Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Tödliche Ferien (Großbritannien 1970, Originaltitel: And soon the darkness)

Englische Angst auf französischem Boden

Die jungen Engländerinnen Jane (Pamela Franklin) und Cathy (Michele Dotrice), wollen gemeinsam einen schönen und erholsamen Urlaub in Frankreich verbringen. Per Fahrrad bewegt man sich entspannt durch das französische Hinterland. Während Jane den Trip ohne Vorbehalte geniesst, ist Cathy zunehmend gelangweilt und lechzt nach ein wenig "Action". Als die Freundinnen eine kleine Pause einlegen, fällt der Cathy ein knackiger Bursche (Sandor Elès) auf, der ihre Gedanken sofort in feucht-fröhliche Bahnen lenkt. Ohne den attraktiven Unbekannten angesprochen zu haben, setzt das Duo seine Reise auf den Drahteseln fort. Wenig später überholt sie der junge Mann auf seinem Motorroller, noch ein wenig später begegnen sie ihm erneut, diesmal steht still er am Strassenrand. Cathys Unzufriedenheit nimmt zu, sie besteht darauf eine kleine Pause einzulegen. Jane drängt nach einiger Zeit zur Weiterfahrt, es kommt zum Streit, Jane fährt ohne ihre Freundin weiter. Bald beschleicht Jane ein ungutes Gefühl, schliesslich fährt sie zu dem kleinen Wäldchen zurück, an dessen Rand sie ihre Begleiterin zurückgelassen hatte. Jane findet Cathy nicht mehr vor, nach und nach verstärkt sich die Angst um ihre Freundin. Plötzlich taucht der Unbekannte Rollerfahrer wieder auf, stellt sich als Paul vor, und bietet der verunsicherten Touristin seine Hilfe an. Immer tiefer wird Jane in ein Geflecht aus Sorge und Angst verstrickt, schnappt zu allem Überfluß erschreckende Sprachfetzen der Einheimischen auf. Vor ein paar Jahren wurde in der Gegend ein junge Frau ermordet, die offenbar vom Typ her der verschwundenen Cathy sehr ähnlich war...

Regisseur Robert Fuest erfreute mich mit den beiden herrlichen Dr. Phibes Filmen, in denen Vincent Price als durchgedrehter Rächer Angst und Schrecken verbreitete ("Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes" (1971) & "Die Rückkehr des Dr. Phibes" (1972)). "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien" entstand kurz zuvor, beschreitet allerdings völlig andere Wege. Geschickt lockt uns der Film auf eine falsche Fährte, was in der heutigen Zeit vermutlich noch besser als vor 40 Jahren funktioniert, weil inzwischen viele Zuschauer auf typische Schlitzereien konditioniert sind. Alles deutet zunächst auf einen frühen Slasher mit "Backwood-Feeling" hin. Tatsächlich nimmt "Tödliche Ferien" viel von der Atmosphäre entsprechender Werke vorweg, funktioniert aber als reinrassiger Thriller, verzichtet (fast) vollständig auf Gewalt und Gegeifer, lediglich das Finale zeigt "sanft-rustikale" Ansätze.

Mit recht einfachen Mitteln wurde ein intensiver und packender Film auf die Beine gestellt, der in allen Disziplinen rundum zu überzeugen vermag. Während des Vorspanns verbreitet der beschwingte Titelsong gute Laune, Kameramann Ian Wilson fängt prächtige Bilder ein. Überhaupt ist die Kameraarbeit erstklassig, man lässt der wundervollen Landschaft viel Raum zur Entfaltung, doch die überschaubare Anzahl der Figuren verliert sich nicht in diesen Bildern, sondern kommt gleichberechtigt zum Zuge. Geschickt dreht Robert Fuest an der Spannungsschraube, zieht den Filmfreund mit vermeintlichen Kleinigkeiten tiefer und tiefer in den Strudel. Plötzlich ist ein Kleidungsstück verschwunden, dann ein Fahrrad zerstört, aus dem Unterholz ertönen leise Geräusche... Aufgrund ihre geringen Kenntnisse der französischen Sprache, fühlt sich Jane noch hilfloser und isolierter. Wie ich bereits schrieb kommt der Film ohne Brutalitäten aus, wer auf eine Schlachtplatte hofft ist an der falschen Adresse. Suspense ist der passende Begriff, in dieser Disziplin ist "Tödliche Ferien" geradezu ein Lehrstück!

Die Besetzung besteht aus drei zentralen Figuren, die durch eine überschaubare Anzahl Nebenfiguren ergänzt wird. Michele Dotrice und Pamela Franklin spielen vortrefflich zusammen, Dotrice hinterlässt einen bleibenden Eindruck, obschon sie bereits frühzeitig aus dem Spiel genommen wird. Ob sie wieder auftaucht? Das erfahrt ihr bei der Sichtung des Streifens! Pamela Franklin fällt somit die grösste Rolle zu, die sie mit ihrer natürlichen Ausstahlung sehr ansprechend ausfüllt. Mir fiel im Verlauf des Films mehr und mehr die hübsche Erscheinung der jungen Dame auf, die auf den ersten Blick fast unscheinbar anmutet. Vielleicht ein "psychologischer Effekt", da ich mit Pamela um die Wette fieberte, das Rätsel um die verschwundene Freundin lösen wollte, Angst um die knuffige Hauptdarstellerin hatte. Bezüglich Sandor Elès war ich skeptisch, denn in der Hammer Produktion "Comtesse des Grauens" (Countess Dracula, 1971), kackte er im Schatten der göttlichen Ingrid Pitt massiv ab. Aber meine Befürchtungen wurden von Elès mit erstaunlicher Souveränität hinweg gewischt. Der aus Ungarn stammende Schauspieler liefert eine tadellose Leistung ab, erweist sich sogar als geradezu perfekte Wahl für die Rolle des rätselhaften Fremden. Ja, Elès verkörpert gewissermaßen den interessantesten Charakter des Films. Nach und nach wirft man dem gebannten Zuschauer Informationen hin, aber kann man diesen Erkenntnissen trauen? Welches Spiel spielt der Bursche? John Nettleton sehen wir als knarzigen, hüftsteifen Gendarm, Hana Maria Pravda als unfreundliche Gastwirtin, Claude Bertrand als unheimlichen Gatten der Dame, Clare Kelly als hilfsbereite -in Frankreich lebende- Engländerin. Jeder Figur bringt eine Portion beunruhigende Charakterzüge ins Spiel, mal offensichtlich, mal hintergründig. Erneut: Suspense vom Feinsten!

Sucht man mit dem Willen zur Nörgelei nach einem Schwachpunkt, kann man eventuell das eher gewöhnlich anmutende Finale bemängeln. Dort bricht dann doch noch kurzzeitig ein wenig Gewalt aus dem Unterholz hervor, die Geschichte mündet in eine nicht allzu kreative Auflösung. Mir steht der Sinn allerdings nicht nach Genörgel. Vielleicht hätte man das Ende offener gestalten können, doch ich finde den Kontrast interessant, der sich in den letzten Minuten zu dem restlichen Werk gesellt (Ich benutze ganz bewusst nicht das Wort "entgegenstellt").

Schon länger stand die britische DVD von Optimum auf meiner Einkaufsliste, doch dank der Veröffentlichung von Kinowelt konnte ich nun zu einer deutschen Scheibe greifen. Die DVD bietet den Film in guter Qualität an, neben der deutschen Synchronisation ist auch der englische Originalton an Bord. Der Bonusbereich gibt lediglich diverse Trailer her, Flatschenfeinde dürfen sich über das Wendecover freuen.

Von meiner Seite verdient sich "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien eine ganz dicke Empfehlung! Mit Sicherheit werde ich mir auch das 2010 produzierte Remake anschauen, welches sich dem Vergleich mit einem sehr starken Orignal stellen muss!

Sehr gut = 8/10 (da geht noch mehr...)

Lieblingszitat:

Cathy: "Hat man dir in den Hintern gekniffen?"
Jane: "Nein, so etwas machen sie nur in Italien."
Cathy: "Was machen wir dann in Frankreich?"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die letzten Flicks im Ultrakurzformat:


Days of the Dead 3 - Evilution (USA 2008) - Eher schwacher Zombiestreifen, der sich durch ein paar gute Ansätze ins unterste Mittelfeld rettet. Da ich ein Herz für Zombies habe: 4/10. Die BD gibt es zum kleinen Preis, nur für absolute Zombiefetischisten (eingeschränkt) empfehlenswert.


Verfluchtes Amsterdam (Niederlande 1987) - Herrlicher Thriller aus Holland, der an Italiens schönstes Filmgenre -den Giallo- erinnert, zusätzlich "Wallace-Atmosphäre" in die Waagschale wirft. Immer wieder ein Freudenfest. Die Neuauflage der DVD ist endlich uncut und in brauchbarer Qualität. Sehr guter Stoff = 8/10


Inglorious Bastards aka Ein Haufen verwegener Hunde (Italien 1978) - Enzo G. Castellari lässt Bo Svenson und Fred Willamson von der Leine, Raimund Harmstorf schaut auch vorbei. Extrem kurzweiliges WWII-Abenteuer, gehört in jede Italo-Sammlung. Zur DVD von Koch Media hat sich nun eine BD gesellt, die den Film in solider Verfassung präsentiert. Sehr gut = 8/10
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Cover der US-DVD von Mondo Macabro


The Devil's Sword (Indonesien 1984, Originaltitel: Golok setan)

Sword & Sorcery aus Indonesien: Conan auf Pattex

Die böse Krokodil-Königin (Enny Christina) ist ständig auf der Suche nach jungen, knackigen und vor allem standfesten Burschen, mit deren Hilfe sie ihre unbändigen Gelüste auf wüste Reiterspiele befriedigen kann. Eines Tages überfällt ihr Scherge Banyunjaga (Advent Bangun) eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft, mit dem Auftrag den Bräutigam der riemigen Rittmeisterin zuzuführen. Die erzürnte Braut (Rita Zahara) will ihren Burschen nicht hergeben, folglich verarbeitet Banyujaga das kleine Dorf zu Kleinholz, verwandelt das Szenario in einen Schlachthof. Mandala (Barry Prima) wird Zeuge des Gemetzels, kann aber erst zu spät eingreifen. Banyujaga entkommt mit seiner Beute, doch für Mandala soll der Ärger erst beginnen. Der Meisters des edlen Kriegers berichtet von einem magischen Schwert, dessen Besitzer sogar in der Lage wäre die grausame Krokodil-Königin zu bezwingen. Nicht nur Mandala möchte Zugriff auf das Schwert erlangen, auch sein Widersacher Banyujaga und weiteres Gesindel lechzen nach der mächtigen Waffe...

Holla, dieser Streifen schüttet wirklich eine prall gefüllte Wundertüte über den Zuschauer aus. Nur in einer Disziplin hält sich "The Devil's Sword" bedeckt, Nacktheit und Gerödel werden nur angedeutet, bleiben weitgehend der Phantasie des Zuschauers überlassen (Was bei einem Film aus Indonesien nicht überrascht). Ansonsten drückt die Sause mit voller Wucht auf die Tube, der Spassfaktor ist nicht zu verachten. Trotz der Laufzeit von gut 100 Minuten, schleicht sich keinerlei Leerlauf oder sonstiges Geschwächel ein, das kernig abgeschmeckte Süppchen köchelt nie auf Sparflamme vor sich hin.

Gut und Böse kloppt und schneidet sich durch herrliche Kulissen, die mit ihrer billig-bunten Art extrem knuffig² anmuten. Schaut euch die Behausung der Krokodil-Königin an, es ist eine wahre Pracht! Die auftauchenden Figuren fallen gar noch eine Spur grotesker aus, natürlich sind die Bösewichte und Unholde weitaus bekloppter als der strahlende Held angelegt. Zunächst sei jedoch ein kurzer Blick auf den Überhelden des Films erlaubt. Barry Prima (wer denkt sich solche Künstlernamen aus, genial!) passt vortrefflich in die Rolle des unbeugsamen und furchtlosen Streiters für die Gerechtigkeit. Klar, die Darstellung des Mandala verlangt in erster Linie eine stattliche Erscheinung und körperliche Fitness, doch Herr Prima verfügt darüber hinaus auch über die nötige Portion Charisma, die ihn nicht zum "Langweiler-Helden" verkommen lässt. Advent Bangun ist ähnlich gestrickt, agiert als Bösewicht ebenfalls uberzeugend. Enny Christina glotzt als fiese Herrscherin mehr schräg als lüstern aus der Wäsche, aber die Damen aus dem Raum Indonesien, Thailand etc. fallen sowieso nicht in mein Beuteschema, ich bevorzuge anmutige Geschöpfe aus Japan (Das Chauvischwein bedankt sich für die grosszügige Spende). Rita Zahara steht Herrn Prima zur Seite, kann den zunächst skeptischen Krieger mit ihrer Entschlossenheit und Kampfstärke überzeugen.

"The Devil's Sword" reitet schamlos auf der Sword & Sorcery Welle der frühen achtziger Jahre mit, deren bekannstester Vertreter "Conan - Der Barbar" (Conan the Barbarian, 1982), nicht nur im fernen Osten diverse Klone nach sich zog. Ferner ist ein deutlicher Einfluss der unzähligen Eastern aus Hongkong und Taiwan unübersehbar, der sich in einigen Figuren und den Kämpfen widerspiegelt. Der alte und weise Meister des Helden erinnert sofort an die zahllosen Langbärte, die in diesem schönen Genre als Mentoren der Helden (und mancher Fieslinge) auftauchen. So lernten Mandala und Banyujaga einst beim selben Meister, doch einer kam vom rechten Weg ab. Die Oberbrüller huschen in Form der "Nebenbösen" durchs Bild. Wir treffen auf eine dreiste Kopie der fliegende Guillotine, dazu geifert eine alte Hexe umher, ein Scherge des Schreckens nutzt einen Schlangenstab als Waffe. Die hässliche Hexe stellt wohl den Gipfel des Wahnsinns dar, selbst in zwei Hälften zerteilt ist sie nicht aufzuhalten, mir laufen noch jetzt etliche Lachtränen über die Wangen. Gerade fallen mir die Krokodil-Kämpfer ein, nicht zu vergessen der sehr knochige Fährmann, schon wird der Tränenfluss erneut angeregt, unpackbar! Überzeugt euch bitte selbst davon!

Immer wieder kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen, bei denen ab und an eine kleine Fontäne Lebenssaft entweicht, hin und wieder eine Rübe abgetrennt wird. Diese Szenen muten jedoch nie "hart" oder "brutal" an, mit ein wenig Humor betrachtet, sorgen die Effekte für etliche Lacher und Schenkelklopfer. Hey, besser kann man die ranzige Gesichtsmuskulatur nicht auf Trab bringen. Was gibt es noch zu berichten? Die Kamera arbeitet ausdauernd auf der Höhe der Ereignisse, der Score schwurbelt unauffällig vor sich hin. Passt!

In Deutschland liegen zwar offizielle DVD-Auswertungen zu diesem Flick vor, leider sind diese Scheiben stark gekürzt und auch ansonsten für die Tonne. Für Abhilfe sorgt die solide US-DVD von Mondo Macabro, die insgesamt betrachtet eine gute Figur macht. Der Ton liegt in englischer Sprache vor, auf Untertitel wurde verzichtet. Im Bonusbereich findet der Fan ein Interview mit Barry Prima, dessen Geblubber allerdings nicht sonderlich interessant aus den Lautsprechern tönt. Dazu sind diverse Texttafeln, ein Trailer zum Film, sowie eine Trailershow zum Mondo Macabro Programm an Bord.

Genug der Worte, schaut euch diesen Film an! Pflichtprogramm! Sehr gut = Dicke 8/10 (mit Luft nach oben!)

Lieblingszitat:

"This whip will soon smell of your death, if you're not careful!"
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Cover der UK-DVD von Universal


King Kong VS Godzilla (Japan 1962, Originaltitel: Kingu Kongu tai Gojira)

Der König der Monster trifft den verlausten Affen

Ein U-Boot stört Godzillas Ruhe. Das gigantische Monster befreit sich aus einem Eisberg, macht sich auf den Weg in Richtung Japan. Zu dieser Zeit fangen die Mitarbeiter eines japanischen Unternehmens King Kong ein, der auf einer kleinen Insel im Pazifik lebt, wo er von den Eingeborenen als Gottheit verehrt wird. Japan bereitet sich auf die erwartete Attacke Godzillas vor, doch weder militärische Mittel noch sonstige Maßnahmen können das Ungeheuer stoppen. King Kong wird derweil auf einem riesigen Floß in Richtung Japan transportiert, kann sich aber aus seiner mißlichen Lage befreien. Nun planieren zwei Monster das geplagte Japan, der Kampf der Giganten scheint unausweichlich. Liegt vielleicht im Aufeinandertreffen der Ungetüme die Rettung für das Land der aufgehenden Sonne...???

Hach, dieser Film ist (mal wieder) eine perfekte Vorlage für eine sentimentale Geschichte aus meiner Jugend. Zwar will vermutlich kaum jemand solche Sülzereien lesen, doch das hat mich noch nie davon abgehalten meine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Ok, ich versuche mich ein wenig im Zaum zu halten, versprochen. Meine erste Begegnung mit diesem Film fand im alten Kino des kleinen Ortes statt, in dem ich einige Jahre meiner Kindheit verbrachte (Im Ort, obwohl ich lieber im Kino gelebt hätte). In den siebziger Jahren gab es dort am Wochenende Jugendvorstellungen, die für kleines Geld grosse Filmerlebnisse versprachen. Meist wurden in diesen Vorführungen Streifen gezeigt, die bereits damals einige Jahre auf dem Buckel hatten (Auch den ersten Godzilla-Film von 1954, durfte ich in den siebziger Jahren während einer dieser Vorstellungen sehen). Die Kopien waren oft ziemlich abgenudelt, was so sein musste, so fühlte sich Kino an (Und es fühlte sich soooo gut an). Wenn man uns nicht verjagte, schlichen wir uns auf die -zu dieser Zeit leeren- Logenplätze, manchmal reichte es sogar für einen Platz auf dem Balkon. Viele Erinnerungen gingen im Laufe der Zeit verloren, doch diese Erlebnisse brannten sich in mein Gedächtnis ein. Trotzdem fehlen mir diverse Details, wie z.B. die genaue Startzeit der Vorstellungen. Ich glaube es war um 15h, um 17(15/30?)h begann die erste Erwachsenenvorstellung. Damals waren die Alterskontrollen sehr nachlässig, wir landeten daher auch in manchen Vorführungen nach 17h, die mit Sicherheit nicht für unsere Augen bestimmt waren. Aber ich schweife zu weit ab, denn der hier kurz vorgestellte Godzilla-Flick war eindeutig ein Fall für die Jugendvorstellung. Schon tut sich eine weitere Erinnerungslücke auf, denn ich bin mir nicht mehr sicher, unter welchem Titel der Film damals gezeigt wurde (Vermutlich "Die Rückkehr des King Kong", aber ich weiss es nicht mehr genau). Laut dem sehr empfehlenswerten Buch "Japan - Die Monsterinsel" von Jörg Buttgereit, lief der 1962 produzierte Film in Deutschland erst 1974 an, ich habe ihn -erneut kann ich nur vermuten- wohl um 1976/77 gesehen.

Doch nun endlich zum Kern der Sache. Der erste Godzilla-Film aus dem Jahr 1954, überzeugte mit seiner sehr düsteren und hoffnungslosen Atmosphäre. Bereits 1955 ging der Nachfolger "Godzilla kehrt zurück" an den Start, der im Vergleich zu seinem übermächtigen Vorgänger deutlich abfiel. "Godzilla kehrt zurück" ist zwar kein Ausfall, gehört aber meiner Meinung nach zu den schwächeren der insgesamt 28 Godzilla-Filme, die im Zeitraum von 1954 bis 2004 in Japan entstanden. Erst 1962 folgte der dritte Beitrag zu der grössten und schönsten Monsterfilmreihe aller Zeiten, nun in Farbe und Cinemascope. Mit der ernsthaften Ausrichtung des "Ur-Godzilla" hat diese Produktion nicht mehr viel gemeinsam, hier beherrschen wüst-lustige Monsterkloppereien und wahnsinnige Einfälle das Geschehen. Bereits im zweiten Werk kam es zu einer netten Balgerei, dort traf Godzilla auf ein Monster namens Angilas, doch erst im dritten Film machen die Kämpfe der Ungetüme richtig Spass. Bevor King Kong in Japan auf Godzilla prallt, muss sich der fette Affe auf seiner Heimatinsel mit einer Riesenkrake beschäftigen. Man verwendete -was im Rahmen der Reihe einzigartig ist- ein echtes Tier, das wirklich bedrohlich und "irgendwie eklig" aussieht. Der Gipfel schräger Ideen wird recht spät geboten, nicht der Beruhigungstrank aus roten Beeren ist in dieser Hinsicht das Highligt, auch nicht das grosse Floß samt Sprengladung. Viel, viel besser: Um den schlafenden King Kong in Richtung Godzilla zu transportieren, bindet man ihn mit extrem reissfesten Drähten (!) an grosse Ballone (!!!) die zuvor mit Gas gefüllt wurden. Wie meinen, das hört sich gar nicht so irre an? Na, dann schaut euch bitte den Film an, die Umsetzung ist unfassbar grotesk (und liebenswert).

Wer sich ein wenig mit Godzilla und King Kong beschäftigt hat, wird sich zwangsläufig die "Größenfrage" stellen. Wie kann King Kong dem König der Monster Paroli bieten? Betrachtet man die US-Produktionen mit King Kong, war der Affe dort längst nicht so riesig wie Godzilla in den japanischen Filmen. Während Kong ein Hochhaus hinaufklettern muss, hat Godzilla die Abmessungen eines solchen Gebäudes. Die Antwort ist denkbar einfach, die pfiffigen Japaner haben King Kong kurzerhand auf Godzillas Dimensionen aufgeblasen, zwei nahezu gleich große Giganten stehen sich gegenüber. King Kong sieht extrem bescheuert aus, der Monster Suit ist wirklich so schlecht, dass er schon wieder Spass macht. Als Fan von Monstern aller Art und Grösse, war ich freilich auch King Kong stets zugeneigt. Doch Godzilla ist mein absoluter Liebling, da kann der dicke Affensack nicht mithalten. Treffen die beiden Krawallbrüder aufeinander, bleibt bei den Prügeleien kein Auge trocken. Da wird mit Felsen geworfen, es werden Salti geschlagen, nebenbei gehen etliche Gebäude zu Bruch. Godzilla hat meist Oberwasser, der Affe muss einige Prügel einstecken. Das Ende werde ich nicht verraten, es lässt der Phantasie viel Freiraum, was ich ausdrücklich begrüße. 1954 war Godzilla vor allem eine Warnung vor weiteren Atomschlägen, sicher auch eine Anklage in Richtung der USA (In der Originalversion). 1962 weicht diese Aussage der spassigen Unterhaltung, beide Ausrichtungen haben ihre Berechtigung.

Teils wurden unterschiedliche Fassungen japanischer Monsterfilme produziert. Schon beim ersten Godzilla war dies der Fall, auch bei "King Kong VS Godzilla" drehte ein amerikanischer Regisseur einige Szenen nach, um den Streifen an den US-Markt anzupassen. Im Vergleich zur japanischen Version fehlen diverse Dialogszenen, dafür bekommen wir ein paar Amis zu Gesicht, die den Japanern per Satellitenschaltung mehr oder weniger kluge Ratschläge geben. King Kong kommt dabei besser weg als Godzilla, die Amis haben doch keine Ahnung von Monstern, grins. Die nachträglich einbauten Szenen wirken teils ein wenig befremdlich, doch nach all den Jahren hat man sich daran gewöhnt. Auf der mir vorliegenden DVD ist diese überarbeitete Fassung zu sehen, die es auf eine Laufzeit von rund 87 Minuten bringt (90 Minuten auf der US-DVD (NTSC)). In Deutschland wurde offenbar eine noch kürzere Version aufgeführt, die es auf nichtmal 80 Minuten Spieldauer brachte. Die vollständige Fassung wurde in Japan von Toho veröffentlicht. Mit der Universal-DVD kann man leben, der Film liegt in schöner Qualität vor, leider gibt es keinerlei Bonusmaterial, der Ton liegt lediglich in englischer Sprache vor. Für die Zukunft wünsche ich mir eine Blu-ray Auswertung, auf der man alle relevanten Schnittfassungen und Synchronisationen vorfindet, Träume sind glücklicherweise erlaubt und grenzenlos.

Uff, wie soll ich diesen Film per Zahlenraster bewerten? Nostalgiewert, Wohlfühlatmosphäre und Knuffigkeit lassen nur gigantische 10/10 zu! Versuche ich jedoch den Film angemessen in das Godzilla-Universum einzuordnen, scheint mir 8/10 (sehr gut) eine nachvollziehbare Bewertung zu sein.

Lieblingszitat:

"Kong has retreated! Godzilla now reigns supreme!"
(So wie es sich gehört!)

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An dieser Stelle ein kleiner Buchtipp:

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Japan - Die Monsterinsel (Jörg Buttgereit)

Für alte, junge, erfahrene, frische und angehende Freunde japanischer Monsterfilme eine feine Lektüre!
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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In den letzten Tagen standen ferner folgende Streifen auf dem Programm, aus Zeitgründen in Ultrakurzform:


• Circus der Vampire (Großbritannien 1972) - Vor ein paar Tagen gesellte sich die Koch-BD zur alten DVD des Labels. Als Fan schöner Horrorflicks aus den siebziger Jahren kommt an diesem Streifen nicht vorbei, da gibt es überhaupt keinen Zweifel.

Hammer mengt der üblichen Rezeptur neue Zutaten bei, teils durchaus mutig (Kindermorde) und gelungen. Ich bleibe auch nach dieser Sichtung bei 7,5/10 (gut bis sehr gut), möchte den Film nicht in meiner Sammlung missen. Dennoch liebe ich alle anderen Vampirflicks von Hammer noch mehr, so ist "Circus der Vampire" ein verdammt starker "Tabellenletzter" (Wie ich diese Sportvergleiche verabscheue...).


• Enter the Dragon (Hongkong, USA 1973) - Bruce Lee, John Saxon und Jim Kelly legen sich mit einem fiesen Obermotz an. Ein Klassiker mit dem legendärsten aller Prügelburschen, dem eine starke Besetzung zur Seite steht. Macht alle Jahre wieder Freude, seit einiger Zeit auch auf Blu-ray. Für Freunde gepflegter Eastern unverzichtbar, aber auch für "Genre-Skeptiker" einen Blick wert. Der US-Einfluss wirkt sich glücklicherweise nicht negativ aus. Was hätte Bruce Lee uns noch für grandiose Filme schenken können, sein früher Tod ist eine Tragödie.

Sehr gut bis überragend = 8,5/10


• Die Katze von Kensington (Deutschland 1996) - "RTL" gab diese Fernsehproduktion in Auftrag. Ich befürchtete ein unerträgliches Debakel, meine Neugier konnte ich trotzdem nicht zügeln. Als mir das DVD-Set (welches weitere "Retro-Wallace-Filme" enthält) zu einem günstigen Preis angeboten wurde, musste ich geradezu zwangsläufig zugreifen. "Die Katze von Kensington" bemüht sich redlich an die Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten anzuknüpfen, was zumindest im Ansatz ab und zu gelingt. Es gibt ein Wiedersehen mit Pinkas Braun, Gisela Uhlen und Eddi Arent. Julia Bremermann liefert eine miserable Vorstellung ab, da rettet auch der Deckmantel namens Ironie nicht mehr viel.

Nicht so schlecht wie befürchtet. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Ich greife auch in Zukunft lieber zu den Originalen, werde ich mir die weiteren "RTL"-Produktionen aber auch noch anschauen. Mittelprächtig = 5/10
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Grosse Hartbox von X-Rated


Hell's Gate (Italien 1989, Originaltitel: Le porte dell'inferno)

In der Grotte von Absurdistan

Der Weltrekord ist gepurzelt! Noch nie hielt sich ein Mensch nachweisbar ähnlich lange unter Erde auf, wie das Mitglied eines eifrigen Forscherteams, welches mit diesem Versuch die Auswirkungen extremer Isolation dokumentieren will. Bald wird man den Kollegen aus dem Höhlensystem zurückholen, der anstehende Presserummel soll für die nötige Aufmerksamkeit sorgen. Per Monitor kann der Gruftling beobachtet werden, der plötzlich ohne jede Vorwarnung völlig durchzudrehen scheint. Flugs steigen seine vier Mitstreiter zu ihm hinab, im Schlepptau zwei aufdringliche Archäologen. Als der Sechser die Wohnhöhle erreicht, ist diese verlassen und eine seltsame Stimmung macht sich breit (Was auch für den Zuschauer gilt). Schon wenig später erwischt es eine junge Dame, deren Köpfchen mit unsanfter Gewalt zu Mettgut verarbeitet wird. Zuvor konnte sie eine alte Inschrift lesen, die von grausigen Vorfällen mit finsteren Mittelalter berichtet. Sieben Mönche wurden im Jahre 1291 wegen Ketzerei bestraft. 700 Jahre später sollen sie zurückkehren, um der Hölle sieben andere Ketzer zuzuführen, dadurch selbst endlich Erlösung finden. Lediglich eine alte Legende, wirre Gedanken eines kranken Geistes? ...oder die Wahrheit, die nun gnadenlos auf die Forscher einstürzt???

Umberto Lenzi gehört zu meinen Lieblingsregisseuren des italienischen Genrekinos. Damit sollte sein -für mich- sehr hoher Stellenwert klar sein, denn bekanntlich liebe ich das Italokino heiss und innig. Der Mann hat uns etliche Klassiker beschert, unterschiedlichen Genres grosse und kleine Perlen zugefügt. Seine Sandalenfilme aus den frühen sechziger Jahren sind für mich weniger interessant. Doch allerspätestens mit dem starken "Wallace-Giallo" namens "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" (Sette orchidee macchiate di rosso, 1971), verzeichnet Lenzi seinen ersten unverzichtbaren Eintrag in meinem goldenen Buch der Filmleidenschaft (was immer das auch sein mag). Vor allem im Bereich des Polizei- und Gangsterfilms tobte sich der gute Umberto in der Mitte der siebziger Jahre aus. Einige seiner Filme zählen zu den Höhepunkten dieser Richtung: "Der Berserker" (Milano odia: la polizia non può sparare, 1974) und "Camorra - Ein Bulle räumt auf" (Napoli Violenta, 1976) seien als Beispiele genannt. Bereits 1972 lieferte er mit "Mondo Cannibale" (Il paese del sesso selvaggio) einen Vorläufer der "Kannibalen-Welle" ab, in deren fauligen Eingeweiden er in den frühen Achtzigern mit Orgien wie "Lebendig gefressen" (Mangiati vivi!, 1980) und "Die Rache der Kannibalen" (Cannibal ferox, 1981) panschte. Damit nicht genug, auf sein Konto gehen ferner Söldnerstreifen, er liess Barbaren rülpsen, drehte Komödien, Western und weiteren Stoff.

Gegen Ende der achtziger Jahre war die grosse Zeit des italienschen Genrekinos leider vorüber, weniger Masse und (oft) weniger Klasse waren das traurige Resultat. Auch der hier kurz vorgestellte "Hell's Gate" (zu VHS-Zeiten noch unter "Gates of Hell" vermarktet) ist alles andere als ein Klassiker seiner Zunft. Die Sause ist nichtmal ein halbwegs solider Streifen geworden, sondern debiler Unfug, dem es deutlich an Spannung und Atmosphäre mangelt. Wie konnte das passieren, Lenzi versteht sein Handwerk, ein verfluchtes Höhlensystem bietet die perfekte Bühne für ein Horrorszenario!? Woran es auch gelegen haben mag, zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig Motivation... Egal, denn Spass macht dieses Filmchen, ich habe mehrfach Tränen gelacht. Für diese Schenkelklopfer sorgen in erster Linie befremdliche Dialoge, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen. Mir ist nicht bekannt ob der Originalton ähnlich groteske Lieblichkeiten im Angebot hat, die deutsche Synchro haut jedenfalls heftig daneben. Entweder hat ein genialer Geist mit Sinn für besonderen Humor diesen Mumpitz verzapft, oder der Verantwortliche hatte zu oft Kontakt mit verbotenen Substanzen, vielleicht treffen sogar beide Vermutungen zu. Keine Angst, eine übliche "Kalauer-Synchro" gibt es nicht auf die Ohren, sondern echten Schwachsinn ohne Gespür für Selbstironie. Mir fiel vor Lachen fast der Single Malt aus dem Gesicht, als einer der "Forscher" ein Exemplar des "Wachturm" aus dem Gepäck zieht, mit dem Hinweis auf die religöse Ausrichtung zweier Gefährten. Dies ist alles so unfassbar und unbeschreiblich, man muss es wirklich selbst sehen, hören, erleben! Manches mutet zunächst unscheinbar an, der Blödsinn schleicht sich langsam heran, packt dann aber so gnadenlos wie die fiesen Mönche zu.

Was passiert in den knapp 90 Minuten überhaupt? Naja, überwiegend wird durch die Höhlen geeiert und dummes Zeug abgesondert. Hin und wieder verschwindet eine Person, fällt dem alten Fluch zum Opfer. Anhäger wilder Metzeleien werden keine Befriedigung erfahren, denn die Morde sind überwiegend zahm ausgeführt. Achja, natürlich huschen die Mönche des Todes nicht als Mönche des Todes durch die Kulissen, Ausnahmen bestätigen die Regel, sondern kommen bei Bedarf gern als giftiges Spinnengetier über ihre Opfer. Den Forschern hat das Drehbuch teils sehr klangvolle Namen verpasst, tönen "Erna", "Paul" und "Manfred" nicht allerliebst? Aus der Riege der Darsteller bleiben vor allem Barbara Cupisti und Giacomo Rossi-Stuart in Erinnerung, die Cupisti wurde ärgerlicherweise durch eine Kurzhaarfrisur beschädigt, das ärgert den Lustmolch in mir. Die Ausstattung ist einfach gehalten, doch insgesamt vermögen die Kulissen zu überzeugen. Mit ein wenig mehr Gespür für Atmosphäre und Spannung, hätte der Flick das Zeug zum Volltreffer gehabt. Was hätte ein Mario Bava aus diesem Stoff gemacht, wenn man ihn zwanzig Jahre früher damit beauftragt hätte? Was hätte Umberto Lenzi geleistet, wenn er diesen Film nicht 1991, sondern bereits 1971 gedreht hätte? Es wird keine Antworten auf diese Fragen geben. Aber warum überhaupt lamentieren? Wenn man eine Vorliebe für Unsinn (Neudeutsch: Trash) hegt, der einen nicht sofort mit aggressiver Hysterie anspringt, sondern sich nach und nach in Herz und Hirn einnistet, kann man mit "Hell's Gate" viel Freude haben. Liebe auf den zweiten Blick, irgendwie.

Die DVD aus dem Hause X-Rated kommt in einer grossen Hartbox daher, die gebotene Bildqualität weckt Erinnerungen an selige VHS-Zeiten. Damit habe ich kein Problem, es passt sogar gut zu diesem Streifen. Leider ist das Bild teilweise zu dunkel geraten, säuft immer wieder ab. Immerhin gibt es auf Wunsch den italienischen Originalton zu hören, es mangelt aber an Untertiteln, im Bonusbereich findet man ein paar Trailer. Eine mittelprächtige DVD zu einem knuffigen Film.

Wie soll ich dieses Machwerk von Umberto Lenzi in das übliche Zahlenraster pressen? Wie soll man einen Horrorfilm bewerten, in dem die Frisur der weiblichen Hauptdarstellerin der gruseligste Anblick ist? Geht nicht, will ich nicht, mache ich nicht. Ich mag den Film, das sollte als Empfehlung reichen, der Mehrheit als Warnung genügen.

Lieblingszitat:

"Wahrscheinlich ist es nur ein technischer Defekt..."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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MitGift (Deutschland 1975, Originaltitel: MitGift)

Senta und Mario giften sich an

Alice (Senta Berger) will sich das Vermögen ihres Ehegatten unten den Nagel reissen, mit Hilfe von Edgar (Mario Adorf) gelingt das Unterfangen ohne grössere Probleme. Inzwischen sind Alice und Edgar verheiratet, doch die Ehe ist alles andere als glücklich. Längst vergnügt sich Alice mit einem neuem Liebhaber, dem gebildeten und zuvorkommenden Dr. Kurt Jahn (Ron Ely). Edgar fühlt sich gedemütigt, schamlos setzt ihm seine Frau immer wieder Hörner auf, bringt ihren Lover sogar mit nach Hause. In Edgar reift ein teuflischer Plan, der ihn von Alice befreien soll, allerdings ist auch Alice keineswegs untätig...

Regisseur Michael Verhoeven besetzte die weibliche Hauptrolle mit seiner Ehefrau Senta Berger. Das harmonische Paar gründete bereits 1965 die Sentana Film GmbH, unter deren Banner auch "MitGift" produziert wurde. "MitGift" kommt als Mix aus Krimi und Drama daher, Schwarzer Humor verpasst dem Streifen zusätzliche Würze. Ohne Umschweife wird der Zuschauer in die Handlung geworfen. So werden wir zunächst Zeuge des Mordes am lästigen Ehemann, wenig später sind Alice und Edgar bereits als unzufriedenes Ehepaar zu sehen. Verhoeven verlässt sich weitgehend auf die Qualität der Erzählung, sowie die Klasse seiner Schauspieler, wildes Gegeifer und/oder Ausbrüche von Gewalt spielen nur eine untergeordnete Rolle. Teils greift der Regisseur zu einer sehr offensichtlichen "Holzhammer-Symbolik", wie z.B. den Geräuschen eines verstimmten Klaviers während des gemeinsamen Frühstücks von Alice und Edgar. Noch dicker wird beim Dinner aufgetragen, als ein kräftiges Gewitter das Fenster des Esszimmers aufreisst, während sich Ehefrau, Ehemann und Geliebter gegenseitig am Speisetisch belauern. Dem Unterhaltungswert tun diese Momente freilich keinen Abbruch, zumal Verhoeven nie in wirklich verquaste Strukturen abdriftet.

Es macht jede Menge Freude dabei zuzusehen, wie sich Senta Berger und Mario Adorf wie Raubtiere auf dem Sprung umkreisen. Senta Berger kann -einmal mehr- eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie viel mehr als ein hübsches Gesicht zu bieten hat. Als Alice schaltet sie unvermittelt zwischen leidenschaftlicher Frau und eiskaltem Miststück um, fügt dem Charakter aber auch zarte und verletzliche Seiten hinzu. Mario Adorf macht sich als fauler Taugenichts einen schönen Tag, die Gattin zückt bei Bedarf das Scheckbuch. Doch die Eifersucht nagt, die eigene Nutzlosigkeit mündet in wilder Verzweiflung. Die beiden Hauptfiguren glänzen in jeder Hinsicht, aber auch die Nebenrollen sind hochklassig besetzt. Ron Ely gibt den aalglatten Gegenpol zu Mario Adorf, der kultivierte Wissenschaftler trifft auf den polternden Proleten. Bei genauer Betrachtung muss jedoch auch Ron Ely als Dr. Jahn Federn lassen, schon ein Blick auf seine berufliche Tätigkeit sorgt für unterschwelliges Unbehagen, dient nicht nur als geschickte Vorlage für den weiteren Verlauf der Ereignisse. Später soll sogar der smarte Doktortitel-Träger die Contenance verlieren, Alice bringt jeden Mann aus der Fassung. Elisabeth Flickenschildt hat in "MitGift" einen ihrer letzten Auftritte, die 1977 verstorbene Schauspielerin sehen wir als Mutter des zunehmend zerbrechenden Edgar. Flickenschildt umgibt -wie so oft- eine regelrecht unheimliche Aura, der man sich kaum zu entziehen vermag. Helmut Qualtinger und Friedrich von Thun sind als Polizisten am Start, Qualtinger gibt den behaarlichen Spürhund, von Thun das unbeholfene Helferlein. Zum Finale verlagert sich die Handlung mehr und mehr nach Italien, der Fan des italienischen Kinos darf sich auf ein Wiedersehen mit Luigi Pistilli und Silvano Tranquilli freuen. Pistilli hat als knarziger Gesetzeshüter nicht allzu viele Szenen, spielt diese aber wie üblich erstklassig.

"MitGift" mag kein grandioser Überflieger sein, bietet dem Filmfreund jedoch sehr ansprechende Unterhaltung. Eventuelle Kritikpunkte dämpfen die Freude nur unerheblich, das Ende ist konsequent, gleichzeitig recht vorhersehbar. Der Film wurde sehr ansprechend fotographiert, der Score setzt in erster Linie auf klassische Musik, mutet aber glücklicherweise nie nach kitschigem und abgenudeltem Orchester-/Streichergeschleim an.

Seit einigen Monaten ist "MitGift" auf DVD erhältlich. Die Scheibe taucht auch ab und an als "Supermarktware" auf, dementsprechend ist sie in diesen Fällen für wenig Geld erhältlich. Qualitätsfetischisten werden sich nicht mit dieser Auswertung anfreunden können, insgesamt kann man mit dem gebotenen Bild leben. Leider führt die DVD keinerlei Boni im Gepäck, selbst auf ein halbwegs ansprechend gestaltetes Menü wurde verzichtet. Lieber eine mittelprächtige DVD, als gar keine DVD. Dennoch hätte dieser feine Film eine liebevollere Aufbereitung verdient. Für Filmfreunde gibt es eine Empfehlung, für Pixelzähler ist der Silberling nicht geeignet.

7/10 (gut)

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"Ohrensausen und Magenschmerzen"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

In Ultrakurzform:


• Top Fighter (USA 1987) - Shô Kosugi muss sich mit Horden von Fieslingen plagen. Besonders knuffig mutet der Streifen dadurch an, dass Kosugi diesmal zwar keinen Ninja darstellt, ihn das aber keinesfalls davon abhält, seine Gegner mit allerlei wüsten "Ninja-Zaubereien" zu überraschen. Der von Gordon Hessler inszenierte Streifen, erfreut den Fan mit einem launigen Hauptdarsteller, sowie einem ausufernden Showdown, der einen stattlichen Body Count nach sich zieht. Der Score stammt übrigens von Italo-Veteran Stelvio Cipriani, gehört aber mit seinen quietschigen Achtziger-Sounds nicht zu dessen besten Leistungen. Wer z.B. auf die kernig-liebenswerten Cannon-Produktionen aus den achtziger Jahren steht, der ist auch bei "Top Fighter" (Rage of Honor) an der richtigen Adresse.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


• Machete (USA 2010) - Danny Trejo der Womanizer schlägt zu. Ein herrlicher Spass, gewürzt mit jeder Menge Humor, der nötigen Dosis Action und tollen Darstellern. Don Johnson hat hier einen seiner besten Auftritte, Kampfklops Seagal (ich liebe ihn) ist zum schiessen, De Niro köstlich, Jeff Fahey eklig und Cheech Marin will man sowieso knuddeln. Wenn dem Streifen wirklich eine Zutat fehlt, dann sind es Möpse und Ärsche. Leider kommen nur nette Mädchen zum Zuge (Jessica Alba, Lindsay Lohan und Michelle "Macho" Rodriguez), eine echte Frau wäre mir lieber gewesen (Wo ist Monica Bellucci wenn man sie braucht?). Immerhin, die kleine Alba ist wirklich süss und macht einen guten Job. Die Ausstattung der Blu-ray ist mager. Gerade bei einem Film dieser Art, hätte ich gern mehr Bonusmaterial zur Verfügung als ein paar Trailer und entfallene Szenen!

8,5/10 (sehr gut bis überragend)


• 22 Bullets (Frankreich 2010) - Jean Reno gibt einen Ex-Gangsterboss, den seine dunkle Vergangenheit mit gnadenloser Härte überrollt. Doch selbst 22 Kugeln können den Fels in der Brandung nicht dauerhaft in die Knie zwingen, Rache ist Blutwurst. Die Rolle des Charly Matteï ist Jean Reno auf den Leib geschneidert, die Inszenierung von Richard Berry zielführend. Der Plot setzt letztlich mehr auf Schauwerte, auch wenn eine gewisse Charaktertiefe vorgegaukelt werden soll. Gute Unterhaltung mit einem sehr guten Hauptdarsteller. An der Blu-ray gibt es nichts zu meckern.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


• Grenzpatrouille (USA 1982) - Jack Nicholson als (fast) guter US-Bulle an der mexikanischen Grenze, Harvey Keitel als böser US-Bulle an der mexikanischen Grenze. Nicholson wird von seinem Umfeld zunehmend in den Frust getrieben, die Gattin eine prassende Nervensäge, die Kollegen fiese Drecksäcke. Eine junge Mexikanerin rüttelt Herz und Hirn des Gesetzeshüters wach. Überwiegend kommt "The Border" ruhig und bodenständig daher, verlässt sich zum Finale aber auf eine Dosis und Krawall und Rührseligkeit. Hätte mit mehr Mut ein starker Streifen werden können, in der vorhandenen Forum trotzdem respektabel. Die DVD gibt es zum fairen Preis, Fans der Mitwirkenden sollten eine Auge riskieren.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Kleine Hartboxen von Eyecatcher, Links Cover A, rechts Cover B


Spasmo (Italien 1974, Originaltitel: Spasmo)

Umberto spielt mit Puppen

Christian (Robert Hoffmann) und seine Freundin entdecken am Strand einen leblosen Körper. Glücklicherweise täuscht der erste Eindruck, denn die vermeintliche Leiche erweist sich als lebendige und äussert attraktive Frau (Suzy Kendall). Plötzlich ist die junge Dame verschwunden, doch Christian trifft sie wenig später auf der Yacht des wohlhabenden Alex (Mario Erpichini) wieder. Es knistert gewaltig, in einem Motelzimmer wollen sich Christian und Barbara ihrer Leidenschaft hingeben. Als er alleine im Badezimmer beschäftigt ist, wird Christian von einem bewaffneten Eindringling bedroht, kann den Schurken aber mühsam überwältigen. Allerdings bleibt der Kampf nicht ohne Folgen, denn der unbekannte Gauner liegt mit einer Kugel im Leib tot auf dem Boden. Überstürzt flieht das frische Liebespaar, und bricht gemeinsam in das Anwesen einer Freudin Barbaras ein, die für einige Wochen auf Reisen sein soll. Christian lässt der schreckliche Vorfall keine Ruhe, zu allem Überfluss tauchen Malcolm (Guido Alberti) und Clorinda (Monica Monet) auf, die das Haus laut ihren Angaben gemietet haben. Die Situation wird immer verzwickter, Christian fühlt sich zunehmend bedrängt und verfolgt. Die Leiche des Motelgangsters scheint spurlos verschwunden, stattdessen werden lebensgrosse Frauenpuppen gefunden, auf die offenbar mit einem Messer eingestochen wurde...

Umberto Lenzi war in nahezu allen wichtigen Genres des italienischen Kinos aktiv, fügte diesen oft sehr unterhaltsame Beiträge hinzu. Einige seiner Polizei- und Gangsterfilme sind legendär, er inszenierte Sandalenfilme, Western, wüste Kannibalensausen, Horror und weitere Stoffe. Ebenso gehen diverse Gialli auf sein Konto, zu denen auch der hier kurz vorgestellte "Spasmo" zählt. Zieht man die Grenzen des Genres sehr eng, mag sich "Spasmo" für manchen Zuschauer nicht mehr wie ein Giallo anfühlen. Meiner Meinung nach zählt der Film jedoch eindeutig zur schönsten und faszinierendsten Spielart des Italokinos. Doch ich will nicht um eine Zuordnung dieses starken Werkes ringen, wenden wir uns lieber den relevanten Aspekten zu.

Zunächst ein paar Worte zum sehr ansprechend aufspielenden Ensemble. Robert Hoffmann erinnert mich hier recht deutlich an Alain Delon, was mit Sicherheit alles andere als einen herabwürdigenden Vergleich darstellt. Hoffmann bringt die gnadenlos zupackende Verzweiflung seines Charakters glaubwürdig rüber, pendelt ohne Pause zwischen Leid, Lust und Wahn. Suzy Kendall ist jedem Giallo-Fan ein Begriff, immerhin wirkt sie im Klassiker wie "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1969) von Dario Argento mit. Nicht zu vergessen "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973), einer der erstklassigen Gialli von Sergio Martino. Die Rolle der Barbara ist interessant angelegt, sie wirkt verletzlich und geheimnisvoll zugleich. Welches Spiel treibt sie mit ihrem neuen Lover, treibt sie überhaupt ein Spiel? Noch mysteriöser mutet Monica Monet an, die den Zuschauer mit ihren heißkalten Blicken unruhig auf dem Sofa hin und her rutschen lässt. Guido Alberti kennt man aus vielen Streifen, auf den ersten Blick mutet er wie der Sugar Daddy der lieblichen Monica Monet an, doch in "Spasmo" täuscht oft nicht nur der erste Blick falsche Tatsachen vor. Mario Erpichini spielt den verlassenen Liebhaber, der Suzy Kendall hinterher hechelt, Adolfo Lastretti sehen wir als Killer mit Charakterfratze, sein Auftauchen ist stets ein kleines Freudenfest. Gewissermaßen als Sahnehäubchen gibt es Ivan Rassimov obendrauf, der -einmal mehr- den zerknirscht-verschlagenen Typen mit dem stechenden Blick gibt. Ein vorfreffliche Besetzung, die für gute Darbietungen garantiert, ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Gesichtern bietet.

Die Kamera von Guglielmo Mancori fängt sehr schöne Bilder ein, stilvoll und anmutig, ganz wie man es von einem Film dieser Art erwartet. Schon allein das idyllisch am Meer gelegene Anwesen -in dem Hoffmann, Kendall, Alberti und Monet zusammentreffen- ist eine wohlige Augenweide. Dazu tauchen immer wieder diese unheimlichen Puppen auf, die mir wohlige Gruselschauer verpassen. Ennio Morricone liefert ein stimmungsvollen Soundtrack ab, der Meister gibt sich erwartungsgemäß keine Blöße. Schon häufiger habe ich Beiträge zu diesem Film gelesen, die sich auf angebliche Logiklöcher und sonstige Unnachvollziehbarkeiten beziehen. Zugegeben, mich stört mangelnde Logik nicht, aber "Spasmo" bietet in dieser Hinsicht keine ernsthaften Angriffspunkte. Letztlich ist die Story gut durchdacht, mutet die Auflösung konsequent und durchaus glaubwürdig an. Leider verbietet die grosse Spoilergefahr weitere Erläuterungen, daher rate ich zum Selbstversuch, der Streifen ist auf jeden Fall eine Sichtung wert. Eher mittelprächtig ist die deutsche Synchronisation geraten, ich möchte sie zwar nicht als Ausfall bezeichnen, allerdings zählt sie leider nicht zu den Sternstunden ihres Fachs.

Mir liegt der Film als DVD von Eyecatcher vor. Die Scheibe bietet eine recht anständige Bildqualität, jedoch muss man leider auf den italienischen Originalton verzichten. Immerhin steht befindet sich die englische Fassung an Bord, zu deren Qualität ich noch keine Angaben machen kann (bei der nächsten Sichtung werde ich daher die englische Variante antesten). Im Bonusbereich kann man dem Spasmo-Soundtrack lauschen, ferner gibt es einen Trailer zum Film, sowie Trailer zu elf weiteren Flicks aus dem Sortiment des Labels. Wie üblich wurden die DVDs in Hartboxen ausgeliefert, ursprünglich standen zwei unterschiedliche Motive zur Auswahl (siehe oben). Inzwischen befindet sich eine Neuauflage auf dem Markt, bei denen ein Amaray als Verpackung dient.

Wer dem Giallo zugeneigt ist, sollte sich "Spasmo" auf jeden Fall in die Sammlung stellen. Für Einsteiger mag der Film nicht allererste Wahl sein, doch es gilt: Nur Mut, immer ran!

Momentan pegelt sich meine Zuneigung bei 7,5/10 (gut bis sehr gut) ein, wie so oft bei Knuffeln aus dem Stiefelland der Hinweis: Der Wohlfühlbonus sprengt jegliches Punkteraster!

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"Mein lieber Freund, du hast gegen mich keine Chancen. Ich sorg' dafür, dass dir das Bumsen vergeht!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Das Blap™ hat geschrieben:Bild
US-BD von BCI


Sister Street Fighter (Japan 1974, Originaltitel: Onna hissatsu ken)

Fratzengeballer mit Soße

Koryu (Etsuko Shihomi) ist das Brüderlein abhanden gekommen. Der Bursche war als Undercover-Ermittler tätig, hatte sich erfolgreich Zugang zu einer mächtigen Drogenbande verschafft. Der Arm des Gesetzes bittet Koryu um Hilfe bei der Suche, die schlagfertige Kampfsportlerin lässt sich nicht lange bitten. In Japan trifft Koryu auf ihren Onkel Gyokudo (Hiroshi Kondo), der sich ebenso betroffen über die vermutliche Entführung seines Neffen zeigt. Die junge Frau glaubt fest daran, dass ihr Bruder noch unter den Lebenden weilt. Tatsächlich befindet sich der Unglückliche in den Krallen des Gangsterbosses Kakuzaki (Kengo Miyaji), der ihn in eine Zelle gesperrt hat und fleissig mit Drogen vollpumpt. Kakuzaki ist nicht nur ein grausamer Schinder und Schlächter, er hält sich nebenbei auch noch eine stattliche Sammlung von Killern. Besonders Inubashiri (Masashi Ishibashi) erweist sich als eifriger Scherge seines Bosses, kein Auftrag ist ihm zu schmutzig. Derweil nimmt Koryu mit einer Dame namens Fang Shing (Xiu-Rong Xie) Kontakt auf, die -wie Koryus Bruder- in die Bande um Kakuzaki eingeschleust wurde. Ein verdammt gefährlicher Job, der nicht nur Fang Shing in allergrösste Lebensgefahr bringt. Bald findet sich Koryu mitten in einem Strudel aus Mord und Totschlag wieder, wie soll sie gegen die Übermacht von Kakuzaki bestehen? Einen Trumpf hat die todesmutige Kämpferin in der Hinterhand, den freundschaftlichen Kontakt zu einer örtlichen Kampfsportschule. Allen voran könnte sich Hibiki (Sonny Chiba) als grosse Hilfe erweisen, denn er pflügt bei Bedarf, wie ein gewaltiger Panzer durch die Reihen der Unterwelt...

Ufff... Das Drehbuch dieses japanischen Klassikers mag nicht viel Staat mit seinem Inhalt machen. Die Handlung ist ohne Ausschweifungen erzählt, die zahlreichen Kämpfe sind die Höhepunkte, die Dreh- und Angelpunkte der gesamten Sause. immerhin hat man eine Prise Familiendrama untergemischt, inklusive Verrat und tränenreicher Tragik. Regisseur Kazuhiko Yamaguchi treibt den Plot stetig voran, wie einst Bauer Meier seine Schweine durchs Dorf, gradlinig und gnadenlos. Die Hauptrolle wurde mit der sehr sympathischen Etsuko Shihomi besetzt, die sich als erstaunlich wendig und schlagkräftig erweist. Wäre die Dame annährend so sexy, wie ihre Kampfkünste tödlich, es wäre kaum auszuhalten. So flimmert die gute Etsuko mehr als sportlicher Kumpeltyp über die Mattscheibe, der man freudig beim Austeilen von Schlägen und Tritten zuschaut. Freilich darf der "echte" Street Fighter nicht fehlen! Sonny Chiba ist zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, bekommt aber im Finale die Chance ordentlich aufs Mett zu klopfen. Die Bösewichter sorgen mit herrlichen Grimassen und Verrenkungen für beste Unterhaltung. Allen voran Masashi Ishibashi, den man bereits aus Sonny Chibas "Street Fighter" Kloppereien kennt.

Der Streifen zaubert absurde Einfälle aus dem Hut, es ist eine wahre Pracht! Ein Gangsterboss, der sich Horden von Killern hält, die in den abenteuerlichsten Outfits durch das Szenerio eiern und geifern. Cheffe selbst trägt eine obercoole Sonnenbrille, im Notfall packt er seine tödliche Kralle aus. Herrlich auch die Helferlein des "Oberkillers" Inubashiri. Dieser hält sich eine kleine Leibgarde von Prügelknaben, die mit einer Art Mülleimer aus Bast unterwegs sind, die sie sich über ihre Schädel gestülpt haben. Besser ist es, denn die armen Kerle bekommen ständig was auf die Fresse, offenbaren sie ihre Schönheit, glotzen sie stets reichlich verbeult und dämlich aus der Wäsche. Natürlich darf man hier keine tiefere Zeichung der Charaktere erwarten, wozu auch, die Prioritäten sind ganz anderer Art. Die überaus klischeehaften "Guten" und "Bösen" passen -im wahrsten Sinne des Wortes- wie die berühmte Faust aufs blutige Auge.

"Blutig" ist ein gutes Stichwort. Wer die "Street Fighter" Filme mit Sonny Chiba kennt, wird sich bereits dort an diversen Metzeleien geweidet haben. Schwester Strassenkämpfer lässt in dieser Disziplin im grandiosen Showdown die wilde Wutz von der Leine. Etsuko erlebt ihren sinnlichen Höhepunkt, als sie einem Gauner den Kopf verdreht, exakt um 180 Grad. Der Ärmste schafft es trotzdem noch -mit unfassbar belämmertem Ausdruck im Gesicht- eine Treppe hinab zu schreiten, bevor sein erbärmliches Lebenslicht endgültig erlischt. Hinzu kommen ein paar hübsche Fontainen des roten Lebenssaftes, ein buntes Allerlei an Tötungsinstrumenten, sowie ein erbaulicher Body Count. Wenn Etsuko Shihomi Köpfe verdrehen darf, kann Meister Chiba sich nicht lumpen lassen. Der geschätzte Sonny gönnt sich seinen Orgasmus per Leibesöffnung eines Feindes, der seine Eingeweide beim Austritt bestaunen darf. Sonny Chiba drängt Etsuko Shihomi aber nicht zur Seite, die Abrechnung mit dem Haupt-Ober-Super-Duber-Bösewicht, überlässt er artig seiner emsigen und effektiven Kollegin.

Ihr wollt Fratzengeballer? Bitte, hier bekommt ihr Fratzengeballer! "Sister Street Fighter" unterhält launig und kurzweilig, erfüllt locker die Erwartungshaltung des Eastern-Freundes, sofern sich dieser für die rustikale Gangart begeistern kann. In Deutschland vermarktete man den Film unter dem Titel "Die Karate-Tiger". Eine DVD-Auswertung existiert hierzulande nicht, schade. Ich habe mir die Blu-ray von BCI gegönnt, die ausserdem "Sister Street Fighter: Hanging by a Thread" (Onna hissatsu ken: Kiki ippatsu, 1974) enthält. Das Bild wird Pixelzähler sicher kaum befriedigen, mit gefällt der "Kino-Look" der Blu-ray sehr gut. Der Ton liegt in englischer und japanischer Sprache vor (beim zweiten Film nur in japanisch, ergänzt durch englische Untertitel). Ein paar Trailer runden das Paket ab. Noch ist die Scheibe zum kleines Preis erhältlich, Interessenten sollten zugreifen, denn bekanntlich weilt BCI nicht mehr unter uns. Die BD kommt ohne Regionalcode Beschränkung ins Haus, also immer ran an den Speck!

Guter Stoff, mehr davon! Dicke 7/10

Lieblingszitat:

"I don't like racehorses,so I keep killers. Hahaha!"
Ich habe meinen Beitrag (Dezember 2010) ausgegraben, um noch ein paar Worte zur inzwischen veröffentlichten DVD zu schreiben, mit der Anolis vor kurzem den deutschen Markt beglückte:

Bild
Anolis Hardbox Series #9 (Cover A)

Lohnt sich die Anschaffung der Scheibe, auch wenn man bereits über eine Import-Fassung verfügt? Ich rate zum Kauf, denn IMHO macht der Film mit der deutschen Synchronisation noch mehr Spass. Alternativ befindet sich der japanische Originalton an Bord, das Bonusmaterial bleibt überschaubar, die gebotene Bildqualität geht in Ordnung. Neben dem abgebildeten Cover wird eine weitere Ausführung angeboten.

Fazit: Sollte man sich als Fan gönnen, für die deutsche Fassung lege ich ein halbes Pünktchen drauf! 7,5/10 (gut bis sehr gut)

***

Die weiteren Sichtungen im Ultrakurzformat:


Der gelbe Hammer (Hongkong 1971) - Übliche Rachestory mit sehr schön ausgeführten Kämpfen, gute Besetzung, sehr unterhaltsam. Der Plot gewinnt keinen Preis für Kreativität, doch der Flick bietet dem Fan feiste Vollbedienung. Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen, ihr launiger Zungenschlag wertet den Streifen massiv auf! Der Titel ist irreführend, denn es wird hauptsächlich mit dem Schwert gemetzelt. Knuffig das Finale, in dem der Oberbösewicht mit einer Art gigantischer Schere und übergroßem Brotmesser antritt. Eyecatcher veröffentlichte den Film in brauchbarer Qualität, es standen zwei kleine Hartboxen mit unterschiedlichen Covermotiven zur Auswahl.

7/10 (gut)

Die 7 goldenen Vampire (Großbritannien, Hongkong 1974) - Hammer und die Shaw Brothers ziehen alle Register. Ich liebe diesen Film, er wächst mit jeder Sichtung. Peter Cushing in seiner Paraderolle als Prof. Van Helsing, David Chiang führt die asiatischen Unterstützer an. Ein unfassbar wundervolles Werk!

Obwohl Christopher Lee als Dracula fehlt, muss ich für die 7 goldenen Blutsauger die Höchstnote ziehen: 10/10!!!

The Road (USA 2009) - Viggo Mortensen irrt mit seinem Filmsohn durch eine kalte Welt, die Zivilisation liegt nach einem globalen Desaster am Boden. Gut gespielt, auch atmosphärisch immer wieder ansprechend. Der Film gibt vor mehr zu sein als er ist, letztlich mündet "The Road" in ein rührselig-moralinsaures Finale. Trotzdem weitaus besser als das peinliche Machwerk "The Book of Eli", bei dessen "Message" ich zur Kotztüte greifen musste.

6/10 (obere Mittelklasse, hier wäre mehr möglich gewesen)
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