer
• Filmographien
• Comedy-Synchro
• Soundtrack-CD
• 20-seitiges Booklet mit Text von Christoph N. Kellerbach
Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)