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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 19. Jul 2010, 21:23
von Blap
Mad Max 2 - Der Vollstrecker (Australien 1981, Originaltitel: Mad Max 2)

Max Rockatansky (Mel Gibson) prescht rastlos mit seinem feisten V8 durch die Wüste. Die Zivilisation liegt als zerstrümmtes Häufchen Elend am Boden, es gilt das Recht des Stärkeren. Allgegenwärtig ist die Jagd nach Treibstoff, dem wertvollsten Gut in dieser rohen Welt aus Mord und Totschlag. Als Max den Hinterhalt eines merkwürdigen Typen (Bruce Spence) auskontert, verrät dieser ihm den Standort eines gesichterten Camps in der weiten Öde, dort sollen grosse Mengen Kraftstoff lagern. Der redselige Bursche ist mit einem Gyrocopter unterwegs, was sich später noch als hilfreich erweisen soll. Tatsächlich finden Max und sein unfreiwilliger Begleiter das besagte Lager vor. Die Bewohner fördern das schwarze Gold aus der Tiefe, sie haben sogar eine kleine Raffinerie in Betrieb. Allerdings wird das Camp von einer Horde irrer Schlächter belagert, die sich das Benzin unter den Nagel reissen wollen. Der abstossende Humungus (Kjell Nilsson) fungiert als Anführer des Gesindels, sein Gegenspieler hinter der Befestigung nennt sich Pappagallo (Michael Preston). Max beobachtet den Ausbruchversuch einiger Fahrzeuge, der aber flugs auf klägliche und blutige Art scheitert. Der Einzelgänger nutzt die Chance, er rettet einen Burschen aus den Fängen der Chaoten. Zwar gewährt man Max Zugang zum Camp, doch Pappagallo und seine Leute zeigen sich von ihrer skeptischen Seite. Schliesslich lassen sie sich doch auf einen Deal mit dem Unbekannten ein, denn der Druck des Humungus und seiner Bande wächst beständig, mehr und mehr Verteidiger fallen den Angreifern zum Opfer. Max will eine kräftige Zugmaschine beschaffen, mit deren Hilfe man die Ölvorräte (und die eigene Haut) in Sicherheit bringen will. Ein Höllenritt nimmt seinen gnadenlosen Lauf...

Nach dem grossen Erfolg von "Mad Max" (1979), brachte man bereits 1981 einen Nachfolger an den Start, erneut übernahm George Miller die Regie. Beim zweiten "Mad Max" ist alles eine Nummer grösser geraten. Es gibt mehr Action, mehr Gewalt, die Figuren sind noch abgedrehter gezeichnet, für Krawall ist an allen Ecken und Enden gesorgt. Besonders die zahlreichen Stunts mit Autos und Motorrädern wissen zu gefallen. Damals selbstverständlich ohne digitale Effekte realisiert, was den Spassfaktor deutlich in die Höhe treibt. Mel Gibson ist nun endgültig in die Rolle des "Mad Max" hineingewachsen. Er wirkt deutlich markanter, von seiner gnadenlosen Umwelt gezeichnet. Im brüllenden Wahnsinn aus Gewalt, findet ein Mann seine Menschlichkeit wieder, zumindest für kurze Zeit. Bruce Spence entwickelt sich im Verlauf des Streifens zum Buddy des Helden. Die Rolle des Gyrocopterpiloten ist eher albern angelegt, glücklicherweise übertreibt man es aber nicht, daher verkommt die Figur nicht zur Nervensäge. Michael Preston kennt man aus diversen Film- und Fernsehproduktionen. Er spielt den entschlossenen Pappagallo mit Hingabe, wird zu einer Art Gewissen und Seelenspiegel für den zermürbten Max. Der perverse Sadist Humungus trägt stets eine Art Eishockeymaske aus Metall, was ihm eine besonders bizarre Note verleiht. Schauspielerisches Talent wird dem Muskelpaket nicht abverlangt, doch dies ist für seinen Auftritt sowieso nicht zwingend notwendig. Diverse schräge Vögel bereichern das wüste Treiben, mordlüsterne Gesichtsruinen mit Irokesenschnitt, ein Balg mit Bumerang, die coole Amazone vom Gefechtsstand nebenan usw.. Maxen hat man noch einen kleinen -aber wehrhaften- Köter als Begleiter verpasst, der sich ab und an als wichtiges Helferlein sein Futter verdient.

"Mad Max 2" ist ein explosiver Endzeit-Cocktail für den grösseren Hunger, hier wurde alles richtig gemacht und auf den Punkt gebracht. Fragt man Filmfreunde nach ihrem persönlichen Liebling der "Mad Max" Trilogie, wird meist der zweite Teil genannt. Ich kann mich seit Ewigkeiten nicht festlegen. Der Erstling bietet ohne Zweifel weitaus weniger Getöse. Doch ich liebe die Optik und Atmosphäre des Films sehr, sie ist noch deutlich in den siebziger Jahren verwurzelt, obschon die Achtziger bereits auf der Fussmatte standen und lautstark an die Pforte pochten. Der erste "Mad Max" bereitet mir dieses unbeschreibliche Wohlgefühl, das mit Worten nicht greifbar gemacht werden kann. Ich suhle mich einfach unglaublich gern darin, in dieser Disziplin kann der Nachfolger nicht ganz mithalten. Letztlich erliege ich dann aber doch den grandiosen Schauwerten des zweiten Teils, daher verteilt sich meine Zuneigung zu gleichen Teilen auf die beiden Perlen. Spätestens "Mad Max 2" sorgte für eine Welle von Endzeit-Reissern, auf deren Kamm die Italiener fleissig ritten. Schon wegen der von mir heiss und innig geliebten Italo-Endzeit-Trasher, ist auch den "Mad Max" Knallern meine ewige Verehrung und tiefe Zuneigung sicher. Denn ohne den herzallerliebsten Maxen von und zu Rockatansky, hätten diese Schätzchen vermutlich nie gleißende Licht der Apocalypse erblickt. Ergo möchte ich aufgeschlossenen Filmliebhabern mit Nachdruck ans Herz legen, sich auch mit den Schätzen aus dem Stiefelland zu beschäftigen. Hier ein zwei feine Tipps:

- Fireflash - Der Tag nach dem Ende (2019: Dopo la caduta di New York, 1983)
- Metropolis 2000 (I nuovi barbari, 1982)

Beide Filme sind auch in Deuschland als ordentliche Veröffentlichungen zu bekommen, der "Trash Collection" aus dem Hause CMV sei es gedankt. Greift zu, greift zu!

"Mad Max 2" habe ich seit einiger Zeit als DVD in der Sammlung. Normalerweise kaufe ich mir Filme nicht erneut auf BD, wenn die DVD zufriedenstellend ausfällt. Es gab keinen vernünftigen "Grund" für den Erwerb der BD, doch beim günstigen Kurs für die UK-Scheibe, konnte ich im Rahmen einer grösseren Bestellung nicht widerstehen. Der Kauf hat sich gelohnt! Man hat "Mad Max 2" sehr sorgfältig aufbereitet, der Film wirkte nie intensiver und staubiger, der Gestank nach Öl, Blut und Schweiss scheint fast im Raum zu stehen! Das Material wurde nicht durch übermäßigen Filtereinsatz versaut, die erdige, rohe Optik kommt bestens zur Geltung. Die Beschränkungen des Datenträgers DVD (sichtbare Kompression etc.) entfallen bei der Blu-ray Variante, man kann den Film ohne "Datenträgereinfluss" geniessen. Wer nun eine platte, aalglatte Hochglanzoptik erwartet -diese Unsitte nennen Verwirrte oft "HD-Feeling"- ist hier an der falschen Adresse. Die Restauration des Werkes erfolgte mit Respekt und Sachverstand, packender wird der Film nur in Form einer gut erhaltenen 35-mm Kopie im Kino sein. Erfreulicherweise liegt der Streifen nun endlich in der Unrated Fassung vor, die DVD beinhaltete noch die R-Rated Fassung. Schwachpunkt der Blu-ray ist das dünn gesäte Bonusmaterial, die DVD präsentierte sich in dieser Disziplin aber völlig nackt.

Fazit: Natürlich wird auch die DVD in der Sammlung bleiben, die Blu-ray stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung dar. Der Film ist und bleibt ein Oberhammer. Wie bereits beim grandiosen Vorgänger geschehen, ziehe ich erneut sehr gern dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!

Lieblingszitat:

"Wir gehen rein. Wir bringen sie um. Töten. Tööten! TÖÖÖTEN!!!"

Ein Zitat muss ich noch loswerden:

"Damenunterwäsche. Kannst du dich noch an Damenunterwäsche erinnern?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 19. Jul 2010, 21:49
von Onkel Joe
Kannste den Bumerang nicht anständig fangen, must du Ihn den immer mit deiner dicken Birne stoppen?!
:mrgreen: :prost: :mrgreen:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Di 20. Jul 2010, 13:42
von Blap
Femme Fatale (Frankreich, USA 2002, Originaltitel: Femme Fatale)

Während der Filmfestspiele in Cannes, zieht eine kleine Verbrecherbande einen feisten Juwelenraub durch. Die begehrten Steinchen befinden sich am Körper einer jungen Dame. An dieser Stelle kommt Laure (Rebecca Romijn-Stamos) ins Spiel, die auf der Damentoilette eine heisse Nummer mit der Trägerin der Edelsteine auf den Marmor legt. In einer Kabine lauert der Obergauner (Eriq Ebouaney), der die Originale gegen Imitationen austauscht. Der Coup gerät jedoch ausser Kontrolle, es kommt zu einem Schusswechsel, Laure flüchtet mit der Beute. Sieben Jahre später ist die gerissene Dame mit einem reichen US-Amerikaner verheiratet, ihr altes Leben scheint vergessen. Zu ihrem Unglück tritt ihr Gatte jedoch den Posten des US-Botschafters in Frankreich an, wodurch Laure zur Rückkehr in ihre alte Heimat gezwungen wird. Da keine Fotos von der rätselhaften Gattin des Botschafters existieren, setzt ein Verleger einen abgebrannten Fotografen auf die reizvolle Fährte. Tatsächlich gelingt Nicolas Bardo (Antonio Banderas) der begehrte Schnappschuss. Dadurch löst der Papparazzo unfreiwillig eine Kettenreaktion aus, denn Laure wird von ihren alten Weggefährten auf einem Werbeplakat für die Zeitschrift erkannt. Ein mörderisches Intrigenspiel nimmt seinen Lauf. Nicolas gerät in die Fänge einer gefährlichen Frau, die auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit zu allem entschlossen ist, genau wie ihre Verfolger...

Dass Brian De Palma ein Händchen für packende Thriller hat, ist schon seit mehr als drei Jahrzehnten kein Geheimnis mehr. Filme wie "Dressed to Kill" und "Body Double" (Der Tod kommt zweimal) gehören zu den Highlights des Genres. Nach dem ruhigen SF-Werk "Mission to Mars", welches 2000 in die Kinos kam, befasste sich De Palma zwei Jahre später wieder mit seiner Lieblingsthematik. Auf den ersten Blick scheint "Femme Fatale" ein mäßig spannender Film zu sein, der durch einen massiven "Bruch" -der eigentlich keiner ist- mit Sicherheit einige Zuschauer vor den Kopf stossen wird. Bei genauer Betrachtung entpuppt sich der Streifen aber als echtes Kleinod für Geniesser, das geschickt mit der Erwartungshaltung seiner Zuschauer spielt. De Palma spielt auf inszenatorischer Ebene seine wohlbekannten Stärken und Spezialitäten aus, Split Screen und Zeitlupe kommen zum Einsatz, werden dabei aber nie zum hohlen Selbstzweck. Der Auftakt präsentiert uns ein lupenreines Heist-Movie, extrem ansprechend gefilmt und gespielt. Doch genau wie das Äussere der Hauptdarstellerin, befindet sich auch die Ausrichtung des Films im beständigen Wandel. Erstaunlicherweise fügt sich letztlich alles zu einem wundervollen Gesamtbild, daran liegt die eigentliche Stärke, die Faszination dieses feinen Films. Mit der unverbrauchten Rebecca Romijn-Stamos hat man die Hauptrolle sehr gut besetzt. Es ist sehr erstaunlich, wie souverän sie diese nicht einfach zu spielende Rolle meistert. Wer hätte ihr das zugetraut, ihr Auftritt in "X-Men" forderte nicht viel schauspielerisches Talent, über das fürchterliche "Rollerball" Remake breitet man besser gleich das Mäntelchen des Schweigens aus. Unter der Anleitung von De Palma zieht sie alle Register, überzeugt in jeder Einstellung des Films. Ich verneige mich vor diesem starken Auftritt. Die weiteren Mitwirkenden müssen sich allesamt mit Nebenrollen abfinden, spielen diese aber ebenso ansprechend. Antonio Banderas gewinnt in der zweiten Hälfte von "Femme Fatale" an Gewicht, er gerät in eine gnadenlose Knochenmühle aus Hinterlist, Gewalt und Lust. Peter Coyote gibt den freundlich-reservierten Saubermann, dessen Image nach und nach Kratzer erhält. Sind diese berechtigt, oder will man ihn lediglich in ein falsches Licht setzen? Gregg Henry kommt als Leibwächter selten zu Zuge. Die Gauner sind herrlich fies gespielt, allen voran gefällt Eriq Ebouaney, der mich an Delroy Lindo erinnert.

Meiner Ansicht nach ist "Femme Fatale" ein mutiger Film, denn er spielt nicht nur mit der Erwartungshaltung der Zuschauer, sondern verzichtet auch auf ausufernde Skandale und stumpfe Provokationen. De Palma inszeniert stilvoll und stilsicher, auch wenn "Femme Fatale" oft wie eine Zitatsammlung und recht selbstverliebt wirkt, punktet der Streifen trotzdem als eigenständiger Fels in der Brandung. Bei der Erstsichtung entfalten sich die Reize dieses cleveren Flicks noch nicht vollständig. Ich habe den Film nun zweimal gesehen, bei der zweiten Sichtung ist er deutlich gewachsen. Die nächste Session wird mit Freude erwartet, vielleicht als Double Feature mit einem anderen Werk von De Palma. Die DVD gibt es zum kleinen Preis, die Qualität geht in Ordnung, die Boni sind interessant. Für diesen feinen Thriller setzt es eine ganz klare Kaufempfehlung!

Momentaner Pegelstand: 7,5/10 (gut bis sehr gut). ...aber da geht noch mehr, dessen bin ich mir sicher.

Lieblingszitat:

"Bist du wütend auf mich?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 21. Jul 2010, 20:20
von Blap
Rhea M... Es begann ohne Warnung (USA 1986, Originaltitel: Maximum Overdrive)

Die Erde gerät unter den Einfluss des Kometen Rhea M. Sehr unangenehm, denn Maschinen beginnen durchzudrehen und Menschen zu attackieren. Eine Klappbrücke wird für einige Verkehrsteilnehmer zur Todesfalle, Automaten beschiessen Menschen mit Coladosen, Rasenmäher betätigen sich als Mettgutproduzenten. Bill (Emilio Estevez) hat momentan eigentlich ganz andere Sorgen. Der ehemalige Strafgefangene arbeitet in einer Raststätte, sein Chef Mr. Hendershot (Pat Hingle) ist ein fieser Ausbeuter, Konflikte mit dem Personal sind an der Tagesordnung. Die Raststätte verfügt auch über eine Tankstelle, was sich während der "Kometenkrise" als sehr unangenehm erweisen soll. Wildgewordene Trucks ohne Fahrer belagern das Gelände, wer flüchten will wird ohne Gnade von den Höllenmaschinen überrollt. Für die anwesenden Menschlein beginnt ein Kampf ums nackte Überleben. Bill und sein Chef geraten sich immer häufiger und heftiger sich in die Haare. Doch immerhin findet der junge Mann in der Tramperin Brett (Laura Harrington), eine ehrliche, zuverlässige und schlagfertige Helferin...

Viele Stephen King Romane/Kurzgeschichten wurden verfilmt, bei "Maximum Overdrive" führte der hauptberufliche Schreiberling erstmals selbst Regie (lässt man seine Mitwirkung bei "Creepshow" (1982) unberücksichtigt). Der hier kurz vorgestellte Film ist Kings erste Regiearbeit bezüglich eines abendfüllenden Streifens. Der Auftakt gelingt dem "Anfänger" sehr gut, während einer Szene an einem Bankautomaten nimmt sich Mr. King gleich selbst kräftig auf die Schippe. Es folgen dramatische Ereignisse auf einer Klappbrücke, ebenfalls sehr unterhaltsam inszeniert, abgerundet durch liebenswerten Humor. Munter geht es weiter mit dem Automaten des Schreckens, bis uns die Reise schliesslich zur besagten Raststätte führt. King lockert die dortigen Ereignisse zunächst geschickt auf. Wir bekommen es mit einem frisch verheirateten Pärchen zu tun, das unter grösster Lebensgefahr die Raststätte erreicht. Ein kleiner Junge schlägt sich per Fahrrad bis zum Tank- und Fresstempel durch. Doch nach und nach geht dem Film ein wenig die Luft aus, King ergeht sich zu häufig in belanglosen Füllszenen, auch der Humor läuft ab und an ins Leere. An den Darstellern liegt es sicher nicht, die Damen und Herren erledigen ihre Arbeit solide. Emilio Estevez wirkt wie üblich recht unscheinbar, er passt aber gut in die Rolle des "kleinen Alltagshelden". Pat Hingle überzeugt als ätzender Fiesling, auf den Mann ist immer Verlass. Er gehört zur Riege der sehr gefragten Nebendarsteller, sein Name ist nicht sonderlich bekannt, doch jeder Filmfreund wird sein Gesicht schon häufiger gesehen haben. Weiterhin fällt das junge Ehepaar auf. Der zunächst ein wenig schüchterne Gatte wächst zum Nebenhelden heran, wärend sein Weiblein Connie (Yeardley Smith), die Schwelle zur hysterischen Nervensäge des öfteren überschreitet.

Die Sprache fällt erstaunlich grobschlächtig aus, selbst Schimanski "arschlocht" nicht dermaßen ausufernd. Die deutsche Synchronisation gefällt mir übrigens sehr gut, sie trifft den Zungenschlag des amerikanischen Originaltons auf angenehme Art. Belagerungsfilme haben bei mir immer Kredit, ergo geht "Maximum Overdrive" mit einem kleinen Sympathiebonus an den Start. King zeigt sich nicht nur bei den Dialogen aufgeschlossen für eine harsche Gangart, er klopft auch hier und da ein wenig aufs Mett. Übermäßig blutig wird es nicht, doch die entsprechenden Szenen wurden ansprechend realisiert. Leider mangelt es dem Nachwuchsregisseur ein wenig an Gespür, was die Disziplinen Tempo und Blick für das Wesentliche angeht. Zu oft lässt King sein Baby ein wenig ziellos umherschweifen. Beim Soundtrack setzt man überwiegend auf Beiträge von AC/DC. Aufgrund der Limitiertheit jener Herren aus Australien, hätte ich mir die Beteiligung weiterer Künstler gewünscht. Der Verzicht auf den üblichen "Hollywood-Streicher-Schleim" begrüße ich ausdrücklich. Doch "Rocker" Stephen King hätte gut daran getan, sich nicht nur auf Schrubber Angus samt Anhang zu verlassen. Ich will nun aber nicht krampfhaft nach Haaren in der Suppe suchen, denn für einen Erstling geht "Maximum Overdrive" durchaus in Ordnung. Die Schwachpunkte sehe ich diesem durchweg sympathischen Werk gern nach, alle Jahre wieder führe ich mir den Streifen zu Gemüte. Weitere Zuneigung sichert sich der Film durch seine angenehme Selbstironie. Diese zieht sich durch die gesamte Handlung, beginnt mit der Eröffnungszene am Geldautomaten, endet mit der erklärenden Texttafel vor Beginn des Abspanns.

Die DVD von Kinowelt ist insgesamt zufriedenstellend geraten. Beim Kauf gilt es zu beachten, der gekürtzen Scheibe mit FSK 16 Freigabe die kalte Schulter zu zeigen. Die ungekürzte Fassung ohne Jugendfreigabe ist ebenfalls für kleines Geld zu bekommen, z.B. für 6.98€ im Shop der OFDB (der übrigens ab 20€ Bestellwert ohne Versandkosten verschickt).

Für diesen liebenswerten Film möchte ich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) in die Waagschale werfen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass diese Bewertung einen kleinen Fanbonus beinhaltet. Skeptiker könnten durchaus zu einem weniger freundlichen Ergebnis gelangen.

Lieblingszitat:

"...und wenn du deine Finger nicht von meinem Bein nimmst, dann wirst du dir den Arsch das nächste Mal mit einem Haken abwischen!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 21. Jul 2010, 22:14
von Santini
Ui- RHEA M habe ich als recht bescheiden in Erinnerung. King war ja bekanntlich meistens unzufrieden mit den Verfilmungen seiner Romane, wollte es "besser machen!" - und dann kam dieser Film.

Den Auftakt fand ich noch recht gelungen - allerdings flacht der Film dann zunehmends ab.

Ich muß dazu sagen, meine Meinung bezieht sich auf die Zeit der damaligen VHS-VÖ (damals mehrfach gesehen und seit dem nie wieder! - also gute 25 Jahre her.)

Kein Rohrkrepierer - aber auch kein wirklich guter Stoff wie ich finde.

Anders gesagt: Herr King beschwert(e) sich über die Verfilmungen seiner Romane & setzt es dann selber mehr oder weniger in den Sand. Schuster bleib bei deinen Leisten. ;)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 21. Jul 2010, 22:44
von buxtebrawler
Ach ja, RHEA M... den hab ich auch eher als unterhaltsamen (Edel-)Trash in Erinnerung, dem es leider an fast allem, was halbwegs gelungene King-Verfilmungen sonst ausmacht, fehlt.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Do 22. Jul 2010, 14:38
von Blap
Sämtliche Kritik hat der Film ohne Zweifel verdient. Ich mag das Teil, es ist irgendwie liebenswert.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Fr 23. Jul 2010, 00:15
von Blap
Carrie (USA 1976, Originaltitel: Carrie)

Eigentlich möchte Carrie White (Sissy Spacek) das ganze normale Leben eines Teenagers leben. Doch ihre Mutter Margaret (Piper Laurie) ist von religiösen Wahnvorstellungen zerfressen, drangsaliert ihre Tochter psychisch und physisch bis aufs Äusserste. Als Carrie nach dem Schulsport unter der Dusche steht, bekommt sie zum ersten Mal ihre Monatsblutung, auf die sie -mangels Aufklärung- panisch reagiert. Ihre Mitschülerinnen machen sich lustig über das völlig verängstigte Mädchen, das wegen seiner scheinbaren Seltsamkeit sowieso stets zum Opfer von Spott und Hohn wird. Zuhause angekommen setzt sich der Terror fort, Mutter Margaret wirft ihrer Tochter sündige Gedanken für, die Blutung wäre die Strafe dafür, ein Zeichen des Herrn. Immerhin findet Carrie in der Lehrerin Miss Collins (Betty Buckley) eine Fürsprecherin, die dem Teenager ein wenig Mut und Selbstbewusstsein vermittelt. Darüberhinaus ist Miss Collins fest dazu entschlossen, die Übeltäterinnen für die Aktion im Umkleideraum zu bestrafen. Es setzt Nachsitzen in Form von Sportunterricht, wer sich weigert, wird vom anstehenden Abschlussball ausgeschlossen. Bei Sue (Amy Irving) meldet sich das schlechte Gewissen, sie gehörte zu den Peinigerinnen, will Carrie nun aber eine Freude bereiten. Sie überredet ihren Freund Tommy (William Katt) dazu, die geknechtete Carrie zum Abschlussball zu begleiten. Nach anfänglicher Skepsis willigt Carrie ein, sie näht sich ein hübsches Kleid, überwindet sogar den Widerstand ihrer irren Mutter. Doch während Sue endlich verstanden hat, steht der verwöhnten Göre Chris (Nancy Allen) der Sinn nach Rache. Mit der Hilfe ihres stumpfsinnigen Freundes Billy (John Travolta), bereitet sie eine "Überraschung" für Carrie vor. Keiner der auf dem Ball anwesenden Schüler oder Lehrer ahnt, dass Carrie über telekinetische Kräfte verfügt, die bei Aufregung gewaltige Ausmaße erreichen können...

Erst landete mit "Femme Fatale" eine Regiearbeit von Brian De Palma in meinem Player. Einen Tag später gab es mit "Rhea M" eine Stephen King Verfilmung, bei der King selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. Nun führt der lange vor diesen Streifen entstandene "Carrie", die Regiekünste De Palmas, mit einer Erzählung von Stephen King zusammen. Das Ergebnis beeindruckt mich auch nach vielen, vielen Jahren immer wieder, der Film ist meiner Meinung nach sogar im Laufe der Jahrzehnte gewachsen. "Carrie" schildert zunächst recht ausführtlich die Probleme eines Mädchens, das auf der Schwelle zur Frau steht, aber mit gigantischen Widerständen und Widersachern zu kämpfen hat. Das grösste Problem ist die eigene Mutter, die -zerfressen vom religiösen Irrsinn- der Tochter das Leben zur Hölle auf Erden macht. Alles ist Sünde, das Verderben, der Satan höchstpersönlich, lauern laut Mutter White hinter jeder Ecke, jeder Gedanke könnte eine unverzeihliche Sünde sein. Verstört durch diese kranken Ansichten und Auswüchse, kommt Carrie in der Schule nicht mit ihren Mitschülerinnen zurecht, die immer wieder über das wehrlose Mädchen herfallen, wie ein gieriges Rudel Hyänen tun würde. Als Carrie sich energisch aus dem Joch ihrer Mutter zu befreien beginnt, werden ihr die Rachegelüste einer Mitschülerin zum Verhängnis. De Palma lässt seine Hauptfigur leiden, sie sanft den lieblichen Nektar der Glückseligkeit kosten, um sie dann ohne Gnade in die tiefsten Abgründe menschlichen Elends zu stürzen. Gruselstimmung macht sich von Anfang an breit, doch diese ist eher als unterschwellige, lauernde Bedrohung präsent. Wenn Carrie von ihrer Mutter drangsaliert wird, sich nach und nach ihrer besonderen Kräfte bewusst wird, kocht die Bedrohung kurz auf, nur um gleich wieder unter der trügerischen Stille der Oberfläche zu verschwinden. Vordergründig betrachtet scheint De Palma nicht allzu schwelgerisch zu inszenieren, doch tatsächlich setzt der Regisseur die Ausrufezeichen immer genau zum perfekten Zeitpunkt. Beim Schulball steigert sich die Spannung ins Unermessliche, um sich schliesslich in einem grausigen Inferno zu entladen. De Palma setzt seine geliebten Stilmittel Split Screen und Zeitlupe mit traumwandlerischer Sicherheit ein, besonders die Zeitlupe zerrt an den Nerven des Zuschauers, lässt die Sinne schnurstracks ins Zentrum des Hölle rasen. Selten sorgte der ausufernde Einsatz der Zeitlupe, für eine derartig hohe Herzfrequenz!

Was Brian De Palma hier geleistet hat, lässt mich voller Ehrfurcht auf die Knie sinken. Doch die Schauspieler sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn sie tragen mit phantastischen Leistungen zum Gelingen des Werkes bei. An erster Stelle muss selbstverständlich die Hauptdarstellerin Sissy Spacek genannt werden. Sie durchlebt -wie der Zuschauer- einen unfassbar intensiven Trip, raus aus der heimischen Hölle, kurz in den Himmel der Glückseligkeit, nur um tiefer als jemals zuvor zu fallen. Spacek war während der Dreharbeiten bereits ein paar Jahre zu alt um einen Teenager zu spielen, doch dies trifft nur auf Papier zu. Durch ihre wenig frauliche Figur, und die gute Arbeit der Maskenbildner, nimmt man Spacek die Rolle auch optisch jederzeit ab. Ihre Leistung ist zu jeder Sekunde von äusserster Intensität. Verstört, verschüchtert und gepeinigt, plötzlich von der Hoffung auf ein besseres Leben ergriffen, zeigt sie sich energisch, kämpferisch, aufgeladen mit positiver Energie. Diese positive Energie kehrt sich nach dem "Anschlag" um, verwandelt die junge Frau in eine rasende Bestie, die trotzdem eine bizarr-ruhige Souveränität austrahlt, geprägt von beängstigender Präzision und Kälte. Auf ähnlich hohem Niveau spielt auch Piper Laurie, der man die fehlgeleitete Fanatikerin ebenso fraglos abnimmt. Amy Irving war noch mehrfach in Filmen De Palmas zu sehen. In "The Fury" (Teufelskreis Alpha, 1978) war sie mit ungewöhnlichen Kräften "gesegnet", Telekinese spielte auch dort eine wichtige Rolle. Nancy Allen gibt das "böse Mädchen", sie heiratete De Palma und war ebenfalls in weiteren Filmen ihres Gatten zu sehen ("Dressed to Kill", 1980 und "Blow Out", 1981). Die Rolle der verdorbenen Göre steht ihr gut zu Gesicht, der junge John Travolta unterstützt sie als notgeiler Dummbatz vortrefflich. Wenig später sollte er als Tanzmaus seinen grossen Durchbruch feiern, aber das ist eine andere Geschichte. Der "gute Junge" William Katt ist Horrorfreunden sicher durch "House" (1986) in Erinnerung. Betty Buckley als engagierte Lehrerin soll nicht unerwähnt bleiben, sie fügt sich -wie sämtliche Nebendarsteller- sehr gut in das Geschehen ein.

"Carrie" funktioniert nicht nur als Horrorbeitrag. Der Film prangert blinden Fanatismus an, rückt Ignoranz und Boshaftigkeit zu Leibe, doch De Palma erspart uns glücklicherweise den erhobenen Zeigefinger. Ebenfalls erspart bleibt dem dankbaren Zuschauer ein kitschiges Ende, denn "Carrie" bleibt bis zur letzten Sekunde konsequent, gnadenlos und intensiv. Ein sehr gutes Drehbuch in den Händen eines talentierten Regisseurs, dazu eine traumhaft gute Besetzung, fertig ist der zeitlose Klassiker! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie der Film bei der ersten Sichtung auf mich wirkte. Es war leider nicht im Kino, ich sah "Carrie" erst Mitte der achtziger Jahre auf Video, doch ich war bereits damals extrem fasziniert. Die letzte Szene liess mich vor Schreck aus dem Sofa springen, so nah ist man dem ersten Infarkt nicht alle Tage. "Carrie" sei auch Filmfreunden ans Herz gelegt, die sich sonst eher weniger für Horror begeistern können, diese Perle sollte sich niemand entgehen lassen!

Mir liegt "Carrie" als ältere DVD Auflage vor. Das Bild wird dem Werk nicht ganz gerecht, eine anamorphe Abtastung glänzt durch Abwesenheit. Es gibt seit einiger Zeit verbesserte Ausgaben. Die bereits 2004 veröffentlichte "Gold Edition", bietet neben dem besseren Bild auch diverse Boni. Die momentan erhältliche "Standard Ausgabe", kommt zwar dünn ausgestattet daher, sollte aber "technisch" mit der "Gold Edition" übereinstimmen (Falls dem nicht so ist, bitte ich um entsprechende Ergänzung). Die Scheibe gibt es zum kleinen Preis, doch im Grunde ist dieser Schatz sowieso unbezahlbar. Kaufpflicht!

De Palma gelang mit "Carrie" ein Meisterstück! 9/10 (überragend) sind in diesem Fall angebracht!

Lieblingszitat:

"Dies sind gottlose Zeiten, Mrs. Snell!"
"Darauf trinke ich!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Sa 24. Jul 2010, 16:29
von dr. freudstein
buxtebrawler hat geschrieben:Ach ja, RHEA M... den hab ich auch eher als unterhaltsamen (Edel-)Trash in Erinnerung, dem es leider an fast allem, was halbegs (halbwegs :ugeek: :P )gelungene King-Verfilmungen sonst ausmacht, fehlt.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Sa 24. Jul 2010, 21:18
von Onkel Joe
Blap hat geschrieben:Rhea M... Es begann ohne Warnung (USA 1986, Originaltitel: Maximum Overdrive)
Für diesen liebenswerten Film möchte ich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) in die Waagschale werfen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass diese Bewertung einen kleinen Fanbonus beinhaltet. Skeptiker könnten durchaus zu einem weniger freundlichen Ergebnis gelangen.

Diese 6,5 kann es nur mit Fanbonus geben, der Film ist ein NICHTS !!!
Er nimmt sich so ernst aber alles kommt so dümmlich daher, mein GOTT was ein SCHEIß FILM.
Last bloß die Finger von dem Teil, selbst nach Jahren bleibt er so schlecht und es findet sich einfach nichts warum man seine meinung ändern sollte.