Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Verfasst: Do 14. Jan 2016, 21:25
Ich habe mir in den letzten Tagen die 4 bisher ausgestrahlten Tatorte mit Til Schweiger angesehen.
Der Actionanteil ist für deutsche Fernsehkrimis erwartungsgemäß überdurchschnittlich hoch und wenn es kracht, Tschiller sich boxt oder rumballert, ist die Inszenierung meistens gelungen. Artur Abraham, Helene Fischer und Ferris MC haben kurze Gastauftritte, werden aber von Tschiller oder Kollegen (der eine amtliche Vinylsammlung in der Bude stehen hat. Die Kamera fängt kurz ein Album von Alice in Chains ein. Das wirkt auf mich nicht unsympathisch. ) ziemlich schnell und unsanft entsorgt.
Tschiller hat nach der allerersten Szene permanent Blessuren im Gesicht, ist quasi zu 95 % in allen 4 Filmen dauerlädiert und erinnert in dieser Hinsicht ein wenig an Bruce Willis. Dessen Charisma versprüht Schweiger leider nicht mal ansatzweise. Da helfen auch keine Pflaster im Gesicht. Stellenweise gibt es auch etwas zu lachen. Bei einer Szene musste ich tatsächlich laut loslachen. Als Tschillers Ex-Frau erfährt, dass dieser der gemeinsamen Tochter nahezu jeden Tag Pizza mitbringt und seinen väterlichen Pflichten nicht nachkommt, entgegnet Tschiller nörgelnd-nuschelnd, dass er einfach keine Zeit zum Kochen habe. Schließlich habe er sich zu kloppen und rumzuballern zu arbeiten.
Unfreiwillig komisch dagegen ist ein Dialog zwischen Tschiller und dessen Erzfeind, dem kurdisch-jesidischen Unterweltboss Astan. Der Gangster schildert, was seine Familie als verfolgte Minderheit schon alles hat durchmachen müssen (div. Fluchten, Unterdrückung durch das Regime von Saddam Hussein) und man denkt, dass jetzt ggf. etwas substanzielles kommen könnte. Aber nein. Tschiller entgegnet lediglich, dass ihn die Familiengeschichte nicht interessieren würde. Warum auch? Wozu über politische Zusammenhänge und religiöse Randgruppen nachdenken, wenn man die Welt auch in gut (Polizisten/Menschen ohne Vorstrafen) und böse (Menschen mit Vorstrafen) einteilen kann. Actioncops müssen schließlich stumpf unterwegs sein. Diese Stumpfheit erinnert mich ein wenig an Ralf Moeller in "Hai-Alarm auf Mallorca", der es ablehnt, einen seltenen Riesenhai zu fangen und der Wissenschaft zu übergeben, damit ein Heilmittel gegen Krebs hergestellt werden kann. Bademeister Moeller zieht es vor, den Hai in die Luft zu sprengen, damit er Rache für seine tote Frau nehmen kann. Das ist natürlich wichtiger als der medizinische Durchbruch bei der Heilung einer schweren Krankheit.
Ein toller Nebencharakter soll noch Erwähnung finden. Tschiller und Kollege arbeiten im zweiten Teil „Kopfgeld“ mit einem verlottert wirkenden Kollegen von der Drogenfahndung zusammen. Dieser wird intensiv und ausdrucksstark von Ralph Herforth gespielt (mit weitem Abstand der beste Schauspieler in allen 4 Filmen!) Richtig gut. Leider wird der Hintergrund von Herforths Charakter nur unzureichend beleuchtet. Schade.
Mein Fazit: Ich glaube mittlerweile nachvollziehen zu können, warum die Schweiger Tatorte polarisieren. "Normale" Ermittlertätigkeiten, nach denen sich der "normale" Tatortgucker sehnt, sind Mangelware. Es gibt im ersten Teil ein kurzes Aufeinandertreffen von Actioncop Tschiller und „konventionellen“ Hamburger Ermittlern, die aber nicht weiter auftauchen. Die Art, wie diese Kollegen den neuen Draufgänger misstrauisch beäugen, dürfte auch auf das Publikum übertragbar sein, die einfach mehr Dialoge und (gewaltfreie) Verhöre in ihrem sonntäglichen Lieblingskrimi sehen möchten. Der Actionfan wiederum wird sich evtl. daran stören, dass eben budgetbedingt nicht so viel in die Luft fliegt wie in einem Hollywood-Actioner und hat wahrscheinlich sowieso Berührungsängste mit der Tatortreihe. Bleiben eigentlich nur Schweigers Fans als Zielgruppe übrig.
Ich hätte es nicht gedacht aber *hüstel* Schweiger als Actioncop ist durchaus guckbar.
Der Actionanteil ist für deutsche Fernsehkrimis erwartungsgemäß überdurchschnittlich hoch und wenn es kracht, Tschiller sich boxt oder rumballert, ist die Inszenierung meistens gelungen. Artur Abraham, Helene Fischer und Ferris MC haben kurze Gastauftritte, werden aber von Tschiller oder Kollegen (der eine amtliche Vinylsammlung in der Bude stehen hat. Die Kamera fängt kurz ein Album von Alice in Chains ein. Das wirkt auf mich nicht unsympathisch. ) ziemlich schnell und unsanft entsorgt.
Tschiller hat nach der allerersten Szene permanent Blessuren im Gesicht, ist quasi zu 95 % in allen 4 Filmen dauerlädiert und erinnert in dieser Hinsicht ein wenig an Bruce Willis. Dessen Charisma versprüht Schweiger leider nicht mal ansatzweise. Da helfen auch keine Pflaster im Gesicht. Stellenweise gibt es auch etwas zu lachen. Bei einer Szene musste ich tatsächlich laut loslachen. Als Tschillers Ex-Frau erfährt, dass dieser der gemeinsamen Tochter nahezu jeden Tag Pizza mitbringt und seinen väterlichen Pflichten nicht nachkommt, entgegnet Tschiller nörgelnd-nuschelnd, dass er einfach keine Zeit zum Kochen habe. Schließlich habe er sich zu kloppen und rumzuballern zu arbeiten.
Unfreiwillig komisch dagegen ist ein Dialog zwischen Tschiller und dessen Erzfeind, dem kurdisch-jesidischen Unterweltboss Astan. Der Gangster schildert, was seine Familie als verfolgte Minderheit schon alles hat durchmachen müssen (div. Fluchten, Unterdrückung durch das Regime von Saddam Hussein) und man denkt, dass jetzt ggf. etwas substanzielles kommen könnte. Aber nein. Tschiller entgegnet lediglich, dass ihn die Familiengeschichte nicht interessieren würde. Warum auch? Wozu über politische Zusammenhänge und religiöse Randgruppen nachdenken, wenn man die Welt auch in gut (Polizisten/Menschen ohne Vorstrafen) und böse (Menschen mit Vorstrafen) einteilen kann. Actioncops müssen schließlich stumpf unterwegs sein. Diese Stumpfheit erinnert mich ein wenig an Ralf Moeller in "Hai-Alarm auf Mallorca", der es ablehnt, einen seltenen Riesenhai zu fangen und der Wissenschaft zu übergeben, damit ein Heilmittel gegen Krebs hergestellt werden kann. Bademeister Moeller zieht es vor, den Hai in die Luft zu sprengen, damit er Rache für seine tote Frau nehmen kann. Das ist natürlich wichtiger als der medizinische Durchbruch bei der Heilung einer schweren Krankheit.
Ein toller Nebencharakter soll noch Erwähnung finden. Tschiller und Kollege arbeiten im zweiten Teil „Kopfgeld“ mit einem verlottert wirkenden Kollegen von der Drogenfahndung zusammen. Dieser wird intensiv und ausdrucksstark von Ralph Herforth gespielt (mit weitem Abstand der beste Schauspieler in allen 4 Filmen!) Richtig gut. Leider wird der Hintergrund von Herforths Charakter nur unzureichend beleuchtet. Schade.
Mein Fazit: Ich glaube mittlerweile nachvollziehen zu können, warum die Schweiger Tatorte polarisieren. "Normale" Ermittlertätigkeiten, nach denen sich der "normale" Tatortgucker sehnt, sind Mangelware. Es gibt im ersten Teil ein kurzes Aufeinandertreffen von Actioncop Tschiller und „konventionellen“ Hamburger Ermittlern, die aber nicht weiter auftauchen. Die Art, wie diese Kollegen den neuen Draufgänger misstrauisch beäugen, dürfte auch auf das Publikum übertragbar sein, die einfach mehr Dialoge und (gewaltfreie) Verhöre in ihrem sonntäglichen Lieblingskrimi sehen möchten. Der Actionfan wiederum wird sich evtl. daran stören, dass eben budgetbedingt nicht so viel in die Luft fliegt wie in einem Hollywood-Actioner und hat wahrscheinlich sowieso Berührungsängste mit der Tatortreihe. Bleiben eigentlich nur Schweigers Fans als Zielgruppe übrig.
Ich hätte es nicht gedacht aber *hüstel* Schweiger als Actioncop ist durchaus guckbar.