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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Fr 8. Dez 2023, 08:30
von Maulwurf
Black Sabbath
Black sabbath

LP - 1970 - Reissue 1980

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Ich frage mich schon, wie das Album damals beim Erscheinen erfasst wurde. Was haben die Rockfans gehört, nachdem der Tonarm seine Arbeit aufgenomen hat? Leichter Regen, eine leise Kirchenglocke, gespenstische Ruhe, und dann setzt brachial der Teufelsakkord ein und fegt alle Gedanken an das Gute im Menschen beiseite. Der Tritonus wird leiser, und diese seelenlose Stimme intoniert:

What is this that stands before me?
Figure in black which points at me
Turn ′round quick and start to run
Find out I'm the chosen one
Oh, no!


Da läuft es einem ja noch heute den Rücken kalt hinunter! Eines der besten Rockalben jemals, das habe ich gestern erst wieder gemerkt. Kein einziges schwaches Stück (vorausgesetzt natürlich, man kann mit dem sehr langen Gitarrensolo der zweiten Seite was anfangen), düsterer Früh-70er-Metal wie er kaum besser geht. Fast fühle ich mich in Rohheit und Produktion an frühe Black Metal-Aufnahmen erinnert, und soweit sind die Sachen ja schließlich auch nicht auseinander. Gekauft habe ich mir das Teil übrigens 1981 in London in einem Schreibwarengeschäft :mrgreen:


Black Sabbath - N.I.B.

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Mi 13. Dez 2023, 20:56
von Maulwurf
Black Sabbath
Paranoid

LP - 1970 - Reissue 1976

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Paranoid gehört zu den ersten 10 Platten, die mich mir selbst gekauft habe. Wir kannten die Stones, wir kannten Jimi, wir kannten Uriah Heep, Queen, und selbstverständlich auch Deep Purple. Aber diese Art Heavy war uns bis dahin unbekannt und hat entsprechend heftig reingehauen. Das Titelstück war natürlich sowieso der absolute Bringer (und ist es bis heute), und Iron man hatte sich dann über Jahre hinweg als Lieblingsstück etabliert.

Heute? Heute ist Paranoid immer noch ein verdammt geiles und dreckiges Stück Heavy Metal. Ich höre die weitere Entwicklung von Black Sabbath genauso wie Iron Maiden, Judas Priest, oder den Dark Metal der 90er-Jahre. Warum habe ich das Teil über Jahrzehnte hinweg nicht mehr auf dem Plattenteller gehabt? Vielleicht war es das, was im Leben gefehlt hatte ... :lol:


Black Sabbath - Fairies wear boots

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Mi 13. Dez 2023, 21:48
von FarfallaInsanguinata
Black Sabbath sind ein Super-Stichwort! Bei mir war es die "IV", wohl als Nachpressung ohne das eingeheftete Booklet, die mir ein Freund auslieh. Solche Musik hatte ich nie zuvor gehört, aber sie wurde selbstverständlich auf Kassette aufgenommen und beindruckte mich derart nachhaltig, dass sie zusammen mit Led Zeppelin und AC/DC die wichtigsten Grundsteine für meine zukünftige musikalische Entwicklung legte.
Für mich ist es immer noch faszinierend, wie einzelne Bands so innovativ und einflussreich sein konnten. Wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, einen oder gar mehrere Musik-Stile quasi erfunden zu haben? Und auch wenn ich dann in den Achtzigern lieber Witchfinder General (Doom) oder Venom (Black Metal) hörte, ist völlig klar, dass es beide Nachkommen ohne diese eine Band nie gegeben hätte.
Ich warte seit Anbeginn meiner arbeitstechnischen Tätigkeit auf diesen 7"-Spendenfund (s.u.), aber bisher hatte ich kein Glück. Heute gab es immerhin drei Abba-Singles, meine Lieblingsband mit 11. :D

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Fr 15. Dez 2023, 13:14
von Maulwurf
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 13. Dez 2023, 21:48 Black Sabbath sind ein Super-Stichwort! Bei mir war es die "IV", wohl als Nachpressung ohne das eingeheftete Booklet, die mir ein Freund auslieh. Solche Musik hatte ich nie zuvor gehört, aber sie wurde selbstverständlich auf Kassette aufgenommen und beindruckte mich derart nachhaltig, dass sie zusammen mit Led Zeppelin und AC/DC die wichtigsten Grundsteine für meine zukünftige musikalische Entwicklung legte.
Für mich ist es immer noch faszinierend, wie einzelne Bands so innovativ und einflussreich sein konnten. Wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, einen oder gar mehrere Musik-Stile quasi erfunden zu haben? Und auch wenn ich dann in den Achtzigern lieber Witchfinder General (Doom) oder Venom (Black Metal) hörte, ist völlig klar, dass es beide Nachkommen ohne diese eine Band nie gegeben hätte.
Ich warte seit Anbeginn meiner arbeitstechnischen Tätigkeit auf diesen 7"-Spendenfund (s.u.), aber bisher hatte ich kein Glück. Heute gab es immerhin drei Abba-Singles, meine Lieblingsband mit 11. :D
Die IV war mein zweites Sabbath-Album, zu dem ich deswegen bis heute eine besondere Beziehung habe. Gekauft schätzungsweise 1979 rum, und einfach irgendwie ... ernster und erwachsener als so vieles, was wir damals gehört haben. Und das neckische Cindy & Camembert-Lied ist mir bis heute auf vielen vielen Flohmärkten noch nicht einmal über den Weg gelaufen. Viel Glück beim Suchen! Und vielen Dank für das Posten - Passt hier ja perfekt rein! :prost:

Übrigens interessant, dass ich in den 90ern Doom Metal als etwas entdeckt habe, was mich sehr intensiv angesprochen hat. Na ja, bei der musikalischen Vorbildung ... :kicher:

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Fr 15. Dez 2023, 16:46
von Maulwurf
Black Sabbath
Master of reality

LP - 1971 - Reissue 1976

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Keine tanzenden Feen in Stiefeln mehr, Schluss mit den eisernen Männern die Rache nehmen wollen. Auf Master of reality regiert der Alptraum namens tägliches Leben. Protestierende Jugendliche, atomare Bedrohung, Umweltverschmutzung, Drogenverherrlichung, und sogar Liebeskummer wird thematisiert. Musikalisch ist die erste Seite so nahe am Punk wie es erst viele Jahre später Motörhead sein werden. Düster, dreckig, zerstörerisch - Die erste Seite dieses Albums ist purer musikalischer Nihilismus. Die zweite Seite klingt dann wieder mehr wie das letzte Album, und genauso wie mit Planet caravan dort hat es hier mit Solitude eine wundervolle traurige Ballade, die sich fast schneller ins Gehirn fräst als die rockigen Nummern. Insgesamt ein wahres Brett von Heavy Metal - Keine ausufernden Soli, kein Gefrickel, einfach nur böse Gitarrenriffs mitten in die Fresse. Genial!


Black Sabbath - Children of the grave

Das Stück habe ich auch in einer Live-Fassung von 1976 gefunden, also noch mit Ozzy. Scheiße geht das ab ...

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: So 17. Dez 2023, 12:25
von sid.vicious
Maulwurf hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 08:30 Black Sabbath
Black sabbath

LP - 1970 - Reissue 1980

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Ich frage mich schon, wie das Album damals beim Erscheinen erfasst wurde. Was haben die Rockfans gehört, nachdem der Tonarm seine Arbeit aufgenomen hat? Leichter Regen, eine leise Kirchenglocke, gespenstische Ruhe, und dann setzt brachial der Teufelsakkord ein und fegt alle Gedanken an das Gute im Menschen beiseite. Der Tritonus wird leiser, und diese seelenlose Stimme intoniert:

What is this that stands before me?
Figure in black which points at me
Turn ′round quick and start to run
Find out I'm the chosen one
Oh, no!


Da läuft es einem ja noch heute den Rücken kalt hinunter! Eines der besten Rockalben jemals, das habe ich gestern erst wieder gemerkt. Kein einziges schwaches Stück (vorausgesetzt natürlich, man kann mit dem sehr langen Gitarrensolo der zweiten Seite was anfangen), düsterer Früh-70er-Metal wie er kaum besser geht. Fast fühle ich mich in Rohheit und Produktion an frühe Black Metal-Aufnahmen erinnert, und soweit sind die Sachen ja schließlich auch nicht auseinander. Gekauft habe ich mir das Teil übrigens 1981 in London in einem Schreibwarengeschäft :mrgreen:


Black Sabbath - N.I.B.
Deine Worte klingen sehr schmackhaft. Bisher hat mich der Gesang immer etwas genervt, sodass ich nicht die große Lust auf BLACK SABBATH hatte. Die Platten zwischen 70 und 75 können allerdings in Zukunft in meine Platten-Sammlung wandern.

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Di 19. Dez 2023, 16:22
von Maulwurf
sid.vicious hat geschrieben: So 17. Dez 2023, 12:25 Deine Worte klingen sehr schmackhaft. Bisher hat mich der Gesang immer etwas genervt, sodass ich nicht die große Lust auf BLACK SABBATH hatte. Die Platten zwischen 70 und 75 können allerdings in Zukunft in meine Platten-Sammlung wandern.
Wenn Du Dich für Metal der 70er interessierst, führt kein Weg an BLACK SABBATH vorbei. Sage ich jetzt einfach mal so. Du kannst natürlich noch ein wenig warten, weil da an dieser Stelle noch einiges kommen wird. Aber eine Alternative sehe ich auf Dauer nicht nicht.

Doch, sehe ich. Mt einem einzigen Auftritt in Ilja Richters Disco hat diese Band es geschafft, mir in Erinnerung zu bleiben. Ich glaube, das dürfte musikalisch Deines sein. Vor allem wenn man weiß, dass THE DAMNED ganz klar die HEAVY METAL KIDS als ihren Haupteinfluss bezeichneten.


Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Di 19. Dez 2023, 18:19
von Maulwurf
Black Sabbath
Vol 4

LP - 1972 - Reissue (vermutlich 1976)

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Wenn ich die Doku auf YT richtig interpretiere, war die Band im Jahr 1972 komplett ausgebrannt. Zu viele zu lange Tourneen plus vier Studioalben in zwei Jahren, da braucht man sich auch nicht wundern, warum die Musiker vollständig in Drogen und Alkohol abtauchten. Entsprechend ist beim vierten Album nicht nur der Titel dem Overkill an Rock 'n' Roll-Lifestyle geschuldet, sondern leider auch der Inhalt. Die Songs sind stark, ohne Frage, aber es fehlen die griffigen Melodien der bisherigen Platten, und es fehlt vor allem diese typische BLACK SABBATH-Atmosphäre. Dieses düstere, aggressive, knüppelharte, das immer klingt wie üble Stimmung in der Trollkneipe morgens um 3. Stattdessen wird hier ganz extrem mit Overdubs gearbeitet, zwei (!) Balladen hat es, und einen Lückenfüller namens FX, in dem Tony Iommi offensichtlich die Effektmöglichkeiten von Echo und Tonabnehmer austestet. Man merkt einfach, dass die Band psychisch und physisch am Ende war.

Was man aber auch hört sind Riffs, wie sie später bei den frühen Doom-Bands auftauchten. WINTER kann ich hier ganz klar heraushören (man lausche mal auf den Anfang von Under the sun), und zumindest bei Cornucopia sind die übelgelaunten Hexen auch wieder dabei. Aber im Großen und Ganzen kann sich Vol 4 einfach nicht mit den Vorgängeralben messen, allerdings auf einem verdammt hohen Niveau - Wenn die ersten drei Alben alle 5 von 5 Hexensabbaten waren, dann reden wir hier immerhin noch von 4 von 5 Hexenflügen. Was ja immer noch verdammt viel ist ...


Black Sabbath - Under the sun

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Mi 20. Dez 2023, 12:39
von buxtebrawler
Maulwurf hat geschrieben: Di 19. Dez 2023, 18:19 Wenn ich die Doku auf YT richtig interpretiere, war die Band im Jahr 1972 komplett ausgebrannt. Zu viele zu lange Tourneen plus vier Studioalben in zwei Jahren, da braucht man sich auch nicht wundern, warum die Musiker vollständig in Drogen und Alkohol abtauchten. Entsprechend ist beim vierten Album nicht nur der Titel dem Overkill an Rock 'n' Roll-Lifestyle geschuldet, sondern leider auch der Inhalt. Die Songs sind stark, ohne Frage, aber es fehlen die griffigen Melodien der bisherigen Platten, und es fehlt vor allem diese typische BLACK SABBATH-Atmosphäre. Dieses düstere, aggressive, knüppelharte, das immer klingt wie üble Stimmung in der Trollkneipe morgens um 3. Stattdessen wird hier ganz extrem mit Overdubs gearbeitet, zwei (!) Balladen hat es, und einen Lückenfüller namens FX, in dem Tony Iommi offensichtlich die Effektmöglichkeiten von Echo und Tonabnehmer austestet. Man merkt einfach, dass die Band psychisch und physisch am Ende war.
Wobei dieses Album viele Fans hat, die anscheinend genau dieses Fertige an ihm besonders schätzen. Und der Opener "Wheels Of Confusion" mit seinem tonnenschweren, fies sägenden Riff und seinem atmosphärisch melodischen Ausklang, über dem ausgiebig soliert wird, ist schon verdammt knorke, ebenso "Snowblind", nach dem das Album ursprünglich hätte betitelt werden sollen. Und "Changes" ist eine Jahrhundertballade, die popkulturell immer mal wieder aufgegriffen wird, derzeit z.B. in der Werbung.

Re: Maulwurfs Hör-Bar

Verfasst: Fr 22. Dez 2023, 12:59
von Maulwurf
Black Sabbath
Sabbath bloody sabbath

LP - 1973 - Reissue 1985

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buxtebrawler hat geschrieben: Mi 20. Dez 2023, 12:39 Wobei dieses Album viele Fans hat, die anscheinend genau dieses Fertige an ihm besonders schätzen. Und der Opener "Wheels Of Confusion" mit seinem tonnenschweren, fies sägenden Riff und seinem atmosphärisch melodischen Ausklang, über dem ausgiebig soliert wird, ist schon verdammt knorke, ebenso "Snowblind", nach dem das Album ursprünglich hätte betitelt werden sollen. Und "Changes" ist eine Jahrhundertballade, die popkulturell immer mal wieder aufgegriffen wird, derzeit z.B. in der Werbung.
Da stimme ich Dir vorbehaltlos, Wheels of confusion ist definitiv ein Nackenbrecher, genauso wie Snowblind. Nur an Changes hat man sich als Zeitgenosse irgendwann mal schwer überhört, war dies doch die Möglichkeit a) Blues zu tanzen zu BLACK SABBATH und b) den Eltern zu zeigen, dass die bösen Langhaarigen auch ganz anders können. Das Teil hatte man irgendwann mal über ...

Sabbath bloody sabbath scheint die eingeschlagene Richtung weiterzuverfolgen. Fort vom finsteren Prügelmetal (wobei der Titeltrack schon gewaltig reinhaut, metaltechnisch gesehen), hin zu anderen Ideen und Experimenten. Da hört man dann auch mal ein Klavier, ein Keyboard, Geigen oder sogar zwei Stücke in Dur-Tonarten :-o Der Text von Sabbath bloody sabbath macht auch klar, dass das Rock 'n' Roll-Leben eine verdammte Menge Schattenseiten hat, die den Spaß an der Musik nachhaltig zerstören, und dass die Folge dann der Versuch einer musikalischen Weiterentwicklung ist, das ist auch klar. Ob das gelungen ist oder ob nicht, das muss jeder für sich entscheiden. Allein die Wahl des Albumtitels deutet ja bereits an, dass die Band gar nicht mehr so glücklich war mit dem, was sie die letzten Jahre gemacht hatte.

Ich persönlich finde das Album im positiven Sinne zwiespältig, vor allem die letzten zwei Stücke (die in Dur) lassen mich etwas ratlos zurück, genauso wie die lieblose Produktion. Auf der anderen Seite sind einige echte Evergreens auf dem Album - Spannenderweise eben auch Spiral architect, das eine Stück mit dem Thema in Dur. Musikalisch hat das Teil was, wenn es nicht ausgerechnet von der Düster-Combo BLACK SABBATH wäre. Oder bin ich da mit Scheuklappen unterwegs? Spannend ist Sabbath bloody sabbath allemal!



Black Sabbath - Spiral architect


Black Sabbath - Killing yourself to live