Re: Tanz der Vampire - Roman Polanski (1967)
Verfasst: Di 8. Jan 2019, 10:43
Hui!
Da muss ich sagen: Als ich den Film im Alter von dreizehn, glaube ich, das erste Mal sah, war ich erschrocken darüber, wie ernsthaft der doch ist. Damals habe ich den Humor gar nicht so sehr wahrgenommen. Ich hatte eigentlich eine mehr oder minder reine Komödie erwartet, aber nicht das.
Mit den Jahren (bzw. mit der Reife) kam dann auch das Erkennen des ganzen Humors dazu. Ich finde aber, dass der Film gerade so gut ist, weil er eine gute Balance hält zwischen sehr humoristischen, feineren satirischen und absolut ernsthaften Momenten. Man kann natürlich darüber streiten, ob das Teils beschleunigte Bild jetzt stumpf oder übertrieben ist, oder ob es nicht vielleicht eine Anspielung an alte Stummfilmzeiten darstellen soll. Ebenso ist ja Polanskis Charakter - zumindest optisch - dem Hutter aus NOSFERATU nachempfunden.
Generell sehe ich es so, dass der Film zuerst etwas humorvoller gehalten wird (die ganzen Szenen im Gasthaus, wie z. B. der erwähnte Wurst-Moment oder die Schröpfköpfe), um die Zuschauer in Sicherheit zu wiegen. Mit der Entführung Saras wird der Film eine Zeitlang relativ ernst, bis er bei der Erkundung der Vampirjäger wieder in (wie ich finde abgeschwächteren) Humor umkippt. Je näher der Film dem Finale kommt, desto ernster wird er wieder. Die Flucht vom Schloss ist auch relativ ernst gehalten, wenn auch mit kleinen witzigen Einsprengseln. Die letzten Sekunden vor dem Abspann kippt der Film aber so extrem in die Ernsthaftigkeit, dass er den einen oder anderen Zuschauer sicherlich geschockt entlässt (ging mir bei der ersten Sichtung beispielsweise so). Das Ende ist tatsächlich hochgradig verstörend und kündet schon von einer Phase, in der die Filme nicht mehr zwangsläufig ein Happy End hatten.
Viele klassische Momente werden m. E. gekonnt persifliert (z. B. der Dorfnarr, der von der Gemeinschaft daran gehindert wird, was auszuplaudern), dabei besteht jedoch häufig ein ernsthafter, bedrohlicher Unterton. Zu finden ist das beispielsweise bei der Szene mit dem gefrorenen und ausgesaugten Shagall. Natürlich ist es witzig, dass er da auf dem Tisch hin und her gedreht werden kann, aber die Tatsache, dass er an den unterschiedlichsten Stellen ausgesaugt wurde und eher schaurig dreinschaut, macht die Sache dann gar nicht mehr so lustig. Oder der Moment mit dem Kreuz, das dem nun vampirisierten Shagall vom Mädchen entgegengestreckt wird: Normalerweise eine Allzweckwaffe gegen die Blutsauger, aber da er Jude ist, funktioniert das nicht. Einerseits witzig, andererseits umso bedrohlicher, weil eine Standardwaffe einfach nutzlos und das Mädchen ihm faktisch ausgeliefert ist. Gerade die fehlende Liebe zum Genre würde ich da nicht unterschreiben wollen, da m. E. Polanski sehr genau wusste, was er da warum einbringt.
Überhaupt gibt es auch einige Momente, die zuerst humorvoll gehalten sind, aber dann kippen. Nicht nur Shagalls nächtliche Besuche beim Mädchen, die dann schließlich darin enden, dass er sie beißt, sondern auch das missverständliche, teils romantische Gespräch zwischen Alfred und Sara bzgl. baden (sowie das vorherige Vernageln der Badezimmertür), was dann in der Attacke von Krolocks mündet. Oder später, als sich Alfred kaum entscheiden kann, ob er mehr Angst vor von Krolocks Sohn haben sollte, weil der ein Vampir ist oder wegen dessen Homosexualität.
Das mal so als kleine Anmerkungen zu deinem Kommentar (Das klingt jetzt sicher negativ, ist aber nicht so gemeint - mir fällt nur einfach keine andere Formulierung ein ). Dennoch bleiben dir deine Meinung und vor allem dein Geschmack unbenommen, denn so soll es ja auch sein . Ich persönlich finde den Film grandios und insbesondere die Einstellungen mit dem Grafen auf dem Glasdach finde ich heute - im reiferen Alter - immer noch ziemlich gruselig und wirkungsvoll.
Da muss ich sagen: Als ich den Film im Alter von dreizehn, glaube ich, das erste Mal sah, war ich erschrocken darüber, wie ernsthaft der doch ist. Damals habe ich den Humor gar nicht so sehr wahrgenommen. Ich hatte eigentlich eine mehr oder minder reine Komödie erwartet, aber nicht das.
Mit den Jahren (bzw. mit der Reife) kam dann auch das Erkennen des ganzen Humors dazu. Ich finde aber, dass der Film gerade so gut ist, weil er eine gute Balance hält zwischen sehr humoristischen, feineren satirischen und absolut ernsthaften Momenten. Man kann natürlich darüber streiten, ob das Teils beschleunigte Bild jetzt stumpf oder übertrieben ist, oder ob es nicht vielleicht eine Anspielung an alte Stummfilmzeiten darstellen soll. Ebenso ist ja Polanskis Charakter - zumindest optisch - dem Hutter aus NOSFERATU nachempfunden.
Generell sehe ich es so, dass der Film zuerst etwas humorvoller gehalten wird (die ganzen Szenen im Gasthaus, wie z. B. der erwähnte Wurst-Moment oder die Schröpfköpfe), um die Zuschauer in Sicherheit zu wiegen. Mit der Entführung Saras wird der Film eine Zeitlang relativ ernst, bis er bei der Erkundung der Vampirjäger wieder in (wie ich finde abgeschwächteren) Humor umkippt. Je näher der Film dem Finale kommt, desto ernster wird er wieder. Die Flucht vom Schloss ist auch relativ ernst gehalten, wenn auch mit kleinen witzigen Einsprengseln. Die letzten Sekunden vor dem Abspann kippt der Film aber so extrem in die Ernsthaftigkeit, dass er den einen oder anderen Zuschauer sicherlich geschockt entlässt (ging mir bei der ersten Sichtung beispielsweise so). Das Ende ist tatsächlich hochgradig verstörend und kündet schon von einer Phase, in der die Filme nicht mehr zwangsläufig ein Happy End hatten.
Viele klassische Momente werden m. E. gekonnt persifliert (z. B. der Dorfnarr, der von der Gemeinschaft daran gehindert wird, was auszuplaudern), dabei besteht jedoch häufig ein ernsthafter, bedrohlicher Unterton. Zu finden ist das beispielsweise bei der Szene mit dem gefrorenen und ausgesaugten Shagall. Natürlich ist es witzig, dass er da auf dem Tisch hin und her gedreht werden kann, aber die Tatsache, dass er an den unterschiedlichsten Stellen ausgesaugt wurde und eher schaurig dreinschaut, macht die Sache dann gar nicht mehr so lustig. Oder der Moment mit dem Kreuz, das dem nun vampirisierten Shagall vom Mädchen entgegengestreckt wird: Normalerweise eine Allzweckwaffe gegen die Blutsauger, aber da er Jude ist, funktioniert das nicht. Einerseits witzig, andererseits umso bedrohlicher, weil eine Standardwaffe einfach nutzlos und das Mädchen ihm faktisch ausgeliefert ist. Gerade die fehlende Liebe zum Genre würde ich da nicht unterschreiben wollen, da m. E. Polanski sehr genau wusste, was er da warum einbringt.
Überhaupt gibt es auch einige Momente, die zuerst humorvoll gehalten sind, aber dann kippen. Nicht nur Shagalls nächtliche Besuche beim Mädchen, die dann schließlich darin enden, dass er sie beißt, sondern auch das missverständliche, teils romantische Gespräch zwischen Alfred und Sara bzgl. baden (sowie das vorherige Vernageln der Badezimmertür), was dann in der Attacke von Krolocks mündet. Oder später, als sich Alfred kaum entscheiden kann, ob er mehr Angst vor von Krolocks Sohn haben sollte, weil der ein Vampir ist oder wegen dessen Homosexualität.
Das mal so als kleine Anmerkungen zu deinem Kommentar (Das klingt jetzt sicher negativ, ist aber nicht so gemeint - mir fällt nur einfach keine andere Formulierung ein ). Dennoch bleiben dir deine Meinung und vor allem dein Geschmack unbenommen, denn so soll es ja auch sein . Ich persönlich finde den Film grandios und insbesondere die Einstellungen mit dem Grafen auf dem Glasdach finde ich heute - im reiferen Alter - immer noch ziemlich gruselig und wirkungsvoll.