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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mi 23. Okt 2019, 17:27
von karlAbundzu
Es gibt ja die gute Idee, dass zwischen Film zwei und drei am Samstag eine Gruppe zusammen essen geht, die Nürnberger reservieren eine Menge Plätze in einem traditionellen Restaurant. Dieses mal fiel die Wahl auf ein bodenständiges Lokal. Sehr nett, gutes Bier und guter Wein. Leider kaum vegetarische Auswahl, aber nette Leute neben mir, neben Nico auch zwei aus Jena, die auch ein Filmfestival organisieren, super.
Dann 21:15
SUSPIRIA (1977)
R: Dario Argento, D: Jessica Harper, Stefania Casini, Flavio Bucci, Barbara Magnolfi, Susanna Javicoli, Rudolf Schündler, Udo Kier, Alida Valli; M: Goblin
Der Tanzfilm, der Hexenfilm, die Mutter der Seufzer, Suzy mit dem Messer, brennende Häuser.
Ein Rausch, weg vom Giallo läßt Argento die Funken fliegen, beeindruckende Bilder, Kamera, wow: die Musik.
Auf 35mm in sehr guter Qualität bläst der Film mich weg. Und nicht nur mich: Neben mir ein junger, erst seit kurzem Italo-Fan. Der hatte Suspiria noch nicht gesehen und war auch völlig fasziniert.
Sein Meisterwerk! Hat genau das alles, was wir an Argento lieben.

Dann 23:15
ASTARON - BRUT DES SCHRECKENS (1980)
R: Luigi Cozzi, D: Ian McCulloch, Louise Marleau, Marino Masé, Siegfried Rauch, Gisela Hahn, Carlo De Mejo, Carlo Monni; M: Goblin

Sozusagen Goblin-Double Feature.
Das Alien - Rip Off mit Die Dämonischen Anleihen. Luigi Cozzi, der lustige unter den italienischen Genrefilmern, verfilmte hier mit Verve einen Eierfilm, der kein Auge trocken läßt. Beginnt mit hohem Goregehalt (der dann auch immer wieder aufpimpt), einer straighten Story, ekligen Eiern und Körperplatzszenen, guten Schauspielern, die auch mit einer gewissen Ironie spielen, Sigfried Rauch als prima Bösewicht, Marino Masé als Held aus Versehen und die leicht sadistische Louise Marleau. Toller Abschluss für den langen Filmtag, der rockt auf 35mm auch so richtig.

Eigentlich todmüde, doch beim kühlen 15 Minuten weg zur Unterkunft lag die Bela Lugosi Bar auf dem Weg, da mußte ich noch reinschauen und blieb auf ein paar Bier, 70er Punk und früh 80er Wave in laut, gemischtes Publikum, insgesamt EInrichtung Punk, voll, laut und gut.
Gute Nacht!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Do 24. Okt 2019, 17:27
von karlAbundzu
Ja, der Sonntag dann, der 20.10.19, im Bett nicht so recht Lust aufzustehen, im Netz dann gesehen, dass im Kommkino um 11:30 Die Insel der hungrigen Geister läuft. Gibt es wieder eine kurzfristige Programmergänzung? Das hätten die doch gestern angesagt. Kurze Recherche: Trotz des Titels kein alter Italo-Horror. Ist aber ein Dokumentarfilm über eine Insel, auf der diese Krabben wandern und auf der sich eine Trauma Expertin um Asylsuchende. Aber auch eben um Rituale um verlorene Seelen, die auf der Insel wandeln. Klngt auch interessant, aber ob des sonnigen Wetters entschlos ich mich zu einem erweiterten Nürnberg Rundgangs inklusive Kaiserburg, die dann leider fast völlig eingewickelt war. Ich bin dann nicht rein, sondern genoss die Aussicht und ging dann über die idyllische Weißbergergasse inklusive hervorragendem und mittelmäßigem Käsekuchen bei Bergbrand.
Dann hatte ich noch Bock auf eine Brezel und wollte noch am Ehekarussell orbei (das Narrenschiff sah ich natürlich auf dem Hinweg zur Burg), aber die typischen Brezelbuden hatten am Sonntag alle zu und ich entdeckte einen Nürnberger Fischmarkt inklusive Shantychor, so dass ich schnell enteilte, beinahe in die falsche Richtung....
Kino dann doch wiedergefunden und los ging es (nachdem ich noch über den Henkersteg ging ;)) mit
13:45
SCARLETTO - SCHLOSS DES BLUTES (1965)
R: Massimo Pupillo, D: Mickey Hargitay, Walter Brandi, Luisa Baratto, Mario Pupillo, Alfredo Rizzo, Femi Benussi, Rita Klein, Barbara Nelli, M: Gino Peguri
Hach, das waren noch Zeiten, als sich Groschenheftromanverleger sich wochenlang mit einem Fotografen, einem Autor, eine Hilfskraft, einer Sekretärin und einer Handvoll Modells durch Europa tourt und ein geeignetes Schloss für das Cover Shooting sucht. Der Film beginnt nach einem Prolog über einen sadistischen Henker mit dem Finden ds geeigneten Hauses. Nun wohnt da ein menschenfeindlicher EInsiedler und im Keller liegt die Henkersleiche. Irgendwann ölt sich der Hausherr ein und denkt, er wäre der Henker.
Horroschloss mit wenig Gothic Grusel, sondern eher wie ein Torture Porn im guten Sinne. Mickey Hargetay dreht am Rad, foltert und killt sich durch die Besucher, vorher gibt es noch herrliche pulpige und zT witzig angelegte Pulp-Cover Shootings zu sehen. Das ist alles herrlich anzusehen, maccht richtig Spaß und es bleibt einem des öfteren der Mund offen stehen. Granate am Mittag!

15:45
DER ANTICHRIST (1974)
Regie: Alberto De Martino, D: Carla Gravina, Mel Ferrer, Arthur Kennedy, Alida Valli, Anita Strindberg, George Coulouris; M: Ennio Morricone, Bruno Nicolai
Ein weiterer Exorzistennachfolger und mit Ossessa bildet das auch die ganze Bandbreite ab.
Doch erst kurz zum Film: Der Bein-gelähmten Ippolita hilft kein Arzt und auch keine Wunderbewanderte Madonna, sie verzweifelt langsam, und betrachtet noch misstrauisch das Verhältnis ihres Vaters mit der amerikanischen Studentin. Vatern hat nämlich in einer Unachtsamkeit ein Unfall gebaut, was Muttern das Leben und eventuell Ippolita die Gehkraft raubte. Ein hipper Psychiater, der auf Hypnose steht und an Wiedergeburt glaubt, öffnet leider die falschen Türen, in Ippolita lebt wohl die Seele einer Frau, die sich schon vor 400 Jahren dem Teufel verschrieb. Und der Beezlebub wütet auch immer mehr in der Bessessenen: Obzönitäten, Telekinese, tiefe Stimme (Bud Spencers deutsche?), irgendwann wird halt erst der Pastor Onkel geholt und dann ein Spezialist und die Luzie geht ab.
Das ist alles hervoragend gefilmt, spannend erzählt und bierernst. Und genau so macht das Spaß und nimmt ein wirklich mit, trotz des von aussen betrachteten hanebüchenen Zeug an manchen Stellen. Der semidokumentarische Rückblick ist auch stimmig und auch high end Sleaze.
Wo Ossessa der Bodensatz ist, ist hier das Meisterstück, mir gefällt der besser als das Original. Und auf Leinwand eben noch mehr als auf der schraddeligen vhs, die ich einst sah. Super Abschluss

Dann gemütlich zum Bahnhof, dort noch in Ruhe zum Asiaten, und an Gleis 6 den Platz 66 suchen. Auf der Rückfahrt ging es zu erst gut, nur waren aufgrund von anderen Zugausfällen und Stewardessenstreik, wurde es proppenvoll, und in Fulda gab es dann die Durchsage, dass alle im Gang und an den Türen aussteigen müssen, sonst ginge es nicht weiter, zu schwer. Das dauerte circa 25 Minuten, die Anzeige in der App verringerte meine komfortable Umsteigezeit von 20 auf eine Minuten, wuchs dann aber wieder auf 11, fiel dann wieder auf acht, waren am Ende gute 10. In den Ängsten kommt man ja eher mit den Mitreisenden ins Gespräch, mein Walkman wurde von drei Frauen unterschiedlichsten Alters bewundert. Dann um Mitternacht im Bett.
Tolles Festival von tollen Leuten.
Danke!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Do 24. Okt 2019, 17:37
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben:Dann gemütlich zum Bahnhof, dort noch in Ruhe zum Asiaten, und an Gleis 6 den Platz 66 suchen.
:shock:
karlAbundzu hat geschrieben:Auf der Rückfahrt ging es zu erst gut, nur waren aufgrund von anderen Zugausfällen und Stewardessenstreik, wurde es proppenvoll, und in Fulda gab es dann die Durchsage, dass alle im Gang und an den Türen aussteigen müssen, sonst ginge es nicht weiter, zu schwer. Das dauerte circa 25 Minuten, die Anzeige in der App verringerte meine komfortable Umsteigezeit von 20 auf eine Minuten, wuchs dann aber wieder auf 11, fiel dann wieder auf acht, waren am Ende gute 10.
Deutsche Bahn :bang:
Klingt nach mehr Nervenkitzel als bei manch Film im Kino.
karlAbundzu hat geschrieben:In den Ängsten kommt man ja eher mit den Mitreisenden ins Gespräch, mein Walkman wurde von drei Frauen unterschiedlichsten Alters bewundert.
Muschimagnet Walkman? :-? ;)

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Do 24. Okt 2019, 17:46
von karlAbundzu
buxtebrawler hat geschrieben:Deutsche Bahn :bang:
Klingt nach mehr Nervenkitzel als bei manch Film im Kino.
Ach ja, konzentrietes Lesen war nicht mehr ganz so möglich, wollte aber gar kein DB Bashing machen, klar Urlaubsende könnte man einplanen und eventuell nicht endlos Karten verkaufen ginge auch, aber seit der Privatisierung gibt es ja noch mehr Hintergründe und die Alternative Auto ist halt keine wirkliche. Und: Man kommt mal mit den MItreisenden ins Gespräch, wenn man will. Wenn nciht, setzt man die Kopfhörer auf.
buxtebrawler hat geschrieben:Muschimagnet Walkman? :-?
Tja, das dann nur Bibi Blocksberg Erinnerungen geteilt werden, ist das nicht soooo zielführend :D

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Do 31. Okt 2019, 16:30
von karlAbundzu
25.10.19 Schauburg, großes Haus, 16 Uhr
PARASITE (2019)
R: Bong Joon-ho, D: Song Kang-ho, Lee Sun-kyun, Jo Yeo-jeong, Jang Hye-jin, Park So-dam, Choi Woo-shik, Jeong Ji-so, Jung Hyun-joon, Lee Jung-eun, Park Myung-hoon; M: Jeong Jae-il
Eine vierköpfige Familie lebt in einer schäbigen Wohnung in ebenso einer schäbigen Gegend und schlägt sich mit Hilfsjobs so durch. Der raffinierte und bauernschlaue Sohn bekommt eine Stelle als Nachhilfslehrer bei der Tochter einer reichen Familie: dort neben Teenagertochter ein Sohn im Kindesalter, der gerne malt, eine naive Mutter, und ein snobby Vater. Nach und nach schleust er seine ganze Familie als Kunsttherapeutin, Fahrer und Haushälterin ein. Eines Tages sind die Reichen aus dem Haus und Kis lassen es ein wenig krachen. Die Ex-Haushälterin taucht auf, und ein Gheimnis wird offenbart, dass zu schwierigen Situationen bzw. einer Katastrophe führt.
Oi, was ein Brocken. Er beginnt als Sozialsatire mit grotesken Untertönen, wir fiebern mit der UnderdogFamilie mit, die trotz ihrer kleinkriminellen Anwandlungen ganz sympatisch herüberkommen, während die reichen naiv, snobistisch und arrogant wirken und insofern die Ausbeutung der Ausbeuter einen ganz ok vorkommt. Der Ton ändert sich aber total nach der Wendung. Nach und nach wirken alle unsympatisch, mit der Solidarität zwischen den unteren ist es nicht weit, selbst in den Familien gibt es Risse, es wird noch Grotesker, Heftiger und wirklich am Rande zu Menschenunfreundlich. Und das mal schleichend , mal sprunghaft, aber absolut nachvollziehbar erzählt. Wirklich unangenehm.
Rabenschwarze Komödie? Tragödie? Film über soziale Ungleichheit und fehlende Solidarität? Ja, das alles.
Neben hervorragender Schauspielleistung ist auch bei Kamera und Musik nichts auszusetzen.
Von Bong Joon-ho kannte ich bisher The Host, ein sozialkritischer Monsterfilm, bei dem auch eine Familie im Mittelpunkt steht, auch sehr gut, aber nicht so böse und Snowpiercer, ein gesellschaftskritischer Film im Sci Fi Gewand mit Hollywoodbesetzung, auch brilant. Mutter hatte ich leider verpasst und anscheinend muss schon eine goldene Palme her, damit er im Kino läuft, die beiden Filme zwischen Snowpiercer und Parasite liefen hier jedenfalls nicht.
Sehr gut, empfehlenswert!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Do 31. Okt 2019, 16:52
von karlAbundzu
26.10.19, Schauburg, großes Haus, 18:30
JOKER (2019)
R: Todd Phillips, D: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz, Brett Cullen, Frances Conroy, Josh Pais, Brian Tyree Henry, Sharon Washington, Douglas Hodge, Dante Pereira-Olson, Bill Camp, Shea Whigham, Glenn Fleshler, Leigh Gill, Justin Theroux, Marc Maron; M: Hildur Guðnadóttir
Arthur Fleck lebt Anfang der 80er zusammen in einem Apartment in New York, äh, Gotham. Er schlägt sich als Auftragsclown durchs Leben, träumt von einer Karriere als Stand Up Comedian, hat eine unangenehme Krankheit, die ihn immer unvermittelt Lachen läßt, ohne Grund. Mit Medikamenten hat er es einigermassen im Griff. Klar, läuft alles schief: Die Sozialleistungen, die seine Medis bezahlen, werden eingestellt, durch ein Ungeschick verliert er seinen Job, sein großes Vorbild macht sich über sein Stand Up Debut lustig. Gleichzeitig wird er auf der Strasse des öfteren gebullied. Seine Mutter ist auch keine Hilfe, nimmt ihn auch nicht ganz ernst, träumt nur vom Retter Thomas Wayne. Die Stimmung in der Stadt ist von Gewalt und Unzufriedenheit geprägt, und Arthur wird von einem Spielball durch einen Schuß aus Notwehr zu einem kriminellen Trendsetter, zu nächst hilft ihm das auch nicht, aber nach und nach dreht sich einiges...
Hui, zum Großteil eine Phoenix Solo Show, brillant wie er den Weg zum Joker in dem ganzen Wandel der Unsichheit und des Wahnsinns darstellt. Neben ihn auch einige gute Leistungen zu sehen, alles nur so blitzartig, da am auffälligsten wohl Frances Conroy als seine Mutter. Und wie das gefilmt ist, das dreckige New York, ist sehr detailreich und in fiesen dreckigen Farben, also absolut über state of the art.
Neben der überaus stimmigen Songauswahl auch ein toller Soundtrack von der Cellistin Hildur G, die zwischen Melodie und unangenehmen Geräuschen fiebert.
Der Vergleich zu Taxi Driver (und auch King of Comedy) liegt natürlich bei NY, ein Mann der durchdreht und Robert deNiro natürlich nahe, passt auch, aber außer ein paar versteckten Referenzen ist das doch etwas ganz eigenes. Wie hier die Bewegung der Clowns (was tatsächlich ein wenig an Vendetta und eben der Anonymus Bewegung angelehnt ist) und der allgemeine Wahnsinn um sich schlägt bis zu einer beinah Erlöser - Verehrung, die in einer Kreuzähnlichen Szene mündet, geradelinig gezeigt wird, nimmt einen schon mit und zieht einen in den Film.
Absolut Top gemacht.
Als alter Batsy Fan und -Hase dann doch noch Anmerkungen: Grundsätzlich finde ich ja die Reduzierung des Jokers auf einen Gestörten, der in der Kindheit schlimmes erlebte und jetzt seine Medikamente nicht bekommt, und von der Gesellschaft zu diesem größten aller Wahnsinnigen gemacht wird, ist nicht so mein Joker. Und wie die Batman Origin in Arthurs Erinnerung eingebaut wird, fand ich auch aufgesetzt.
Aber das sind nur Kleinigkeiten bei einem Film, der ein über 2 Stunden mitreißt.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 11. Nov 2019, 16:41
von karlAbundzu
10.11.2019 Cinema Ostertor
EL BAR (2016)
R: Alex de la Iglesia, D: Mario Casas,Blanca Suárez, Alejandro Awada, Carmen Machi, Terele Pávez, Joaquín Climent, Secun de la Rosa, Jaime Ordóñez, Jordi Aguilar, Diego Braguinsky; M: Joan Valent
Wir mußten sehr kurzfristig umdisponieren, so dass wir statt Dmam diesen Iglesias zeigten. El Bar lief hier ja nur auf Festivals, wie die meisten Iglesiasse, bekam aber immrhin eine BR-VÖ zu unserem Glück.
Eine Gruppe höchst unterschiedlicher Leute kommt in eine Kneipe in Madrid zusammen. Ein Mann wird vor der Tür erschossen, der nächste der dem Angeschossenen helfen will, wird auch erschossen. Die Leute bleiben drin, die Paranoia wächst.
Man merkt schon, wo die Schlagrichtung zu beginn hinght: Hier gibt es ein Sammelsurium typischer diverses Spanier, ein bißchen klischeeig, aber liebevoll gezeichnet, vom Banker überm Hipster übern Model bis zum Penner. Und so ist auch der ganze Beginn des Filmes: eine sozialbeschreibene schwarze Komödie. Der Ton ändert sich zweimal. Erst tauch aus der Toilette ein fast Toter auf und stirbt (die ekligste Szene im Film), wo die Hintergründe des Erschiessens klarer (abr nicht ganz klar) werden und die Angst und Verfolgungstress größer werden, der Film wird ein wenig härter, bleibt aber noch lustig, und der Moment, bei der die Gruppe getrennt wird, ein Teil muß in den Keller (!!!) und hier wird es dann eher sarkastisch bis gar nicht mehr komisch, sondern düsterer. UNn das Schlußbild ist dann nur noch bitterer Kommentar.
Aber das läuft ohne sichtbaren Bruch, völlig nachvollziehbar und ohne, dass man aus dem Film fällt.
Das liegt wohl am gelungenen Buch, Regie und Schauspielleistungen gleichermassen. Der Soundtrack passt auch, neben originales von Valent ist viel Duke Ellington zu hören.
Das ganze bedeutete natürlich im Vorfeld viel Stress für Arkschi und mich, fand es schön, dass die meisten geblieben und sich diesen Film ansahen und den auch gut fanden. Ich hab so meinen De la Iglesia beinahe komplett.
Toller Film.Kein Mad Circus oder My Big Night, es fehlt ein bißchen die ganz irren EInfälle, aber nahe dran.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Sa 16. Nov 2019, 15:28
von karlAbundzu
15.11.19, 19:30, Schauburg großes Haus
THE IRISHMAN (2019) OmU
R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel, Stephen Graham, Bobby Cannavale, Kathrine Narducci, Domenick Lombardozzi, Garry Pastore, Anna Paquin, Ray Romano, Steven Van Zandt, Jake Hoffman, Sebastian Maniscalco, Jesse Plemons, Stephanie Kurtzuba, Aleksa Palladino, India Ennenga, J. C. MacKenzie, Gary Basaraba, Jim Norton, Louis Cancelmi, Larry Romano, Welker White; M: Robbie Robertson

Die Lebensgeschichte Frank Sheerans, Mafiakiller und Gewerkschaftler, wohl verantwortlich für Jimmy Hoffas Tod, beruhend auf dem 2004 erschienenen Buch "I heard you painted Houses" (Mafiaslang für Auftragskiller, Hoffa sagt das zu Sheeran beim ersten Telefongeschichte).
Der Film beschreibt den Bogen vom Kennenlernen Sheerans mit einem Mafia Boss (Russ gespielt von Pesci) bis kurz vor seinem Tod. Beginnend als ückblick aus einem Pflegeheim, die Rahmenstory ist die Fahrt Sheerans und Russ' zu einer Hochzeit bzw. zum Mord an Hoffa.
Scorsese nimmt sich hier viel Zeit, u die Beziehungen der einzelnen Leute miteinander zu erzählen. Geht dabei aber leider nicht besonders in die TIefe, Sheeran und Hoffs sind gleich Kumpels und dann wiederholt sich das Verhalten gefühlt viel zu oft; und da man ja weiß, was Hoffa passiert, sind das Längen und DeNiro spielt halt wie DeNiro in den letzten 20 Jahren so spielt. Pacino dreht fast über, das macht Spaß. Neben dem spannenden Erzählebenen am Anfang hat das Ende mich aber wieder, die alten Mafiosis zusammen im Knast und der eher traurige Weg Sheerans zum Lebensende hin.
Der Knaller ist hier Pesci, der als Mafiagröße Rosario Buffalino wirklich einen umhaut zwischen Kälte, Loyalität und selber Druck verspürend.
Interessant, das hier einiges an Kitano einer- und Tarantino andererseits erinnert. Man erfährt nicht, was die MAfia so macht, außer Leute zum Schweigen bringt, und irgendwie Geld von der Gewerkschaft braucht, die meisten Mafiosis sind halt auch eher Deppen und dazu gibt es Szenen, die ins Groteske, Unvermutete, Lustige abdriften (und auch wirklich Spaß machen): Stichwörter: Fisch im Auto, Shorts beim Meeting.
Soundtrack ist prima, plus gute zeitgenössische Auswahl: Und Little Steven spielt hier einen schmierigen Sänger im Las Vegas Style.
Nun, insgesamt merkt man, dass Scorsese hier bei Netflix (ist ja nicht für das Kino gedreht) machen kann, wie er will, und wie lange er will. OK, zu Hause kann ich dann auch mal ausmachen, und wenn ich wieder anmache kann ich mir auch DeNiro und Pacino beim zehnten gleichen Gespräch zuhören, so im Kino war das schon hart. Das Ende entschuldigte halt, DeNiro war da auch viel besser. Scorseses Hang zu Längen hat er ja auch bei anderen Projekten bestätigt. Insgesamt auch gar nicht so originell, so richtig eigenständig scheint er nicht mehr zu sein, ich bin ja mal gespannt auf meine Wolf of Wall Street Sichtung.
Guter Film, aber nichts allzu Großes.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 2. Dez 2019, 16:07
von karlAbundzu
1.12.19 Schauburg, kleines Haus, 20:15
DER LEUCHTTURM (2019) OmU
R: Robert Eggers, D: Willem Dafoe, Robert Pattinson, Valeriia Karaman; M: Mark Korven
Zwei Männer zusammen vier Wochen in der Leuchtturmwächter-Schicht. Ein junger Neuer und ein alter Hase. Das Verhältnis ist eher mäßig, dann kommt nach vier Wochen die Ablösung nicht, Alkohol verstärkt ins Spiel, Visionen, alte Schuld usw. Die Katastrophe kann kommen.
Schwarz-weiß, körniges Bild, Format beinahe quadratisch. Alles düster, kaputt, schräg. Ein Zwei-Personen-Stück: William Dafoe vs Robert Pattinson. Die immer mehr im Strudel der gegenseitigen Abneigungen und Geheimnisse kommen, machen die gut, der Sound und die Kamera hervorragend.
Nur: was erzählt der Film? Ich bin noch am nachdenken. Währrend ich den Film sah, gefiel mir der sehr gut. Nur habe ich jetzt die Vermutung, dass es im Prinzip eine Darstellung von allem möglichen unangenehmen ist, was betrunkene Menschen (im meinem Erlebnisrahmen hauptsächlich Männer) so tun: Singen, Tanzen, Schuld beichten in der Hoffnung auf Sühne und Vergebung, unsinnige Geschichten aus der eigenen Vergangenheit erzählen, erhöhren, erfinden, irgendwo hinpissen, merkwürdige sexuelle Fantasien haben, sich prügeln obwohl man eigentlich zusammen schlafen will, danach im Schlaf dann runfurzen und morgens kotzen und Nachdurst. Hm. Interessant gespielt, aber nichts neues.
Und der Gag mit dem Licht der Erkenntnis, Prometheus und Leber, die nicht nachwächst (siehe Einstürzende Neubauten) passt, ist aber nicht besonders originell.
Insgesamt gut, ich denk noch nach.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 9. Dez 2019, 14:48
von karlAbundzu
8.12.2019 20 Uhr Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
DAVE MADE A MAZE (201) OmU
R: Bill Watterson, D: Nick Thune, Meera Rohit Kumbhani, Kirsten Vangsness, Stephanie Allynne, James Urbaniak, Scott Krinsky, Adam Busch, John Hennigan; M: Mondo Boys

Ein etwas unorientierter 30jähriger baut in der gemeinsamen Wohnung von ihm und seiner Freundin ein Labyrinth aus Pappe. Und verirrt sich dadrin. Erst kommt seine Freundin nach Hause, dann sein bester Freund, die beiden holen noch andere Leute, weitere Freunde, ein Kartonspezialist / Obdachloser, zwei flämische Touristen, sein zweitbester Freund und ein Doku-Kamerateam. Irgendwann wird es denen zu bunt und sie gehen auch ins Labyrinth. Und verlaufen sich auch. Leider ist das voller Fallen und es haust ein mordlüsterner Minothaurus dort. Ein paar sterben, seine Freundin, sein bester Freund und das Kamerateam finden irgendwann Dave und versuchen, zu entkommen.
Sehr liebevoll gemachter Film mit einer sympatischen Idee. Hintergrund ist die Lebenskrise des unentschlossenen Dave, der endlich etwas fertig bringen will und die Rolle seiner Freundin und seines Freundes in seinem Leben. Dies wird gespiegelt vom Labyrinth. Aber eben nicht nur: Dazu gibt es noch viele andere hübsche abgefahrene Ideen, allein die Tötungsszenen durch die Fallen, yes. Und die Ausstattung ohne CGi ist brillant, zwischendurch gibt es auch eine wunderschöne Animation.
Die Spieler sind bis auf die Hauptdarsteller*in ein wenig am Overacten, dass passt aber auch. Die Musik der Mondo Boys ist toll. Einzige kleine Mankos: Was mit den flämischen Touristen und dem Obdachlosen passiert, bleibt ungklärt.
Dicke Empfehlung!

PS: War mit 25 bis 30 Leute gut besucht und ein Dauerbesucher machte für uns Buttons, die wir gleich verteilen konnten, Danke!