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Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Di 23. Okt 2018, 08:23
von Grinder
....nicht zu vergessen das großartig gefilmte Momument Valley.
Das kam auf der großen Leinwand so RICHTIG gut.
Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Di 23. Okt 2018, 18:46
von Canisius
Grinder hat geschrieben:....nicht zu vergessen das großartig gefilmte Momument Valley.
Das kam auf der großen Leinwand so RICHTIG gut.
Stimmt. Eine echte Edelkulisse...
Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Mo 29. Okt 2018, 17:10
von karlAbundzu
Bestens vorbereitet zu einem Traum feuchter Videotage. Das Plakat / VH Covermotiv war immer sehr ansprechend und trotzdem sah ich den Film nie. Und obwohl es ein Rambo1-Rip Off ist, sieht Mark wirklich anders aus, als auf den Plakat. Nun, gut.
Die Story ecxploitet das Leiden des modernen Indianers, von denen es dort auch nur nosch 2,5 gibt, und ist mit White American- ud Cop-Bashing ganz weit vorne. Was den Typen so in den Mund gelegt wird. Da könnte so gar keine amerikanische Produktion sein.
Schön ist einiges: Raimnd Harmstorf als Fiesling, vor allem als er nachher im Garten sitzt, rumballert, und seine (imaginären?) Frau bittet, das liberale Radio auszumachen. Bo Svensson darf leider nicht ganz so auf die Kacke hauen.
Müssen ja auch alle Footballl gucken. Vor allem beim Heli-Fliegen! Leichtes Spiel für Thunder. Und wie stoisch Mark sein Stiefel durchzieht, vor allem mit dem Bagger gen Ende. Bänker sind Schweine, Ausnahmen gibt es leider keine!
Toller Actioner mit spaßigem Soundtrack.
Empfehlung. Vor allem so hübsch betreut wie in Köln!
Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Di 30. Okt 2018, 11:30
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben:Die Story ecpliotet das Leiden des modernen Indianers (...)
Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Di 30. Okt 2018, 14:26
von karlAbundzu
so.
Re: Thunder - Fabrizio De Angelis (1983)
Verfasst: Di 3. Nov 2020, 15:29
von buxtebrawler
„Mehr als meinen Körper haben sie meine Seele verletzt, diese dreckigen Hunde!“
Der Italiener Fabrizio De Angelis, zuvor in erster Linie als Produzent in Erscheinung getreten, besetzte ab den 1980er unter seinem Pseudonym Larry Ludman auch den Regiestuhl. Im Jahre 1983 debütierte er, inspiriert vom US-Kassenschlager „Rambo“, mit dem Action-Reißer „Thunder“.
„Wenn du deinen Schwanz behalten willst, lass es!“
Der kräftige junge Navajo-Indianer Thunder (Mark Gregory, „The Riffs“) kehrt nach Arizona zu seiner Freundin Shyla (Valeria Ross alias Valeria Cavalli, „Der Bomber“) zurück, die eine kleine Tankstelle betreibt. Ebendort wird sie von Deputy Henson (Raimund Harmstorf, „Der Seewolf“) verbal belästigt, woraufhin Thunder sie gegen den Widerling verteidigt. Daraufhin hat dieser ihn auf dem Kieker. Als Thunder von seinem Großvater erfährt, dass die Weißen vertragsbrüchig wurden und die uralte Begräbnisstätte seines Stammes sprengen wollen, um ein Observatorium zu errichten, und sogar die Bauarbeiter schon angerückt sind und auf den Friedhof pinkeln wollen, zieht er ihnen die Scheitel gerade und versucht, mit Sheriff Bill Cook (Bo Svenson, „Night Warning“) ins Gespräch zu kommen – vergeblich. Auch ein Sitzstreik vorm geldgebenden Kreditinstitut führt nicht zum gewünschten Erfolg, stattdessen wird er von Henson verhaftet und, unter der Auflage, die Stadt nicht mehr zu betreten, aus eben jener verfrachtet. Zu allem Überfluss wird er auch noch von zwei rassistischen Rednecks misshandelt. Doch statt klein bei zu geben, beschließt Thunder für das Recht seines Stammes zu kämpfen und den Indianerfriedhof zu verteidigen – ob mit Pfeil und Bogen oder mit der schweren Bazooka…
„Du macht ein Gesicht, als hätte dir ein Pferd auf den Kopf geschissen, Peter!“
Für die indigenen Völker Nordamerikas wäre es das Beste gewesen, die Europäer hätten den Kontinent nie erobert und die USA wären niemals gegründet worden. Doch statt in antiamerikanische Ressentiments zu verfallen, widme ich mich lieber De Angelis‘ „Thunder“, der sich „Rambo“ zum Vorbild nahm, aber doch eine ganz eigene Geschichte erzählt. Die Verachtung, die amerikanischen Ureinwohnern entgegenschlägt, wird bereits in der Eröffnungssequenz deutlich, wenn ein von Harmstorf eindrucksvoll gespielter weißer Kotzbrocken, der zudem Teil der US-Exekutive ist, Thunder rassistisch beschimpft, nachdem dieser seine Freundin verteidigen musste. Mehr als nur ein Indiz ist der Kampf, den Thunder anschließend gegen die Bautruppmitglieder bestreiten muss, als diese den heiligen Ort mit ihrem Urin entweihen wollen und ebenfalls nicht mit rassistischen Beschimpfungen geizen.
„Ein Weißer kratzt keinem Weißen die Augen aus…“
Doch was hier mit Faustkämpfen beginnt, schraubt sich in der Spirale der Gewalt und des Terrors immer höher. Zurück in der Stadt sieht sich Thunder einmal mehr Amtsmissbrauch und Polizeibrutalität ausgesetzt, als Henson ihn bis aufs Blut beleidigt, ihn bedroht und schließlich feige mit seinen Kollegen zusammenschlägt. Als Thunder sich zu wehren versteht machen die Feiglinge Jagd auf ihn und tun sich sogar mit den Rednecks zusammen. Dies ist der Ausgangspunkt für den Guerillakrieg (im kleinen Maßstab), den Thunder anzunehmen gezwungen ist und, um nicht weniger als sein Leben kämpfend, mit voller Wucht zurückschlägt. Dennoch ist er keinesfalls von blinder Wut getrieben, einem jungen Bullen (Giovanni Vettorazzo, „Sie nannten ihn Mücke“) rettet er sogar das Leben.
Zwischen die Fronten gerät der junge Reporter Brian Sherman (Paolo Malco, „Ich habe Angst“), der über die Ereignisse zu berichten beginnt, damit für eine weite Verbreitung des Kampfes bis in die US-amerikanischen Wohnzimmer hinein sorgt, aber auch als eine Art moralischer Instanz fungiert. Beide Seiten rüsten hoch, wobei Thunder nach wie vor eine (im US-Actionfilm klassische) Einmannarmee darstellt, während Henson auf Rache sinnend verletzt zu Hause sitzt. Die Durchführung des sinistren Plans, seine Freundin zu entführen und zu misshandeln und den Versuch, sie zu vergewaltigen, beantwortet Thunder mit dem Griff zur Bazooka und dem Kapern eines Bulldozers. Daraufhin geht’s natürlich so richtig rund, was seitens der weißen Aggressoren auch intendiert war: Sie haben ein Mordkomplott geschmiedet und wollten Thunder auf diese Weise anlocken, haben jedoch einmal mehr die Rechnung ohne dessen Wehrhaftigkeit gemacht.
„Thunder“ ist zwar relativ unblutig, verfügt aber einige schöne Stunts (u.a. einen spektakulären Sprung Thunders von einer hohen Klippe ins Wasser), Explosionen und Feuer sowie Verfolgungsjagden zu Lande und in der Luft. Statt auf Stuntmen griff man zwar auf Puppen zurück, was man aber größtenteils gut zu kaschieren verstand. Die Kamera arbeitet in den Actionszenen mit Peckinpah’schen Zeitlupen und außerhalb dieser mit Froschperspektiven und Panoramen der Drehorte, u.a. das wunderbar in Szene gesetzte Monument Valley, das eine wirklich prachtvolle Kulisse abgibt. Unterlegt werden die Bilder von einer an Morricone erinnernden Musik des Komponisten Francesco De Masi. Bei den Rollen handelt es sich um recht flache Klischeefiguren, die vom namhaften internationalen Ensemble jedoch mit einigem Leben gefüllt werden. Mark Gregory in der Hauptrolle stiefelt nicht mehr so stocksteif wie noch in „The Riffs“ durch die Steppe, ist aber kein großer Schauspieler. Dies macht er mit seiner physischen Präsenz wett, während seine Emotionsarmut mit etwas Wohlwollen als Ausdruck des Stoizismus seiner Rolle aufgefasst werden kann. Seine vermutlich in erster Linie budgetbedingten, aber sicherlich auch drehbuchimmanenten Schwächen verleihen „Thunder“ zeitweise einen gewissen naiven Charme, der ein wenig die gezeigte Grausamkeit abschwächenden Charakter besitzt, aber auch daran erinnert, dass man das alles nicht allzu verbissen ernstnehmen sollte. Die eine oder andere schräge Idee trägt ihren Teil dazu bei.
Wenngleich De Angelis seinen Film eindeutig als emotional an Gerechtigkeitsempfinden, Vergeltungssucht und archaische Kampfeslust seines Publikums appellierendes Genreprodukt konzipierte, ist es ihm zu danken, dass er ihn nicht auf eine männliche, weiße, reaktionäre US-Vietnamverlierer-Zielgruppe zuschnitt, wie es nicht nur so viele US-Action-Produzenten, sondern auch europäische Plagiatoren (vgl. Matteis „Der Kampfgigant“) seinerzeit taten oder sich sogar als Propagandisten fürs US-Militär einspannen ließen (s. „Top Gun“ und Konsorten). Im Gegenteil: „Thunder“ ergreift Partei für eine systematisch, u.a. von den Mitgliedern o.g. Zielgruppe unterdrückte Minderheit, plakativ zwar, aber daraus resultierend eben auch sehr unterhaltsam und ins Genre passend. Die aufgegriffenen Themen sind leider nach wie vor von bedrückender Aktualität: Bullenterror und Rassismus sind (nicht nur) in den USA allgegenwärtig, korrupte Politiker zerstören Reservate für Pipeline-Bauten usw… Ein Film wie „Thunder“ verschafft da wenigstens kurze Genugtuung. So hätte „Rambo II“ aussehen müssen!