Habe die Tage mit meiner Freundin "The Shield" zu Ende geschaut. Wir waren beide hinterher geplättet vom Finale- was für eine tolle Serie! Endlich mal keine, der nach der Hälfte die Luft ausgeht! Hier merkt man, daß die Macher von Anfang an über einen Schluß nachgedacht haben, und die Handlung als Ganzes im Blick hatten. Mit ein paar Tagen Abstand finde ich den Schluß mittlerweile in seiner Umsetzung einfach perfekt.
Zu Anfang fand ich die Serie meist "nur" interessant, nach einiger Zeit wurde sie aber (teilweise unerträglich) spannend (wobei schon die letzten Sekunden der allerersten Folge bei mir zu ungläubigem Staunen -und einem Zwang, weiter zu schauen- führten) .
Dazu durchweg, bis in kleinste Nebenrollen, gute Schauspieler, keine einzige schlechte oder auch nur mittelmäßige Darstellerleistung. Unerwartete Wendungen en masse und vielschichtige Figuren, deren Handlungen und Motive man sehr oft nachvollziehen kann (teilweise auch dann, wenn sie sich wie Arschlöcher verhalten, oder sich selbst in die Scheiße reiten). Gut und böse sind meist nicht so klar getrennt wie sonst in fiktionalen Werken, sondern in "Graustufen" und oft ändert man als Zuschauer im Lauf der Serie auch seinen Standpunkt zum Verhalten Einzelner, weil deren persönliche Beweggründe deutlich werden. Viele moralische Fragen werden aufgeworfen, wobei es aber nie "hollywood-typisch" wird und auch nie Durchhänger im Erzähltempo entstehen. Dazu hier und da gelungener Humor und einige (teils drastische) Brutalitäten. Selbstjustiz und Zurechtbiegen des Gesetzes kommen oft vor (das will ich sehen
), verherrlicht oder verharmlost wird es allerdings nie (das will ich auch nicht sehen
).
Ich bin kein großer Kenner der aktuellen Serien, aber etwas Vergleichbares hab ich noch nicht gesehen ("Breaking Bad" muß ich noch vervollständigen und mit "The Wire" geht es erst los, wenn meine Freundin ihre Prüfung hinter sich hat). Diese Serie wird mir auch beim 2. Anschauen noch Spaß und Emotionen bereiten, und ich bin mir auch relativ sicher, daß dabei keine großen Ungereimtheiten auftauchen werden (wie z.B. bei der Serie
, wo beim 2. mal vieles nicht mehr funktioniert, weil die Macher offensichtlich selbst keinen Plan hatten, wie das Ganze enden soll).
Wenn ich einen der Schauspieler aus "The Shield" zum ersten mal in einer anderen Produktion entdecken werde (die altbekannten Gaststars Franka Potente, Glenn Close, Carl Weathers und Forest Whitaker natürlich ausgenommen), werde ich wirklich Probleme haben, die als andere Figuren wahrzunehmen, die SIND für mich ihre Rollen.
Kann die Serie jedem rundweg empfehlen, der mit Krimis was anfangen kann, nicht zart besaitet ist, Lust hat, einer komplexer werdenden Handlung zu folgen und mit (moderater) Wackelkamera und Griesel-Look à la 16mm kein Problem hat.
Schade, daß ich damit durch bin!!