Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Night of the Scorpion

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Millionär Oliver kehrt mit seiner neuen Angetrauten Ruth nach einem Jahr Abwesenheit just an dem Tag in sein geräumiges Anwesen zurück, an dem seine erste Frau Helen durch einen Sturz über ein Geländer den Tod fand. Obwohl das schicksalhafte Ereignis damals als Unfall zu den Akten abgelegt wurden, ist sich Oliver aber durch seine damalige Alkoholsucht nicht im Klaren, was sich damals wirklich abgespielt hat und auch seine ebenfalls dort wohnhafte und introvertierte Schwester Jenny und die etwas zu aufgeschlossene und ebenfalls verwitwete Schwiegermutter Sara sind in dieser Sache keine große Hilfe. Wenig später ereignen sich in dem Haus auch seltsame Dinge und nach einem eher frostigen Empfang fühlt sich Ruth auch zunehmend von einem Unbekannten bedroht. Während Oliver versucht seine zweite Frau zu beruhigen, ergreift diese aber die Initiative, beginnt mit eigenen Nachforschungen und sticht so auch prompt in das sprichwörtliche Wespennest.

Hübsch gemachter, wenn auch nicht sonderlich spektakulärer Giallo aus spanisch-italienischer Koproduktion über eine tote Frau bzw. einen vermeintlichen Unfall in einem geräumigen Haus und mehrere Bewohner, die allesamt für einen möglichen Mord in Frage kommen würden. Dabei lebt der Streifen davon, dass der Zuschauer bis zum dramatischen Finale nicht weiß, was sich in der schicksalhaften Nacht wirklich zugetragen hat und sich die sehr überschaubare Anzahl von Darstellern zwischen Sex, Alkohol und Tabak-Konsum auch allesamt mehr als verdächtig machen. Als dann mit der hübschen Ruth eine neue Frau auf der Bildfläche erscheint, die es nun aber genauer wissen möchte, überstürzen sich die Ereignisse in dem abgelegenen Haus und es geschehen weitere Morde. Alles recht solide und System-erhaltend von Regisseur Alfonso Balcázar inszeniert ist „La casa de las muertas vivientes“ aber sicher kein verkanntes Genre-Juwel, sondern ein mittelprächtiger und für den Giallo-Fan dennoch unterhaltsames Kammerspiel-Drama mit der üblichen Figurenkonstellation aus der Zeit bzw. undurchsichtige und psychisch labile Figuren aus der feinen Gesellschaft, die sich auch allesamt verdächtig machen. Die Auflösung der ganzen Geschichte hätte für meinen Geschmack durchaus spektakulärer ausfallen können und die - zugegegeben - etwas banale Ausgangsidee wird auch ziemlich ausgereizt. Auf der anderen Seite freue ich mich ja über jede neue Entdeckung aus der Ecke und die US-Scheibe aus dem Hause Dorado (https://doradofilms.video/) hat hier wohl auch eine ziemliche Rarität vor dem Vergessen bewahrt, bei der sich Pixelzähler und Ton-Fetischisten aber wieder die üblichen Mängel finden werden. Ich hingegen bin sehr zufrieden und froh über das vorliegende, durchaus annehmbare Ergebnis und der Tatsache, ein weiteres Kreuzchen auf meiner für meinen Geschmack immer noch viel zu langen „Giallo-To-Do“-Liste machen zu können.


PS: Lustiges Detail am Rande: Italo-Fans werden in dem vermeintlichen Portrait der verstorbenen Helen aber unschwer das Bildnis von Laura Antonellis aus dem 1969 entstandenen Werk "Venus im Pelz" von Massimo Dallamano erkennen. Die Ähnlichkeit mit der Darstellerin hier ist auch verblüffend... verblüffend nicht gegeben! ;)
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nacktschnecken

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Johann, Max und Maria, genannt Mao sind drei Ex-Studenten, die in Graz mehr schlecht als recht in einer WG dahinleben und ihren Lebensunterhalt mit unterschiedlichen Dingen verdienen. Als das ohnehin schon knappe Geld noch knapper wird, bekommt Mao durch einen Dealer den Ansporn einen Porno zu drehen. Vermeintlich leicht verdientes Geld, dass mit Johann und Max vor - und Mao hinter der Kamera auch scheinbar leicht zu realisieren ist. Nach einem Casting sind auch zwei willige, weibliche Darstellerinnen gefunden und mit dem Haus von Maos auf Urlaub gefahrenen Eltern gibt es auch schon die richtige Location für den österreichischen Fleischfilm. Doch die für ein Wochenende festgelegten Dreharbeiten entpuppen sich als ein Stück hartes Brot und persönliche Befindlichkeiten, mangelnde Standfestigkeit und durch Alkohol und Drogen ausgelöste große und kleine Krisen rücken ein brauchbares Ergebnis in weite Ferne…

Michael Glawoggers „Nacktschnecken“ ist ja in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Film, der meines Wissens erstmals die Künstler im Umfeld des Grazer „Theater am Bahnhofs“ in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit rückte. Damals schon lange Geheimtipp für montägliches Impro-Theater und sonstige Produktionen war der 2004 gedrehte und eigentlich nicht ganz Mainstream-taugliche Streifen dann auch Impulsgeber für zahlreiche andere Produktionen und machte auch seine drei Hauptdarsteller bekannt, die heutzutage auch gar nicht mehr aus dem österreichischen Kulturschaffen und Fernseh- und Kinolandschaft wegzudenken sind. Der Streifen selbst ist eine eher seltsame Mischung aus Slacker-Komödie, die versucht den Spagat zwischen Witz und Ernst, Sex und Komödie, sowie Gaga und Anspruch zu finden und dabei auch österreichische Befindlichkeiten bloßlegt. Bisweilen mutet das Drehbuch etwas viel an Verwicklungen und „Nacktschnecken“ wirkt oftmals wie eine Collage aus Ideen, die bisweilen auch surrealer Natur sind. Nicht jeder Gag zündet und nicht jede Figur wird greifbar, was wohl auch beabsichtigt scheint und dennoch ist die Dramödie des mittlerweile leider verstorbenen Regisseurs Michael Glawogger ein unterhaltsam wie spannender und auch sehr österreichischer Streifen, der so wie das „Theater im Bahnhof“ auch im Verlauf seiner 90 Minuten immer wieder für eine unvorhergesehene Überraschung gut ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Seekers

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Mike und dessen Freundin Eileen, sowie Sarah und George sind begeisterte Geocacher, sprich moderne Schatzsucher, die mit GPS-Gerät bewaffnet abgelegene Gegenden unsicher machen um dort nach kleinen versteckten Dingen zu suchen, die jemand anderes für Freunde dieses Hobbys hinterlassen hat. Als die vier eines Tages nach Polen reisen um dort ein paar dieser im Internet veröffentlichten Geocaching-Punkte zu finden, werden sie von Kameramann Martin begleitet, der den Trip für die Nachwelt festhalten soll. Zuerst verläuft auch alles nach Plan und die Stimmung unter den Freunden gut, doch wenig später führt eine Spur die Truppe zu einem sogenannten „Lost Place“ der sich als verlassenes Hotel mit düsterer Vergangenheit herausstellt. Während die fünf Abenteurer davon aber noch nichts ahnen und nach dem versteckten Punkt suchen, geschehen jedoch mysteriöse Dinge und es scheint, als hätte eine dunkle Macht bereits auf die Ankunft der Wanderer gewartet…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Videomaterial aus der Kamera von fünf Geocachern, die sich in Polen als moderne Schatzsucher betätigen und in einem verlassenen Hotel auf einen bösen Geist stoßen. Leider ist „Seekers“ aber wie schon sein deutscher Genre-Kollege „Die Präsenz“ eine ziemlich lahme Kopie von „Blair Witch Project“ mit „Paranormal Activity“-Einschlag und Michael Effenbergers Streifen leidet an der ersten Stunde auch an akuter Ereignisarmut. Gleich zu Beginn wird ja auch gleich das Ende gespoilert und selbst im Finale gibt es kaum nennenswerte Momente, die man nicht schon dutzendfach in anderen „Found-Footage“-Werken gesehen hätte. Die Location ist ja jetzt nicht unbedingt gruselig und sieht erst gar nicht so aus, als wäre in Polen gedreht worden und lahm fand ich auch die Tatsache, dass zwischendurch immer wieder versucht wird, Spannungsmomente aufzubauen, die dann aber in belanglosen Auflösungen verpuffen oder nicht weiter verfolgt werden. Mit 90 Minuten wirkt „Seekers“ angesichts seines Inhalts auch viel zu lang und eine Straffung, ein eigenständiger Einfall und/oder ein unheimlicher Moment in der ersten Stunde hätten ja sicher nicht geschadet. So bleibt unterm Strich auch nicht viel das im Gedächtnis des Zuschauers zurückbleiben könnte und „Seekers“ ist dann auch eher ein kleiner, günstig produzierter und inhaltlich bescheidener Genre-Happen für Zwischendurch und Leutchen wie meine Wenigkeit, die sich hoffnungsfroh und wohlwollend alles aus der Ecke anschauen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

West Side Story

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Die aus Einwanderer-Jugendlichen bestehenden Gangs mit den Namen die „Jets“ und die „Sharks“ bekriegen sich in den Hinterhöfen Manhattans und beharren auf dem jeweiligen Revier, das jedoch auch die andere Seite für sich beansprucht. Dazwischen finden sich Tony, ehemaliger Anführer der „Jest“ und Maria, die soeben nach Amerika ausgewanderte Schwester des Shark-Anführers Bernardo, die sich auf einer Tanzveranstaltung das erste Mal sehen und sich sofort unsterblich ineinander verlieben. Doch das zarte Glück ist nur von kurzer Dauer, da die Feindschaft, die Jugendkriminalität und der schicksalhafte Verlauf einer Nacht andere Pläne für die beiden jungen Menschen bereithält.

Im Rahmen einer donnerstäglichen Musikfilm-Abende ist gestern auch erstmals ein richtiger Klassiker des Genres im Player gelandet, der mich ehrlich gesagt aber doch ziemlich überrascht hat. Klar geht es in „West Side Story“ in erster Linie um Herz-Schmerz und eine junge Liebe im Fadenkreuz feindlicher Bandenaktivitäten, aber der Streifen ist angesichts seines Entstehungsjahres ja eine überraschend hübsche und kurzweilige Sache. Angefangen von dem von Saul Bass gestalteten Intro über die überraschend dynamischen gestalteten und eingefangenen Tanz- und Gesangssequenzen bis hin zu visuellen Einfällen und strahlenden Farben und hübschen Locations hat mir das ehrlich gesagt alles sehr gut gefallen. Die Musik ist ja auch hinlänglich bekannt und auch wenn die sehr minimal gehaltene Geschichte für das Erfolgsmusical entsprechend überspitzt und romantisch verklärt daherkommt, so ist die Geschichte gegen unnötige Gewalt und das Thema Einwanderung ja noch immer aktueller Natur. Überraschend knackig sind auch die vielen Tanzszenen und die Darsteller zappeln und singen sich wirklich die Seele aus dem Leib und hier könnte ich auch noch viele Dinge mehr aufzählen. 1961 gab es für den opulent gestalteten Klassiker jedenfalls noch 10 Oscars und die Latte für nachfolgende Filme aus der Ecke wurde hier auch sehr hoch gelegt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Unfriend

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„Unfriend“ des deutschen Regisseurs Simon Verhoeven ist wohl eine moderne „The Ring 2.0“-Variante für die Facebook-Generation über eine junge Einzelgängerin, deren Freundschaftsanfrage in sozialen Netzwerken man besser nicht annehmen sollte. So geht es auch der hübschen und bei allen beliebten Laura und deren Umfeld, die zuerst virtuell und dann im richtigen Leben von bösen Mächten gestalkt werden. Die durchaus lebensnahe Figur einer Selbstdarstellerin und Friendsammlerin muss es dann auf die ziemlich harte Tour lernen, dass man virtuelle Freundschaften und Social-Media-Beliebtheit ja nur so lange zählen, wie man seine Follower mit entsprechenden Beiträgen versorgt und so etwas auch rasch vorbei sein kann, wenn man beim digitalen Pöbel in Ungnade fällt. Dabei hätte ich mir nach den ersten Minuten eigentlich einen waschechten Stalking-Thriller mit realem Bezug erwartet, der dann jedoch relativ rasch ins Übernatürliche kippt. Eine etwaige und sozialkritische Komponente und Dinge wie Internetsucht und Schlombinismus werden aber leider nur sehr kurz angeschnitten, ehe es in Richtung Geisterbahn geht und die funktionalen Horror- und Ekelmomente bis zum etwas vorhersehbaren Ende abgespult werden. Richtige Überraschungen halten sich jedoch eher zurück und am Ende geht der Geschichte meines Erachtens auch etwas die Luft aus, aber ansonsten ist der Streifen recht kurzweilig und hübsch gemacht und dürfte auch so manchen Facebook-User wieder in den Sinn kommen, wenn wieder einmal Freundschaftsanfragen von Unbekannten eintrudeln…

Ebenfalls lustig:
„Friend Request (2016): Originally titled "Unknown Error", the film was later renamed internationally, to avoid confusion with Unfriended (2014), otherwise known as "Unfriended". In Germany, the film is titled "Unfriend" since Unfriended (2014) was released as "Unknown User" in that country. (quelle: imdb.com)

Lake Mungo

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Im Jahr 2005 kehrt Alice Palmer bei einem Familienausflug an einem Stausee nicht mehr aus dem Wasser zurück. Während ihre Familie voller Sorge ist und noch immer auf einen positiven Ausgang ihres Verschwindens hoffen, werden Polizei und Taucher hinzugezogen, die etwas später einen Leichnam aus dem Wasser fischen, der vom Vater auch entsprechend identifiziert wird. Während die Familie in weiterer Folge um den Verlust der Tochter und Schwester trauert, geschehen im Haus der Palmers jedoch seltsame Dinge und es scheint, als wäre der Geist Lauras zurückgekommen, um der Familie etwas mitzuteilen. Als ein Parapsychologe hinzugezogen wird, tauchen jedoch weitere Geheimnisse im Umfeld der Verstorbenen auf und weitere, scheinbar unheimliche Phänomene nehmen ihren Lauf…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form einer australischen Mockumentary aus dem Jahr 2008 über scheinbar paranormale Vorgänge nach dem Tod eines Teenagers im familiären Umfeld. Dabei ist „Lake Mungo“ so gestaltet wie eine überlange Episode der seinerzeit sehr beliebten Serie „Autopsy – Mysteriöse Todesfälle“ und rollt den Fall in Form von Interviews, Ton- und Filmdokumenten auf und liefert immer wieder kleine Überraschungen und Twists, die die ganze Sache in einem anderen Licht erscheinen lassen und den Zuschauer auf eine falsche Fährte führen. Die Meinungen zu dem Teil sind ja durchaus gespalten und obwohl es zwischendurch dank Geisterfotografie immer wiedermal kreuzunheimlich wird, kommen Grusel- und Horrorfans aber aufgrund des dokumentarischen Stils sicher nur sehr bedingt auf ihre Kosten. Ich fand „Lake Mungo“ aber ganz interessant gemacht und die unaufgeregt erzählte Mischung aus paranormaler Schnitzeljagd, Familiendrama vermeintlich echten Bildern und Interviews mit Laien-Darstellern wirkte auf mich auch authentisch und spannend. Der auf Low-Budget aufbereitete Inhalt streift gleich mehrere Schubladen und die finale Auflösung wird sicher nicht jeden gefallen, aber da ich für diese Art von Fake-Documentary-Filmen nun einmal sehr aufgeschlossen bin, fand ich auch diesen eher dramatischeren und unaufgeregt präsentieren Beitrag aus Down-Under zwar nicht gänzlich gelungen, aber doch sehr interessant.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

You are not alone

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„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Videoaufnahmen eines amerikanischen Pärchens, dass sich mittels vorrübergehendem Haustausch im englischen Glastonbury niederlässt um dort kreativen Arbeiten nachzugehen. Dummerweise ist das Haus, dass ihnen von einem Pärchen überlassen wird aber nicht ganz so verlassen wie es scheint und später mehren sich die Anzeichen, dass Ginny und Matt Tag und Nacht Besuch von einem Unbekannten bekommt, der scheinbar willkürlich das Haus betreten kann. Dabei mischt Mark Ezra „Found Footage“ mit „Home Invasion“ und macht daraus eine desaströse und lahme Luftnummer, dass man als Fan des Genres nur noch verwundert mit dem Kopf schütteln kann. Der angesichts seiner Freigabe überraschend harmlose Streifen besteht ja hauptsächlich aus lahmen Touri-Gefilme und entbehrlichen Pärchen-Blabla und im Rennen um die unlogischsten Verhaltensweisen in „Found Footage“-Filmen ist das Ami-Pärchen in „You are not alone“ jedenfalls ganz, ganz vorne dabei. Egal wie sich Matt und Ginny in der durchaus nachvollziehbaren und bedrohlichen Situation verhalten - es ist halt immer falsch und entgegen jeglicher Logik, damit es dann im Finale auch kurzfristig eskalieren kann. Eigentlich bedarf es ja gerade in der „Found Footage“-Ecke nicht sonderlich um den Zuschauer für 80 Minuten halbwegs interessiert bei der Stange zu halten, aber was Mark „Die Todesparty“ Ezra hier abliefert ist nicht nur ein Affront gegen mündige Zuschauer, sondern auch ein Musterbeispiel wie man es in Punkto Spannungsaufbau tunlichst nicht machen sollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Windmill Massacre

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Australierin Jennifer hat ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und versucht in Amsterdam ein neues Leben anzufangen. Doch der Plan läuft schief und nachdem sie auf der Straße gelandet ist, steigt sie bei der morgendlichen Flucht vor der Polizei zufällig in den Bus des freundlichen Abe, der im Auftrag einer Reisefirma Touristen durchs Land von einer Sehenswürdigkeit zur anderen kutschiert. Während diese besichtigt werden und Abe von der Geschichte des Landes erzählt, kommt sich die bunt zusammengewürfelte Truppe auch an Bord näher. Wenig später kippt jedoch die Situation, als der Bus mitten in der Nacht eine Panne hat und zwei Teilnehmer der Truppe bei der Suche nach Hilfe von einem entstellten Sensenmann angegriffen werden, der sich die Reisenden aber scheinbar nicht als zufällige Opfer ausgesucht hat…

Spaßiger Euro-Horror aus den Niederlanden mit internationalen Cast, der wohl eine alte niederländische Sage über einem umtriebigen Müller mit modernem und übernatürlichem Slasher-Film verknüpft. Herausgekommen ist dabei eine eigentlich recht kurzweilige Sache mit regionalem Bezug und flottem Tempo, der seine Geschichte auch recht knackig erzählt. Originell fand ich auch die Erzählweise des Streifens mit meiner derzeitigen Lieblingsstadt Amsterdam als Ausgangspunkt und die unterschiedlichen Charaktere, deren Background im Verlauf seiner Handlung immer wieder kurz angerissen wird. Zwar sieht man hier nichts, was man nicht schon in anderen Monster-Slashern wie „Jeepers Creepers“ und Konsorten gesehen hat, aber in Punkto Unterhaltungswert gibt es in „The Windmill Massacre“ nicht viel zu meckern und Nick Jongerius hält den Zuschauer mit blutigen und sonstigen Wendungen auch immer hübsch bei Laune. Als sympathisches B-Movie bzw. kleiner Genre-Snack für Zwischendurch hat mir die niederländische Produktion zu nächtlicher Stunde jedenfalls überraschend gut gemundet, auch wenn das Rad hier sicher nicht neu erfunden wird. Gibt’s ungekürzt auch schon für ein paar Euro, sodass man auch hier nicht viel falsch machen kann.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott

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jogiwan hat geschrieben:Gestern wieder geguckt und 2 Stunden herrlichst abgelacht. "Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott" ist ja wirklich der totale Kracher und wo sieht man schon mal einen Film, wo eine zur Professorin geadelte Volksschauspielerin und österreichische Institution kurzerhand mit Ketamin ruhig gestellt wird. In dem in Graz gedrehte Streifen ist aber alles möglich und die turbulente Geschichte bietet viel Platz für liebenswerte Charaktere, mit denen es das Leben mitunter nicht immer so gut meint und die steirischer wohl nicht sein könnten. Und wann sieht man schon mal einen Film, bei dem die Schauplätze gleich direkt in der Nachbarschaft liegen. Zwar ist Prochaskas Streifen eine eher leichte Komödie mit viel Lokalkolorit, aber daran ist ja grundsätzlich nichts falsch. Ich mag das Teil jedenfalls sehr.
Immer wieder ein großer Spaß! :nick:
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das entfesselte Silvester

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Am Silvestertag sind in einem modernen Apartmentkomplex in Rom die unterschiedlichsten Menschen mit den Vorbereitungen zu einem gelungenen Jahreswechsel beschäftigt. Doch die Vorzeichen dafür stehen schlecht, als sich aus unterschiedlichen Gründen keine große Freude einstellen möchte. Die hübsche Giulia entdeckt, dass sie von ihrem Mann mit ihrer besten Freundin betrogen wird und beschließt Rache zu nehmen. Eine reiche Gräfin heuert einen Gigolo an und muss miterleben, wie ihre Party von einer Horde proletarischer Fußballfans gestürmt wird und ein biederer Anwalt wird beim SM-Liebesspiel mit einer Prostituierten von drei Einbrechern überrascht. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs und im schicksalhaften Verlauf der Silvesternacht steuert alles auch noch auf eine bombige Überraschung zu…

„Die entfesselte Silvesternacht“ ist der vollkommen misslungene Versuch von Regisseur Marco Risi – der Sohn von Dino Risi - eine überdrehte und pechschwarze Komödie im Ende der Neunziger so beliebten Tarantino-Stil zu drehen. Dabei bedient er sich in seinem Streifen vollkommen überzeichneter Charaktere und Szenarien, die leider allesamt wenig prickelnd ausgefallen sind und dem Zuschauer auch ein ausgelutschtes Klischee nach dem anderen zumuten. Vom biederen Rechtsanwalt im Lederoutfit mit Nippelklemmen, den obligatorischen Drugheads auf einem schlechten Trip, bis hin zu einer freizügigen Monica Bellucci, der man ihre Rolle als perfekte Hausfrau auch nicht wirklich abnehmen möchte, ist auch alles dabei, was man in derartigen Filmen eigentlich nicht mehr sehen möchte und der episodenhafte Streifen entpuppt sich mit zunehmender Laufzeit auch als zunehmend nervig. Auch der Humor hat so überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen und statt entlarvendem Zynismus setzt Risi auf billige Schadenfreude und destruktiven Sarkasmus. Am Ende gibt es dann noch etwas blutiges Gekröse, bevor die ganze Silvesterparty dem italienischen Originaltitel entsprechend mit einem Knalleffekt aufgelöst wird. Mag sein, dass ich mit der turbulenten Dramödie etwas zu hart ins Gericht gehe, aber hätte ich gestern neunzig Minuten auf die Decke gestarrt, wäre es vom Humor- und Unterhaltungsfaktor wohl auch ungefähr dasselbe gewesen und wegen solcher Filme ist dann wohl auch das Schrottwichteln erfunden worden.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Hanna D. - The Girl from Vondel Park

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Gestern wieder einmal geguckt ist „Hanna D. – The Girl from Vondel Park“ ja immer noch ein sehr herber Abstieg in die Welt von Drogen und Prostitution und Rino Di Silvestro ist hier wirklich ein düsterster, sleaziger, aber auch ungemein wirkungsvoller Schocker gelungen, der dem Zuschauer und seinen Figuren auch wenig erspart. „Angel in the Dark“ ist auch sicher kein Wohlfühlfilm für Zwischendurch, sondern präsentiert echte Junkies, unschöne Entzüge und jede Menge nackter Haut, bei deren Anblick man sich als Zuschauer ebenfalls schäbig fühlen darf. 90 Minuten italienische Rip-Off-Exploitation auf hohem Niveau und ein plakativer Drogenfilm, der - wie Dän richtig schreibt - die volle Palette bietet und so wohl auch keinen Zuschauer kalt lässt.
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