Auf den letzten fünf Seiten habt ihr zwar schon fast alles gesagt, was zu sagen ist…Aber hier noch mal in meinen Worten:
Handlung:
Ein Gynäkologe schafft es seine Patientin umzubringen und plant die Tat zu verschleiern. Er ist zunächst erfolgreich, bis ihn ein unbekannter Killer aus dem Film heraus mordet.
Da ein Giallo mit einem Toten nie zufrieden ist, sterben in den folgenden anderthalb Stunden einige Mitglieder der Model-Agentur, welcher die Tote angehörte.
Kritik:
Mir sind fast nur negative Aspekte an „Die Nacht der blanken Messer“ aufgefallen, dennoch musste ich feststellen, dass der Film durchaus zu genießen war und mein erster Eindruck, zwar schlecht aber nicht grottenschlecht war, das kam erst nach längerem Nachdenken. Es lag vielleicht daran, dass Bianchi strikt nach dem Lehrbuch die typischen Giallo-Topoi aneinander reiht – nicht kreativ, aber es funktioniert, da diese Stilmittel meist einen halbwegs erträglichen Thriller ergeben. Hier und da ist die eine oder andere Szene nett photographiert, kein Vergleich zu Argento oder Bava, aber trotzdem habe ich kameratechnisch schon schlechteres gesehen. So, damit sind die positiven Aspekte hinter uns gebracht, möge die Kritik beginnen:
Die Geschichte ist ein so fadenscheiniger uninspirierter Grund, die Mordszenen irgendwie erklären zu können, dass es mir nicht schwer fiel das Geschlecht und das Motiv des Täters nach den ersten zehn Minuten zu erraten. Die Identität des Mörders selbst wusste ich jedoch bis zum Schluss nicht, dies ist aber kein Kompliment, da es daran lag, dass ich keine Ahnung habe wer jetzt die Person unter der Maske war. Es handelt sich um eine Figur, die wohl am Anfang ein paar mal vorgekommen ist und die ich dann vollkommen vergessen habe. Wäre mein Gehirn nicht so abwesend gewesen, hätte ich seine Identität ermittelt, einfach weil außer dem Mörder selbst niemand mehr übrig war, der als Täter in Frage kam.
Obwohl das Motiv vorauszusehen war, lässt es uns doch unbefriedigt, denn mit der Erklärung, die wir bekommen gibt es nur einen Mord mit einem fadenscheinigen Grund, viele mit schlechten Grund und einer völlig ohne Grund!
Des weiterem fehlt das, was jeder gute Giallo haben sollte, was man aber ganz gerne mal vergisst, nämliche eine Hauptfigur. Irgendeine Person um die wir uns Sorgen machen können, zu der wir halten und von der wir hoffen, dass sie am Schluss über den Killer triumphieren wird. Wir haben die Polizei, aber über den Kommissar erfahren wir zu wenig Privates um ihn als Helden zu definieren, so wie es in „New York Ripper“ oder „Time to kill, Darling“ gemacht wurde (außerdem verhält sich die Polizei idiotisch). Gegen Ende rücken Edwiges Charakter und der eine Photograph immer mehr in den Mittelpunkt, aber sie kam bis jetzt selten vor und hat noch weniger zur Handlung beigetragen und er…OK, reden wir über ihn: Ich habe selten eine so unsympathische hassenswerte abstoßende Type gesehen wie ihn. Ein verlogener skrupelloser Macho, welcher Frauen wie Sexobjekte behandelt und in erster Linie an sich selbst interessiert ist. Ich dachte mir, den Charakter gestalten sie absichtlich so sexistisch, um ihn dann vom Killer kastrieren zu lassen oder so…aber nein, der Typ überlebt und ist der Held und bekommt Edwige am Schluss…Ahhhhhh….SO EINE PERSON GEHÖRT NICHT HOSENLOS IN EIN BETT MIT FRAU FENECH SONDERN HOSENLOS IN EINEN ITALIENISCHEN KANNIBALENFILM!!!
Allerdings habe ich mit seinem Darsteller überhaupt keine Probleme. Die Schauspieler in diesem Film sind im allgemeinen nicht schlecht, das Problem ist nur, dass ihnen keine anständigen Figuren gegeben wurden, mit denen sie arbeiten können.
Wie der Photograph ist der ganze Film hochgradig sexistisch wenn nicht sogar misogyn. Der Film beginnt mit einer nackten Frau, endet mit einer nackten Frau und dazwischen gibt es sehr viele nackte Frauen. Ich bin zwar keiner der Filme auf ihre sexistischen Untertöne untersucht, aber wie sie die Anusvergewaltigung am Ende mehr niedlich als erschreckend dargestellt haben war mir dann doch einiges zu viel.
Eins meiner Hauptprobleme waren noch die vielen Subplots die ins nichts führen. Die Vergewaltigung durch den übergewichtigen Agenturbesitzer, sowie das Einführen eines neues Modells in das Unternehmen zeigen uns zwar ein paar Charaktereigenschaften über die eine oder andere Figur, das ist aber vollkommen sinnlos, wenn eben diese Figuren eine Minute später ermordet werden.
Fazit: Ein alberner Haufen Unsinn, den man sich aber ansehen kann, er unterhält halbwegs. Es sei denn der Leser dieser Zeilen ist eine fanatische Feministin, in diesem Fall: Lass die Finger davon!
5/10