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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Sa 2. Okt 2010, 23:46
von Blap
Der Affe im Menschen (USA 1988, Originaltitel: Monkey Shines)

Der sportliche Allan (Jason Beghe) wird bei einem Unfall schwer verletzt. Im Krankenhaus rettet der angesehene Dr. Wiseman (Stanley Tucci) das Leben des jungen Mannes, doch Allan ist nun vom Hals abwärts gelähmt. Als er aus der Klinik entlassen wird, ahnt er bereits, dass seine Freundin ihn verlassen wird. Seine überfürsogliche Mutter Dorothy (Joyce Van Patten) geht ihm auf die Nerven, mit der angestellten Pflegerin Maryanne (Christine Forrest) versteht er sich ebenso wenig. Doch sein alter Freund Geoffrey (John Pankow), ein an Tieren forschender Wissenschaftler, kann für Hilfe sorgen. Er überzeugt die Tiertrainerin Melanie (Kate McNeil) davon, einen Affen für seinen alten Freund auszubilden, damit dieser ihm den Alltag erleichtern kann. Zwar gibt Geoffrey der jungen Frau freimütig zu verstehen, dass der Affe eines seiner Labortiere ist, welches er offiziell als verstorben gemeldet hat. Er verschweigt jedoch allen Beteiligten ein wichtiges, entscheidendes Detail. Das Affenweibchen wurde mit einem neuentwickelten Serum behandelt, um die Intelligenz des Tieres auf das Niveau von Menschen zu bringen. Zunächst scheint der Erfolg recht bescheiden zu sein, aber zwischen Allan und dem Äffchen entwickelt sich eine enge Bindung. Allans Charakter verändert sich, grauenvolle Dinge geschehen. Steckt das Affengetier hinter den teuflischen Vorfällen...???

George A. Romero hat einen grossen Platz in meinem Filmherzen sicher. Seine inzwischen sechs "...of the Dead" Filme (1968-2009) sind für mich unverzichtbar, auch "The Crazies" (1973) ist ein längst zu einer geschätzten Perle gereift. Mit "Monkey Shines" werde ich noch immer nicht so richtig warm, obwohl der Plot unverkennbar über Potential verfügt. Den Darstellern kann man ebenfalls keinen Vorwurf machen, sie spielen ihre Rollen gut bis herausragend. Besonders Jason Beghe (der mich an Ryan O'Neal erinnert) bringt die extremen Emotionen seines Charakters absolut glaubwürdig rüber. Dieser Leistung müssen sich alle anderen Mitwirkenden beugen, halten dabei aber durchweg einen guten Qualitätsstandard aufrecht. John Pankow in der Rolle des Wissenschaftlers und Freundes, der sich mehr und mehr von seiner Gier nach Ergebnissen leiten lässt. Viel zu spät versucht, das ausser Kontrolle geratene Steuer wieder an sich zu reissen. Kate McNeil wird in ihrer Rolle nicht so sehr gefordert, funktioniert aber prächtig als Sympathieträgerin und steter Hoffnungsschimmer am Horizont. Joyce Van Patten erscheint als aufdringliche "Übermutter" an eben diesem Horizont, verdunkelt mit ihrem langen Schatten die Lichtblicke ihres Sohnes. Christine Forrest will ich nicht unterschlagen, sie stösst mindestens so nachhaltig wie Mutti Joyce ins Horn des Nerventerrors.

Ganz besondere Beachtung verdienen die Leistungen der Tiertrainer. Damals purzelte Getier noch nicht aus dem Computer, konzentierte Dressurarbeit war notwendig, die vermutlich sehr arbeitsintensiv war. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind in der Tat beeindruckend, teils ist es kaum zu glauben, zu welchen Leistungen man das Affenvieh anregen konnte. Lob wird auch für die Kameraarbeit fällig, die immer auf der Höhe des Geschehens ist, dazu ein paar recht kreative Momente zu bieten hat. Leider kann ich meine freundlichen Ausführungen an dieser Stelle nicht fortführen, denn nun sind die Schwächen des Streifens an der Reihe. Obwohl das Erzähltempo eher ruhig gewählt wurde, muten manche Veränderungen der Hauptfigur nicht nachvollziehbar, teils überstürzt an. Romero gelingt es bei "Monkey Shines" oftmals nicht, wirklich auf den Punkt zu inszenieren. Teils wird das Tempo durch Belanglosigkeiten unnötig verschleppt, plötzlich kommt sinnfreie Hektik auf. Ein weiterer Kritikpunkt ist der oft arg belanglose Score, der immer wieder nach dem üblichen "Hollywood-Orchester-Schleim" klingt. Schon fast ein Trauerspiel, wenn man sich z.B. an den Goblin Soundtrack zu "Dawn of the Dead" erinnert. Wo gerade von "Schleim" die Rede ist, kommt mir das Ende des Films in den Sinn. Ich werde dieses natürlich nicht verraten, doch so glatt und brav hat man Romero noch nie erlebt (Naja, auch eine Art von Schock).

Es klingt abgedroschen, aber in diesem Werk wechseln sich Licht und Schatten regelmäßig ab, poltern häufig gar gleichzeitig auf den Zuschauer herein. Kaum eine Filmsichtung der letzten Monate hat mich so hin- und hergerissen. Es gibt großartige Momente zu bestaunen, doch schon kommt das nächste Ärgernis um die Ecke, reibt mir ohne Vorwarnung eine Stinkbombe unter die Nase. Obschon ich "Monkey Shines" für einen Romero Film eher schwach finde, überwiegen letztlich doch die positiven Aspekte. Wer Lust auf den Film verspürt, ist mit der DVD von MGM brauchbar bedient. Leider ist die "Aussattung" mal wieder ein Witz, doch die Scheibe bietet den Streifen ungekürzt und in solider Qualität an. Wer Probleme hat die deutsche Ausgabe zu bekommen, sollte die DVD aus England importieren. Dort ist der Titel für ganz kleines Geld erhältlich, die DVD ist mit der deutschen identisch, ergo ist auch die deutsche Synchronisation enthalten.

Sehenswert, oberste Mittelklasse = 6,5/10 (Im Vergleich zu Romeros Grosstaten eine Enttäuschung)

Lieblingszitat:

"Er hat den Tod verdient. Dieser Drecksvogel hat den Tod verdient!"



***

Der Start der "Mega-Derrick-Sause"! Alle 281 Folgen werden nach und nach dem Genuss zugeführt. Ein reizvolles Projekt, welches mich über einen Zeitraum von einigen Jahren begleiten wird. Die nach und nach erscheinenden DVD-Boxen werden es ermöglichen. Die Folgen 1-75 (Box 1-5) liegen bereit, jede Box enthält folglich 15 Folgen. Insgesamt sind bereits acht Boxen erschienen, die Reihe ist momentan bis zur Folge 120 auf DVD verfügbar. Weitere Sets erscheinen alle paar Monate. Meine Kommentare werde ich sehr kurz halten, schliesslich will ich auch irgendwann noch Filme schauen... ;)

Auf geht es!

Derrick: Folge 1 - Waldweg (Deutschland 1974)

Ein Mädcheninternat für den Toren Münchens erschaudert. Innerhalb weniger Monate sind zwei Mitschülerinnen brutal ermordet wurden. Derrick versucht den vermuteten Täter mit einer List zu überführen...

Gleich zum Auftakt gibt es eine rundum gelungene Folge auf die Augen. Horst Tappert ist die perfekte Besetzung, Fritz Wepper der ideale Sklave, schon zum Start der Reihe stimmt die Chemie. Wolfgang Kieling darf herrlich irre aufspielen, Walter Sedlmayer ist in einer kleinen Nebenrolle als Kotzbrocken zu sehen.

Atmosphärisch sehr dichte Folge mit "Backwood-Feeling", die musikalische Untermalung groovt und rockt.

Gut bis sehr gut = 7,5/10 (Tendenz steigend)


Derrick: Folge 2 - Johanna (Deutschland 1974)

Ein gieriger Gatte ermordet seine deutlich ältere, wohlhabende Ehefrau. Seine Liebschaft bietet ihm ein wasserdichtes Alibi. Doch das Nervenkostüm des jungen Mannes ist dünn und fahrig gestrickt. Derrick hat einen echten Nervenhammer in der Hinterhand...

Lilli Palmer in einer Doppelrolle, Helmuth Lohner auf dem Weg ins Verderben. Palmer und Lohner liefern sich ein packendes Psychoduell, so sieht gutes Schauspiel aus!

Unterhaltsame Folge mit schneidenden Saxophonklängen.

Gut = 7/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: So 3. Okt 2010, 23:32
von Blap
Kloster der 1000 Todsünden (Italien 1986, Originaltitel: La monaca del peccato)

Susanna (Eva Grimaldi) wird von ihrem Stiefvater vergewaltigt, wenig später schiebt man sie gegen ihren Willen in ein Kloster ab. Die Mutter Oberin ist der jungen Schönheit zugetan, was die Eifersucht von Schwester Teresa (Karin Well) erregt. Teresa war bisher die "Lieblingsschwester" der Mutter Oberin, hat es gar bis zu deren Stellvertreterin gebracht. Obwohl Susanna auf Distanz zur Leiterin des Klosters bleibt, sich deren zudringlichen Begierden entzieht, konzentriert sich der Zorn der verschmähten Teresa auf die junge Nonne. Zunächst kann die Oberin ihre schützende Hand über Susanna halten. Doch als sich der Gesundheitszustand der Superiorin dramatisch verschlechtert, fährt die bösartige Teresa das volle Programm gegen Susanna auf. Die verzweifelte Novizin wird nach und völlig isoliert, lediglich Schwester Ursula (Jessica Moore) und Don Morel (Martin Philips) stehen auf ihrer Seite. Schwester Teresas Intrigen kennen keine Grenzen, geschickt sorgt sie bis weit über das Kloster hinaus für die Verleumdung Susannas. Selbst die Vertrauten der Unglücklichen werden in die Fall hereingezogen, geraten unter massiven Druck...

Die siebziger Jahre waren die Hochzeit des Nunploitation Genres. Ergo mutet "Kloster der 1000 Todsünden" wie ein Nachzügler an, seine Machart erinnert tatsächlich eher an die siebziger, denn an die achtziger Jahre. Joe D'Amato hat einen herrlich unmodernen Film gedreht. Man könnte glatt vermuten, das Material habe bereits einige Jahre auf Halde gelegen, bevor der Film 1986 veröffentlicht wurde. Neben der Regie besorgte D'Amato auch die Kameraarbeit, die bekanntlich schon vor dem Regiestuhl seine Heimat war. Der Streifen ist recht ansprechend ausgestattet, D'Amatos Kamera sowieso eine sichere Bank, die Darsteller liefern durchweg ordentliche Leistungen ab. Eva Grimaldi ist eine aussergewöhnlich schöne Frau. Man sollte aber nicht vergessen, dass sie auch schauspielerisch überzeugend agiert, einen nicht unerheblichen Teil des Films schultert. Ich muss trotzdem kurz auf ihre Schönheit eingehen. Diese Augen, diese sinnlichen und verführerischen Lippen, diese Nippel... (Contenance!!!) *räusper*

Wo waren wir noch stehengeblieben? Sehr ansprechend ist die Darbietung von Karin Well, der die Fiesheit geradezu aus den stechenden Augen zu springen scheint. Martin Philips ist ein schmächtiges, blasses Bürschlein, welches gut in die Rolle des jungen Pfaffen passt. Gabriele Tinti taucht mehrfach als Monsignore auf, der entscheidend die Weichen des Schreckens stellt. Die Damen dominieren naturgemäß das Treiben, nackte und halbnackte Nonnen überall. Klar, D'Amato lässt sich nicht lumpen, hier hüpfen die Nönnchen nackt durch die Waschbottiche, dort wird ein wenig unter dem Kreuz gefingert. Die Peitsche darf freilich nicht fehlen, lüstern lässt man das Leder auf die hübschen Körperteile knallen. Allzu wüst wird es aber zu keiner Zeit, der liebe Onkel Massaccesi lässt der Wildsau keine besonders lange Leine. Die unzähligen grausigen Untaten, die die katholische Kirche im Namen Gottes ausübt(e), werden besonders im Finale angeprangert. Allerdings funktioniert "Kloster der 1000 Todsünden" in dieser Hinsicht nur eingeschränkt. Einerseits werden die üblichen Genreklischees zu sehr ausgewälzt, andererseits erscheint die "Message" ein wenig zu beiläufig.

So sitzt der Film letztlich ein wenig zwischen den Stühlen. D'Amato -den ich sehr schätze- hätte gut daran getan, sich dem zügellosen Treiben hinzugeben, auf eine "wichtige Aussage" zu schei**en. Als wild-erotischer Nonnen-Exploiter mit Mettgut und blutiger Peitschenzucht, hätte das sündige Kloster IMHO deutlich besser abgeschnitten. In der vorhandenen Form ist der Film ein wenig zu brav, doch gleichzeitig zu wüst um als ernsthafte Kritik am "System Kirche" durchzugehen. Obwohl die Erwartungshaltung nur teilweise erfüllt wird, sollten sich Nonnen- und D'Amato-Sympathisanten den Streifen zu Gemüte führen!

Mir liegt "Kloster der 1000 Todsünden" als Scheibe von X-Rated vor. Der Film wird in englischer Sprache angeboten, die deutschen Untertitel sind leider nicht ausblendbar, aber zumindest vorhanden. Das Bild ist mittelprächtig, das Bonusmaterial nicht der Rede wert. Eine durchschnittliche Veröffentlichung... ...zu einem leicht überdurchschnittlichen Film.

6/10 + 0,5 Bonuspunkte für die Vorzüge der Frau Grimaldi...

Lieblingszitat:

"Put your faith in my methods."



Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause". ...oder besser: "Derrick-Mega-Sause"? (Hmmm...)


Derrick: Folge 3 - Stiftungsfest
(Deutschland 1974)

Ein Gesangverein feiert ein rauschendes Fest zum Jubiläum. Der Vorsitzende wird im Alkoholrausch von seiner Geilheit übermannt, fällt eine Freundin der Familie an. Die junge Frau kommt dabei unglücklich zu Tode, der Sohn des Täters gerät unter Verdacht...

Ein grosser Auftritt von Siegfried Lowitz, der alle anderen Anwesenden (mit Ausnahme von Tappert) überstrahlt. In einer Nebenrolle sehen wir Herbert Fleischmann, der zu viel trinkt und zur Schleimerei neigt.

Diese Folge ist handwerklich zwar sehr solide ausgeführt, aber vielleicht auch ein wenig zu bieder inszeniert. Ein paar Längen haben sich leider eingeschlichen.

Fast gut = 6,5/10



Derrick: Folge 4 - Mitternachtsbus (Deutschland 1975)

Als seine junge Liebschaft ihm eröffnet, dass sie ein Kind von ihm erwartet, rastet der Sohn des örtlichen Gastwirts aus. Sein abgebrühter Vater, versucht die Schuld dem geistig zurückgebliebenen Sohn, eines armen Saufbolds in die Schuhe zu schieben...

Werner Kreindl als richtig ekliger Fiesling, Hartmut Becker als Nervenbündel. Rudolf Platte ständig besoffen, Bruni Löbel mit dem Herz am rechten Fleck. Unser lieber Horst explodiert im Finale.

Spiessbürger bekommen den Spiegel vor die Nase gehalten. Hinter der sauberen Fassade wütet der moralische Schweinehund, doch wenn das Weib ewig lockt, ist die Ausrede nicht weit...

Gut = 7/10


Derrick: Folge 5 - Tod am Bahngleis (Deutschland 1975)

Hugo Hase wühlt am Tage im Schotterbett, in der finsteren Nacht stellt er jungen Frauen nach. Man findet ihre Leichen stets in der Nähe von Bahngleisen auf, sorgfältig abgelegt und nicht sexuell missbraucht. Wie kann es Derrick gelingen, den unscheinbaren Burschen aufzufinden...???

Jede Menge bekannter und beliebter Gesichter, geben sich hier gewissermaßen die Klinke in die Hand. Günter Strack noch nicht ganz so fett, Arthur Brauss als Schwätzer, Wolfgang Spier orakelt auf der Psychologenschiene. Eleonore Weisgerber als junge Hure, Peter Kuiper als gestörter Killer, dazu der erste "Derrick" Auftritt von Günther Stoll.

Man hängt der Reihe mehr Fleisch auf die Knochen. War in der vierten Folge erstmalig ein wenig vom Büro der Helden zu sehen, tauchen wir nun noch etwas tiefer in die Arbeit auf dem Präsidium ein. Derrick wird an und zu von seinem Chef angesaugt. Die Ausseneinsätze dominieren aber weiterhin klar. Der Killer treibt sich im Nachtleben von München rum. Möpse und Huren sorgen für eine gute Dosis Sleaze. Eine sehr spannende und sehr gut gespielte Folge, bei der auch die erstklassige Kamera für Freude sorgt. Bisher mein Favorit aus der ersten Box.

Sehr gut = 8/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: So 3. Okt 2010, 23:57
von buxtebrawler
Blap hat geschrieben:Der Start der "Mega-Derrick-Sause"! Alle 281 Folgen werden nach und nach dem Genuss zugeführt. Ein reizvolles Projekt, welches mich über einen Zeitraum von einigen Jahren begleiten wird.
:shock:

Man braucht eben Ziele im Leben :)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 13:22
von Arkadin
Blap hat geschrieben: Derrick wird an und zu von seinem Chef angesaugt.
:shock: :?:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 13:23
von buxtebrawler
Arkadin hat geschrieben:
Blap hat geschrieben: Derrick wird an und zu von seinem Chef angesaugt.
:shock: :?:
Vermutlich im Oral Office :mrgreen:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 13:36
von untot
Nen guten Geschmack hast Du ja Blap, Derrick ist einfach kultig, allein schon die Klamotten, Frisuren, Autos, Wohnungen und vor allem die ganzen Schauspieler, die man schon jahrelang nicht mehr gesehen hat, einfach klasse.
Ich bin gerade bei Box 8 und erwarte die neuen immer mit Ungeduld!

Aber das mit dem Saugen ist mir entgangen bisher, hab bestimmt nicht richtig aufgepasst! ;)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 14:49
von Lobbykiller
TOD AM BAHNGLEIS ist fraglos eine der besten Derrick-Folgen. Grandiose Performance von Peter Kuiper.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 15:42
von Blap
Hmm... Ich denke beim Wort "saugen" an die unliebsame Arbeit mit einem Haushaltsgerät, bei "ansaugen" an eine Person die mich nervt. Ihr verbindet damit offensichtlich sexuelle Aktivitäten.

Muss wohl an meinem fortgeschrittenen Alter liegen... :opa:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 15:55
von Diabolik!
Schön, daß es in diesem Forum den angemessenen Smiley [:opa:] für uns gibt, nicht wahr? :mrgreen:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 23:10
von Blap
So ist es wohl... :)

***

Eine Frau kennt keine Gnade (Mexiko 1988, Originaltitel: El placer de la venganza)

Die Rache der MILF


Familie Ruiz lebt ein glückliches, beschauliches Leben. Vater, Mutter und zwei Kinder, eine Kleinfamilie wie aus dem Versandhauskatalog. Gerade hat sich das harmonische Quartett einem entspannten Urlaub hingegeben. Nun befindet man sich per Van auf dem Heimweg, ein kleiner Umweg ist eingeplant, man will den Bruder von Papa Ruiz besuchen. Doch auf der unübersichtlichen Nebenstrecke schlägt das Grauen zu! Eine brutale Gang hat vor wenigen Minuten einen Geldtransport überfallen, die Sicherheitsleute wurden gnadenlos erschossen. Familie Ruiz fährt mitten in das blutige Szenario hinein. Bevor man wenden und flüchten kann, haben die Gauner bereits das Feuer eröffnet, Zeugen sind erwatungsgemäß unerwünscht. Im Kugelhagel sterben alle Familienmitglieder. Nur Cristina (Susana Dosamantes) überlebt das Inferno knapp, für ihren Mann und die Kinder gibt es keine Rettung. Nachdem Cristina das Krankenhaus verlassen hat, verbringt sie ein Jahr bei ihrer Schwester in den USA. Zurück in ihrer mexikanischen Heimat, geht sie ihrer Tätigkeit als Psychologin wieder nach. Eines Tages taucht ein junger Mann bei ihr auf, der von schlimmen Albträumen und Beklemmungen geplagt wird. Die Ärztin kann es kaum fassen, der Bursche ist einer der Täter! Cristina fällt einen folgenschweren Entschluss. Sie fragt ihren Patienten -der sie nicht erkennt- gezielt aus, will an seinen Kumpanen Rache nehmen. Wenig später findet man in einem Kino die erste Leiche...

Was der Regisseur namens Hernando Name mit "Eine Frau kennt keine Gnade" auf den Weg gebracht hat, ist nur im Ansatz der Film, den der reisserische Titel vermuten lässt. Zunächst präsentiert man uns die Familie Ruiz unfassbar zuckersüss, selbst das "Traumschiff" ist im Vergleich dazu ein satanisches Massaker. Dann gibt es kurzzeitig auf die Glocke, ein wenig Gaballer und Geblute, garniert mit bescheuerten Fratzen. Wer nun glaubt die gute Cristina würde nach ihrer Rekonvaleszenz hurtig zur Rache schreiten, sieht sich zunächst mit unserem Lieblingsmexikaner Hugo Stiglitz konfrontiert. Exploitation Hugo gibt den emsigen Journalisten, der sich über die unfähige Polizei ärgert, und der gepeinigten Frau Ruiz helfen möchte. Zur Not zieht der Schreiberling auch mal flott die Knarre hervor, schliesslich geht es in den Elendsvierteln der Großstadt hoch her. Bevor Cristel so richtig auf Touren kommt, beginnen die Bösewichter bereits damit sich gegenseitig abzumurksen, oder bei einer Verfolgsjagd das eigene Moped in die Arme des Sensenmannes zu steuern. Der fiese Obermotz liefert sich noch flugs ein Duell mit der Seelenklempnerin, dann kommt unser Hugolein angehechelt, und dann ist auch schon Schluss. "Ein Mann sieht rot" auf mexikanisch? Irgendwie schon, nur ohne Mann. Dafür mit einer attraktiven Dame, die ein wenig zu wenig ungehalten, über das unfreiwillige Ableben ihrer Familie ist.

Auf die reichlich murksige Inszenierung muss ich sicher nicht ausdrücklich hinweisen. Eine besondere Empfehlung ist die "wilde" Verfolgungsjagd, in der drei Moped-Halunken die Heldin drangsalieren, bis diese ihren kleinen VW als Waffe einsetzt. Wir wollen nun aber einen kurzen Blick auf die Darsteller riskieren, auch wenn es schmerzhaft sein mag. Susana Dosamantes agiert zumindest brauchbar, doch ehrlich gesagt bin ich in erster Linie ihren schönen Augen erlegen. Nun haltet mich nicht wieder für den lüsternen Chauvisack, hier gibt es keine Möpse, kein Schenkelgut, keine blanken Backen, nix iss mit Erotik! Wirklich, es sind die Augen der Dame, über den Fruchtkorb lässt sich leider keine Aussage machen. Dann ist da natürlich und selbstverständlich und überhaupt: Unser Hugo, der alte Stiglitz. Gäbe es Hugo Stiglitz nicht, müsste man ihn sofort erfinden. Ihr seid der Ansicht, der geschätzte Steven Seagal sei ein Schauspieler mit eingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten? Bitte, schaut euch den allerliebsten Hugo an. Gesichtslähmung, ganz ohne Botox und Lifting. Das ist wahrer Minimalismus! So eiert unser Hugo durch die Kulissen, prangert an, mischt sich ein, mischt mit, mischt auf! Ein Kerl wie aus dem Bilderbuch, der mexikanische Übermann, der Halbgott der Fratzenversehrten. Knallschotig mutet auch der Boss der Mordbubenbande an. Im Film ehrfürchtig Julius genannt, hört er im wahren Leben auf den Namen Eleazar Garcia Jr.. Der Typ liefert den Beweis: Wer Schnauzbart und Vokuhila zur Schau trägt, der kann nur ein zutiefst verdorbenes Subjekt sein! Zusätzlich hampeln noch ein paar weitere Wurstgesichter herum, Hauptsache talentfrei und willig. Die deutsche Synchronisation ist fast genauso hölzern geraten, wie das Geschwurbel der Mitwirkenden. Gewissermaßen eine perfekte Kombination, Synchronscheitern in Vollendung. Der Überhammer ist ohne Zweifel die Perücke des Schreckens! Die Perücke der Verdammnis, die Cristina während eines Kills trägt, die gar auf dem Cover der DVD zu sehen ist. Wer ist dafür verantwortlich? Wer hat diese Perücke (v)erbrochen? Wie konnte das Geschehen geschehen?

Der geneigte Zuschauer bekommt -so könnte man vermuten- die volle Trash-Dröhnung geboten. Irre Dialoge ohne Sinn und Verstand, ab und zu eine Prise Gewalt, dilettantisch inszenierte Action. Dann wäre da noch der gar schröckliche Score, der nach übelstem achtziger Jahre Mumpf klingt, so stilsicher und geschmackvoll wie Laterne ganz unten. In erster Linie passiert aber meist nicht viel, teils auch "irgendwie" fast gar nichts. Die rund 87 Minuten vergingen -für meinen befremdlichen Geschmack- trotzdem recht flott. "Eine Frau kennt keine Gande" ist einer dieser Filme... einer dieser Filme... einer dieser Filme... Ja, einer dieser Filme, die ich mag, aber keinen nachvollziehbaren Grund nennen kann, warum ich den Stoff schätze. Würde mir Frau Dosendingens ihre Auslagen um die Ohren hauen, dann hätte ich wenigstens einen verdammten Grund. Doch die Theke bleibt leer, der Laden geschlossen. Die Sause ist so freizügig wie einst der Immenhof. Vielleicht schlägt mein Herz einfach im Takt solcher Mexiko-Trasher, die ich "irgendwie" (ach...) immer gern habe. Vielleicht ist die vordergründige Unscheinbarkeit des Streifens in Wirklichkeit seine Stärke. Die Brüller packen nur zu, wenn man sie zupacken lassen will. Sie springen dich nicht an, du musst sie dir erarbeiten, dich dem braven Wahnsinn hingeben (Ächz, jetzt ist wirklich eine neue Therapie fällig...)

Der Film ist in der Trash Collection aus dem Hause CMV bestens aufgehoben. Die kleine Hartbox ist die #19 aus der Reihe, die inzwischen bereits auf 76 Titel angewachsen ist. Die DVD bietet ein zweckmässiges Bild, im Bonusbereich findet man diverse Trailer und eine Bildergalerie.

7/10 (gut) !!!Warnung!!! Nur mit Vorsicht zu geniessen. Werdet zunächst eins mit dem Universum, dann erlebt die Perücke des Todes!!!!

Lieblingszitat:

"Du gehst doch nicht tatsächlich zu dieser Irrenärztin!?"