
Zum Einsatz kommen die Blu-ray Veröffentlichungen von Anchor Bay (USA). Die Kommentare werden kürzer als üblich ausfallen.
Jenifer (USA 2005)
Der Polizist Frank Spivey (Steven Weber) wird im Dienst mit einem haarsträubenden Vorfall konfrontiert. Er beobachtet einen abgebrochenen Typen dabei, wie dieser eine wehrlose junge Frau (Carrie Anne Fleming) mit einem Fleischerbeil erschlagen will. Trotz mehrfacher Aufforderung, lässt der Wahnsinnige nicht von seinem Opfer ab, ist kurz davor sein grausiges Vorhaben zu vollenden. Frank bleibt keine andere Wahl, er streckt den Beilschwinger mit einem gezielten Schuss nieder. Wenige Augenblicke später verstirbt der Unbekannte, er ruft dem Polizisten noch den Namen "Jenifer" zu. Als Frank das Gesicht der jungen Dame erblickt, fährt ihm der nächste Schock ins Gebein. Das Antlitz des Mädchens ist völlig entstellt, riesige Augen starren den Gesetzeshüter an, der Mund ist eine mißgestaltete Höhle, aus der ekelhafter Geifer tropft. Die Gerettete spricht nicht, man findet keine Hinweise auf ihre Herkunft, schiebt sie in eine Irrenanstalt ab. Frank hat Mitleid mit dem unglücklichen Geschöpf, er möchte Jenifer für ein paar Tage bei sich aufnehmen. Seiner Lebensgefährtin passt die Hilfsbereitschaft ihres Partners nicht in den Kram. Als Jenifer die Hauskatze verspeist, sucht Franks "bessere" Hälfte umgehend das Weite. Derweil sucht Jenifer immer nachhaltiger die Nähe zu ihrem Retter, es kommt zu sexuellen Kontakten. Doch dies soll erst der Anfang sein, denn Jenifers Hunger beschränkt sich keineswegs auf Katzen und Sex. Frank gerät unaufhaltsam in einen Strudel des Grauens...
Als Fan von Dario Argento, war ich natürlich sehr neugierig auf des Meisters Beitrag zur "Masters of Horror" Reihe. Schon der Trailer ist herrlich gruselig, macht Lust auf mehr. Meine positive Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht, mit "Jenifer" fügt Argento der Serie einen sehr schönen Beitrag hinzu. Mir gefällt die angenehm bodenständige Art der Inszenierung, die trotzdem frisch, nahezu zeitlos wirkt. Vor allem begrüße ich den Verzicht auf "sterile Modeauswüchse", welche z.B. die Episode "The Fair-Haired Child" von William Malone deutlich beschädigen. Erwartungsgemäß gibt es bei Argento ein paar Spielereien mit der Kamera, die hier von Attila Szalay solide bedient wird. Für eine Fernsehserie geht es erstaunlich blutig zur Sache. Die rustikalen Momente des Mettguts, fügen sich vortrefflich in das Gesamtbild ein, untersteichen die Intensität, dienen der Atmosphäre. Die bizarre Beziehung zwischen Frank und Jenifer sorgt für Faszination, geschickt spielt Argento mit den Gelüsten des Zuschauers. Jenifer Darstellerin Carrie Anne Fleming ist mit einem sehr anziehenden Körper gesegnet. Beim ersten Geschlechtsakt zwischen Frank und Jenifer, bleibt das erschreckende Gesicht hinter den blonden Locken verborgen. Diese Szene spielt sich in einem Auto ab, sie sprüht vor knisternder Erotik. Schrecken und Ekel werden in den Hintergrund gedrängt, beliben aber stets unterschwellig präsent. Im Verlauf der Handlung geht Frank immer mehr im Taumel der Lust auf, obwohl er sich darüber im klaren ist, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben (...oder?). Bizarr und befremdlich, verlockend und abscheulich.
Beide Hauptdarsteller meistern ihren Job überzeugend. Steven Weber nimmt man den um sich greifenden Verfall ab, während Carrie Anne Fleming ihren Körper in (fast) seiner ganzen Pracht zur Schau stellt. Für die Nebendarsteller bleibt wenig Raum, was auch der überschaubaren Laufzeit des Formates geschuldet ist. Ich kann mir "Jenifer" ausgezeichnet als abendfüllenden Spielfilm vorstellen, doch in der vorhandenen Form ist nach knapp 58 Minuten Sense. Sicher, der Plot bietet keine wirklichen Überraschungen, man ahnt bereits sehr früh, welches Schicksal den Lebensretter ereilen wird. Dies ist allerdings keinesfalls als Schwachpunkt zu bewerten. "Jenifer" lädt nicht zur Lösung von Rätseln ein, Dario Argento bietet dem geneigten Zuschauer ein schönes Filmerlebnis an, gewissermaßen eine Genußsuhle mit Ansage und klarer Richtung. Seiner Phantasie kann man dennoch freien Lauf lassen, denn "Jenifer" lässt im Raum stehende Fragen teils unbeantwortet, was ich mit mit grosser Freude zur Kenntnis nehme und befürworte. Übrigens lässt der Score jeden Argento-Fan aufhorchen. Sofort werden wohlige Erinnerungen an die Italo-Progger Goblin wach, die die besten Soundtracks zu den Filmen des Regisseurs ablieferten. Tatsächlich zeichnet "Ex-Goblin" Claudio Simonetti für die musikalische Untermalung von "Jenifer" verantwortlich, die entzündeten Ohren erfreuen sich am Wohlklang.
Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume II), bietet -neben "Jenifer"- zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:
• Sick Girl
• Deer Woman
Erneut liegt das Bild in 1080i vor, gibt aber keinen Anlass zur Kritik. Im Gegenteil, "Jenifer" präsentiert sich auch "bildtechnisch" in sehr gelungener Verfassung. Leider geizt man erneut mit Boni, in dieser Disziplin schwächeln die Blu-ray Ausgaben.
"Jenifer" ist die inzwischen vierte Folge, die ich aus der "Masters of Horror" Reihe gesichtet habe. Sie verdrängt meinen bisherigen Liebling "Dreams in the Witch-House" vom ersten Platz, ich freue mich auf die kommenden Episoden.
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Jesus, how'd they get that head on that body?"
In den nächsten Tagen werde ich mich "24 - Season 7" hingeben. Demnächst mehr in diesem Theater...