Re: Welche Serie(nfolge) habt ihr zuletzt gesehen?
Verfasst: Sa 5. Mär 2022, 21:02
@ bux und ugo
Erstmal danke für eure Rückmeldungen.
Triggerwarnungen kenne ich von True Crime-Podcasts, im Filmbereich eher nicht. Lediglich bei ARTE habe ich im Vorfeld mal entsprechende Schrifttafeln gesehen. Dann aber allgemeiner nach dem Motto "enthält Szenen, die für jugendliche Zuschauer nicht geeignet sind".
ugo hat Recht, das Thema ist einfach zu komplex, nahezu alles kann theoretisch irgendjemanden triggern, je nach individueller Vorschädigung halt. Bei mir selbst merke ich zusätzlich, dass ich "Tagesform"-abhängig auch noch unterschiedlich empfindlich bin. Statische Listen helfen da kaum weiter.
Das Problem ist auch viel umfassender.
Ich habe ganz viele Verletzungen in meinem Leben durch Härte kompensiert. Wer "Fick dich" auf dem Hals stehen hat, lässt wenig Spielraum über die Vermutung, welchen Wert er auf die Meinung seiner Mitmenschen legt. Das war mein Überlebenskonzept, so hart sein wie möglich.
Meine Filmauswahl passte da sehr gut rein. Ich sog alles auf, was mir an Exploitation unter die Augen kam. Berührungsängste hatte ich nicht und Trigger kannte ich nicht. Wohlgemerkt, die Verletzungen waren bereits da, aber ich konnte sie überdecken und die Gefühle zudecken, so dass ich sicher war.
Seit meiner Kindheit in den Siebzigern bis Anfang der Nuller war ich filmtechnisch gut ausgelastet, schaute hunderte, wohl eher tausende Streifen, wie ihr alle hier auch. Aber in den Nullern gab es irgendwie einen Übersättigungspunkt und ich verlor ziemlich schlagartig das Interesse an der Sache. Nach einigen Jahren Abstinenz versuchte ich Anfang der Zehner ein Revival, im Zuge dessen ich auch in diesem Forum landete. Zwar schaute ich nicht mehr so viel, jedoch machte mir das Lesen und Schreiben drüber immer noch Spaß.
Keine Ahnung, ob es euch je auffiel, aber nicht wenige meiner Posts sind ja aus der Sicht verfasst, dass sie versuchen, Erinnerungen an lange zurückliegende Seheindrücke abzurufen.
Doch der Enthusiasmus ist mittlerweile völlig verloren. Selbst meine große Liebe, das italienische Genrekino, wegen dem ich sogar die Sprache lernte, ringt mir kein müdes Lächeln mehr ab. Ich habe z.B. keinerlei Ambitionen, mir "Black Glasses" überhaupt nur anzusehen.
Dazu kommt, dass ich plötzlich empfindlich auf gewisse Themen reagiere und das Ausblenden und Unterdrücken der Emotionen nicht mehr funktioniert. Unerwartet muss ich also Gefühle ertragen, die ich mein Leben lang als "weinerlich" und schwach verachtet hatte.
Filme waren eine kleine Oase, eine Nische, die mein Leben mit positivem Input versorgten und aushaltbar machten. Das ist ein ziemlich krasser Verlust, plötzlich feststellen zu müssen, es macht keine Freude mehr und gibt mir nichts mehr. Zum Glück habe ich aber noch die Musik!
Für dieses Forum, was eben auch Teil meiner Oase ist, bedeutet das vor allem, das ich quasi nur noch im Offtopic rumdümpeln kann, da ich ja keine relevanten Filme mehr schaue. Und ob es für den Großteil der Leser hier so erbaulich ist, ständig über "Schloss Einstein" oder Pferdemädchen zu lesen, falls ich dann überhaupt noch was angucke, bezweifle ich mal.
Joyce, einer der aktuellen Charaktere auf "Schloss Einstein", sagt "Mein Leben ist wie ein Bus, die Leute steigen ein und aus." weil sie ihr Leben lang von einem Kinderheim zur nächsten Pflegefamilie und weitergereicht wurde und gerade wieder ihre Freunde verlor.
Ich weiß so gut, wie sie fühlt und würde noch ergänzen: In meinem Bus steigen die Leute erst wieder aus, nachdem sie die Scheiben eingeschmissen, die Sitze aufgeschlitzt und auf den Boden gepisst haben.
Andererseits kann man so ein Fahrzeug ja auch instand setzen und wieder hübsch machen, also mal schauen, welche Ideen für Reparaturen mir kommen.
Danke für die Geduld und btt
Schloss Einstein Folge 1002 - Staffel 25, Folge 2
Erstmal danke für eure Rückmeldungen.
Triggerwarnungen kenne ich von True Crime-Podcasts, im Filmbereich eher nicht. Lediglich bei ARTE habe ich im Vorfeld mal entsprechende Schrifttafeln gesehen. Dann aber allgemeiner nach dem Motto "enthält Szenen, die für jugendliche Zuschauer nicht geeignet sind".
ugo hat Recht, das Thema ist einfach zu komplex, nahezu alles kann theoretisch irgendjemanden triggern, je nach individueller Vorschädigung halt. Bei mir selbst merke ich zusätzlich, dass ich "Tagesform"-abhängig auch noch unterschiedlich empfindlich bin. Statische Listen helfen da kaum weiter.
Das Problem ist auch viel umfassender.
Ich habe ganz viele Verletzungen in meinem Leben durch Härte kompensiert. Wer "Fick dich" auf dem Hals stehen hat, lässt wenig Spielraum über die Vermutung, welchen Wert er auf die Meinung seiner Mitmenschen legt. Das war mein Überlebenskonzept, so hart sein wie möglich.
Meine Filmauswahl passte da sehr gut rein. Ich sog alles auf, was mir an Exploitation unter die Augen kam. Berührungsängste hatte ich nicht und Trigger kannte ich nicht. Wohlgemerkt, die Verletzungen waren bereits da, aber ich konnte sie überdecken und die Gefühle zudecken, so dass ich sicher war.
Seit meiner Kindheit in den Siebzigern bis Anfang der Nuller war ich filmtechnisch gut ausgelastet, schaute hunderte, wohl eher tausende Streifen, wie ihr alle hier auch. Aber in den Nullern gab es irgendwie einen Übersättigungspunkt und ich verlor ziemlich schlagartig das Interesse an der Sache. Nach einigen Jahren Abstinenz versuchte ich Anfang der Zehner ein Revival, im Zuge dessen ich auch in diesem Forum landete. Zwar schaute ich nicht mehr so viel, jedoch machte mir das Lesen und Schreiben drüber immer noch Spaß.
Keine Ahnung, ob es euch je auffiel, aber nicht wenige meiner Posts sind ja aus der Sicht verfasst, dass sie versuchen, Erinnerungen an lange zurückliegende Seheindrücke abzurufen.
Doch der Enthusiasmus ist mittlerweile völlig verloren. Selbst meine große Liebe, das italienische Genrekino, wegen dem ich sogar die Sprache lernte, ringt mir kein müdes Lächeln mehr ab. Ich habe z.B. keinerlei Ambitionen, mir "Black Glasses" überhaupt nur anzusehen.
Dazu kommt, dass ich plötzlich empfindlich auf gewisse Themen reagiere und das Ausblenden und Unterdrücken der Emotionen nicht mehr funktioniert. Unerwartet muss ich also Gefühle ertragen, die ich mein Leben lang als "weinerlich" und schwach verachtet hatte.
Filme waren eine kleine Oase, eine Nische, die mein Leben mit positivem Input versorgten und aushaltbar machten. Das ist ein ziemlich krasser Verlust, plötzlich feststellen zu müssen, es macht keine Freude mehr und gibt mir nichts mehr. Zum Glück habe ich aber noch die Musik!
Für dieses Forum, was eben auch Teil meiner Oase ist, bedeutet das vor allem, das ich quasi nur noch im Offtopic rumdümpeln kann, da ich ja keine relevanten Filme mehr schaue. Und ob es für den Großteil der Leser hier so erbaulich ist, ständig über "Schloss Einstein" oder Pferdemädchen zu lesen, falls ich dann überhaupt noch was angucke, bezweifle ich mal.
Joyce, einer der aktuellen Charaktere auf "Schloss Einstein", sagt "Mein Leben ist wie ein Bus, die Leute steigen ein und aus." weil sie ihr Leben lang von einem Kinderheim zur nächsten Pflegefamilie und weitergereicht wurde und gerade wieder ihre Freunde verlor.
Ich weiß so gut, wie sie fühlt und würde noch ergänzen: In meinem Bus steigen die Leute erst wieder aus, nachdem sie die Scheiben eingeschmissen, die Sitze aufgeschlitzt und auf den Boden gepisst haben.
Andererseits kann man so ein Fahrzeug ja auch instand setzen und wieder hübsch machen, also mal schauen, welche Ideen für Reparaturen mir kommen.
Danke für die Geduld und btt
Schloss Einstein Folge 1002 - Staffel 25, Folge 2