Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Darin werden die "Neulinge" Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim während den Dreharbeiten mit der Kamera "begleitet" bzw interviewt.
Zu Bild & Wort kommen natürlich auch viele (alt-)bekannte Gesichter.
https://www.ardmediathek.de/ard/sendung ... kMGMwZg/1/
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Der gestrige Graf "In der Familie" zum fünfzigsten Jubiläum, ein als Doppelfolge angelegtes Crossover aus dem Dortmunder und dem Münchner Team, war grandios! Freue mich auf den zweiten Teil.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
So einen spannenden Tatort habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Der Graf hat es drauf. Trotz einiger Charakterstandards (man merkte, dass die Weitererzählung der Hauptkommissare nicht sooo im Mittelpunkt steht) wirklich rasant und überraschend. Ich bin gespannt.buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 30. Nov 2020, 13:56 Der gestrige Graf "In der Familie" zum fünfzigsten Jubiläum, ein als Doppelfolge angelegtes Crossover aus dem Dortmunder und dem Münchner Team, war grandios! Freue mich auf den zweiten Teil.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort München: In der Familie (2)
Weiter gehts in München. Die beiden Gangster und die Tochter verstecken sich in Münster und arbeiten las Männer fürs Grobe für die örtliche Ndrangheta. Die Tochter hat ihren eigenen Plan...
Der Mafiafilm geht weiter. Es bleibt spannend , jetzt im Mittelpunkt die Tochter. Und auch das ist spannend erzählt, so dass die Zeit verfliegt. Emma Preisendanz spielt das super, im ersten Teil hat sie noch wenig zu tun. Auch ihre ROlle ist gut gezeichnet. Batic und Leitmayr (und Kalli) haben das nur halbegs im Griff, sind immer einen halben Schritt zu spät, dazu kommt dann Faber aus Dortmund (leider allein) und verkompliziert einiges.
Ich war sehr gut unterhalten. Klar, hinterher stellten sich ein paar Fragen (Wie sind di eigentlich dadrauf gekommen? Warum hat der das eigentlich mitgemacht?...) Aber eben nicht währenddeseen, passt also.
Tolle Jubiläums Doppelfolge.
Weiter gehts in München. Die beiden Gangster und die Tochter verstecken sich in Münster und arbeiten las Männer fürs Grobe für die örtliche Ndrangheta. Die Tochter hat ihren eigenen Plan...
Der Mafiafilm geht weiter. Es bleibt spannend , jetzt im Mittelpunkt die Tochter. Und auch das ist spannend erzählt, so dass die Zeit verfliegt. Emma Preisendanz spielt das super, im ersten Teil hat sie noch wenig zu tun. Auch ihre ROlle ist gut gezeichnet. Batic und Leitmayr (und Kalli) haben das nur halbegs im Griff, sind immer einen halben Schritt zu spät, dazu kommt dann Faber aus Dortmund (leider allein) und verkompliziert einiges.
Ich war sehr gut unterhalten. Klar, hinterher stellten sich ein paar Fragen (Wie sind di eigentlich dadrauf gekommen? Warum hat der das eigentlich mitgemacht?...) Aber eben nicht währenddeseen, passt also.
Tolle Jubiläums Doppelfolge.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: In der Familie
„Wir haben einen Haftbefehl – wegen Mord!“ – „Wegen Mord?“
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der öffentlich-rechtlichen Fernsehkrimireihe wurde ein Drehbuch Bernd Langes zu einem Zweiteiler ausgearbeitet, dessen erster Teil vom deutschen Genrefilm-Experten Dominik Graf („Die Katze“) und dessen zweiter Teil von Regisseurin Pia Strietmann inszeniert wurde, die damit nach dem „Tatort: Unklare Lage“ zum zweiten Mal mit dem Münchner Team zusammenarbeitete. Es handelt sich um einen Crossover des Münchner Ermittlerduos aus Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit dem Dortmunder Team um die Kommissare Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt). Teil 1 wurde im November und Dezember 2019 gedreht, die Dreharbeiten des zweiten Teils fielen in die Zeit der Covid-19-Pandemie und nahmen daher einen Zeitraum von März bis Juli 2020 in Anspruch.
„Mord ist keine Auslegungssache!“
Der Italiener Luca Modica (Beniamino Brogi, „Der Fall Barschel“) betreibt mit seiner Frau Juliane (Antje Traue, „Kleinruppin Forever“) ein Restaurant in Dortmund, das der ’Ndrangheta-Mafia zugleich als Drogenumschlagplatz dient. Mafioso Pippo Mauro (Emiliano de Martino, „Inspector De Luca“) hat in München einen Dealer ermordet und findet bei den Modicas Zuflucht vor der Polizei. Modicas Gaststäte wird schon länger von der Dortmunder Kripo observiert; Mauros Ankunft wird dem BKA gemeldet und ruft die Münchner Kommissare Batic und Leitmayer auf den Plan, die ihn in Dortmund verhaften wollen. Die Dortmunder um die Kommissare Bönisch und Faber sehen dadurch jedoch den Erfolg ihrer Ermittlungen im Drogenmilieu gefährdet und geraten daher in Meinungsverschiedenheiten mit den Gästen aus Bayern. Mauro reitet seinen Gastgeber derweil immer tiefer in kriminelle Mafiaaktivitäten hinein, woran Juliane zu verzweifeln droht. Die Beamtin Nora Dalay (Aylin Tezel) wird auf Juliane angesetzt, um an weitere Informationen zu gelangen. Tatsächlich gelingt es, sie zur Zusammenarbeit mit der Polizei zu bewegen. Doch damit begibt sie sich in höchste Gefahr… Nach den Ereignissen in Dortmund tauchen Mauro, Luca Modica und dessen 17-jährige Tochter Sofia (Emma Preisendanz, „Was machen Frauen morgens um halb vier?“) in München unter. Sofia vermisst ihre Mutter, doch ihr Vater schweigt über die wahren Geschehnisse und der örtliche Pate Domenico Palladio (Paolo Sassanelli, „Tatort: Kopper“) verstrickt Luca und Mauro weiter in kriminelle Aktivitäten. Batic und Leitmayer haben ihn im Blick und erhalten ungeahnt Hilfe vom Dortmunder Faber, der nun den Münchnern einen dienstlichen Besuch abstattet. Wirklich eng wird es für die ’Ndrangheta jedoch erst, als Sofia zu rebellieren beginnt…
„Die Italiener…“
Bereits der eröffnende Mord am Drogendealer ist erstklassig in Szene gesetzt, doch das Whodunit? ist lediglich angetäuscht. Der Mörder ist bald enttarnt und der „Tatort“ nimmt einen ganz anderen Verlauf. Innerhalb einer authentisch anmutenden Milieubeschreibung (inklusive vieler italienischer Dialoge, die deutsch untertitelt wurden) werden die engen Daumenschrauben verdeutlicht, die ein Pakt mit der Mafia bedeuten. Der Fall zeigt die Abläufe der illegalen Machenschaften, die Abhängigkeiten, in die sich Menschen mitsamt ihrer Familien dadurch begeben, und die moralische Abwärtsspirale, die als Konsequenz resultiert und an deren Ende man sich statt in der erhofften Win-Win- in einer Lose-Lose-Situation befindet und Verzweiflung, Erpressung und Todesangst zu unfassbaren Taten führen.
„Diese scheiß Dortmund-Geschichte…“
Parallel dazu liefert insbesondere der erste Teil einen differenzierten Einblick in die Ermittlungsarbeit, bei der es schwierige Entscheidungen sorgfältig abzuwägen gilt und offenbar doch nicht immer die richtigen getroffen werden, bei der es zu Kompetenzgerangel und offener gegenseitiger Antipathie kommt und auch schon mal gegen- statt miteinander gearbeitet wird. Menschen werden ausgenutzt und gefährdet, auch hier scheint die Moral eine untergeordnete Rolle zu spielen und der Zweck die Mittel zu heiligen. Klassische Gut/Böse-Schemata durchbrechen Autor und Regie bewusst und die ganze Situation ist derart vertrackt, dass auch die Zuschauerinnen und Zuschauer keine Paradelösung parat haben dürften. All dies sorgt für eine beklemmende Stimmung und eine fast schon unangenehme, weil stark realitätsbezogene Spannung; diverse Gefühlsausbrüche lassen „In der Familie“ auch auf emotionaler Ebene die Register ziehen. Am Ende von Teil 1 wird die Institution Familie als heiliger Schutzort komplett dekonstruiert – und das Dortmunder Team um Nora Dalay ärmer sein.
Mehr noch als im ersten Teil spielt die Polizei im zweiten eine untergeordnete Rolle, in den Vordergrund rückt Sofia mit ihren berechtigten, doch unangenehmen Fragen. Je mehr bruchstückhafte Informationen sie erhält und ihr Umfeld zu durchschauen beginnt, desto wütender wird sie, bis sie die große Eskalation herbeiführt. Zuvor musste sie über sich hinauswachsen, wobei die Handlung leider für sich behält, wie genau sie das tat – ist hier möglicherweise die eine oder andere Szene dem Schneidetisch zum Opfer gefallen? Nachdem die grausame Wahrheit ausgesprochen wurde, ist das „Tatort“-Publikum ebenso schlau wie Sofia, nicht wissend, wie es weitergehen soll, wie es überhaupt weitergehen könnte. Der Fall scheint gelöst, doch entscheidende Fragen bleiben offen. Es gibt kein Happy End, denn das wäre verlogen gewesen. Was bleibt sind Trauer, Ungewissheit und diese spezielle Coming-of-Age-Melancholie als Folge tragischer Ereignisse.
Ohne selbstzweckhafte Actioneinlagen oder dergleichen ist mit „In der Familie“ ein herausragender, höchst dramatischer „Tatort“ gelungen, dessen düstere Bilderwelten zur vermittelten Stimmung passen und der wunderbar sein Erzähltempo zu variieren versteht. Ein Abgesang auf die Mafia mit ihren widerwärtigen Bastarden und deren feigen Methoden, in dem kein Platz mehr für jegliche Glorifizierung ist und man ganz jämmerlich in seinem eigenen Blut liegend verreckt. Das ist durch die Bank weg erstklassig gespielt, insbesondere Preisendanz (in ihrer ersten Nichtkinderrolle?) empfiehlt sich für weitere Rollen. Graf und Strietmann harmonieren insofern gut miteinander, als sich beide Teile gut aneinanderfügen und keine Einschnitte im Tonfall zu vernehmen sind. Der Mut, zwei unterschiedliche Regisseure jeweils einen Teil unabhängig vom jeweiligen Kollegen inszenieren zu lassen, wurde belohnt. Ein grandioses, fesselndes und emotional aufwühlendes „Tatort“-Doppel, dem Jubiläum mehr als angemessen und über dem Niveau manch üblicher deutscher TV-Krimikost. So darf es gern weitergehen. Nur weshalb Batic seinem Kollegen Leitmayr Unterhosen schenkt, habe ich nicht verstanden.
„Wir haben einen Haftbefehl – wegen Mord!“ – „Wegen Mord?“
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der öffentlich-rechtlichen Fernsehkrimireihe wurde ein Drehbuch Bernd Langes zu einem Zweiteiler ausgearbeitet, dessen erster Teil vom deutschen Genrefilm-Experten Dominik Graf („Die Katze“) und dessen zweiter Teil von Regisseurin Pia Strietmann inszeniert wurde, die damit nach dem „Tatort: Unklare Lage“ zum zweiten Mal mit dem Münchner Team zusammenarbeitete. Es handelt sich um einen Crossover des Münchner Ermittlerduos aus Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit dem Dortmunder Team um die Kommissare Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt). Teil 1 wurde im November und Dezember 2019 gedreht, die Dreharbeiten des zweiten Teils fielen in die Zeit der Covid-19-Pandemie und nahmen daher einen Zeitraum von März bis Juli 2020 in Anspruch.
„Mord ist keine Auslegungssache!“
Der Italiener Luca Modica (Beniamino Brogi, „Der Fall Barschel“) betreibt mit seiner Frau Juliane (Antje Traue, „Kleinruppin Forever“) ein Restaurant in Dortmund, das der ’Ndrangheta-Mafia zugleich als Drogenumschlagplatz dient. Mafioso Pippo Mauro (Emiliano de Martino, „Inspector De Luca“) hat in München einen Dealer ermordet und findet bei den Modicas Zuflucht vor der Polizei. Modicas Gaststäte wird schon länger von der Dortmunder Kripo observiert; Mauros Ankunft wird dem BKA gemeldet und ruft die Münchner Kommissare Batic und Leitmayer auf den Plan, die ihn in Dortmund verhaften wollen. Die Dortmunder um die Kommissare Bönisch und Faber sehen dadurch jedoch den Erfolg ihrer Ermittlungen im Drogenmilieu gefährdet und geraten daher in Meinungsverschiedenheiten mit den Gästen aus Bayern. Mauro reitet seinen Gastgeber derweil immer tiefer in kriminelle Mafiaaktivitäten hinein, woran Juliane zu verzweifeln droht. Die Beamtin Nora Dalay (Aylin Tezel) wird auf Juliane angesetzt, um an weitere Informationen zu gelangen. Tatsächlich gelingt es, sie zur Zusammenarbeit mit der Polizei zu bewegen. Doch damit begibt sie sich in höchste Gefahr… Nach den Ereignissen in Dortmund tauchen Mauro, Luca Modica und dessen 17-jährige Tochter Sofia (Emma Preisendanz, „Was machen Frauen morgens um halb vier?“) in München unter. Sofia vermisst ihre Mutter, doch ihr Vater schweigt über die wahren Geschehnisse und der örtliche Pate Domenico Palladio (Paolo Sassanelli, „Tatort: Kopper“) verstrickt Luca und Mauro weiter in kriminelle Aktivitäten. Batic und Leitmayer haben ihn im Blick und erhalten ungeahnt Hilfe vom Dortmunder Faber, der nun den Münchnern einen dienstlichen Besuch abstattet. Wirklich eng wird es für die ’Ndrangheta jedoch erst, als Sofia zu rebellieren beginnt…
„Die Italiener…“
Bereits der eröffnende Mord am Drogendealer ist erstklassig in Szene gesetzt, doch das Whodunit? ist lediglich angetäuscht. Der Mörder ist bald enttarnt und der „Tatort“ nimmt einen ganz anderen Verlauf. Innerhalb einer authentisch anmutenden Milieubeschreibung (inklusive vieler italienischer Dialoge, die deutsch untertitelt wurden) werden die engen Daumenschrauben verdeutlicht, die ein Pakt mit der Mafia bedeuten. Der Fall zeigt die Abläufe der illegalen Machenschaften, die Abhängigkeiten, in die sich Menschen mitsamt ihrer Familien dadurch begeben, und die moralische Abwärtsspirale, die als Konsequenz resultiert und an deren Ende man sich statt in der erhofften Win-Win- in einer Lose-Lose-Situation befindet und Verzweiflung, Erpressung und Todesangst zu unfassbaren Taten führen.
„Diese scheiß Dortmund-Geschichte…“
Parallel dazu liefert insbesondere der erste Teil einen differenzierten Einblick in die Ermittlungsarbeit, bei der es schwierige Entscheidungen sorgfältig abzuwägen gilt und offenbar doch nicht immer die richtigen getroffen werden, bei der es zu Kompetenzgerangel und offener gegenseitiger Antipathie kommt und auch schon mal gegen- statt miteinander gearbeitet wird. Menschen werden ausgenutzt und gefährdet, auch hier scheint die Moral eine untergeordnete Rolle zu spielen und der Zweck die Mittel zu heiligen. Klassische Gut/Böse-Schemata durchbrechen Autor und Regie bewusst und die ganze Situation ist derart vertrackt, dass auch die Zuschauerinnen und Zuschauer keine Paradelösung parat haben dürften. All dies sorgt für eine beklemmende Stimmung und eine fast schon unangenehme, weil stark realitätsbezogene Spannung; diverse Gefühlsausbrüche lassen „In der Familie“ auch auf emotionaler Ebene die Register ziehen. Am Ende von Teil 1 wird die Institution Familie als heiliger Schutzort komplett dekonstruiert – und das Dortmunder Team um Nora Dalay ärmer sein.
Mehr noch als im ersten Teil spielt die Polizei im zweiten eine untergeordnete Rolle, in den Vordergrund rückt Sofia mit ihren berechtigten, doch unangenehmen Fragen. Je mehr bruchstückhafte Informationen sie erhält und ihr Umfeld zu durchschauen beginnt, desto wütender wird sie, bis sie die große Eskalation herbeiführt. Zuvor musste sie über sich hinauswachsen, wobei die Handlung leider für sich behält, wie genau sie das tat – ist hier möglicherweise die eine oder andere Szene dem Schneidetisch zum Opfer gefallen? Nachdem die grausame Wahrheit ausgesprochen wurde, ist das „Tatort“-Publikum ebenso schlau wie Sofia, nicht wissend, wie es weitergehen soll, wie es überhaupt weitergehen könnte. Der Fall scheint gelöst, doch entscheidende Fragen bleiben offen. Es gibt kein Happy End, denn das wäre verlogen gewesen. Was bleibt sind Trauer, Ungewissheit und diese spezielle Coming-of-Age-Melancholie als Folge tragischer Ereignisse.
Ohne selbstzweckhafte Actioneinlagen oder dergleichen ist mit „In der Familie“ ein herausragender, höchst dramatischer „Tatort“ gelungen, dessen düstere Bilderwelten zur vermittelten Stimmung passen und der wunderbar sein Erzähltempo zu variieren versteht. Ein Abgesang auf die Mafia mit ihren widerwärtigen Bastarden und deren feigen Methoden, in dem kein Platz mehr für jegliche Glorifizierung ist und man ganz jämmerlich in seinem eigenen Blut liegend verreckt. Das ist durch die Bank weg erstklassig gespielt, insbesondere Preisendanz (in ihrer ersten Nichtkinderrolle?) empfiehlt sich für weitere Rollen. Graf und Strietmann harmonieren insofern gut miteinander, als sich beide Teile gut aneinanderfügen und keine Einschnitte im Tonfall zu vernehmen sind. Der Mut, zwei unterschiedliche Regisseure jeweils einen Teil unabhängig vom jeweiligen Kollegen inszenieren zu lassen, wurde belohnt. Ein grandioses, fesselndes und emotional aufwühlendes „Tatort“-Doppel, dem Jubiläum mehr als angemessen und über dem Niveau manch üblicher deutscher TV-Krimikost. So darf es gern weitergehen. Nur weshalb Batic seinem Kollegen Leitmayr Unterhosen schenkt, habe ich nicht verstanden.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
War das nicht, weil Leitmayr in Dortmund keine mithat und sie doch länger bleiben müssen?buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mi 9. Dez 2020, 19:07 So darf es gern weitergehen. Nur weshalb Batic seinem Kollegen Leitmayr Unterhosen schenkt, habe ich nicht verstanden.
Ich hatte da ja tatsächlich ein paar andere Fragen. MIr war die Motivation von Marc nicht ganz klar, so richtig bedroht wurde er von Sofia ja nicht....
Und du hast recht, der Ton der beiden ändert sich eigentlich nicht, aber der Rahmen ist ein anderer: Bei Graf haben wir einen Krimithriller mit der Dekonstruktion beider Familien (italinisch-deutsche Kriminellenfamilie und Polizisten-"Familie"), bei Strietmann haben wir comib of age im Speedverfahren.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Genau, das wollte ich mit "Zuvor musste sie über sich hinauswachsen, wobei die Handlung leider für sich behält, wie genau sie das tat – ist hier möglicherweise die eine oder andere Szene dem Schneidetisch zum Opfer gefallen?" andeuten.karlAbundzu hat geschrieben: ↑Do 10. Dez 2020, 15:00 MIr war die Motivation von Marc nicht ganz klar, so richtig bedroht wurde er von Sofia ja nicht....
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort Münster: Es lebe der König!
Auf einer alten Burg wird zum 70. Geburtstag eines ehemaligen Kirmeskönig geladen, und ein Stück zur Geschichte der Wiedertäfer zu dem Anlass vermarktet werden. Leider wird der Jubilar kurz vorher in Ritterrüstung ertrunken aufgefunden. Da das Stück die letzte Chance für Geld ist, soll es nicht abgesagt werden. Dazu kommt internationaler Drogenhandel. Thiel ermittelt auf Hochtouren mit Hilfe von Boerne, Haller, der Staatsanwältin und dem neuen MIrko Schrader, der langsam Kontur bekommt, allerdings keine Nadeshda ist und auch eher noch Komödienelemente mit reinbringt. Und von diesen gibt es hier einige, das geht auch manchmal ins klamaukige.
Was im Prinzip ja nicht schlecht ist, können tun die das ja und nach dem letzten könnte es ruhig wieder leichter werden. Aber es gibt auch tragisches: Die Familiengeschichte, Demenzkrankheit und so richtig brinigen sie es nicht zusammen. Dabei hat man mit Sandra Borgmann, Marek Harloff und Justine Hauer Tatort-erfahrene und sehr gute Schauspieler*innen dabei. Und gerade die Hauer hat ein paar tolle Szenen. Aber es bleibt unentschlossen und der Tonfall wechselt in Brüchen, das bracht mich immer wieder raus. Schade der gten Ansätze wegen. Und die Wiedertäufer-Geschichte wäre wirklich mal ein gutes Thema.
PS: Das war der erste Film, den ich ansah, dass da wohl unter Corona-Bedingungn gedreht wurde. Auf der Riesenparty, bei der ein Auto nach dem anderen ankam, waren praktisch keine Gäste.
Auf einer alten Burg wird zum 70. Geburtstag eines ehemaligen Kirmeskönig geladen, und ein Stück zur Geschichte der Wiedertäfer zu dem Anlass vermarktet werden. Leider wird der Jubilar kurz vorher in Ritterrüstung ertrunken aufgefunden. Da das Stück die letzte Chance für Geld ist, soll es nicht abgesagt werden. Dazu kommt internationaler Drogenhandel. Thiel ermittelt auf Hochtouren mit Hilfe von Boerne, Haller, der Staatsanwältin und dem neuen MIrko Schrader, der langsam Kontur bekommt, allerdings keine Nadeshda ist und auch eher noch Komödienelemente mit reinbringt. Und von diesen gibt es hier einige, das geht auch manchmal ins klamaukige.
Was im Prinzip ja nicht schlecht ist, können tun die das ja und nach dem letzten könnte es ruhig wieder leichter werden. Aber es gibt auch tragisches: Die Familiengeschichte, Demenzkrankheit und so richtig brinigen sie es nicht zusammen. Dabei hat man mit Sandra Borgmann, Marek Harloff und Justine Hauer Tatort-erfahrene und sehr gute Schauspieler*innen dabei. Und gerade die Hauer hat ein paar tolle Szenen. Aber es bleibt unentschlossen und der Tonfall wechselt in Brüchen, das bracht mich immer wieder raus. Schade der gten Ansätze wegen. Und die Wiedertäufer-Geschichte wäre wirklich mal ein gutes Thema.
PS: Das war der erste Film, den ich ansah, dass da wohl unter Corona-Bedingungn gedreht wurde. Auf der Riesenparty, bei der ein Auto nach dem anderen ankam, waren praktisch keine Gäste.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Klingelingeling
„Wir tun hier nichts Verbotenes!“
Ihren Sendetermin am zweiten Weihnachtstag 2016 nutzte die „Tatort“-Reihe zur Ausstrahlung des 74. Falls der Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der bereits im November und Dezember des Vorjahrs gedreht worden war. Das Weihnachtskriminaldrama schrieb Drehbuchautorin Dinah Marte Golch, inszeniert wurde es von Markus Imboden, der damit zum vierten Mal als „Tatort“-Regisseur in Erscheinung trat.
„Das System schützt sich selbst…“
Die Hauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr werden zur Kirche am Alten Südfriedhof gerufen, nachdem dort ein totes Neugeborenes abgelegt wurde. Laut Gerichtsmediziner Dr. Matthias Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) starb das Baby einen Erstickungstod. Die Spur führt zur jungen Rumänin Tida Dablika (Mathilde Bundschuh, „Heil“), der Mutter des toten Kinds, und damit zu ihrer Schwester Anuscha (Cosmina Stratan, „Shelley“) sowie zu einer organisierten rumänischen Bettelbande, deren Oberhaupt Radu Stelica (Florin Piersic jr., „End of a Gun“) ein strenges Regiment führt und dabei vom Busfahrer Klaus Bernauer (Florian Karlheim, „Paradies 505. Ein Niederbayernkrimi“) tatkräftig unterstützt wird…
„Weihnachten wird eh überschätzt…“
In der Exposition singt der Bullenchor Weihnachtslieder und nervt (als hier etablierter Running Gag) Leitmayrs Mutter, für die er noch immer kein Geschenk hat, mit ständigen Anrufen. Ferner wird offenbar zum Leidwesen aller mit nutzlosem Plunder gewichtelt und erreicht Batic eine Absage für Heiligabend nach der anderen. Diese Szenen sind komödiantisch konzipiert und auch so umgesetzt, wobei das stoische, auf alles gefasste Wesen des viel Erfahrung ausstrahlenden Ermittlerduos für albernen Klamauk keinerlei Raum bietet. Dass mit „Klingelingeling“ jedoch nicht nur ein Weihnachtsliedtextfragment bzw. die Lautmalerei von Glöckchengeläut gemeint ist, beweisen die kontrastierenden, harten, parallel montierten Szenen der Bettelmafia mit ihren Kleingeldbechern in den frierenden Händen, deren Mitglied Tida unter prekären Umständen und Liquid-Ecstasy-Einfluss stehend ihr Kind zur Welt bringt – jenes Kind, das kurz darauf tot vor dem Kirchenaltar gefunden wird.
Der gewagte Kontrast aus den First World Problems und polizeilichem Weihnachtskitsch der Kommissare auf der einen und den existentiellen Problemen der rumänischen Bettelsklavinnen und -sklaven auf der anderen Seite, die, entweder kauernd auf der Straße oder eingepfercht in einer ehemaligen Fabrikhalle am Stadtrand, regelmäßig in höchst verachtenswertem Maße misshandelt und erpresst werden, gelingt Imboden überraschend gut. Die Untertitelung der in Originalsprache gehaltenen Dialoge sorgt für zusätzliche Authentizität (gemeint ist das Rumänische, nicht Bayrisch). Eher unpassend wirken jedoch die Obdachlosenklischees, die die beiden auf dem kirchlichen Friedhof lebenden Zeugen einbringen und zudem ebenfalls in – hier eher unangebrachtem – komödiantischem Tonfall vorgetragen werden.
Das Publikum dieses Falls verfügt fast permanent über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, die Frage nach dem Kindstod bleibt jedoch lange Zeit offen. Die Ursache ist jedoch leicht zu erahnen, wobei das Whodunit? ohnehin nicht im Mittelpunkt dieses „Tatorts“ steht. Statt eines klassischen Krimis handelt es sich vielmehr um ein Milieudrama, das den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in die grausamen Machenschaften der Bettelmafia gewährt. Daraus resultiert, dass „Klingelingeling“ locker zur Hälfte vorhersehbar ist. Die andere Hälfte jedoch ist gespickt mit ein paar Überraschungen und Verwirrspielchen – so scheint Tida zwischenzeitlich ebenfalls gestorben zu sein, lebt dann aber doch noch –, präsentiert eine weitere Leiche (diesmal auf dem Bahnhofsklo) und baut im letzten Drittel langsam, aber nachhaltig Spannung auf, die sich in einem hochdramatischen Showdown entlädt.
Die Integration einer Hilfsorganisation in die Handlung transportiert eventuell einen Hoffnungsschimmer für in der Realität Betroffene, während im Zuge der Ermittlungen die Möglichkeiten der Mobilrufnachverfolgung vorgestellt werden. Der Epilog um die beiden Silberfüchse ist dann etwas kitschig und unrealistisch ausgefallen, aber, hey: es ist ja Weihnachten, da ist das durchaus mal erlaubt. Tatsächlich hatte der Verfasser dieser Zeilen einen Kloß im Hals, denn der insbesondere von Bundschuh und Stratan intensiv gespielte und von Imboden atmosphärisch abweisend kalt und urban gestaltete Fall geht einem nahe.
Es bleibt zu hoffen, dass der „Tatort: Klingelingeling“ messbar zur Aufklärung beiträgt und es eigentlich gut meinenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Augen dahingehend geöffnet werden, welche Strukturen sie verfestigen oder gar fördern, wenn sie auf diese Bettelbanden hereinfallen. Bei seriösen Hilfsorganisationen ist das Geld wesentlich besser aufgehoben.
„Wir tun hier nichts Verbotenes!“
Ihren Sendetermin am zweiten Weihnachtstag 2016 nutzte die „Tatort“-Reihe zur Ausstrahlung des 74. Falls der Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der bereits im November und Dezember des Vorjahrs gedreht worden war. Das Weihnachtskriminaldrama schrieb Drehbuchautorin Dinah Marte Golch, inszeniert wurde es von Markus Imboden, der damit zum vierten Mal als „Tatort“-Regisseur in Erscheinung trat.
„Das System schützt sich selbst…“
Die Hauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr werden zur Kirche am Alten Südfriedhof gerufen, nachdem dort ein totes Neugeborenes abgelegt wurde. Laut Gerichtsmediziner Dr. Matthias Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) starb das Baby einen Erstickungstod. Die Spur führt zur jungen Rumänin Tida Dablika (Mathilde Bundschuh, „Heil“), der Mutter des toten Kinds, und damit zu ihrer Schwester Anuscha (Cosmina Stratan, „Shelley“) sowie zu einer organisierten rumänischen Bettelbande, deren Oberhaupt Radu Stelica (Florin Piersic jr., „End of a Gun“) ein strenges Regiment führt und dabei vom Busfahrer Klaus Bernauer (Florian Karlheim, „Paradies 505. Ein Niederbayernkrimi“) tatkräftig unterstützt wird…
„Weihnachten wird eh überschätzt…“
In der Exposition singt der Bullenchor Weihnachtslieder und nervt (als hier etablierter Running Gag) Leitmayrs Mutter, für die er noch immer kein Geschenk hat, mit ständigen Anrufen. Ferner wird offenbar zum Leidwesen aller mit nutzlosem Plunder gewichtelt und erreicht Batic eine Absage für Heiligabend nach der anderen. Diese Szenen sind komödiantisch konzipiert und auch so umgesetzt, wobei das stoische, auf alles gefasste Wesen des viel Erfahrung ausstrahlenden Ermittlerduos für albernen Klamauk keinerlei Raum bietet. Dass mit „Klingelingeling“ jedoch nicht nur ein Weihnachtsliedtextfragment bzw. die Lautmalerei von Glöckchengeläut gemeint ist, beweisen die kontrastierenden, harten, parallel montierten Szenen der Bettelmafia mit ihren Kleingeldbechern in den frierenden Händen, deren Mitglied Tida unter prekären Umständen und Liquid-Ecstasy-Einfluss stehend ihr Kind zur Welt bringt – jenes Kind, das kurz darauf tot vor dem Kirchenaltar gefunden wird.
Der gewagte Kontrast aus den First World Problems und polizeilichem Weihnachtskitsch der Kommissare auf der einen und den existentiellen Problemen der rumänischen Bettelsklavinnen und -sklaven auf der anderen Seite, die, entweder kauernd auf der Straße oder eingepfercht in einer ehemaligen Fabrikhalle am Stadtrand, regelmäßig in höchst verachtenswertem Maße misshandelt und erpresst werden, gelingt Imboden überraschend gut. Die Untertitelung der in Originalsprache gehaltenen Dialoge sorgt für zusätzliche Authentizität (gemeint ist das Rumänische, nicht Bayrisch). Eher unpassend wirken jedoch die Obdachlosenklischees, die die beiden auf dem kirchlichen Friedhof lebenden Zeugen einbringen und zudem ebenfalls in – hier eher unangebrachtem – komödiantischem Tonfall vorgetragen werden.
Das Publikum dieses Falls verfügt fast permanent über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, die Frage nach dem Kindstod bleibt jedoch lange Zeit offen. Die Ursache ist jedoch leicht zu erahnen, wobei das Whodunit? ohnehin nicht im Mittelpunkt dieses „Tatorts“ steht. Statt eines klassischen Krimis handelt es sich vielmehr um ein Milieudrama, das den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in die grausamen Machenschaften der Bettelmafia gewährt. Daraus resultiert, dass „Klingelingeling“ locker zur Hälfte vorhersehbar ist. Die andere Hälfte jedoch ist gespickt mit ein paar Überraschungen und Verwirrspielchen – so scheint Tida zwischenzeitlich ebenfalls gestorben zu sein, lebt dann aber doch noch –, präsentiert eine weitere Leiche (diesmal auf dem Bahnhofsklo) und baut im letzten Drittel langsam, aber nachhaltig Spannung auf, die sich in einem hochdramatischen Showdown entlädt.
Die Integration einer Hilfsorganisation in die Handlung transportiert eventuell einen Hoffnungsschimmer für in der Realität Betroffene, während im Zuge der Ermittlungen die Möglichkeiten der Mobilrufnachverfolgung vorgestellt werden. Der Epilog um die beiden Silberfüchse ist dann etwas kitschig und unrealistisch ausgefallen, aber, hey: es ist ja Weihnachten, da ist das durchaus mal erlaubt. Tatsächlich hatte der Verfasser dieser Zeilen einen Kloß im Hals, denn der insbesondere von Bundschuh und Stratan intensiv gespielte und von Imboden atmosphärisch abweisend kalt und urban gestaltete Fall geht einem nahe.
Es bleibt zu hoffen, dass der „Tatort: Klingelingeling“ messbar zur Aufklärung beiträgt und es eigentlich gut meinenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Augen dahingehend geöffnet werden, welche Strukturen sie verfestigen oder gar fördern, wenn sie auf diese Bettelbanden hereinfallen. Bei seriösen Hilfsorganisationen ist das Geld wesentlich besser aufgehoben.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Die Nacht gehört Dir (Max Färberböck, 2020) 4/10
Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Barbara Springer wird am Tag nach ihrem Geburtstag tot aufgefunden. Todesursache: Zwei Stiche mit einem Sushimesser. Recht schnell bekommen die beiden Kommissare Ringelhahn und Voss heraus, dass die integere, beliebte, menschenscheue und freigiebige Luxusdame sich schon seit Jahren erfolgreich in Dating-Portalen rumgetrieben hat. Vor einem halben Jahr allerdings war abrupt Schluss damit, und den Geburtstag hat sie ausgerechnet mit ihrer Kollegin verbracht. Könnte Eifersucht das Motiv gewesen sein? Oder steckt da vielleicht noch mehr dahinter?
Als fast-gebürtiger Nürnberger habe ich mir die Folge eigentlich nur wegen der alten Mehr-oder-weniger-Heimat angeschaut. Entsprechend waren meine persönlichen Highlights die beiden Assis Fleischer und Schatz, die in breitestem Fränkisch immer wieder Stimmung erzeugten. Aber der Rest, also alles was mit dem Kriminalfall zu tun hatte, war eher dröge. Ein mühsam konstruiertes Drama mit mühsam konstruierten Zusammenhängen und mühsam konstruierten Figuren, die kaum Realitätsnähe hatten und einer wie der andere unsympathisch waren. Auch bei den beiden Kriminalhauptkommissaren hielt sich meine Zuneigung in Grenzen – Dagmar Manzel kam mir mit ihrer melancholischen Art im Lauf der Folge durchaus immer näher, während Fabian Hinrichs als alerter Nordfriese eher fremd blieb. Aber dann doch nicht so fremd, als dass er wie ein Fremdkörper in der fränkischen Gemütlichkeit gewirkt, und somit zu skurrilen oder merkwürdigen Situationen beigetragen hätte. Nein, der Fall an sich war nichts Besonderes, die Ermittler ebenfalls nicht, und nur die Ansichten der Städte Nürnberg und Fürth, sowie die Verwendung des traumhaft schönen Keep the streets empty for me von Fever Ray haben für Zustimmung und gegen Schlaf geholfen. Mühsame Durchschnittsfernsehware …
Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Barbara Springer wird am Tag nach ihrem Geburtstag tot aufgefunden. Todesursache: Zwei Stiche mit einem Sushimesser. Recht schnell bekommen die beiden Kommissare Ringelhahn und Voss heraus, dass die integere, beliebte, menschenscheue und freigiebige Luxusdame sich schon seit Jahren erfolgreich in Dating-Portalen rumgetrieben hat. Vor einem halben Jahr allerdings war abrupt Schluss damit, und den Geburtstag hat sie ausgerechnet mit ihrer Kollegin verbracht. Könnte Eifersucht das Motiv gewesen sein? Oder steckt da vielleicht noch mehr dahinter?
Als fast-gebürtiger Nürnberger habe ich mir die Folge eigentlich nur wegen der alten Mehr-oder-weniger-Heimat angeschaut. Entsprechend waren meine persönlichen Highlights die beiden Assis Fleischer und Schatz, die in breitestem Fränkisch immer wieder Stimmung erzeugten. Aber der Rest, also alles was mit dem Kriminalfall zu tun hatte, war eher dröge. Ein mühsam konstruiertes Drama mit mühsam konstruierten Zusammenhängen und mühsam konstruierten Figuren, die kaum Realitätsnähe hatten und einer wie der andere unsympathisch waren. Auch bei den beiden Kriminalhauptkommissaren hielt sich meine Zuneigung in Grenzen – Dagmar Manzel kam mir mit ihrer melancholischen Art im Lauf der Folge durchaus immer näher, während Fabian Hinrichs als alerter Nordfriese eher fremd blieb. Aber dann doch nicht so fremd, als dass er wie ein Fremdkörper in der fränkischen Gemütlichkeit gewirkt, und somit zu skurrilen oder merkwürdigen Situationen beigetragen hätte. Nein, der Fall an sich war nichts Besonderes, die Ermittler ebenfalls nicht, und nur die Ansichten der Städte Nürnberg und Fürth, sowie die Verwendung des traumhaft schönen Keep the streets empty for me von Fever Ray haben für Zustimmung und gegen Schlaf geholfen. Mühsame Durchschnittsfernsehware …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi