Ich bin seit 2003 ein riesen Fan des Films und hatte ihn gestern nach ca. 13 Jahren erstmals wieder angesehen.
Interessanterweise kann ich Kritik an diesem Film durchaus verstehen, weil ich mich selbst, nach so vielen Jahren, erst mal wieder in den Film rein finden musste.
Oberflächlich betrachtet kann man dem Film durchaus Langatmigkeit unterstellen und von der Logik ist es auch nicht weit her aber wer gerne an den obskuren Werken damaliger italienischer Filmkunst knabbert und mit einer dementsprechenden Einstellung an das Werk ran geht, kann hier ein filmisches Kleinod entdecken.
Ich habe mir den Film gestern zwei mal angesehen, weil ich mich während der Erstsichtung, ständig gedanklich an Kritikpunkten festgehalten habe und die gibt es hier wirklich ohne Ende.
Nach der ersten Sichtung war ich deswegen unbefriedigt und habe den Film dann noch einmal angesehen und mir vorgenommen, mich einfach leiten zu lassen und zu genießen.
Plötzlich hat das Ding ohne Ende gefunzt!
Meine Meinung:
Von Langatmigkeit keine Spur, weil man sich den ganzen Film über von der wunderschönen 70er Jahre Cinemascope Ästhetik und der fantastischen Lounge Musik um den Finger wickeln lassen kann.
Gespickt wird das ganze von tollen Schauspielerinnen, wie Margaret Lee, Rosalba Neri und obendrauf noch Klaus Kinski, dessen zurückhaltendes Spiel eine für ihn ganz besonders seltene Qualität hat, weil seine Rolle sehr zurückgenommen ist und er mit feiner Mimimik, Körperhaltung und Bewegung eine große Wirkung erziehlt.
Zusätzlich bekommt man ein paar sehr schön inszenierte Morde, einen Hauch von Splatter, Spannung, sowie Gothic Horror und moderne 70er Optik serviert.
Als wäre das noch nicht genug, gibt es einige Sexzenen, die zwischen ziemlich scharf und unfreiwilliger Komik pendeln aber sich jeder Zeit bestens ins loungige 70er Jahre Schmuddel Vergnügen einfügen und trotzdem bewegt sich der Film auf hohem handwerklichen Niveau.
Dann wird noch etwas gegen die damaligen Konventionen verstoßen, in dem es lesbische Krankenschwestern und nymphomane Patientinnen, inzestiöse Bruder, Schwester Verhältnisse gibt und als wäre das noch nicht genug, die ein oder andere Schamlippe in die Kamera blitzt, nebst einem echten Orangenhaut Hintern, welchen die farbige Darstellering schamlos in die Kamera hält, während sie ins Schaumbad steigt.
Ich weiß, man kann den Film zerreisen aber man kann ihn auch "erleben" und da vergebe ich, ungeachtet aller filmischer Konventionen die höchste Punktezahlt!
Einfach total neben der Spur und dieser Zustand schadet keinesfalls, wenn man sich mit einer Kiste Bier und ein paar Freunden, auf diesen filmischen 70er Jahre Trip begeben möchte.
10/10