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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 26. Mai 2019, 19:28
von jogiwan
Upgrade
In einer nahen und völlig technisierten Zukunft lebt der Mechaniker Grey wie eine oldskoolige Ausnahmeerscheinung sein beschauliches Leben an der Seite der erfolgreichen Managerin Asha. Als er eines Tages einen aufgemotzten Pontiac an den exzentrischen Milliardär Keen überstellt, wird das selbstfahrende Auto seiner Gattin danach in ein dunkles Viertel der Stadt gelotst. Wenig später ist Asha tot und Grey vom Hals abwärts gelähmt und des Lebens überdrüssig. Wochen später erhält Grey von Keen das Angebot, dass er den Mechaniker mit einem ungeprüften Implantat wieder gehen lassen könne und Grey nimmt in seiner Verzweiflung das Angebot an. Nach der Operation ist Grey jedoch nicht mehr wie vorher, sondern hat ein „Upgrade“ erhalten, dass es ihm nun auch ermöglich, die Mörder seiner Frau ausfindig zu machen…
Der australische Streifen „Upgrade“ ist meines Erachtens eine sehr gelungene Mischung aus Action-Film, technisierter Gesellschafts-Dystopie und Sci-Fi, der überraschend düster, spannend und vor allem sehr kompromisslos daherkommt. In manchen Reviews ist ja von Ironie und schwarzen Humor die Rede, die ich so jedenfalls nicht unbedingt wahrgenommen habe und die Geschichte ist eher dramatisch und das Leben des Mechanikers wird gleich mehrmals völlig auf den Kopf gestellt. Zuerst mit der Querschnittslähmung und später mit einem zweifelhaften „Upgrade“ das ihn durch ein Implantat quasi zu einer übermenschlichen Kreatur mit Rachegedanken macht. Nach der ersten halben Stunde wandelt sich der Streifen dann in eine moderne „Ein Mann sieht rot“-in-der-„Universal Soldier“-Variante, die jedenfalls sehr glaubhaft daherkommt und dabei auch keine Gefangenen macht. Unglaublich, was mittlerweile in einem Streifen mit FSK16-Freigabe möglich ist und zartbesaitete Gemüter seien auch vor dem ersten Besuch von Grey bei dem Mörder seiner Frau und einem „Holy-Shit“-Moment gewarnt. Doch die Geschichte ist mehr als ein simpler Revenge-Streifen, sondern bietet neben extravagant gefilmten Action-Sequenzen und seinem coolen Look auch bis zum Ende noch ein paar Überraschungen und philosophische Überlegungen zum Thema Selbstbestimmung in einer zunehmend technisierten Welt. Alles richtig gemacht ist es dennoch verwunderlich das der sehr stimmige „Upgrade“ nicht bekannter erscheint. Tipp!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 27. Mai 2019, 19:36
von jogiwan
The Heretics
Vor fünf Jahren ist die junge Gloria von Mitgliedern einer Satanssekte entführt worden und musste an einem grausamen Ritual teilnehmen, an dem ein böser Dämon wiedererweckt werden sollte. Am nächsten Morgen konnte sie zwar entkommen, aber das Erlebte verfolgt sie seitdem jeden Tag und auch die Besuche bei der Selbsthilfegruppe, karitative Arbeit und die Liebe zu ihrer Freundin Joan bietet wenig Abhilfe. Ziemlich genau am Jahrestag der Entführung wird Gloria aber auf dem Nachhauseweg neuerlich von einem vernarbten Mann in einem Van verschleppt der sie in einer abgelegenen Hütte an die Wand fesselt und ihr eine unglaubliche Geschichte erzählt, die das Leben der jungen Frau in der darauffolgenden Nacht neuerlich auf den Kopf stellen wird.
Mit „The Bite“ hat Chad Archibald ja vor einiger Zeit einen ziemlich wilden, wenn auch nicht gänzlich geglückten Beitrag zum Thema Body-Horror abgeliefert, der mir dennoch gut gemundet hat. Mit „The Heretics“ bleibt er dem Thema mehr oder minder treu und liefert einen diabolischen Satanisten-Film mit doppeltem Boden ab, der vor allem mit seinen stimmigen Bildern punkten kann, die ja unser Adalmartschi erst vor kürzlich beim Screenshot-Rätsel als harte Nuss gepostet hat. Die Geschichte über das Opfer einer Satanssekte wird zwar den erfahrenen Genre-Freund nicht unbedingt vom Hocker reißen, aber „The Heretics“ ist imho durchaus stimmig und ein solider Beitrag zu dem Thema, der auch weit besser ist, als die wenigen Wertungen auf der OFDB vermuten lassen. Die Geschichte ist straight erzählt, bietet interessante Figuren und ein paar okkulte Überraschungen, die den Zuschauer auch die gesamte Laufzeit bei Laune halten. Am Ende geht es dann dank kreativer Maskenbildner auch hübsch zur Sache und Regisseur Chad Archibald holt aus dem vermutlich eher bescheidenen Budget auch das Beste heraus. Wehrmutstropfen: die deutsche Synchro ist wie schon bei „The Bite“ nicht unbedingt optimal ausgefallen, aber davon sollte man sich ebenfalls nicht abhalten lassen, dann steht einem satanischen Filmabend auch nichts mehr im Wege.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 28. Mai 2019, 19:29
von jogiwan
Das Mädchen am Ende der Straße
Eines Tages taucht in einer kleinen Küstenstadt in Maine ein junges Mädchen auf, deren Vater ein abgelegenes Haus für drei Jahre gemietet hat. Doch den Vater - immerhin ein berühmter Dichter der aus England in die Staaten emigriert ist - hat schon länger niemand mehr gesehen und die dreizehnjährige Rynn ist ebenfalls überraschend selbstständig für ihr junges Alter, erledigt Bankgeschäfte sowie Einkäufe und auch nicht in der örtlichen Schule eingeschrieben. Dieser Umstand befeuert auch rasch die Neugier der resoluten Vermieterin Cora und ihrem Sohn Frank, der noch dazu ein ungesundes Interesse an sehr jungen Mädchen hegt. Alle Versuche den Vater von Rynn zu sprechen werden auf forsche Weise von der introvertierten Einzelgängerin abgeblockt und tatsächlich scheint das Mädchen ein Geheimnis zu umgeben, dass von ihr mit aller Kraft bewahrt werden möchte…
„Das Mädchen am Ende der Straße“ ist wieder einmal einer jener Filme wo man sich fragt, wie sich ein derart grandioser Streifen nur so lange vor einem verstecken konnte. Hier gibt es nicht nur Jodie Foster in ihrer ersten Hauptrolle, sondern auch ein spannendes und auch sehr ungewöhnliches Drehbuch über ein junges Mädchen, dass sich auf der Suche nach ihrem Platz im Leben gleich mehrerer Widrigkeiten erwehren muss. Es braucht auch nicht lange, bis der Streifen eine unglaublich unangenehme und bedrückende Stimmung entwickelt, wenn sich das dreizehnjährige Mädchen auf einmal den Avancen eines Kinderschänders konfrontiert sieht, dessen völlig ungebührliches Verhalten als Sohn der reichsten Stadtbewohnerin zähneknirschend toleriert wird. Vor allem die Szenen, in denen sich Martin Sheen auf sehr eindeutige Weise an Jodie Foster heranmacht verursachen doch recht starke Emotionen und haben mich auch völlig am falschen Fuß erwischt. Doch der Film bietet mehr als das scheinbar ungleiche Duell zweier Charaktere, sondern streift neben Coming-of-Age auch noch Mystery-Thriller, Außenseiter- und Kleinstadtdrama. Ich weiß nicht, ob man ein Werk wie „Das Mädchen am Ende der Straße“ heutzutage noch so bringen könnte und der Streifen ist wohl nichts für die Kategorie „Lieblingsfilm“ aber doch ein ungewöhnlich starker Film voller unbequemer Momente, der mich verstört und geplättet zurückgelassen hat. Tipp!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 29. Mai 2019, 20:07
von jogiwan
Grizzly Park
Eine Gruppe von acht verhaltensauffälligen Jugendlichen und minderschweren Straftätern wird in einen Nationalpark geschickt, wo sie unter der Aufsicht von Park-Ranger Bob die Wanderwege von Müll säubern sollen. Doch schon die Ankunft steht unter keinem guten Stern und der eigentliche Fahrer wird von einem psychopathischen Gefängnisausbrecher ermordet, der an dessen Stelle tritt. Und weil die Bedrohung durch Serienkiller, mangelnde Motivation und Ausrüstung, sowie persönliche Befindlichkeiten der jugendlichen Straftäter noch immer nicht ausreichen, dauert es auch nicht lange, bis die hoffnungslos unmotivierte Truppe auch noch von den Gefahren der unberührten Natur heimgesucht werden.
Inhaltlich hoffnungslos überfrachtete Mischung aus Slasher, Serial-Killer und Survival-Horror mit sehr unsympathischen Figuren, die auch bewusst so gezeichnet werden. Neben Serienkiller und gegenseitigen Anfeindungen gibt es auch noch Stinktiere, Wölfe und einen Grizzly, die fleißig bei der Dezimierung der Reue-resistenten Jugendlichen mithelfen. Leider kommt „Grizzly Park“ aber nie so wirklich in Fahrt und auch die Entwicklungen schwanken zwischen doof, langweilig und völlig unglaubwürdig. Ganz schlimm sind auch wieder einmal die Dialoge, die den jungen Leuten in den Mund gelegt werden und zusätzlich dafür sorgen, dass man den Protagonisten das baldige Abnippeln auch sehnlichst an den Hals wünscht. Grizzly-Aktion und Schmodder sollte man übrigens auch nicht zu viel erwarten, aber dafür hat man wenigstens einen echten Bären aufgetrieben. Das völlig lahme und umso schnellere Ende setzt dem ganzen Stuss dann noch die Krone auf und fertig ist der entbehrliche Beitrag zum Thema Tierhorror, auf den die Welt mit Sicherheit nicht gewartet hat.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Do 30. Mai 2019, 19:25
von jogiwan
The Taking of Deborah Logan
Studentin Mia beschließt mit einem kleinen Team eine Dokumentation über die Krankheit Alzheimer zu drehen und kommt in Kontakt mit Sarah, deren Mutter Deborah bereits erste Anzeichen der Krankheit zeigt, die erst vor kurzem bei ihr diagnostiziert wurde. Zu diesem Zwecke lebt das Team in deren geräumigen Haus und begleitet Deborah und ihre Tochter mit der Kamera bei ihren Arztbesuchen und dem Versuch noch ein weitgehend normales Leben zu führen. Doch wenig später geschehen seltsame und unerklärliche Dinge und abgesehen von gewalttätigen Anfällen und Attacken gegen ihre Tochter und das Team scheint sich nicht nur das Wesen, sondern auch der Körper der alten Frau zu wandeln…
Found-Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Filmmaterial eines Dokumentar-Teams, dass eigentlich einen Film über eine Alzheimer-Patientin drehen möchte. Doch die alte Dame verhält sich zunehmend sonderlich und schon wenig später scheint klar, dass sich eine unbekannte Macht der Patientin bemächtigt hat. Leider ist „The Taking of Deborah Logan“ trotz dem interessanten Ansatz dann auch nur der x-te Aufguss der tausendfach durchgenudelten Besessenheits-Thematik und der Streifen hat hier leider auch nichts hinzuzufügen und reiht lediglich Jump-Scares und gorige Momente aneinander, die mit zunehmender Laufzeit aber eher langweilen. Der Verlauf ist auch genauso wie man ihn schon in vielen anderen Filmen gesehen hat und trotz toller Darsteller wirkt „The Taking of Deborah Logan“ wenig originell und bisweilen auch wenig nachvollziehbar. Wesentlich spannender hätte ich gefunden, wenn man versucht hätte, die beginnende Demenz irgendwie geschickter mit ein zu binden, als nur als losen Aufhänger für eine handelsübliche Diskont-Okkult-Geschichte aus der Rumpelkammer schlechter Besessenheitsfilme zu nehmen. Potential für einen nachhaltig verstörenden Streifen über den Verlust von Persönlichkeit wäre ja vorhanden gewesen, doch das hat man das zugunsten einer eher plakativen Geisterbahnfahrt kurzerhand verschenkt. Schade…
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 31. Mai 2019, 19:32
von jogiwan
Hell House LLC
Fünf Jahre nach den schrecklichen Ereignissen mit 15 Todesfällen in einem sogenannten Horrorhaus nahe New York macht sich ein kleines Team auf die Suche nach der Ursache der Massenpanik. Dabei stößt man nicht nur auf schweigsame Behörden, verstörte Besucher und den üblichen Verschwörungstheoretikern im Internet, sondern überraschenderweise auch auf eine der Beteiligten, die nach den unerklärlichen Ereignissen von der Bildfläche verschwunden ist. Sara heißt die einzig Überlebende des damaligen Teams, die den Reportern auch exklusives Videomaterial vorlegen kann, welches von ihren Freunden eigentlich für die eigene Webseite aufgenommen wurde und eine Handvoll Freunde zeigt, die in dem verlassenen Hotelgebäude immer mehr zum Spielball diabolischer Mächte und unerklärlichen Ereignissen werden…
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form einer Reportage über ein sogenanntes Horrorhaus, in dem es an Halloween im Jahre 2009 zu schrecklichen Ereignissen kam. Dabei lebt „Hell House LLC“ vor allem von der Authentizität, die ab den ersten Minuten vermittelt wird. Dabei gibt es Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, Zeugenberichte und Reporterkollegen, die von den Ereignissen berichten. Später gibt es dann exklusives Material aus der Wackelkamera, die gar schauerliche Dinge zu Tage befördern. Dabei ist „Hell House LLC“ vielleicht nicht sonderlich originell, aber dafür sehr funktional und tatsächlich sehr creepy ausgefallen. Ich bin ja bei solchen Fake-Reportagen-Dingern immer sofort in der Sache und die Halloween-Attraktion finde ich ja auch sehr spannend, sodass man sich da gerne mitreißen lässt. Auch die Erzählstruktur und Aufbau von „Hell House LLC“ fand ich sehr gelungen und hier wird aus dem geringen Budget auch zur Abwechslung mal das Beste herausgeholt. Die Figuren sind sympathisch, das Material wirkt authentisch und auf zu plakative Jump-Scares wird ebenfalls verzichtet. Gruselig ist es ja trotzdem und „Hell House LLC“ macht auch großen Spaß und zählt so meines Erachtens auch zu den positiven Beispielen des Genres.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 1. Jun 2019, 19:37
von jogiwan
Die Hölle - Inferno
Stefan Ruzowitzkys „Die Hölle – Inferno“ wirkt düster, sieht wirklich super aus und ist toll gespielt und dennoch will sich trotz Wiener Schauplatz und toller Action die Freude nicht so recht einstellen. Das liegt vor allem an der eher schwachen Serienmörder-Geschichte und den Figuren, die hier präsentiert werden. Özge ist eine selbstbewusste Türkin, die aus nachvollziehbaren Gründen mit ihrer Familie gebrochen hat, der Ermittler ein knurriger Sir mit Herz am richtigen Fleck und der Serienkiller ein Frauenhasser mit krudem Weltbild. Zusätzlich mit den ganzen Nebenfiguren und der Liebegeschichte wirkt das immer etwas arg viel und die Klippen von wenig glaubhaft und haarsträubend werden gleich mehrmals nur ganz knapp umschifft. Sicherlich lässt sich „Die Hölle – Inferno“ als eher harter Thriller gut gucken, aber irgendwie hat man schon das Gefühl, der Streifen versucht hier lediglich bekannte Vorbilder nachzuahmen, diesem dann ein wienerisches Multikulti-Mäntelchen umzuhängen und transportiert dabei auch noch ein ganz, ganz seltsames Menschen- und Gesellschaftsbild, dass wohl nicht in der Intention der Macher lag. Von weitem grüßt der Trash und von einem Regisseur wie Herrn Ruzowitzky hätte ich mir da eigentlich schon wesentlich mehr erwartet. Leider nur sehr mittelprächtig!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 2. Jun 2019, 19:28
von jogiwan
Begotten
Jetzt habe ich „Begotten“ auch endlich gesehen und erwartungsgemäß ist der Streifen ohne Dialoge der erwartete Mindfuck, der wirklich so aussieht, als käme er aus einer anderen Zeit und einem Ort. Die Geschichte über Leben, Tod und Gewalt ist rudimentär, die Figuren werden "Gott", "Mutter Erde" und "Sohn der Erde" benannt und eine Gruppe von Menschen oder Nomaden verschleppt, quält und tötet zu infernalischen Grillengezirpe und grobkörnigen Bildern, auf denen oftmals nur zu erahnen ist, was überhaupt zu sehen sein soll. „Begotten“ ist dann auch kein Streifen, der nach handelsüblichen Mustern funktioniert oder so zu bewerten wäre, sondern ein Trip in eine düstere und archaische Welt, für die der Zuschauer auch entsprechend aufgeschlossen sein muss. Der Streifen erinnert auch mehr an eine fordernde und unbequeme Kunst-Installation, die beim Zuschauer etwas bewirken und auslösen möchte und wer siebzig Minuten Zeit opfert und sich einzulassen vermag bekommt hier auch ein zweifelsfrei verstörendes Werk präsentiert. Ein Film, der schwer zu beschreiben ist und den man wohl selbst zu erleben muss, wenn man dieser Art von Experimental-Film aufgeschlossen ist. Prädikate wie "gut" oder "schlecht" greifen hier auch überhaupt nicht mehr und Hut ab vor den Machern und einem derartigen Vorhaben, dass einem kommerziellen Unterhaltungsfilm wohl ferner nicht sein könnte.
Fiend
Eine böse Macht schlüpft in einem beschaulichen Kleinstadtfriedhof in den Körper des Musiklehrers Eric Longfellow, der kürzlich verstorben ist und bereits unter der Erde vergraben ist. Um seine Kraft zu erhalten muss der wieder zum Leben erweckte Longfellow jedoch Menschen ermorden und sich deren Energie aneignen, was innerhalb kurzer Zeit zu einer Reihe von gewalttätigen Todesfällen fährt. Einige Monate später hat sich Longfellow in einer kleinen Siedlung einquartiert, wo er mit seinem eigenbrötlerischen und eher unsozialen Verhalten auch bald das Interesse seines Nachbarn Gary erweckt. Als sich die bizarren Todesfälle in der näheren Umgebung häufen ist Gary überzeugt, dass sein Nachbar mit der Sache zu tun hat und beginnt nachzuforschen, was auch sein näheres Umfeld in große Gefahr bringt.
Don Dohler hat in der Zeit seines Schaffens ein paar bizarre Genre-Film realisiert hat, die jedoch eher unterhalb des Radars der breiten Masse unterwegs sind. Einen Hang zu kostengünstig produzierten Werken muss man auch haben um einem Streifen wie „Fiend“ noch etwas abgewinnen zu können. Die Geschichte über einen bösen Geist der einen Leichnam besetzt ist auch rasch erzählt und in weiterer Folge passiert auch nicht viel, außer dass ein grimmig dreinblickender Mann mit großem Schnauzer seine Opfer stalkt und ihrer Lebensenergie beraubt. Doch das Lowest-Budget-Werk ist dabei durchaus charmant, wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen und bietet immerhin ein paar nette visuelle Effekte. Mister Longfellow mit dem bösen Blick, seiner Vorliebe für klassische Musik und seiner Okkult-Keller ist ja irgendwie schon ein sympathischer Zeitgenosse und die Art wie er seinen Opfern die Energie raubt, muss man ja auch mit eigenen Augen gesehen haben. In der Welt des Low-Budget-Horrors hat man jedenfalls schon weit Schlechteres gesehen und auch wenn die ganze Machart des Streifens nicht gerade von großem erzählerischem oder sonstigen Talent zeugt, so wirkt „Fiend“ gerade aufgrund seiner ganzen Schwächen auf der anderen Seite schon wieder liebenswert.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 3. Jun 2019, 19:47
von jogiwan
The Amityville Haunting
Aus finanziellen Gründen beschließt die Familie Benson in das berüchtigte Amityville-Haus zu ziehen, dass in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrfach Schauplatz von grausigen Ereignissen war. Doch davon lässt sich Familienoberhaupt Douglas nicht abbringen, auch wenn der Rest der Familie der neuen Bleibe eher mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Seltsame Ereignisse lassen auch nicht lange auf sich warten und zuerst ist es die Maklerin, dann ein Möbelpacker, die auf mysteriöse Weise das Zeitliche segnen. Und es dauert nicht lange, da greifen die bösen Mächte auch nach der neuen Familie und sorgen so dafür, dass die unrühmliche Geschichte des verfluchten Hauses um ein weiteres Kapitel erweitert wird.
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form von schrecklich authentischen Videotagebuch eines jungen Nachwuchsregisseurs, der mit seiner Familie in das Amityville-Haus zieht. Neben den üblichen Familienproblemchen und dem Übersiedelungsstress ziehen aber bald noch dunklere Wolken am Horizont auf, da die Geister der Vergangenheit natürlich nicht ruhen. Die Asylum-Produktion hält sich ja recht unverhohlen an die Amityville-Filme und macht daraus ein Found-Footage-Diskont-Filmchen der nervigsten Sorte. Die billige Inszenierung könnte man ja noch verzeihen, aber die Figuren sind wieder einmal völlig klischeehaft ausgefallen und irgendwie sind die Ereignisse ohnehin kaum nachvollziehbar. Außerdem nervt „The Amityville Haunting“ vor allem damit, dass der kleine Junge ständig Dinge kommentiert, die ohnehin gerade am Schirm zu sehen sind. Dazwischen knallt mal eine Tür oder jemand die Treppe hinunter und je nach Bedarf werden irgendwelche Geistererscheinungen eingebaut. Alles jedoch immer auf größtmöglich dämliche und unmotivierte Weise und offensichtlich lässt sich ohnehin niemand aufgrund mysteriöser Todesfälle und Poltergeist-Phänomene ohnehin niemand so wirklich aus der Ruhe bringen. Die lahme Geisterbahnfahrt am Ende reißt auch nichts mehr heraus und mehr als Bodensatz des Genres ist hier dann auch nicht drin.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 4. Jun 2019, 19:47
von jogiwan
The Bell Witch Haunting
Familie Sawyer zieht nach Tennessee in ein Haus, dass auf dem Grund eines Geländes gebaut wurde, auf dem einst die sogenannte Bell Witch-Hexe gewütet haben soll. Zuerst ist auch noch alles fein und die Familie ist mit Auspacken beschäftigt, als sich auf einmal die sonderbaren Phänomene häufen. Die Tochter hat nachts fürchterliche Alpträume, nachts öffnen sich Türen wie von Geisterhand und eine geisterhafte Figur ist schemenhaft zu sehen, die in den Zimmern herumschleicht. Kurze Zeit darauf gibt es nicht nur die ersten Toten, sondern auch ein Teil der Familie scheint sich auf sonderbare Weise zu verändern, als wenn eine dunkle Macht von ihnen Besitz ergriffen hätte.
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Aufnahmen aus allerlei Quellen, die seltsame Ereignisse und schreckliche Morde im Umfeld einer Familie dokumentieren, die auf eine Hexe namens Bell Witch zurückzuführen sind. Dabei gibt es von Videotagebuch, Überwachungskamera, Body-Cam bis hin zum Youtube-Channel eigentlich das volle Programm und in Tennessee läuft offensichtlich ohnehin jeder mit einer Kamera durch die Gegend um alle Ereignisse für die Nachwelt zu dokumentieren. Die Geschichte aus dem Hause Asylum ist wieder einmal der übliche Mix aus Haunted-House und Besessenheits-Geisterbahnfahrt, der hier ganz solide aber auch wenig originell erzählt wird. Etwas „Blair Witch“, etwas „Paranormal Activity“ und ein lokaler Hexen-Mythos und fertig ist der Diskont-Grusler mit authentischen Look, der immer nach dem gleichen Schema funktioniert. Trotz eher hohen Bodycount an Nebendarstellern und allerlei Geistererscheinungen ist hier auch niemand sonderlich alarmiert und erst am eher unspektakulären Ende spitzt sich die ganze Lage dann etwas zu. Alles wenig aufregend und trotzdem funktional erzählt retten hier vor allem die sympathischen Darsteller den Film vor dem totalen Flop. Sehen muss man „The Bell Witch Haunting“ aber wohl trotzdem nicht unbedingt, außer man ist der totale Found-Footage-Freak, der von solchen Filmchen einfach nicht genug bekommt.