Little Monsters
Der chronisch erfolglose und selbstsüchtige Dave hat sich gerade von seiner Freundin, trauert der Vergangenheit hinterher und muss vorrübergehend bei seiner Schwester einziehen. Dort lässt er auch keine Gelegenheit aus zu beweisen, was für ein schlechter Charakter ist, bis er auf die Klassenlehrerin seines Neffen Felix trifft, auf die er sofort ein Auge wirft. Um ihr näher zu kommen, willigt er ein, als Aufsichtsperson auf einer Klassenfahrt zu einem Streichelzoo dabei zu sein, obwohl es eigentlich keine ungeeignetere Person dafür gibt. Gesagt getan gibt es aber bald zusätzlichen Ärger in Form eines Kinderstars, der sich ebenfalls plump der Lehrerin nähert und in Form von Zombies, die dummerweise die Anlage überrennen. So bleibt Dave auch nichts anderes übrig als erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen um sich und die Kinder zu retten und nebenher auch das Herz der Lehrerin zu gewinnen.
Auf den ersten Blick doch recht originell erscheinender Mix aus Loser-Liebeskomödie und Zombie-Rom-Com mit einer Klasse von Fünfjährigen, der dann aber leider doch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Zwar hat „Little Monstern“ auch wunderbare und herzerwärmende Momente, aber auf der anderen Seite auch eine Hauptfigur, die es einem doch insgesamt sehr schwer macht sie zu mögen. Dave entpuppt sich ja als ziemlich seltsamer und egozentrischer Vogel, dem man seine Kinder eigentlich nicht anvertrauen wollen würde und natürlich wandelt sich sein Charakter im Verlauf des Streifens, wenn es in der Ausnahmesituation um das Wohl der Kinder geht. Andererseits wirkt der Zombie-Anteil auch etwas aufgesetzt und hätte wohl durch jedes andere Bedrohungsszenario ersetzt werden können. So richtig wollen die unterschiedlichen Genres nicht zusammenfinden und so kommt der Film dann auch nicht auf Touren und auf jeden guten Moment folgt einer, auf den man eigentlich verzichten hätte können. Technisch und darstellerisch geht dank einer gewohnt tollen Lupita Nyong’o alles klar, aber das Drehbuch wirkt etwas schwach auf der Brust und überzeichnet alle erwachsenen Figuren auf unnötige Weise. Nicht Fisch, nicht fleisch, nicht wirklich lustig und noch weniger gruselig: so bleibt ein netter Film mit lustiger Ausgangslage, charmanten Momenten und jeder Menge (harmloser) Zombies, der aber wieder einmal hinter den eigentlichen Möglichkeiten zurückbleibt, obwohl das hier so absolut nicht nötig gewesen wäre.
Parasite
jogiwan hat geschrieben:Es mutet nach Sichtung schon etwas seltsam an, dass ein Film wie „Parasite“ ein so großes Publikum hinter sich vereinen kann und alle Preise abräumt, obwohl er für Fans des Regisseurs gar nicht mal so originell erscheint. Bong Joon-ho bleibt ja seinem Lieblingsthema treu und präsentiert eine gesellschaftskritische Bestandsaufnahme, die hier zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist und erst am Ende die Genre-Kurve streift. Hier ist es eine Familie, die ganz unten angekommen ist und mit allerlei Kreativität die Bediensteten eines reichen Haushalts nach und nach ersetzt um sich wie die Made im Speck zu fühlen. Doch dann lässt ein Ereignis die geschickt aufgebaute Tarnung kippen und auch sonst gibt es noch Stolz und andere Befindlichkeiten, die wohl dafür gesorgt hätten, dass der Schein wohl auch nicht allzu lange aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Dabei portraitiert der Film vor allem den Druck auf sozial Schwächere und bleibt dabei zum Glück ohne Schadenfreude, zu der der Stoff aber ausreichend Gelegenheit geboten hätte. Die reiche Familie ist zwar finanziell abgesicherter, aber erscheint auch nicht glücklicher als die arme Familie, die aber in Krisenzeiten zusammenhält und am Ende gibt es ohnehin keine Gewinner. Irgendwie hätte ich mir persönlich für „Parasite“ auch einen versöhnlicheren Schluss gewünscht und auch wenn man die Welt mit ihrem Materialismus nicht ändern kann, so wenigstens die eigene Einstellung dazu. Was bleibt ist ein interessanter Streifen, aus dem abermals jeder etwas anderes für sich mitnehmen kann und der seine bittere Botschaft auch ganz geschickt verschleiert und trotzdem wirkungsvoll in den Köpfen seines Publikums hinterlässt.
Zwischenzeitlich nochmal geguckt und alle Anwesenden wie üblich total begeistert. Nüchtern betrachtet für mich ein guter, aber kein überragender Film. Anfänglich lustig, dann der überraschende Twist und in weitere Folge eher destruktiv - eine Achterbahnfahrt für den Zuschauer, die zweifelsfrei auch unterhaltsam ist und nie zu sehr in eine Richtung ausschlägt. Als Fan von schrägen Filmen empfinde ich "Parasite" aber beileibe nicht so originell wie überall verkündet und auch der Grundton des Films spricht mich nicht so wirklich an. Aber ich wünsche mir ja generell eine bessere Welt und danach schaut es momentan auch nicht aus...
Dave Made a Maze
Dave ist ein dreißigjähriger Künstler in der Krise, der noch von seinen Eltern lebt und noch nie in seinem Leben etwas Besonderes auf die Reihe bekommen bzw. zu Ende gebracht hat. Als seine Freundin übers Wochenende weg ist, baut er im Wohnzimmer ein Labyrinth aus Pappe, dass schon bald ein mysteriöses Eigenleben entwickelt. Als Annie nach Hause kommt, behauptet Dave aus dem Innern des Labyrinths felsenfest das er sich darin verlaufen hat und als die hübsche Frau eilig ein paar Freunde zusammentrommelt und das Labyrinth betritt, entpuppt sich dieses tatsächlich als riesig. Doch im Innern warten nicht nur fantasievolle Räume und allerlei Überraschungen, sondern auch noch todbringende Fallen und ein übellauniger Minotaurus, sodass die Freunde schon bald alle Hände voll zu tun haben um Dave aus den Fängen seiner Schöpfung zu befreien.
Schräges Abenteuer, dass mit seiner Ausstattung zwischen Bastelstube und Altpapiertonne wie ein Streifen von Michel Gondry-Film aus dessen bester Schaffensphase daherkommt. „Dave made a Maze“ ist allerdings ein amerikanischer Indie-Streifen irgendwo zwischen Fantasy, Horror und Nerd-Komödie und überzeugt vor allem durch seine wunderbaren Settings und seiner Ausgangslage, die auch sehr originell daherkommt. Im Verlauf des Streifens gibt es vieles zu bestaunen und in diesem Punkt kann man den Machern auch nur gratulieren. In seinem weiteren Verlauf streift „Dave made a Maze“ jedoch auch Themen wie das Erwachsenwerden oder Verantwortung zu übernehmen, was jedoch hier nicht immer ganz gelungen und teils sogar etwas aufgesetzt wirkt. Im Gegensatz zu den wunderbar gestalteten Räumen wirken die nerdigen Figuren fast schon etwas leblos und eindimensional und mit den todbringenden Fallen und im letzten Drittel kommt auch die anfängliche Leichtigkeit und unbeschwerte Note zunehmend etwas unter die Räder. Auch das Drehbuch offenbart im Verlauf doch so einige Schwächen und angerissene Handlungsstränge mit weiteren Figuren werden nicht weiter verfolgt und komplett unter den Papptisch gekehrt. Zwar ist „Dave made a Maze“ immer noch eine positive und schöne Überraschung, aber mit liebenswerteren Figuren und einem besseren Drehbuch wäre hier meines Erachtens noch unedlich viel mehr möglich gewesen. So stellt sich der Streifen in der zweiten Hälfte selbst ein Bein und scheitert eigentlich völlig unnötig etwas am eigenen Anspruch dem überbordend fantasievollen Feelgood-Charakter auch noch unbedingt eine existenzielle und tiefere Note zu geben.
Paradise PD - Staffel 1
Taugenichts Kevin wünscht sich nichts sehnlicher als ein guter Polizist zu sein, wie sein Vater, der mehr schlecht als recht seine Dienststelle mitsamt soziopathischen und gewaltbereiten Personal und dem drogenabhängigen Polizeihund Bullet führt. Durch seine Mutter, die Bürgermeisterin des beschaulichen Ortes Paradise, bekommt er den sehnlichst erwünschten Posten und sorgt mit seinen Macken und naiver Herangehensweise fortan für jede Menge Aufsehen und Chaos. Und Chaos gibt es in dem Örtchen dank eines ominösen Meth-Produzenten, sonstiger Krimineller und verhaltensauffälligen Menschen auch mehr als genug...
Vielleicht nicht gerade die richtige Serie zu den aktuellen Gegebenheiten, aber mittlerweile sind wir hier schon in der Mitte der zweiten Staffel. Mein Humor ist es ja nicht unbedingt und „Paradise PD“ strotzt vor Anal- und Fäkal-Witzen und ist auch sonst immer gnadenlose neben der Spur wenn es um Polizeigewalt, Geschlechterbilder und popkulturelle Begebenheiten geht, die hier gnadenlos und ohne Rücksicht auf den guten Geschmack durch den Kakao gezogen werden. Dazu gibt es ein rasantes Tempo in dem die grellen Ereignisse auf den Zuschauer abgefeuert werden und mehr wie zwei Folgen am Stück will man sich das auch nicht ansehen. Die erste Staffel ist ja schon wild, aber die zweite Staffel toppt das ja dann nochmals und die Geschmackspolizei antwortet schon längst nicht mehr. Hier gibt es Drogen, Sex und Gewalt ohne Ende und ein pubertärer und zotiger Humor, den man im Erwachsenalter nicht mehr ganz so toll finden muss. Aber was tut man nicht alles für die schlechtere Hälfte, wenn man als Ausgleich dann wieder mal einen Giallo gucken darf…