bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Horror Hospital
Ein sadistischer Killer hat es auf die junge Fernsehmoderatori Deborah abgesehen und dringt in ihr Haus ein. Doch Deborah überlebt und wird ins örtliche Krankenhaus eingeliefert - Doch der Psychopath will sein mörderisches Handwerk vollenden...
„Willst du die ganze gottverdammte Welt für dich allein?!“ – „Ja... ja, das hätt’ ich gern.“

Im Spielfilmdebüt des kanadischen Regisseurs Jean-Claude Lord, „Horror Hospital“ aus dem Jahre 1982, wütet Michael Ironside („Total Recall – Die totale Erinnerung“) als gefühlskalter, emotionsloser Killer (nicht nur) im Krankenhaus, getrieben von Hass gegen alles und jeden im Allgemeinen und emanzipierte Frauen im Speziellen. Den bekommt TV-Moderatorin Deborah („Mulholland Drive“) zu spüren, die wegen ihrer Parteiergreifung für eine in Notwehr gehandelt habenden Frau in einer Fernsehsendung zu seinem Opfer wird und schwerverletzt im Krankenhaus landet. Doch auch dort hat sie keine Ruhe vor ihm und die „Kollateralschäden“ sind hoch…

Dieser Slasher, dessen Originaltitel „Visiting Hours“ übrigens weitaus besser passt, präsentiert sich visuell nicht sonderlich brutal und explizit und ist daher mehr Psychothriller als Horrorfilm. Einige Parallelen gibt es zum im gleichen Jahr erschienenen „X-Ray – Der erste Mord geschah am Valentinstag“, der ebenfalls mit der Angst des Zuschauers vor Krankenhäusern und dem damit einhergehenden Ausgeliefertsein spielt. Ferner geht um die Gefahren, denen eine Person des öffentlichen Lebens ausgesetzt ist. Eine Notwehr/Gewalt-pro/contra-Debatte wird hingegen nur halbherzig angerissen. Doch das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem pathologischen Hass Ironsides als Colt Hawker, dessen Gesicht preiszugeben man sich anfänglich noch ziert. Doch schon früh enthüllt der Film die Identität des Mörders und mit der Zeit erfährt man immer mehr über ihn, über seine Traumata und seine Motive. Das ist eine nette Variation zum sonst üblichen entweder von vornherein bekannten Täter oder bis zum Schluss andauernden „Whodunit“.

An der Dramaturgie hakt es aber etwas. Immer wieder beobachtet man die Protagonisten minutenlang dabei, wie sie von A nach B gehen oder alltägliche Dinge verrichten. Dadurch versucht man, Spannung und Thrill zu erzeugen, was mal mehr, häufig aber auch weniger gelingt und bisweilen recht ermüdend wirkt. Hierin sehe ich die größte Schwäche des ansonsten ganz guten Films, mit dem Freunde des 80er-Slashers, die besonders an der Charakterisierung psychisch derangierter Killer und einem ernsten Grundton ihre Freude haben, sicherlich nicht viel falsch machen können. Die schauspielerischen Leistungen sind gut (in einer Nebenrolle bekommt man es übrigens mit William „Captain Kirk“ Shatner zu tun), die Stimmung des Films kalt und bedrohlich und die Kameraarbeit beherrscht das kleine 1x1 des Thrillers. Ein überzeugendes Psychogramm des unberechenbaren Wahnsinnigen, den fast jeder fürchtet.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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jogiwan
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von jogiwan »

Das Cover sieht super aus! 80ies-Konsolen-Style! :thup:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Ich – Ein Groupie
Das junge Mädchen Vicky (Ingrid Steeger) schlendert gedankenverloren durch einen Park inmitten von London: Dort stößt sie zufällig auf ein kleines Open-Air-Konzert und ist sofort angetan vom Sänger der Truppe. Schnell lernt sie den Rocker kennen und verbringt mit ihm eine Nacht voller Sex und Haschisch. Am nächsten Morgen aber verlässt er Vicky gefühllos und lässt das noch unerfahrene Mädchen zurück – Vicky aber ist bereits verzaubert von dieser neuen Welt voller Lust, Drogen und Rockmusik. Gemeinsam mit einem anderen Groupie reist Vicky durch ganz Europa, schmuggelt Hasch im Zug von Holland in die Schweiz. Langsam aber kontinuierlich beginnt ihr Abstieg: Zwangsprostitution und die Leiden der Drogensucht ziehen Vicky immer weiter in einen Abgrund, aus dem scheinbar kein Ausweg zu finden ist…
Ich muss (oder möchte?) zugeben, dass ich mich mit dem Exploitation- und Softsex-Schaffen Erwin C. Dietrichs, jenem berüchtigten Schweizer Produzenten und Regisseur, bisher kaum auseinandergesetzt habe. Was er da 1970 unter dem Pseudonym Fred Williams und anscheinend in Zusammenarbeit mit dem ungenannt gebliebenen US-Regisseur Jack Hill mit „Ich – Ein Groupie“ mit Ingrid Steeger („Klimbim“) in der Hauptrolle für ein Sleaze-Drama abgeliefert hat, ist aber schon ein ziemlicher Hammer!

Offensichtlich angelehnt an die seinerzeit veröffentlichten autobiographischen Aufzeichnungen eines weiblichen Groupies präsentiert Dietrich eine Überdosis Sex, Drugs & Hippierock, bei der kein Auge (und keine Hose?) trocken bleibt. Vicky (Ingrid Steeger) trifft in einem Londoner Park auf eine Gruppe Hippies mit grässlichen Frisuren, die ebenso grässlichen Bluesrock spielen und verfällt als doofnaives Dummenblondchen prompt dem Sänger. Das ist der Startschuss für ihre rasante Groupie- und Drogenkarriere, denn von nun an reist sie mit Vivian (Vivian Weiss) durch Europa, fährt sich einiges an benebelnden Substanzen rein und lässt sich von fast allem begatten, was ihr über den Weg läuft. Sprachbarrieren gibt es dabei interessanterweise keine, alle sprechen die Einheitssprache Deutsch.

Mal bläst sie einem zotteligen Drummer einen, während dieser seinem Schlagzeugspiel nachgeht, mal sitzen sie und die anderen nackt im Wald wie die Pfadfinder und mal braust sie splitternackt auf dem Rücksitz eines Hell’s Angels durch die Weltgeschichte, nachdem sie zuvor kichernd durch den Wald lief und in einen See sprang. Natürlich nimmt das alles kein gutes Ende; innerhalb kürzester Zeit landet unsere arme Vicky auf einer schwarzen Messe und wird zu einem missbrauchten Drogenwrack, das – natürlich nackt und mittlerweile wie ein Gespenst aussehend – im Rausch vor ein Auto rennt, während sie davon tagträumt, grazil durch die eine idyllische Alpenwelt zu hüpfen.

Huch, hab ich jetzt gespoilert? Auch egal, denn „Ich – Ein Groupie“ lebt ganz bestimmt nicht von irgendeiner Spannung, sondern von seinen kruden Ideen – einer Mischung aus tatsächlichen Hippieflausen und den Vorstellungen eines schmutzigen Mannes mittleren Alters von den Umtrieben der Jugend – und natürlich seinen Schauwerten: einer ständig nackten Steeger in der Rolle ihres Lebens und ausgiebigen, durchaus onanierwürdigen Sexszenen. Vivian Weiss begeistert mit ekstatischen Tanzeinlagen, die man unbedingt einmal gesehen haben sollte und ist auch sonst ein sehr leckerer Kompagnon der Steeger. Die Hell’s Angels inkl. Hakenkreuz-Armbinden waren offensichtlich echt, die Krautrock-Band „Birth Control“ (ohne Titten-Hugo-Egon) auch und Unsympath Rolf Eden hat sich sicherlich auch einfach selbst gespielt.

Doch nicht nur die „Schmuddel-Momente“, auch Vickys Horrortrip und die Liveauftritte der Bands (inkl. einer Performance von Scatman Johns Mentor), die einen nicht unbeträchtlichen Anteil der Laufzeit ausmachen, wurden visuell ansprechend umgesetzt bzw. eingefangen, so dass trotz der zahlreichen Füllszenen wahrlich keine Langeweile aufkommt. Etwas überrascht hat mich der in Nahaufnahme und vor ruhiger, weder durch Musik noch von Dialogen unterbrochener Kulisse gezeigte Heroinkonsum und die abrupte Unterbrechung einer Lesbenszene durch einen Kotzanfall. Diese Szenen läuten das bittere Ende ein.

Bei aller zur Schau gestellten Oberweite bleiben die Charakterzeichnungen natürlich vollkommen flach, um eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema ging es nie. Dafür schafft es der Film aber tatsächlich, vor seinem dramatischen, harten, warnenden (naja…) Ende so etwas wie ein rebellisches Lebensgefühl zu versprühen und dürfte somit mindestens in gleichem Maße ein jugendliches Publikum wie notgeile alte Männer angesprochen und verdammt gut unterhalten haben.

Fazit: Ein Film wie ein kleiner, feiner Drogenrausch. Danke, Erwin C., danke, Ingrid, danke Deutschland! Sind eigentlich alle Dietrich-Steeger-Kollaborationen so geil?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Ein mörderischer Sommer
Irgendwann im superheißen Sommer von 1976 taucht die junge Eliane (Isabelle Adjani) mit ihrer deutschstämmigen Mutter und ihrem verkrüppelten Vater in einer französischen Kleinstadt auf und wird schon bald zum Stadtgespräch. Ausgesprochen lasziv und offenherzig gekleidet, stöckelt das Mädchen unnahbar durchs Dorf und fängt ausgerechnet mit dem Mechaniker Pin Pon (Alain Souchon) etwas an, heiratet ihn schließlich sogar. Doch sie ist vor allem an dem alten Klavier interessiert, das in Pin Pons Garage steht. Immer stärker kristallisiert sich heraus, daß Elaine tatsächlich auf der Suche ist, auf der Suche nach drei Männern, die 1955 ein schweres Verbrechen begangen haben, das mit ihr und ihrer Familie zusammenhängt. Die Tragödie beginnt...
Dem Film “Ein mörderischer Sommer”, einem französischen Erotik-Drama/Thriller von Regisseur Jean Becker aus dem Jahre 1983, liegt der mir unbekannte Roman „Blutiger Sommer“ von Sébastien Japrisot (alias Jean-Baptiste Rossi) zugrunde, der zusammen mit Becker das Drehbuch verfasste.

Die aufreizende, junge Eliane (Isabelle Adjani, „Possession“) wirbelt im Sommer 1976 eine beschauliche Dorfgemeinschaft ordentlich durcheinander mit ihrer aufbrausenden und vulgären, aufmüpfigen und frechen, aber auch leidenschaftlichen, süßen und Beschützerinstinkte weckenden Art. Der einheimische Pin Pon (Alain Souchon, „Der Mann mit dem stahlharten Blick“) verfällt dieser wunderschönen Femme fatale mit ihren großen Augen und heiratet sie, wovon sich seine Familie zunächst wenig begeistert zeigt, sie aber irgendwann zähneknirschend mehr oder weniger akzeptieren muss. Doch was niemand weiß: All das ist Teil eines perfiden Racheplans Elianes.

Dabei beginnt der Film zunächst recht harmlos und humorvoll: Man wird Zeuge liebenswerter französisch-provinzieller Lebensart und aus dem Aufeinanderprallen der beiden Welten entwickelt sich häufig eine gewisse Situationskomik. Die einzelnen Charaktere werden etwas schräg und schrullig gezeichnet und Eliane lässt kaum einen Moment aus, ihre optischen Reize ins Licht zu rücken. Zu Beginn hört man Pin Pon das Geschehen aus dem Off kommentieren, kurze Zeit später als überraschenden Kniff des Regisseurs auch Eliane und schließlich immer mehr Charaktere, so dass man mehr über sie, ihre Gefühlswelt und persönlichen Erinnerungen erfährt.

Doch im Laufe der Zeit schleicht sich ein immer ernsterer Ton ein und „Ein mörderischer Sommer“ bekommt seine tragische, dramatische Note. Nach und nach offenbaren sich die unter der Oberfläche verborgenen Geheimnisse der Dorfidylle und durch Rückblenden Elianes Beweggründe, ihre Motive und ihr angeschlagener psychischer Zustand, der mit ihrer zerrütteten Familie und einer traumatisierenden, von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden habenden Kindheit zusammenhängt. Hält man Eliane zunächst noch für eine kindliche, oberflächliche, nicht ganz zurechnungsfähige Schnalle, wird mit der Zeit deutlich, dass es sich um eine zielstrebige, nicht auf den Kopf gefallene junge Frau handelt, die ganz genau weiß, wie sie ihre Ziele erreicht. Das macht aus ihr eben nicht nur einen Augenschmaus und Lustobjekt, sondern eine hochinteressante Figur in diesem Spiel, das letztlich nur Verlierer kennen wird – denn ihre Vergangenheit bzw. die ihrer Familie lässt sie sich in einen einzigen wirklichen Lebensinhalt verrennen, dem alles andere untergeordnet wird.

Becker inszenierte die Geschichte um ein verpfuschtes Leben in einer weiß Gott hocherotischen Hülle, das schließlich zu einer wirklich Gefahr für andere wird, in faszinierenden, sonnendurchfluteten Bildern, die die sozusagen mörderische Hitze spürbar machen. Die nicht ganz unkomplexe Handlung erfordert einige Konzentration, wofür man aber immer wieder mit Isabelle Adjanis kleider- und makellosem Körper belohnt wird. Durchhänger im vielzitierten „Spannungsbogen“ gibt es im Prinzip keine, lediglich einige vielleicht etwas breitgewalzte Füllszenen wie z. B. ein lesbisches Techtelmechtel mit Elianes Lehrerin, die sich aber natürlich dennoch gut in den erotischen Kontext einfügen. Die Darsteller erscheinen mir handverlesen und in bester Spiellaune, wobei sie letztlich „nur“ Adjanis Unterstützung dienen, von deren Mittelpunktsstellung der Film bei aller Charakterisierung der Nebenrollen nie wirklich abrückt und die ihre Figur oscarreif verkörpert – und vermutlich zahlreiche Zuschauerherzen bricht. Mit ihr steht und fällt „Ein mörderischer Sommer“, denn sie ist die perfekte Wahl für diese Femme fatale, in die man sich unweigerlich verliebt, für die man sein eigenes Leben hinten anstellen würde – wider besseren Wissens.

Seit ich diesen nahezu perfekten Erotik-Thriller, dieses tragische Drama, diesen schwermütigen und doch irgendwie beflügelt leichten Sommerfilm gesehen habe, sehe ich die ganzen psychisch instabilen Frauen um mich herum mit anderen Augen – und rede mir ein, dass in der einen oder anderen bekloppten Ex vielleicht ebenfalls eine Eliane nur auf ihren Ausbruch wartete. Danke für diese Gedankenspielanregungen, haha.

8,5 von 10 Punkten für dieses inspirierende Filmerlebnis, das man sich am besten stilecht an einem schwülen Hochsommertag (oder -abend) zu Gemüte führt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Ufos vernichten die Erde
Ein riesiger Meteorit mit einer hohen Gravitation rast auf die Erde zu. Um den Aufprall mit dem Meteoriten zu verhindern, verändern Wissenschaftler die Erdumlaufbahn. Doch dies hat gewaltige Naturkatastrophen zur Folge.
“Diese Astronauten – das ist vielleicht ein Volk…”

Der deutsche Titel dieser japanischen „Toho“-Produktion von „Godzilla“-Regisseur Ishirô Honda aus dem Jahre 1962 ist ein Fall dreistesten Etikettenschwindels: Kein einziges Ufo hegt hier irgendwelche Vernichtungsabsichten, stattdessen bedroht ein kometenhafter Meteorit (kann man das so schreiben?) die Erde, indem er unaufhaltsam auf selbige zurast. Das Sci-Fi-Katastrophen-Spektakel spielt in der damaligen Zukunft, also in den 90er-Jahren aus Sicht des Entstehungsjahres. Aus Sicht der Drehbuchschreiber hätte man in jenem Jahrzehnt die Möglichkeit gehabt, die gute alte Erde kurzerhand um ein paar Weltraum-Kilometer im Kosmos zu verschieben, um dem Meteoriten auszuweichen. Im Nachhinein sollte sich die Idee aber als nicht ganz zu Ende gedacht erweisen, denn dadurch gerät so einiges durcheinander und unser Planet wird von verheerenden Naturkatastrophen heimgesucht.

Die naiv-trashige Geschichte wird leider langatmig, pathosgetränkt, dialoglastig und spannungsarm erzählt, unspektakuläre Bilder werden von dramatischer, aufpeitschender Orchestermusik unterlegt und die Darsteller ergehen sich gar in kitschigen Gesangseinlagen. Deren Leistungen sind eigentlich ziemlich ok und nach ca. einer Stunde gewinnt das Filmchen auch endlich an Fahrt, lässt es sich aber nicht nehmen, ein von Godzilla inspiriertes riesenhaftes Ungetüm, diesmal ein Walross-Monster (!), mit dem Mottek in die Story einzuprügeln, egal wie unpassend das ist.

Und genau das ist der Knackpunkt: Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen und ist ganz großer Quatsch. Konzentriert man sich bei aller Langatmigkeit auf die Dialoge, entlocken diese zwar den einen oder anderen Schmunzler, dennoch habe ich das Ende herbeigesehnt und ob die Erde draufgeht oder nicht, war mir schnurzegal. Hätte ich von vornherein gewusst, dass keine Ufos auftauchen werden, wäre meine Bewertung vielleicht nicht ganz so streng ausgefallen, doch unterm Strich war das einfach nix. Nur für geeichte Japan-Trashologen unter Vorbehalt zu empfehlen...
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Die Todesgalaxie
2032 auf dem Mars. Astronauten bringen einen unbekannten Brocken an Bord ihres Raumschiffes, der nach dem Start einen ekligen, lebenden Schleim zum Vorschein bringt. Kurz darauf stirbt die Besatzung und zwei Monate später explodiert die Raumstation, an der sich das Schiff zu der Zeit befindet. Eine fünfköpfige Crew rettet sich auf einen Transporter, der 18 Monate zurück zur Erde brauchen wird. Leider ist auch das außerirdische Wesen mit an Bord, das inzwischen meterlange Tentakel hat und ein Crewmitglied nach dem nächsten tötet. Es wird immer intelligenter, lernt schnell und mutiert ...
Und wieder einmal betrunken im Weltenraum

US-Regisseur Lance Lindsays „Die Todesgalaxie“ aus dem Jahre 1986 ist der erste von anscheinend nur zwei Spielfilmen dieses untalentierten Mannes und präsentiert sich als eine ungeahnte Mixtur aus „Alien“, „Der Blob“ und… „E.T.“.

Ich mag ja grundsätzlich Sci-Fi-Horror aus dem B-Bereich und habe an kruden Rip-Offs meine diebische Freude. „Die Todesgalaxie“, deren Originaltitel „Star Crystal“ übrigens wesentlich passender gewesen wäre, reiht sich aber am unteren Ende nicht nur der Qualitäts-, sondern auch der Unterhaltungs-Skala ein und ist ganz großer Mist. Die Spezialeffekte des außerirdischen, auf einem Raumschiff wütenden, tentakelbehafteten Glibberbrockens verdienen den Zusatz „Spezial-„ eigentlich gar nicht. Kommen die Tentakeln zum Vorschein, sieht es aus, als hätte man einfach ein rotes Seil vor die Kameralinse geworfen. Eine lachhaft aussehende Gummipuppe soll dann ein ausgesaugtes, menschliches Opfer darstellen… ok, der Fairness halber muss ich erwähnen, dass ein, zwei etwas derbere Effekte tatsächlich gelungen sind, doch damit hatte man sein Pulver bereits verschossen. Der Anfang, der den wabernden, fiesen Wackelpudding zeigt, lässt auf eine Spektakel à la „Blob“ hoffen, was sich aber als großer Trugschluss erweist.

Die überschaubare und schnell dezimierte Zahl der „Charaktere“, die sich in den typischen Raumschiff-Klischeekulissen mit vielem sinnlosen Geblinke aufhalten, benimmt sich grundsätzlich wie ein Haufen Vollidioten, labert viel Scheiße und bekommt nicht einmal eine konsequente Ausrichtung vom Drehbuch spendiert: Anflüge von Heldenhaftigkeit oder Intelligenz werden im nächsten Moment schon wieder beiseite gewischt, wenn man sich im All besäuft, sich in kritischen Situationen benimmt wie ein Kleinkind oder dem Vieh bei vollem Bewusstsein (?) in die Tentakeln rennt – woraufhin man wie angewurzelt stehenbleibt und so tut, als könne man sich aus dem Griff des extraterristrischen Bondage-Fetischisten nicht befreien. Wenn DAS die Zukunft der NASA ist, dann gute Nacht.

Den Vogel schießt man allerdings ab, als man plötzlich dazu übergeht, den Schleimklumpen (und damit meine ich den Alien und nicht den männlichen Hauptdarsteller) nicht nur mit dem Bordcomputer kommunizieren, sondern über selbigen auch die menschliche Sprache erlernen und die Bibel lesen (!!!) zu lassen, woraufhin er den verbliebenen beiden Besatzungsmitgliedern seine eigentlich friedfertigen Absichten unterbreitet, man sich in einem Kitsch-Finale, wie es Spielberg nicht hätte weiter übertreiben können, miteinander anfreundet und gemeinsam Kurs gen Heimatplaneten nimmt. Ach ja, und dieser komische Kristall des in einen Mixer geratenen Aushilfs-E.T.s spielt dabei auch irgendeine Rolle. Und der nervige Billig-Soundtrack gehört ebenfalls in die „Hall of Shame“, was, wenn sogar ich als in den 80ern hängengebliebener Synthesizererprobter das sage, wirklich Schlimmes bedeutet.

Zugeben muss ich allerdings, dass mich dieser Vollmurks fast mehr schockiert hat als Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“, wenn auch auf etwas anderem Gebiet...
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Todesstrahlen aus dem Weltraum
Im Jahre 2015: Ein relativ harmloser Konflikt zwischen den USA und einer anderen Nation führt dazu, das im Pazifik Atomwaffen eingesetzt werden. Das hat unmittelbar die Einmischung der Russen und der Chinesen zu Folge. Einige Nationen, unter anderem die Japaner, versuchen in dem Konflikt zu vermitteln, dennoch endet der Krieg mit der atomaren Bombardierung der Großstädte Welt und somit mit fast der gesamten Auslöschung der Menschheit ...
„Todesstrahlen aus dem Weltraum“ ist eine weitere japanische „Toho“-Produktion und Mischung aus Katastrophenfilm und Science-Fiction-Elementen, die Opfer deutschen Etikettenschwindels wurde: Weder Todesstrahlen aus dem All noch Außerirdische kommen vor. Stattdessen setzt sich die von Regisseur Shûe Matsubayashi inszenierte und 1961 veröffentlichte Dystopie mit dem Ende der Zivilisation auf der Erde nach einem Atomkrieg auseinander.

Dafür wird in einer Rückblende eines der wenigen Überlebenden die Entstehung des Kriegs aus Politik- und Nachrichtensicht erzählt und parallel dazu eine typische (?), kleinbürgerliche japanische Familie dem Publikum mit ihren Sorgen gezeigt: wie sie die sich anbahnenden Schrecken erlebt, wie ihr Alltag davon betroffen ist und wie sie damit umzugehen versucht. Das ist erfreulicherweise kaum bis gar nicht trashig ausgefallen, sondern durchaus ernsthaft, bedrohlich und nachvollziehbar – eben nicht allzu weit hergeholt wirkend. Immer wieder stockt der Atem, wenn durch den leichtfertigen Umgang der Menschheit mit der vernichtenden Atomtechnologie alles Leben auf der Kippe steht und konsequenterweise gibt es kein „Happy End“, sondern die schlimmsten Befürchtungen treten ein. Dargestellt wird die Zerstörungsorgie in für die damalige Zeit überraschend gelungenen Spezialeffekten. Ein überaus kritischer Beitrag der nuklear gebeutelten Japaner, eine intelligente Warnung verpackt in emotionales Kino.

Trotzdem wirkt der Film, als würde irgendetwas fehlen, und das ist auch kein Wunder: Von ursprünglich 110 Minuten Film blieben in der deutschen Fassung gerade einmal rund 70 übrig – zu wenig, um einen nachhaltig wirkenden Film zu dieser Thematik zu machen, der gleich mehrere Facetten abdeckt. Worin genau sich die von mir gesehene, verstümmelte Fassung vom Original unterscheidet, weiß ich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Komplettfassung wesentlich stimmiger ausgefallen ist. In der mir bekannten Form wirkt „Todesstrahlen aus dem Weltraum“ wie der missglückte Versuch, einen Unterhaltungsfilm für das falsche Zielpublikum zurechtgeschnitten haben zu wollen. Insofern kann ich auch nur ziemlich hilflos nach einer halbwegs aussagekräftigen Bewertung suchen und vergebe eine nichtssagende Durchschnittsnote...

Ein Paradebeispiel dafür, warum es unter Strafe gestellt gehört, an Filmen herumzuschnipseln.
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Die drei Gesichter der Furcht
1. Episode: Wurdulak. Ein junger Reisender kommt in eine abgelegene Gegend, in der Vampire ihr Unwesen treiben. Auch der Vater der Bauernfamilie, bei der er Quartier bezieht, ist bereits seit mehreren Nächten nicht mehr nach Hause gekommen. Als er schließlich doch wieder zurückkehrt, flieht der Gast mit der Bauerstochter in die Nacht - eine gnadenlose Flucht beginnt... 2. Episode: Das Telefon. Rosy bittet ihre Freundin Mary um Beistand, weil sie von einem Unbekannten durch endlose Telefonanrufe terrorisiert wird. Als ein Mann in die Wohnung eindringt und Mary ermordet, ersticht Rosy diesen - doch das Telefon läutet weiter... 3. Episode: Der Wassertropfen. Eine Krankenschwester bestiehlt eine verstorbene Frau. Die Seniorin nimmt jedoch grausame Rache aus dem Jenseits...
Italo-Horror-Altmeister Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“ ist ein Episodenfilm aus dem Jahre 1963, der damit noch vor ähnlich gelagerten, britischen Produktionen erschien. In italienisch-französischer Koproduktion entstanden drei Horrorepisoden, durch von US-Horror-Ikone Boris Karloff („Frankenstein“) präsentiert werden, welcher in einer der Episoden zudem eine tragende Rolle spielt.

Fiel die in der Originalreihenfolge erste Episode „Das Telefon“ noch sehr konventionell, vorhersehbar und dadurch spannungsarm und wenig gruselig aus, beweist Bava mit der gotischen Vampirgeschichte „Wurdulak“ seine Qualitäten als Ausnahmeregisseur und inszeniert Karloff als selbst zum Vampir gewordenen Vampirjäger, der zu seiner Familie zurückkehrt, welche sich nun aber vor ihm schützen muss. Bava entfach mit seinen artifiziellen Ausleuchtungen und seinem Geschick für Gothic-Horror eine intensive Stimmung, „malt“ wunderschöne und zugleich unheilsschwangere Bilder und versteht es, den mit einer passenden Maske versehenen Karloff perfekt ins Licht zu rücken. Die überaus tragische Handlung rundet diese Episode mit einem starken Ende ab. Klasse!

In „Der Wassertropfen“ setzt Bava sogar noch einen drauf und zelebriert ein für die damalige Zeit sehr rasantes Stück Terror-Horror mit überaus wirkungsvollen, verzerrten, vom Wahnsinn gezeichneten Masken, deren Präsenz die weibliche Hauptrolle ebenso erschreckt wie den Zuschauer, welcher sich zudem auch hier an Bavas exaltierter Kameraarbeit und insbesondere an dessen Farbrausch erfreuen kann, der auch diese Episode zu etwas wirklich Besonderem macht und späteren Genreproduktionen, die sich ihre stilistischen Möglichkeiten hier bzw. bei Bava im Allgemeinen abgeguckt haben dürften, vorgreift. Muss man als Genrefreund gesehen haben!

Relativiert wird die Wirkung durch ein selbstironisches Ende mit Boris Karloff in seiner „Wurdulak“-Rolle, der glaubhaft versichert, dass es sich nur um einen Film gehandelt hat und damit an den humoristischen Tonfall manch britischen Episodengruslers erinnert.

Fazit: Von der stark abfallenden ersten Episode einmal abgesehen ein inhaltlich wie äußerlich starkes Stück Geschichte des phantastischen Films – inspiriert und inspirierend zugleich.
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Body Bags
Im Stile von "Geschichten aus der Gruft" führt hier John Carpenter als lebende Leiche durch 3 Kurzgeschichten. Die erste Episode handelt von einer Studentin, die an einer Tankstelle ihre Nachtschicht schiebt, um Geld zu verdienen. Mehrere durchgeknallte Kunden besuchen die Tankstelle, bis sie sich einem Killer gegenüber sieht... Die zweite Episode handelt von einem Mann, dem sein Haarausfall zu schaffen macht. Darauf lässt er sich von einem Arzt helfen. Seine Haare beginnen wieder zu wachsen - mit einer unerfreulichen Nebenwirkung... Die dritte Episode handelt von einem Baseballspieler, der bei einem Unfall ein Auge verliert. Mittels einer Operation wird ihm das Auge eines toten Menschen eingesetzt. Anfangs scheint alles normal. Doch nach und nach hat der Sportler seltsame Wahnvorstellungen. Er bringt in Erfahrung, dass das Auge einem hingerichteten Mehrfachmörder gehörte. Nun sind 2 Seelen in einem Körper, die gegeneinander kämpfen...
Bei „Body Bags“ handelt es sich um einen Episoden-Horrorfilm, der 1993 unter der Regie der von John Carpenter („Das Ding aus einer anderen Welt“) und Tobe Hooper („The Texas Chainsaw Massacre“) fürs US-Fernsehen entstand. Geboten werden drei Episoden, durch die John Carpenter als untoter „Crypt Keeper“-Verschnitt („Geschichten aus der Gruft“) im Ambiente einer Leichenhalle führt und dabei nicht nur versucht, dessen schwarzen Humor zu kopieren, sondern auch optisch eine verblüffende Ähnlichkeit aufweist.

Die erste Episode stammt von Carpenter und ist sogleich der Gewinner dieses Films. In einer eigentlich sehr konventionellen Slasher-Story unterstreicht Carpenter, warum er mit seinem „Halloween“-Filmen so erfolgreich war: Er versteht es, eine wahnsinnig klaustrophobisch-düstere Stimmung aufzubauen und Spannung zu erzeugen. Da stört es kaum, dass es einem verdammt bekannt vorkommt, dass ein entlaufener Irrer in einer Kleinstadt namens Haddonfield sein Unwesen treibt... Hier jedenfalls ist die weibliche Nachtschicht-Aushilfskraft einer Tankstelle das auserkorene Opfer und Carpenter macht ihre Unsicherheit und ihr Unbehagen spürbar, konfrontiert sie mit skurrilen bis unheimlichen nächtlichen Kunden und hat im Finale einen sehenswerten, blutigen Effekt untergebracht. Beileibe nichts Neues, aber immer wieder schön!

Die zweite Episode, ebenfalls von Carpenter, ist dagegen etwas haarig – im wahrsten Sinne: Die Geschichte um einen Mann mittleren Alters, der sich in die Furcht vor seiner Glatzenbildung hineinsteigert und schließlich einer TV-Werbung für ein obskures Haarwuchsmittel aufsitzt, das aus ihm über Nacht den Träger einen Hengstmähne macht, im Laufe der Zeit aber zu weiteren Veränderungen führt, wäre vermutlich gern ein Jugend- und Schönheitswahn persiflierendes Stück schwarzen Humors, ist aber schlicht absurd und weniger lustig als haarsträubend-trashig und albern. Kein Totalausfall, aber schon eher zum Haareraufen...

Episode Nummer 3 stammt von Hooper und wärmt die vermutlich schon x-mal dagewesene (und seinerzeit sogar von den Adverts in „Gary Gilmore’s Eyes“ besungene) Schauermär von den ein Eigenleben entwickelnden, von Serienkillern stammenden transplantierten Körperteilen auf. In diesem Falle handelt es sich um die Transplantation eines einzelnen Auges, das empfindlich die Familienidylle eines erfolgreichen Baseballspieler und seiner Frau stören soll. Handwerklich durchaus solide, jedoch 100%ig vorhersehbar, weshalb die Schockeffekte, auf die Hooper zu setzen gedachte, auch nicht so recht zünden wollen.

Unterm Strich ist „Body Bags“ damit ein kurzweiliges Genrevergnügen für den Freund von Episodengruslern oder eben der Regisseure, in Anbetracht des Ensembles hinter und vor der Kamera mit seinem zahlreichen Gaststars und Cameos (Deborah Harry, Roger Corman, John Agar, Wes Craven, Sam Raimi, Twiggy etc.) aber etwas enttäuschend und wie ein eher halbherzig umgesetztes Spaßprojekt wirkend. Man sollte also nicht aufgrund der großen Namen in eine übersteigerte Erwartungshaltung verfallen. Gerade in diesem Bereich gibt es viel Besseres und qualitativ Homogeneres.

Finger weg übrigens von der verstümmelten deutschen „Splendid“-DVD; bei Interesse besser versuchen, die Unrated-Fassung aufzutreiben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Troll
Torok, ein böser Troll, lebt im Keller des Mehrfamilienhauses seiner ehemaligen Frau Eunice St. Clair. Dieses Haus versucht er nun in ein Mini-Abbild seiner ehemaligen Welt zu verwandeln. Dazu benutzt er die Gestalt eines kleinen Mädchens namens Wendy und den „Emerald Ring“, mit dem er nach und nach jedes Apartment umwandelt. Dabei benutzt er die einzelnen Mieter als eine Art Cocoon für seine Koboldfreunde…
„Ich habe dich am Klopfen erkannt – es klang präpubertär!“

„Troll“ aus dem Jahre 1986 ist ein ziemlich schräger Horror/Fantasy-Komödien-Cocktail von US-Regisseur und SFX-Mann John Carl Buechler („Freitag der 13. VII“), der neben einer durchaus namhafteren Besetzung mit Noah Hathaway („Kampfstern Galactica“), dem erzreaktionären Vollpfosten Michael Moriarty („Stuff“), Shelley Hack („Stepfather“), Phil Fondacaro („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) etc., mit einigen handgemachten Spezialeffekten, vor allem aber mit gar knuffigen Kreaturen aufwartet, die man selbst gesehen haben muss. Neben den Gremlins, den Critters, „The Gate“ & Co. also ein weiterer Grund, die verdammten 80er zu lieben?

Naja... fast! Denn „Troll“ operiert an der Grenze zum Volltrash, überschreitet diese aber nicht gänzlich und läuft damit Gefahr, als mehr oder weniger „ernstgemeinter“ Film beurteilt zu werden. So ist vieles unter herkömmlichen filmtechnischen Gesichtspunkten durchaus gelungen, beispielsweise einige Gags, schauspielerische Leistungen, Effekte und Masken. Anderes aber nicht, wie neben manch anderen Gags, Effekten und Masken z.B. die völlig hanebüchene Handlung um einen bösen Troll, der von der Tochter der Familie Potter (von denen Vater und Sohn tatsächlich Harry heißen!) Besitz ergreift, nach und nach fast das gesamte Mietshaus in ein Urwald-Biotop für Fantasywesen verwandelt, aber die Rechnung ohne die sich einen sprechenden und singenden Champignon haltende Hexe gemacht hat, die sich inkognito ebenfalls im entsprechenden Wohnblock niedergelassen hat. Dass eben das ausschließlich unter Trash-Aspekten funktioniert und mit entsprechenden Dialogen einhergeht, muss nicht extra betont werden. Gleiches gilt für Gesangseinlagen des Kreaturen-Ensembles, wie von der Tarantel gestochene Rock’n’Roll-Tanzeinlagen Moriartys und das „große Finale“, bei dem sich das Hirn des bis dahin trotz dauerhafter Spannungsarmut evtl. noch aufmerksam gebliebenen Filmkonsumenten endgültig zur Nachtruhe verabschiedet.

Die überzeichneten Klischeecharaktere der übrigen Hausbewohner werden nur halbherzig persifliert, dafür fällt wiederum die Leistung der kleinen Jenny Beck als trollige Tochter Wendy unter die Kategorie „niedlich statt nervig“. Eher in die Disney-Fantasy-Sparte als in diesen Film passen die rührseligen Auftritte Fondacaros als sterbenskranker, dichtender Kleinwüchsiger.

Hätte man sich konsequent für eine Ausrichtung entschieden, hätte „Troll“ ein echtes Knallbonbon werden können, so aber ist Buechlers Film nicht Fisch, nicht Fleisch – für 80er-Süchtige aber dennoch in jedem Falle einen Blick wert und als Vorprogramm für Claudio Fragassos „Troll 2“, der nicht ganz freiwillig, aber umso nachdrücklicher das volle Trash-Brett fährt, als Appetitanreger geeignet. Zu letzterem aber an anderer Stelle mehr...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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