Deliria-Italiano

Traurig, das mit Markus Nowak. Getroffen habe ich ihn nie, (getroffen in dem Sinne jedenfalls, dass man nicht nur miteinander vor einer Kinokasse Schlange stand), aber als ich mit 15 oder 16 seine ellenlangen Besprechungen von italienischen Zombie- und Kannibalenfilmen auf der Badmovies-Seite entdeckte, war das für mich wirklich so etwas wie ein Damaskuserlebnis, da mir da erstmals aufging, wie detailliert und ausführlich man einen noch so trashigen Streifen betrachten kann, - und gerade dass er so manchen Niederungen des Italo-Kinos, im Gegensatz zu mir, so gar nichts abgewinnen konnte, hat meinen eigenen kritischen Blick möglicherweise noch zusätzlich geschärft.

Eine Anekdote ist mir all die Jahre im Gedächtnis geblieben: Anfang 2003, (ich habe das gerade nachgeschaut), publizierte er mehrere Reviews zu den Fulci-Zombie-Klassikern, die er ebenfalls überhaupt nicht mochte. An dem fraglichen Abend fiel ich über seine Besprechung von QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO her, worin er wiederum den Streifen förmlich in der Luft zerriss. Ich weiß nicht, wie viele Druckseiten diese Kritik ergeben hätte: 10? 20? Jedenfalls war ich derart aufgesogen von dem Text, dass ich sogar den Brief erstmal links liegen ließ, den mir meine Mutter hereinbrachte, verfasst von meiner damaligen Fernbeziehung in Köln: Nein, den Film noch einmal aus dezidiert kritischer Sicht zu erleben, war in dem Moment wichtiger, und tatsächlich so, als würde er ein zweites Mal ablaufen, humorvoll, aber nie abschätzig, detailliert, aber nie langweilig kommentiert aus dem Off von jemandem, der ihn furchtbar findet.

Im Grunde blieb Badmovies dann auch, bevor Santini mich für dieses Forum rekrutierte, meine einzige Anlaufstelle für Texte zum verpönten Film. Als Dr. Acula exakt im gleichen Jahr zur 35mm-Redaktion stieß wie ich, nämlich 2017, und mir klar geworden ist, dass sich hinter dem Namen "Markus Nowak" genau dieser versteckte, (dessen Seite ich damals schon ziemlich aus den Augen verloren hatte), hatte ich schon ein bisschen das Gefühl, als hätte ich es, wie man sagt, "geschafft", nunmehr gar in einer (virtuellen) Redaktion mit meinem (virtuellen) Lehrmeister für uferlose Fließtexte zum Grauzonen-Kino, hui!

Wenige Stunden, nachdem ich gestern von Markus' Tod erfahren habe, rief mich übrigens mein Professor aus Leipzig an, um zu verkünden, dass der Schwangerschaftstest seiner Frau positiv ausgefallen ist, - ebenfalls fast eine Koinzidenz, die sich Drehbuchautoren hätten ausdenken können.

Herzliches Beileid meinerseits vor allem denen hier, die Markus näher gestanden haben als ich...