Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dust Devil

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Der Legende und dem Aberglauben der einheimischen Bevölkerung nach ist der „Dust Devil“ ein Dämon in Menschengestalt, der die schier unendlichen Wüsten von Südafrika durchstreift und dabei scheinbar lebensmüde Menschen auf rituelle Weise ermordet. Doch der charismatische und namenlose Fremde folgt auch einer bestimmten Mission und trifft eines Tages auf die junge Wendy, die sich gerade von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat und am vermeintlichen Ende der Welt ihrem Leben ein Ende setzen möchte. Das Zusammentreffen der Beiden bleibt nicht ohne Folgen und während ein zweifelnder Polizisten dem Dämon dicht auf den Fersen ist, legt dieser menschliche Verhaltensweisen an den Tag und verliebt sich in die junge Frau, die ihrerseits durch die Ereignisse wieder Mut zum Leben findet…

Bei der Erstsichtung vor vielen, vielen Jahren fand ich Richard Stanleys „Dust Devil“ ja nicht so prickelnd was wohl auch an der Western-artigen Atmosphäre und der etwas seltsam erzählten Geschichte und seinen Figuren lag. Trotzdem spukten auch hier immer wieder Bilder im meiner Erinnerung herum und das Werk hat mich auch nicht in Ruhe gelassen. Gestern fand ich diesen mystischen fiebrig-heißen Trip in die Wüste Südafrikas dann aber sehr gelungen und der streitbare Herr Stanley hat hier zweifelsfrei ein sehr bildgewaltiges Werk über das Leben und den Tod abgeliefert, dass durch seine elegische Grundstimmung und exotischen Drehorte punkten kann. Die Geschichte über die lebensmüde Wendy, den zweifelnden Polizisten und dem namenlosen Dämon fand ich ja auch sehr originell und offensichtlich hat es bei mir einfach nur etwas länger gedauert, das Werk entsprechend schätzen zu können. „Dust Devil“ bietet für einen Genre-Film ja eine ganz eigenartige Mischung und bekannte Schubladen wie Horror, Western und Mystery greifen hier ja ebenfalls nur bedingt. Die Neuentdeckung hat sich jedenfalls mehr als ausgezahlt und jetzt fehlt zu meinem Glück eigentlich nur noch eine hübsche Blu, die der Optik des Streifens im Gegensatz zur bisher erhältlichen LP-DVD auch vollends gerecht wird. Bislang eine der schönsten Wiederentdeckungen des heurigen Jahres.

Fear Itself - Ep. 1 "Sacrifice"

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Eine Gruppe von vier Männern, wovon zwei Brüder und einer schwer verletzt ist, kommt nach einer Autopanne in der winterlichen Einöde zu einem Ford, dass von jungen Frauen und einem alternden Prediger bewohnt zu sein scheint. Während die jungen Männer um Hilfe ersuchen, erklären die Frauen, dass es in der Abgeschiedenheit weder Strom noch Telefon gibt und daher keine so schnelle Hilfe zu erwarten ist. Auf unterschiedliche Weise wird die Gruppe voneinander getrennt und wenig später offenbart der abgelegene Ort auch sein dunkles Geheimnis…

Hübscher Auftakt der Serie mit einer Episode von Regisseur Breck „The Crazies“ Eisner über ein abgelegenes Ford mit dunklem Vampir-Geheimnis und einer Truppe von jungen Kriminellen, die dort landet. Die Geschichte aus der Feder von Mick Garris ist jetzt zwar nicht unbedingt originell, aber zweifelsfrei funktional und bietet im Verlauf der knapp 45 MInuten auch ein paar härtere Momente, ohne dabei zu grafisch zu sein. „Sacrifice“ erinnert mit seinen winterlichen Setting auch etwas an „30 days later“ und obwohl man das Ende ja schon vorausahnen kann, ist das alles doch nett anzuschauen und dürfte den Episodenhorror-Fan daher auch nicht groß enttäuschen.

Faer Itself - Ep. 2 "Spooked"

Harry Siegel ist ein Polizist der im Verlauf seiner Ermittlungen immer wieder die vermeintliche Gerechtigkeit in seine Hand nimmt und mit Verdächtigen nicht gerade zimperlich umgeht. Als ein Kindsentführer nach einem Verhör verstirbt verliert Harry seinen Job und arbeitet als Privatdetektiv und enttarnt untreue Ehemänner und Ehefrauen. Als er eines Tages von einer mysteriösen Frau einen Auftrag erhält, quartiert er sich mit seinem Partner in einem verlassenen Spukhaus ein und trifft dort auf die Geister seiner Vergangenheit…

Brad „The Machinist“ Anderson verfilmt hier die Geschichte eines skrupellosen Polizisten, der mit seinen Tagen konfrontiert wird. Was gut beginnt, verkommt aber im Verlauf immer mehr zu einer etwas nervigen Geisterbahnfahrt, die sich nicht so wirklich entschließen kann, wohin sie möchte. Das Ende ist ja so abrupt, dass man nicht weiß, ob jetzt nur die Ideen, oder auch das Geld ausgegangen ist. Eric Roberts spielt zwar ganz gut, aber so richtig glaubwürdig ist die Figur des toughen Ex-Polizisten ja auch nicht. Insgesamt nur Durchschnitt mit lahmen Ende, das doch viel von seinem eigentlichen Potential verschenkt bzw. ungenützt lässt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dead Leaves

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Das Mädchen Panda und der Mutant Retro erwachen ohne Erinnerung auf der Erde, wo sie sogleich zur Zielscheibe von hunderten Polizisten werden. Nach einer turbulenten Verfolgungsjagd mit jeder Menge Kollateralschaden werden sie verhaftet und landen in einem Hochsicherheitsgefängnis auf einem Mond, wo sie entmenschlicht gefangen gehalten werden. Doch Panda und Retro lassen sich nicht so einfach unterkriegen, zetteln eine Revolte an und starten einen Fluchtversuch mit anderen Mutanten. Doch das ist gar nicht so einfach und während Panda immer stärker von Flashbacks aus ihrer unbekannten Vergangenheit heimgesucht wird, ist es auch für Retro offensichtlich, dass er sich wohl nicht aus Zufall an der Seite der geheimnisvollen und kampfbereiten jungen Frau befindet…

Meine Fresse, was soll denn das? Ein quasi unschaubarer Anime, der wie ein Wirbelwind im Höllentempo über den Zuschauer hinwegfährt und alles und jeden ohne Rücksicht auf Verluste in Grund und Boden stampft. Nichts gegen ungewöhnliche Filme, aber hier wird die Geschichte eines neunzigminütigen Films im doppelten Tempo erzählt und dabei auf optische Reize wie permanente Lichtblitze, Triple-Screen und schrägen Kameraperspektiven als zusätzlich enervierende Elemente zurückgegriffen. Dabei ist „Dead Leaves“ nicht nur sehr brutal, sondern vollgestopft mit allen möglichen Dingen, die man mit einmal Schauen auch gar nicht erfassen kann. Zugegeben, originell ist das ganze schon, aber nach knapp 20 Minuten setzte bei mir auch schon ein gewisser Grad der Übersättigung ein und ein paar ruhigere Passagen und weniger Vollgas hätten meines Erachtens nicht geschadet. In jungen Jahren hätte mich „Dead Leaves“ sicherlich total weggeblasen, aber heutzutage ist mir das dann doch ein bisschen zu viel Ablenkung von Dingen, die mir bei Filmen eigentlich wichtiger sind. Warum man nicht das Tempo etwas herausgenommen hat und mit etwas dramaturgischen Mehrwert daraus einen konventionell bekömmlicheren Spielfilm gemacht hat, weiß ich ja nicht, aber so sind es nur 44 Minuten (+ 6 Minuten Abspann) Augenkrebs-fördernde Dauerfeuer-Reizüberflutung geworden, die dem Zuschauer keine Zeit zum Durchatmen lassen, bis dieser wahlweise geplättet oder kollabiert ist.

Fear Itself - Ep. 3 - "Familiy Man / Im Körper der Bestie"

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Dennis ist nicht nur ein erfolgreicher Banker und liebevoller Ehemann und Vater, sondern aufgrund seines freundlichen Wesens auch in seinem Umfeld sehr beliebt. Als er eines Tages in einen schweren Autounfall verwickelt wird, verlässt seine Seele kurzzeitig seine Körper, ehe er wieder ins Leben zurückgeholt wird. Als er wieder das Bewusstsein erlangt, muss er jedoch feststellen, dass er sich im Körper des verhafteten Serienmörders Richard befindet, der ebenfalls zur gleichen Zeit in der Intensivstation eingeliefert wurde und offensichtlich zur gleichen Zeit dieselbe Nahtoderfahrung machte. Während Dennis im Körper von Richard seine Unschuld beteuert und keiner ihm glaubt, findet aber auch der Mörder gefallen in seiner neuen Rolle als vermeintlich liebender Familienvater und der Schrecken ist zu diesem Zeitpunkt auch noch lange nicht zu Ende.

Die dritte Episode der „Fear Itself“-Reihe bietet einen hübschen Beitrag, der auf recht originelle Weise Existenzängste und Seelenwanderung zum Thema hat. Leider jedoch auf die denkbar ungünstigste Weise für den Protagonisten Dennis, der sich auf einmal im Körper eines überführten Serienkillers befindet, während der eigentliche Mörder seinen Platz eingenommen hat. Das Ganze erinnert dabei etwas an „Face Off“ und man kann sich die Verwicklungen ja ungefähr vorstellen, die den Zuschauer im Verlauf der knapp 40 Minuten erwarten. Dennoch überrascht „Family Man“ mit der ein- oder anderen originellen Wendung, tiefschwarzen Humor und soliden Darstellern wie Colin Ferguson und Clifton Collins Jr., sodass Ronny Yus Beitrag schon jetzt zu den Highlights der Serie gezählt werden kann. Ein solider Gruselsnack für Zwischendurch, der Fans von Horror-Anthologien auch nicht enttäuschen wird.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Picking up the Pieces

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Sweeny und Joe sind Partner beim Morddezernat und ermitteln an einer Serie von Morden, bei denen Prostituierten Körperteile abgetrennt und Organe entnommen werden. Dummerweise kann Joe jedoch kein Blut sehen und Seeney ist ebenfalls ständig durch seine nikotinsüchtige und chronisch eifersüchtige Frau abgelenkt. Doch die Beiden lassen sich von den äußeren Umständen nicht beirren und finden auch bald eine Spur, die die beiden Ermittler nicht nur ins ägyptische Viertel der Stadt, sondern auch zu einem Fall führt, mit dem Joe und sein Ex-Partner vor vielen Jahren in Las Vegas konfrontiert war. Statt dem Ex-Partner steht aber bald dessen chaotische Tochter auf der Matte, die sich auf der Suche nach ihrem Vater befindet und ebenfalls an der Aufklärung des Falles mithelfen möchte…

Der 1991 gedrehte „Picking up the Pieces“ hat als Spatterkomödie ja nicht unbedingt den besten Ruf und sieht man die ersten zwanzig Minunten, wundert das einen ja nicht so wirklich. Der Start ist mit seinen sonderbaren Figuren und dämlichen Slaptstick-Humor ja nicht gerade der Beste und da helfen auch die zeigefreudigen Effekte aus der Hand von Tom Savini recht wenig. Doch danach bekommt der Streifen ja doch noch etwas die Kurve und ein paar Ideen wie das mit dem ägyptischen Viertel, die Tomaten-Lachs-Kasserolle und das zugegeben sehr turbulente und blutige Finale retten „Bloodsucking Pharaos in Pittsburgh“ ja dann doch noch vor der Totalkatastrophe. Dennoch hätte man bei dem Streifen auch vieles sehr viel besser machen können und bei den Settings und den herrlich übertriebenen Splatter-Effekten zeigt Dean Tschetter ja durchaus ein gutes Händchen, welches ihm bei der Figurenzeichnung und Situationskomik aber eher zu fehlen scheint. Herausgekommen ist ein durchwachsenes Werk mit guten Ansätzen, dass von einem unterdurchschnittlichen Drehbuch und einem drögen Start und lahmen Gags torpediert wird, aber dass man – wenn man der Verbindung von Horror und Humor nicht gänzlich abgeneigt ist – schon einmal im Leben gesehen haben kann.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Frostbiter - Der Fluch des Wendigo

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Auf der abgelegenen Insel Manitou Island wohnt ein alter Mann, der vor vielen Jahren die grauenvolle Kreatur Wendigo im Kampf besiegt hat und mit einem Bannkreis aus Totenköpfen in der Erde gefangen hält. Als jedoch eines Wintertages zwei Männer auf sein Grundstück stolpern und im Suff irrtümlich den Mann erschießen und den Kreis zerstören, kann die Kreatur sein unterirdisches Gefängnis verlassen und Jagd auf die Lebenden machen. Während viele Meilen entfernt die junge Wendy vom Geist des alten Mannes den Auftrag erhält, fortan als Wächterin den Dämon zu bekämpfen, bleiben die übernatürlichen Vorgänge auch einer weiteren Gruppe von Jägern nicht verborgen, die es sich eigentlich in einer abgelegenen Blockhütte gemütlich machen wollten. In einer von Winterstürmen gepeitschten Nacht kommt es zur Konfrontation mit den bösen Mächten und zu einem erbitterten Kampf um Leben und Tod.

Der hierzulande eher unbekannte „Wendigo“ ist ein übernatürliches Wesen, das in winterlichen Gegenden Menschen verspeisen soll und in amerikanischen Filmen immer wieder mal auftaucht, wenn es um das Verschwinden von irgendwelchen Leuten geht. So auch in der Low-Budget-Splatter-Komödie „Frostbiter“ aus dem Hause Troma, der hier als loser Aufhänger für ein Quasi-Remake von „Tanz der Teufel“ herhalten muss. Eine Handvoll tumber Männer, eine abgelegenen Bockhütte und übernatürliches Gekröse – mehr braucht es auch gar nicht für den Diskont-Horrorstreifen mit viel Clay-Motion und Matte-Paintings, bei der so mancher Big-Budget-CGI-Grusler vor Neid erblassen würde. Was an Budget fehlt, wird hier mit lustigen Ideen wieder wettgemacht und auch darstellerisch bewegt man sich mit dümmlichen Dialogen und Overacting stets am Limit des Erträglichen. Herausgekommen ist ein trashiger, aber durchaus liebenswerten Low-Budget-Streifen, der zwar ungefähr 10 Jahre zu spät entstanden ist, aber mit etwas Wohlwollen durchaus unterhaltsam ausgefallen ist. „Frostbiter“ versucht ja auch erst gar nicht seine Vorliebe für Sam Raimis mittlerweile rehabilitierter Gorekeule zu verstecken, sondern zitiert diese ausgiebig und macht dabei durchaus Laune, auch wenn ernsthafte Personen sich von diesem Werk aus dem Hause Troma wohl eher mit Grauen abwenden werden und ein besseres Drehbuch wohl ebenfalls nicht geschadet hätte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Bad Taste

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Mit „Bad Taste“ wurde ja der Grundstein einer beeindruckenden Kinokarriere gelegt und 1987 hätte wohl niemand glauben können, dass Herr Jackson irgendwann mal für drünfzig Billionen Euro eine „Herr der Ringe“-Trilogie für das breite Publikum machen würde. So ist es aber passiert, und die Low-Budget-Splatterkomödie lassen ja schon auch die Kreativität seines Machers erahnen, der hier mit einfachen Mitteln einen soliden abendfüllenden Streifen über eine Alien-Invasion im hintersten Zipfel Neuseelands geschaffen, bei dem der Titel Programm ist. Ich hab den Streifen ja vor vielen Jahren gesehen und meinen Geschmack hat der damals nicht so wirklich getroffen und auch das Wiedersehen in der englischen Originalfassung hat das nicht wirklich geändert. Zwar hat „Bad Taste“ zweifelsfrei seine ganz, ganz großen Momente und ist augenscheinlich voller Enthusiasmus und Herzblut gemacht, aber die zu sehr an Action-Gülle angelehnte Geschichte, die Musikuntermalung und die teils etwas nervigen Figuren finde ich persönlich ja nicht ganz so gelungen. Dennoch ist „Bad Taste“ angesichts der Produktionsumstände, dem Budget und mehrjähriger Drehzeit an den Wochenende natürlich ein sehr solides Ergebnis, dem auch ich meinen Respekt zollen möchte, auch wenn Herr Jackson mit „Braindead“ meinen Geschmack sicherlich besser getroffen hat.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Haider Lebt - 1. April 2021

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Am 01. April 2021 wird in Österreich der Euro abgeschafft und das Land wieder von Amerika besetzt. Dialektsprache und Wiener Lieder werden verboten, die Sozialdemokratie hat sich längst abgeschafft und dennoch gibt es immer noch Leute im Untergrund, die weder die Besatzung akzeptieren möchten, noch glauben wollen, dass Haider nach zwanzig Jahren als Bundeskanzler tatsächlich verstorben ist. August, ein junger Reporter des „Freien Deutschen Fernsehens“ heftet sich mit seinem Team auf die Spuren dieser Verschwörung und trifft ehemalige Weggefährten und Widersacher von Haider um aufzudecken, ob das ehemalige Schreckgespenst einer linken Politik tatsächlich noch am Leben ist.

Als der österreichische Regisseur und Schauspieler Peter Kern im Jahr 2002 seine politische Groteske über mögliche Zukunftsszenarien in Österreich drehte gab es noch die umstrittene und von Resteuropa sanktionierte Koalition zwischen ÖVP und FPÖ, die jedoch wenig später zerbrach und auch der damals noch leuchtende Stern des mittlerweile verstorbenen Rechtspopulisten Haider ist mittlerweile ebenfalls auf eher unrühmliche Weise verglüht. Dennoch ist der Streifen ein mutiges Unterfangen, da Kern hier auf alle Seite austeilt und mittels deutscher Reporter ein Blick von außen auf österreichische Befindlichkeiten wirft, die natürlich seinerzeit auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Der Regisseur musste für sein Werk wohl viel Kritik von rechts und Haider-Sympathisanten einstecken, was dem streitbaren Mann aber wohl herzlich egal gewesen sein dürfte. Eigentlich ist „Haider lebt!“ auch ein humorvoller Film, der trotz seiner Übertreibungen gar nicht mal so abwegig daherkommt und mit einigen seiner Prognosen lag Kern auch gar nicht mal so weit daneben. Der Streifen kommt in Form einer trashigen Low-Budget-Groteske im Doku-Stil daher, in dem sich aber ein passabler Cast zusammengefunden hat um hier künstlerisch seinen Protest gegen die damalige Politik darzustellen. Ohne Kenntnisse der österreichischen Innenpolitik und seiner damaligen Protagonisten wird man mit dem Streifen aber kaum etwas anfangen können, während vom nationalistischen Fähnchenschwinger bis hin zum gestandenen Sozialdemokraten hier hübsch was vor den Latz geknallt bekommt. Ein lustiger Film über unbequeme Zukunftsszenarien, die zwar so nicht mehr eintreten werden, aber zur Zeit der Entstehung gar nicht mal so völlig abwegig waren.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

I Can See You

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Um eine Werbekampagne gegen den Umweltskandal einer Reinigungsmittelfirma zu entwickeln, fahren drei aufstrebende Werbefachleute aus New York gemeinsam in den Wald zum Campen, um so auch in die richtige Stimmung für Ruhe, Natur und Umweltschutzgedanken zu kommen. Als einer der drei jedoch ein Mädchen trifft, mit der er die Nacht verbringt und diese am nächsten Tag mit seinem Kollegen in den Wald folgt und beide nicht mehr zurückkommen, ist das der Beginn alptraumhafter Entwicklungen, die den Zusammenhalt der Truppe nachhaltig erschüttern und verdrängte Ängste und Aggressionen hervorbrechen lassen…

„I Can See You“ ist wieder einmal so ein ambitionierter Regie-Erstling im Spannungsfeld von anspruchsvollem Genre-Film und lynchigen Abgründen, die hier in Form eines gründlich misslungenen Ausflug dreier aufstrebender Werbefachleute präsentiert wird. Prinzipiell ist der Streifen dabei nicht uninteressant ausgefallen, aber Herr Reznik lässt sich auch sehr viel Zeit und in den ersten 70 Minuten passiert eigentlich gar nichts und der verwaschen wirkende Video-Look mit vielen Detailaufnahmen lässt mich jetzt auch nicht unbedingt in Begeisterungsstürme ausbrechen. Gegen Ende kippt der Streifen dann in alptraumhafte und sogar gorige Gefilde und sogar eine kleine Musiknummer hat es in den Streifen geschafft, was „I Can See You“ zu einem eher ungewöhnlichen Vergnügen macht. Dennoch wirkte der Streifen auf mich insgesamt nicht sehr homogen, zu umständlich erzählt und auch die wenigen Figuren sind nicht wirklich greifbar, sodass sich mir auch die Geschehnisse am Ende nicht so wirklich erschlossen, sofern das überhaupt in der Intention des Machers stand. Als Fan von ungewöhnlichen Genrefilmen aus der Low-Budget-Ecke kann man „I Can See You“ schon gesehen haben und irgendwie hab ich das Gefühl, diesem existenziellen Hipster-Drama aus der Horror-Ecke etwas unrecht zu tun, aber meine inneren Stimmen flüstern mir zu, dass es mit „I Can See You“ wohl so schnell kein Wiedersehen geben wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Spuk am Lagerfeuer

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Auf dem Weg nach Jacksontown hat Farley in der unwirtlichen Prärie sein Lager aufgeschlagen und ist gerade dabei am Lagerfeuer seine Aufzeichnungen zu machen, als er durch den Kopfgeldjäger Morrison unsanft in seiner Ruhe gestört ist. Der hat nicht nur einen Toten im Gepäck, sondern poltert auch gleich gegen den Stadtmenschen mit seinen guten Manieren und Absichten. Dennoch verständigt man sich im Laufe des kalten Abends vor dem Lagerfeuer und Morrison und Farley beginnen sich gegenseitig gruselige Geschichten aus dem Wilden Weste zu erzählen, die von rachsüchtigen Indianern, weiblichen Dämonen, grimmiger Lebensumstände und seltsamen Revolverhelden handeln.

Bei dem Versuch mich langsam und über Umwege dem Western-Genre anzunähern bin ich nun also beim Episoden-Horror gelandet. Gebracht hat es ja aber nicht viel und statt neu gefundener Begeisterung stand eher erneute Ernüchterung am Programm. Besonders gelungen ist ja keine der vier Geschichten aus der Feder von Regisseur und Drehbuchautor Wayne Coe und von Spannung und Grusel war im dem Werk mit Brad Dourif und James Earl Jones aus dem Jahr 1990 ebenfalls keine Spur. Sonderlich herausragend ist keine der Episoden und auch die Rahmengeschichte mit dem gebildeten Stadtmenschen und dem grobschlächtigen Kopfgeldjäger war nicht so wirklich der Bringer und die furchtbare Bildqualität der neuen DVD tut ja dann noch ihr Übriges dazu, um dem hoffnungsfrohen Zuschauer auf der ganzen Linie zu enttäuschen. Ein bisschen mehr Grusel hätte ja sicher nicht geschadet und insgesamt betrachtet ist der Episoden-Film mit Western-Thematik dann auch maximal durchschnittlich ausgefallen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man selbst als eingefleischter Westernfan da mehr Begeisterung entwickeln kann. „Spu(c)k am Lagerfeuer“ sollte auch eher „Gepflegte Langeweile mit klischeehaften Figuren“ handeln und so wird das schon wieder nix, mit mir und diesem verflixten Genre.

The 3 Faces of Terror

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Nach dem drögen Ami-Episoden-Grusler „Spuk am Lagerfeuer“ hab ich mich gestern noch spontan zu „3 Faces of Terror“ motivieren können, dem hier ja auch gerade kein guter Ruf vorauseilt. Entweder lag es an der ohnehin stark eingeschränkten Erwartungshaltung, der Getränkebegleitung oder dem Film davor - jedenfalls fand Stivalettis Episodenhorror gar nicht mal so übel. Zwar sind die Geschichten über Grabräuber, „Mad Scientist“-Beauty-Doktoren und Fischmonster allesamt nicht so der Bringer, aber Lamberto Bava bei den Dreharbeiten zu „Demons 7“ zu sehen und Claudio Simonetti vom Werwolf zerfleischen zu lassen, hat ja durchaus seinen Reiz und zeugt auch von einer augenzwinkernden und selbstironischen Herangehensweise, die ja im Horrorbereich nie schaden kann. Zwar wirkt es anfangs etwas seltsam, dass sich keine der drei Geschichten aufzulösen scheint, aber auch das relativiert sich am turbulenten Ende. Bei den Effekten gibt es naturgemäß nichts zu meckern, was aber nicht verwunderlich ist, wenn schon mal ein Meister seines Fachs am Regiestuhl Platz nimmt. Die Laufzeit ist mit knapp 80 Minuten kurz und knackig bemessen, das Geschehen blutig und auch das Wiedersehen mit Jon Philip Law und anderen bekannten Gesichtern sollte den Italo-Fan ebenfalls milde stimmen. Insgesamt sicherlich kein Highlight, aber sympathisch-trashige Horrorunterhaltung aus der zweiten Reihe, die auch recht blutig um die Ecke biegt und den Fans von Horror-Anthologien daher eigentlich auch nicht groß enttäuschen sollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Watcher [Netflix]

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Emma und Noah sind ein junges Ehepaar, das nach einem tragischen Vorfall in Los Angeles ein neues Leben beginnen möchte. Dazu stürzen sich beide in Schulden um in einem Vorort ein hübsches Haus zu kaufen, in dem zuvor jedoch eine Bewohnerin Selbstmord begangen hat. Ein paar Tage nach dem Einzug beginnen auch seltsame Ereignisse und während sich Emma psychisch und physisch immer schlechter fühlt, erhalten die beiden auch ominöse Drohbriefe, in denen ihnen großes Unheil prophezeit wird, sofern sie das Haus nicht verlassen sollten. Während sich das Ehepaar aber davon nicht entmutigen lassen möchte und ihrerseits Vorkehrungen trifft, scheint tatsächlich etwas in ihr Leben getreten zu sein, dass alles über das Paar weiß und aus den schriftlichen Drohungen und einem unbestimmten Gefühl im neuen Eigenheim beobachtet zu werden, wird wenig später auch eine ganz reale Bedrohung…

In dem amerikanischen Mystery-Thriller „The Watcher“ entpuppt sich wieder einmal ein trautes Heim als Hort des Grauens und im Fall von dem jungen Ehepaar scheint sich ein dunkler Schatten über das neu erworbene und traute Heim gelegt zu haben, der schon bald Leib, Leben und Seelenheil bedroht. Dabei lässt sich Regisseur Ryan Rothmaier auch sehr lange Zeit und lässt es relativ lange offen, ob die Bedrohung und das Stalking eines natürlichen oder übernatürlichen Ursprungs ist und lässt die anfänglich gute Stimmung immer weiter kippen. Die Vorstellung im eigenen Heim beobachtet zu werden und nicht sicher zu sein, ist ja nicht nur sehr beunruhigend, sondern auch eine Erfahrung, die wohl niemand machen möchte. Aus dieser Angst heraus entwickelt sich auch die Idee zu dem durchaus spannenden Streifen, der über weite Teile auch sehr funktional ausgefallen ist. Leider stellt sich der Streifen meines Erachtens am Ende aber selbst ein Bein, in dem er dem Zuschauer eine Wendung zu viel zumutet, die auch gar nicht hätte sein müssen. Ich fand den Schluss ja ehrlich gesagt eher unbefriedigend und wäre fünf Minuten eher Schluss gewesen, wäre meine Bewertung wohl positiver ausgefallen. So bleibt ein durchschnittlicher, schön gemachter Thriller, der gegen Ende etwas zu bemüht eine beunruhigende Stimmung verbreiten möchte und dabei nicht immer ganz logisch erscheint.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Belstone Fox

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Der Landstreicher Tod findet eines Tages im Wald einen verletzten Fuchswaisen und bringt diesen ausgerechnet zu dem Hof von Asher, der sich als Jäger und Landwirt um die Jagdhunde des Gutsbesitzers John kümmert. Doch dieser steckt das Jungtier zu einer Hündin, die gerade geworfen hat und der auf Tag getaufte Fuchs freundet mit Hund Merlin an und wächst zu einem prächtigen Fuchs heran. Als jedoch die Jagdsaison ansteht hat auch Asher keine andere Wahl als den Tag wieder in die freie Wildbahn zu entlassen, wo sich der an Mensch und Hund gewöhnte Fuchs jedoch nicht so einfach erwischen lässt. So entsteht in der Gegend über die Jahre die Legende vom Belstone Fox - dem Fuchs, der schlauer ist als die Hunde, die ihn jagen. Als während einer Jagd jedoch ein schreckliches Unglück geschieht, wird die friedliche Ko-Existenz jedoch in Frage gestellt und auch die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Tier scheint zu zerbrechen...

Während der 1973 nach einer Romanvorlage gedrehte „The Belstone Fox“ hierzulande wohl nie veröffentlicht wurde, zählt der Streifen im englischsprachigen Raum zur Kategorie Familienfilm und Jugenderinnerungen aus vergangenen Zeiten. Das ist aber doch etwas verwunderlich, da der Streifen von James Hill mit dem kontroversen Thema Jagd ja nicht gerade ein besonders familienfreundliches Thema hat und dem Zuschauer auch nichts schenkt. „The Belstone Fox“ beginnt auch gleich mit einem Schocker und auch im weiteren Verlauf sind einige Momente, die den Tierfreund ziemlich erschaudern lassen. Das Thema Fuchsjagd hat in England auch einen gesellschaftlichen Stellenwert, der hierzulande auch nur schwer nachzuvollziehen ist und in den Siebzigern gab es in der Kiste auch nicht nur „Heile-Welt“-Filme. Auf der anderen Seite bietet der Streifen neben wunderbaren Natur- und Tier-Aufnahmen aber auch eine Freundschaft, die so eigentlich gar nicht existieren dürfte und der Streifen versucht alles halbwegs wertungsfrei zu präsentieren und für beide Seiten Verständnis zu vermitteln. Dennoch führt das Verhalten von Mensch und Tier unweigerlich zur Tragödie und auch in „Belstone Fox“ gibt es am Ende auch entsprechende Verluste zu beklagen. Herausgekommen ist ein schwer einzuordnender Streifen über die Grausamkeiten des Lebens, der trotz humoristischer und herzerwärmender Momente auch mehr in Richtung Drama kippt und mit seinem Inhalt heutzutage auch eher für etwas verstörte Zuschauer sorgen dürfte.
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