Seite 4 von 9

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 13:38
von tenebrarum
Nello Pazzafini hat geschrieben:
Arkadin hat geschrieben:Der Geist von Bruno Mattei hat mich dazu gezwungen!
verstehe, na Brunos Filme sind fast alle besser als giallo!!!! Vielleicht wollte er dies dir mitteilen?


Oh Gott ... Matteis Filme besser als Argentos neues Werk? Okay, ich bin einen großen Teil meines Lebens absoluter Argento-Fan gewesen, und im Grunde bin ich es noch. Trotzdem, nach den letzten Filmen und den vernichtenden Kritiken hab ich mir diesen Film bislang erspart ... Obwohl ich da irgendwann durch muss ...

Schade, früher konnte man sich auf Argento-Filme noch freuen. So bis Mitte der 80er Jahre, was ja schon eine Weile her ist. Ich interessiere mich übrigens auch sehr für Dracula-Verfilmungen und bin ein Fan der alten Hammer-Filme. Sollte Dracula 3D in den deutschen Kinos laufen, gehe ich rein ... wie in die meisten Horrorfilme in 3D (das einzige Merkmal, dass momentan für mich einen Kinobesuch noch interessant macht). Die Erwartungen ... Oh Scheiße, hoffentlich macht er den Stoff nicht auch noch kaputt ... (sorry, Dario)

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: So 8. Jan 2012, 23:06
von sid.vicious
Produktionsland: Italien, USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Jim Agnew, Dario Argento, Sean Keller
Kamera: Frederic Fasano
Schnitt: Roberto Silvi
Spezialeffekte: Sergio Stivaletti
Budget: ca. 14.000.000 $
Musik: Marco Werba
Länge: ca. 88 Minuten
Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Produktion: Donald A. Barton, Adrien Brody, Aitana de Val, Luis de Val, Billy Dietrich, Patricia Eberle, Oscar Generale, Nesim Hason, John S. Hicks, Lisa Lambert, Martin McCourt, David Milner, Rafael Primorac, Richard Rionda Del Castro
Darsteller: Adrien Brody, Emmanuelle Seigner, Elsa Pataky, Robert Miano, Silvia Spross, Daniela Fazzolari, Lorenzo Pedrotti, Luis Molteni, Taiyo Yamanouchi, Valentina Izumi, Barbara Mautino, Giuseppe Lo Console

In Turin verschwinden junge hübsche Frauen, die später ermordet und übel zugerichtet aufgefunden werden. Als das französische Model Celine verschwindet wendet sich deren Schwester Linda an die Polizei. Dort lernt sie den Inspektor Enzo Avolfi kennen, der auf solche Fälle spezialisiert ist.

Ein Film von dem ich persönlich überhaupt Nichts erwartet habe, entpuppt sich als ordentliches Gesamtwerk. Nach dem wirklich sehr schwachen Card Player konnte man von Argento auf diesem Sektor eigentlich nichts Positives erwarten. „Giallo“ ist eine kleine Steigerung in Darios stets abfallender Tendenz. Handwerklich ist der Film ordentlich inszeniert, die kleinen Effekthaschereien bringen ein wenig Würze und die Darsteller sind im guten Durchschnitt anzusiedeln. Argento liefert in diesem Film auch einige gute Ansätze, hier ist der Charakter Inspektor Enzo Avolfi angesprochen. Leider wird die Chance stärker auf den psychischen Zustand von Inspektor Avolfi einzugehen verspielt. Das Argento so etwas positiv ausführen kann, hat er zuletzt in Stendal Syndrome mit der Figur der Anna Manni bewiesen.

Da dieses nicht praktiziert wurde hebt sich Giallo auch nicht vom durchschnittlichen Mainstream ab. Vielleicht ist es besser vor der Ansicht des Films zu vergessen, dass dieser von Dario Argento stammt. Ansonsten wird man zu schnell zum Ziehen von Parallelen und Vergleichen mit alten Argento-Werken verleitet. Das der Film dann nicht bestehen kann, ist definitiv klar.

In zwei Situationen des Films stelle ich bewusst die Frage ob Argento sein Publikum für blöd hält oder ob es bei den beiden Hauptdarstellern wirklich so lange bedarf bis bei denen der Groschen fällt. Ein Hinweis und ein Dialog können diesbezüglich den Zuschauer buchstäblich zum Haare raufen führen. Dieses führt auch zum Vorwurf der Absehbarkeit.

Was den Schluss des Films anbelangt, so hätte sich Argento die ca. letzen 90 Sekunden einfach schenken sollen, dann wäre die Wirkung der Egozentrik der Hauptdarsteller besser gewesen.

Fazit: Unterhaltsamer und absehbarer Film, der seine Chance ein wenig außergewöhnlich zu werden leider verschenkt.
6/10

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Mi 18. Jan 2012, 23:11
von Blap
Bild


Giallo (Italien, USA 2009, Originaltitel: Giallo)

Dario gibt Rätsel auf

Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...

Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.

"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?

Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer bleibt ein Mysterium (nicht wirklich, oder doch?). Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.

Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)

Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).

Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.

Lieblingszitat:

"Wie können Sie das ertragen?"
"Es ist mein Job."

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Mi 18. Jan 2012, 23:31
von dr. freudstein
Oh weh, die Nachwirkung des Films hat unseren Blap in Stücke gerißen, er weiß nicht mehr wohin mit seinen Gefühlen
:o :palm:
Aber er hat ja so furchtbar recht. Der Giallo kann schon was, ohne dem Namen Argento sicherlich mehr, aber iwie reicht es nicht aus. Hochstimmung kommt jedenfalls nicht auf und man möchte diesen Film eigentlich eher in die Kategorie schmeißen "kann man mal gesehen haben, muß man aber nicht" und fragt sich dann, ob diese Aussage nicht zu hart ist bzw. eher ungerecht :roll:

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Do 19. Jan 2012, 13:23
von Blap
Nope, den Streifen MUSS man gesehen haben.

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Fr 24. Feb 2012, 00:28
von Reinifilm
Blap hat geschrieben:Nope, den Streifen MUSS man gesehen haben.
...und genau das habe ich gerade getan :mrgreen:
Fazit: Um mal Oliver Kalkofe abgewandelt zu zitieren... "GIALLO" ist so, als ob man sämtliche Meisterwerke Argentos das Klo runterspülen und im Klärwerk nochmal raufscheißen würde. Allein der Bösewicht könnte aus einem alten Otto-Sketch stammen, das "Drehbuch" ist Sondermüll, die Dialoge habe bei mir zu Lachkrämpfen geführt und Adrien spielt nicht, sondern steht in der Kulisse und wirkt vollkommen zugedröhnt.
03 (für nette Mädels, ein bis zwei gute Kamerafahrten, eine tapfer auftretende Emmanuelle Seigner und Brodys schickem Anzug) / 10

....boah... was für ein DRECK! Und das war mein erster Giallo auf Blu-Ray. :palm:

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Fr 24. Feb 2012, 07:13
von purgatorio
Reinifilm hat geschrieben:"GIALLO" ist so, als ob man sämtliche Meisterwerke Argentos das Klo runterspülen und im Klärwerk nochmal raufscheißen würde.
:kicher: 8-)

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Sa 25. Feb 2012, 10:02
von Nello Pazzafini
Reinifilm hat geschrieben:
Blap hat geschrieben:Nope, den Streifen MUSS man gesehen haben.
...und genau das habe ich gerade getan :mrgreen:
Fazit: Um mal Oliver Kalkofe abgewandelt zu zitieren... "GIALLO" ist so, als ob man sämtliche Meisterwerke Argentos das Klo runterspülen und im Klärwerk nochmal raufscheißen würde. Allein der Bösewicht könnte aus einem alten Otto-Sketch stammen, das "Drehbuch" ist Sondermüll, die Dialoge habe bei mir zu Lachkrämpfen geführt und Adrien spielt nicht, sondern steht in der Kulisse und wirkt vollkommen zugedröhnt.
03 (für nette Mädels, ein bis zwei gute Kamerafahrten, eine tapfer auftretende Emmanuelle Seigner und Brodys schickem Anzug) / 10

....boah... was für ein DRECK! Und das war mein erster Giallo auf Blu-Ray. :palm:
:thup: Reini! :D

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Sa 25. Feb 2012, 20:01
von Adalmar
Geilt ihr euch jetzt schon gegenseitig an eurer primitiven Wortwahl auf? :opa:

Der Film lohnt durchaus, man muss sich nur auf eine gewisse (Selbst-)Ironie einstellen.

Re: Giallo - Dario Argento

Verfasst: Sa 25. Feb 2012, 22:36
von Blap
Vermutlich lacht sich der olle Dario schlapp. Schon seine total beknackte Darbietung als Killer ist ein echter Knüller. IMHO ist diese Sause ein herrlicher Witz. Nur hat den offenbar kaum ein Zuschauer erkannt, vermutlich sind viele "Freaks" in der eigenen Engstirnigkeit gefangen.

Letztlich hat jeder Betrachteter das Recht den Film -aus welchen Gründen auch immer- beschissen zu finden. Ich mag "Giallo".