Seite 395 von 420

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 4. Nov 2023, 20:12
von jogiwan
Infinity Pool

01.jpg
01.jpg (9.65 KiB) 229 mal betrachtet
Der mäßig erfolgreiche Autor James macht mit seiner reichen Gattin Em Urlaub in einem schicken Resort in dem fiktiven Staat Li Tolqa, in dem Armut und strenge Gesetze herrschen. Als die Beiden ein weiteres Paar kennenlernen und verbotenerweise das Resort zu einem Ausflug verlassen, überfährt James bei der Rückfahrt einen Mann, der an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen erliegt. Noch geschockt von den Ereignissen, wird James mit seiner Frau am nächsten Tag verhaftet und erhält als reicher Ausländer von den örtlichen Behörden ein mehr als seltsames Angebot. Eine Kopie soll von ihm angefertigt werden und an seiner Stelle exekutiert werden. Was sich seltsam anhört ist aber durchaus ernst gemeint und nachdem James seiner eigenen Hinrichtung beiwohnt und eine Gruppe Gleichgesinnter kennenlernt, ist das der Start in einen rauschhaften Exzess in dem Moral und Rücksicht schon bald keine Rollen mehr spielen.

Ich halte Brandon Cronenberg ja dank „Antiviral“ und „Possessor“ für einen der spannendsten Regisseure unserer Zeit, der auch ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding durchzieht und dabei ist, die Art von Filmen zu machen, die man sich eigentlich lange Zeit von seinem Vater gewünscht hätte. „Infinity Pool“ ist nicht nur herrlich sperrig, schräg und originell, sondern vor allem auch ziemlich wild. Was ja noch halbwegs harmlos beginnt, gerät ja irgendwann völlig aus dem Ruder und der Autor verirrt sich in einem Strudel aus Drogen, Sex und Gewalt, aus dem es auch keine Wiederkehr ins normale Leben geben kann. Alles wunderbar entrückt in Szene gesetzt und zur bedrohlichen Musik von Tim Hecker liefert Brandon Cronenberg auch einen Brocken von Film ab, den man mit seiner subversiven Kapitalismuskritik erst einmal verdauen muss. Dass nicht jeder von dem Film begeistert ist, kann man sich dabei gut vorstellen, aber ich hab schon lange keinen derart schrägen, rücksichtslosen und rabiaten Film aus neuzeitlicher Produktion gesehen, der mich zugleich so begeistert hat. „Infinity Pool“ ist vielleicht nicht einfach und Vorkenntnisse im Cronenberg`schen Universum schaden wohl ebenfalls nicht, aber meinen Geschmack hat „Infinity Pool“ definitiv getroffen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 5. Nov 2023, 20:22
von jogiwan
Menéndez: El día del Señor

01.jpg
01.jpg (30.66 KiB) 207 mal betrachtet
Nach einem missglückten Exorzismus und einer Gefängnisstrafe lebt der Ex-Priester Menendez zurückgezogen in einem großen Haus, säuft den ganzen Tag und hat mit dem Leben so gut wie abgeschlossen. Eines Tages steht der kriminelle Sebas vor der Türe und der Kriminelle fleht Menendez an, ihn bei dem Fall seiner Tochter zu helfen, die neuerdings von einer dunklen Macht besessen zu sein scheint. Nach einiger Überredung willigt Menendez ein und Raquel wird von ihrem Vater bei dem Priester abgeliefert. Dieser ist zuerst noch skeptisch, da sich Raquel wie ein normaler, pubertierender Teenager verhält und als der Exorzismus beginnt, stellt sich die Frage, ob Menendez nicht neuerlich über das Ziel hinausschießen wird…

Während die ganze Welt über den miesen „Exorzismus“-Nachfolge schwadroniert, gibt es mit „Menéndez: El día del Señor“ ja auf Netflix noch einen Film aus der Besessenheits-Kiste, der sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Hier sind es ein abgehalfterter Priester und ein rebellischer Teenager, die sich ein Gefecht liefern, wobei der Film auch nicht gerade mit unschönen Szenen spart, wenn der Teufel mit brachialer Gewalt aus dem Körper der jungen Frau geprügelt werden soll. Ich bin ja für diese Art von Thematik nicht wirklich empfänglich und auch wenn der Streifen durchaus düster und brutal um die Ecke biegt, ist das ausgelutschte Thema auch einfach nicht mein Fall und irgendwie will ich auch nicht sehen, wie junge Frauen von älteren Männern verprügelt werden, die unter dem Deckmantel der Religion das Recht auf ihrer Seite sehen. Sympathisch geht jedenfalls anders und die Prügelszenen des verhinderten Boxers hinterlassen für mein Empfinden schon einen mehr als fragwürdigen Nachgeschmack, ob man das auch tatsächlich so zeigen muss. Andere mögen das vielleicht als intensiv und für die Dramaturgie des Filmes als notwendig empfinden, aber ich bin da eher raus.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 6. Nov 2023, 19:41
von jogiwan
Barbie

01.jpg
01.jpg (30.25 KiB) 195 mal betrachtet
„Es war nicht das, was ich mir erwartet habe“ ist wohl der Satz, den man am öftesten im Zusammenhang mit „Barbie“ hört und es ist wohl auch tatsächlich nicht das oberflächliche, glattgebügelte Feelgood-Movie über die Welt der polarisierenden Puppe, die sich hier präsentiert. Eher eine sehr dem Zeitgeist-verhaftete und diverse Groteske über Geschlechterrollen, bei der es auch überraschend wenig zu schmunzeln gibt. Der Film beginnt zwar recht überzeichnet und findet dann aber rasch den Weg zu durchaus ernsten Themen, die hier vordergründig als greller Familienfilm verpackt werden. Ist er aber eigentlich so gar nicht, sondern eine bitterböse Abrechnung mit dem Patriachat und toxischer Männlichkeit. Dass dieses nun ausgerechnet anhand der polarisierenden Puppen mit ihrem unrealistischen Körperbild abgehandelt wird, entbehrt ja nicht einer gewissen Komik. Zu lachen gibt es hier aber eher wenig und auch Misserfolge, Scheitern und Katharsis werden hier nicht ausgespart, wenn sich wieder einmal die Underdogs anschicken, die Weltordnung wieder herzustellen. Spannend auch die Tatsache, dass wohl jeder Zuschauer genau die Dosis an Kritik aus diesem Werk mitnehmen kann, die er vertragen kann. „Keine Ahnung, wie sie damit durchgekommen sind?“ ist dann wohl der zweitöfteste Satz und auch der hier hat durchaus seine Berechtigung. Wie sind sie damit nur durchgekommen…?

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 7. Nov 2023, 19:51
von jogiwan
Tödliche Einladung

01.jpg
01.jpg (49.99 KiB) 183 mal betrachtet
Gemeinsam mit ihrer Partnerin führt Agatha einen Podcast, in dem sie mysteriöse Kriminalfälle in akribischer Kleinarbeit zu lösen versucht. Da trifft es sich gut, dass sie von ihrer wohlhabenden Halbschwester eine eher mysteriöse Einladung zu einem Wochenende in einem Luxusdomizil erhält. Dort angekommen trifft sie auf eine illustre Runde an Menschen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben scheinen. Bei einem Bootsausflug eröffnet die Halbschwester dann ganz unvermittelt, dass eine Person wohl nicht mehr an Land gehen wird und tatsächlich gibt es wenig später eine Leiche. Während die Polizei um Zuständigkeiten kämpft, fühlt sich Agatha aber voll in ihrem Element und beginnt alles Puzzleteile langsam zusammenzufügen um den Mörder zu stellen…

Ensemble-Krimis im Stil von Agatha Christie scheinen ja momentan wieder ein kleines Revival zu haben und auch „Tödliche Einladung“ erinnert wohltuend an die Filme mit Herrn Poirot und Miss Marble, wobei es hier um eine modernisierte Variante aus Mexiko handelt. Somit ist auch klar, dass es hier etwas soapiger zugeht und mit „haarsträubend konstruiert“ ist „Tödliche Einladung“ wohl auch noch wohlwollend umschrieben. Krimi-Puristen dürfte es hier ja die Haare aufstellen, wenn Agatha mit ihren völlig kruden Theorien daherkommt und dann natürlich auch noch recht hat. Das ganze Szenario samt Figuren ist völlig überzogen und auch sonst sollte man wohl nicht genauer über den Handlungsverlauf dieses sommerlichen Krimis in seinem luxuriösen Ambiente nachdenken. Ansonsten ist er aber durchaus unterhaltsam und mit etwas Wohlwollen wird man hier auch durchaus passabel unterhalten. Auch wenn sich „Tödliche Einladung“ komplex, durchdacht und verschachtelt geben möchte, ist wohl eher Hirn ausschalten und Spaß haben die Devise.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 8. Nov 2023, 19:21
von jogiwan
Hollyblood

01.jpg
01.jpg (47.38 KiB) 165 mal betrachtet
Der schüchterne Javi ist verliebt in seine Mitschülerin Sara, die wiederum völlig auf Vampire und deren Mythen abfährt. Daher ist es gut, dass es im örtlichen Schulcampus ein untoter Blutsauger sein Unwesen treiben soll. Als es bei der Kinopremiere des Vampirfilms „Hollyblood“ zu einem Unfall mit glücklichem Ausgang kommt, keimt in Sara der Verdacht, dass Javi der Vampir sein könnte, der die neugewonnene Aufmerksamkeit auch sichtlich genießt. Doch der wahre Vampir treibt ebenfalls sein Unwesen und ist gar nicht über seinen Nachahmer erfreut. Es kommt zur turbulenten Konfrontation, in der auch noch ein schusseliger Vampirjäger, ein peinlicher Vater und ein paar eifersüchtige Fußballfans ein Wörtchen mitzureden haben…

Teenie-Komödie aus Spanien mit Vampir-Thema, dass einerseits zwar sehr sympathisch um die Ecke biegt, sich andererseits auch etwas verzettelt und viel Potential liegen lässt. Lustig ist „Hollyblood“ vor allem dann, wenn er sich über den homoerotischen Charakter der „Twilight“-Filme lustig macht oder auch im spaßigen Finale, bei dem kein Auge trocken bleibt. Bis dahin verhalten sich die Charaktere bisweilen etwas zu schusselig und auch die Geschichte will irgendwie in neunzig Minuten gar so vieles mitnehmen, was nicht so richtig funktioniert. Spanische Filme mag ich ja sowieso und auch wenn sich hier alles in Richtung Mittelmaß einpendelt, kann man „Hollyblood“ einen guten Unterhaltungswert auch nicht absprechen. Wer von Vampirfilmen, Gruselkomödien und Teeniefilmen nicht genug bekommen kann, wird hier sicher gut bedient und der ein- oder andere Moment sind auch wirklich sehr gelungen. Bisschen weniger Teenie und etwas mehr Horror hätte dem Streifen aber auch nicht geschadet.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 9. Nov 2023, 20:07
von jogiwan
Evil Judgment

01.png
01.png (135.57 KiB) 155 mal betrachtet
Kellnerin Janet hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und ist knapp bei Kasse und bekommt von ihrer Freundin ein zweifelhaftes Angebot, ein bisschen Geld als passiver Part bei einem Dreier mit einem wohlhabenden Herrn zu verdienen. Trotz Gewissensbissen willigt Janet ein, doch später gibt es zwei Tote und Janet, die im Drogenrausch vermeintlich Selbstmord begehen wollte und der niemand die Version mit den zwei Morden glaubt. Wenig später gerät sie neuerlich ins Visier des Killers und da ihr die Polizei nicht zu helfen scheint, versucht sie mit ihrem Freund, mit dem sie wieder zusammengekommen ist, selbst den kniffligen Fall zu lösen.

„Evil Judgement“ ist ein etwas zwiespältiger Slasher mit eindeutigen Giallo-Einflüssen von Regisseur Claudio Castravelli, der auch inhaltlich etwas Italien-Bezug aufweist und vor kurzen von Vinegar Snydrome veröffentlicht wurde. Leider ist die Geschichte über die Tänzerin und ihrem Freund als Amateur-Detektive aber eher wirr und lahm erzählt und die beiden Hauptfiguren taugen auch nur bedingt als Sympathieträger. Die Geschichte kommt nie so wirklich in Fahrt und bei der leider etwas arg farblosen Hauptdarstellerin und ihrem unsympathischen Freund vermisst man einfach den Charme und auch das Charisma, die solche Figuren eigentlich benötigen würden. Die Morde sind eher kurz, dafür mit Kehlenschnitten auch recht heftig, die Auflösung hübsch daneben, aber irgendwie passen hier die sprichwörtlichen Steine nicht so wirklich aufeinander. Interessanter ist da schon das Bonusmaterial, in dem Autor und Regisseur Caelum Vatnsdal über den Einschluss des italienischen Giallos auf den kanadischen Low-Budget-Film spricht und zahlreiche Beispiele anspricht, die man kennt oder unbedingt sehen möchte. Insgesamt eine schöne VÖ eine eher nicht so prickelnden Filmes, den mal als Slasher-Fan schon schauen kann, wenn die Erwartungshaltung eine eher niedrige ist.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 13. Nov 2023, 19:53
von jogiwan
Stereo

01.png
01.png (132.94 KiB) 138 mal betrachtet
Im Rahmen einer Studie nehmen junge Studenten an einem Experiment über Telepathie teil. Dazu sollen die Auswirkungen aufeinander geprüft werden und inwieweit die Fähigkeit ohne Worte miteinander zu kommunizieren auch den menschlichen Geist und Körper verändert.

Schwere Kost, die uns David Cronenberg in seinem einstündigen Werk „Stereo“ zumutet. In schwarz-weißen Bildern und Voice-Over-Kommentar präsentiert sich dem Zuschauer ein Sammelsurium aus Momentaufnahmen und Bildern, die sich nur schwer zuordnen lassen und erst mit dem Kommentar in Richtung Sci-Fi geht. In diesen Kommentar geht es um Telepathie, sexuelle Freiheit und auch um sehr wissenschaftliche Themen, denen selbst mit guten Englischkenntnissen kaum zu folgen sind. Auch die deutschen Untertitel sind durchaus fordernd und erinnern mehr an eine wissenschaftliche Vorlesung, als an einen herkömmlichen Film. Besonderes Highlight ist dann ohnehin die brutalistische Architektur der Universität in Toronto, die den perfekten retro-futuristischen Rahmen für dieses sperrige Werk bietet, dass bereits viele Themen aufgreift, die Cronenberg im Lauf seiner Karriere noch behandeln würde. Für sich alleine gesehen ist „Stereo“ aber eher langatmig, bleibt vage und ist als pseudowissenschaftliche Abhandlung zum Thema Telepathie in Form eines experimentellen Kunstfilms auch nur dann zu empfehlen, wenn man eine Stunde seines Leben anstandslos zu erübrigen hat.

Emanuelle - Sinnliche Rache

02.png
02.png (113.88 KiB) 138 mal betrachtet
Studentin Francesca arbeitet als Model und gerät ins Visier von Leonardo, der die junge Frau mit allen Mitteln für sich gewinnen möchte. Als Leonardo eine Reise nach Budapest plant um dort seinen Geburtstag zu feiern, ist auch Francesca dabei und möchte ihrem Freund als Ausgleich für seine wochenlangen Bemühungen ein besonderes Geschenk machen. Wenig später ist sie jedoch verschwunden und ein Jahr vergeht, ohne dass man von ihr gehört hat. Während die Polizei Nachforschungen betreibt, die ins Leere führen kommt auch die hübsche Schriftstellerin Emanuelle ins Spiel und erweckt das Interesse von Leonardo, der abermals alle Register zieht um diese zu verführen. Doch schon wenig später muss der Investmentbanker erkenne, dass sich Emanuelle nicht so leicht rumkriegen lässt und noch dazu nach ihren eigenen Regeln spielt.

Wieder mal ein Fall, wo man sich eigentlich nicht allzu viel erwartet und sich das Resultat als durchaus passabel präsentiert. Nicht dass „Emanuelle – Sinnliche Rache“ jetzt ein absolut guter Film ist, aber das Hochglanz-Drama mit Anleihen beim Softsex-Filmen vergangener Jahrzehnte entpuppt sich doch tatsächliche als Quasi-Remake von Joe D‘Amatos „Foltergarten der Sinnlichkeit“ aus dem Jahr 1975. Die Darsteller und Locations sind hübsch, durchaus talentiert, die Geschichte ist gut erzählt und auch sonst wirkt hier alles eher edel und stylisch als billig und sleazig. Billige Fummeleien wie in anderen schnell im Ostblock heruntergekurbelte Italo-Filmen aus den Neunzigern sollte man sich hier auch eher weniger erwarten, wenn es nach unbeschwerter Vorlaufzeit gegen Ende dann durchaus dramatischer wird. „Emanuelle“ heißt ja auch die Figur in der D’Amato-Vorlage, wie ich gerade herausgefunden habe und der Bezug zur Emmanuelle-Serie ist ja auch mit dem legendären Korbsessel gegeben, der im Verlauf des Filmes auftaucht. Zwischendurch wird es dann auch etwas kurios, wenn Figuren auftauchen, die nicht so ganz zum Alter der Figuren passen und auch noch Kryptowährungen ins Spiel gebracht werden um den neuzeitlichen und hippen Charakter der Geschichte zu unterstreichen. Kurzum ein durchaus ansprechendes und kurzweiliges Vergnügen für Freunde von Erotik-Filmen aus italienischer Produktion, dass an vergangene Jahrzehnte erinnert und ihnen ein modernes Update bietet.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 19. Nov 2023, 19:55
von jogiwan
Pacto de Silencio

01.jpg
01.jpg (29.53 KiB) 116 mal betrachtet
Brenda ist erfolgreiche Influencerin mit 10 Millionen Followern in den sozialen Netzwerken. Niemand ahnt, dass die junge Frau auf der Straße aufgewachsen ist und bei der Geburt zum Sterben zurückgelassen wurde. Nun sinnt sie auf Rache und ist auf der Suche nach vier jungen Mädchen einer Mädchenschule, von denen eine ihre Mutter sein soll und die sie mitsamt der Leiterin der Schule für ihre verkorkste Kindheit verantwortlich macht. Brenda wird sich in die jeweiligen Leben drängen um diese zu zerstören und nichts und niemand wird sie aufhalten….

Mexikanische Serien sind ja immer auch eine Herausforderung für den europäischen Zuschauer und eine Affinität zum Trash und zur Übertreibung in Kombination mit gutem Sitzfleisch sollte bei Konsum einer derartigen Serie schon vorhanden sein. Hier ist es ein doch etwas arg seltsam anmutender Rachefeldzug einer erfolgreichen Influencerin auf der Suche nach der Wahrheit ihres Ursprungs, die hier in 18 Episoden zu jeweils 35 bis 40 Minuten abgehandelt wird. Die Geschichte ist dabei völlig haarsträubend und konstruiert und was hier so alles an Inhalten aufgefahren wird, lässt einem bisweilen doch recht erstaunt zurück und ist immer auf größtmögliche Emotionen ausgelegt. Da werden Ehen und Existenzen zerstört, Menschen ermordet und hinterher findet man sich immer wieder zusammen um sich gegenseitig die Schuld dafür zu geben. Genauer über den Plot sollte man ja nicht nachdenken und sich einfach an den vielen bizarren Einfällen erfreuen, die auf den Zuschauer losgelassen werden. Genauso wenig sollte man sich eine klassische Noir-Geschichte erwarten, wenn die Ereignisse aus der Vergangenheit und Gegenwart immer recht selektiv präsentiert werden, damit der Plot am Laufen gehalten wird. Unterhaltsam und bunt ist „Pacto de Silencio“ aber allemal, selbst wenn es im Mittelteil, doch einen kleineren Durchhänger von drei Episoden gibt, in der die Serie doch etwas am Stand tritt. Die letzten sechs Folgen geben wieder Gas und insgesamt betrachtet, macht das schon Spaß. Die Hälfte der Folgen hätten angesichts der Geschichte aber sicher auch gereicht, auch wenn das Telenovela-Fans wohl anders sehen werden.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 20. Nov 2023, 20:16
von jogiwan
Tucker & Dale vs. Evil

01.jpg
01.jpg (31.75 KiB) 104 mal betrachtet
Immer noch ganz großartig - die perfekte Mischung aus Slasher, Backwood-Drama, Culture-Clash und ganz viel Spaß. Besser und kurzweiliger wurden Vorurteile, Missverständnisse und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte noch nie verfilmt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 21. Nov 2023, 19:30
von jogiwan
Studio 666

01.jpg
01.jpg (39.63 KiB) 92 mal betrachtet
Dave Grohl steckt mit seinen Foo Fighters in der kreativen Krise und um das zehnte Album doch noch auf die Reihe zu bekommen, mietet sich die Band auf Empfehlung ihres Produzenten ein Haus mit unrühmlicher Vergangenheit. Dort soll in den Neunzigern eine andere Band Aufnahmen getätigt haben, die jedoch zu keinem Abschluss kamen, weil der Leadsänger durchgedreht und seine Band ermordet hat. Zuerst tut sich jedoch wenig und der Ortswechsel bringt nicht den gewünschten Erfolg. Wenig später entdeckt Dave im Keller jedoch die Überreste seiner Vorgänger und eine dämonische Kraft nimmt von ihm Besitz, die neben einem Kreativitätsschub auch das Bandgefüge schon bald ganz ordentlich durcheinanderbringen wird.

Dave Grohl, die Foo Fighters und Horror klingen eigentlich nach den perfekten Voraussetzungen für eine musikalische Horrorkomödie mit Charme und Witz, bei der auch nicht viel schief gehen kann. Der Auftakt ist auch klasse, das Titel-Thema von Carpenter und dann kommen die Foo Fighters ins Spiel und das Grauen nimmt seinen Lauf. Leider nicht wie gewünscht, da die Mitglieder der Band zwar sympathisch, aber eben keine Schauspieler sind. Genauso wie die Geschichte, die sich sehr an „Evil Dead“ anlehnt und auch nicht sonderlich originell um die Ecke biegt. Die Dialoge wie aus einem Rob-Zombie-Movie sind eher dämlicher Natur, die Musik kommt viel zu kurz und Dave Grohl wollte wohl unbedingt sein Image als Good-Guy größtmöglich torpedieren, was ebenfalls nicht unbedingt authentisch wirkt. Herausgekommen ist ein seltsam unrund-wirkender Film, der seine Elemente mit viel Hui-Bui und ein paar netten Musiker-Gags eher episodenhaft aneinanderreiht und irgendwie nicht so wirklich in die Gänge kommt bzw. hinter seinen Möglichkeiten weit zurückbleibt. „Studio 666“ macht zwar schon Spaß und erinnert an klassische B-Movies mit Rock-Stars aus den Achtzigern, aber man wird das Gefühl nicht los, dass man hier versucht etwas Wiederzubeleben, was im Grunde schon seit Jahrzehnten durch und kommerzialisiert ist. Gucken kann man das durchaus, aber irgendwie bleibt abgesehen von den durchaus herben Splattermomenten vor allem musikalisch überraschend nur sehr wenig zurück.