Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The House of the Dead

01.png
01.png (165.81 KiB) 229 mal betrachtet
Episoden-Horror geht ja immer und auch „House of the Dead“ ist da keine Ausnahme und bietet eine Rahmenhandlung über einen fremdgehenden Handelsvertreter, der in einer stürmischen Nacht im Haus eines Leichenbestatters landet, der spannende Geschichten zu seinen „Kunden“ zu erzählen weiß. Die Geschichten sind dabei sehr unterschiedlich und erzählen von schreckhaften Lehrerinnen, jungen Männern mit ungesunder Leidenschaft zum Thema Film, zwei rivalisierenden Ermittlern und einem Mann, der nach einer langen Mittagspause nicht mehr in sein gewohntes Leben zurückfindet. Alles recht passabel mit eher unbekannten Darstellern in Szene gesetzt, gibt es für den Fan von eher obskuren Low-Budget-Movies ja nicht viel zu meckern und die vielen negativen Meinungen sind wohl auch auf die bescheidene Qualität vorangegangener Veröffentlichungen zurückzuführen. Mittlerweile gibt es „House of the Dead“ ja von Vinegar Syndrome auch auf Blaustrahl und da sieht der Episoden-Grusler ja auch recht fein aus. Kein Überknaller und nicht jede Episode kann überzeugen, aber für Fans von Episoden-Horror dennoch durchaus interessant.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

This Magnificent Cake!

01.jpg
01.jpg (26.16 KiB) 212 mal betrachtet
Afrika im 19. Jahrhundert: fünf Geschichten von Menschen im Kongo, die in der durch Belgien kontrollierten Kolonie auf unterschiedliche Weise ihr Glück suchen und dabei auf tragische Weise scheitern.

Die Demokratische Republik Kongo war von 1885 bis 1908 Privateigentum (!!!) des belgischen Königs Leopold II, der das afrikanische Land auf unerbittliche Weise ausbeutete. „This Magnificent Cake“ erzählt anhand von fünf unterschiedlichen Personen, sowie lose miteinander verbunden und auf tragische, witzige und teils surreale Weise die groteske Geschichte einer feindlichen Übernahme durch überhebliche Europäer, ohne sich dabei an geschichtliche Fakten zu halten. Einerseits ist „This Magnificent Cake“ ein Film, der sich durch seine Machart von anderen Stop-Motion Filmen abhebt und zuckersüß um die Ecke biegt, während der Inhalt konträrer nicht sein könnte. Ohne Wertung oder näherer Erklärung geht es um die Schrecken der Kolonialzeit, sondern um grotesk anmutende Begegnungen, menschliches Fehlverhalten und ganz grausame Dinge, die hier scheinbar nebenbei und mit einer Leichtigkeit aufs Tableau gebracht. Zugegeben war ich zuerst auch irritiert, weil man dem satirisch absurden Treiben gerne zuschaut und wohl die Zusammenhänge erst einmal nicht so ganz versteht, aber hört man von den Intentionen der Macher und liest von den geschichtlichen Hintergründen, dann läuft es einem doch plötzlich eiskalt über den Rücken. Ein wunderschöner Animationsfilm mit einem gar nicht so schönen Themenkreis und ein Endergebnis, dass den Zuschauer genauso zerrissen zurücklässt und zumindest mich noch lange beschäftigt hat.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Voyage of the Rock Aliens

01.png
01.png (175.28 KiB) 202 mal betrachtet
Lustig schlechter Musikfilm, der seine mehr als dünne Rahmenhandlung um den Superhit "When the Rain begins to fall" von Jermaine Jackson und Pia Zadora zimmert und alles falsch macht. Der Rest der sprunghaft erzählten Geschichte hat ja mit dem bekannten Video-Clip, der gleich zu Beginn verballert wird so überhaupt nichts mehr zu tun, sondern geht in Richtung Worst-of-Teeniemusical mit Alien-Einschlag und lässt dabei kein noch so ausgelutschte Klischee aus. Es wird gesungen, gezappelt und getanzt und alles wirkt immer hübsch cheesy oder einfach nur so völlig daneben. "Voyage of the Rock Aliens" kommt auch irgendwie nie so richtig in die Gänge und wirkt auch ansonsten so, als wäre er nur entstanden um verklärten Nostalgikern die Achtziger madig machen. So muss das auch sein. Kein Wunder, dass ich den Film sehr mag!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Evil Dead Rise

01.jpg
01.jpg (101.58 KiB) 190 mal betrachtet
Modernes, aber eigentlich völlig seelenloses Geisterbahnspektakel mit Anleihen an den Klassiker aus 1981, der aber außer den Effekten nicht viel zu bieten hat. Es wird zwar versucht „Evil Dead“ ein Update zu verpassen, aber Herr Raimi hat ja seinerzeit mit seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln schon alles richtig gemacht, sodass man hier ja eigentlich nichts hinzufügen kann. Der Versuch den Charme eines klassischen B-Film aus den Achtzigern in den Mainstream-Horror des aktuellen Jahrzehnts zu übersetzen geht ja eigentlich schon gewaltig in die Hose. Die Geschichte ist ja eher zu vernachlässigen und schon allein der Aufhänger, dass eine alleinerziehende Mutter mit ihren drei Kindern in einer 250 m2 Wohnung in einem Art-Deco-Hochhaus wohnt, verlässt ja relativ rasch den Pfad jeglicher Glaubwürdigkeit. Sind die Dämonen einmal entfesselt, geht es hübsch zur Sache, aber so etwas wie Atmosphäre, Mitfiebern oder gar Spannung sucht man in diesem FX-Spektakel ja völlig vergeblich. Entweder bin ich mittlerweile zu alt für so etwas, zu übersättigt oder meine Ansprüche mittlerweile zu hoch, aber „Evil Dead Rise“ ist schlicht und ergreifend ziemlich fad.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Pathology - Jeder hat sein Geheimnis

01.jpg
01.jpg (46.77 KiB) 179 mal betrachtet
Der aufstrebende Mediziner Ted gilt als Ausnahmetalent der Forensik und ist nebenher auch noch mit der Tochter eines einflussreichen Mannes liiert. Als er eines Tages auf dessen Empfehlung im Metropolitan Hospital in Los Angeles landet, eckt er mit seinem Perfektionismus und seiner unterkühlten Art aber eher an und das Zusammentreffen mit seinem Kommilitonen ist ebenfalls eher frostig. Als er eines Abends mit einer Runde von Kollegen unterwegs ist, landet das Thema beim Morden und was als hypothetisches Gespräch beginnt, wandelt sich rasch in eine reale Bedrohung, als Ted erkennen muss, dass seine Kollegen ein Spiel entwickelt haben, in denen sie gegenseitig perfekte Morde begehen, die von den anderen in der Pathologie entdeckt werden müssen. Wider Willen ist Ted rasch ebenfalls in die menschenverachtende Sache involviert und verliert sich immer mehr in einem Strudel aus Sex, Drogen, Mord und Leichenbeschau…

Anscheinend ein amerikanisches Quasi-Remake des deutschen Horrorthrillers „Anatomie“, dass in den ersten deutschsprachigen Auswertungen Federn lassen musste und nun „uncut“ unter die Leute gebracht wird. Der Streifen ist zwar auf Hochglanz getrimmt, aber auch etwas ruppig, wenn es um die Szenen in der Pathologie geht. Skalpell und Knochensäge kommen hübsch zum Einsatz und für zartbesaitete Gemüter ist das wohl alles eher weniger geeignet. Die Geschichte selbst ist leider nicht ganz so der Bringer und kommt im Grunde eher verhalten daher und bleibt in Sachen Zynismus auch eher zurückhaltend. Zu sehr wollte man das Publikum dann wohl mit Medizinern als menschenverachtende Mörder auch nicht verschrecken und so bleibt „Pathology“ bei der Figurenzeichnung ebenfalls arg oberflächlich und bietet eine eher vorhersehbare Thriller-Handlung, die mit Leichenteilen aufgepeppt wurde. Zwar ist „Pathology“ nicht übel, aber auch keine große Überraschung und ohne die gorigen Momente, wäre der wohl auch nicht bei mir im Player gelandet. Also bin ich wohl auch keinen Deut besser als die durchgeknallten Protagonisten im Film. Pfui, aber auch! :wink:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wenn die Gondeln Trauer tragen

01.jpg
01.jpg (45.78 KiB) 156 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Mo 23. Mai 2022, 08:10
jogiwan hat geschrieben: Mo 26. Nov 2018, 07:20 In memoriam Nicolas Roeg:

Der große Klassiker des britischen Gruselfilms, auch wenn ich „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ eher in die Drama-Ecke stecken würde, der nur nebenher das Übernatürliche streift. Hier geht es vorwiegend um ein Paar, dass den Tod der gemeinsamen Tochter nur scheinbar überwunden wird und im winterlichen Venedig mit der dunklen Vergangenheit und Zukunft konfrontiert wird. Neben dem Thema der Trauer geht es auch um Vorahnung, Bestimmung und dem Schicksal, dem man scheinbar nicht entrinnen kann. Dabei punktet „Don’t look now“ vor allem durch seine morbide Stimmung und das Venedig, dass man hier zu Gesicht bekommt, stimmt wohl nicht so ganz mit der touristischen Version davon überein. Hier präsentiert sich die Lagunenstadt menschenleer entrückt und feindseelig heruntergekommen und das englische Paar wie ein Fremdkörper, dass früher oder später einfach darin verloren gehen muss. Alles wunderbar eingefangen und noch geschickter aneinander montiert von Nicolas Roeg, der den Zuschauer immer weiter in ein Labyrinth aus Emotionen, Vorahnungen und seltsamen Ereignissen schickt, ehe er am Ende dann das berühmte As aus dem Ärmel zaubert und Donald Sutherland und auch dem Zuschauer die Deutung des zuvor gesehenen erst so richtig bewusst werden. Ein wunderbarer Film, wie geschaffen für Tage mit schlechten Wetter und nachdenklicher Stimmung.
Es mutet schon irgendwie seltsam an, wenn man Venedig besucht und dann diesen Film hinterher sieht. Von dem morbiden Charme, dem heruntergekommenen Venedig und von trübem Wetter habe ich in den sommerlichen Tagen ja nicht wirklich etwas mitbekommen – eher das Gegenteil und die Stadt präsentierte sich als lebensfrohe, pulsierende Stadt voller gutgelaunter Menschen. Hier repräsentiert die Lagunenstadt jedoch das zerrüttete Seelenleben eines Paares, dass nach einem Schicksalsschlag nicht mehr so wirklich ins Leben zurückfindet. Dabei ist „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ wie ein Puzzle mit wiederkehrenden Motiven aus düsteren Vorahnungen, schicksalshaften Zufällen und einer Stimmung, die sich nur schwer festmachen lässt. Was geschehen ist, gerade passiert oder erst passieren wird ist hier nicht chronologisch festgehalten, sondern verschwimmt zu einem melancholischen und erwachsenen Ganzen, dem man sich trotz seiner fragmentarischen Erzählweise, dennoch nur schwer entziehen kann. Großartiger Film!
Schon wieder Venedig, schon wieder "Wenn die Gondeln Trauer tragen" - nur diesmal als Einstimmung vorher. Aber wie düster kann sich Venedig auch präsentieren, wenn man u.a. am Lido in der Sonne liegt und Mitte Oktober noch ins Meer baden geht. :wink:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Traum meines Lebens

01.jpg
01.jpg (24.12 KiB) 143 mal betrachtet
Mit einer Reise nach Venedig erfüllt sich die amerikanische Sekretärin Jane einen lang gehegten Traum, auf den sie lange gespart hat. In der Lagunenstadt angekommen erliegt sie einerseits dem Charme der chaotischen Stadt, fühlt sich andererseits auch etwas melancholisch, als sie all die fröhlichen Paare sieht und erkennt, dass ihr dieses Glück bislang verwehrt geblieben ist. Das ändert sich, als die auf den Geschäftsmann Renato trifft, dem sie in den folgenden Tagen immer wieder begegnet. Dieser zeigt Interesse an der Amerikanerin und wenig später erliegt Jane in Sommer- und Urlaubslaune bereitwillig seinem Charme, nur um wenig später festzustellen, dass dieser verheiratet ist…

„Traum meines Lebens“ ist wohl der Venedig-Film schlechthin und der ganze Film ist in der Lagunenstadt gedreht worden und fängt auch das Lebensgefühl der Stadt hervorragend ein. Schön zu sehen, dass die Stadt auch schon in den Fünfzigern völlig überlaufen war und sich seitdem wohl nicht viel geändert hat. Die Geschichte der amerikanischen Touristin transportiert aber schon auch völlig antiquierte Moralvorstellungen und das Sittenbild der Fünfziger verwehrt dann auch das Ende, dass man der sympathischen Protagonistin eigentlich wünschen würde. Die Hauptattraktion des Streifens ist auch eindeutig Venedig, dass hier sehr sommerlich und wunderbar touristisch in Szene gesetzt wurde. Danach kommt aber gleich Kathrin Hepburn, die ihrer Rolle auch die vielschichtigen Facetten verleiht, die sie benötigt um nicht in kitschige Gefilde abzugleiten. Ihr Darstellung ist ebenso beeindruckend wie berührend und verleiht dem Film einen bittersüßen Charme von verpassten Chancen und neuen Hoffnungen, die das Leben in allen seinen Stationen bereithält. Insgesamt ist „Traum meines Lebens“ vielleicht nicht ganz so gut gealtert, aber dennoch ein charmanter Technicolor-Streifen mit prominenten Handlungsort und einer eindrucksvollen Hauptdarstellerin.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Deadstream

01.jpg
01.jpg (30.05 KiB) 128 mal betrachtet
Influencer und Youtube-Pranker Shawn ist nach einem missglückten Stunt bei der klickenden Allgemeinheit in Ungnade gefallen und versucht nun wieder bei Publikum und Sponsoren Fuß zu fassen. Mit einem mehrstündigen Livestream aus einem verfluchten Haus mit unrühmlicher Vorgeschichte versucht er in Alleinregie und mit allerlei technischen Gadgets wieder das Interesse der Fans zu reaktivieren und gleichzeitig neue Sponsoren zu generieren. Dummerweise ist Shawn aber eher ängstlicher Natur und allein im Haus eingesperrt, dauert es auch nicht lange, bis sich vor den Augen der Öffentlichkeit die ersten seltsamen Geschehnisse ereignen, die sich im Verlauf einer äußerst turbulenten Nacht noch zur absoluten Geisterbahnfahrt ausarten werden…

Alle paar Jahre gibt es im Horrorbereich kleinere Indie-Produktionen, die sich trotz limitierten Budgets und dank dem Herzblut und Einsatz aller Beteiligten zum Überraschungshit mausern und über die Jahre Kultpotential entwickeln. „Deadstream“ hat wohl ebenfalls alle Voraussetzungen dazu und entpuppt sich als humorvoll-turbulentes Achterbahnfahrt der Gefühle, bei dem sowohl Gags und Schocks passen und der zudem ausschließlich mit handgemachten Effekten aufwarten kann, was in Zeiten von übermäßigen CGI herrlich sympathisch daherkommt. Das fehlt jedoch dem Protagonisten, der sich als typisches Influencer-A.loch der selbstverliebten, egomanischen Art entpuppt, der für ein paar zusätzliche Klicks wohl seine Großmutter verkaufen würde und mit dem ich in meinem Alter auch eigentlich so gar nichts mehr anfangen kann. Trotz aller Vorbehalte entwickelt sich die Figur jedoch durchaus weiter und als Zuschauer bleibt nach in der zweiten Hälfte ohnehin nicht viel Zeit zum Durchatmen, wenn es dann auch so richtig los geht. Zu viel will man ja nicht verraten und das Rad wird ebenfalls nicht neu erfunden, aber die Winters machen ihre Sache sehr gut und der Zuschauer hat seinen Spaß dabei. Es bleibt wohl abzuwarten, ob dieses Livestream-Dingens als gewähltes Format nicht zu sehr im Zeitgeist verhaftet bleibt, aber ansonsten wurde hier wohl das Meiste richtig gemacht. Ich fand „Deadstream“ sehr unterhaltsam, witzig und vor allem originell. Tipp!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Prague Nights

01.png
01.png (173.59 KiB) 108 mal betrachtet
Episoden-Grusler aus der Tschechoslowakei über seltsame Geschichten aus dem nächtlichen Prag. In der monochromen Rahmenhandlung „Fabricius und Susana“ trifft ein internationaler Geschäftsmann auf eine mysteriöse Frau und ihren Chauffeur, die ihrer Eroberung drei aufregende Geschichten erzählt. In „Der letzte Golem“ bringt ein Rabbi für Geld einen furchteinflößenden Golem zum Leben. In „Die Brot-Schuhe“ bekommt es eine hedonistische Adelige mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu tun und in „Die vergiftenden Vergifter“ geht es um eine hübsche Frau, die aus Habgier ihre Liebhaber vergiftet, ehe sie auf einen ebenbürtigen Gegner trifft.

Episoden-Horror geht auch immer und auch der mit bislang gänzlich unbekannte Streifen „Prazske noci“ ist da keine Ausnahme. Die Geschichten aus dem nächtlichen Prag sind ja sehr unterschiedlich und von Spannung, Humor bis hin zur musikalischen Darbietung (!) ist hier alles verewigt und präsentiert sich dem aufgeschlossenen und interessierten Zuschauer als spannender und vor allem origineller Cocktail. Vor allem die Episode mit dem Golem, ist schon ganz großes Kino und ist zudem auch tricktechnisch sehr ansprechend gemacht. Diese bietet auch das Wiedersehen mit Jan Klusak, der ja auch schon in „Valerie und ihre Woche voller Wunder“ einen sehr eindrucksvollen Auftritt hatte und hier einen lasterhaften Rabbi spielen darf. Die restlichen Episoden können da vielleicht nicht mehr ganz mithalten, sind aber ebenfalls ansprechend in Szene gesetzt und erinnern an alte Gothic-Grusler aus italienischer Produktion oder auch den sehr geschätzten „Viy“. Was ebenfalls verwundert ist die Freizügigkeit, mit der die Episoden in Szene gesetzt wurden, die man sich in einem tschechoslowakischen Werk aus dem Jahre 1969 ebenfalls nicht erwarten würde. Unterm Strich eine angenehme Überraschung und ein Film, den man durchaus auf die Liste packen kann, wenn man so wie ich von Episoden-Horror nicht genug bekommen kann.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39045
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Visitor from Arkana Galaxy

02.png
02.png (181.12 KiB) 99 mal betrachtet
Robert arbeitet als Rezeptionist in einem Ferienhotel in Dubrovnik und wäre aber zum Leidwesen seiner Freundin Bibi lieber Science-Fiction-Autor. Dann träumt er von fernen Galaxien und Aliens, die gottgleich und mit Monster im Gepäck die Erde besuchen und den Kontakt mit ihm suchen. Dummerweise bemerkt Robert erst hinterher, dass er die Gabe hat, Kraft seiner Gedanken Dinge zu materialisieren. Zu diesem Zeitpunkt sind seine Aliens bereits auf der Erde gelandet und verbreiten heilloses Chaos.

Ich bin ja immer wieder erstaunt, was an europäischen Filmen über den Umweg in den Staaten den Weg in meinem Player findet. „Visitors from Arkana Galaxy“ ist eine völlig schräge, abgefahrene und irre Persiflage auf Science-Fiction, die aber erfrischend ernst zur Sache geht und auch die Lacher nicht in den Vordergrund steht. Der Streifen geht ja mehr in Richtung Groteske und überrascht den Zuschauer gleich mehrfach mit völlig irren Dingen, die auch gar nicht so harmlos daherkommen, sondern u.a. auch eher bitterböse mit der Sensationsgier der Menschen und ihren nachbarschaftlichen Befindlichkeiten abrechnet. Jan Svankmajer hat ja anscheinend bei den Passagen mit dem Monster mitgeholfen und dann wundert es einen auch nicht mehr, dass hier alles irgendwann durch die Decke geht. Dabei ist „Visitors from Arkana Galaxy“ dann auch noch in Dubrovnik gedreht und versprüht mit Darstellern und Settings jugoslawisches Flair, dass es ja so auch nicht mehr gibt und ist auch ansonsten eine höchst unterhaltsame und vor allem völlig schräge und aus der Zeit gefallene Sache, die zwar aussieht wie eine tschechische Jugendserie, inhaltlich aber eher ein aufgeschlossenes Genre-Publikum anspricht. Lustiger Blödsinn für große und nicht allzu kleine Kinder und eigentlich unfassbar, dass dieser Streifen nicht bekannter ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten