jogiwan hat geschrieben:Lieber Bux, nächste Woche musst du ganz stark sein.
Anscheinend lief im ORF eine andere Folge
Akte X:
„Mulder und Scully gegen das Wer-Monster (Mulder And Scully Meet The Were-Monster)”
Staffel 10, Folge 3
Nach einer Reihe unaufgeklärter Mordfälle wollen zunächst zwei Klebstoffschnüffler im Wald und schließlich eine Prostituierte eine echsenartige Kreatur gesehen haben. Nachdem auch die FBI-Agenten Mulder und Scully mit dem Echsenmenschen konfrontiert werden und eine Leiche mit aufgerissener Kehle finden, ermitteln sie mit Nachdruck in diesem Fall. Die Spur führt zu einem Smartphone-Verkäufer, der sich schlicht „Guy“ nennt und offenbar zwischen menschlichem Erscheinungsbild und Echsen-Humanoid wechselt... Das ist sie also, die Monsterfolge der neuen Staffel, auf die manch Fan am stärksten gespannt war. Sie zeigt zunächst einen mürrischen Mulder, der sich beim Wühlen in alten Akten die Sinnfrage stellt, da viele vermeintliche Monstersichtungen längst als harmlose Scherze o.ä. aufgeklärt wurden. Anders verhält es sich jedoch im neuen Fall, denn das Echsenmonster ist allen anfänglichen Zweifeln zum Trotz real. Die als Komödie konzipierte Episode lässt Mulder u.a. mit seinem Smartphone kämpfen und führt den Zuschauer gleich mehrmals aufs Glatteis, denn nach gruseliger Einführung des Monsters – wunderbar altmodisch ein Mensch im begnadet geschneiderten Kostüm – spielt die unvorhersehbare Handlung gewitzt mit der Erwartungshaltung des Publikums. So erscheint das vermeintliche Monster mit der Zeit immer harmloser und entpuppt sich nicht als Mensch, der sich in ein Echsenwesen verwandelt, sondern umgekehrt: Seit einem Menschenbiss ist der bedauernswerte Echserich dazu verdammt, sich immer wieder in einen Durchschnitts-US-Amerikaner zu verwandeln, inkl. den absurden Bedürfnissen, Krawatten zu tragen, einer geregelten Arbeit nachzugehen, Junkfood in sich hineinzustopfen, sich stumpfsinniger Unterhaltung hinzugeben und sich einen Hund für wenigstens ein bisschen Lebensfreude anzuschaffen – um über dessen Verlust umso inbrünstiger zu trauern. Dies gipfelt in wunderbar zivilisationskritischer bis geradezu philosophischer Satire, die großen Teilen der Gesellschaft aus „Monster“sicht den Spiegel vorhält und ihren Höhepunkt in ausführlichen Dialogen mit Mulder findet, der zuvor einen nicht minder köstlichen Monolog gegenüber Scully hielt, welcher wiederum ihre typische Rolle in der Serie parodiert. Aufs Korn genommen werden ferner die Smartphone-Branche (offensichtlich teilt man am „Akte X“-Set meine Verwunderung darüber, wie jemand freiwillig Handyverkäufer werden kann), allzu neugierige Pensionsportiers und psychopharmakaabhängige Psychologen. Eine für die Serie außergewöhnliche Episode, die alte Werwolf-Legenden auf den Kopf stellt und einen äußerst sympathischen Humor offenbart, den ich nach ein paar wenigen eher müden Gags zu Beginn nicht für möglich gehalten habe. In einer solchen Folge sind dann auch eine angedeutete Sexszene mit Scully im Handyshop, ein sich auf dem Friedhof betrinkender Mulder und ein nackter Mann, der dem Agenten im Wald die Hand schüttelt, möglich. Beste Unterhaltung, die wenn sie in einer Tradition steht, dann in der, den „Akte X“-Zuschauer gern mal mit vollkommen aus dem Rahmen fallenden Episoden zu überraschen und sich nicht vor Komik zu scheuen, sondern sich im Gegenteil mit viel Selbstironie auf die Schippe zu nehmen zu verstehen. Und endlich habe ich mich auch halbwegs an Mulders neue Synchronstimme gewöhnt. 8/10