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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 3. Jan 2025, 19:35
von jogiwan
Age of Dinosaurs - Terror in L.A.

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Feuerwehrmann Gabe beschließt einen Tag mit seiner pubertierenden Tochter zu verbringen und geht mit ihr zu der Präsentation einer Biotech-Firma, die auch eine große Überraschung bereithält. Diese hat es nämlich geschafft im Geheimen Dinosaurier und andere Urzeit-Wesen zu klonen und präsentiert diese nun dem staunenden Publikum als zukünftige Attraktion für Themenparks und Streichelzoos. Während der Vorstellung versagen jedoch die Sicherheitsmaßnahmen und schon bald machen sich hungrige Urzeitwesen hinter den Besuchern her und flüchten aus dem Gebäude auf die Straßen und Einkaufszentren von Los Angeles. Dort bricht Panik aus und während Militär und Polizei versuchen dem Treiben mit Waffengewalt Einhalt zu gebieten, versucht auch Gabe seine Tochter vor den Fleischfressern zu retten.
Asylum und Dinosaurier – damit ist eigentlich schon alles gesagt und natürlich ist der Streifen ein Fest für Freunde von billig heruntergekurbelten Sci-Fi-Horrorfilmen mit ein, zwei Genre-Veteranen, unverbrauchten Gesichtern und jeder Menge CGI. Wobei man hier anerkennen muss, dass sich die Macher durchaus Mühe gegeben haben und die ganze Sache augenzwinkernd und Action-lastig daherkommt. Die Dramaturgie holpert gemütlich vor sich hin und „Age of Dinosaurs“ lebt vor allem davon, dass die Tochter nie das tut, was der werte Papa ihr sagt und die Beiden so von einem Schlamassel ins Nächste kommen. Glaubt man zuerst noch, dass sich die ganze Handlung in einem Gebäude abspielt, so wechselt der Schauplatz wenig später in ein Einkaufszentrum und auf die Straßen der Stadt, ehe das Finale natürlich an einem sehr bekannten Schriftzug in den Hollywood Hills sein bemühtes Ende findet. Es kracht und scheppert an allen Ecken und Enden, der Bodycount hoch, die Dinosaurier passabel animiert und nicht gänzlich aus dem Rechner und auch bei den Darstellern gibt es im Grunde nicht allzu viel zu meckern. Doof, aber unterhaltsam, Dinosaurier gehen ja ohnehin immer und dank meines Vorjahreswichtels wurde mir nun auch diese zukünftige Meisterwerk der Filmgeschichte nicht länger vorenthalten.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 4. Jan 2025, 19:24
von jogiwan
Night of the Demons 3

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Der dritte Teil der „Night of the Demons“-Reihe ist wie bereits seine zwei Vorgänger ein durchschnittlicher Jugendliche vs. Dämonen-Dingens, dass nur zwei kleinere Abweichungen hat. So gibt es dieses Mal einen Tarantino-esken Auftakt mit einem Quasi-Raubüberfall und dann noch etwas mehr nackte Haut, als in den beiden vorangegangenen Teilen. Ist der Dämonenzauber erst einmal entfesselt ist dann aber wieder Genre-Standard angesagt und die teils wenig, bis etwas sympathischen Teenager werden von Dämon Angela durchs Hull House gejagt und machen sich nebenher auch noch selbst das Leben schwer. Dazu kommen grottige Dialoge, furchtbare Witze und Figuren, deren frühes Ableben niemand emotional belasten wird. Tricktechnisch ist bei Dämonenhorror ja alles möglich und auch wenn die Verwandlungen teils aus dem Rechner stammen, gibt es hier auch nicht viel zu meckern. Ich fand bislang alle Teile als Kinder ihrer Entstehungszeit auf die ein oder andere Weise okay und auch „Demon Night“ lässt sich mit eingeschränkter Erwartungshaltung durchaus gucken, ohne dass man wertvolle Lebenszeit vergeudet hätte.
PS: danke an dieser Stelle auch nochmals an den Bux

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 5. Jan 2025, 19:14
von jogiwan
Andrea lässt sich scheiden

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Andrea ist Polizistin in der niederösterreichischen Provinz, will sich von ihrem Ehemann Andy scheiden lassen und danach in der Landeshauptstadt einen neuen Job als Ermittlerin antreten. Bei der Geburtstagsfeier ihres Kollegen kommt es zum Aufeinandertreffen mit ihrem Mann, der betrunken eine Aussprache verlangt. Die Dinge eskalieren und während Andy betrunken nach Hause torkelt, bleibt Andrea noch etwas auf der Feier. Auf der Fahrt nach Hause ist Andrea durch ein Telefonat abgelenkt und überfährt Andy, der tot auf der Straße liegt. Im Schock begeht sie Fahrerflucht und wartet daheim auf das Eintreffen ihrer Kollegen. Das geschieht auch wenig später, doch zu ihrer Überraschung hat bereits ein anderer den tödlichen Unfall auf seine Kappe genommen…
In seiner zweiten Regie-Arbeit widmet sich Josef Hader Figuren am Lande und bietet einen ungeschönten, mal witzigen, mal traurigen Blick weit hinein in das Seelenleben der niederösterreichischen Bevölkerung. Andrea ist Polizistin in Hollabrunn, lebt mit ihrem sturen Vater in einem Haus bzw. in Scheidung und steht doch kurz vor dem Absprung, als ein Autounfall alles verändert. Dabei bleibt der Film aber wie die Figur der Polizistin seltsam distanziert und ist mehr Drama als Komödie, wobei hier die Lacher eher aus der Situationskomik der Figuren entsteht, die hier niemals bloßgestellt werden. Irgendwie geht es um Themen wie Schuld, oder auch Verantwortung und dem Wunsch aus der Welt in der man sich irgendwann wiederfindet, auszubrechen. Ganz klar ist mir aber nicht, was mir Josef Hader mit seinem Film sagen möchte, der sich irgendwie prompt zwischen alle Stühle setzt und wie ein melancholischer und unaufgeregter Gegenentwurf zu den hierzulande sehr beliebten Landkrimis wirkt. Skurrile Momente und Begegnungen samt regionaler Eigenheiten treffen auf kautzige Figuren, großartige Schauspielkunst und sommerlich vergilbte Settings und ergeben insgesamt einen interessanten Streifen, der aber doch auch ein Stück weit unbefriedigend bleibt. Zumindest für mich kann sich „Andrea lässt sich scheiden“ nicht dem Eindruck verwehren, dass etwas fehlt bzw. das Ende des Films nicht das Ende der Geschichte der beiden Figuren ist.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 6. Jan 2025, 18:20
von jogiwan
5 Zimmer Küche Sarg

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jogiwan hat geschrieben: ↑Di 12. Sep 2017, 10:06
jogiwan hat geschrieben:Mockumentary über den beschaulichen Alltag einer Vampir-Männer-WG im verschlafenen Wellington und ein humorvoller Stinkefinger in Richtung verklärtem Vampir-Mythos a la „Twilight“ (nicht das ich die Filme gesehen hätte) über den ich an dieser Stelle auch gar nicht zu viel verraten möchte. „5 Zimmer Küche Sarg“ ist jedenfalls nicht nur sehr witzig, sondern bietet auch jede Menge bissigen Humor und schrullige und klassisch-inspirierte Vampir-Charaktere, die durch einen unerwarteten Neuzugang von einer absurden Situation in die nächste kommen. Alles schwer unterhaltsam und verdammt witzig ist der australische Streifen dann auch eine der wenigen Klamauk-freien Horror-Komödien der letzten Jahre, die auch wirklich lustig sind und davon zeugen, dass sich die Macher auch etwas dabei gedacht haben. Sicherlich so das unterhaltsamste Stück Film, dass ich seit langem gesehen habe und daher auch zwei erhobene Daumen für dieses augenzwinkernde Werk aus Neuseeland, das trotz FSK12-Freigabe auch gar nicht so harmlos ausgefallen ist. Absolut großartig!
Nach „Eagle vs Shark“ hatten wir gestern noch Lust auf Waitits nächsten Film „5 Zimmer, Küche, Sarg“, der mir ja schon beim ersten Mal sehr gut gefallen hat. Mittlerweile hab ich ja auch „Twilight“ gesehen und da ist der neuseeländische Beitrag zum Vampir-Film ja gleich noch einen Funken spaßiger. Im Gegensatz zur amerikanischen Teenie-Romanze werden in der Mockumentary über die ungewöhnliche Männer-WG die Regeln des Vampirismus aber sehr ernst genommen und durch das Leben in der Gegenwart ergeben sich skurrile Momente am laufenden Band, die hier auch genüsslich ausgekostet werden. Auch hier wird wieder ein großes Herz für Außenseiter an den Tag gelegt und der ein- oder andere verklärte Vampir-Mythos auf sympathische Weise entzaubert. Auch hier alles richtig gemacht, kann ich an dieser Stelle den spaßigen Streifen nur wieder einmal jeden ans Herz legen, der ihn noch nicht kennt.
Dank dem Kinostart vom neuen "Nosferatu" geistern ja - Petyr sei Dank - auch wieder reichlich Clips von diesem Teil hier durchs Netz. "What we do in the Shadows" ist noch immer ein spaßiger Film über Vampire, Zombies und Swearwolves. Im englischen Original sogar noch einen Ticken lustiger

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 7. Jan 2025, 19:43
von jogiwan
Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln

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Das tägliche Leben von Wallace und Gromit ist mittlerweile stark von den Erfindungen von Wallace bestimmt und Gromit sieht das Ganze ziemlich zwiespältig. Als Wallace einen Gartenzwerg namens Norbot mit künstlicher Intelligenz entwickelt, der Gromit im seinem geliebten Garten zur Hand gehen soll, behagt ihm das gar nicht. Norbot entwickelt sich überraschend zum Erfolg und Wallace sieht mit seiner Erfindung auch das Ende seiner finanziellen Knappheit gekommen. Dummerweise findet jedoch auch sein Erzfeind, der diabolische Feathers McGraw einen Weg in das Computersystem des Zwergs und programmiert diesen von gut auf böse um so auch seinen Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis auf den Weg zu bringen.
Nicht viel Neues bei Wallace & Gromit, was man jetzt natürlich nicht hoch bekritteln kann, da das Animationsstudio Aardman Animations ja schon seit Jahren auf höchsten Niveau stagniert und nach oben hin ja kaum noch Luft besteht. In neuesten, abendfüllenden Film „Vergeltung mit Flügeln“ geht es um brandaktuelle Themen wie künstliche Intelligenz und wie schnell „gut gemeint“ durch finstere Mächte und falsche Programmierung ins Gegenteil kippen kann. Dazu gibt es den gewohnten Knet-Masse-Look, lustige Verwicklungen für Groß und Klein und jede Menge Action. Fand ich natürlich alles gut, allerdings waren Wallace & Gromit nie meine Lieblinge aus dem Studio und mittlerweile bin ich eher bei Shaun und den anderen Helden, die einen Platz im meinem Herzen erobert haben. Obwohl Feathers McGraw ist natürlich schon eine verdammt coole Socke. Dass die Geschichte im Finale aber stark Action-lastig daherkommt und dafür zunehmend auch die Rechner angeschmissen werden, fand ich aber als oldskooliger Knetanimations-Fan nicht ganz so gelungen. „Vergeltung mit Flügeln“ ist aber ansonsten genau das, was man sich als Fan erwartet und bietet 80 Minuten turbulentes Abenteuer mit dynamischen Duo, vielen Zwerge, durchtriebenem Bösewicht, Action und Herz.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 8. Jan 2025, 20:24
von jogiwan
Wilde Maus

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Georg ist angesehener Musikkritiker einer Wiener Tageszeitung und suhlt sich etwas in seinem Ruf dabei gnadenlos zu sein. Mit seiner jüngeren Frau Johanna versucht er ein Kind zu bekommen, aber ansonsten führt er ein Vorzeige-Bobo-Leben zwischen Wiener Altbau, skandinavischen Design, Naschmarkt, Kunst und Kultur. Als er eines Tages von seinem Chef völlig überraschend gekündigt wird, verliert er jedoch den Boden unter seinen Füßen. Während er seiner Frau nichts erzählt, beginnt er mit Ausflügen in den Prater, wo er Erich kennenlernt, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. In ihm findet er einen Komplizen für seinen Rachefeldzug gegen seinen Chef, die mit kleineren Sachbeschädigungen beginnen, aber immer größere Kreise ziehen, bis letzten Endes sogar seine Existenz auf dem Spiel steht…
In seinem Regie-Debüt hat Josef Hader die Hauptrolle, das Drehbuch und die Regie übernommen und beschreibt die Karthasis eines Musikredakteurs, der durch seine Kündigung unsanft aus seiner sogenannten Bubble gerissen wird und daraufhin auf Rache sinnt. Dabei geht es Hader aber weniger um den Rachefeldzug, sondern viel mehr auch um die Wiener Bobo-Szene, so wie hierzulande die obere Mittelschicht des urbanen Bildungsbürgertums genannt wird und derzeit ohne als Feindbild rechtsnationaler Kräfte gilt. Georg ist gebildet, liebt das Schöne und ist dennoch ein einsamer Mensch, der außer seiner Gattin und zu ihm aufblickenden Jung-Redakteuren kaum Bezug zu anderen Menschen und deren Lebensrealitäten hat. Das ändert sich, als er seinen Job verliert und im fortgeschrittenen Alter vor den vermeintlichen Trümmern seines Lebens steht. Ein Schuldiger ist rasch ausgemacht, doch wie so oft ist es im Leben nicht so einfach. Und so ist „Wilde Maus“ nicht das simple Rache-Movie mit zynischen Gehässigkeiten, sondern ein durchaus ernster, melancholischer und dennoch humorvoller Blick in österreichische Befindlichkeiten, aber auch die Dekonstruktion von bestimmten Lebensentwürfen und selbstverliebten Verhaltensweisen.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Do 9. Jan 2025, 20:17
von jogiwan
Jeepers Creepers Reborn

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Gemeinsam mit seiner Freundin Laine ist der Horror-begeisterte Chase unterwegs zu einem großen Festival in Louisiana und interessiert sich dabei vor allem für die Legende des Jeepers Creepers, der alle 23 Jahre auf die Erde kommt um für mehrere Tage zu morden. Dummerweise ist die Legende aber sehr real und der Termin des Festivals kollidiert geradewegs mit der Wiederkehr des Jeepers. Doch auch aus anderen Gründen geraten die Beiden ins Visier des Creepers-Kults und finden sich gemeinsam mit einer Gruppe Youtubern wenig später auch prompt auf dem Menü-Plan des Monsters.
Örks – an die vorangegangenen Teile von „Jeepers Creepers“ kann ich mich eigentlich gar nicht mehr erinnern, nur dass ich die Flügel des Monsters immer doof fand. „Jeepers Creepers Reborn“ ist aber auch aus anderen Gründen ziemlich entbehrlich und ein während Covid-gedrehter Billig-Streifen, der wohl größtenteils vor dem Green-Screen gedreht worden ist, was man dem Film auch sehr ansieht. Die Protagonisten agieren nicht wirklich mit ihrer Umgebung, die noch dazu aussieht wie aus einem Fantasy-Computerspiel für Teenage-Grufties. Ein, zwei kleinere Schmodderitäten sind zwar vorhanden, aber größtenteils ist der Streifen eher harmlos gehalten und bietet auch nicht viel mehr als das übliche „Stalk`n Slash“ durch ein altes Haus, wobei hier auch noch austauschbare Figuren dazukommen, mit denen man ohnehin nicht mitfiebern mag. „Jeepers Creepers Reborn“ funzt auch irgendwie so gar nicht und der viel zu lange Prolog mit Dee Wallace und Gary Graham gibt die lahme und teils unlogische Marschrichtung des Streifens vor. Mit Ruhm hat sich bei diesem Aufguß jedenfalls niemand bekleckert und an diese CGI-Optik kann und will ich mich sowieso nicht gewöhnen. Unterm Strich ein Film den niemand braucht und der auch zu langweilig ist, um sich darüber zu ärgern.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 10. Jan 2025, 19:47
von jogiwan
Minor Premise

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Der Wissenschaftler Ethan arbeitet nach dem Tod seines Vaters an dessen Werk, dass Erinnerungen im Gehirn visualisieren, aber auch in bestimmten Fällen manipulieren soll. Wenig später entdeckt er durch weitere Forschungen aber auch, dass die Struktur des Gehirn in mehrere Sektoren aufteilen lässt, die für bestimmte Emotionen und Verhaltensweisen stehen. In einem Selbstversuch seiner Apparatur unterzieht er sich selbst der Prozedur und stellt danach seltsame Verhaltensweisen an sich fest. Alle paar Minuten ändert sich die Persönlichkeit, er wird ohnmächtig und aggressiv, ohne dass sich sein Verhalten rational erklären ließe. Gemeinsam mit seiner Kollegin und Ex-Freundin Alli forscht er weiter und entdeckt, dass seine entwickelte Maschine sein Bewusstsein in zehn Teile aufgespalten hat, die ihrerseits um Vorherrschaft kämpfen und Ethan muss alle Teile wieder zusammensetzen, eher er sich, seinen Körper und sein Gehirn auf irreparable Weise beschädigt.
„Minor Premise“ zählt zu der Kategorie „Hirnrunzler-Sci-Fi“ und folgt in bester „Primer“-Tradition einem Wissenschaftler und dessen Formeln, sowie einer Entdeckung, die das Gehirn manipulieren kann. Die überwiegende Laufzeit des Low-Budget-Streifen versteht man wohl auch nur Bahnhof, wenn sich Ethan eher seltsam verhält um man erst sukzessive erfährt, was hier eigentlich am Bildschirm los ist. Diese Art der Verwirrtheit und Ahnungslosigkeit muss man auch akzeptieren und dann ist „Minor Premise“ ja auch ein durchaus origineller Beitrag zum Genre, der aber am Ende doch auch etwas vage bleibt. Eigentlich müsste man den Streifen auch gleich nochmal gucken, um ihn mehr zu verstehen, aber dafür ist „Minor Premise“ dann doch nicht so gut ausgefallen, dass man darauf gleich nochmals Lust verspürt. Der Streifen ist beileibe nicht uninteressant, aber auch nicht so spannend, dass ich ihn hier jetzt gleich jeden empfehlen würde. Wenn man mal wieder Lust auf einen verwirrend angelegten Streifen hat, der die Hirnzellen und die Geduld fordert und dabei als kostengünstiges Kammerspiel und Zwei-Personen-Stück daherkommt, kann man als Lo-Fi-Sci-Fi-Fan durchaus einen Blick riskieren, wenn nicht – sollte man eher einen großen Bogen um „Minor Premise“ machen.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 11. Jan 2025, 19:01
von jogiwan
Es lebt!

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In der nahen Zukunft ist die Ozonschicht der Erde so irreparabel beschädigt, dass sich die Erde in eine Wüstenlandschaft verwandelt hat und auch die Menschen tagsüber ihre Häuser kaum verlassen. Der junge Andreas leidet zudem darunter, dass seine Eltern sich voll und ganz der experimentellen Pflanzenforschung verschrieben haben und ihre Züchtungen im Haus vorantreiben, was dazu führt, dass das elterliche Haus einem Urwald gleicht und die Familie ständig den Wohnort wechseln muss. An der neuen Schule gibt es zudem Stress mit den Mitschülern, die Andreas zu mobben beginnen. Als sein Vater einen Unfall erleidet und sich in pflanzliche Antimaterie verwandelt, sorgt das für weitere Verwicklungen mit dem Umfeld des Schülers, der sich längst in seine hübsche Nachbarin verguckt hat.
„Es lebt!“ ist ein kanadischer Horrorfilm aus den Neunzigern und mit bekannten Gesichtern der mit völlig schräg und bizarr ja noch wohlwollend umschrieben ist und ich muss ehrlich gestehen, dass ich von dem Teil ja noch nie etwas gehört habe. Die Geschichte über eine Welt, in der man sich nicht mehr im Freien bewegen kann ist ja nichts neues, aber Regisseur Rene Daalder verknüpft das Ganze mit etwas „Coming-of-Age“ und sehr speziellem Öko-Horror, sowie jeder Menge visueller Effekte, die jetzt nicht unbedingt gut gealtert sind. Herausgekommen ist ein mehr als seltsamer, trashig-anmutender Film, der durch eine entrückte Stimmung glänzen kann, der aber auch durchaus ernste Themen anspricht. Der Sci-Fi-Horrorfilm ist in bester Neunziger-Manier auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten und erinnert dann an Cronenberg und Miyazaki um dann wieder völlig anders abzubiegen und ein neues Fass aufzumachen. Die CGI, die in dem Film dabei ständig zum Einsatz kommen sind eigentlich völlig gaga und „Es lebt“ verzettelt sich auch völlig in seinem Bestreben, sehr unterschiedliche Dinge zusammenzubringen. Herausgekommen ist aber trotzdem ein sehr unterhaltsames Werk, dass ich mir so nicht erwartet hätte und mir sehr gemundet hat. Es zahlt sich also durchaus aus, auch bei dem Streaming-Anbietern auf die unbekannten Sachen in den letzten Reihen zu klicken und „Es lebt!“ ist für mich jetzt schon eine der kleinen Überraschungen des Jahres, die sicher noch länger in Erinnerung bleibt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 12. Jan 2025, 19:09
von jogiwan
Le Coeur Fou / The Mad Heart

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Klatschreporter Georges schleicht sich gemeinsam mit anderen Reportern und Fotografen auf das Areal einer psychiatrischen Klinik, wo dessen Ex-Frau nach einem Nervenzusammenbruch eingeliefert werden soll um gute Bilder und noch eine bessere Story zu bekommen. Doch George liegt noch etwas an seiner Ex-Frau und ihre Situation so auszunutzen bereitet ihm Unbehagen. Trotzdem macht er seinen Job und schreckt dabei vor wenig zurück. In der Klinik trifft er auch auf die junge Clo, die mental aber ebenfalls sehr instabil erscheint und sich Georges an den Kopf wirft. Diese möchte geliebt werden und findet in Georges eine Mischung aus Liebhaber und väterlichen Freund, mit dem sie zusammen sein möchte. Nach einem Brand in der Klinik fliehen beide Hals über Kopf in eine unbestimmte Zukunft und das lodernde Feuer ihrer Begierde wird auf ihrer Reise ohne Wiederkehr auch noch so manch anderes in Brand stecken…
Mit „Le Couer Fou“ liefert uns Regisseur Jean-Gabriel Albicocco einen sehr seltsamen und optisch extravaganten Film, der wie eine abgewandelte „Bonny & Clyde“-Variante daherkommt und zwei sehr unterschiedliche Menschen zusammenbringt. Auf der einen Seite der Klatschreporter Georges, der von seinem Job angewidert und mit seinem Leben unzufrieden scheint und eine junge Frau namens Clothilde, die wohl in eine psychiatrische Anstalt abgeschoben wurde und mir der die Gesellschaft nichts anzufangen weiß. Die Beweggründe von Georges sich der jungen Frau anzunehmen bleiben vage und es hat wohl etwas mit einem Helfer-Syndrom und Wiedergutmachung zu tun, aber es ist von vornherein klar, dass diese Liebe oder wie man es nennen mag, keine sehr große Zukunft hat. Einfangen in wunderbare Bilder in wunderschönen Landschaften, teils aus der Froschperspektive und mit jeder Menge Chaos präsentiert und Albicocco eine sperrig anmutende Liebesgeschichte am Abgrund, bei der einem gleich mehrfach der Mund offensteht. „Le Couer Fou“ ist ein Film über die zerstörerische Kraft von Zuneigung irgendwo zwischen Kunstkino, Roadmovie und Genrefilm und immer wunderbar anzuschauen, auch wenn man unbewusst weiß, dass ein böses Ende unvermeidlich bevorsteht. Liebe kann mitunter ein flammendes Inferno entfachen und so viel steht ebenfalls fest – so einen Film wie „Le Couer Fou“ sieht man nicht alle Tage und die Blu-Ray von „Le Chat qui Fume“ uneingeschränkt empfehlenswert. Tipp!