bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Moderator: jogiwan

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Außerdem hatte ich mir noch einmal "Der Fluch der 2 Schwestern" angeschaut, hier meine Notizen von nach der Erstsichtung:

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Der Fluch der 2 Schwestern
Anna (Emily Browning) kommt nach gut einem Jahr aus der Nervenklinik nach Hause – offenbar geheilt von ihrem Trauma: ihre kranke Mutter (Maya Massar), die im Bootshaus gepflegt wurde, kam bei einem Feuer ums Leben. Doch Anna erinnert sich nicht genau an die Geschehnisse aus der tragischen Nacht. Ihre Schwester Alex (Arielle Kebbel) und ihr Vater Steven (David Strathairn), der seit ein paar Monaten mit der damaligen Krankenpflegerin Rachel (Elizabeth Banks) zusammen ist, die mittlerweile bei ihnen wohnt, lebten weiterhin im Haus und bauten das Bootshaus nach und nach wieder auf. Nun sind sie froh, dass Anna wieder heimkehrt, auch wenn diese sich nie gut mit Rachel verstand, was auch jetzt wieder zu einer angespannten Atmosphäre zwischen ihnen führt. Als Anna nach der Ankunft mysteriöse Erscheinungen ihrer toten Mutter hat, stellt sie mit Alex Nachforschungen an und erfährt nach und nach, was wirklich damals geschah. Für sie steht fest: Rachel ist nicht die, die sie vorgibt zu sein, und hat das Feuer gelegt…
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mir dieses weitere Ami-Remake eines Asia-Gruslers gar nicht erst anzusehen, zu abgeneigt bin ich mittlerweile diesem ideenlosen Abgekupfere, das mehr überflüssige Durchschnittskost hervorbringt als gute Filme. Als ich es trotzdem tat, wurde ich aber positiv überrascht.

Die Version der Guard-Brüder ist optisch ein wahrer Leckerbissen. Im Gegensatz zum südkoreanischen Original setzt sie nicht auf düstere, beklemmende Bilder in einer trostlos erscheinenden Umgebung, sondern auf eine sonnendurchflutete Idylle am Wasser, die zum Verweilen einlädt und bietet somit einen Kontrast zum Horror-/Drama-Aspekt der Geschichte. Die Schauspieler machen ihre Sache überzeugend, insbesondere die hervorragend ausgewählte Emily Browning, die allein schon durch ihr Äußeres ebenso eine Augenweide wie ihre Schwester ist, obwohl sie einen ganz anderen Typus junger Mädchen verkörpert. Die subtile Erotik des Originals wurde also, wenn auch in abgeänderter Form, durchaus beibehalten. Das durch die ästhetische, schöne Optik des Films eine ganz andere Atmosphäre als im Original erzeugt wird, ist im Prinzip die größte Variation. Die eigentliche Geschichte wurde dann, wie üblich, stark vereinfacht und relativ geradlinig erzählt, was ich durch die andere Ausrichtung des Remakes, nämlich weg vom hochatmosphärischen, anspruchsvollen Mystery-Thriller hin zum mehr auf Unterhaltung setzenden, kurzweiligeren Spiel mit dem Zuschauer und seinen Erwartungshaltungen, als passend und angenehm empfinde. Was blutige und schockierende Effekte betrifft, hält sich das Remake ähnlich zurück wie das Original, wobei ich sie im Original als gruseliger empfand, sie im Remake dafür etwas gehäufter auftreten. Das Finale wurde letztendlich dann hervorragend und auf den Punkt genau inszeniert und vermag dem unbedarften Zuschauer ordentlich vor den Kopf zu schlagen. Sämtliche Ungereimtheiten der Geschichte fügen sich dadurch zu einem großen Puzzle zusammen und lassen – im Gegensatz zum Original – keine Fragen offen, dafür aber im Idealfall faszinierte Zuschauer zurück. Andeutungen auf den Ausgang des Remakes gab es im Verlauf wohldosiert und ohne allzu offensichtlich zu werden, so dass der Film auch einem nochmaligen Anschauen mit Wissen um die Auflösung standhält.

Fazit: Angenehm eigenständiges, mehr auf Unterhaltung setzendes Remake des faszinierenden Asia-Horrordramas. Somit gibt es jetzt mindestens zwei gelungene Filme zum Thema, wobei mir das Original aufgrund seiner unschlagbaren Atmosphäre dennoch besser gefällt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Hearts In Atlantis
Der elfjährige Bobby Garfield lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter. Eines Tages zieht mit Ted Brautigan ein neuer Mieter in das Appartment über ihnen ein. Der nette alte Herr übernimmt bald für Bobby die Vaterrolle und ist dessen Mutter damit ein Dorn im Auge. Während sie eigentlich nur mit sich selbst beschäftigt ist und ihre Erziehung sich auf Phrasendrescherei beschränkt, zeigt Ted ihm eine größere Welt...
„Wenn man jung ist, erlebt man Momente, die so voller Glück sind, dass man denkt, man lebt an einem verzauberten Ort – so, wie es vielleicht Atlantis war. Dann wachsen wir heran und unsere Herzen brechen entzwei.“

„Hearts In Atlantis“ von US-Regisseur Scott Hicks basiert auf Stephen King’s Spin-Off aus der Dunkle-Turm-Saga “Atlantis”, genauer: auf der darin enthaltenen Novelle „Niedere Männer in gelben Mänteln“, die ich nicht kenne und diesen Film daher vollkommen unbefangen ansehen konnte. Sämtliche Vergleiche mit der Literaturgrundlage sollte man sich aber vermutlich ohnehin von vornherein sparen, denn sicherlich wurde auch hier wieder stark abstrahiert, allein schon, um die Geschichte von den übrigen „Atlantis“-Novellen loslösen zu können. So beginnt der Film mit einem in der Gegenwart spielenden Prolog, um bis zum Epilog in einer ausgdehnten Rückblende seine Geschichte erzählen zu können, die im Jahre 1960 angesiedelt wurde und den elfjährigen Bobby Garfield in den Mittelpunkt stellt, der mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammenlebt und eines Tages mit Ted Brautigan (Anthony Hopkins) einen neuen, geheimnisvollen Nachbarn bekommt. Dieser unterstützt und inspiriert Bobby und trägt zu entscheidenden Veränderungen in dessen Leben bei.

Die Handlung ist dabei zumindest für King-Verhältnisse eigentlich wenig spektakulär, aber von Beginn der Rückblende an in wunderschöne Bilder, eingefangen von einer Kamera mit ausgeprägtem Gespür für stimmungsvolle Panoramen, und großartige 1960er-Atmosphäre verpackt worden, dass man sich als Freund jenes Zeitabschnitts sofort wohl fühlt und die Zeitreise mit ihren liebevollen, authentisch wirkenden Kulissen genießt. Der Soundtrack besteht aus herrlichen alten Rock’n’Roll-Stücken („The Twist“), Schnulzen („Only You“) und Surf-Instrumentals („Sleepwalk“, eines meiner Lieblingsstücke und nach „Schlafwandler“ bereits die mind. zweite Verwendung in einer King-Verfilmung), und doch hat „Hearts In Atlantis“ nicht viel mit kitschiger Nostalgie gemein. Im Prinzip könnte man „Hearts In Atlantis“ als eine Art „Coming of age“-Drama mit ein paar zurückhaltend eingesetzten phantastischen, mystischen Elementen bezeichnen.

So hat es ein Kind einer alleinerziehenden Mutter in den USA des Jahres 1960 naturgemäß nicht unbedingt leicht, schon gar nicht, wenn auch noch ein paar Rowdys einem das Leben schwer machen und Geld Mangelware ist. „Hearts In Atlantis“ thematisiert darüber hinaus Gewalt gegen Frauen, Mutter-Kind-Konflikte und – besonders gewitzt – die Kommunisten-Paranoia jener Epoche, die Freunde von Science-Fiction-Filmen vermutlich sofort an die entsprechenden Invasorenfilme denken lassen, wenn Brautigan durch Zeitungsmeldungen erfährt, dass sich das Netz um ihn immer enger zieht. Aber auch die erste Liebe ist Bestandteil der Geschichte, denn Bobby verliebt sich in Carol (Mika Boorem). Was genau es mit dem anscheinend allwissenden, aber undurchsichtigen Ted Brautigan und den „niederen Männern“, die ihn verfolgen, auf sich hat, liegt dabei im Dunkeln und wird auch nich gelüftet. Daran dürften sich die Meinungen teilen; die einen werden es als unbefriedigend empfinden, da sie evtl. ihr Hauptaugenmerk auf diesen Teil der Geschichte gerichtet haben, anderen wird dieser Umstand Lust auf die Literaturvorlage machen, um dort mehr zu erfahren, und wieder andere geben sich damit zufrieden, lassen ihre Phantasie spielen und begrüßen die nicht erfolgte Entmystifizierung.

Ich würde zwar nicht so weit gehen, zu behaupten, „Hearts In Atlantis“ würde stehen und fallen mit Anthony Hopkins als Ted Brautigan, doch scheint er tatsächlich die ideale Besetzung für diese Rolle zu sein und macht definitiv einen großen Reiz aus, sich den Film anzusehen. Auch die Kinderdarsteller spielen glaubwürdig und überzeugend, wobei es im Falle Anton Yelchins als elfjährigem Bobby Garfield gelungen ist, ihm mit David Morse ein erwachsenes Alter Ego für Pro- und Epilog zur Seite zu stellen, das ihm tatsächlich ähnlich sieht. Für Jungdarsteller der Sorte „nicht nervig“ scheint man in King-Verfilmungen irgendwie immer ein glückliches Händchen zu haben.

„Hearts In Atlantis“ ist ein für king- und sixties-affine Zuschauer sentimentaler Wohlfühlfilm, der durch seinen bisweilen ungeschönten Realismus nie ernsthaft in Gefahr gerät, in kitschige Gefilde abzudriften. Wer besonders etwas mit „Es“ und „Stand By Me“ anfangen konnte, findet mit „Hearts In Atlantis“ eine edle Ergänzung. Ohne die Vorlage zu kennen, glaube ich, dass Kings Geist, seine Fähigkeit zu nichtverklärenden, differenziert-emotionalen Rückblicken in die Jugend und den besonderen Zauber jenes Lebensabschnitts, im Film wenig verfälscht wiedergegeben wird. Wer einen Horrorfilm erwartet, liegt hingegen völlig falsch.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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The Langoliers
Einige Personen erwachen an Bord eines Passagierflugzeugs. Die übrigen Fluggäste und Besatzungsmitglieder sind verschwunden, sämtlicher Funk ist wie ausgelöscht. Mittels eines noch an Bord befindlichen Piloten schafft man es, in Bangor, Maine, zu landen, doch der Flugplatz ist menschenleer. Noch weitere seltsame Phänomene werden beobachtet: Das Essen schmeckt nicht, Streichhölzer lassen sich nicht anzünden, nicht einmal die Echos klingen normal. Nur ein seltsames Geräusch, das von den Bergen kommt, ist zu hören, beständig lauter werdend. Bald entwickeln die Überlebenden eine Theorie: Sie sind mit der Maschine in ein Dimensionsloch geflogen und haben überlebt, weil sie schliefen. Jetzt existieren sie außerhalb ihrer gewöhnlichen Zeit, einer Zeit, die wahrscheinlich schon vergangen ist. Tatsächlich ist Eile geboten, denn diese Zeitdimension ist dem Untergang geweiht. Denn die Langoliers werden kommen und sie fressen, das ist die Weisheit von Craig Toomey, einem der Überlebenden. Nur glaubt ihm niemand, denn Toomey ist ein aggressiver Psychopath..
„Wenn wir kein Feuer haben und das Bier schal ist, dann wird der Treibstoff nicht brennen!“

Zeitreise mal anders…

Bei „The Langoliers“ aus dem Jahre 1995 handelt es sich um eine weitere TV-Adaption einer Stephen-King-Geschichte, die wie auch „Es“ und „Tommyknockers“ als Zweiteiler angelegt wurde und somit eine beachtliche Spielzeit von drei Stunden aufweist. Die Regie führte Tom Holland, der sich mit Filmen wie „Fright Night“ und „Chucky – Die Mörderpuppe“ einen guten Namen bei Horrorfreunden machte und mit „Thinner“ eine weitere King-Geschichte durchaus gelungen inszenierte.

Dass man mit einer TV-Produktion sehr wohl einen großartigen Film abliefern kann, bewies nicht zuletzt „Es“, der daher als Maßstab für King-Fernsehnfilme herhalten muss. Und daran gemessen fällt das Ergebnis in diesem Falle doch arg durchschnittlich aus, für einen Tom-Holland-Film sogar regelrecht enttäuschend. Schade, denn die Geschichte an sich ist mysteriös, gruselig, spannend und intelligent, was man vom Film nicht immer behaupten kann. Allerdings muss man Holland zugute halten, es allen Umständen zum Trotz geschafft zu haben, den Film gerade so eben über die Laufzeit zu retten, indem er den Spannungsbogen nie ganz erschlaffen lässt und sich so der dauerhaften Aufmerksamkeit des Zuschauers gewiss sein kann. Dass dies nicht ganz einfach gewesen sein dürfte, verdeutlichen teilweise irrsinnige und gemessen an der Situation, in der sich die Protagonisten befinden, absurd langatmige Dialoge und Streckszenen, aber vermutlich musste man ja irgendwie auf Länge kommen. Die soliden, aber ausstrahlungsarmen Darsteller sind zudem recht austauschbar, mit Ausnahme Bronson Pinchots, der den wahnsinnigen Craig Toomey schlicht grandios verkörpert, aus der etwas drögen Masse heraussticht und nicht nur den interessantesten Charakter mimt, sondern auch für die stärksten Momente des Films sorgt. Die anderen Charaktere erscheinen bisweilen stark klischeebehaftet, z.B. der Science-Fiction-Autor, der aufgrund seines beruflichen Umgangs mit der Materie immer viel besser Bescheid weiß als die anderen oder das blinde Mädchen, das – typisch King - mit übersinnlichen Fähigkeiten und leider auch einer supernervigen deutschen Synchronstimme ausgestattet wurde. Die Identifikation mit unseren „Helden“ fällt nicht immer leicht, auch, da sie – insbesondere für King-Verhältnisse - relativ oberflächlich bleiben.

Auf die tatsächliche Ankunft der Langoliers wartet man ebenso sehnsüchtig wie lange, um dann mit den vermutlich lächerlichsten CGI-Effekten konfrontiert zu werden, die die 1990er-Jahre hervorgebracht haben - konnte man zuvor den Film doch noch weitestgehend erstnehmen, ist das spätestens hier vorbei. Anschließend darf man der unfreiwilligen, leicht dezimierten Zweckgemeinschaft noch dabei zusehen, wie sie nach dem Langoliers-Angriff versuchen, in die Gegenwart zurückzukommen, was in einem irgendwie aufgesetzten, kitschigen Happy End mündet.

Darauf, was es mit den Langoliers auf sich hat, wird hingegen verhältnismäßig selten eingegangen, anderes muss sich der Zuschar gar gänzlich selbst zusammenreimen, obwohl Zeit für Erklärungen nun wirklich genug vorhanden gewesen wäre.

Fazit: Atmosphärisch dröger, technisch rückschrittlicher, künstlich in die Länge gezogener und dennoch (zumindest bei Erstsichtung) halbwegs spannender und dadurch unterhaltsamer Low-Budget-Mystery-Thriller für Fernsehen, dessen Optik diesen Umstand zu keiner Sekunde verbergen kann und der vielleicht gern ein ernstzunehmender Horrorfilm wäre. Ist qualitativ leider am unteren Ende King-Verfilmungen-Skala einzuordnen.
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Cannibal Man
Marcos arbeitet in einer Konservenfabrik, der ein Schlachthof direkt angegliedert ist, wo er sieht, wie Töten zum Beruf wird. Als Marcos und dessen Freundin eines Abends mit einem Taxi unterwegs sind, wirft der Fahrer die beiden aus dem Auto, woraufhin es zu einem Handgemenge kommt und Marcos den Fahrer erschlägt. Als die Freundin ihre Absicht kundtut, den Vorfall der Polizei zu melden, muß sie ebenfalls ihr Leben lassen. Marcos' Blutrausch fordert nun ein Opfer ums andere. Die Leichen der Ermordeten entsorgt er stückweise in der Konservenfabrik...
„Cannibal Man“ des zumindest hierzulande eher unbekannten spanischen Regisseurs Eloy de la Iglesia aus dem Jahre 1971 ist kein Kannibalen-Schocker im eigentlichen Sinne, sondern ein im für das Entstehungsjahrzehnt typisch ruhigen Erzähltempo umgesetztes Drama mit einigen wenigen expliziten Gewaltszenen. Das mag aufgrund des reißerischen, missverständlichen Titels zu Irritationen beim Zuschauer sorgen. Wer seine Erwartungshaltung entsprechend anpasst, bekommt aber einen interessanten Film voll kritischer Anspielungen auf das Klassensystem des damaligen Spaniens geboten

Der Film wird größtenteils aus der Sicht Marcos’ (Vicente Parra) erzählt, der dadurch zur Identifikationsfigur für den Zuschauer wird. Dieser wird Zeuge, wie der eigentlich recht sympathische Marcos nach einem Notwehr-Akt mit Todesfolge seine Tat zu vertuschen versucht und dadurch zum Serienmörder wird. Seine Opfer entsorgt er in der Konservenfabrik und lässt sie zu Suppenfleisch verarbeiten. Das könnte grundsätzlich ebenso schwer im Magen liegen wie die echten Aufnahmen von Viehschlachtungen in der Fabrik, in der Marcos arbeitet, hätte man es geschafft, ihn genauer zu charakterisieren und seine Figur emotionaler gestaltet. Möglicherweise soll Marcos aber auch beispielhaft für die Abstumpfung der Menschen unter der Franco-Diktatur oder als täglich dem inustriellen Töten ausgesetzte Fabrikarbeiter stehen. Ohne Bezug zur spanischen Geschichte fällt es jüngeren Zuschauern aber sicherlich schwer, alle Metaphern und Allegorien wahrzunehmen, wovon auch ich mich nicht freisprechen möchte. Vordergründig funktioniert die Handlung daher nicht ganz so gut und wirkt etwas flach, bisweilen gar langatmig und überraschungsarm. Die Motivation der Drehbuchs, eine zwar platonische, aber eindeutig homosexuell geprägte Beziehung zwischen dem Arbeiter Marcos und Néstor, seinem ihn beobachtenden, reicheren Nachbarn, in die Handlung einzuflechten, wird mir nicht wirklich klar und das Ende fiel reichlich unspektakulär aus.

Mit am besten gefielen mir persönlich eigentlich die stimmigen Landschaftsaufnahmen Spaniens zu Beginn der 1970er Jahre, die schwüle Hitze wird nahezu spürbar und trägt zur Entfaltung der „drückenden“ Atmosphäre bei. Doch damit allein ist noch nichts gewonnen und so bleibt das Gefühl, einen Film mit sehr interessanten Ansätzen gesehen zu haben, dem es aber an irgendetwas fehlt. Für Freunde des ungewöhnlichen europäischen Kinos insbesondere der 1970er bestimmt keine schlechte Wahl, wenn auch kein unbedingter Kult-Klassiker. Wer beinharten Horror und/oder Splatter bekommen will, ist mit anderen Produktionen aber besser bedient.
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Das Grauen auf Schloss Witley
Ein junger Mann besucht das Anwesen seiner zukünftigen Schwiegereltern in einer sehr abgelegenen Gegend. Die Bewohner der Gegend sind mehr als abweisend und auch auf dem Landsitz scheint nicht alles zu stimmen. Tatsächlich siecht die Mutter seiner Verlobten an einer mysteriösen Krankheit dahin, die ein Meteor verursacht hat, dessen Strahlung der im Rollstuhl sitzende Vater benutzt, um gigantische Pflanzenmutationen zu züchten. Als die zerstörerische Strahlung des Meteors weiter zunimmt, versucht man ihn zu vernichten, was furchtbare Folgen hat.
„Das Grauen auf Schloss Witley“ alias „Die, Monster, Die!“ ist eine vollgepackte Wundertüte für Freunde des phantastischen Films, denn hier kommt so einiges zusammen: Boris Karloff in einer seiner letzten Rollen, Regisseur Daniel Haller, der bei Roger Cormans Poe-Verfilmungen lernen durfte und sein Wissen überdeutlich einbringt, Lovecraft, Gothic-Grusel, Science Fiction, Kreaturen, Spezialeffekte und Klischees noch und nöcher.

Hallers Lovecraft-Verfilmung, eine britisch-US-amerikanische Koproduktion aus dem Jahre 1965, holpert sich durch ein lose auf einer Erzählung Lovecrafts beruhendes Drehbuch, greift die Familienfluch/Erbschuld-Thematik diverser Poe-Verfilmungen Cormans auf und hat einige Überraschungen parat, insbesondere den Stilwechsel vom in üppiger, wenn nicht gar übertriebener Gothic-Austattung inszenierten Grusler mit seinen ängstlichen Dorfbewohnern, dem geheimnisvollen, nebelverhangenen Schloss etc. zum mysteriösen Science-Fiction-Horror mitsamt seltsamen Kreaturen und einem wahnwitzigen Ende unter Gebrauch von einfachen, aber sehenswerten Spezialeffekten, verliert dabei aber hin und wieder etwas den roten Faden. Dafür zieht man aber ansonsten sämtliche Register aus dem kleinen 1x1 des Horrorfilms, dass es fast überladen wirkt. Klotzen statt Kleckern hieß diesbzgl. wohl die Devise und im Zweifelsfall fand lieber ein Geisterbahnrequisit zuviel als zuwenig Verwendung.

Einem knorrigen Boris Karloff wurde ein gesichtsloser Hauptdarsteller zur Seite gestellt, der durch seine Hartnäckigkeit die Ereignisse vorantreibt, so ganz nebenbei dem jungen „Burgfräulein“, das in seiner Ängstlichkeit, Naivität und Unselbständigkeit so ziemliches jedes Klischee erfüllt, die Welt erklärt und sich – ganz Edelmann - schützend vor sie stellt. Von der kranken, verschleierten Mutter hingegen bekommt man nicht allzu viel zu sehen und vom umherspukenden Etwas, das wohl mal das Dienstmädchen war, schon gar nicht. Im Keller hocken zudem irgendwelche mutierten Viecher, die aber (leider) nicht weiter ins Geschehen eingreifen. Und während die Vegetation draußen verdorrt, züchtet man im Gewächshaus Pflanzen, die jeden Hobbygärtner vor Neid erblassen lassen.

Man erkennt eindeutig Cormans Schule, diese wirkt aber abgeflacht, abstrahiert, interpretiert, quasi wie ein Exploit von Cormans Filmen. Und ein Boris Karloff ist zwar durchaus eine gute Wahl, ersetzt aber keinen Vincent Price. Doch trotz oder gerade wegen aller Kritikpunkte ist „Das Grauen auf Schloss Witley“ für Genrefreunde ein großer Spaß mit beachtlichem Unterhaltungswert, kuriosen Ideen und einem abgefahrenen Finale, das man so sicherlich nicht erwartet hätte und ein echter Showdown ist, für den allein sich das Anschauen schon lohnt. Wenn Haller in die Effektkiste greift, jauchze ich vor Glück und freue mich umso mehr über dieses hochcharmante Kleinod. Aufgeschlossene Filmfreunde, die ein Herz für solch liebenswürdige B-Genrekost haben, machen bestimmt nichts verkehrt, allzu unbedarfte Zuschauer hingegen könnte dieses bunte Potpourri nachhaltig verwirren...
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Begierde
Miriam, eine Untote aus einem ägyptischen Vampirgeschlecht, lebt vom Blut ihrer Liebhaber, im Gegenzug gewährt sie ihnen Unsterblichkeit. Als ihr Lover John rasant altert, sucht er Dr. Roberts auf. Bei einem Treffen verliebt sich Miriam in die Medizinerin...
„Begierde“ des britischen Regisseurs Tony Scott ist entstanden im Jahre 1983, also noch bevor er mit „Top Gun“ zunächst gefällige Mainstream-Wege einschlug, und Scotts erste Arbeit in Spielfilmlänge überhaupt. Scotts grundsätzlich ja vorhandenes Talent, das ihn später einen Kracher wie „True Romance“ gelingen ließ, wird in diesem Debüt mehr als deutlich, denn „Begierde“ ist eine gewagte, kreative Neuinterpretation der klassischen Vampirthematik und gleichsam ein Kind seiner Zeit wie auf spezielle Weise zeitlos.

Denn die Vampirgeschichte, die ohne spitze Eckzähne, Bisse, Fledermäuse und Holzpflöcke auskommt und neben sexuellen Obsessionen und zwischenmenschlichen Abhängigkeiten die Angst vor dem Altern, der Sterblichkeit eines jeden Geschöpfs thematisiert, wurde getaucht in einen formvollendeten 80er-Gothic-Schick inkl. „Bauhaus“-Kurzauftritt und von der ersten bis zur letzten Sekunde in jenem Sinne durchästhetisiert. Dieser ganz eigene Look inkl. all seiner Stilelemente wirkt trotz seiner Inspiration durch die natürlich zeitlich einordbare Gothic-Kultur so artifiziell, kühl und „anorganisch“, dass er sich gänigen chronistischen Zügen weitestgehend enzieht und für ein eigenständiges Filmerlebnis bürgt. Auch die gelegentlich blutigen Szenen wurden in diese Ästhetik eingebettet, in die sich auch David Bowie hervorragend einfügt – wenn er ab einem gewissen Punkt auch lediglich als Objekt für die äußerst geschickte Arbeit der Maskenbildner fungiert, die aus Bowie einen rasend schnell alternden Mann gemacht haben, den ein böses Schicksal erwartet. Bowies relativ schnelles Ausscheiden aus der Handlung kommt überraschend; manch Zuschauer mag es dem Drehbuch nicht verziehen haben, dass fortan Susan Sarandon dessen Part als Liebesgespielin Catherine Deneuves übernimmt, jedoch eröffnete dies die gern genutzte Möglichkeit zur erotischen Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe.

Nicht unerwähnt bleiben sollte aber vor allem das für die 1980er – insbesondere in Horrorfilmen – ungewöhnlich langsame, verträumte Erzähltempo, die zeitweise völlige Vernachlässigung von Horrorcharakteristika und die emotionale Distanz des Zuschauers zu jener fremdartigen Atmosphäre, die aber durchaus beabsichtigt scheint und dann und wann durch aufwühlende Sequenzen wie das Aufeinandertreffen Johns (David Bowie) mit einer Musikschülerin aufbrochen wird. Das große Finale begibt sich letztendlich dann aber doch wieder eindeutig auf Horrorterrain und strahlt eine morbide Faszination aus, die zumindest mich vollauf befriedigt hat.

Fazit: Für die 1980er ungewöhnlich experimentell, für Genrefans vermutlich zu sehr „Kunstfilm“, für Arthouse-Freunde hingegen evtl. dann doch zu konventionell. Wer aber unbequemen Filmen, die sich gern mal zwischen die Stühle setzen, offen gegenübersteht, sollte sich nicht von manch negativer Kritik abschrecken lassen und „Begierde“ unvoreingenommen eine Chance geben. Schade, dass Tony Scott den Weg, den er mit „Begierde“ begonnen hat, nicht weitergegangen ist, sondern sich zunächst für politische Propagandafilme hat missbrauchen lassen.
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Die Rache des Gelynchten
In einem kleinen US-Städtchen im ländlichen Mittelwesten, wo der Menschenschlag noch etwas robuster ausgeformt ist, hat der lernbehinderte und etwas simple Bubba (Larry Drake) meistens einen schweren Stand gegen Spott und Beleidigungen. Seine einzige Freundin ist ein kleines Mädchen namens Mary Lee, was allerdings von den Männern der Stadt nicht gern gesehen wird. Als das Mädchen von einem scharfen Hund angefallen und von Bubba geborgen wird, bildet sich in Windeseile ein Mordgerücht als auch ein solider Lynchmob von vier Männern, die Bubba schließlich als Vogelscheuche verkleidet stellen und erschießen, ehe dieser durch die Aufdeckung der Geschichte entlastet wird. Den Fängen der Justiz entgehen die vier, aber Mary Lee ist sich nach ihrer Genesung sicher, daß Bubba sich bloß versteckt. Und prompt tauchen in der näheren Umgebung Vogelscheuchen auf, die vorher nicht da waren...
1981er US-TV-Horror auf relativ hohem Niveau, das ist „Die Rache des Gelynchten“ von Regisseur Frank De Felitta. Das Drehbuch lässt kein gutes Haar an schießwütigen Kleinstadt-Rednecks, die Jagd auf einen geistig Behinderten machen und ihn in einem Fall von Selbstjustizirrtum kaltblütig hinrichten. Doch nachdem diese vor Gericht freigesprochen wurden, wird die Killergruppe durch eine Reihe seltsamer Unfälle nach und nach dezimiert. Das klingt unspektakulär, ist es eigentlich auch, wurde jedoch nicht etwa in Exploitation-Manier umgesetzt (schließlich handelt es sich um eine TV-Produktion); vielmehr wurde Wert auf die Charakterisierung der Protagonisten gelegt und soviel Sorgfalt bei der Inszenierung geübt, dass den Zuschauer die Ereignisse nicht kalt lassen sollten. Blutig wird’s eigentlich nie, die kreativen Tötungsmethoden werden relativ lang in ihrem Aufbau gezeigt, um kurz vorm Exitus abzublenden. Thematisiert wird einmal mehr, wie in einer US-amerikanischen Kleinstadt ganz eigene Gesetze herrschen und nicht unbedingt derjenige Recht bekommt, der Recht hat. Charles Durning gibt dabei einen herrlichen fiesen Dorfhitler, der aus reinem Egoismus handelt und seine Mannen um sich scharrt sowie noch ganz andere Leichen im Keller hat – so ist er z.B. pädophil veranlagt und damit genau das, was er dem zurückgebliebenen, aber harmlosen Bubba vorgeworfen hat.

Das Erzähltempo ist angemessen und sorgt für Spannung, der Zuschauer wird souverän mit der Kelinstadt und ihren Gepflogenheiten vertraut gemacht, stimmige Bilder von plötzlich auftauchenden Vogelscheuchen auf Feldern sorgen für wohligen Grusel, während man den feigen Killern die Pest an den Hals wünscht. Alle Darsteller agieren auf einem gewissen Niveau, Ausfälle habe ich keine verzeichnen können.

Die Rahmenbedingungen stimmen also, lediglich das Drehbuch scheint mir ab einem gewissen Punkt etwas orientierungslos. Achtung, Spoiler:
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Letztendlich habe ich von einem Horrorfilm mit einer Vogelscheuche etwas mehr Auftritte einer ebensolchen erwartet. Dennoch kein schlechter Film, sondern ein überdurchschnittlicher Horrorthriller mit einigen Slasher-Charakteristika.
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Ich folgte einem Zombie
Die junge Krankenschwester Betsy tritt ihre neue Stelle bei dem Plantagenbesitzer Paul Holland in Westindien an. Sie soll dessen Ehefrau Jessica pflegen, die zum Schlafwandeln neigt und Anweisungen zwar befolgt, aber ansonsten völlig teilnahmslos bleibt. Betsy bemüht sich rührend um die Kranke, fühlt sich gleichzeitig jedoch zu dem Hausherrn Mr. Holland hingezogen. Doch sie unterdrückt diese Gefühle und wendet sich seinem Alkoholkranken Halbbruder Wesley zu, der ihr immer wieder Avancen macht. Um der Dame des Hauses helfen zu können, wendet sie sich an den örtlichen Medizinmann. Sie und die willenlose Jessica werden von einem riesigen Zombie durch ein Zuckerrohrfeld zu ihm geführt. Hier muss sie erfahren, dass ein Voodoofluch am Zustand von Jessica schuld ist und dieser von ihrer Schwiegermutter arrangiert wurde, weil diese erfahren hatte, das Jessica nicht ihren Sohn Paul liebte sondern Wesley und mit diesem durchbrennen wollte...
„Hier gibt es keine Schönheit – nur Tod und Verfall.“

1943, im Entstehungsjahr dieses Films, galten Zombies noch nicht als menschenfleischfressende Ungetüme, sondern als meist durch schwarzen Voodoo-Zauber ihres freien Willens beraubte, eher bemitleidenswerte Geschöpfe. So auch in „Ich folgte einem Zombie“, Jacques Tourneurs Regiearbeit für eine US-Produktionsfirma, der weniger ein Horrorfilm als vielmehr ein Mystery-Drama in exotischem Ambiente ist. Dabei ist es Tourneur gelungen, eine ambivalente, morbide Atmosphäre zu erzeugen; auf der einen Seite die Schönheit und Faszination der Exotik einer westindischen Insel, auf der anderen Seite das unheilsschwangere Fremdartige einer „primitiven“, unbekannten Kultur. Das eigentliche Unheil entspringt jedoch einem zwischenmenschlichen Konflikt in der Familie des weißen Plantagenbesitzers Paul Holland, in der, wie sich sehr schnell herausstellt, nicht alles eitel Sonnenschein ist. In ruhigem Erzähltempo lässt Tourneur die schönen Schwarzweiß-Bilder wirken und die Schauspieler ihr Talent für mehrschichtige Charakterdarstellungen entfalten. Frances Dees Rolle als junge, attraktive Krankenschwester, die sich bald in Mr. Holland verliebt, vor allem aber auf eigene Faust Nachforschungen anstellt und mutig versucht, der kranken Jessica zu helfen, mag fürs damalige Kino evtl. ungewöhnlich kühn gewesen sein. Als Hauptdarstellerin bringt sie die Leidenschaft in ein fiebertraumatisch vor sich hinsiechendes Geflecht aus persönlichen Abgründen, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht, deckt die wahren Hintergründe für Jessicas Zustand auf und ist der Auslöser dafür, den Stillstand zu durchbrechen und die Sache in einem stimmigen, traurigen Finale zu einem Ende zu bringen. Dabei hört man sie immer wieder aus dem Off in poetischen Worten ihre Situation kommentieren, was inbesondere im Zusammenhang mit der höchst wirkungsvollen musikalischen Untermalung inkl. exotischer Dschungelrhythmen und weiterer ungewohnter Klänge eine Art verträumtes, ehrfürchtiges Fernweh beim Zuschauer erzeugt – sofern er in der Lage ist, unvoreingenommen an dieses prächtige Stück Geschichte des phantastischen Films heranzugehen.

Ein sehr schöner Film, auf ganz eigene Weise.
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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Der Schwanz des Skorpions
Nachdem ihr Mann Kurt bei einem Flugzeugunglück ums Leben kommt, befindet sich seine Witwe Lisa (Evelyn Stewart) plötzlich in der glücklichen Lage über eine Million Dollar aus einer Lebensversicherung verfügen zu können. Doch prompt zieht das die Blutsauger an, wie etwa Lisas Ex-Liebhaber, der seinen Teil vom Geld für seinen Drogenkonsum haben möchte. Doch noch vor der Übergabe wird er erstochen. Lisa flieht praktisch nach Athen, doch inzwischen hat die Versicherungsgesellschaft den Detektiv Peter Lynch (George Hilton) angeheuert, der nach einem Schlupfloch suchen soll, damit die Firma nicht zahlen muß. Dafür gibt es auch bald Anhaltspunkte, denn offenbar wollte der Verstorbene schon bald die hübsche Laura (Janine Reynaud) statt Lisa ehelichen, weshalb Erstere jetzt auch einen Teil des Geldes für sich reklamiert. Einer gewaltsamen Eskalation dank Lynch noch einmal entkommen, will sie aus der Stadt verschwinden, doch neben als den geldgierigen Verfolgern ist da auch noch ein Killer in Leder, der keine Gefangenen macht...
Italo-Regisseur Sergio Martinos zweiter Giallo „Der Schwanz des Skorpions“ aus dem Jahre 1971 erreicht zwar noch nicht die Klasse des nur kurze Zeit später veröffentlichten Meisterstücks „Der Killer von Wien“, ist aber zweifelsohne ein gelungener Genrebeitrag. Die abwechslungsreichen Drehorte (London, Griechenland) lassen fast so etwas wie Urlaubsstimmung aufkommen. Emilio Foriscot darf sich an der Kamera so richtig austoben und unterhält mit seinen außergewöhnlichen bis experimentellen Einstellungen und sonstigen Spielereien bisweilen mehr als die eigentliche Handlung. Der Höhepunkt ist für mich der hervorragend gefilmte Sturz vom Dach, bei dem man wahrhaftig das Gefühl bekommt, selbst mit hinunter zu purzeln. Auch einige Unterwasserszenen bekommt man geboten, die zum Fernweh beitragen. Die Geschichte ist sehr wendungsreich und überschlägt sich gleich mehrmals komplett; die Dramaturgie wird immer wieder unterbrochen für das Techtelmechtel zwischen Peter Lynch (Schönling George Hilton) und Cléo Dupont („Barbie-Puppe oder Frau, man weiß es nicht genau“ Anita Strindberg), wobei echte Erotik aber kaum aufkommt, wenn Frl. Strindberg ihre Plastikhupen in die Kamera hält. Komisch wird’s, wenn sich die beiden wegen Cléos Kochkünsten ausschließlich von Luft und Liebe ernähren müssen, man die scheußlich geschmacklose Brillenmode der Saison zur Schau trägt oder Nachbarn lieber aufs Dach klettern und durchs Fenster starren, statt Haustür und Klingel zu benutzen, um auf ein falsch geparktes (und wie falschgeparktes!) Automobil hinzuweisen. Doch natürlich geht es auch zünftig gewaltsam zur Sache, wohldosiert und in mindestens einer Szene (als jemand zu tief in die Flasche schaut…) auch verdammt schockierend, da übermäßig brutal. Untermalt wird das alles von einem hörenswerten, abwechslungsreichen Soundtrack von Bruno Nicolai.

Das Miträtseln um den Täter macht hier zwar Laune, dürfte aber nicht ganz ungialliesk wenig von Erfolg gekrönt sein, zu viele doch etwas arg konstruierte Finten hält das Drehbuch parat. Das Motiv ist diesmal übrigens nicht psycho(un)logischer Natur, in erster Linie geht es um die beträchtliche Summe von einer Million Dollar und was Menschen dafür zu tun bereit sind. Zumindest in Sergio Martinos Giallo-Welt, in die einzutauchen sich auch mit „Der Schwanz des Skorpions“ lohnt – ich kann mir zumindest nur schwer vorstellen, dass ein italophiler Zuschauer mit diesem Film nichts sollte anfangen können.
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Beitrag von buxtebrawler »

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The Birthday
Norman Forrester ist ein Loosertyp, aber er ist verliebt und soll die Familie seiner Freundin bei der Geburtstagsparty ihres Vaters kennenlernen. Leider fühlt er sich in der Gesellschaft, die sich in einem verlassenen Hotel zu diesem Anlass versammelt hat, eher unwohl - und das ganz zurecht. Denn Einiges geht hier nicht mit rechten Dingen zu: seine Freundin hält sich ihn eher vom Leib, die Raumtemperatur ist viel zu niedrig und die Band schlecht. Als ein als Kellner getarnter Aktivist ihm erklärt, dass an diesem Abend in eben diesem Hotel eine Sekte die Ankunft ihres dämonischen Gottes heraufbeschwören will und ihm eine Pistole in die Hand drückt, weiß Norman zunächst nicht, was er glauben soll, aber er weiß, dass er vor allem seine Liebe retten will.
Eugenio Miras Regiedebüt aus dem Jahre 2004 ist eine irre, abgedrehte Komödie mit Mystery-Elementen, die nicht nur aufgrund des Produktionslands manchem Zuschauer spanisch vorkommen dürfte. Antiheld Norman Forrestor schlittert in einem Hotel, wo die Geburtstagsfeier seines Schwiegervaters in spe stattfindet, von einer Panne in die nächste und entpuppt sich als ein hervorragend und höchst unterhaltsam mit einer vorsichtig dosierten Portion Overacting von Corey Feldman gespieltes, bemitleidenswertes, verunsichertes, hoffnungslos überfordertes Wrack. Seine Mitmenschen machen es ihm aber auch nicht leicht, denn schon bald wird auch für den Zuschauer offensichtlich, dass Forrester noch die normalste Person ist, die sich im Hotel aufhält – zwischen seiner garstigen Freundin, deren überheblicher Yuppie-Familie, betrunkenen Partygästen, undurchsichtigen Kellnern und einer diabolischen Sekte, deren Vorhaben nun ausgerechnet er zu verhindern mithelfen soll. Das führt zu einer Vielzahl skurriler Situationen, die so geschickt in die in Echtzeit spielende Handlung eingeflochten wurden, dass über weite Strecken der Unterhaltungsfaktor recht hoch bleibt und es Spaß macht, dem nicht sonderlich realistischen, dafür aber gnadenlos überzeichneten Treiben beizuwohnen. Feldman trägt den Film fast allein und bewältigt diese verantwortungsvolle Aufgabe sehr souverän. Leider – wie ich es bei spanischen Filmen des Öfteren erlebe – verzettelt sich das Drehbuch irgendwann und bekommt kein vernünftiges Ende hin, keinen richtigen Höhepunkt, keinen Paukenschlag zum Finale. Gerade wegen seiner außergewöhnlichen Verrücktheit rechnet man als Zuschauer mit einer dem würdigen Überraschung und hat sich vermutlich auch vorher schon so seine Gedanken gemacht, was da wohl noch kommen mag, doch geht „The Birthday“ anscheinend die Puste aus. Die Ideen- oder Mittellosigkeit wird mit von dissonantem Krach unterlegten, anstrengenden, chaotischen Bildern zu überspielen versucht, die mit einer Andeutung enden und mich spätestens mit Einsetzen des Abspanns maßlos enttäuscht haben. Wirklich zu sehen bekommt man nichts, selbst der Ausgang der Geschichte wird nicht wirklich klar, ist aber auch gleichzeitig weit von einem effektiven, bedeutugsschwangeren offenen Ende entfernt. Sehr schade und unbefriedigend.

„The Birthday“ scheint mir relativ stark von Alex de la Iglesias’ empfehlenswerter Horrorkomödie „El dia de la bestia“ beeinflusst zu sein, auch der überdrehte Humor ist nicht ganz unähnlich, wenn auch nicht so rabenschwarz und weit weniger brutal. Für Fans von de la Iglesias Stil könnte „The Birthday“ aber durchaus ein Tipp sein.
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