Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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buxtebrawler
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Diese liegt mir besonders am Herzen: "zumindest funktioniert bei mir hat es funktioniert"??? Was habe ich da für einen Scheiss geschrieben... :mrgreen:
Als alter Gentleman habe ich die höflich unter den Tisch fallen lassen. ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Eroberung vom Planet der Affen (USA 1972, Originaltitel: Conquest of the Planet of the Apes)

Nordamerika im Jahr 1991. Vor einigen Jahren verstarben alle Katzen und Hunde, sie wurden weltweit durch ein Virus ausgerottet. Nun hält man sich Affen als Haustiere, die dank ihrer Gelehrigkeit auch für einfache Arbeiten herhalten müssen. Der totalitäre Staat geht mit seinen menschlichen Einwohnern nicht besonders nachsichtig um, da wundert es kaum, dass man die Affen wie Sklaven behandelt und ohne Gnade erniedrigt. Schimpanse Caesar (Roddy McDowall) ist der Sohn von Zira und Cornelius. Als Paar lebten die beiden Primaten einst in der fernen Zukunft, einer Zukunft, in der die Affen über die Menschen herrschen. Als sie vor rund zwanzig Jahren, nach einer Zeitreise auf der heutigen Erde strandeten, nahm ihr Schicksal einen tragischen Verlauf (Siehe Teil 3 der Saga: "Flucht vom Planet der Affen", 1971). Caesar konnte damals vor den menschlichen Häschern versteckt werden, er wuchs bei seinem väterlichen Freund Armando (Ricardo Montalban) auf. Armando, stolzer Zirkusdirektor, konnte Caesar stehts als harmloses Zirkustier tarnen. Als Armando und Caesar Zeugen werden, wie die Staatsgewalt einen Affen brutal und sadistisch mißhandelt, rutscht dem Schimpansen lauthals eine krude Beschimpfung heraus. Zwar kann sich der Affe zunächst dem Zugriff der Polizei entziehen, doch Armando stellt sich den Behörden, er glaubt damit sämtliche Verdachtsmomente ausräumen zu können. Der reaktionäre Governor Breck (Don Murray) lässt sich jedoch nicht überzeugen, Armando wird kurzerhand in Untersuchungshaft genommen. Nun ist Caesar auf sich allein gestellt, er schleicht sich am Hafen in einen Käfig mit importierten Artgenossen ein. Tatsächlich bleibt der intelligente Primat zunächst unerkannt, der Plan scheint aufzugehen. Als Armando jedoch zum Opfer der gnadenlosen Verhöre wird, kann Caesar seine unbändige Wut kaum noch kontrollieren. Er wird zum Anführer der Affen, heimlich trägt man Waffen zusammen, ein blutiger Aufstand scheint nicht zu vermeiden. MacDonald (Hari Rhodes) ist einer der engsten Mitarbeiter von Governor Breck. Besagter MacDonald vertritt einen weitaus moderateren Kurs im Umgang mit den Affen, kann er die Eskaltion noch rechtzeitig verhindern, zumindest abmildern...???

Mit dem kurzweiligen "Eroberung vom Planet der Affen", ging die faszinierende Saga in die vierte Runde. Der Auftakt stammt aus dem Jahr 1968, "Planet der Affen" ist einer der wichtigsten Filme seiner Ära. Bis in die heutige Zeit ist der Stoff aktuell, hat nichts von seiner Kraft und Ausdrucksstärke eingebüßt. 1970 brachte man mit "Rückkehr zum Planet der Affen", einen sehr starken Nachfolger an den Start, der zwar nicht ganz zum Vorgänger aufschliessen konnte, letztlich aber mit einem extrem intensiven, eindringlichen Finale für Aufsehen sorgte. "Flucht vom Planet der Affen" aus dem Jahr 1971, transportierte die Handlung aus der fernen Zukunft in die heutige Zeit. Was auf durchaus überzeugende Weise gelang, obwohl erneut ein leichter Abfall im Vergleich mit Vorgänger nicht ausblieb. Man könnte über die Bedeutung und Relevanz der Filme ganze Bände von Ausführungen verfassen, dies kann aber nicht die Aufgabe eines Kurzkommentares sein. Wenden wir uns also dem vierten Film der Reihe zu, dem ein Jahr später der letzte Teil (Die Schlacht um den Planet der Affen) folgen sollte.

Roddy MacDowall war in den vorherigen Filmen als Dr. Cornelius zu sehen, nun spielt er dessen Sohn namens Caesar. Seine Vorstellung ist wie gehabt sehr überzeugend, wie auch die Qualität der "Affenmasken" noch immer zu beindrucken weiss. Caesar durchlebt eine breite Palette von Emotionen. Zunächst der schützenden Geborgenheit seines menschlichen Ziehvaters entrissen, verwandeln sich Angst und Verzweiflung, nach und nach in massive Wut und blanken Hass. Alles mündet im unbeugsamen Willen zum Widerstand, zum Aufbegehren gegen den Terror der herrschenden Rasse. Richardo Montalban verleiht dem Film einen Hauch von Wärme, Menschlichkeit und Vernunft. Er spielt seinen Part sehr überzeugend, ein aufrechter Mensch, der zwischen den gnadenlosen Mühlsteinen eines totalitären Systems zermalmt wird. Don Murray mutet wie ein Erbe des wirren Seitenscheitelträgers aus Österreich an. Gegen Ende philosophiert er im Wahn über den Wert von Überlebenden eines Kriegs, ähnliche Aussagen geben etliche Gesichtsbücher her, die Hitlers Auswürfe während dessen letzter Wochen zitieren. Hari Rhodes sehen wir als weiteren Gegenpol, der sich als moralische Instanz verzweifelt gegen seinen Dienstherrn stemmt, dabei aber zunehmend auf einem verlorenen Posten steht. Die übrigen Rollen fügen das Besetzungspuzzle angemessen zusammen, es wäre allerdings müßig, nun jeden der Mitwirkenden aufzuzählen (Obschon es jeder Beteiligte ohne Zweifel verdient hätte).

Ganz offensichtlich musste "Eroberung vom Planet der Affen", mit einem nicht allzu üppigen Budget realisiert werden. Ursprünglich sollte wohl die Eroberung der gesamten Erde durch die Affen gezeigt werden, der Filmtitel spricht Bände, doch man konzentrierte sich gewissermaßen auf den Beginn der Revolution. Der globale Umsturz wird von Caesar wortgewaltig angekündigt, die Bilder dazu bleiben der Phantasie des Zuschauers überlassen. Ob der fehlende Bombast von Nachteil ist, vermag ich aus heutiger Sicht nicht zu beurteilen. Für mich funktioniert der Film gut, auch wenn (oder gerade deswegen) man uns nicht alles vorkaut. Regisseur J. Lee Thompson mag vielleicht kein visionäres Genie gewesen sein, doch er lieferte deutlich über dem Durchschnitt liegende Handwerkskunst ab. Schaue ich mir die Filmografie Thompsons an, entdecke ich einige Werke, die mir im Laufe der Jahrzehnte sehr ans Herz gewachsen sind. Allen voran der Klassiker "Die Kanonen von Navarone" (1961), den ich schon als kleiner Rotzlöffel liebte, den ich ohne Bedenken zu meinen ewigen Top 200 zähle. Richtig auf die Schwarte klopfte der 1914 geborene Filmemacher, in der Spätphase seiner langen Laufbahn. 1981 tischte er den herrlichen Slasher "Ab in die Ewigkeit" auf. Diverse Bronson Vehikel gehen auf sein Konto, hier ein paar Beispiele: "Ein Mann wie Dynamit" 1983), "Der Liquidator" (1984), "Murphys Gesetz" (1986). Damit sollen genügend Filme aufgelistet sein, obwohl der geschätzte Mr. Thompson noch weitere Volltreffer vorzuweisen hat.

"Eroberung vom Planet der Affen" ist sicher nicht besonders kreativ inszeniert, aber durchweg von solider Ausführung. Egal ob vor oder hinter der Kamera tätig, es sind keine nennenswerten Schwachpunkte vorhanden. Dank des ausgeprägt dystopischen Zungenschlags, lässt sich der Streifen problemlos als Kind seiner Zeit identifizieren. Selbst ohne sie nach SS anmutenden Uniformen der Staatsgewalt, ohne einen Schmalspur-Hitler als örtlichen Regierungschef, wäre der Film klar zuzuordnen. Gelitten hat das Resultat unter der Knute der Produzenten. Die ursprüngliche Fassung musste damals umgeschnitten werden. So wurden z.B. diverse Gewaltszenen entfernt/entschärft. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass man die finale Ansprache von Caesar nachhaltig abgemildert hat, fast sinnlos werden lässt. Das Ende scheint daher wie mit Weichspüler übergossen, es passt leider nicht zum Verlauf des Werkes. Dieses Manko lässt sich durch die Anschaffung der Blu-ray Ausgabe abschalten, denn dort findet man endlich auch die ursprünglich angedachte Version. Mir liegt bisher nur die DVD Auswertung vor, doch nach dem erneuten Studium des Schnittberichtes, werde ich mich der Blu-ray nicht entziehen können. Die DVD Auswertung ist ansonsten brauchbar, das Bild nicht überragend, aber auch keinesfalls schwach. Meine Scheibe ist Teil der sehr schönen Box "Planet der Affen - Die Edition". Dort sind die fünf Filme der Saga enthalten, die erste TV-Serie von 1974, sowie das Remake des ersten Teils.

Eine Bewertung von "Eroberung vom Planet der Affen" ist leicht, siehe Kurzkommentar. Den Film in das unselige Zahlenraster zu pressen, fällt mir in diesem Fall jedoch besonders schwer. "Planet der Affen" erhielt von mir die seltene Höchstnote 10/10. Der Nachfolger "Rückkehr zum Planet der Affen" dicke 8/10 (sehr gut). "Flucht vom Planet der Affen" wurde mit 7/10 (gut) bedacht. Nun sehe ich den vierten Teil "eigentlich" leicht unterhalb des dritten Teils angesiedelt. Aus nostalgischen Gründen ziehe ich trotzdem 7/10, ich kann einfach nicht anders. Wenn ich die "richtige" Schnittfassung gesehen habe, werde ich dazu ein paar Zeilen schreiben. Denn da ist noch Luft nach oben...

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Die Schlacht der Centurions (Italien 1984, Originaltitel: I guerrieri dell'anno 2072)

Im Jahr 2072 buhlen mächtige Fernsehsender um die Einschaltquoten. Um die Quoten in die Höhe zu treiben, hat man bizarre Sportarten erdacht, bei denen sich die Teilnehmer bis aufs Blut bekämpfen. Der grösste Star in diesem irren Zirkus ist Drake (Jared Martin), der auf seinem Moped von Triumph zu Triumph reitet. Seinem einstigen Entdecker Cortez (Claudio Cassinelli) steht derweil das Wasser bis zur Oberkante der Unterlippe, denn Drake ist längst für einen anderen Fernsehsender aktiv. Programmdirektor Cortez benötigt dringend einen neuen Quotenhit, sein Chef erscheint bereits beängstigend häufig auf den Studiobildschirmen, seine Fratze verrät aufkommende Ungeduld. Um Zugriff auf den Quotengarant Drake zu erhalten, führt man kaltblütig einen skrupellosen Plan aus. Drakes Frau wird brutal ermordet, Drake verübt Selbstjustiz an den Killern, wird daraufhin zum Tode verurteilt. Als Ausweg bietet man ihm die Teilnahme an einer neuen Show an, in der er gegen etliche Schwerverbrecher antreten soll. Man hat den Abschaum der Menscheit aus den Todeszellen geholt, schliesslich soll das bevorstehende Ereignis alles vorherige in den Schatten stellen. Bevor die Spiele ihren Lauf nehmen, ackern sich die Teilnehmer durch ein hartes Trainingsprogramm. Drake lernt dabei seine zukünftigen Gegner kennen, unter denen sich finstere Gestalten wie Abdul (Fred Williamson) und Kirk (Al Cliver) befinden. Können die Männer das perfide Spiel der Fernsehmacher entlarven? Welchen Einfluss hat das Elektronengehirn namens Chakunah?

Fällt in der heutigen Zeit der Name Lucio Fulci, bringt man den leider bereits 1996 verstorbenen Regisseur, meist mit seinen "Metzelfilmen" der späten siebziger/frühen achtziger Jahre in Verbindung. Als Beispiele seien "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (1979), "Ein Zombie hing am Glockseil" (1980), sowie "Die Geisterstadt der Zombies" (1981) genannt. Ergänzend wird teils auf die recht grotesken Streifen hingewiesen, die ab der frühen Mitte der achtziger Jahre entstanden. "Conquest" (1983) und "Zombie III" (1988) seien als entsprechende Hinweise genannt. Auch der hier kurz vorgestellte "Die Schlacht der Centurions" schlägt in die zweite Kerbe, die den Niedergang des italienischen Genrekinos ankündigte. Damit keine Mißverständnisse entstehen: Ich liebe diese Filme! Es mutet jedoch schon nahezu tragisch an, dass man die großartigen Meisterstücke unterschlägt, die dieser begnadete Regisseur in den siebziger Jahren inszenierte. "A Lizard in a Woman's Skin" (1971) und "Don't torture a Duckling" (1971) sind grossartige Werke, die sich zur Spitze des Giallo Genres zählen dürfen. Es würde den Rahmen sprengen, auf die weiteren Schätze hinzuweisen, die Fulci im Bereich Italowestern abgeliefert hat. Ganz zu schweigen davon, dass er seine ersten Filme in den letzten Zügen der fünfziger Jahre drehte, in den sechziger Jahren auch im Komödienfach aktiv war... ...wie ich bereits schrieb, ein Kurzkommentar ist nicht dazu geeignet, den Werdegang dieser interessanten Persönlichkeit nachzuzeichen. Zumindest soll dies ein kleiner Denkanstoss sein, sich ein wenig intensiver mit den Filmen des Herrn Fulci zu beschäftigen.

"Die Schlacht der Centurions" haut uns einen Mix diverser Spielarten vor den Latz. Über dem Geschehen liegt der dunkle Mantel der Endzeit. Eine damals angesagte Richtung, der sich auch andere gestandene Regisseure des italienischen Genrekinos nicht entziehen konnte. Sergio Martino spulte "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (1983) herunter, sein Kollege Enzo G. Castellari legte 1982 den Steifen "Metropolis 2000" vor. Obwohl die Filme mit wenig Geld realisiert wurden, sie ohne Zweifel recht bizarr anmuten, bürgen die Namen der Regisseure jedoch für handwerkliche Qualität. "Centurions" wird zwar gern der Stempel "Endzeit" aufgedrückt, doch hier bekommen wir keine Zivilisation zu Gesicht, deren Städte in Schutt und Asche liegen. Die Kamera fährt gar mehrfach über eine knuffige Modellmetropole, die jede Menge "Blade Runner als C-Movie" Charme verspüht. Der Verfall findet eher von innerhalb statt, mächtige Fernsehsender bestimmen den Alltag, das Volk wird mit Brot und Spielen ruhig gehalten. Die Handlung verzichtet dabei auf Ausflüge in die Wohnzimmer der Zuschauer, es spielt sich fast alles im Umfeld des Senders ab, was IMHO die Fantasie des Zuschauern anregt. Damit sind wir beim Thema "Medien- und Gesellschaftskritik" angekommen, im Zusammenhang mit diesem Film absolut unvermeidbar. Was vor mehr als 25 Jahren noch (fast) undenkbar anmutete, wirkt in der heutigen Zeit (fast) greifbar nahe. Menschen lassen sich in Container sperren und beobachten, abstossende Gestalten verbreiten ihre orale Diarrhoe in debilen Talkshows. Das Volk geht den "Privatsendern" nahezu kritiklos auf den giftigen Leim. Gern meckert man mit Ausdauer über die (moderaten) Rundfunkgebühren, mit denen man das öffentlich-rechtliche Fernsehen finanziert, das sich längst als letzte Bastion gegen den geisten Verfall positioniert hat (Im Ansatz leider selbst erste Ausfallerscheinungen offenbart).

Fulci rundet das Treiben mit ein wenig Action ab. Hier ein paar Schläge und Tritte, dort eine Prise Gladiatorenkämpfe. Der Gewaltanteil bleibt erstaunlich zahm, da hatte der Meister bereits zuvor ganz andere Kaliber aufgeboten. Statt Gewalt gibt es Science-Fiction Feeling, welches uns gar einen kurzen Blick in die Tiefen des Weltraums erlaubt, doch ich will nicht zuviel verraten. Die Besetzungsliste lässt den Italo-Fan ausgiebig mit der Zunge schnalzen. Hauptdarsteller Jared Martin wirkt zwar ein wenig blass, doch in den Nebenrollen bringt man die volle Dosis Glückseligkeit an den Start. Claudio Cassinelli glotzt herrlich verkniffen aus der Wäsche, ein toller Schauspieler, der leider viel zu früh verstorben ist. Howard Ross ekelt sich als "Sicherheitschef" in einer SS-Uniform durch die Reihen der Gefangenen, wirkt dabei stets ein wenig verschwitzt und unterschwellig hektisch. Blaxploitation-Ikone Fred Williamson sorgt immer für Freude. Der Mann mag kein grossartiger Schauspieler sein, doch er ist schlicht und ergreifend ein Typ, kein langweiliges Abziehbildchen ohne Eier in der Rüstung. Al Cliver kann zwar keine Glanzlichter setzen, doch er gehört einfach in die B- und C-Klasse Orgien dieser Zeit. Die Modellstadt erwähnte ich bereits, die übrigen Kulissen sind durch und durch "Achtziger-Jahre-Low-Budget". Es macht einfach Spass zu beobachten, wie sich die geschätzen Kultschädel durch die Pappe und das Plastik bewegen, garniert mit allerlei Schalttafeln, die fröhlich vor sich hin blinken und flimmern. Ist euch übrigens bewusst, dass man Stahl zum Schmelzpunkt bringen kann, wenn man zuvor einen Mikroprozessor verspeist? Es blinkt und blitzt fröhlich, Strahlwaffen geben bei Benutzung dieses typische "Piuuu-Piuuuuh" Geräusch von sich. Die Kamera fängt das nicht allzu temporeiche Gewusel stilsicher ein, Riz Ortolani liefert einen passenden Score ab.

Wer ein wüste Orgie der Gewalt erwartet, wer auf die üppige Produktion von Mettgut baut, der wird sich mit "Die Schlacht der Centurions" ein wenig schwer tun. Die Stärke des Films liegt in der durch und durch "trashigen-80er-Jahre-Atmosphäre". Der billige Look erfreut das Herz des Liebhabers, die beknackten Dialoge und Geräusche sorgen für wohlige Nostalgie. Schlechter Geschmack auf den Punkt gebracht, dabei aber mit handwerklicher Routine ausgeführt. Selbst bei Genrefreunden hat diese Sause oft keinen leichten Stand. Für mich ist "Die Schlacht der Centurions" ein Streifen zum knuddeln und herzen, ich muss dieses Knuffelchen von Film einfach gern haben.

Um die DVD Auswertungen ist es leider nicht ganz so erfreulich bestellt. Laser Paradise brachte den Film schon vor etlichen Jahren heraus, im Rahmen der berühmt-berüchtigten "Red Edtion". Diese Fassung ist nicht ganz uncut, doch in dieser Disziplin versagt die US-DVD ebenfalls. Die Bildqualität der deutschen DVD ist sehr mittelprächtig, dafür stimmt bei der US-Scheibe das Format nicht, es fehlt ein erheblicher Teil des Bildes. Weil es keine wirklich befriedigende DVD zu diesem Film gibt, habe ich zum Silberling aus der "Red Edition" gegriffen. Ich geniesse die Centurions lieber in dieser Form, als auf den Streifen zu verzichten. Vielleicht -es wäre wirklich sehr wünschenswert- spendiert man uns irgendwann eine bessere Ausgabe. Die Indizierung wurde 2009 aufgehoben, was die Vertriebswege erweitert. Also liebe Label, bitte traut euch ran!

7,5/10 (gut bis sehr gut) - Sehr subjektive Fanpunkte!

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Die Schlacht um den Planet der Affen (USA 1973, Originaltitel: Battle for the Planet of the Apes)

Der Aufstand der Affen mündete in einen Atomkrieg, der die bisherige Zivilisation von der Erdoberfläche wischte. Schimpanse Caesar (Roddy McDowall) hat sich mit seinen Gefolgsleuten ausserhalb der zerstörten Städte niedergelassen. Mit Lisa (Natalie Trundy) hat er eine kleine Familie gegründet, der gemeinsame Sohn wurde nach Caesars Vater Cornelius benannt. Auch Menschen leben in der Siedlung, unter diesen befindet sich MacDonald (Austin Stoker), der Caesar einst das Leben rettete. Zwar leben Affen und Menschen friedlich nebeneinander, aber die Affen haben die Herrschaft übernommen, besonders die Gorillas lassen sich nicht gern mit den Menschen ein. Um mehr darüber zu erfahren, wie Affen und Menschen in der fernen Zukunft miteinander umgehen, machen sich Caesar, MacDonald und ein weiser Orang-Utan auf den Weg in die zerstörte Stadt, in der sie vor dem fürchterlichen Krieg lebten. Man hofft die Aufzeichnungen zu finden, welche damals von den Anhörungen gemacht wurden, in denen Caesars -aus der Zukunft stammende- Eltern zu Wort kamen (Siehe Teil 3 der Saga: Flucht vom Planet der Affen). Tatsächlich findet die kleine Gruppe entsprechendes Material vor, die Erkenntnisse geben Caesar zu denken. Allerdings bleibt nicht viel Zeit für ausufernde Gedankenspiele. In der von Radioaktivität verseuchten Stadt, leben noch etliche Menschen, die unter der Führung von Govenor Kolp (Severn Darden) ein tristes Dasein fristen. Die Eindringlinge werden bemerkt, nur knapp gelingt die Flucht vor den Schergen Kolps. Wieder zurück in der Siedlung, bricht weiteres Unheil über Caesar und seine Familie herein. Der militante Gorilla Aldo (Claude Akins), seines Zeichens Anführer der eigenen Untergattung, will den umsichtigen Schimpansen Caesar entmachten. Derweil rückt Kolp zum vernichtenden Schlag gegen die Siedlung der Primaten aus...

Der fünfte Filme aus der Affen-Saga, stellt das Finale der Reihe dar. Erneut führte der geschätzte J. Lee Thompson Regie, er hatte diesen Job bereits beim vierten Teil übernommen. Der letzte Teil der Saga, mutet nach einem Ritt die Vorgängerwerke an. Die Siedlung der Affen erinnert an das Setting des ersten Teils. Die in der zerstörten Stadt vor sich hin mutierenden Menschen, scheinen die Vorgänger der verborgen lebenden Mutanten aus Teil 2 zu sein. Obwohl das Budget nicht allzu üppig bemessen war, gelingt Thompson ein ansprechend ausgestatteter und solide inszenierter Streifen. Selbstverständlich verzichtet man nicht auf die üblichen Ausführungen, während derer die Protagonisten (mehr oder weniger) umfassend, über die Art und Weise des Umgangs miteinander philosophieren. Besonders die Orang-Utans, die in den beiden Auftaktfilmen die Rolle der Intellektuellen besetzten, tun sich erneut als kritische Denker hervor. Da passt es perfekt ins Bild, dass die Gorillas die bekannten Militärschädel zum Besten geben, die lediglich tote Menschen besonders gern mögen. Leider tritt durch die nun voll ausgeprägten Eigenschaften der Primaten, der grosse Logikfehler des Films zu Tage. Der Vernichtungskrieg tobte einige Jahre zuvor, die Affen waren damals noch recht primitive Primaten. Lediglich Caeser stand auf einer Entwicklungsstufe mit den Menschen. Ok, die haarigen Gesellen mögen in den wenigen Jahren, die seit dem Atomschlag ins Land gezogen sind, den Gebrauch der menschlichen Sprache erlernt haben (was schon ein wenig befremdlich wirkt). Aber wo zum Geier kommen die altklugen Orang-Utans her??? Mutationen? Wunder?

Diese Fragen lässt der Film unbeantwortet. Vielleicht ist es auch besser so, denn jede Erklärung würde vermutlich unfreiwillig komisch wirken. In einem wüsten Trashflick wäre dies eine Bereicherung, der Affen-Sage würde es jedoch nicht gerecht. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, kurzerhand ein paar Generationen zu überspringen. Die Nachkommenschaft der Protagonisten aus Teil 4, wären dann eben ihren Vorfahren wie aus dem Gesicht geschnitten. Man sollte als Zuschauer dazu in der Lage sein, dieses üppige Logikloch möglichst weit auszublenden. Da ich Filmen sowieso (fast) alles verzeihen mag, kann ich mit dem Makel des Streifens gut leben. Die Darsteller liefern wie gehabt ordentliche Leistungen ab. Roddy McDowall ist in allen fünf Teilen der Reihe zu sehen, man darf in daher getrost als Institution bezeichnen. Natalie Trundy spielte bereits ab Teil 2 mit, doch erst in den beiden letzten Filmen wurde ihre Rolle gewichtiger. Sie erinnert im fünften Teil mehr denn je zuvor an Kim Hunter, die nach dem dritten Teil von Bord ging. Trundys Rolle ist allerdings längst nicht so interesant angelegt. Sie bleibt im Finale der Serie auf die Rolle der besorgten Ehefrau und Mutter reduziert, während Kim Hunter als Zira stets Pfeffer im Hintern hatte. MacDonald wird nicht mehr von Hari Rhodes gespielt, er wurde durch den etwas weniger einprägsamen Austin Stoker ersetzt. Claude Akins ist als General der stumpfsinnigen Gorillas auf Krawall aus, den er in ausreichender Form erleben darf. Eine der stärksten Leistungen liefert Severn Darden ab. War er im Vorgänger lediglich eines der Helferlein des damaligen Govenor, spielt er nun mit irrem Blick einen völlig verblendeten Machthaber, großartig!

"Die Schlacht um den Planet der Affen" ringt mit seinem eher mittelprächtigen Ruf. Sicher, von der Klasse des Überwerks "Planet der Affen", bleibt der Film weit, weit entfernt. Er fügt sich IMHO aber sehr solide in die Reihe ein, die ab Teil 3 einfach "nur" gute Unterhaltung anbietet, dabei aber nicht die eigentliche "Message" aus den Augen verliert. Mir gefällt das Setting des fünften Teils richtig gut! Da hätten wir zunächst das beschauliche Landleben der Affen und Menschen, unter dessen idyllischer Oberfläche es bereits bedrohlich brodelt. Die zerstörte Stadt lässt Endzeitstimmung aufkommen, die Schlacht zum Finale untermauert die Atmosphäre nachhaltig. Ich bin dem Abschluss der Saga zufrieden. Für mich ist "Die Schlacht um den Planet der Affen" ein stimmungsvoller Abgang, dem ich seinen grossen Logikfehler nicht ankreiden mag.

Mir liegt die deutsche DVD Auswertung der Saga vor. Diese sorgte schon bei Teil 4 für leichtes Zähneknirschen, da lediglich die alte, entschärfte Kinofassung enthalten ist. Von Teil 5 existiert ebenfalls ein Director's Cut, der es leider nicht auf die DVD geschafft hat. Wer nun fröhlich zur deutschen Blu-ray greifen möchte, was bei Teil 4 Sinn macht, wird sich leider auch mit der kurzen Variante begnügen müssen. Hier hilft der Zugriff aus den US-Markt, dort ist die lange Version auf DVD und BD zu haben. Der Fairness halber sei noch erwähnt, dass der Zugewinn an Laufzeit bei Teil 5 zwar deutlich grösser ausfällt, als es bei Teil 4 der Fall ist. Der Film aber nicht bezüglich seiner Aussage entstellt wurde, die man in der Kinoversion von Teil 4 deutlich abgemildert hat. Die mir vorliegende DVD-Box mit dem Titel "Planet der Affen - Die Edition", werde ich mit Sicherheit nicht aus meiner Sammlung verbannen, doch inzwischen ist mein Verlangen nach den "richtigen" Fassungen von Teil 4 und 5 übermächtig geworden. Es muss also nachgebessert werden!

Das Finale ist nach meinem Geschmack, die "gewisse Schwäche" verzeihe ich gern. Guter Stoff = 7/10

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Heart Beat (Spanien 1983, Originaltitel: Latidos de pánico)

Paul (Paul Naschy) heiratete von einigen Jahren die äusserst wohlhabende Geneviève (Julia Saly). Zwar entstammt Paul einem alten Adelsgeschlecht, doch seine finanziellen Möglichkeiten waren lediglich von bescheidener Natur. Inzwischen ist Geneviève schwer herzkrank, das Leben im hektischen Paris setzt ihr arg zu. Ihr besorgter Gatte folgt dem ausdrücklichen Rat des behandelnden Artzes. Er bringt Geneviève auf den alten Landsitz seiner Familie, wo sie zur Ruhe kommen soll, die gute Luft und die beschauliche Landschaft geniessen kann. Einmal mehr erweist sich Paul als sehr fürsorglicher Ehemann. Selbst der reichlich unschöne Verdacht, er hätte seine Frau nur wegen ihrer Reichtümer geheiratet, ist inzwischen längst vom Tisch. Seit sich Paul auch um die Geschäfte kümmert, konnte er das üppige Vermögen sogar noch verdoppeln. Auf dem Weg zum Landsitz ereignet sich ein bedrohlicher Zwischenfall, der Geneviève in arge Bedrängnis bringt, aber Paul kann sie aus der Situation retten. Als man endlich das Ziel der Reise erreicht, warten Mabile (Lola Gaos) und ihre Nichte Julie (Pat Ondiviela) bereits ungeduldig auf den Hausherrn und seine holde Dame. Mabile lebt schon seit Paul denken kann auf Anwesen seiner Familie, die alte Dame betreute ihn bereits als er noch ein Kind war. Obwohl sie zu Beginn skeptisch ist, kommt Geneviève mit dem ungewohnt ruhigen Landleben zurecht, versteht sich gut mit Mabile und der hübschen Julie. Der Frieden währt nicht lange, bald wird die herzkranke Frau von fürchterlichen Erscheinungen heimgesucht. Spukt tatsächlich der Geist von Alaric de Marnac auf dem Anwesen herum? Dem blutrünstigen Ritter, der vor 500 Jahren sind untreue Frau und drei seiner Söhne brutal abschlachtete!? Der unerwartete Terror setzt Geneviève schwer zu, für ihr schwaches Herz sind die Vorfälle pures Gift...

Paul Naschy übernahm in " Latidos de pánico" nicht nur die Hauptrolle, er führte auch Regie und war am Drehbuch beteiligt. Wie man es von Paule erwartet, beschenkt uns der sympathische Spanier mit einem überaus liebenswerten Film. Der Streifen ist ein knuffiger Mix, der aus sehr schmackhaften Zutaten angerührt wurde. Ein Brocken Thriller, eine dicke Scheibe Horror, abgeschmeckt mit einem Schuss Erotik, übergossen mit dem brodelnden Sud namens Trash. Das Süppchen köchelt angenehm auf mittlerer Flamme, ab und an gibt man Zunder auf den Topf. Gleich zu Beginn brennt Naschy ein herrlich irres Feuerwerk ab. Wir sehen eine nackte Frau durch den nächtlichen Wald rennen. Zunehmend panisch stolpert sie durchs Gehölz, verfolgt von einem Ritter in glänzender Rüstung, der ihr hoch zu Roß nachstellt. Alaric de Marnac ist unterwegs, selbstverständlich auch von Paul Naschy dargestellt, per Morgenstern will er sein untreues Weib in eine andere Bewusstseinsebene überführen. Wenn Paul schliesslich das Visier hochklappt, und mit völlig irrem Blick die Waffe zum Einsatz bringt... ...dann ist es bereits um meine Contenance geschehen, ich möchte vor lauter Freude auf dem Sofa umher hüpfen! Quasi als Startschuss eine solch feiste Dosis Irrsinn, ich möchte Herrn Naschy am liebsten dafür knuddeln (wäre nicht bereits verstorben). Danach wird ein Gang zurückgeschaltet, wir befinden uns nun in der Gegenwart. Paulchen sorgt sich um sein Weibchen, berät mit dem Arzt die weitere Vorgehensweise, um der kranken Gattin Linderung zu verschaffen. Bedeutungsschwangere Blicke huschen über die Gesichter, mehr oder weniger groteske Weisheiten werden ausgesprochen, ich liebe es!

Die Verlauf der Erzählung bietet zwar keine völlig unerwarteten Twists, kann aber immer wieder für keine "Aaaa-Ohhhh" Momente sorgen. Bekanntlich klopft Herr Naschy gern ein wenig auf Mett, doch in hier hält er sich überwiegend zurück. Überwiegende Zurückhaltung bedeutet selbstredend nicht völligen Verzicht. Wenn man schon kaum noch mit knüppelroten Auswüchsen rechnet, packt plötzlich eine leibreizende Person die Axt aus. Mit diesem Arbeitsgerät holt sie das Mettgut aus dem Leib einer unbequemen Gestalt hervor, rundet ihr blutiges Werk mit einer durchschlagenden Kopfmassage ab. Smaaash, schon ist die Schädeldecke wie eine Nußschale im Knacker des Todes zerborsten. Gewiss, diese Momente sind zwar mit saftiger Pampe gesegnet, wirken aber trotzdem belustigend. Der geifernde Zuschauer wird eher ein Freudentränchen verlieren, weniger durch heftige Brutalität verstört den Psychologen konsultieren. Die Kulissen verbreiten wohlige Gruselschauer, Nebelschwaden inklusive.

Bei der Besetzung des Streifens hat man ein gutes Händchen bewiesen. Paul Naschy steht sowieso nicht zur Diskussion, er ist der Dreh- und Angelpunkt, vor und hinter den Kulissen und überhaupt. Werfen wir also einen Blick auf die Damentruppe, die erwartungsgemäß ein paar nette Einblicke erlaubt. Lola Gaos tritt in der Erotikdisziplin freilich nicht an, sie hatte bereits die Alterklasse jenseits chauvinistischer Begehrlichkeiten erreicht. Als moralische Instanz des Films, sieht sie sich mehr und mehr mit der um sich greifenden Verdorbenheit konfrontiert, die sie kaum noch zu bändigen vermag. Julia Saly ist in einigen Naschy Filmen zu sehen. Ihr markantes und attraktives Gesicht, gefiel mir besonders in "Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981). Dort spielte sie die bösartige Gräfin Bathory. Ihre Rolle in "Heart Beat" ist völlig anders angelegt, was sich als reizvoll und gelungen erweist. Pat Ondiviela präsentiert ihre Vorzüge zunächst zaghaft, dreht im Verlauf der Handlung aber beständig an der Schraube des Schreckens. Als Ergänzung taucht eine gewisse Silvia Miró auf, die dem zunehmend gestressten Paul nicht nur auf den Zahn fühlen möchte...

Es fällt mir sehr schwer, meine Begeistung für dieses Filmschätzchen in geordnete Bahnen zu lenken. Sicher, in seiner Paraderolle Waldemar Daninsky regiert Paul Naschy noch grandioser, bringt seinen Fans den knuffigsten Werwolf der Filmgeschichte ins traute Heim. Oder betrachten wir "Human Beasts" (El carnaval de las bestias, 1980), der noch weitaus irrsinniger, abgefahrener als "Heart Beat" anmutet. Der hier kurz vorgestellte Film mag nicht zur Spitze der Naschy-Filmographie zählen. Wenn ich versuche -was nicht gelingen mag- mich ein wenig zu beherrschen, kann man dem Film gar den Stempel "Nur für Fans" aufdrücken. Doch was solls, sind nicht alle Naschy Filme "für Fans"? Ganz besondere Filme. Liebenswerte Perlchen, mit Herzblut und Liebe zum Genre gemacht. Mit einfachen Mitteln umgesetzt, dafür umso betörender, unwiderstehlicher. Wenn man sich auf Naschy und seine Filme einlassen kann und mag, wird man mehr als reich und ausgiebig belohnt. Dieser Stoff macht glücklich!

"Heart Beat" ist im Rahmen der Trash Collection von CMV erschienen. Das Bild ist erstaunlich gut, wenn die Kompression nicht gelegentlich schwächeln würde, wäre es nahezu perfekt für eine Auswertung dieser Art. Wie üblich kommt die Scheibe in einer kleinen Hartbox daher. Das Bonusmaterial bietet zwei Bildergalerien (von denen eine mit unpassender Musik unterlegt wurde), sowie Trailer zu weiteren Titeln aus dem Programm von CMV. Noch ist die DVD für kleines Geld zu bekommen, also bitte zugreifen! Von '84 Entertainment gibt es ein Repack der CMV Scheibe. Die ältere Ausgabe von Laser Paradise kann man vergessen, da das Bildformat nicht korrekt ist.

Am liebsten möchte ich einen ungebremsten Punktereigen über "Heart Beat" ausschütten. Dies verbietet aber der Vergleich mit anderen Naschy Streifen, die mir noch besser gefallen, noch mehr am Herzen liegen. Daher setzt es dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut), verbunden mit dem Hinweis auf das Wort "Fanpunkte". Ergänzend bleibt zu sagen, dass der "Wohlfühlfaktor" erneut die Skala sprengt!

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"Du dreckiges Weibstück! Du wirst sterben, auch wenn der Tod viel zu milde für deine Schandtat ist!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Das Geheimnis der grünen Stecknadel (Italien, Deutschland 1972, italienischer Titel: Cosa avete fatto a Solange?)

Im Januar 2010 entstand der folgende Kurzkommentar. Damals wurde die ungekürzte Version geschaut.
Cosa avete fatto a Solange? (Italien, Deutschland 1972, Originaltitel: Cosa avete fatto a Solange?)

Der Italiener Enrico Rosseni (Fabio Testi) und seine deutsche Frau Herta (Karin Baal) arbeiten in London. Beide sind Lehrer an einer kirchlichen Mädchenschule, besonders Enrico ist bei den Schülerinnen sehr beliebt. Doch damit nicht genug, der Lehrer trifft sich ständig mit der Schülerin Elizabeth (Cristina Galbó). Während eines gemeinsamen Ausflugs per Boot macht Elizabeth eine erschreckende Beobachtung, Enrico glaubt ihr allerdings nicht, er hält die Aufregung für einen Vorwand um weitere Zudringlichkeiten seinerseits zu verhindern. Am nächsten Morgen berichtet man im Radio von einem Leichenfund. Rosseni sucht von Hektik getrieben die Stelle auf, an der er Tags zuvor mit seiner Schülerin unterwegs war. Der leitende Ermittler Inspector Barth (Joachim Fuchsberger) findet bald Spuren die in Richtung der Lehrkraft weisen, doch der clevere Ermittler hält sich alle Optionen offen und konzentriert sich nicht lediglich auf eine Person. Weitere Schülerinnen werden ermordet, Enrico unternimmt mit Hilfe seiner Frau eigene Ermittlungen. Dabei stösst Enrico auf den Namen Solange, doch wer ist Solange und was ist ihr zugestossen...???

Massimo Dallamano -der leider 1976 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam- verdanken wir prächtige Filme wie: "La polizia chiede aiuto" (Der Tod trägt schwarzes Leder, 1974) und "Quelli della calibro 38" (Kaliber 38 - Genau zwischen die Augen, 1976). "Cosa avete fatto a Solange" (Englischer Titel: "What have you done to Solange?") wurde in Deutschland unter dem Titel: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" veröffentlicht und der Edgar Wallace Reihe zugeordnet. Doch trotz deutscher Beiteiligung ist "Solange" durch und durch ein Kind des italienschen Genrekinos, mehr noch, ein Giallo der Spitzenklasse! Die deutsche Fassung wurde erheblich gekürzt, auf diese werde ich in den nächsten Wochen näher eingehen. Dieser Kurzkommentar bezieht sich also ausdrücklich auf die italiensche/internationale Version! Fabio Testi und Karin Baal agieren als Ehepaar sehr überzeugend, besonders die von Baal verkörperte Figur Herta zeigt im Lauf des Films interessante Facetten, vermag den Zuschauer zu überraschen. Joachim Fuchsberger ist die Rolle des Ermittlers wie auf den Leib geschrieben. Hier darf er sich ab und an auch bissig zeigen, bei Bedarf seine Mitarbeiter ordentlich anranzen. Cristina Galbó verdreht ihrem Lehrer den Kopf, einige Mitschülerinnen zeigen sich abgründig. Natürlich dürfen nackte Tatsachen nicht gänzlich fehlen, schliesslich müssen Umkleidekabinen vom perversen Lehrkörper bespannt werden. Bezüglich Gewalt wird "Solange" nicht ausufernd, meist sind die Taten nur angedeutet bzw. es gibt das Ergebnis ansatzweise zu sehen. Zur durchweg gelungenen Atmosphäre tragen Kamera und Musik einen erheblichen Teil bei. Das wundert nicht, denn hinter der Kamera war Aristide Massaccesi (Joe D'Amato) tätig, für den Score zeichnet Ennio Morricone verantwortlich, beide Herren sind bekanntlich Meister ihres jeweiligen Fachs.

Ein Giallo wie aus dem Bilderbuch, ich kann keine nennenswerten Kritikpunkte feststellen. Sehr gute Schauspieler, eine kurzweilige und interessante Inszenierung, herrliche Kameraarbeit und ein wunderschöner Score! Die Auflösung hinterlässt Spuren, man fühlt mit, ich kann wegen akuter Spoilergefahr leider nicht weiter darauf eingehen. Die ungekürzte Fassung des Films, wurde unter dem Titel "What have you done to Solange?" in Großbritannien und den USA auf DVD veröffentlicht. Ferner gibt es eine Scheibe aus Italien, welche die eindeutig beste Bildqualität bietet -bei einem derartig schön gefilmten Werk nicht unwichtig- und neben dem italienischen Ton auch eine englische Tonspur enthält, zusätzlich sind italienische und englische Untertitel enthalten. Der englische Ton schwächelt ein wenig, doch die Ohren gewöhnen sich recht schnell daran, von daher kann man mit dieser kleinen Unzulänglichkeit gut leben. Alternativ bietet sich der italienische Ton an, dank der englischen Untertitel durchaus eine Option. Wer dem Giallo zugeneigt ist, wird an diesem Prachtstück von Film nicht vorbeikommen!

Sehr gut bis überragend = 8,5/10

Lieblingszitat:

...but you are hiding something... ...and i don't like it!"
***

Inzwischen habe ich die deutsche Version geschaut, die leider um einige Minuten erleichtert wurde. Erwartungsgemäß wurden die Gewaltszenen entschärft, doch weitaus schwerer wiegen die zahlreichen Handlungsschnitte, die dem Film einiges von seiner Atmosphäre rauben, die den Charakteren einen Teil ihrer Tiefe entziehen.

Trotz der Kürzungen funktioniert der Film, verliert aber einen nicht unerheblichen Teil seiner Faszination. Wer einen klassischen Wallace Film erwartet, wird hier nicht die passende Spielwiese finden, denn mit den Filmen von Vohrer, Reinl und Co., hat dieses Werk von Massimo Dallamano nicht mehr viel gemein. Für Giallo Fans gehört "Solange" ohne Frage zum Pflichtprogramm, ich möchte den Film zu erweiterten Kreis der Genrespitze zählen. Schon allein die wundervolle Kameraarbeit von Aristide Massaccesi (Joe D'Amato), und der herrliche Score von Ennio Morricone sorgen für grösste Glückgefühle.

Fuchsberger als ernster Kommissar, wenn (selten) ein wenig Humor aufblitzt, dann auf sehr angenehme und dezente Art. Fabio Testi, der bereits in der frühen Phase seiner Karriere überzeugend aufspielt... ...es wäre müßig nun die Vorzüge des Films erneut aufzuzählen.

Meiner bescheidenen Meinung nach, sollte man durchaus beide Versionen gesehen haben. Schon allein deswegen, weil es sehr interessant anzusehen ist, welche Szenen man bei der Kürzung offenbar für verzichtbar hielt. Da die ungekürzte Fassung in sich absolut stimmig ist, verliert der Film durch die Kürzungen deutlich, gehört aber auch in dieser Form noch zu den besseren Streifen der Wallace Reihe von Rialto. Der Vergleich mit den älteren Rialto Produktionen hinkt sicher gewaltig, denn ausser dem aufgedrückten Stempel "Edgar Wallace", sind kaum Gemeinsamkeiten zu entdecken, auch wenn ein paar bekannte Gesichter am Start sind.

Da ich den Giallo liebe und ein Verehrer der Wallace Filme bin, bereitet mir "Stecknadel" grosse Freude. Die italienische DVD wurde bereits im zitierten Beitrag erwähnt, die deutsche Fassung findet man in der "Edgar Wallace Edtion 8". Dort sind ferner enthalten:

• Der Mann mit dem Glasauge
• Das Gesicht im Dunkeln
• Die Tote aus der Themse
• Das Rätsel des silbernen Halbmonds

Die Sichtung von "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" steht unmittelbar bevor. "Halbmond" findet man auf der DVD in der gekürzten Fassung, aber erfreulicherweise auch in der ungeschnittenen Variante. Doch dazu folgt demnächst mehr...

"Cosa avete fatto a Solange?" bewertete ich mit 8,5/10 (sehr gut bis überragend). Für die deutsche Fassnung "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" bleiben diese Spären unerreichbar, zu sehr setzen die Schnitte dem Film zu. Trotzdem (was für ein fieses Wort) ist auch die gekürzte Fassung noch immer sehr sehenswert, ich ziehe aus voller Überzeugung 7,5/10 (gut bis sehr gut). Ich wiederhole mich gern, man sollte beide Versionen gesehen haben!

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"Da ist ein junges, blühendes Leben abgeschnitten worden. Wie eine welke Blume. Gebrochen von einem Tier, das durch einen göttlichen Irrtum Menschengestalt angenommen hat."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Diesmal in Ultrakurzform:


New York 1991 - Nacht ohne Gesetz (Kanada 1983, Originaltitel: Self Defense)

Die New Yorker Polizei ist in den Streik getreten. Gewaltbereite Gestalten entern einen Nachtclub, der in erster Linie von homosexuellen Gästen aufgesucht wird. Aus asozialem Gepöbel entwickelt sich ein tragischer Vorfall, bei dem ein Gast zu Tode kommt. Das Gesindel ruft seinen Anführer herbei, der flugs erscheint und die übrigen Gäste gnadenlos per Kopfschuss hinrichtet. Ein Nachclubbesucher kann entkommen, doch seine Häscher sind ihm hart auf den Fersen. Er flüchtet in ein Haus, die Bewohner gewähren ihm Zuflucht. Der Abschaum taucht erneut auf, ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt. Zwar sind die Angreifer bis an die Zähne bewaffnet, doch die Hausbewohner werden in ihrer Verzweiflung sehr kreativ...

Endlich konnte ich diesen kleinen Fiesling von Film erneut geniessen. Als ich den Streifen zum ersten Mal sah, es muss kurz nach der Veröffentlichung gewesen sein, war ich sehr beeindruckt von seiner finsteren Konsequenz. Nach geschätzten 25 Jahren war die Neugier umso grösser, wie die Sause nun auf mich wirken würde. Tatsächlich, die besonders prägnanten Szenen hatte ich richtig in Erinnerung. Die Nähe zu "Assault on Precinct 13" (1976) von John Carpenter, entsprach ebenfalls meinen gespeicherten Eindrücken. Erwartungsgemäß erreicht "Self Defense" nie die Intensität seines grossen Vorbilds, doch alle Beteiligten geben sich grosse Mühe, was letztlich zu einem überzeugenden Ergebnis führt. "Assault" ist fraglos bösartiger, bedrohlicher, verbreitet durch die überwiegende Anonymität der Angreifer mehr Terror, doch den Unterhaltungswert von "Self Defense" mindert diese Tatsache nicht. Bezüglich Atmosphäre kann ich bekanntlich fast niemand mit Carpenter messen, es ist also keine Schande sich diesem übermächtigen Vorbild beugen zu müssen.

Besonders der Auftakt ist erstaunlich roh, die kalte und skrupellose Hinrichtung durch den "Oberfiesling", hat nichts von ihrer nachhaltigen Wirkung eingebüßt. Durchweg regieren Dunkelheit und Gnadenlosigkeit. Wer nun glaubt, der Film singe ein Loblied auf die Unverzichtbarkeit der Polizei, sieht sich durch die finale Kameraeinstellung mit einer gegenteiligen Aussage konfrontiert. Die Darsteller machen einen ordentlichen Job, niemand fällt negativ aus dem Rahmen. Die stärkste Leistung zeigt Doug Lennox, der den Anführer der Mordbuben spielt.

Ein Wiedersehen das Freude macht. Wer "Assault on Precinct 13" mag, wer generell kleine, dreckige Filme zu schätzen weiss, ist mit "Nacht ohne Gesetz" bestens bedient!

7,5/10 (gut bis sehr gut)



In der Falle (USA 1973, Originaltitel: Trapped)

Chuck Brenner (James Brolin) möchte seiner kleinen Tochter eine Puppe kaufen. Das Mädchen zieht mit seiner Mutter und deren neuen Gatten nach Mexiko. Kurz vor Ladenschluss wird er auf der Toilette des Kaufhauses überfallen, man schlägt ihn bewusstlos und raubt ihn aus. Als Chuck wieder zu sich kommt, ist das Kaufhaus längst geschlossen. Zu seinem Unglück bewachen nachts extrem scharfe Dobermann Pinscher und Schäferhunde den Konsumtempel. Die Lage spitzt sich nach und nach zu, kann sich der bereits stark geschwächte Chuck den Kötern des Grauens entziehen? Zumindest besteht Hoffnung, denn seine Tochter wartet vergeblich am Flughafen auf ihren Vater, was Chucks Ex-Frau und deren Mann zu einer Suchaktion veranlasst....

Die Idee hinter "Trapped" (der auch unter dem Titel "Doberman Patrol" bekannt ist) verspricht viel Spannung und wüsten Hundeterror. Tatsächlich sind die Szenen mit den Hunden gut inszeniert, ganz offensichtlich waren sehr fähige Tiertrainer am Werk. Leider schleppt sich der Streifen dann doch ein wenig zu brav und sanft dahin. Die Hauptfigur ist von Anfang an zu geschwächt, um sich einen wirklich ruppigen Kampf mit den Tölen des Todes zu liefern. Dass man dem Nebenplot um die Suche nach dem Verschwundenen, recht viel Spielzeit eingeräumt hat, spricht ein klare Sprache. Im nächtlichen Kaufhaus ist einfach nicht genug los, um damit einen kompletten Film auszufüllen.

Die Schauspieler liefern gute Leistungen ab. James Brolin hätte ich mir allerdings ein wenig aktiver gewünscht. Susan Clark und Earl Holliman dominieren den Nebenplot, sie geben sich keine Blöße, werden aber auch nicht mit Nachdruck gefordert. Erfreulicherweise bricht man die üblichen Klischees auf, so gibt es hier z.B. keinen bösen Stiefvater. Ganz im Gegenteil, der "Ersatzvater" sorgt sich aufrichtig um seine neue Familie. Da passt es letztlich sogar recht gut, dass auch der eingeschlossene James Brolin nicht den Superhelden gibt. Obwohl ich dabei bleiben muss, dass er gern ein wenig forscher unterwegs sein dürfte.

Man darf bei der Bewertung von "Trapped" nicht vergessen, dass es sich um eine Produktion für das US-Fernsehen handelt. Der Film bietet eine schöne siebziger Jahre Optik, gute Schauspieler und hängt nie wirklich durch, obwohl es ein wenig an Härte und Spannung mangelt. Mehr war im Fernsehen vermutlich nicht machbar.

Oberste Mittelklasse = 6,5/10


***


Leider gibt es beide Filme nicht auf DVD (Lediglich zu "Nacht ohne Gesetz" existiert in schwaches Bootleg). Ich danke dem edlen Spender, für die Verfügbarmachung des Materials in Form "digitalisierter Sicherheitskopien". Wer sich noch der VHS-Sammelleidenschaft hingibt, sollte sich nach den Tapes umsehen, falls er sie nicht sowieso längst im Regal stehen hat. Zumindest "Nacht ohne Gesetz" ist fraglos der Kategorie "Pflichtprogramm" zuzuordnen!
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Onkel Joe
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Onkel Joe »

Blap hat geschrieben: -New York 1991 - Nacht ohne Gesetz (Kanada 1983, Originaltitel: Self Defense)


-In der Falle (USA 1973, Originaltitel: Trapped)

Ich danke dem edlen Spender, für die Verfügbarmachung des Materials in Form "digitalisierter Sicherheitskopien".
Kein Problem, jederzeit gerne wieder ;) 8-) .
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

The Toolbox Murders (USA 1978, Originaltitel: The Toolbox Murders)

Eine moderne Wohnsiedlung in Los Angeles wird von einem irren Killer heimgesucht. Der Psychopath verschafft sich Zutritt in die Wohnungen junger Damen, um diese mit Gerätschaften aus dem mitgeführten Werkzeugkasten zu meucheln. Andere Mieter entdecken die grausam zugerichteten Leichen, die Polizei steht vor einem Rätsel. Auch der Verwalter Vance Kingsley (Cameron Mitchell) kann den Ermittlern nicht weiterhelfen. Noch rätselhafter ist allerdings das Verschwinden von Laurie (Pamelyn Ferdin), die mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in der Siedlung lebt. Man vermutet zwar, dass das junge Mädchen auch zum Opfer des Killers wurde, kann ihre Leiche aber nirgendwo finden. Joey (Nicolas Beauvy) will sich nicht allein auf die Polizei verlassen, er beginnt auf eigene Faust nach seiner Schwester zu suchen. Dabei freundet er sich mit Kent (Wesley Eure) an, dem Neffen von Vance Kingsley. Tatsächlich stösst Joey auf Spuren, doch er hat nicht mit den drohenden Konsequenzen gerechnet...

"The Toolbox Murders" wurde in Deutschland unter dem Titel "Der Bohrmaschinenkiller" ausgewertet. Der Film ist in jeder Hinsicht ein Fiesling, denn er verbreitet nicht nur eine grausige Stimmung, er führt den Zuschauer auch kräftig an der Nase herum. Wer hinter den Morden steckt ist schnell klar, in dieser Hinsicht erweist sich der Plot als wenig fordernd. Auf die falsche Fährte wird man durch den Auftakt des Streifens gelockt. Zunächst bekommen wir die gaballte Ladung Möpse, Blut und Gewalt aufgetischt. Dieses wüste Treiben gipfelt in der Mordszene an der bezaubernden Marianne Walter. Die später als Kelly Nichols zum HC-Star gewordene Schönheit, masturbiert genüsslich in der Badewanne, wird anschliessend vom Killer durch die Wohnung gejagt, um letztlich ohne Gnade genagelt zu werden ("Genagelt" bezieht sich in diesem Fall nicht auf Sex). Schon zuvor wurden wir Zeuge erstaunlich ruppiger Morde, der Film scheint ein wahre Orgie der Gewalt aufzubieten. So reibt sich der gierige Gorebeutel bereits genüsslich die schweissnassen Hände, um schliesslich von Minute zu Minute, mehr und mehr von der einsetzenden Ernüchterung heimgesucht zu werden. Nach dem blutrünstigen Auftakt, wendet sich "The Toolbox Murders" den Ermittlungen zu, konzentriert sich dabei überwiegend auf den jungen Burschen, der nach seiner verschollenen Schwester sucht. Damit nicht genug, denn man lässt Cameron Mitchell mit reichlich irrem Blick, in aller Ausführlichkeit befremdliche Monologe absondern. Das Finale stellt einen erneuten Schlag in die Magengrube dar. Denn plötzlich flackert die physische Gewalt wieder auf, greift ohne Gnade nach einem Opfer, mit dem man (dem Verlauf des Films nach) kaum gerechnet hat.

Wer einen üblichen Slasher erwartet, wird von "The Toolbox Murders" vermutlich eher enttäuscht sein. Die üblichen Klischees spult das Werk nur zu Anfang ab, danach gleitet man in andere Gefilde ab. Doch obwohl lediglich der Auftakt (sowie ansatzweise das Finale) die volle Dosis Mettgut bietet, zieht sich eine merkwürdige, nahezu einzigartige Atmosphäre durch den Film. Auch ohne Mett und Möpse, mutet das Geschehen stets bedrohlich, krank und irgendwie dreckig an. Damit setzt sich der Flick ein wenig zwischen alle Stühle, denn viele Horrorfreunde werden sich gelangweilt abwenden. Für das "normale" Publikum ist die Werkzeugkastensause viel zu abgefahren, zu kantig und sperrig. Mir hat dieser "etwas andere" Genrebeitrag gut gefallen, was ich hauptsächlich auf die kranke Atmosphäre zurückführe, die mich während der gesamten Spieldauer für sich einnehmen konnte. Regisseur Dennis Donnelly war übrigens hauptsächlich für das US-Fernsehen tätig, er inszenierte z.B. Folgen von "Dallas", Hart aber herzlich" und "Airwolf". Mit "The Toolbox Murders" konnte der gute Mann die wilde Wutz von der Leine lassen, ohne sich dabei dem "Genre-Mainstream" unterzuordnen. Schon deswegen gebührt dem Werk und seinen Machern Anerkennung!

In Deutschland hat X-Gabu (X-Rated) den Streifen auf DVD veröffentlicht. Mich reizte die Blu-ray des US-Labels Blue Underground mehr, deren Kauf ich nicht bereut habe. Der Streifen wurde ansprechend aufbereitet, man hat Sorgfalt walten lassen, das Bild nicht per "Filterterror" auf modern getrimmt. Das Bonusmaterial ist zwar sparsam gesät, bietet aber ein sehr interessantes Interview mit Marianne Walter. Die kleine Featurette trägt den vielversprechenden Titel "I Got Nailed In THE TOOLBOX MURDERS". Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, macht mit der Blu-ray aus den USA einen sehr guten Fang.

Ein besonderer und mutiger Film. 7/10 (gut)

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"I think maybe God wants it that way, because the world would ruin 'em."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Allein unter Nachbarn (Spanien 2000, Originaltitel: La comunidad)

Julia (Carmen Maura) versucht sich seit kurzer Zeit als Imobilienmaklerin. Als sie eine Wohnung im Zentrum von Madrid den skeptischen Interesseten anspreist, ist sie vor allem selbst von der hübschen Unterkunft beeindruckt. Ergo ruft sie flugs ihren Gatten herbei, um mit ihm eine romantische Liebesnacht in der Butze zu verbringen. Dieser zeigt sich wenig begeistert von der Idee. Überhaupt plagt ihn der Frust, da er vor kurzem seinen Job verloren hat, sich nun als Türsteher einer Disco verdingen muss. Bald stellt sich heraus, dass es in der Wohnung darüber zu einem tragischen Vorfall gekommen ist. Ein alter Mann ist verstorben und gammelte etliche Wochen vor sich hin. Die Räumlichkeiten sehen aus wie eine Müllhalde, doch Julia macht eine interessante Entdeckung. Der Alte hatte eine riesige Summe Geld im Fussboden versteckt, insgesamt rund 300 Millionen Peseten! Heimlich bringt Julia den Zaster an sich, doch sie hat nicht mit den übrigen Hausbewohnern gerechnet. Die verschwore Gemeinschaft überwachte den alten Herrn rund um die Uhr, man wollte um jeden Preis an sein Geld kommen. Dies führte dazu, dass der Alte keinen Fuss mehr vor die Tür setzte, daher blieb auch sein Tod zunächst unbemerkt. Nun kommt eine Aussenstehende daher, die sich alles unter den Nagel reissen will. Man belauert sich gegenseitig, es brodelt und brodelt unter der spiessigen Oberfläche, eine Eskalation scheint nahezu unvermeidbar...

Es ist schon weit über zehn Jahre her, seit ich zum ersten Mal einen Film von Regisseur Álex de la Iglesia schaute. Damals wanderte "Perdita Durango" (1997) in den Player, der mir zuvor mit Nachdruck empfohlen wurde. Die Rechnung ging nicht auf, der Streifen konnte mich nicht überzeugen, ich verfolgte den Werdegang von de la Iglesia nicht weiter. Erst 2007 bekam der gute Mann eine neue Chance, ich legte mir "El día de la bestia" (1995) zu, der dann auch tatsächlich massiv in meinem Schädel zündete. "Allein unter Nachbarn" wurde kurz danach angeschafft, verschwand aber für einige Zeit im Regal der jungfräulichen DVDs (gewissermaßen meine persönliche "Filmhalde"). Ich nehme es gleich vorweg, de la Iglesias Arbeit zündet erneut, ich werde sogar dem ungeliebten "Perdita Durango" eine zweite Chance einräumen.

"La comunidad" ist eine herrlich schwarze Komödie, die uns unverblümt den Spiegel vor die entstellten Fratzen hält. Wie gross kann die Gier nach Geld sein? Welche Grenzen wäre man bereit zu überschreiten, um die Kohle in die Finger zu bekommen? Gibt es überhaupt noch Grenzen, wenn die Raffgier erst so richtig zugepackt hat, Besitz von Leib und Seele ergriffen hat? Glücklicherweise kommt der Film nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher, sondern gibt dem Zuschauer offenkundige Denkanstösse, ohne dabei dem Versuch der pseudointellektuellen Gängelung zu erliegen. Bei allem Humor, der angenehmerweise nicht in den platten Stumpfsinn abgleitet, wird es zeitweise auch richtig spannend, regelrecht packend. Die Kombination von Humor und Spannung funktioniert erstaunlich gut, ergänzt sich gar vortrefflich. Dass man letztlich nicht auf den Einsatz kleiner Effekthaschereien verzichten konnte/wollte, mag ein Zugeständnis an den Massengeschmack sein, trübt den Filmgenuss allerdings kaum bis gar nicht.

Die Besetzung liefert durch die Bank grossartige Leistungen ab. Allen voran natürlich Carmen Maura, die als Frau in den besten Jahren alle Register zieht. Sie durchlebt das volle Gefühlskaleidoskop, Emotionen jeder Form und Farbe spielen sich in ihrem Gesicht ab, stürzen gleichzeitig in Form der Hausbewohner auf sie hinab. Ein tolle Leistung, ich ziehe meinen Hut vor dieser begnadeten Schauspielerin. Doch auch die übrige Cast lässt sich nicht lumpen. Da hätten wir die vergnatzen Damen, die eifersüchtig und habgierig jeden Schritt der "Neuen" beobachten, sich dabei selbst kaum ertragen können. Den Verwalter, hinter dessen Gutmenschenfassade der Verfall bereits nachhaltig gewütet hat. Das debile Bürschlein, welches ständig im Lord Vader Kostüm durch das Gemäuer taumelt. Nicht zu vergessen der Möchtegern-Latin Lover, selbst Mitglied der Hausgemeinschaft, von dieser zwecks Ablenkung auf Julia angesetzt. Lauter schräge Gestalten, Menschen die man ungern in der eigenen Nachbarschaft wissen möchte. Doch... sind diese vermeintlich ach so schrägen Charaktere uns wirklich so fremd, so fern, so anders als wir selbst? Finden wir uns nicht -mehr oder weniger- in diesem Zerrspiegel wieder? Wollen wir überhaupt darüber nachdenken??? Es bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen. Ich wühlte noch einige Zeit in meinem Hirnkasten, was für weitere Schmunzler sorgte. Denn "La comunidad" ist weitaus näher an der Realität, als man sich selbst eingestehen möchte.

Leider bin ich der spanischen Sprache nicht mächtig. Ergo muss ich mich auf die Qualität der deutschen Synchronisation verlassen. In technischer Hinsicht ist diese fraglos gut gelungen. Wie es um den Transport des spanischen Humors, in die deutsche Sprache bestellt ist, lässt sich dank meiner Unkenntniss der Originalsprache natürlich nur vermuten. Auf mich macht die Umsetzung einen soliden Eindruck, sie scheint dem Zungenschlag des Orignals gerecht zu werden. Es wäre sicher sehr interessant, dazu die Meinung eines Filmfreundes zu hören, dem beide Sprachoptionen ohne Einschränkungen zugänglich sind. Mir hat "La comunidad" richtig gut gefallen, Álex de la Iglesia hat sich nun endgültig Zugang zu meinem Filmherzen verschafft. Ich freue mich auf weitere Filme des Regisseurs, entsprechende Scheiben werden bald in meiner Sammlung ihren Platz finden.

"Allein unter Nachbarn" wurde von E-M-S für den deutschen Markt ausgewertet. Es gibt diverse Auflagen, die mit verschiedenen Covern und teils unterschiedlicher Ausstattung ins Haus kommen. Die DVD bietet eine sehr anständige Bildqualität. Aktuell scheint mir das Angebot des OFDB-Shops am reizvollsten. Dort gibt es die "2 DVD Special Edition" für schlappe 2.98€, alternativ die "Álex de la Iglesia Collection" zum Kurs von 7.98€ (dort sind ferner "Ein verpecktes Verbrechen" (2004) und "800 Bullets" (2002) enthalten). Die mir vorliegende Single Disc bietet ein tadelloses Bild, kommt allerdings mit geringerer Ausstattung daher. Lasst euch nicht von den günstigen Preisen abschrecken, es handelt sich keineswegs um Veröffentlichungen in "Wühltischqualität", hier werden einfach nur die E-M-S Überreste verschachert.

Eine liebenswerte Komödie. 7/10 (gut) ...mit steigender Tendenz.

Lieblingszitat:

"Einmal mach ich Urlaub und schon passiert diese Scheisse!"
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