Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben:Bei uns gilt seit Montag eine Quasi-Ausgangssperre, die auch kontrolliert, aber nicht geahndet wird. Erlaubt ist der Weg zum Supermarkt, zur Apotheke, zum Arzt und auch Spazieren und Sport im Familienverband. Man meidet einfach öffentlich Plätze und geht dorthin, wo man wenig bis keine Leute trifft. Das funzt selbst im Innenstadtbereich recht gut und der überwiegende Großteil der Leute hält sich daran.
Das klingt in der Tat sehr vernünftig.
jogiwan hat geschrieben:Als Optimist tut man sich in diesen Zeiten natürlich leichter als jemand, der überall nur das Negative sieht. Einschränkungen müssen ja auch nicht zur Gänze negativ besetzt sein. Nutzt die Zeit einfach um zu lesen, aufgeschobene Dinge in der Wohnung zu machen und sich bei Leuten zu melden, von denen ihr schon lange nichts mehr gehört hab. Man kann Corona auch zum Anlass nehmen, mal hier wieder mehr zu posten, also guckt Filme und schreibt darüber.
Ganz. Genau. So. :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von Salvatore Baccaro »

jogiwan hat geschrieben:Einschränkungen müssen ja auch nicht zur Gänze negativ besetzt sein. Nutzt die Zeit einfach um zu lesen, aufgeschobene Dinge in der Wohnung zu machen und sich bei Leuten zu melden, von denen ihr schon lange nichts mehr gehört hab. Man kann Corona auch zum Anlass nehmen, mal hier wieder mehr zu posten, also guckt Filme und schreibt darüber.
Jawohl! Oder ihr macht es wie ich und fertigt realistische Bilder exotischer Pflanzen an und geht aus dieser Krise als neuer Henri Rousseau hervor!

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buxtebrawler
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von buxtebrawler »

buxtebrawler hat geschrieben:(...) und darunter leiden dann auch diejenigen, die einfach allein nach in die Natur fahren, einen Waldspaziergang unternehmen oder auch schlicht 'ne Runde Dauerlauf absolvieren wollen. :roll:
Habe gerade gelesen, dass Spaziergänge, Jogging und Radfahren in Italien ohnehin auch während der Ausgangssperre gestattet sind.

Nun denkt man angeblich allerdings darüber nach, auch dies zu verbieten, weil die aktuelle Entwicklung verheerend sei:

:arrow: https://www.tagesspiegel.de/politik/ita ... NIW_OekUlw

:(
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Dr. Monkula
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von Dr. Monkula »

Dr. Monkula kämpft gerade hart mit an der Front ! Neben meinem ganzen Filmkram, mach Ich übrigens Silikonteile für die Beatmungsgeräte in den Krankenhäusern, Produktion auf Hochdruck, auch Heute gearbeitet !

Mich nervt aber das durch die ganzen Klopapier-Ottos uns gerade Holland gut verarscht und ich geh mal Stark davon aus, bei der nächsten EM & WM wird unserem Team jetzt immer Klopapier zu geworfen ! BRAVO Danke dafür

Dadurch, das USA anstatt Klopapier...Waffen hortet und Trump auf die Armen scheisst, wirds evtl. einen guten Burgerkrieg geben, mit heftigen Riots

Strange Bilder: New York Times Square kannte ich so wie jetzt nur aus "Vanilla Sky (2001)" !

Mal sehen was noch kommt, aber mein "Ford Falcon XB GT Coupé" steht in der Garage vollgetankt bereit

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Rudi Carrell - Liebling, die Deutschen sterben aus

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Dr. Monkula
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von Dr. Monkula »

Anyway, passt auf Euch auf und bleibt gesund.....das Wir Uns Alle in Karlsruhe wiedersehen !!!!!
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FarfallaInsanguinata
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich freue mich sehr, dass das Deliria die Corona-Attacke der vergangenen Tage offensichtlich schadlos überstanden hat. :D

Heute früh war ich in zwei Supermärkten. Um 7:30 Uhr schlafe ich entweder oder bin noch auf, so dachte ich mir diesmal, je früher zum Einkauf, umso besser. War schon etwas ungewohnt mit den Lücken in den Regalen, die teilweise gerade wieder bestückt wurden, und den Abstandsbändern auf dem Fußboden. Auch erstaunte mich der Andrang an Kunden, das war Anfang der Woche noch deutlich entspannter. Wirklich bedrohlich wirkte es aber nicht.
Gegen Mittag kam dann noch eine eBay-Sendung, wo der Bote mir das Paket quasi zuwarf. Hatte schon Angst, das würde vielleicht gar nicht mehr ausgeliefert werden, also auch hier noch alles gut. Auf weitere Bestellungen werde ich trotzdem verzichten.
Ich mache mir eher Sorgen, wie ich die kommenden Monate ohne Sozialkontakte überstehen soll. Telefonieren und Surfen sind da kein echter Ersatz, wenn die digitalen Medien nicht früher oder später sowieso wegen Überlastung zusammenbrechen. Irgendwann kommt mit Sicherheit der Wohnungskoller. :angst:

Naja, vorerst ist es gut aushaltbar.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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buxtebrawler
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von buxtebrawler »

@Dr. Monkula: Wow, Respekt!

Ist schon eine seltsame Atmosphäre gerade. Wann hat man Italien jemals so angsterfüllt gesehen? :( Nun will man dort offenbar sogar Fahrten/Gänge zur Arbeit in nicht systemrelevanten Branchen untersagen. Absolut krass.

Ich persönlich komme mit den bisherigen Einschränkungen sehr gut klar, auch wenn ich Grundrechtseinschränkungen gerade in einem Land mit einer Geschichte wie Deutschland naturgemäß immer extraskeptisch betrachte. Spätestens eine Ausgangssperre, bei der man nicht mal mehr allein oder zweit spazierengehen darf, würde mich aber auch wirklich treffen.

Mit Sorge betrachte ich jedoch zum einen, wie sich derjenige sowie schon immer obrigkeitshörige Menschenschlag nun besonders hervorspielen kann, wenn er Ausgangssperren fordert und auf die Einhaltung sämtlicher Bestimmungen pocht - und wie das Denunziantentum wieder Konjunktur erhält. "Herr Wachtmeister, da drüben auf dem Spielplatz... und dort im Eiscafé..."

Noch übler ist es, wie diese Krise offenbar genutzt wird, um dauerhaft tiefgreifende Überwachungsmaßnahmen im Schnellverfahren gesetzlich durchzudrücken. Meine Forderungen an die Politik wären da ganz andere:

1. Verstaatlichung des Gesundheitswesens, Rücknahme sämtlicher Sparmaßnahmen in diesem Bereich, sofortiger Rücktritt aller Politikerinnen und Politiker, die den aktuellen Zustand mitzuverantworten haben.
2. Fast jede Seuche stammt aus der Massentierhaltung oder anderer tierverachtender Scheiße. Deshalb sofortiges Verbot industrieller Massentierhaltung, Importstopp für Erzeugnisse aus Massentierhaltung, Erhebung von Bio-Normen zum neuen Mindeststandard, Subventionierung der Bio- und Fleischersatz-Branchen statt der Massentierhaltungsindustrie, Aufklärungskampagnen für die Bürgerinnen und Bürger, damit das auch jeder schnallt, Prügelstrafe + Knast für Julia Klöckner.

Sonst, so fürchte ich, wird eine solche oder ähnliche Scheiße zukünftig immer und immer wieder auf uns zukommen...
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben: Ich persönlich komme mit den bisherigen Einschränkungen sehr gut klar, auch wenn ich Grundrechtseinschränkungen gerade in einem Land mit einer Geschichte wie Deutschland naturgemäß immer extraskeptisch betrachte.
Das ist auch richtig so. Aber derzeit habe ich das gute Gefühl, dass hier mit Augenmaß gehandelt wird.
buxtebrawler hat geschrieben:Mit Sorge betrachte ich jedoch zum einen, wie sich derjenige sowie schon immer obrigkeitshörige Menschenschlag nun besonders hervorspielen kann, wenn er Ausgangssperren fordert und auf die Einhaltung sämtlicher Bestimmungen pocht - und wie das Denunziantentum wieder Konjunktur erhält. "Herr Wachtmeister, da drüben auf dem Spielplatz... und dort im Eiscafé..."
Aktuelle Beobachtungen oder Befürchtung? Hier habe ich dahingehend nichts negatives erlebt/gehört.
buxtebrawler hat geschrieben:Noch übler ist es, wie diese Krise offenbar genutzt wird, um dauerhaft tiefgreifende Überwachungsmaßnahmen im Schnellverfahren gesetzlich durchzudrücken.


Oha. Davon habe ich noch gar nichts mitbekommen. Das ist in der Tat schlimm. Hast Du da Beispiele?
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben:Aktuelle Beobachtungen oder Befürchtung? Hier habe ich dahingehend nichts negatives erlebt/gehört.
Beobachtungen in den Medien.
Arkadin hat geschrieben:Oha. Davon habe ich noch gar nichts mitbekommen. Das ist in der Tat schlimm. Hast Du da Beispiele?
https://www.handelsblatt.com/politik/de ... O1xrEu-ap4
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Wie Sars-CoV-2 den Menschen als Fehlkonstruktion entlarvt

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Erquickende, tagesrelevante und leichtes Frösteln machende Lektüre mit "Surveiller et punir", worin der französische Philosoph Michel Foucault in einem besonders luziden Kapitel die Geburt der modernen Disziplinargesellschaft aus dem Geist der Pestepidemien der Frühen Neuzeit herleitet:

"Nach einem Reglement vom Ende des 17. Jahrhunderts mußten folgende Maßnahmen ergriffen werden, wenn sich die Pest in einer Stadt ankündigte.
Vor allem ein rigoroses Parzellieren des Raumes: Schließung der Stadt und des dazugehörigen Territoriums; Verbot des Verlassens unter Androhung des Todes; Tötung aller herumlaufenden Tiere; Aufteilung der Stadt in verschiedene Viertel, in denen die Gewalt jeweils einem Intendanten übertragen wird. Jede Straße wird unter die Autorität eines Syndikus gestellt, der sie überwacht; würde er sie verlassen, verlöre er sein Leben. Am bezeichneten Tage muß sich jeder in seinem Haus einschließen: Herausgehen wird mit dem Tode bestraft. Der Syndikus schließt selber die Tür eines jeden Hauses von außen ab; den Schlüssel überbringt er dem Intendanten, der ihn bis zum Ende der Quarantäne verwahrt. Jede Familie muß ihre Vorräte gespeichert haben; aber für die Versorgung mit Wein und Brot werden zwischen der Straße und dem Inneren der Häuser kleine hölzerne Kanäle angelegt, die eine Verteilung der Rationen ohne Berührung zwischen den Zulieferem und den Bewohnern ermöglichen; für die Zuteilung von Fleisch, Fisch und Gemüse verwendet man Rollen und Körbe. Müssen Leute unbedingt aus dem Haus gehen, so geschieht es nach einem Turnus, damit jedes Zusammentreffen vermieden wird. Auf den Straßen bewegen sich nur die Intendanten, die Syndizi, die Gardesoldaten und zwischen den infizierten Häusern, von einem Leichnam zum andern auch die »Raben«, die man ohne weiteres dem Tode ausliefern kann: es handelt sich um Leute von geringem Wert, welche die Kranken tragen, die Toten bestatten und Reinigungs- sowie andere niedere Arbeiten verrichten. Der Raum erstarrt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen. Jeder ist an seinen Platz gebunden. Wer sich rührt, riskiert sein Leben: Ansteckung oder Bestrafung.
Die Überwachung ist lückenlos. Überall ist der Blick auf der Hut: »Ein ansehnliches Milizkorps, das von guten Offizieren und ordentlichen Männern kommandiert wird«, Gardekorps an den Stadttoren, am Rathaus und in allen Stadtvierteln zur Gewährleistung des öffentlichen Gehorsams und die unbedingteste Autorität der Verwaltung, »um ebenfalls alle Ruhestörungen, Diebereien und Plünderungen zu verhindern« . An den Stadttoren Wachposten, desgleichen an allen Straßenenden. Jeden Tag sucht der Intendant das ihm übertragene Stadtviertel auf, erkundigt sich, ob die Syndizi ihre Aufgaben erfüllen, ob sich die Bewohner zu beklagen haben; sie »überwachen ihre Handlungen«. Jeden Tag geht der Syndikus durch die Straße, für die er verantwortlich ist; er hält vor jedem Haus und läßt die Bewohner an die Fenster kommen (denjenigen, die im Hinterhof wohnen, wird ein Fenster an der Straßenseite zugewiesen, wo nur sie sich zeigen dürfen); er ruft jeden bei seinem Namen und informiert sich nach dem Zustand jedes einzelnen, »Wobei die Bewohner die Wahrheit sagen müssen, unter Androhung der Todesstrafe«; wenn sich jemand nicht am Fenster präsentiert, muß der Syndikus nach den Gründen fragen. »Auf diese Weise wird er leicht entdekken, ob man Tote oder Kranke verbirgt.« Jeder ist in seinen Käfig eingesperrt, jeder an seinem Fenster, bei Nennung seines Namens antwortend und zeigend, worum man ihn fragt - das ist die große Parade der Lebenden und der Toten.
Diese Überwachung stützt sich auf ein lückenloses Registrierungssystem: Berichte der Syndizi an die Intendanten, der Intendanten an die Schöffen oder an den Bürgermeister. Zu Beginn der »Einschließung« wird das Verzeichnis erstellt, das jeden in der Stadt anwesenden Bewohner erfaßt; »eingetragen werden darin Name, Alter, Geschlecht ausnahmslos aller«: ein Exemplar für den Intendanten des Viertels, ein zweites für das Büro des Rathauses und ein weiteres für den Syndikus, der den täglichen Appell durchführen muß. Alles, was im Laufe dieser Besuche beobachtet wird - Todesfälle, Krankheiten, Beschwerden, Ruhestörungen - wird notiert und den Intendanten sowie den Verwaltungsbeamten übermittelt. Diese sind auch für die ärztliche Versorgung zuständig: sie haben einen verantwortlichen Arzt ernannt, ohne dessen schriftliche Bestätigung kein Arzt etwas unternehmen, kein Apotheker Medikamente herstellen und kein Beichtvater einen Kranken besuchen darf, •um zu verhindern, daß man ohne Wissen der Behörden ansteckend Kranke versteckt oder behandelt«. Die Registrierung des Pathologischen muß lückenlos und zentral gelenkt sein. Die Beziehung jedes einzelnen zu seiner Krankheit und zu seinem Tod läuft über die Instanzen der Macht: ihre Registrierungen und ihre Entscheidungen.
Fünf oder sechs Tage nach Beginn der Quarantäne geht man daran, ein Haus nach dem andern zu säubern. Man schafft die Bewohner hinaus ; in jedem Zimmer hebt oder hängt man »die Möbel und die Waren« auf; man versprüht Riechstoff und läßt ihn verbrennen, nachdem man die Fenster und Türen bis zu den Schlüssellöchern, die man mit Wachs verstopft, abgedichtet hat. Am Ende schließt man das gesamte Haus ab, während sich der Riechstoff verzehrt. Ebenso wie beim Betreten des Hauses durchsucht man die Riechstoffhändler »in Gegenwart der Hausbewohner, um zu sehen, ob sie nicht beim Hinausgehen etwas bei sich haben, was sie zuerst nicht hatten«. Vier Stunden später können die Leute wieder einziehen.
Dieser geschlossene, parzellierte, lückenlos überwachte Raum, innerhalb dessen die Individuen in feste Plätze eingespannt sind, die geringsten Bewegungen kontrolliert und sämtliche Ereignisse registriert werden, eine ununterbrochene Schreibarbeit das Zentrum mit der Peripherie verbindet, die Gewalt ohne Teilung in einer bruchlosen Hierarchie ausgeübt wird, jedes Individuum ständig erlaßt, geprüft und unter die Lebenden, die Kranken und die Toten aufgeteilt wird - dies ist das kompakte Modell einer Disziplinierungsanlage. Auf die Pest antwortet die Ordnung, die alle Verwirrungen zu entwirren hat: die Verwirrungen der Krankheit, welche sich überträgt, wenn sich die Körper mischen, und sich vervielfältigt, wenn Furcht und Tod die Verbote auslöschen. Die Ordnung schreibt jedem seinen Platz, jedem seinen Körper, jedem seine Krankheit und seinen Tod, jedem sein Gut vor: kraft einer allgegenwärtigen und allwissenden Macht, die sich einheitlich bis zur letzten Bestimmung des Individuums verzweigt - bis zur Bestimmung dessen, was das Individuum charakterisiert, was ihm gehört, was ihm geschieht. Gegen die Pest, die Vermischung ist, bringt die Disziplin ihre Macht, die Analyse ist, zur Geltung. Es gab um die Pest eine ganze Literatur, die ein Fest erträumte : die Aufhebung der Gesetze und Verbote; das Rasen der Zeit; die respektlose Vermischung der Körper; das Fallen der Masken und der Einsturz der festgelegten und anerkannten Identitäten, unter denen eine ganz andere Wahrheit der Individuen zum Vorschein kommt. Jedoch gab es auch einen entgegengesetzten, einen politischen Traum von der Pest: nicht das kollektive Fest, sondern das Eindringen des Reglements bis in die feinsten Details der Existenz vermittels einer perfekten Hierarchie, welche das Funktionieren der Macht bis in ihre letzten Verzweigungen sicherstellt. Hier geht es nicht um Masken, die man anlegt oder fallen läßt, sondern um den »wahren« Namen, den »wahren« Platz, den »wahren« Körper und die »wahre« Krankheit, die man einem jeden zuweist. Der Pest als zugleich wirklicher und erträumter Unordnung steht als medizinische und politische Antwort die Disziplin gegenüber. Hinter den Disziplinarmaßnahmen steckt die Angst vor den »Ansteckungen«, vor der Pest, vor den Aufständen, vor den Verbrechen, vor der Landstreicherei, vor den Desertionen, vor den Leuten, die ungeordnet auftauchen und verschwinden, leben und sterben.
Wenn es wahr ist, daß die Ausschließungsrituale, mit denen man auf die Lepra antwortete, bis zu einem gewissen Grad das Modell für die große Einsperrung im 17. Jahrhundert abgegeben haben, so hat die Pest das Modell der Disziplinierungen herbeigerufen. Anstelle einer massiven und zweiteilenden Grenzziehung zwischen den einen und den andern verlangt die Pest nach vielfältigen Trennungen, nach individualisierenden Aufteilungen, nach einer in die Tiefe gehenden Organisation der Überwachungen und der Kontrollen, nach einer Intensivierung und Verzweigung der Macht. Der Leprakranke wird verworfen, ausgeschlossen, verbannt: ausgesetzt; draußen läßt man ihn in einer Masse verkommen, die zu differenzieren sich nicht lohnt. Die Pestkranken hingegen werden sorgfältig erfaßt und individuell differenziert - von einer Macht, die sich vervielfältigt, sich gliedert und verzweigt. Die große Einsperrung auf der einen Seite und die gute Abrichtung auf der andern; die Aussetzung der Lepra und die Aufgliederung der Pest; die Stigmatisierung des Aussatzes und die Analyse der Pest. Die Verbannung der Lepra und die Bannung der Pest - das sind nicht dieselben politischen Träume. Einmal ist es der Traum von einer reinen Gemeinschaft, das andere Mal der Traum von einer disziplinierten Gesellschaft. Es handelt sich um zwei Methoden, Macht über die Menschen auszuüben, ihre Beziehungen zu kontrollieren und ihre gefährlichen Vermischungen zu entflechten. Die verpestete Stadt, die v o n Hierarchie und Überwachung, von Blick und Schrift ganz durchdrungen ist, die Stadt, die im allgemeinen Funktionieren einer besonderen Macht über alle individuellen Körper erstarrt - diese Stadt ist die Utopie der vollkommen regierten Stadt/Gesellschaft. Die Pest (jedenfalls die zu erwartende) ist die Probe auf die ideale Ausübung der Disziplinierungsmacht. Versetzten sich die Juristen in den Naturzustand, um die Rechte und Gesetze in der reinen Theorie funktionieren zu lassen, so träumten die Regierenden vom Pestzustand, um die perfekten Disziplinen funktionieren zu lassen. Im Hintergrund der Disziplinierungsmodelle steht das Bild der Pest für alle Verwirrungen und Unordnungen, wie das Bild des Aussatzes hinter den Modellen der Ausschließung steht.
Die beiden Grundmodelle unterscheiden sich voneinander, sind aber nicht unvereinbar. Es läßt sich beobachten, wie sie sich allmählich annähern. Das Eigentümliche des 19. Jahrhunderts ist es, auf den Raum der Ausschließung, der symbolisch vom Aussätzigen (und tatsächlich von den Bettlern, den Landstreichern, den Irren, den Gewalttätigen) bewohnt war, die Machttechnik der parzellierenden Disziplin anzuwenden. Seit dem Beginn des 1 9 . Jahrhunderts arbeitet die Disziplinargewalt daran, die »Aussätzigen« wie »Pestkranke« zu behandeln, die sublimen Unterteilungen der Disziplin auf den amorphen Raum der Einsperrung zu projizieren, diesen Raum mit den Methoden der analytischen Machtverteilung zu durchsetzen, die Ausgeschlossenen zu individualisieren, aber auch mit Hilfe der Individualisierungsprozeduren die Auszuschließenden zu identifizieren. Das psychiatrische Asyl, die Strafanstalt, das Besserungshaus, das Erziehungsheim und zum Teil auch die Spitäler - alle diese der Kontrolle des Individuums dienenden Instanzen funktionieren gleichermaßen als Zweiteilung und Stigmatisierung (wahnsinnig - nichtwahnsinnig, gefährlich - harmlos, normal - anormal) sowie als zwanghafte Einstufung und disziplinierende Aufteilung. (Um wen handelt es sich? Wohin gehört er? Wodurch ist er zu charakterisieren, woran zu erkennen? Wie läßt er sich einer individuellen und stetigen Überwachung unterziehen?) Auf der einen Seite »verpestet« man die Aussätzigen, indem man auf die Ausgeschlossenen die Taktik der individualisierenden Disziplinen anwendet, und auf der anderen Seite dient die Vielfalt und Allgegenwart der disziplinierenden Kontrollen dazu, den »Aussätzigen« zu stigmatisieren und die dualistischen Ausschließungsmechanismen gegen ihn einzusetzen. Die hartnäckige Grenzziehung zwischen dem Normalen und dem Anormalen, der jedes Individuum unterworfen ist, verewigt und verallgemeinert die zweiteilende Stigmatisierung und die Aussetzung des Aussätzigen. Die Existenz zahlreicher Techniken und Institutionen, die der Messung, Kontrolle und Besserung der Anormalen dienen, hält die Disziplinierungsverfahren am Leben, die einst von der Furcht vor der Pest herbeigerufen worden sind. Alle Machtmechanismen, die heute das Anormale umstellen, um es zu identifizieren und modifizieren, setzen sich aus jenen beiden Formen zusammen, von denen sie sich herleiten."

Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt a. M. 1976, 251-256.
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