Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Visceral: Between the Ropes of Madness

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Trotz intensiver Vorbereitung und dem großen Wunsch nach sportlicher Anerkennung verliert ein namenloser Boxer nicht nur einen wichtigen Kampf, sondern in weitere Folge auch den Bezug zur Realität. Er sieht eine weibliche Kreatur namens Judas, die zu ihm spricht und steigert sich in brutale Sadomaso-Gewaltfantasien, in denen er wahllos Menschen auf sadistische Weise quält und ermordet.

Experimentelles Horror-Drama und Regie-Debüt des chilenischen Regisseurs Felipe Eluti, der im Booklet der deutschen DVD Jörg Buttgereit und den Film „Schramm“ zu seinen großen Vorbildern zählt. Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen und auch „Visceral“ ist das Portrait eines Serienmörders, das den Zuschauer ebenfalls lange über den tatsächlichen Inhalt des Streifens im Unklaren lässt. Dafür dreht Eltui auch gleich einmal ziemlich an der Gore-Schraube und präsentiert jede Menge Gewalt mit Bondage-Einschlag, die kostengünstig gemacht sind und die minimale Handlung auch nicht wirklich weiterbringen. Dazu kommen düstere Settings, viel Gewalt roter Lebenssaft, Mut zur Hässlichkeit und ein nervenaufreibendes Sound-Design, das auf größtmögliche Zuschauer-Verstörung abzielt. Auch die Bilder und Einstellungen wissen in dem Low-Budget-Streifen durchaus zu gefallen und trotzdem begeht Eluti trotz ambitionierter Herangehensweise den Fehler, zu sehr auf die Gorekeule zu setzen. Statt Charakterstudie ist „Visceral“ dann auch eher eine Aneinanderreihung von willkürlich erscheinenden Gewaltakten zu einer Art Schlachtplatte mit jeder Geschmacklosigkeiten und keinerlei Chancen bei einer etwaigen FSK-Prüfung, die als Tabu-brechendes Psychogramm aber trotzdem viele Jahre zu spät kommt. Vor vielen Jahren hätte mich das vielleicht noch angesprochen, aber heutzutage fand ich das trotz einer Laufzeit von knapp 64 Minuten (ohne Abspann) im Gegensatz zu den Vorbildern doch auf Dauer eher ermüdend.

Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin

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Während der angehende Möchtegern-Detektiv Lee Chan Jr., der Enkel des legendären Charlie Chan mit den Vorbereitungen zu seiner Hochzeit mit der hübschen Cordelia beschäftigt ist, geschehen in San Francisco eine Reihe von mysteriösen Morden. Während die Polizei unfähig und ratlos ist, rufen diese Morde aber auch schon bald den legendären Ermittler im Ruhestand auf den Plan, der sich in dem Fall auch wieder mit einer alten Feindin, der Drachenkönigin konfrontiert sieht, die er vor vielen Jahren hinter Gittern gebracht hat. Wenig später gerät auch noch die geplante Hochzeit in Gefahr und die Spürnase hat in dem turbulente Abenteuer auch bald alle Hände voll zu tun um den Fall zu lösen, den Mörder zu stellen und seinen tollpatschigen Enkel unter die Haube zu bringen.

„Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin“ habe ich ja auch mal vor vielen, vielen bzw. in sehr jungen Jahren im TV gesehen und eigentlich als ganz unterhaltsam in Erinnerung. Die Verfilmung von Clive Donner zählt trotz eindrucksvollen Cast und Peter Ustinov als chinesische Spürnase nicht gerade zu den Lieblingen der Fans und der Streifen bietet neben seiner spartanischen Krimihandlung auch vorwiegend Slapstick-Humor auf sehr niedrigen Niveau, der nüchtern auch kaum zu ertragen ist. Ständig stolpert jemand oder irgendetwas geht zu Bruch und wo Lee Chan Jr. auftaucht ist auch das Chaos meist nicht weit. Diese Szenen wirken dann auch aufgrund des Handlungsortes wie Outtakes zu „Is was Doc`?“ der im Gegensatz zu Donners Streifen aber die Lacher auf seiner Seite hat. Im Falle von „Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin“ ist das ja eher nur eine halblustige und –gare Angelegenheit und auf Dauer auch ziemlich nervig. Wenn man die erste halbe Stunde über sich ergehen lassen hat, wird es aber besser und im Finale nimmt der Film dann auch etwas mehr an Fahrt auf. Dass sich ein derartiger Cast dennoch mit so einer schlechten Story verbraten lässt, ist aber dennoch verwunderlich und obwohl alle Vorzeichen gepasst hätten, hat sich mit diesem Chan-Nachzügler wohl dennoch niemand einen guten Dienst erwiesen und herausgekommen ist ein mäßig unterhaltsamer und überdrehter Big-Budget-Trash, der bei der Neuauffrischung auch eher nur auf der Obskuritäten-Skala punkten kann
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kontoll

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jogiwan hat geschrieben:Herrlich schräger Streifen über eine Gruppe von Fahrscheinkontrolloren, die sich im Budapester U-Bahn-Netz mit allerlei Problemen herumschlagen müssen. Die episodenhaften Geschichten über Sprayer, Psychokiller und Mädchen in Bärenkostümen verbinden Sozialrealismus und existenzielles Drama und ist dabei dennoch ein herrlich unterhaltsames und witziges Werk, dass auch in keine der herrkömmlichen Kisten packt. Der Budapester Untergrund präsentiert sich dabei als faszinierender und Neon-beleuchteter Mikrokosmus und Regisseur Nimród Antal überlässt es der Fantasie des Zuschauers, wie man bestimmte Figuren und Entwicklungen in den Film zu deuten hat. "Kontroll" schafft dann auch wunderbar den Spagat zwischen "Midnight Movie", Arthouse und Unterhaltungsfilm und ist ein Streifen, der auch ziemlich einzigartig sein dürfte, mir mit jeder Sichtung noch besser gefällt und der daher auch in regelmäßigen Abständen immer wieder im Player landet.
Noch immer ganz wunderbar schräger und origineller Streifen, der auch bei der wiederholten Sichtung begeistert und obige Worte mühelos bestätigt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Katze mit den Jadeaugen / Die Stimme des Todes

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„Stimme des Todes“ oder neuerdings auch „Die Katze mit den Jadeaugen“ aus dem Jahr 1977 ist sicher kein Hochglanz- oder Ausnahme-Giallo, aber dafür ein recht kurzweiliger und System-erhaltender Beitrag zum Genre, als dessen Stern schon wieder langsam am Erlöschen war. Die Tänzerin und der Ton-Ingenieur als unfreiwillige Ermittler wirken angesichts der restlichen Charaktere sehr sympathisch, die unaufgeregt erzählte Geschichte ist halbwegs spannend bzw. unvorhersehbar inszeniert und auch die Auflösung hebt sich durchaus von der Masse vergleichbarer Werke aus dieser Entstehungszeit auf und lässt den Genre-Nachzügler weniger trashig, dafür umso dramatischer wirken. Auch darstellerisch und optisch gibt es nicht viel zu meckern und ein paar hübsche Locations in Padua wurden vom Regisseur und seiner Crew ebenfalls noch mitgenommen. Im Falle von Antonio Bido und seinem Werk ist dann auch alles im grünen Bereich, selbst wenn einem der Soundtrack ständig etwas zu sehr an Goblin erinnert und die ein- oder andere Synchronstimme vielleicht nicht ganz so passend wirkt. Bidos „Blutiger Schatten“ mit seinem Handlungsort Venedig mag zwar bekannter sein, aber „Die Stimme des Todes“ finde ich persönlich je nach Tagesverfassung fast noch einen Ticken besser. Die neue Blu-Ray-Disc aus dem Hause mit dem roten X bringt den Streifen ebenfalls in hübscher Qualität und sollte Fans des Genres und des Films auch auf die nächsten Jahre zufrieden stellen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Jeffrey

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Der arbeitslose Schauspieler Jeffrey arbeitet als Kellner und liebt schnellen Sex, der sich im Big Apple der Neunzigerjahre auch an jeder Ecke für den homosexuellen Mann anbietet. Nach gescheiterten Dates und in Hinblick auf die AIDS-Problematik beschließt Jeffrey jedoch eines Tages komplett auf Sex zu verzichten um so auch sein Leben zu vereinfachen. Dummerweise trifft Jeffrey wenig später im Fitnesscenter Steve, der sich als absoluter Traummann entpuppt und noch dazu reges Interesse an Jeffrey hat. Doch auch Jeffrey kämpft mit seiner getroffenen Entscheidung und empfindet mehr für Steve, der jedoch wenig später offenbart, sich mit HIV infiziert zu haben und so auch das junge Glück neuerlich auf die Probe gestellt wird.

Kann man einen lustigen Film über eine eigentlich so ernste Sache wie Aids, HIV-Infektionen und dem Tod im schwulen New York der Neunziger machen? Man kann und im Falle von „Jeffrey“ ist das sogar noch sehr gelungen. Der Streifen steckt voller Situationskomik, ist herrlich überdreht und bietet schräge und neurotische Charaktere und Situationen, die genüsslich überzeichnet werden und doch versteckt sich zwischen Witz und Tempo auch eine ernste Botschaft. „Jeffrey“ mahnt nicht nur zu mehr Eigenverantwortung sich und seinem Körper gegenüber, sondern warnt auch vor vereinfachten Lösungsansätzen. Kein Sex ist eben auch keine Lösung und Lust und Liebe lässt sich auf Dauer ebenfalls nicht unterdrücken. Die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks hat nicht nur Mut zum Kitsch, sondern hat dabei stets auch die Lacher auf seiner Seite und präsentiert seinen Hauptdarsteller und sein Umfeld in einer Vielzahl schräger Momente vom der tagträumerischen Tanznummer bis hin zur Gay-Parade im Central Park. Dass „Jeffrey“ zu einer Zeit entstanden ist, das noch nicht von Internet und Datings-Apps geprägt ist, macht ihn ebenfalls zu einem interessanten und vor allem humorvollen Zeitdokument mit wunderbaren Cast. Und wo sieht man schon sonst auch mal Mutter Theresa mit einer Kippe am Klavier? Eben!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Highlander - Es kann nur einen geben

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„Highlander - Es kann nur einen geben“ war ja in VHS-Zeiten der Lieblingsfilm meines älteren Bruders und ich mochte den eigentlich überhaupt nicht und musste den in sehr jungen Jahren trotzdem ständig gucken. Gestern hab ich aber tatsächlich meinen Frieden mit dem Film geschlossen und ich fand die in Rückblenden erzählte Geschichte über die Unsterblichkeit als Bürde und das damit verbundene und unausweichliche Schicksal einer Gruppe von auserwählten Männern mit Schwertern auch ganz nett. Klar ist der Streifen aus den Achtzigern, die Geschichte teils arg schwülstig erzählt und die theatralisch anmutenden Actionsequenzen etwas angestaubt, aber der Look ist sehr gelungen und Christopher Lambert eben auch nicht der übliche Actionheld der damaligen Zeit. Starke Männer und wilde Natur ziehen ja immer und man kann sich daher schon gut vorstellen, dass der Mix aus Abenteuer, Fantasy und griechisch anmutender Tragödie mit seiner Videoclip-Ästhetik, einer Prise Humor und der Musik von Queen den Nerv seiner Zeit getroffen hat. Wer irgendwie die Achtziger und den Videothekenboom mitbekommen hat, ist an Russel Mulcahys Streifen und seinem Soundtrack ja ohnehin nicht vorbeigekommen. Im Grunde ist „Highlander – Es kann nur einen geben“ eine Superheldengeschichte der etwas anderen Art, der wie sein Titelheld Generationen überdauert, sich 30 Jahre später im Gegensatz zu manch anderen Action-Drops aus der Zeit immer noch gut gucken lässt und hat sich seinen Titel als Achtziger-Kultfilm mit Kilt meines Erachtens auch redlich verdient hat.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Wicker Man

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Noch immer der beste britische Horrorfilm aller Zeiten, obwohl "The Wicker Man" ja im Grunde gar kein Horror ist. Eher ein musikalisches Drama über das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Moral- und Wertevorstellungen und die Erlebnisse eines tief-religiösen und wertekonservativen Polizisten, der auf einer Insel Ermittlungen über das Verschwinden eines jungen Mädchen anstellt und dabei ganz sonderbare Beobachtungen macht, die ihn bis zum Innersten erschüttern. Dabei hat es Jahrzehnte gedauert, bis der Streifen aus dem Jahr 1973 endlich die Wertschätzung erhielt, die ihm eigentlich zusteht und heute wundert sich hoffentlich niemand mehr über die unorthodoxe Mischung aus Musikfilm, Drama, Thriller, sexuell aufgeladener Stimmung und Horror, die sich dem verwunderten Auge des Zuschauers bietet. Dass hier ganz beiläufig mehrere Musiknummern in die Handlung integriert wurden, lässt ja im Vorfeld vielleicht falsche Schlüsse zu und dennoch würde man sich Robin Hardys wunderbaren Streifen auf keine andere Weise vorstellen wollen. In meiner persönlichen Top 10 und der Liste der meistgesehenen Filme ist "The Wicker Man" jedenfalls ganz oben zu finden.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Moebius

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In Buenos Aires verschwindet während dem laufenden Betrieb ein ganzer U-Bahn-Zug samt Insassen und während sich vom Direktor der Verkehrsbetriebe abwärts niemand einen Reim auf die ganze Sache machen kann, ist fortan aus das gesamte System mit unzähligen Fehlmeldungen gestört. Als Daniel Pratt, ein Mathematiker der Planungsfirma ins Expertenteam berufen wird, um den komplizierten und eigentlich undenkbaren Fall des mysteriösen Verschwindens zu lösen, versucht dieser zuerst an die Originalpläne des U-Bahn-Netzes zu kommen und stößt dabei auf einen ehemaligen Professor seiner Universität. Wenig später versucht es Daniel auf weniger rationelle Lösungsansätze, sondern sich mathematisch die Problemstellung bzw. das Rätsel des verschwundenen Zuges zu nähern und kommt dabei einer überraschenden Lösung auf die Spur…

Nach „Subway“ und „Kontrol“ ist der 1996 entstandene „Moebius“ bereits der dritte Streifen in kurzer Zeit, der überwiegend im weitläufigen Netz einer U-Bahn spielt. Im Falle von Regisseur Gustavo Mosquera R. bzw. dem argentinischen Beitrag ist es Buenos Aires, in dem eine ganze Garnitur samt Insassen spurlos verschwindet und ein junger Mathematiker, der im Verlauf der Ermittlungen sonderbaren Ereignissen auf die Spur kommt. Dabei ist „Moebius“ eigentlich weniger als Thriller aufgebaut, sondern präsentiert auf unaufgeregte Weise ein mathematisches Gedankenexperimente im fiebrig-schwülen Mystery-Noir-Look, das die Gehirnwindungen des Zuschauers ganz schön rotieren lässt. Zugegeben ist Mathematik jetzt ja nicht gerade mein persönliches Steckenpferd und eigentlich auch hoffnungslos unsexy, aber auch abseits von mathematischen Gleichungen und abstrakten Handlungsverlauf kommt man als Zuschauer und U-Bahn-Fan in diesem Fall auf seine Kosten. „Moebius“ besticht ja durch sehr schön eigefangene Bilder und Handlungsorte und die unzähligen Tunnelrohre und U-Bahnstationen ergeben als eine Art eigenständiger Mikrokosmos unter der Erde einen wundervollen Rahmen für einen Streifen, dessen Handlung man auch gar nicht ganz durchblicken braucht. Eigentlich alles wunderbar, würde es nicht so oft an der Verfügbarkeit mangeln und aktuell scheint es auch nur ein File mit englischen Untertiteln auf einer Videoplattform zu geben. Eine schöne VÖ wäre diesem originellen Hirnrunzler ja eigentlich mehr als vergönnt… Labels dieser Welt – gebt euch einen Ruck!

31

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Ich zähle ja zu der offensichtlich kleinen Gruppe an Leuten die „Lords of Salem“ durchaus etwas abgewinnen konnten und daher ist es für mich umso enttäuschender, dass Herr Zombie mit Crowd-gefundeten „31“ wieder zwei, drei Schritte zurückgeht und mit dieser tarantino-esken Schlachtplatte einen Film kreiert hat, der wohl als komplettes Fan-Zugeständnis zu verbuchen ist. Neben den üblichen Figuren und Darstellern gibt es in „31“ aber leider nur ein hoffnungslos unoriginelles Drehbuch, dass eine Gruppe von Kirmes-Schaustellern an Halloween im Jahre 1976 zum Spielball einer nicht näher definierten Menschenhatz werden lässt. Ein Warum und Wieso ging wohl zwischen den abgefuckten Locations und durchaus ansprechenden Szenenbilder verloren und abermals offenbart sich sehr stark, dass Herr Zombie offensichtlich einfach kein guter Geschichtenerzähler ist und anscheinend auch über einen stark eingeschränkten Wortschatz verfügt. Im Verlauf der knapp 100 Minuten wird eigentlich nur geflucht und auf pubertäre Weise über diverse Körperöffnungen referiert und zwischendurch wird mit Motorsägen, Baseballschläger und Springmessern durch Körperteile gemantscht. Leider ist „31“ dabei nicht sonderlich unterhaltsam, sondern eher ermüdend und wirkt insgesamt und ironischer weise auch wie ein Low-Budget-Debut-Werk eines jungen Regisseurs, der hier seinem Vorbild Rob Zombie huldigen möchte und dabei jegliche Eigenständigkeit und Innovation eher vermissen lässt. Das Thema „Horrorclowns“ ist ja mittlerweile aber ebenfalls sowas von durch und dass ausgerechnet Rob Zombie selbst dieses mittelprächtige Werk verbrochen hat, lässt „31“ gleich doppelt alt aussehen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Under the Skin

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Ich bin ja noch immer ganz angetan von dem wunderbaren Streifen, aber meine beiden Mitgucker waren weit weniger begeistert. Haben uns drauf geeinigt, dass sie einfach Banausen sind - einseitig! :nick:

Ratter - Er weiß alles über dich

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Nach dem Ende ihrer Beziehung versucht die 23jährige Emma aus Wisconsin in New York einen Neustart. Dazu mietet sie sich ein hübsches Apartment in Brooklyn, beginnt an der Universität zu studieren und lernt dort auch Michael kennen, der sich als sympathischer Mensch entpuppt. Wenig später beginnen aber seltsame Dinge und Emma fühlt sich zunehmend verfolgt. Es folgen Anrufe mit unterdrückter Nummer, jemand klopft nachts an die Türe und liest offensichtlich ihre Mails. Zuerst verdächtigt sie ihren Ex, wenig später sogar Michael und dennoch wird das Stalking immer schlimmer. Mails und Nachrichten werden gelöscht und der Stalker, der alles über Emma zu wissen scheint, dringt später auch noch in die Wohnung und versetzt die ehemals lebenslustige Emma zunehmend in Angst und Panik…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Bildmaterial, die von Kameras aus dem Handy und Laptop der jungen Emma angefertigt werden, die von einem Unbekannten gestalkt wird. Diese Person hackt sich in Handy, Überwachungskamera und Computer, hört und löscht Dateien und scheut wenig später auch vor Einbruch nicht mehr zurück. Seit sich das soziale Leben immer mehr auf Handy und Computer verlagert hat und diese Dinge aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind, ist es auch für Außenstehende einfacher geworden, Menschen zu verfolgen. „Ratter“ von Regisseur Branden Kramer soll wohl auch zu mehr Vorsicht im Umgang mit elektronischen Geräten mahnen und dennoch macht der Streifen einfach alles falsch. Die Geschichte ist mehr eine Ansammlung von Momentaufnahmen aus dem Leben einer Studentin und ungefähr genauso spannend. Der Stalker scheint einfach immer und überall Zugriff zu haben und manipuliert das Leben der jungen Emma durch kleine Eingriffe, ehe die Bedrohung dann immer realer wird und sich die junge Dame auch in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlt. Eine Auflösung – so viel kann man ja doch verraten – gibt es ja nicht wirklich und der Streifen endet dann auch eher unbefriedigend, sofern man nicht schon vorher wegen akuter Belanglosigkeit eingeschlafen ist. Trotz der kurzen Laufzeit von knapp 70 Minuten kann man sich „Ratter“ daher auch eher schenken.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Split

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Mit „Split“ meldet sich Herr Shyamalan ja wieder recht eindrucksvoll zurück auf der Bildfläche, nachdem seine letzten Filme ja nicht mehr ganz so überzeugend waren – was im Falle von „The Visit“ ja noch gnadenlos untertrieben ist. In Überraschungserfolg aus dem Jahr 2016 geht es um einen Entführer mit multiplen Persönlichkeiten, der drei Mädchen in einem Keller gefangen hält und sich für sein Umfeld unberechenbar bis sehr gefährlich gibt. Eigentlich ist die Geschichte auch recht spannend ausgefallen, selbst wenn mir persönlich ein paar Persönlichkeiten weniger auch gereicht hätten und Herr Shyamalan sich am Ende mit vagen Andeutungen in Richtung Übernatürliches dramaturgisch auf dünnes Eis begibt. Ganz überzeugen konnte mich der Streifen nicht und auch das eher unaufgeregt anmutende Ende passt ja imho nicht so ganz zum Rest des Films, der bisweilen doch auch arg spekulativ, konstruiert und mit zwei Stunden Laufzeit auch etwas zu lang ausgefallen ist. Ansonsten gibt es aber in dem durchaus packenden Thriller mit tollen Darstellerleistungen nicht viel zu meckern und aktuell scheint es ja bereits die Planung für einen Nachfolger zu geben, der die Handlung bzw. die Personen aus „Split“ dann auch mit einem anderen Streifen aus dem Hause Shyamalan miteinander kombinieren soll. Man darf daher gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Vierte Art

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Die Psychologin Abbey Tyler arbeitet in der Kleinstadt Nome in Alaska mit einer Gruppe von Leuten, die ihr ermordeter Mann Will betreute und die allesamt an einer kollektiven Schlafstörung und Erinnerungslücken zu leiden scheinen. Nachdem Abbey ihren Patienten Tommy in Hypnose versetzt und sich dieser an seltsame Ereignisse und einen Alien-Kontakt zu erinnern scheint, ermordet dieser in einer Angstneurose seine gesamte Familie. Abbey ist schockiert und forscht zum Missfallen der örtlichen Polizei dennoch weiter, als sie und ihre kleine Tochter ebenfalls ins Visier einer nicht menschlichen Rasse geraten, die das Leben und Wissen der Psychologin von Grund auf erschüttern und auch ein neues Licht auf den Tod von Will werfen…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form der ganz, ganz authentischen und unglaublich wahren Geschichte einer Kleinstadtpsychologin, die einer ebenfalls ganz, ganz realen Alien-Entführungssache auf die Spur kommt. Nein, das war natürlich gelogen und „Die Vierte Art“ ist auch eher der vollkommen missglückte Versuch dem Zuschauer eine hoffnungslos ausgelutschte Alien-Entführungsgeschichte nahezubringen, die sich angeblich in einer Kleinstadt in Alaska zugetragen hat und natürlich von höherer Stelle vertuscht wird. Regisseur Olantunde Osunsanmi nimmt vermeintliches Archivmaterial in VHS-Qualität und Augenzeugenberichte, um diese dann von bekannten Schauspielern auf verbissen ernsthafte Weise nachstellen zu lassen und kreiert einen unbekömmlichen und lahmen „Found-Footage“-Cocktail, der statt Terrorfeeling und Spannung auch auf formaler Ebene eher zum Fremdschämen einlädt. Das liegt neben den unglaubwürdigen Figuren und dem ständigen Beharren auf einer vermeintlichen Authentizität (mit der Penetranz eines verfilmten Ivo Scheloske-Aprilscherzes) vor allem an der langweiligen Geschichte, die hoffnungslos unoriginell um die Ecke biegt. Ich frage mich auch ernsthaft, wie man über einen derartigen Film auch nur halbwegs positive Worte verlieren kann und gänzlich daneben ist es dann auch noch Sätze wie „der beste Alienfilm aller Zeiten“ auf das Backcover zu klatschen. „Die Vierte Art“ ist ja definitiv am anderen Ende des Spektrums zu suchen und wohl nur für Leute geeignet, die sowieso an allen Ecken und Enden irgendwelche Verschwörungen wittern und sich mit der gleichen Verbissenheit an ihre Einschätzungen klammern. Wenn am Ende sowohl Regisseur und Hauptdarstellerin direkt zum Zuschauer sprechen um uns mitzuteilen, dass es an uns liegt, was wir glauben, dann glaube ich auch lediglich, dass dieser Stinker von einem Streifen vor allem eins, nämlich ein ziemlicher Käse ist.
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