Lebendig skalpiert
Ein junges Apachen-Mädchen auf der Jagd gerät unfreiwillig zwischen die Fronten des amerikanischen Bürgerkriegs und rettet einen verletzten Soldaten mit Indianer-Magie vor dem sicheren Tod, der dummerweise daraufhin völlig entstellt wird und auch noch den Verstand verliert. Getrieben von dem letzten Befehl seines verstorbenen Kommandanten, versucht diese eine Flagge zu beschützen und tötet dabei alles was ihm dabei in die Quere kommt. Vom Sheriff, über die feuchtfröhlichen Besucher eines Saloons bis hin zu frommen Siedlern hat niemand eine Chance gegen die scheinbare Übermacht des barbarischen Killers, bis abermals das Indianermädchen ins Geschehen eingreift.
Jochen Taubert, der selbsternannte Outlaw des deutschen Independent-Films präsentiert dem Zuschauer in seinem neuesten Werk eine krude Mischung aus Westernelementen in deutscher Flora und Fauna mit dem üblichen Humorverständnis, viel Improvisation und etwas handgemachten Gore, sowie viele visuelle Effekte aus dem Rechner. Da man die Handlung des blumig betitelten Streifens aufgrund der gezeigten Bilder, die in einem anderen Kontext entstanden sind ohnehin nicht so wirklich raffen würde, gibt es einem Sprecher im Off, der die wichtigsten Dinge erläutert. Mittendrin schwenkt der Film dann ohnehin in eine andere Richtung und mit den Darstellern vom Vorgängerfilm „Die Papsttochter“ gibt es eine Art Western-Historienfilm-Slasher-Crossover und weiteren Szenen die irgendwie thematisch zusammengeklöppelt wurden. Herausgekommen ist natürlich abermals kein guter oder unterhaltsamer Film und Taubert macht ja auch keinen Hehl daraus, dass er sich in seiner Nische nun einmal sehr wohlfühlt und an eine Änderung seines Konzepts nicht im Geringsten gedacht ist. Gore, Titten, Trash - Fans gibt es offensichtlich immer noch genug und der Rest besteht wohl aus unverbesserlichen Filmfans, die sich aus einem Restfetzen Neugier das Ganze ebenfalls antun und scheinbar unbelehrbar sind. Also bin in diesem Fall wohl auch ich der Dumme, der auch kein Mitleid verdient hat.
The Furies
Kayla und Maddie sind zwei junge Mädchen, die sich Gedanken über ihre schulische Zukunft machen, als ihnen die weiteren Entscheidungen unvermittelt abgenommen wird. Entführt, verschleppt und mit einem Implantat versehen findet sich verschreckte Kayla im Outback wieder und ist nun Teil eines ominösen Spiels, bei dem es um Leben und Tod geht, bei dem sich sechs junge Frauen mit einer zahlenmäßig gleichen Gruppe von maskierten Killern konfrontiert sieht. Auf der Suche nach ihrer Freundin Maddie, trifft sie auf andere weibliche Teilnehmerinnen, bei denen es mit der Solidarität nicht weit her ist und Kayla muss trotz körperlichen Handicap erkennen, dass sie zur Kämpferin werden und über sich hinauswachsen muss, wenn sie ihre Freundin retten und das grausame Spiel überleben will.
„The Furies“ wird ja momentan als neueste Splattergranate gehandelt, die aktuell natürlich auch nur im superlimitierten Mediabook erhältlich ist. Der australische Streifen sieht auch gut aus und punktet auch mit tollen Kostümen und einer kompromisslosen Härte, die teils auch detailfreudig in handgemachten Effekten präsentiert wird. Inhaltlich agiert Tony D’Aquino bei seinem Wald- und Wiesen-Slasher jedoch wesentlich bescheidener und präsentiert eher uninteressante Figuren in einem ominösen Spiel, dass auch nicht großartig näher beleuchtet wird. Herausgekommen ist ein eher unterdurchschnittliches Werk aus der Indie-Ecke, dass wohl auch nur aufgrund seiner Gore-Spitzen in bestimmten Kreisen Beachtung findet und ansonsten bei aller Liebe zum Genre doch arg mittelprächtig daherkommt. Die Hauptdarstellerin macht ihre Sache ja noch recht gut, doch statt Spannung und Mitfiebern ist bei „The Furies“ eher eine reine Nummernrevue angesagt, die außer Blut und Beuschel auch nicht viel zu bieten hat. Und ehrlich gesagt ist auch nur der erste Mord sehr herb, während man den Rest in anderen Filmen aus der Ecke auch schon mehrfach gesehen hat. So bleibt leider sehr viel Durchschnitt, Style over Substance und ein Werk, dass man sicherlich nicht unbedingt gesehen haben muss.
Ready or not
Am Tag ihrer Hochzeit ist Grace aufgeregt, da sie als Quasi-Normalo in eine reiche, wie exzentrisch anmutende Familie einheiratet und nicht jeder von der Familie des Bräutigams damit einverstanden scheint. Diese Bedenken werden jedoch zur Seite geschoben und am Ende sind die beiden auch glücklich verheiratet. Der weitere Verlauf des Abends entwickelt sich ebenfalls nicht wie geplant, als das frisch verheiratete Paar um Mitternacht in einem Raum gerufen wird, wo die Braut als Ritual an einem Spiel teilnehmen muss. Was als Versteckspiel beginnt, wird jedoch zum Überlebenskampf auf Leben und Tod als klar wird, dass die Familie des Bräutigams ein blutiges Familiengeheimnis beherbergt und sich die Braut auf einmal mit List und Waffengewalt gegen die neue Verwandtschaft wehren muss…
Mit „Ready or Not“ ist den beiden Regisseuren Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett ein kurzweiliger Slasher mit übernatürlicher Komponente gelungen, der hübsch blutig, überzeichnet und spaßig daherkommt. Die durchaus übliche Angst vor der neuen Verwandtschaft entpuppt sich am Tag der Hochzeit für die hübsche Grace als durchaus berechtigt, als sich in der Nacht auf einmal schreckliche Familiengeheimnisse auftun und die Braut am vermeintlich schönsten Tag ihres Lebens um selbiges kämpfen muss. Dabei erinnert der Streifen teils etwas an „You’re next“ – bietet aber weitere Überraschungen, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Am besten ignoriert man ohnehin die obigen Zeilen der Inhaltsangabe und lässt sich gleich gänzlich überraschen. Zwar dürfte die Geschichte manchen etwas zu haarsträubend sein und auch die Figuren viel zu überzeichnend erscheinen, aber ich fand die ganze Sause sehr unterhaltsam und für eine 16er-Freigabe ist der Streifen ebenfalls überraschend zeigefreudig. Wer turbulente Filme mit Blut, Humor und krassen Kills mag, ist hier jedenfalls an der richtigen Adresse und auch wenn es vielleicht nicht zum Klassiker reichen wird, so ist den beiden jungen Regisseuren doch ein richtiger Crowd-Pleaser mit einer tollen Hauptdarstellerin gelungen, der im Kino sicherlich rockt, aber auch zuhause großen Spaß macht.
Contagion
Ich hab ja irgendwie noch nie einen Streifen geguckt, der irgendwie näher am Puls der Zeit war als "Contagion" am 17.03.2020 - dem zweiten Tag der Covid-19-Maßnahmen in Ösien. Jetzt hab ich den nochmal geschaut und es ist eigentlich faszinierend zu sehen, wie punktgenau über weite Teile dieser Streifen realitätsnah bleibt. Schön auch zu sehen, dass uns das letzte Drittel des Streifens vorerst erspart geblieben ist - ich hoffe inständig, das bleibt auch so.
Bloody Beach
Die Mitglieder eines Chatrooms beschließen und organisieren eines Sommertages einen Ausflug an den Strand um sich endlich persönlich kennen zu lernen. Dort angekommen ist man einander durchaus sympathisch, als man entdeckt, dass hinter dem jeweiligen Nicknames auch ganz normale Personen stecken. Die eigentlich gute Stimmung kippt jedoch, als abends nach etwas Alkohol und einigen anonymen Droh-Mails das Gespräch auf einen User namens „Sandmannz“ kommt, der von den anderen aus dem Chatroom gemobbt wurde und angeblich Selbstmord begangen haben soll. Und tatsächlich scheint ein Unbekannter den Ausflug zu nutzen, um sich an den Leuten zu rächen und geht dabei auch wenig zimperlich zur Sache.
Südkoreanischer Teenie-Slasher mit Anleihen bei Filmen wie „Scream“ oder auch „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und dieses mit einer Internet-Chatroom-Thematik des Milleniums verbietet. Die im Film gezeigten Chatrooms sind ja mittlerweile auch Geschichte und irgendwie erscheint „Bloody Beach“ in diesem Punkt ja auch schon etwas angestaubt und hechelt auch sonst immer etwas zu offensichtlich seinen großen Vorbildern hinterher. Der erste Mord im Zug erinnert ja an Argentos „Sleepless“, der Heckenscherenmord an „The Burning“ und dennoch kommt die ganze Sause trotz einiger brutaler Momente nicht so wirklich in Schwung. Die deutsche DVD hat zudem keine Einblendungen bei Mails und anderen Nachrichten, die für den Handlungsverlauf jedoch sehr wichtig sind. Zum Glück lag mir dazu ja auch noch eine andere DVD vor, bei dem das aber der Fall ist und bei dem die Story dann auch etwas schlüssiger erscheint, als in der deutschen Fassung, wo man nie genau weiß, warum jetzt die Leutchen so oder so auf etwas reagieren. Insgesamt betrachtet lässt sich „Bloody Beach“ als Fan asiatischer Werke und Slasher auch aufgrund der kurzen Laufzeit schon gucken, aber wenn dann wohl nicht in der deutschen Fassung, bei der auch die Synchro nicht wirklich überzeugt.