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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 27. Nov 2010, 23:59
von Blap
Grizzly - Eine Bestie läuft Amok (USA 1976, Originaltitel: Grizzly)
Bärenhunger
Ranger Michael Kelly (Christopher George) hat einen traumhaften Job. Er leitet eine kleine Truppe, die für Recht und Ordung in einem beschaulichen Nationalpark der USA sorgt. Eines Tages ist es schlagartig vorbei mit der Ruhe, ein wildgewordener Bär fällt Camper an und verspeist diese. Die erschreckenden Vorfälle sind zunächst nicht erklärbar, denn man hatte alle einheimischen Bären vor einiger Zeit in höhere Lagen vertrieben. Der Naturbursche Arthur Scott (Richard Jaeckel) glaubt bald zu wissen, wer Angst und Schrecken im Wald verbreitet. Nicht einer der verscheuchten Braunbären, sondern ein gigantischer Grizzly, der sich immer näher an die Siedlungen der Menschen wagt. Lokalpolitiker und Entscheidungsträger Charley Kittridge (Joe Dorsey) will nichts davon hören, schliesslich wurde seit vielen Jahren kein Grizzly mehr in der Gegend gesehen. Doch Scotty kennt die örtliche Fauna wie seine Westentasche, Ranger Kelly hält die Ausführungen seines Kumpels keinesfalls für Spinnerei. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Killerbär wütet unaufhaltsam, es kommt zu weiteren Todesfällen. Können Kelly und Scotty die Bestie stoppen...???
"Jaws" brachte dem Tierhorror die Beachtung der breiten Masse ein. Kurze Zeit nach Steven Spielbergs Hai-Attacke, liess Regisseur William Girdler seinen Grizzly von der Leine. Der Film entführt uns in eine malerische Landschaft, die sich friedlich vor dem Auge des Betrachters erstreckt, dabei in wundervoll herbstlichen Farben erstrahlt. Dank der sehr gelungenen Kameraarbeit, erhält die herrliche Kulisse einen angemessenen Raum, ist gewissermaßen der heimliche(?) Star des Films. Weil handlungsbedingt diverse Szenen aus der Luft gefilmt wurden, gewährt man uns immer wieder einen schönen Ausblick auf die liebreizende Gegend. In einigen Szenen wurde mit einem echten Bär gearbeitet, der Tiertrainer hat seinen Job sehr gut gemacht. Die Angriffe des blutrünstigen Riesen, mussten natürlich durch Special Effects dargestellt werden. Man hat die Effekte mit echten Momenten kombiniert. Dies wurde teils recht geschickt angestellt, manchmal wirken die Szenen ein wenig holprig, was aber letztlich dem Charme des Films zuträglich ist. Zwar gibt es keine wüste Orgie zu sehen, doch ab und an langt Meister Petz durchaus harsch zu. Da fliegt schonmal ein abgerissenes Körperteil durch die Luft, sogar ein Kind wird angegriffen und schwer verletzt. Mein Liebling ist die Szene mit dem Pferdekopf, doch ich will nicht zu viel verraten (Nein, ich mag Pferde, aber ich liebe die Arbeit der FX-Abteilung).
Prächtige Landschaft, aktiver Killer im Pelzkleid, sehr gute Voraussetzungen für eine gepflegte Tierhorror-Sause. Die Riege der Schauspieler wirkt im Vergleich dazu eine Spur unscheinbarer. Christopher George verstarb leider bereits 1983, er wurde lediglich 54 Jahre jung. Den Fans des italienischen Genrekinos, ist er durch seine Mitwirkung in "Paura nella città dei morti viventi" (Ein Zombie hing am Glockenseil, 1980) bekannt und ans Herz gewachsen, immerhin ein Klassiker des unvergessenen Lucio Fulci. George spielt den Ranger aus Leidenschaft überzeugend, kann mich aber nicht zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Ähnlich ist es um die Darbietungen von Richard Jaeckel, Andrew Pine und Joe Dorsey bestellt. Alle machen einen guten Job, doch die Kulisse und der Bär dominieren, die Schauspieler bleiben austauschbar. Ich werte diese "Unscheinbarkeit" keinesfalls als Nachteil, denn auf diese Weise gewinnt die Naturkulisse hinzu, behält die "Genrestimmung" die Oberhand.
Während "Jaws" längst -über das Genre hinaus- als Klassiker gilt, ist "Grizzly" wohl nur noch Fans ein Begriff. Ehrlich gesagt wundert mich diese Tatsache nicht, den der Streifen wird mit ziemlicher Sicherheit nur Liebhaber ansprechen können. Für einen Spitzenplatz im Bereich Tierhorror reicht es für "Grizzly" sicher nicht, doch ich wurde knapp 87 Minuten gut unterhalten.
"Grizzly" liegt in unterschiedlichen DVD-Auswertungen vor. Aktuell gibt es eine "Kaufhausversion" im Amaray von Voulez Vous Film, die unter dem Titel "Killer Grizzly" vermarktet wird. Wer es ein wenig schicker mag, kann zu den Hartboxen von Retrofilm greifen. Insgesamt werden vier Varianten angeboten, zwei kleine und zwei grosse Hartboxen. Die DVDs sollten weitgehend identisch sein, bei der Kaufhausversion fehlt lediglich die Trailershow. Der Film liegt in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation und der englische Originalton sind an Bord. Ich freue mich bereits auf "Panik in der Sierra Nova" (1977), den nächsten Streich von William Girdler, zu dem mir bereits eine kleine Hartbox von Retrofilm vorliegt.
Kein Überflieger, aber ein durchweg sympathischer Film. Tierhorror-Süchtlinge sollten den Killerbären auf ihre Speisekarte setzen.6,5/10
Lieblingszitat:
"Während Sie hier rumgesessen haben, auf ihrem fetten Arsch, ist der Wald ein Teil meines Lebens geworden!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mo 29. Nov 2010, 00:05
von Blap
Twisted Nerve (Großbritannien 1968, Originaltitel: Twisted Nerve, deutscher Titel: Teufelskreis Y)
Menschliche Abgründe
Martin Durnley (Hywel Bennett) wird von seiner überfürsorglichen Mutter Enid (Phyllis Calvert) fast erdrückt, da deren anderer Sohn mit dem Down-Syndrom geboren wurde, und man diesen in ein vornehmes Heim abgeschoben hat. Zu seinem Stiefvater Henry Durnley (Frank Finlay) hat Martin kein gutes Verhältnis, die beiden Männer verachten sich gegenseitig aus tiefster Seele. Eines Tages erblickt Martin die hübsche Susan Harper (Hayley Mills). Er flüchtet sich in die Identität des hilflosen und zurückgebliebenen Georgie, erregt damit die Aufmerksamkeit der jungen Frau, die umgehend Mitgefühl für "Georgie" empfindet. In Martin reift ein teuflischer Plan, er will den verhassten Stiefvater endgültig loswerden, gleichzeitig in der Nähe von Susan verweilen. Mit List und Tücke gelingt es Martin/Georgie sich bei Susans Familie einzuschleichen, man lässt den vermeintlich geistig beschränkten Jungen im Hause Harper wohnen. Mit seinem kindlichen Charme, wickelt Georgie bald Susans Mutter Joan (Billie Whitelaw) um den Finger. Als sich Georgie in der Nacht aus dem Haus der Harpers schleicht, hat sein Stiefvater wenig später ein tödliches Zusammentreffen mit dem ungeliebten Stiefsohn. Familie Harper ahnt noch nichts von der Gefahr, der sie ihre Türen und Herzen geöffnet hat. Georgie zeigt erste Anzeichen von Eifersucht, seine Besessenheit bezüglich Susan wird jedoch nicht erkannt. Joan und ihr Partner Gerry Henderson (Barry Foster) sind mit sich selbst beschäftigt, denn eine Beziehungskrise nimmt ihren Lauf. Kann der Medizinstudent Shashie Kadir (Salmaan Peerzada) Georgie enttarnen. Shashie wohnt zur Miete im Haus der Harpers, läuft Georgie daher täglich über den Weg. Wird man im Hause Harper/Henderson rechtzeitig hinter die Fassade von Georgie blicken, oder ist das Unheil nicht mehr aufzuhalten?
Regisseur Roy Boulting tischt uns mit "Twisted Nerve" einen überwiegend ruhigen, aber dafür umso intensiveren Film auf. Die Story funktioniert vortrefflich als Kriminalfilm, darüber hinaus als Schilderung des tragischen Daseins eines psychisch schwer gestörten Menschen. Hinzu kommt noch das Element Familiendrama, gewissermaßen ist "Twisted Nerve" gar ein "doppeltes Familiendrama", welches gleich zwei Sippen in den Abgrund zieht. Der Streifen ist handwerklich auf sehr hohem Niveau inszeniert, die Kamera fängt die stimmigen Kulissen ansprechend ein, das Drehbuch leistet sich keine Hänger, der Score ist äusserst einprägsam geraten. Ich verabscheue es zwar, wenn ständig die "Tarantino-Keule" geschwungen wird, doch hier muss ich einfach den Hinweis loswerden, dass Herr Tarantino die Titelmusik von "Twisted Nerve" in "Kill Bill" verwendete. Die gepfiffene Melodie geht in der Tat sofort ins Ohr, leider wird sie auch häufig als Klingelton für Mobiltelefone mißbraucht, grrrrr.
Freilich würde "Twisted Nerve" nicht so vortrefflich zünden, wenn das Ensemble vor der Kamera nicht ebenfalls durchweg hochklassig agieren würde. Hywel Bennett passt perfekt in die Rolle des eher unscheinbaren Bürschleins, das mit debilem Kuhblick die Herzen der ihm Überlegenen für sich einnimmt. Tatsächlich lauert hinter dieser harmlosen Fassade, auch ein eiskalter und völlig gestörter Charakter. Hywel Bennett meistert seine sicher nicht leicht zu spielende(n) Rolle(n) mit Bravour. Hayley Mills ist eine nicht minder gelungene Wahl für den Part des unschuldigen, warmherzigen Mädchens. Noch besser als Hayley Mills gefällt mir Billie Whitelaw, die als ihre Filmmutter zu sehen ist. Bei ihr verbirgt sich hinter dem fürsoglichen Hausmütterchen viel mehr, als man zunächst annehmen mag, letztlich offenbart sie nahezu abstossende Eigenschaften. Barry Foster ist mir aus Alfred Hitchcocks "Frenzy" (1972) in bester Erinnerung. In "Twisted Nerve" wird er von den Hauptaktueren ein wenig in den Hintergrund gedrängt, doch er kämpft mit bissigem Humor tapfer dagegen an. Frank Finlay sehen wir als reichen Schnösel, dem die Geringschätzung für den ungeliebten Stiefsohn aus jeder Pore dringt. Phyllis Calvert hadert mit ihrem Schicksal, entzieht sich durch Schwäche der Verantwortung. All diese Charaktere faszinieren durch ihre mehr oder weniger stark ausgeprägte Doppelbödigkeit, die sie durch die Bank mit Tiefe und Glaubwürdigkeit ausstattet. Selbst die engelsgleiche Hayley Mills kann ihre Krallen ausfahren, mit spitzer Zunge feines Gift versprühen, Barry Foster ist in diesem Fall das "Opfer". Lediglich Salmaan Peerzada kommt nahezu frei von charakterlichen Schwächen daher, sein Part fällt aber vergleichsweise gering ins Gewicht.
Obwohl sich "Twisted Nerve" ein gemäßigtes Erzähltempo gönnt, vergehen die rund 112 Minuten Spielzeit wie im Fluge. Stets ist Spannung vorhanden, stets kann man sich an den Leistungen der Mitwirkenden erfreuen. Ab und zu wird an der Spannungsschraube gedreht, ganz selten kommt es zu kurzen Ausbrüchen von Gewalt, die aber nicht grafisch ausgewalzt werden. Brtisches Kino in bester Verfassung, eine klare Empfehlung für Freunde gepflegter Thriller-Unterhaltung!
Leider liegt in Deutschland keine DVD-Auswertung des Titels vor. Die britische DVD von Optimum glänzt mit sehr schöner Bildqualität. Lediglich das Bildformat scheint nicht ganz korrekt zu sein. Laut meiner Information wurde der Film in 1,66:1 produziert, die DVD präsentiert ihn aber in 1,33:1. Das liest sich dramatischer als es tatsächlich ist, denn die Bildkomposition wirkt zu keiner Zeit unstimmig. Leider gibt es keinerlei Extras, ein paar Hintergrundinformationen zum Film wären sehr angenehm. Auf englische Untertitel muss man ebenso verzichten, also bitte die Ohren spitzen (Die Dialoge sind glücklicherweise gut verständlich). Man kann mit der DVD aus dem Hause Optimum gut leben, eine Veröffentlichung für den deutschen Markt wäre trotzdem sehr wünschenswert.
Gut bis sehr gut = 7,5/10
Lieblingszitat:
"I saw it. The Bastard did it on purpose."
***
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick: Folge 12 - Ein Koffer aus Salzburg (Deutschland 1975)
Abends auf dem Gelände der Deutschen Bundesbahn. Das Reinungspersonal hat die Züge gesäubert, eine Putzkraft hat ihre Handtasche in einem Wagen liegen gelassen. Die Frau wird erschossen, der Täter entkommt unerkannt, man sah ihn einen schweren Koffer mit sich schleppen. Dank sofort eingeleiteter Fahnung kann man den Kriminellen in die Enge treiben. Zwar wird der Mörder den Koffer noch rechtzeitig los, doch in einer Kneipe gelingt Derrick und Klein fast die Ergreifung des Flüchtigen. Dank einer zurückgelassenen Jacke samt Autoschlüssel, kann ein Kerl namens Scharwedder (Ralf Schermuly) ermittelt werden. Derrick zögert den Zugriff jedoch hinaus, denn man will die Hintermänner enttarnen, einen Schmugglerring sprengen. Keine leichte Aufgabe, denn Richard Hinz (Jacques Breuer), Sohn der getöteten Putzfrau, muss muss von diesem Anliegen überzeugt werden...
Eine stimmungsvolle Episode, die erneut die Bahn ins Spiel bringt (Man erinnere sich an die erstklassige Folge 5: "Tod am Bahngleis"). Ralf Schermuly gefällt als skrupelloser Gauner, der sich selbst überschätzt, seine Hintermänner und vor allem die Polizei unterschätzt. Jacques Breuer war damals noch sehr jung, doch man erkennt ihn sofort. Die übrige Besetzung agiert solide, es mangelt lediglich an ein paar Glanzlichtern. Günther Stoll grantelt sich als Helferlein durchs Szenario. Tappert wie immer souverän, Klein wie immer klein. Ein Nebendarsteller haut das Zitat des Monats raus: "Halt die Klappe, wenn du mit mir redest!"
Der Score mutet ein wenig belanglos an, es mangelt dem Verantwortlichen an zündenden Einfällen. Trotzdem tönt die musikalische Untermalung nett, nur leider eine Spur zu nett. Mit dem "Schwabylon" offenbaren sich grausige Bausünden, wie sie in den siebtziger Jahren in vielen Städten entstanden.
Gut = 7/10
Derrick: Folge 13 - Kamillas junger Freund (Deutschland 1975)
Herr Kessler (Siegfried Wischnewski) erlebt eine unangenehme Überraschung. In den eigenen vier Wänden bedroht ihn ein Unbekannter mit einer Schusswaffe, verlangt die Ausstellung eines Barschecks über 50.000 DM. Als sich der Räuber von der Haushaltshilfe Martha (Käte Jaenicke) bedrängt fühlt, erschiesst er die alte Dame und flüchtet. Kamilla (Luitgard Im), die Gattin Kesslers, war zum Zeitpunkt der Tat ausser Haus. Derrick ahnt sofort, dass in der Ehe der Kesslers nicht alles eitel Sonnenschein ist. Den Mörder und seine Komplizen hält der Misserfolg nicht von einem weiteren Anlauf ab. Die nächste Überfall läuft nach identischem Strickmuster ab, die Ehe der Betroffenen fördert ähnliche Verhältnisse wie die der Kesslers zu Tage...
Regisseur Alfred Vohrer holte alte Weggefährten aus Wallace-Zeiten vor die Kamera. So gibt es ein Wiedersehen mit Ilse Page und Albert Bessler. Gerd Böckmann überzeugt als schmieriger Gigolo, Karl Walter Diess und Hans Georg Panczak als fiese Verbrechergesellen. Ach ja, Günther Stoll ist auch wieder an Bord, erneut recht mies gelaunt. Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Beteiligten auszuzählen.
Vohrer schöpft bei der Besetzung aus dem Vollen. Zwar fehlen grosse Stars, doch die zahlreichen Nebenrollen bieten eine stattliche Menge bekannter Gesichter auf. Der Score dudelt und quietscht angenehm unkonventionell, im Finale haut Vohrer auf die Pauke, lässt die Protagonisten rumballern. Da ich die mir bekannten Regiearbeiten von Alfred Vohrer sehr schätze, war die Vorfreude auf diese Folge gross. Leider kann sie die Erwartungshaltung nicht ganz erfüllen, Vohrer hat mit dieser Folge noch nicht richtig Tritt gefasst.
Oberste Mittelklasse = 6,5/10
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mo 29. Nov 2010, 22:30
von Blap
Die Fortsetzung der Masters of Horror Sause.
Zum Einsatz kommen die Blu-ray Veröffentlichungen von Anchor Bay (USA). Die Kommentare werden kürzer als üblich ausfallen.
Dreams in the Witch-House (USA 2005)
Der Student Walter Gilman (Ezra Godden) mietet ein Zimmer in einem alten Haus. Das Anwesen ist eine ziemliche Bruchbude, der Vermieter ein unfreundlicher Prolet, doch die knappe Kasse beschränkt Walters Auswahlmöglichkeiten. Ein Lichtblick ist die hübsche Nachbarin Frances (Chelah Horsdal), die mit ihrem Baby das Zimmer neben dem Studenten bewohnt. Parterre wohnt ein älterer Herr namens Masurewicz (Campbell Lane), der Walter vor unheimlichen Mächten warnt, die das alte Gebäude seit langer Zeit heimsuchen. Tatsächlich wird Walter bald von grotesken Träumen geplagt, doch zunächst hält er diese für Produkte seiner Phantasie. Frances und Walter verstehen sich gut, der Student hilft der jungen Frau kurzfristig mit ein wenig Geld aus. Als Frances ihren neuen Nachbarn darum bittet, für ein paar Stunden auf ihr Baby aufzupassen, spitzt sich die Situation in dem unheimlichen Haus auf grausame Weise zu...
Die Vorlage zu dieser Episode aus der "Master of Horror" Reihe, stammt von niemand geringerem als H. P. Lovecraft. Mit Stuart Gordon hat sich ein fähiger Regisseur eingefunden, welcher der TV-Serie eine schöne und spannende Episode hinzufügt. Stuart Gordon sollte jedem Horrorfan ein Begriff sein. Wir verdanken ihm den Klassiker "Re-Animator" (1987), der wundervolle Streifen "Dagon" (2001) geht ebenfalls auf sein Konto. Auch Science-Fiction Kracher wie "Robot Jox" (1990) und "Fortress" (1992), sind unter seiner Anleitung entstanden. "Dreams in the Witch-House" plätschert keine Sekunde vor sich hin, jede Szene kommt exakt auf den Punkt. Trotz der -dem Format geschuldeten- kurzen Spieldauer, wirkt die Handlung erfreulicherweise nicht hektisch oder gar überstürzt, das Gespür für passendes Timing ist beeindruckend. Die Kamera fängt sehr stimmungsvolle Bilder ein, die Special Effects passen. Das Finale kommt nicht nur blutig daher, vor allem ist es bitterböse und kompromißlos, was ich ausdrücklich begrüße!
Die Saat geht auch deshalb so gut auf, weil Stuart Gordon sich auf seine Schauspieler verlassen kann. Ezra Godden arbeitete schon bei "Dagon" mit Gordon zusammen, in der erfolgreichen TV-Serie "Band of Brothers" ist er ebenfalls zu sehen. Godden ist die Idealbesetzung für den Part des freundlichen, hilfsbereiten Studenten. Er spielt diese Rolle absolut souverän. Man entwickelt umgehend Sympathien für ihn, leidet im Verlauf der Handlung mit Walter Gilman, feuert ihn in seinem verzeifelten Kampf gegen das Böse an. Nicht minder angenehm der Auftritt von Chelah Horsdal, die in den letzten Jahren in vielen TV-Serien zu sehen war. Wir kommen sogar in den Genuß ihrer Nacktheit, danke dafür, Herr Gordon. Campbell Lane sehen wir gebrochenen und verzweifelten alten Mann, während Jay Brazeau den fetten und unfreundlichen Hauswirt raushängen lässt. Die übrigen Rollen fallen recht klein aus, durch die Bank wird solides Schauspiel geboten. Der Star ist ganz klar Ezra Godden, dessen Leistung aller Ehren wert ist! ...aber auch die Rundungen der Frau Horsdal...äähmm, räusper...
Eine Episode die dem Horrorsüchtling viele schmackhafte Zutaten auftischt: Ein altes Haus mit einem finsteren Geheimnis, eine böse Hexe, eine Ratte mit menschlichem Antlitz, Möpse, Blut und Dramatik, erstklassig inszeniert und gespielt. Beide Daumen zeigen steil nach oben, hier wurde alles richtig gemacht. Diese Episode macht grosse Lust auf weitere Folgen der Reihe.
Die Blu-Ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume I), bietet neben "Dreams in the Witch-House", zwei weitere Episoden aus der "Master of Horror" Reihe an:
• Cigarette Burns
• The Fair-Haired Child
Das Bild liegt in 1080i vor, die Qualität ist sehr ansprechend, lediglich bei den Extras zeigt sich Anchor Bay recht geizig.
Für "Dreams in the Witch-House" setzt es dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
"Yeah, well, I don't believe in witches, okay?"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 1. Dez 2010, 00:33
von Blap
Requiem pour un Vampire (Frankreich 1971, Originaltitel: Vierges et vampires)
Der letzte Vampir, angewidert von der Bestie Mensch
Ein junger Mann und zwei junge Frauen rasen mit dem Auto durch die Landschaft. Sie werden von einem anderen Fahrzeug verfolgt, Schüsse fallen, der junge Bursche wird getroffen. Marie (Marie-Pierre Castel) und Michelle (Mireille Dargent) biegen in einen Feldweg ein, die Verfolger sind sie damit los. Ihr Begleiter stirbt an der Schussverletzung, die Mädchen setzen das Auto und den Toten in Brand. Die Flucht geht per Motorrad weiter, doch bald macht die Kiste schlapp. Zu Fuß geht es durch Felder und Wälder, auf einem kleinen Friedhof kommt es zu einem Zwischenfall, der glücklicherweise glimpflich verläuft. Schliesslich erreichen Marie und Michelle ein altes Kastell, wo sie zu ihrer Überraschung ein sehr einladendes Nachtlager vorfinden. Doch die Ruhe währt nicht lange. Aufgescheucht durch merkwürdige Geräusche, gerät das Duo in einen grotesken Albtraum. In dem alten Gemäuer residiert ein Vampir, umgegeben und umsorgt von seinen Schergen. Bizarre Rituale spielen sich ab, die verstörten Mädchen sollen der Gefolgschaft des Blutsaugers zugeführt werden...
Die kurze Inhaltsangabe zu "Requiem pour un Vampire", lässt ohne Zweifel Rückschlüsse auf einen Gothic Horror Beitrag zu. Aber Jean Rollin wäre nicht Jean Rollin, wenn er Hammer und Amicus, Mario Bava oder Paul Naschy kopieren würde. So unterschiedlich bereits die Werke der aufgezählten Firmen und Regisseure sind -man vergleiche Bava mit Naschy- Jean Rollin hat eine ganz eigene, andere Sicht auf die Dinge. Ab und an lockt uns Rollin auf eine falsche Fährte. Zum Beispiel im Moment, in dem der Vampir zum ersten Mal auftaucht, wähnt man sich tatsächlich für Sekunden in einem typischen Gothic Horror Streifen. Umgehend wischt Rollin dieses aufkommende Gefühl zur Seite, inszeniert wieder auf seine eigenartige, einzigartige Weise. Das faszinierende an diesem Film ist die unglaublich intensive, nahezu surreale Atmosphäre, die Rollin aus vordergründig unspektakulären Motiven zaubert. Wenn sich die Handlung nach einiger Zeit in das alte Gemäuer verlagert, ist die Erzeugung solcher Stimmungen nicht überraschend. Rollin gelingt dies aber bereits zuvor, allein durch sein Gespür für Motive und die richtige Position der Kamera. Da werden selbst vermeintlich banale Momente, in denen die jungen Frauen durch ein Feld laufen, zur gefilmten Poesie von unfassbarer Anmut. Ganz ohne Effekte oder Spektakel (abgesehen vom lauten Auftakt), ja zunächst gar ohne Dialoge. Lediglich der sehr stimmungsvolle Score wirkt zusätzlich verstärkend, ansonsten dominiert die Schönheit der Schlichtheit, die Schlichtheit der Schönheit...?¿ (Die zu keiner Sekunde schlicht wirkt. Es mag abgedroschen klingen, aber mit Worten lässt sich dieses Filmerlebnis nicht beschreiben, packen oder angemessen erfassen!)
Überhaupt ist der Film eine prall gefüllte Wundertüte, deren Inhalt lustvoll über den erwartungsvollen Zuschauer prasselt. Rollin steigt mit einer recht wilden Autoverfolgsjagd samt Ballerei ein. Dann dürfen wir die Mädchen bei ihrer weiteren Flucht geniessen. Eine kleine Verführungseinlage hier, ein Sturz ins Grab dort, bis sich die jungen Körper schliesslich über die uralten Gemäuer ergiessen, die Aufmerksamkeit des Bösen erregen. Doch wer ist wirklich "böse", wer ist tatsächlich "erregt"? Kennt man den Vampir sonst als Konzentrat aus Lust, Verführung und Verdorbenheit, fällt diese Rolle hier von ihm ab. Seine Schergen sind zügellos, gierig und bösartig, der Vampir selbst eine zurückhaltende, ja fast zerbrechlich wirkende Person. Bei genauer Betrachtung eine tragische Figur, gefangen in Melancholie und angeekelt von den Umtrieben seiner Geschöpfe. Diese unvollkommenen Geschöpfe, die längst nicht die ursprüngliche Kraft, den Charakter ihres Schöpfers, Mentors und Meisters geerbt haben. Er sei zu alt und zu schwach, so sinniert der einstige Fürst der Nacht, er könne seine Kraft nicht mehr auf seine Zöglinge übertragen. Sie werden nie wie er werden, sie bleiben Menschen, Menschen die lediglich in ihrer Ruchlosigkeit und Perversion gewachsen sind. Der letzte Vampir, ein melancholisches Wesen, erfüllt von der Sehnsucht nach ewiger Ruhe, Frieden, Stille. Die letzten Szenen -ich sehe in diesen Zeilen nicht die Gefahr von Spoilern- sind Melancholie pur, drücken aber nicht plump auf die Tränendrüse.
Jean Rollin sagt selbst, "Requiem pour un Vampire" sei auch von alten Comics beeinflusst, die er schon als Kind liebte. Ebenso offensichtlich sind Einflüsse aus der Ära des Stummfilms. Dieser Eindruck entsteht weniger durch die geringe Anzahl von Dialogen. Es sind vielmehr die herrlich schrillen Kostüme, das skurrile Makeup samt überlangen Fangzähnen, sowie das liebenswerte Overacting, die den Zuschauer an die Zeit vor dem Tonfilm erinnern. Freilich stehen die zahlreichen Nackt- und Erotikszenen im Kontrast zu diesen Eindrücken, doch erstaunlicherweise fügen sich diese Gegensätze(?) auf wundersame Weise stimmig zusammen. Erneut muss ich auf den wundervolllen Soundtrack hinweisen. Der Komponist namens Pierre Raph trifft immer den richtigen Ton. Egal ob sein Score eher psychedelisch flirrt oder klassisch angehaucht jubiliert, stets werden die jeweilgen Szenen perfekt untermalt. Wobei mir "untermalt" nicht als passendes Wort erscheint. Die Musik verschmilzt mit den Bildern zu einer wunderschönen Gesamtkomposition, Bilder und Töne gehen eine fruchtbare Symbiose ein.
Stundenlang könnte ich mich in Schwärmerein über diesen Film ergehen. "Requiem pour un Vampire" erobert mein Herz auch deshalb im Sturm, weil Rollin sich weit, weit vom Mainstream abhebt, sich aber nie zu verquaster, pseudointellektueller Sülzerei hinreissen lässt, mit deren Hilfe man den Dampfhammer-Schreiberlingen des "Fülletong" in den Arsch kriecht. ""Requiem pour un Vampire" ist ein ganz wundervolles und liebenswertes Filmerlebnis der besonderen Sorte. Ein echtes Kleinod, voller Momente die sich tief im Herzen und der Seele verankern. Wen es kalt lässt, wenn Louise Dhour in der Nacht auf dem Friedhof auf dem Flügel spielt... dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen. Dann wäre da noch Marie-Pierre Castel, die blonde Versuchung mit diesen unglaublichen Augen, dem sinnlichen Mund. Zart wie ein sanfter Windhauch, der an den ersten Tagen des Frühlings über meine Wangen streicht... (Hrrrmmmrrm! Heute eine Überdosis eingeworfen?) Ihre Begleiterin Mireille Dargent, nicht annährend so schön wie Marie-Pierre, doch auf eigenwillige Weise kaum minder anmutig und sinnlich... (Jaja, nun soll es genug sein!)
Um ein wenig Boden unter den Füßen zu gewinnen, möchte ich flugs zu den nüchternen Fakten kommen. Zu "Requiem pour un Vampire" existieren weltweit diverse DVD-Veröffentlichungen. Der deutsche Markt erweist sich leider als unbespielt, im englischsprachigen Raum trägen die Auswertungen den Titel "Requiem for a Vampire". Die wohl schönste Veröffentlichung stammt aus den Niederlanden. "Requiem pour un Vampire" kommt von Encore als "3-Disc Collector's Edition" ins Haus, die DVDs stecken in einem schicken, aufklappbaren Digipak. Das Digi ist in einem nicht minder hübschen Schuber verstaut, dem Set liegt ein üppiges Booklet (64 Seiten) bei. Der Bonusbereich bietet interessante Interviews, alternative Szenen, Trailer und weiteren Stoff. Der Ton liegt im französischen Original vor, ergänzt durch die englische Synchronisation. Untertitel sind in zahlreichen Sprachen an Bord, auch deutsche Zeilen lassen sich auf Wunsch zuschalten. Ok, man hätte die Boni auch komplett auf der zweiten DVD unterbringen können. Anstatt einer dritten DVD, wäre z.B. der Soundtrack auf CD eine vortreffliche Beigabe gewesen. Trotzdem gilt: Wer ein wenig tiefer ein die Tasche greifen möchte, tätigt mit dem prachtvoll gestalteten Set von Encore den bestmöglichen Kauf!
Für aufgeschlossene, entdeckungsfreudige Filmfreude -aber nur für diese Gattung- lohnt sich die Entdeckung von "Requiem pour un Vampire". Ein wundervolles Filmerlebnis! Die Bewertung per Zahlenraster bereitet mir erneut grosse Qual. Aber bitte: 8,5/10 (sehr gut bis überragend, mit Spielraum nach oben!)
Lieblingszitat:
"Lass uns in die Gruft gehen."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Fr 3. Dez 2010, 00:16
von Blap
Sister Street Fighter (Japan 1974, Originaltitel: Onna hissatsu ken)
Fratzengeballer mit Soße
Koryu (Etsuko Shihomi) ist das Brüderlein abhanden gekommen. Der Bursche war als Undercover-Ermittler tätig, hatte sich erfolgreich Zugang zu einer mächtigen Drogenbande verschafft. Der Arm des Gesetzes bittet Koryu um Hilfe bei der Suche, die schlagfertige Kampfsportlerin lässt sich nicht lange bitten. In Japan trifft Koryu auf ihren Onkel Gyokudo (Hiroshi Kondo), der sich ebenso betroffen über die vermutliche Entführung seines Neffen zeigt. Die junge Frau glaubt fest daran, dass ihr Bruder noch unter den Lebenden weilt. Tatsächlich befindet sich der Unglückliche in den Krallen des Gangsterbosses Kakuzaki (Kengo Miyaji), der ihn in eine Zelle gesperrt hat und fleissig mit Drogen vollpumpt. Kakuzaki ist nicht nur ein grausamer Schinder und Schlächter, er hält sich nebenbei auch noch eine stattliche Sammlung von Killern. Besonders Inubashiri (Masashi Ishibashi) erweist sich als eifriger Scherge seines Bosses, kein Auftrag ist ihm zu schmutzig. Derweil nimmt Koryu mit einer Dame namens Fang Shing (Xiu-Rong Xie) Kontakt auf, die -wie Koryus Bruder- in die Bande um Kakuzaki eingeschleust wurde. Ein verdammt gefährlicher Job, der nicht nur Fang Shing in allergrösste Lebensgefahr bringt. Bald findet sich Koryu mitten in einem Strudel aus Mord und Totschlag wieder, wie soll sie gegen die Übermacht von Kakuzaki bestehen? Einen Trumpf hat die todesmutige Kämpferin in der Hinterhand, den freundschaftlichen Kontakt zu einer örtlichen Kampfsportschule. Allen voran könnte sich Hibiki (Sonny Chiba) als grosse Hilfe erweisen, denn er pflügt bei Bedarf, wie ein gewaltiger Panzer durch die Reihen der Unterwelt...
Ufff... Das Drehbuch dieses japanischen Klassikers mag nicht viel Staat mit seinem Inhalt machen. Die Handlung ist ohne Ausschweifungen erzählt, die zahlreichen Kämpfe sind die Höhepunkte, die Dreh- und Angelpunkte der gesamten Sause. immerhin hat man eine Prise Familiendrama untergemischt, inklusive Verrat und tränenreicher Tragik. Regisseur Kazuhiko Yamaguchi treibt den Plot stetig voran, wie einst Bauer Meier seine Schweine durchs Dorf, gradlinig und gnadenlos. Die Hauptrolle wurde mit der sehr sympathischen Etsuko Shihomi besetzt, die sich als erstaunlich wendig und schlagkräftig erweist. Wäre die Dame annährend so sexy, wie ihre Kampfkünste tödlich, es wäre kaum auszuhalten. So flimmert die gute Etsuko mehr als sportlicher Kumpeltyp über die Mattscheibe, der man freudig beim Austeilen von Schlägen und Tritten zuschaut. Freilich darf der "echte" Street Fighter nicht fehlen! Sonny Chiba ist zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, bekommt aber im Finale die Chance ordentlich aufs Mett zu klopfen. Die Bösewichter sorgen mit herrlichen Grimassen und Verrenkungen für beste Unterhaltung. Allen voran Masashi Ishibashi, den man bereits aus Sonny Chibas "Street Fighter" Kloppereien kennt.
Der Streifen zaubert absurde Einfälle aus dem Hut, es ist eine wahre Pracht! Ein Gangsterboss, der sich Horden von Killern hält, die in den abenteuerlichsten Outfits durch das Szenerio eiern und geifern. Cheffe selbst trägt eine obercoole Sonnenbrille, im Notfall packt er seine tödliche Kralle aus. Herrlich auch die Helferlein des "Oberkillers" Inubashiri. Dieser hält sich eine kleine Leibgarde von Prügelknaben, die mit einer Art Mülleimer aus Bast unterwegs sind, die sie sich über ihre Schädel gestülpt haben. Besser ist es, denn die armen Kerle bekommen ständig was auf die Fresse, offenbaren sie ihre Schönheit, glotzen sie stets reichlich verbeult und dämlich aus der Wäsche. Natürlich darf man hier keine tiefere Zeichung der Charaktere erwarten, wozu auch, die Prioritäten sind ganz anderer Art. Die überaus klischeehaften "Guten" und "Bösen" passen -im wahrsten Sinne des Wortes- wie die berühmte Faust aufs blutige Auge.
"Blutig" ist ein gutes Stichwort. Wer die "Street Fighter" Filme mit Sonny Chiba kennt, wird sich bereits dort an diversen Metzeleien geweidet haben. Schwester Strassenkämpfer lässt in dieser Disziplin im grandiosen Showdown die wilde Wutz von der Leine. Etsuko erlebt ihren sinnlichen Höhepunkt, als sie einem Gauner den Kopf verdreht, exakt um 180 Grad. Der Ärmste schafft es trotzdem noch -mit unfassbar belämmertem Ausdruck im Gesicht- eine Treppe hinab zu schreiten, bevor sein erbärmliches Lebenslicht endgültig erlischt. Hinzu kommen ein paar hübsche Fontainen des roten Lebenssaftes, ein buntes Allerlei an Tötungsinstrumenten, sowie ein erbaulicher Body Count. Wenn Etsuko Shihomi Köpfe verdrehen darf, kann Meister Chiba sich nicht lumpen lassen. Der geschätzte Sonny gönnt sich seinen Orgasmus per Leibesöffnung eines Feindes, der seine Eingeweide beim Austritt bestaunen darf. Sonny Chiba drängt Etsuko Shihomi aber nicht zur Seite, die Abrechnung mit dem Haupt-Ober-Super-Duber-Bösewicht, überlässt er artig seiner emsigen und effektiven Kollegin.
Ihr wollt Fratzengeballer? Bitte, hier bekommt ihr Fratzengeballer! "Sister Street Fighter" unterhält launig und kurzweilig, erfüllt locker die Erwartungshaltung des Eastern-Freundes, sofern sich dieser für die rustikale Gangart begeistern kann. In Deutschland vermarktete man den Film unter dem Titel "Die Karate-Tiger". Eine DVD-Auswertung existiert hierzulande nicht, schade. Ich habe mir die Blu-ray von BCI gegönnt, die ausserdem "Sister Street Fighter: Hanging by a Thread" (Onna hissatsu ken: Kiki ippatsu, 1974) enthält. Das Bild wird Pixelzähler sicher kaum befriedigen, mit gefällt der "Kino-Look" der Blu-ray sehr gut. Der Ton liegt in englischer und japanischer Sprache vor (beim zweiten Film nur in japanisch, ergänzt durch englische Untertitel). Ein paar Trailer runden das Paket ab. Noch ist die Scheibe zum kleines Preis erhältlich, Interessenten sollten zugreifen, denn bekanntlich weilt BCI nicht mehr unter uns. Die BD kommt ohne Regionalcode Beschränkung ins Haus, also immer ran an den Speck!
Guter Stoff, mehr davon! Dicke 7/10
Lieblingszitat:
"I don't like racehorses,so I keep killers. Hahaha!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 5. Dez 2010, 01:10
von Blap
Big Foot - Das größte Monster aller Zeiten (USA 1970, Originaltitel: Bigfoot)
Mumpitz im Wald
Eine junge Frau rettet sich per Fallschirm aus ihrem abstürzenden Flugzeug. Zwar landet die blonde Schönheit sicher in einem lauschigen Waldgebiet, doch die Freude währt nicht lange. Bizarre Gestalten tauchen auf und verschleppen die Dame. Wenig später wird die Freundin des Mopedfahrers Rick (Christopher Mitchum) ebenfalls von den affenartigen Wesen entführt, Rick wird von ihnen niedergeschlagen. Als der junge Mann nach Hilfe sucht, wird der fahrende Händler Jasper B. Hawks (John Carradine) auf ihn aufmerksam. Jasper wittert das grosse Geld, will eines der Ungetüme einfangen und gegen Bezahlung ausstellen. So machen sich Rick, Jasper und dessen Gehilfe Elmer (John Mitchum) auf den Weg in das Waldgebiet, angetrieben von höchst unterschiedlichen Motiven. Der örtliche Sheriff namens Cyrus (James Craig), hält die Geschichten um Unholde und Monster für blanken Unsinn, doch er soll bald eines besseren belehrt werden. Weitere Menschlein machen sich auf die Suche nach den Vermissten. Doch die wahre Gefahr geht nicht von den grotesken Urmenschen aus...
Du meine Güte, was für ein herrlich bekloppter Schlock aus dem Amiland! Purer Trash ohne Sinn und Verstand, der reichlich gute Laune verbreitet, sofern man sich für Abfall dieser Gangart erwärmen kann. Knarzschädel John Carradine ist der unbestittene Star der Sause, seine Darbietung des geldgeilen Händlers und Blenders ist grandios! John Mitchum -der jüngere Bruder von Robert Mitchum- gibt den Teilhaber von Carradine, fett, verschwitzt und feige, zu allem Überfluss auch noch reichlich debil. Mit Christopher Mitchum ist ein weiterer Ableger der Mitchum-Sippe an Bord, immerhin der Sohn von Robert Mitchum. Chris Mitchums Leistungen wirken meist ein wenig blass und unscheinbar, seinen Auftritt als sympathischer Möchtergern-Biker meistert er mit seiner üblichen Mittelmäßigkeit, die man ihm aber "irgendwie" nicht anlasten mag (Ausserdem hat er bei mir wegen "Summertime Killer" einen Stein im Brett). In weiteren Rollen bekommen wir ein paar hübsche Damen zu Gesicht, ergänzt durch mehr oder weniger bekannte Akteure aus der zweiten und dritten Garde.
Natürlich gibt es in diesem Film keine grossen Stars zu sehen, doch immerhin besteht die Besetzung nicht aus Nobodys (Schade, schade, ich mag frische Fratzen). Bei manchen Mitwirkenden fragt man sich durchaus, wie sie in einer derartig trashigen Groteske landen konnten. Die Antwort ist vermutlich sehr einfach: Sie waren jung/alt und brauchten das Geld. Obwohl... Geld? Naja, ein paar Kröten werden wohl zur Verfügung gestanden haben, als dieser Streifen unter der Regie von Robert F. Slatzer gedreht wurde. Die Dialoge befördern unzählige Unfassbarkeiten ans Tageslicht, nicht zu vergessen die durchgeknallten Kostüme der Urmenschen. Die Begründung für deren Existenz bekommt der Zuschauer frei Haus geliefert: Es muss sich bei diesen Wesen um das fehlende Bindeglied zwischen Neandertaler und dem heutigen Menschen handeln. Hey, mit diesem Film unternehmt ihr etwas gegen den Verfall eurer grauen Zellen! Bildungstrash, gewissermaßen. Der grösste Brüller ist jedoch, dass die in der Gegend agierenden Gesetzeshüter noch nie seltsame Wesen gesehen haben, aber jeder durchreisende Vollidiot sofort und überall deren Spuren entdeckt, mit hoher Wahrscheinlichkeit entführt oder zumindest angefallen wird. Bigfoot taucht erst recht spät auf, er sieht ähnlich beknackt wie seine unfreiwilligen Gehilfen aus.
Das gesamte Machwerk ist ein grosser Haufen Sondermüll. Das Drehbuch wurde offenbar unter dem massiven Einfluss von Opioiden verzapft, die Regie zeichnet sich durch weitgehende Abwesenheit von Talent aus. Danke dafür, Herr Slatzer! Wer diesen Stoff drücken möchte, darf zur ""Rocker & Biker Box Vol. 5"" aus dem Hause MIG greifen. Dort findet man auch den guten Flick "Das Northville Massaker" aka "Rockerschlacht in Northville" vor. Big Foot - Das größte Monster aller Zeiten (In der Box als ""Big Foot und die Rockerbande" bezeichnet), hat "eigentlich" nichts in einer "Rocker & Biker Box" zu suchen. Hier gurken zwar ab und an ein paar Typen auf Mopeds durch die Landschaft, doch "Rocker" sind diese zarten Gestalten wohl kaum. Egal, dem Spass bricht deswegen kein Zacken aus der Gabel. Achjo, die Bildqualität fällt sehr bescheiden aus, doch die Zielgruppe wird sich wenig darum scheren. Die Box ist übrigens falsch beschriftet, denn man preist dort "Die rasenden Rocker vom Thunderstrip" an, geboten wird jedoch "Bigfoot". Die rasenden Rocker gibt es in der sechsten Box auf die Augen.
Die Klasse der Rocker & Biker Boxen 1 und 2, verfehlt Box Nummer 5 um Längen. "Das Northville Massaker" stellt ohne Zweifel eine Bereicherung dar, "Bigfoot" betrachte ich als nette Zugabe.
6/10 Trashpunkte! "Normale" Menschen ziehen bitte mindestens 3 Punkte ab!
Lieblingszitat:
"Wovon redest du überhaupt?"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mo 6. Dez 2010, 09:33
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Folge 14 - Der Tag nach dem Mord (Deutschland 1975)
Dem Schüler Horst Wegmann (Oliver Grimm) zerreist es das schwermütige Herzlein. Sein italienischer Kumpel Mario (Renzo Martini) knutscht mit Andrea (Anita Lochner), in die Horst mit Haut und Haaren verliebt ist. Als der junge Bursche seinen Freund zur Rede stellt, versucht Mario die Situation zu entschärfen, wirbt bei Horst um Verständnis für seine Zuneigung zu Andrea. Für einen Moment verliert Horst die Kontrolle, er sticht mit einem Schraubenzieher auf Mario ein. Umgehend packt den Schüler das schlechte Gewissen, er will Mario zu einem Arzt bringen. Als Horst nach Hause kommt, verstirbt Mario auf dem Beifahrersitz. Horsts Vater (Alexander Kerst) will den Vorfall vertuschen, er parkt das Auto des Toten vor einer einschlägig bekannten Kneipe, Marios Leiche lässt er auf dem Beifahrersitz zurück. Derrick wird schnell klar, dass er es hier nicht mit einer üblichen "Szene-Straftat" zu tun hat. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein auch zu den Wegmanns. Dort liegen die Nerven blank, die Zerwürfnisse innerhalb der Familie brechen hervor...
Ein kurzer Kontrollverlust löscht ein Leben aus, verbaut dem jugendlichen Täter die Zukunft. "Der Tag nach dem Mord" ist eine recht ruhige, unhektisch inszenierte Folge. Das zentrale Familendrama ist mit guten Leistungen der Darsteller gesegnet. Oliver Grimm wirkt schon vor der Tat verloren, Alexander Kerst überzeugt als Vater mit Hang zum Zynismus. Krista Keller sehen wir als Mutter des Täters, die in erster Linie um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist. Derrick muss nur ein wenig an der Schraube drehen, um den Verdächtigen massiv unter Druck zu setzen. Das Finale wirkt auf den ersten Blick ein wenig einfallslos, setzt aber den passenden Schlusspunkt.
Diese Folge mit Alexander Kerst und Günter Mack zwei weitere bekannte Gesichter. Die Namen der Schauspieler mögen nicht jedem Zuschauer ein Begriff sein, doch ihre Gesichter wirken sofort vertraut. Insgesamt macht die Besetzung einen frischen und unverbrauchten Eindruck. Vermutlich weil die Nebenrollen mit weniger bekannten Darstellern besetzt sind, die ihren Job sehr solide ausüben. Besonders Oliver Grimm zeigt eine sehr gute Leistung. Zu Beginn tönt der Score recht flott aus den Lautsprechern, im Verlauf der Handlung verschwindet die musikalische Untermalung in den Hintergrund. Folge 13 ist solide, muss sich aber der starken Konkurrenz aus eigenem Hause beugen.
Oberste Mittelklasse = 6,5/10
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mo 6. Dez 2010, 23:30
von Blap
Transsiberian (Großbritannien, Deutschland, Spanien, Litauen 2008, Originaltitel: Transsiberian)
Spur N wäre gern H0
Die US-Amerikaner Jessie (Emily Mortimer) und Roy (Woody Harrelson), wollen nach einem wohltätigen Arbeitsaufenthalt in China, mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau reisen. Zunächst haben die Eheleute ein Abteil für sich, irgendwann steigen Abby (Kate Mara) und Carlos (Eduardo Noriega) zu. Das Pärchen gibt sich locker und entspannt, man plaudert ein wenig und Roy nimmt einige Drinks mit Carlos. Als der Zug in Irkutsk hält, schaut sich Roy die dort abgestellten Dampfloks an, die für den Modelleisenbahner eine prachtvolle Augenweide darstellen. Wenig später stellt Jessie beunruhigt fest, dass ihr Mann offensichtlich nicht mehr im Zug verweilt. Hat Roy die Abfahrt vor lauter Begeisterung für die alten Schnauferl verpasst? Eine Kontaktaufnahme ist nicht möglich, was bei Jessie für zusätzliche Anspannung sorgt. Sie beschliesst an der nächsten Station auszusteigen, dort will sie auf Roy warten, der vermutlich mit dem folgenden Zug am nächsten Tag eintreffen wird. Abby und Carlos schliessen sich Jessie an, Carlos scheint ein Auge auf Jessie geworfen zu haben. Bei einem kleinen Ausflug ohne Abby, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall in einer abgeschiedenen Gegend. Was will Carlos von Jessie? Ist der Bursche in kriminelle Machenschaften verwickelt? Tatsächlich kommt Roy mit dem nächsten Zug an, auf der Fahrt hat er den freundlichen Polizisten Grinko (Ben Kingsley) kennengelernt. Jessie wirkt angeschlagen, doch was auch immer passiert ist, es werden noch weitaus schrecklichere Dinge geschehen...
Da ich eine Vorliebe für Filme hege die in Zügen spielen, war ich auf "Transsiberian" selbstverständlich besonders neugierig. Nicht zu vergessen, dass Regisseur Brad Anderson mit "The Machinist" (2004), einen wirklich guten (obschon IMHO leicht überbewerteten) Streifen an den Start brachte. "Transsiberian" erfreut mich mit seinem angenehm unhektischen Erzähltempo, Anderson gewährt dem Plot Zeit zur Entfaltung (zumindest versucht er es). Auch die Schauspieler leisten durchweg gute Arbeit, als dickes Sahnehäubchen tischt man herrliche Landschaften auf, abgerundet durch das stimmungsvolle Zug-Szenario.
Bei diesen sehr guten Vorzeichen, muss der Flick doch fast zwangsläufig ein Volltreffer sein, mein altes Herz gewissermaßen im Sturm erobern? Leider geht die Rechung nur zum Teil auf. Aber woran liegt es? Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Emily Mortimer agiert als zentrale Figur überzeugend, ihr Charakter gewinnt im Verlauf der Handlung an Tiefe. Woody Harrelson gefällt als simpler Gutmensch. Man könnte nun bemängeln, dass Harrelsons Figur zu flach und uninteressant sei, doch er passt als "Anker" recht gut in das Treiben. Eduardo Noriega gibt das Gegenstück zu Harrelson, ein von Anfang an verdächtiger Typ, dem man nicht über den Weg trauen mag. Kate Mara agiert solide, man gesteht ihrem Part allerdings kaum Entwicklungsmöglichkeiten zu. Ben Kingsley hat eine die beste Nebenrolle erwischt, Thomas Kretschmann gefällt als wortkarger Verbrecher ohne Skrupel. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau. Es mangelt jedoch an "echter Tiefe", denn wirklich packend sind die Erkenntnisse über Jessie (Emily Mortimer) nicht, Carlos (Eduardo Noriega) bleibt durchschaubar und flach.
Ähnlich ist es um die Spannung und die Tiefe des Plots bestellt. "Transsiberian" gibt vor mehr zu sein, als man dem Zuschauer letztlich anbietet. Brad Anderson legt die Latte hoch auf, springt aber ein ganzes Stück unter dieser hindurch. Der Film möchte gern eine Charakterstudie sein, ist dazu geneigt in prächtigen Landschaftsaufnahmen zu schwelgen, will als Thriller mit Spannung und Überraschungen punkten, inklusive Schmuggel und Korruptiuon. Im Ergebnis ist der Sud jedoch seltsam fad und vorhersehbar. Am Ende tappt "Transsiberian" in eine weitere Fußangel, liefert kramphaft eine Rechtfertigung für eine von Jessie begangene Tat. Da rettet auch die kleine "sympathische Genugtuung", für die von Kate Mara gespielte Abby nicht mehr viel.
Die Voraussetzungen für einen hochklassigen Thriller mit Tiefgang könnten kaum besser sein. Leider hat man es nicht geschafft den Spannungsbogen unter Strom zu halten, das Tempo an den richtigen Stellen passend zu dosieren. Immer wieder gibt es gute Ansätze, scheint der Durchbruch in Richtung "grosses Kino" jeden Moment über uns hereinzubrechen. Aber... Leider Fehlanzeige. So lässt mich "Transsiberian" nach 111 Minuten recht ratlos zurück, sicher auch enttäuscht, ob der verschenkten Möglichkeiten. Nein, ein schlechter Film ist die Zugfahrt durch den Schnee nicht, keineswegs. Doch der Flick verschluckt sich an den eigenen Ambitionen. Hier wollte jemand mit den Grossen um die Wette pinkeln, hat aber leider den kürzeren Riemen gezogen. Zu mutlos, zu durchschaubar. Irgendwie schade, fast ein wenig tragisch.
Mir liegt "Transsiberian" als Blu-ray vor. Das Bild ist ordentlich, ein paar Boni runden das Paket ab.
Obere Mittelklasse = 6/10
Lieblingszitat:
"Wenn du all meine Dämonen tötest, sterben vielleicht auch meine Engel."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 9. Dez 2010, 02:07
von Blap
Neu: Ab sofort (wenn möglich) mit dem Cover der von mir gesichteten DVD/BD:
Das süsse Leben der Nonne von Monza (Italien 1981, Originaltitel: La vera storia della monaca di Monza)
Räppelchen und Intrigen im Kloster
Virginia (Zora Kerova) ist eine Tochter aus gutem Hause, doch ihre Zukunft liegt hinter den Mauern eines Klosters. Die dortige Mutter Oberin (Franca Stoppi) führt ein strenges Regiment, doch auch sie hat ihre Augen nicht überall. Immerhin erwischt sie Virginia bei einem zarten Flirt mit dem Lebemann Giampaolo (Mario Cutini), was eine sofortige Ermahnung und leichte Züchtigung nach sich zieht. Damit nicht genug, in den Nächten wird die junge Nonne von unzüchtigen Träumen durchgeschüttelt, lässt sich von einer Mitschwester dafür bestrafen. Als Virginias Vater überraschend verstirbt, steigt ihr gesellschaftliches Gewicht enorm, selbst die Oberin muss ihn nun Respekt zollen. Virginia nutzt die gesundheitliche Schwäche der Mutter Oberin, sie übernimmt bald deren Posten. Die Annährungsversuche von Giampaolo weist die Nonne noch immer zurück, doch eines Tages fällt der heissblütige Liebhaber über sie her, nimmt sie hart ran. Trotz der erfolgten Notzucht hegt Virginia keinen Groll gegen den Burschen, das Paar gibt sich mehr und mehr den verbotenen Gelüsten hin. Auch der zuständige Geistliche Don Arrigone (Franco Garofalo) ist ein hemmungsloser Sünder, im Konvent herrscht ein Taumel der Gelüste. Einige Schwestern blicken neidvoll und zornig auf das Treiben der neuen Äbtissin, in der Zeit der Inquisition kann Verrat grauenhafte Folgen nach sich ziehen...
Vor einigen Monaten erfreute der Nonnen-Exploiter "L'altro inferno" (1981) meine entzüdeten Augen. Bruno Mattei inszenierte diesen unterhaltsamen Streifen, Franca "Knute" Stoppi, meine Göttin der perversen Gelüste, spielte dort ebenfalls eine Mutter Oberin. Ergo war die Freude meinerseits sehr gross, als in Deutschland eine DVD zum Mattei Streifen "Das süsse Leben der Nonne von Monza" veröffentlicht wurde. Die Sausen vom guten Bruno mag ich (fast) immer gern. Schon allein für die beiden WIP-Knaller mit Laura Gemser möchte ich Herrn Mattei knutschen
(Laura - Eine Frau geht durch die Hölle (1982), Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus (1983)). Es wäre müßig weitere Highlights des Regisseurs aufzuzählen, entsprechende Quellen stehen im Netz zur Verfügung.
"Das süsse Leben der Nonne von Monza" beschreitet etwas andere Wege als "L'altro inferno", obwohl beide Filme dem Nunsploitation-Genre zuzurechen sind. "L'altro inferno" ritt mehr auf der Horrorschiene umher, sorgte sogar für wohlige Gothic-Schauer. "Das süsse Leben..." reitet nicht minder fleissig, doch hier wird auf den Damen geritten, Möpse und Schenkelgut regieren weite Teile der Sause. Vom Thema "Reiten" komme ich bei diesem St(r)eifen nicht los, gleich zu Beginn tischt uns der verdorbene Bruno eine entsprechende Szene mit Gäulen auf. Genauer gesagt mit einem heissen Hengst samt unruhigem Riemen, der Einlass bei einer rossigen Stute begehrt. Solche Momente sind "eigentlich" überhaupt nicht mein Fall. Ich kann sogar Tierdokus nicht leiden, schon gar nicht, wenn dort irgendwelches Getier den Koitus vollzieht (ich bevorzuge eindeutig die Variante zwischen Mensch und Mensch. Natürlich lehne ich entsprechende Filme ab, nur damit keine Unklarheiten aufkommen). Ähhm... Wo waren wir
stehen geblieben? Nun denn, die kleine Klapperei der Huftiere ist glücklicherweise nicht zu detailverliebt gefilmt, was sich positiv auf den Verbleib meines Mageninhaltes auswirkte. Die Szene passt -das muss ich zugestehen- sogar vorzüglich in die Eröffnung des Films, denn sie verbreitet umgehend eine prächtige Sleaze-Atmosphäre.
Seine Schauspieler
innen lässt Herr Mattei gern unbekleidet durchs Bild huschen. Allen voran Zora Kerova, die als Pinguin wirklich sehr hübsch aus dem Gewand schaut, sich ihrer Bekleidung aber immer wieder entledigt. Frau Kerova hat zwar nicht in allzu vielen Filmen mitgewirkt, doch es finden sich einige Exploitation-Perlen darunter, die ich keinesfalls in meiner Sammlung missen möchte. Ein paar Beispiele gefällig? Nein? Ist mir egal, Gnade wird nicht gewährt: "Man-Eater" (1980), "Horror-Sex im Nachtexpress" (1980), "Der New York Ripper" (1982). Alles unverzichtbare Schätze, in denen die Dame stets überzeugend agiert. Es wundert kaum, dass Bruno Mattei von seiner Mutter Oberin Zora Kerova keine ausufernde Charakterdarstellung verlangt. Immer wieder zeigen sich dezente Anflüge von Tiefe, die freilich schnell im Sog der Nippelflut aufgerieben werden. Sehr neugierig und erwartungsvoll, hechelte ich dem Auftritt von Franca "Zuchtmeisterin" Stoppi entgegen. Leider kommt meine Lieblingssadistin diesmal nicht wirklich zum Zuge. Sie wirft Zora ein paar zornige Blick zu, zieht ihr eine dornige Rose durchs Gesicht. Das wars dann auch schon mit der teuflischen Herrlichkeit, für Franca "Erniedrigerin" Stoppi fällt leider nur eine recht kleine Nebenrolle ab, schade. Gesichtsruine Franco Garofalo war bereits in "L'altro inferno" an Bord, als Pfaffe mit bizarren Gelüsten ist er in "Das süsse Leben..." sehr gut besetzt. Mario Cutini ist ein austauschbar wirkender Womanizer, er erfüllt jedoch seinen Zweck. Das Ensemble wird durch einige -mehr oder minder- attraktive Damen abgerundet, von denen die hübscheren blank ziehen, während die älteren Semester ihre *hüstel* "Dinge" unter Verschluss halten.
Lieber Bruno! Du bist (warst) wirklich ein Ferkel. Meine Zuneigung ist dir für immer sicher, ich liebe deine sleazigen Ergüsse! Zwar hast du schon auf soliderem Niveau gearbeitet -die Handlung poltert diesmal noch arger und verhackstückter über den Bildschirm- aber auch mit dieser Sause erfreust du meinen Gaumen. Die Möpse dürften für meinen Geschmack ein, zwei Nummern üppiger sein, aber Zora Kerova entschädigt mit ihrem Blick, diese Augen sind einfach wundervoll! Im direkten Vergleich ziehe ich "L'altro Inferno" vor, ich mag die intensive Atmosphäre des Streifens sehr. "Das süsse Leben der Nonne von Monza" wirkt schludriger runtergekurbelt, versprüht aber jede Menge sündigen Charme. Eine Sleaze-Suhle für alte Borstenviecher, in die ich mich aus tiefster Überzeug stürze, mich mit grösstem Vergnügen darin wälze. Danke dafür!
Seit ein paar Jahren existiert eine US-DVD, welche unter dem Titel "The true story of the nun of Monza" angeboten wird. Ich habe keine Ahnung wieso, aber die Scheibe ist mir bisher durch die Lappen gegangen. Die deutsche DVD von X-Rated reisst qualitativ keine Bäume aus, IMHO wurde zu ausufernd mit Filtern gearbeitet. Der Film liegt ungekürzt vor, es stehen grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Motiven zur Auswahl. Als Boni bietet man uns acht interessante Trailer an. Ein paar Stellen liegen ausschliesslich in italienischer Sprache vor, diese Momente sind untertitelt. Während einer Szene fehlen die Untertitel, eine kleine -aber erträgliche- Schlamperei. Die Hartbox trägt die Nummer 250, auf das "Jubiläum" wird auf dem Cover ausdrücklich hingewiesen. Wenn man schon darauf Bezug nimmt, hätte man sich mit der Aufbereitung des Films ein wenig mehr Mühe geben dürfen, ferner gern ein paar Extras spendieren dürfen. Z.B. wäre eine Bonus-DVD mit etlichen Trailern eine feine Sache gewesen. Insgesamt ist die Scheibe eher mittelprächtig ausgefallen, immerhin sieht "Cover A" sehr ansprechend aus. Nunsploitation- und/oder Mattei-Fans dürfen ohne Reue zugreifen!
6,5/10 (Die starke Konkurrenz verhindert eine höhere Wertung. Diverse "Wohlfühlpunkte" addiere ich im Geiste.)
Lieblingszizat:
"Verschone mich mit deinen schmutzigen Reden, Sklavin der Gewohnheit!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 9. Dez 2010, 23:48
von Blap
From Paris with Love (Frankreich 2010, Originaltitel: From Paris with Love)
Geballer ohne Herz
Offiziell arbeitet James Reese (Jonathan Rhys Meyers) als persönlicher Assistent des US-Botschafters in Paris. Tatsächlich ist Reese für die CIA tätig, man weist der zuverlässigen Nachwuchskraft immer wieder kleine Aufträge zu. Hier ein paar Nummernschilder austauschen, dort eine Wanze installieren, ein recht beschauliches Agentenleben. James würde gern tiefer in die Materie einsteigen, wird aber zunächst vertröstet. Doch die "Action" ereilt den jungen Mann früher als erwartet. Als er mit seiner hübschen Freundin Caroline (Kasia Smutniak) einen romantischen Abend verbringen möchte, erhält er DEN entscheidenden Anruf, nach dem nichts mehr wie zuvor sein wird. Reese soll einen gewissen Charlie Wax (John Travolta) am Flughafen einsammeln, ihm bei einem Auftrag zur Seite stehen. Wax ist ein lauter und ruppiger Bursche, als Reese den Flughafen erreicht, liefert sich sein neuer Kollege bereits eine verbale Ausseinandersetzung mit den französischen Zollbeamten. Immerhin gelingt dem Neuling eine clevere Lösung der Situation, doch das Auftreten von Wax treibt dem Neuling erste Sorgenfalten auf die zuvor aalglatte Stirn. Mit dem unguten Gefühl liegt James völlg richtig, denn der gemeinsame Besuch eines China-Restaurant endet in einem bleihaltigen Inferno mit etlichen Toten. Quasi im Alleingang pflügt Charlie Wax den Laden um, der offensichtlich als Umschlagplatz für Kokain diente. Diese Aktion erscheint nicht mehr steigerungsfähig, aber da irrt Reese gewaltig, denn Wax ist noch längst nicht zur Höchstform aufgelaufen. Was steckt hinter den irren Aktionen des durchgeknallten Typen? Die Antwort darauf wird sich James bald erschliessen, schmerzhafte Tatsachen kommen ans Tageslicht...
Auf "From Paris with Love" habe ich mich sehr gefreut. Regisseur Pierre Morel legte 2008 mit "Taken" (96 Hours) einen tollen Actionkracher vor, in dem Liam Neeson ordentlich auf den Putz hauen durfte. "From Paris with Love" geht ähnlich vor, wir steigen flott ins Geschehen ein, die Handlung wird zügig und ohne Schnörkel vorwärts getrieben. Kurz vor dem Finale gibt es sogar einen gelungenen Twist zu vermelden, der allerdings Verfechtern von "politisch korrekter" Filmkunst, endgültig die Zornesröte ins Gesicht treiben wird. In dieser Hinscht war "96 Hours" bereits für manchen Zeitgenossen ein rotes Tuch, welches beim Genuss beim Genuss von "From Paris..." endgültig eine dunkelrote Färbung annehmen dürfte. Mich stört diese Schieflage freilich nicht, da ich mit Humor an solche Flicks herangehe.
Pierre Morel bietet dem Actionfan ein schmackhaftes, geradezu opulentes Mahl an. Es wird in hoher Dosierung geballert und gestorben, der Härtegrad ist dabei nicht ausufernd, glücklicherweise aber nicht weichgespült. Verfolgungsjagden per Auto gibt es ebenfalls zu bestaunen, und wenn die Wumme leergeballert wurde -oder sonstwie nicht verfügbar sein sollte- gibt es zur Not gewaltig auf die Fresse. Dass man Paris als Schauplatz für diese Sause gewählt hat, klingt ohne Zweifel reizvoll, doch besonders viel Lokalkolorit kommt nicht zum Vorschein. Klar, der Eiffelturm ist unvermeidbar, doch Paris hat sicher weitaus mehr zu bieten. Über den Mehrwert der Überraschung zum Finale, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Mir gefällt dieser Schachzug des Drehbuchs, mich beschlich nicht das Gefühl, man wolle die sehr flache Handlung nun krampfhaft mit Tiefe ausstatten. Der Erzählfluss wird durch den Twist nicht aus der Bahn geworfen, die 92 Minuten Laufzeit vergehen ohne Hänger.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung. Jonathan Rhys Meyers machte z.B. durch seine Hauptrolle in der TV-Serie "The Tudors" auf sich aufmerksam. Der Part des jungen, dynamischen und ehrgeizigen Agenten steht im gut zu Gesicht. Zwar wirkt Meyers ein wenig blass, fast unscheinbar, doch genau diese Voraussetzungen machen in zur Idealbesetzung für seine Rolle. Der unbestrittene Star ist John Travolta. Obwohl sich der Film erst darum bemüht, uns einen kleinen Einblick in das Leben von James Reese zu gewähren, übernimmt Charlie Wax mit seiner Ankunft umgehend das Ruder. Der Begriff "Platzhirsch" bringt es auf den Punkt, denn Travolta röhrt und poltert fast ohne Punkt und Komma. Aus dem dürren Discohüpferchen ist längst ein stattlicher Brecher geworden, Bart und Glatze sind der harten, männlichen Erscheinung sehr zuträglich. Hier und da fliegt Charlie Wax durchs Szenario, was dem massigen Travolta kaum selbst gelingen dürfte (ich spreche aus eigener Erfahrung), die betreffenden Szenen sind ersklassig getrickst. Als Travolta durch seinen grandiosen Auftritt in "Pulp Fiction" (1994) plötzlich wieder sehr angesagt war, sorgte sein Comeback für interessante Rollenangebote, selbst Action-Meister John Woo holte Travolta vor die Kamera. Den grossen Kredit hat John Travolta seit einigen Jahren verspielt, seine Verbindungen zu Scientology nimmt man ihm zunehmend übel. Ich maße mir nicht an darüber zu richten, ich mag einige Filme mit Travolta sehr gern, fertig. Die Nebenrollen gehen durch die Präsenz von Travolta (und der Anwesenheit seines Helferleins) ein wenig unter. Lediglich Kasia Smutniak kann als Freundin des jungen Agenten Reese ein paar kleine Glanzlichter setzen. Die übrige Besetzung fügt sich passend ins Gesamtbild ein, bekommt aber keine Chance nachhaltig für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Als bekennender Action-Junkie müsste "From Paris with Love" bei mir offene Türen einrennen. Genau dies gelingt dem Streifen auch, doch er verweilt nicht in meinen wirren Hirnwindungen, sondern verabschiedet sich umgehend durch den Seitenausgang (um nicht "Hinterausgang" zu schreiben). Ich möchte den Film mögen, ihn gern in mein Herz schliessen, aber leider scheitert dieses Vorhaben überwiegend. Woran liegt es? Der Plot sorgt für gelungene Genreunterhaltung, die Hauptrollen sind gut besetzt, der Kessel steht dauerhaft unter Druck. Die Antwort ist einfach, es fehlt an Identifikationsmöglichkeiten, an Ecken und Kanten, die sich nachhaltig in Herz und Hirn verbeissen. Travolta rockt die Hütte, doch "irgendwie" war es mir nahezu gleichgültig, welche Mengen anonymer Ballersäcke gerade vor meinen Augen zerbersten. Fakt ist: "From Paris with Love" packt mich nicht, bringt meinen Kreislauf nicht in Wallung, zumindest nicht in angemessener Form. Seltsam, denn bei "96 Hours" funktionierte das simple Rezept sehr gut. Ehrlich, ich schaue mir lieber "meine" kleinen, heiss und innig geliebten "Ost-Europa-Actioner" mit Helden wie Lundgren, Van Damme und Seagal an, bei denen mit regelmäßig das Herz aufgeht.
Pierre Morel hat "eigentlich" (welch grausiges Wort) alles richtig gemacht. Es rummst und knallt, die "Helden" sind gut drauf, die Kamera souverän, der Schnitt gekonnt, die Effekte ohne Makel. Gleiches gilt übrigens für die sehr solide Blu-ray Auswertung, die das Auge mit einem angenehmen Bild verwöhnt ("Flatschen-Neurotiker" werden sich über das Wendecover freuen). Wie soll ich "From Paris with Love" nun in Zahlen bewerten? Ein verzweifelter Versuch:
7,5/10 Action-Punkte
8/10 Travolta-Punkte
8/10 Technik-Punkte
3/10 Lokalkolorit (Entschuldigung, dann nennt den Film bitte nicht "From Paris with Love". Ach, das ist nur ein Gag? Egal, ich bin sauer...

4/10 Herz-Punkte
Vielleicht bringt eine weitere Sichtung mehr Klarheit. Die BD wird nicht ewig im Regal versauern, wir sehen uns in ein, zwei Jahren wieder.
Lieblingszitat:
"Die Franzosen versauen sogar Chinas bestes Gericht" (Sagt ein Amerikaner, Herrscher der Esskultur)