Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Do not Disturb

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Gemeinsam mit seiner Gattin Cathryn und seiner stummen Tochter Melissa fliegt der amerikanische Geschäftsmann Walter nach Amsterdam um dort die Verhandlungen einer Firmenübernahme unter Dach und Fach zu bringen und danach einen Urlaub mit seiner Familie zu verbringen. Doch schon kurz nach der Ankunft im luxuriösen Hotel L’Europe verläuft sich Melissa im großen Hotelkomplex und wird am Lieferanteneingang zufällig Zeuge eines Auftragsmordes. Doch sie wird entdeckt und kann auch nur durch eine große Portion Glück vor dem Killer fliehen. Wieder zurück bei den Eltern, wollen aber weder die Polizei, noch ihre Eltern die abenteuerliche des Kindes glauben, dass auch ansonsten mit einer recht regen Fantasie ausgestattet ist. Die Gefahr ist aber zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht zu Ende und während die Eltern im hoteleigenen Restaurant speisen, macht sich der Auftragskiller neuerlich ans Werk um die junge Zeugin ein für alle Mal zu beseitigen.

Zwei Jahre vor „Down“ drehte Dick Maas bereits mit amerikanischen Schauspielern den augenzwinkernden Action-Streifen „Do not Disturb“, der wohl als inoffizieller Nachfolger zu „Amsterdamned“ gesehen werden kann. Abermals dient die niederländische Stadt mit ihrer Vielfalt als Handlungsort für einen actionlastigen Thriller, dessen Handlung meines Erachtens aber kaum ernstgemeint sein kann. Hier ist es ein zehnjähriges Mädchen im ungleichen Kampf gegen einen leicht trotteligen Auftragskiller, welches zu einer Verkettung sehr seltsamer Momente geht. Dabei verknüpft Maas neuerlich Humor mit Action, wobei der Humoranteil manchmal etwas zu hoch erscheint. Dafür entschädigt das Finale dann aber wieder für manch seltsam erscheinenden Moment und CGI-Deaster im Vorfeld und am Ende rummst und kracht es ja dann ganz ordentlich in der Grachtenstadt. Nach Logik und Glaubwürdigkeit sollte man „Do not Disturb“ zwar nicht abklopfen, aber in Punkto Unterhaltungswert gibt es eigentlich wenig zu meckern. Irgendwo zwischen spaßig und haarsträubend konstruiert Maas hier einen lustigen Actionfilm mit viel Amsterdamer Flair, der auf bewährte Genre-Strickmuster bei seinen Figuren verzichtet und daher durchaus originell daherkommt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Sieben Miezen klauen 'ne Million

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Hoffnungslos uncharmante und wenig erheiternde Komödie über eine Gruppe von Frauen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, schwerreiche Betrüger auszunehmen. Die Ereignisse in „Sieben Miezen klauen ‚ne Million“ sind dabei nicht nur sehr episodenhaft, unglaubwürdig und ziemlich doof, sondern wiederholen sich auch noch ständig. Zuerst wird der Mann vorgestellt, der sich dann als dauergeiler Gockel entpuppt und auch bereitwillig ausnehmen lässt, sobald die Mädels nur etwas mit dem Popo wackeln und/oder sexuelles Interesse heucheln, zu dem es aber in den seltendsten Fällen kommt. Andere Handlungselemente wie die Befreiung einer weiteren Kollegin aus dem Gefängnis werden zwar aufgenommen, aber selten richtig zu Ende geführt und damit der Zuschauer nicht zu sehr merkt, wie langweilig das Ganze ist und wie sehr es hier auch am schlechten Drehbuch krankt, gibt es ab und an eine erotische Tanzperformance oder einen Bären zu sehen. Die wunderbaren Kulissen der Almafiküste werden wie das Potential der weiblichen Darstellerinnen wie Janet Agren und Nadiuska kaum genutzt und irgendwann ist der Film mit der Option auf eine Fortsetzung vorbei, die dankenswerterweise unterblieben ist. Quasi „Ocean’s Eight“ in der italienischen Diskontvariante für Anspruchslose und Allesgucker, die an inhaltlicher Belanglosigkeit und Humorbefreitheit auch kaum zu überbieten ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Final Cut - Die letzte Vorstellung

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Stuart ist ein Filmvorführer der alten Schule, der sich irgendwann inmitten von jungen Leuten und in einem Multiplex-Kino wiedergefunden hat und dementsprechend unglücklich ist. Als er eines Abends wieder einmal vom jungen Manager zur Rede gestellt wird, greift er kurzerhand zu einem ungewöhnlichen Plan und realisiert im nahezu menschenleeren Kino spätnachts seinen eigenen Film. Dieser von Überwachungskameras eigefangene Thriller hat das junge Pärchen Allie und Martin als Hauptdarsteller, die jedoch noch nichts von ihrem zweifelhaften Glück wissen. Während Allie durch einen Trick betäubt und in den Vorführraum verschleppt wird, findet sich Martin in einem Alptraum wieder, der den jungen Mann an den Rand des Abgrunds und darüber hinausführen wird. Doch auch mit Allie hat Stuart etwas ganz Besonderes vor und im menschenleeren und abgeriegelten Multiplex nimmt das Grauen seinen unvorhersehbaren Lauf…

Überraschend unterhaltsamer Thriller über einen alternden Filmvorführer und einem jungen Pärchen, das spätnachts im Kino quasi gefangengenommen wird um unfreiwillig Star einer eigenen Produktion zu werden. Die Geschichte mag zwar auf den ersten Blick etwas arg konstruiert und unglaubwürdig erscheinen, ist aber halbwegs originell und überraschend kurzweilig erzählt und wie bei einem Genre-Film üblich, gibt es auch hier ein einen Twist und allerlei andere, nicht ganz so vorhersehbare Ereignisse, die alles am Köcheln und die Spannung aufrecht erhalten. Der Darsteller sind sympathisch, die Settings im Kino Bava-esk farbenfroh ausgeleuchtet und irgendwie sieht man jede Minute, dass hier ein Genre-Fan am Werk war um hier einen Date-Film der etwas anderen Art zu inszenieren. Bemängeln könnte man eventuell, dass „The Final Cut“ eher harmlos ausgefallen ist und auf blutige Schauwerte nahezu verzichtet, aber ansonsten ist alles halbwegs im grünen Bereich und guckbar. Phil Hawkins Streifen ist zwar insgesamt sicherlich eher im durchschnittlichen Bereich angesiedelt und auch kein "Must-See", aber wenn einem „The Final Cut“ für kleines Geld vor die Linse kommt, kann man durchaus zugreifen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Pretty in Pink

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Teenie-Dramödie aus den Achtzigern nach einem Drehbuch von John Hughes und den üblichen Verdächtigen wie Molly Ringwald und Andrew McCarthy. Hier geht es um die sympathische Andie aus eher einfachen Verhältnissen, die sich in einem Jungen aus reichen Hause verliebt und bis zum unvermeidlichen Happy End eigene und fremde Vorurteile überwinden muss. Dabei ist „Pretty in Pink“ vielleicht inhaltlich nicht sonderlich bemerkenswert und beschwört den üblichen Achtzigerjahre-Materialismus, aber zumindest in Punkto Soundtrack und Optik werden hier keine Gefangenen gemacht. Von New Order, über OMD bis hin zu The Smiths gibt es einen durchaus bemerkenswerten Soundtrack und auch die Outfits und Settings könnten nicht mehr das Jahrzehnt des bisweilen ambivalenten Geschmacks beschreiben. Insgesamt betrachtet ist „Pretty in Pink“ auch eine nette und kurzweilige Angelegenheit mit dem Herz am rechten Fleck, auch wenn die Figurenzeichnung und vorhersehbaren Ereignisse doch arg klischeelastig ausgefallen und auch die Sympathien zwischen den coolen Kids und den Schnöseln klar verteilt sind. Mehr Achtziger in einem Film sind aber kaum denkbar und wer das Jahrzehnt noch irgendwie mitbekommen hat, wird mit dem kultigen Teenie-Filmchen auch auf seine Kosten kommen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Staying Alive

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Jahre nach den Ereignissen in „Saturday Night Fever“ ist der in Brooklyn geborene Italo-Amerikaner Tony Manero in ein schäbiges Hotel nach Manhattan gezogen und träumt von einer Karriere als Tänzer am Broadway. Doch die Konkurrenz ist hart und so läuft er von einer Audition zur anderen, arbeitet er als Kellner und Aerobic-Trainer und bewahrt sich sein Image als stolzer Gockel mit mehreren Freundinnen und arroganten Gehabe. Als er eines Tages bei einer Show seiner Freundin Jackie die Tänzerin Laura sieht, macht er sich draufgängerisch an sie heran und bekommt nach einer leidenschaftlichen Nacht zwar einen Korb, aber auch durch ihren Einfluss eine kleine Rolle in dem Broadway-Stück des Regisseurs Jesse. Das ist jedoch erst der Anfang, da Tony nach Höherem strebt und dabei auch über Leichen gehen würde, ehe sein machohaftes Verhalten durch berufliche wie private Rückschläge erste Risse zeigt.

Grottiges Sequel zu „Saturday Night Fever“ und cineastische Mogelpackung unter der Regie von Sylvester Stallone der vermutlich geglaubt hat, er kann einen Tanzfilm wie einen Leistungs-orientierten Sportfilm a la „Rocky“ inszenieren. Gesellschaftspolitische Komponenten und Tiefe, sowie künstlerischen Anspruch sucht man hier vergeblich und die Figur des Tony Manero ist zu einem absolut egozentrischen Kotzbrocken verkommen, der als Sympathieträger oder Identifikationsfigur für das Publikum so überhaupt nicht mehr funktioniert. Wer sich die Musik von den Bee Gees erwartet wird ebenfalls enttäuscht, da sich der Soundtrack größtenteils aus Songs von Frank Stallone zusammensetzt, die ebenfalls nicht sonderlich prickelnd ausgefallen sind. Und weil das alles noch nicht reicht wurden auch die zahlreichen Tanzszenen so schnell zusammengeschnitten, dass von so etwas wie einer Choreografie nur noch herzlich wenig zu erahnen ist. Das vorliegende Schnittmassaker mag zwar vielleicht beim Boxerfilm als dynamisch funktionieren, aber hier sieht es aus wie ein "Hüpf-Spring-und-verbieg-dich"-Video mit verschwitzten Leibern und hat mit Tanzkunst nur noch wenig zu tun. Am schlimmsten ist und bleibt aber der Charakter von Tony Manero, der sich skrupellos zum Erfolg hocharbeitet, durch Betten und über Leichen geht und sich danach auch noch selber abfeiert. Alles was „Saturday Night Fever“ von Herrn Badham richtig gemacht wurde, wird hier von Herrn Stallone völlig verbockt und auf der Liste der schlechtesten Sequels ist „Staying Alive“ jedenfalls vollkommen berechtigt ganz vorne dabei.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Summer of 84

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Der fünfzehnjährige Davey lebt mit seinen Eltern in der Vorstadt, liebt Mystery-Kram und beobachtet als Zeitungsjunge die Nachbarschaft etwas genauer als seine drei Freunde. Als in der näheren Umgebung immer wieder Jungen verschwinden und schon von einem Serienmörder die Rede ist, keimt in Davey der Verdacht, dass sein alleinstehender Nachbar Mackey der gesuchte Mann sein könnte. Doch dieser ist Polizist, durchaus beliebt und so wohl der Letzte, den die Allgemeinheit verdächtigen würde. Davey bleibt aber dabei und überzeugt auch seine Freunde davon und gemeinsam den Nachbarn zu beobachten, der sich in der Tat etwas seltsam verhält. Zuerst wird nur der Tagesverlauf studiert, später sein Müll durchsucht und als die Beweise ausbleiben auch zu weiteren Schritten gegriffen, die Davey und seine Freunde zunehmend tatsächlich in Gefahr bringen.

Sympathische Mischung aus Coming-of-Age-Film und Thriller mit durchgestylten Retro-Flair, das sich aber doch sehr eindeutig im Fahrwasser von „Stranger Things“ bewegt. Die „Turbo Kids“-Macher legen sich dennoch ganz ordentlich ins Zeugs und präsentieren die Geschichte eines Jungen mit lebhafter Fantasie, der eines Tages vermutet, dass sein biederer Nachbar ein gesuchter Serienkiller sein könnte. Was als Teenie-Abenteuer a la Spielberg beginnt, kippt aber immer mehr in Richtung Stephen King und endet doch recht düster bzw. trifft den Nerv der Zuschauer irgendwie an der richtigen Stelle. Viel zu meckern gibt es hier auch nicht, auch wenn mich die Geschichte das Setting in den Achtzigern auch gar nicht notwendig hätte. Auf mich persönlich wirkt das mittlerweile etwas abgenudelte Vintage-Setting wie ein zusätzliches Gimmik, das „Summer of 84“ eigentlich gar nicht notwendig hätte. Irgendwie geht mir diese verklärte Sicht auf das Jahrzehnt doch mittlerweile etwas auf den Keks. Alle fahren BMX, haben Casio-Uhren, Genre-Filmplakate an den Wänden und hippe Vintage-Klamotten und selbst bei der Vorstadt-Feier spielt hier sogar noch die Synthie-Band. Abgesehen von diesen persönlichen Befindlichkeiten in Punkto Originalität ist die Geschichte aber wirklich gut und daher kann ich „Summer of 84“ auch nur empfehlen. Toller Film mit kleinen Schönheitsfehlern.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Japanese Hell

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Da die Menschheit moralisch verkommen ist, schickt die Herrscherin der Hölle nach der jungen Rika, die stellvertretend für ihre Artgenossen die Schrecken der Hölle kennenlernen und wieder verbreiten soll. So wird die junge Frau zuerst Zeuge der schrecklichen Qualen eines Kindsmörders, ehe die Ereignisse ihrem eigenen Schicksal näher kommen. Hier erhält Rika einen Ausblick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit der Option diese noch ändern zu können. Das ist auch dringend notwendig, da sich das junge Mädchen einer Sekte angeschlossen hat, die einem zweifelhaften Meister huldigt und deren Mitglieder auch vor Gewalt und Mord nicht zurückschrecken.

„Japanese Hell“ von Regisseur Teruro Ishii ist das Remake des Streifens „Jigoku“ aus dem Jahr 1960 in dem ein junger Mann und dessen Umfeld nach diversen Sünden wie Mord, Ehebruch und Habgier direkt in der Hölle landen und im infernalischen Finale unbeschreibliche Leiden erdulden müssen. Im Remake aus dem Jahre 1999 ist es die junge Rika, die stellvertretend für die Menschheit in die Hölle geschickt wird und Zeuge von ebenfalls grotesken Ereignissen wird. Dabei nimmt der Film direkt Bezug zu den Ereignissen um die Aum-Sekte, die im Jahr 1995 einen Giftgas-Anschlag auf die U-Bahn in Tokio verübt hat. „Japanese Hell“ wirkt in aufgeklärten Zeiten zugegeben etwas seltsam und zielt mit dem Holzhammer auf das moralische Empfinden des Zuschauers ab, in dem er schrecklichste Höllenqualen präsentiert, die auf alle warten, die Zeit ihres Lebens vom Pfad der Tugend abweichen. Dabei wirkt auch die Inszenierung der tragischen Ereignisse stets an der Kippe zur Parodie und die furchtbare deutsche Synchro mit Kalauern macht es auch nicht gerade besser. Trotzdem ist „Japanese Hell“ auch sehr schräg, sonderbar und durchaus charmant in seinen Höllenszenen, sodass ich von dieser erstaunlichen Wundertüte durchaus angetan bin. Wo bekommt man sonst auch so eine derart unkonventionelle Mischung aus religiöser Mahnung, gesellschaftlichen Befindlichkeiten und der künstlerischen Abhandlung eines tragischen Ereignisses in Form eines trashig iszenierten Geisterbahn-Spektakels vor die Linse, bei dem man bis zum Ende aus dem Staunen nicht herauskommt. Würde ich gerne nochmal im Original mit Untertitel und ohne verfremdeter Synchro gucken.

Jigoku


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Der Student Shiro wird eines Nachts Zeuge, wie sein Kollege Tamuro mit dem Auto einen betrunkenen Yakuza überfährt und danach Fahrerflucht begeht. Als dieser verstirbt wird Shiro von Gewissenbissen geplagt und beschließt mit seiner Verlobten zur Polizei zu gehen. Doch auf dem Weg dorthin stirbt auch die Verlobte und Shiro stürzt sich betrunken in eine Affäre mit der Stripperin Yoko, die jedoch die Witwe des verstorbenen Yakuzas ist. Diese sinnt auf Rache, während Shiro mit der nächste Hiobsbotschaft konfrontiert wird. Immer tiefer verstrickt sich der Student und sein Umfeld in einem Netz aus Lügen und Laster und nach einer Feier landen sie allesamt direkt in den Abgründen der Hölle, wo grausame Qualen als Strafe für die begangenen Sünden auf sie warten...

Nach dem 1999er-Remake unter dem Titel „Japanese Hell“ ist gestern dann auch noch das Original im Player gelandet und „Jigoku“ ist angesichts des Entstehungsjahres schon zweifelsfrei ein sehr eindrucksvoller und besonderer Film. Zuerst wird der Zuschauer Zeuge von den Vorgängen im Umfeld eines jungen Studenten, die von Mord, Habgier und Ehebruch geprägt sind, ehe allesamt in die Hölle fahren und dort auf unvorstellbare Weise gepeinigt werden. Regisseur Nobuo Nakagawa überlässt auch wenig der Vorstellungskraft und zeigt das blutige Grauen und die Verzweiflung der gepeinigten Menschen auch in seiner ganzen Pracht. Das Finale kann man heutzutage auch durchaus als Terrorkino bezeichnen und dass der Student quasi nebenher und eher unschuldig in den Strudel der sündigen Ereignisse mitgerissen wird, macht die ganze Sache für den Zuschauer nur noch schlimmer. Zwar bin ich normalerweise kein Fan von Filmen mit solchen Botschaften, aber von dieser eindrucksvollen Höllenfahrt bin ich jedes Mal aufs Neue angetan.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Rohtenburg

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Ich muss ja ehrlich zugeben, dass mich die Ereignisse des „Kannibalen von Rotenburg“ ja seinerzeit auch beschäftigt haben, wobei mich da weniger der Täter, sondern viel mehr das Opfer interessiert hat. Viel zu abstrakt ist die Vorstellung, dass sich jemand im Kannibalen-Chat freiwillig einer ihm unbekannten Person anbietet um verstümmelt und gegessen zu werden. Wer sich jedoch den Film von Martin Weisz ansieht, bekommt hier jedoch nur eine plakative Abhandlung der Ereignisse in Kombination mit einer entbehrlichen und fiktiven Rahmengeschichte und einer großen Portion Hinterhof-Psychologie präsentiert. Schicksalsschläge in der Jugend, Einsamkeit und ein imaginärer Freund müssen für beide Figuren als Begründung für ihr Handeln herhalten und viel mehr psychologischer Background wird den Figuren auch nicht zugestanden. Dazu gibt es regenverhangene Himmel, triste Bilder, schwere Streicher im Soundtrack und eine junge Studentin, die in den Abgrund blickt und dann verwundert feststellen muss, dass die Ereignisse nicht spurlos an ihr vorbeigehen. Keine Ahnung ob es eine allumfassende Erklärung für eine eigentlich derart unerklärliche Tat überhaupt geben kann, aber „Rohtenburg“ ist ein filmisches Nix, dass weder als Drama, Psychogramm oder Exploitationfilm taugt und dabei für mein Empfinden zudem auch noch äußerst heuchlerisch zu Werke geht.
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karlAbundzu
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von karlAbundzu »

@jogi: Kennst du den Rosa von Praunheim Film mit dem Thema? Und von Marian Dora gibt es noch einen in Deutschland beschlagnahmten?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

karlAbundzu hat geschrieben:@jogi: Kennst du den Rosa von Praunheim Film mit dem Thema? Und von Marian Dora gibt es noch einen in Deutschland beschlagnahmten?
Der Dora liegt bereits bereit - vom Praunheim-Film wusste ich bislang nichts - wie heißt der?* :???:

* gerade gefunden: https://www.ofdb.de/film/97709,Dein-Herz-in-meinem-Hirn
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