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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 31. Jan 2010, 16:54
von Blap
Bloody Moon (Spanien, Deutschland 1981, Originaltitel: Die Säge des Todes)
Eine Sprachschule für jungen Damen, Sommer in Spananien. Ein irrer Killer geht umher und meuchelt sich durchs Szenario. Angela (Olivia Pascal) wird vom Killer bedroht, doch niemand schenkt ihr Glauben. Nach und nach verschwinden weitere Girls, zunächst tauchen aber keine Leichen auf. Ergo glaubt man noch immer, dass Angela ein wenig überspannt ist. Die Bedrohung wächst und wächst, doch wer steckt hinter den Morden? Der irre, entstellte Miguel, der gerade aus der Anstalt entlassen wurde, weil er vor fünf Jahren eine junge Frau ermordete...???
"Die Säge des Todes" sollte den deutschen Produzenten Zaster in die Kassen spülen, schliesslich tobte während der frühen achtziger Jahre die Slasherwelle durch die Kinos. Für die Regie konnte man Jess Franco gewinnen, doch wie passt das zusammen? Franco als künstlerischer Leiter eines gewöhnlichen Slashers? IMHO geht die Rechung tatsächlich auf. Jess Franco inszeniert hier sicher deutlich konventioneller als üblich, doch glücklicherweise erkennt man seine Handschrift noch immer ohne Schwierigkeiten. Die üblichen Zutaten wie Möpse, Morde und Geschrei kommen zum Zuge, angereichert durch für Franco typisches Gezoome und ein gemässigtes Erzähltempo, was durchaus meinen Vorlieben entspricht. Zwar sind die Morde nicht sehr zahlreich, dafür aber ansprechend und teils blutig umgesetzt. Sägen kommen dabei auch zum Einsatz, aber sind nicht die primäre Tatwaffe, wie es der deutsche Titel vorgaukeln möchte. Olivia Pascal spielt die Hauptrolle recht ansprechend, je weiter der Film fortschreitet umso hysterischer darf Frau Pascal vom Leder ziehen.
Durch Francos Händchen ist der Film ein besonderer Beiträg zum Genre, zusätzlicher "Exotenbonus" kommt durch die Produktionsumstände zustande. Die britische DVD von Severin Films ist sehr zu empfehlen. Der Film liegt ungekürzt vor, dazu gibt es ein sehr interessantes, launiges Interview mit Jess Franco zu sehen. Der alte Herr wettert in seiner gewohnt herrlich kantigen Art und Weise gegen die Produzenten und ein paar andere Beteiligte, lobt aber auch einige der Mitwirkenden. Man erfährt auch warum Olivia nicht blank zieht, diese Frage beschäftigte mich sowieso während der gesamten Laufzeit des Streifens *grins*. Die Bildqualität ist sehr schön, ich vermisse lediglich die deutsche Synchronisation, die ich in diesem Fall wirklich gern an Bord haben würde (schliesslich handelt es sich um eine deutsche Produktion).
Für mich funktioniert der Film wirklich gut, jeder aufgeschlossene Slasherfan sollte sich die Sause zu Gemüte führen! 7/10
Lieblingszitat:
"What's the meaning of all this? What do you want from me?"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Di 2. Feb 2010, 15:46
von Blap
Inglourious Basterds (USA, Frankreich, Deutschland 2009, Originaltitel: Inglourious Basterds)
Frankreich während des zweiten Weltkriegs. SS Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) ist ein gnadenlosen Häscher, im Auftrag des Führers spürt er versteckte Juden auf. Auch die Familie von Shosanna (Mélanie Laurent) fällt dem "Judenjäger" zum Opfer, sie selbst kann knapp entkommen. Wenige Jahre später, genauer 1944, hat sich Shosanna längst eine neue Identität zugelegt und betreibt ein Kino in Paris. Der deutsche Kriegsheld Fredrick Zoller (Daniel Brühl) findet Gefallen an der jungen Dame. Da er ein Günstling von Goebbels (Sylvester Groth) ist, schlägt er diesem die Durchführung einer ganz besonderen Veranstaltung in Shosannas Kino vor. Bei einem Treffen mit Goebbels ist auch ein alter "Bekannter" der Kinobesitzerin zugegen, in deren Gedanken ein teuflischer Plan reift...
Ebenfalls in Frankreich zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Lieutenant Aldo Raine (Brad Pitt) der US-Army und seine kleine Truppe -genannt die Basterds- wüten in und hinter den deutschen Linien. Sie haben nur ein Ziel: Angst und Schrecken unter den Nazis zu verbreiten, möglichst viele Feinde zu töten und zu skalpieren. Eine Mission von grösserem Ausmaß kündigt sich an, die deutsche Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) arbeitet mit den Alliierten zusammen. Sie hat Informationen über eine Veranstaltung, eine Filmpremiere in einem Kino in Paris, bei der sich illustre Gäste tummeln sollen. Gäste, die Aldo und seine Leute beseitigen sollen...
Nun tobt sich Herr Tarantino also im zweiten Weltkrieg aus. Wie üblich wechselt er dabei die Handlungs- und Zeitebenen, der Zuschauer behält aber zu jeder Zeit den Überblick. Eine sehr stattliche Anzahl bekannter Schauspieler alles Generationen hat der gute Quentin vor die Kamera geholt. Alle Beteiligten sind offenbar mit grosser Freude bei der Sache, was sich dann auch umgehend auf den geneigten Zuschauer überträgt. Zunächst möchte ich kurz auf die Mitwirkenden eingehen, die teils für ihre Leistungen gescholten wurden, denn ich bin eindeutig anderer Meinung.
Beginnen wir mit Brad Pitt. Ja, mich nervt dieser "Brangelina" Schwachsinn auch, doch schmälert dies etwa eventuelle Leistungen des Herrn Pitt? Dass er ein talentierter Schauspieler ist, hat er schon vor etlichen Jahren in "Kalifornia" (1993) und "Twelve Monkeys" (1995) bewiesen. Hier und heute überzeugt er mich als Aldo Raine ebenso. Dieser Lieutenant ist ein Hinterwäldler, ein Redneck Zombie der abgewracktesten Sorte. Gewissermaßen eine lebendige Karikatur, herrlich! Was zum Geier gibt es daran zu bemängeln? Also vielleicht einfach das nervige "Drumherum" beim Thema Brad Pitt vergessen, dann klappt es auch mit dem Filmgenuss. (Unbedingt dem Originalton lauschen!)
Eli Roth ist ein weiteres Reizthema. Für viele Zeitgenossen scheint der gute Mann sowieso ein rotes Tuch zu sein. Warum? Ich mag seine Regiearbeiten und halte ihn für einen brauchbaren Darsteller. Klar, seine Rolle verlangt ihm nicht viel ab, doch der "Baseballschläger-Psychopath" steht im gut zu Gesicht. Manchmal bin ich geneigt zu glauben, dass Herr Roth wirklich einen an der Waffel hat. Das macht ihn umso sympathischer.
Daniel Brühl ist als deutscher "Kriegsheld" zu sehen. Er wirke blass und unscheinbar, so sagt man über seinen Auftritt in IB. Ja, genauso ist es! Aber genauso muss es sein! Fredrick Zoller ist nichts weiter als ein kleines, armes Würstchen, welches durch -für ihn- glückliche Umstände zu einem Günstling der Naziherrscher wurde. Eben blass, unscheinbar und armselig. Gut gespielt!
Bedenken hatte ich vor der Sichtung von IB beim Thema Diane Kruger. Bisher fiel die junge Dame nicht unbedingt durch ihr Talent auf. Doch als Bridget von Hammersmark trumpft sie plötzlich regelrecht auf, man schaue aufmerksam ihre Szenen mit Oberst Landa, grossartig! Quentin Tarantino hat ein Händchen dafür, "seine" Schauspieler aus der Reserve zu locken, holt ganz neue Facetten aus ihnen heraus. Man erinnere sich an "Pulp Fiction". Wer bitte war John Travolta vor diesem Film? Ein abgehalftertes Tanzfilm-Bübchen, das mit grausigen Familienkomödien nervte. Als ich damals davon hörte, dass das hoffungsvolle Regie-Nachwuchstalent Quentin Tarantino Travolta als Killer besetzt hat, da schwante mir ehrlich gesagt wenig gutes. Aber was erwartete uns damals im Kino? Travolta rockte als Vincent Vega so dermaßen das Haus, mir klappte die Kinnlade runter!
Kommen wir zu den weiteren Mitwirkenden. Egal ob Urgestein Rod Taylor als Churchill in der Ecke sitzt, Mike Myers eine herrliche Knallschote von Offizier gibt, selbst Til Schweiger als wüster Messerstecher überzeugt, immer macht es Freude den Burschen zuzusehen. Sogar der von mir sehr geschätzte Christian Berkel ist zu sehen (sowie einige andere wohlbekannte Schauspieler aus Deutschland), es wäre müßig nun alle Beteilgten aufzuzählen. Kurz sei noch auf August Diehl, Sylvester Groth (Goebbels) und Martin Wuttke (Hitler) hingewiesen. Goebbels und Hitler kommen hier als durchgeknallte Schiessbudenfiguren daher. Das entspricht IMHO einer nur leicht überzeichneten Realität, denn etwas anderes als Witzfiguren waren diese traurigen Gestalten im wahren Leben nicht. Grosses Lob hört und liest man allerorts über Christoph Waltz. Auch die pseudointellektuellen Heissluft-Schmalspurschreiberlinge des "Fülletong" waren sich darüber einig, Herr Waltz soll grandios aufspielen. Das machte mich sehr, sehr skeptisch. Dass Christoph Waltz ein guter Schauspieler ist war bekannt. Leider verbinde ich mit ihm seinen denkwürdigen Auftritt im Fernsehfilm "Tag der Abrechnung - Der Amokläufer von Euskirchen". Seither denke ich bei Waltz ständig an diesen irren Gummistiefel-Fetischisten, der aus einer Stadt kommt, in der die Kühe schöner als die Frauen und klüger als die Männer sind, was mir seine Auftritte regelmäßig vergällt. Doch seit der letzten Nacht ist alles anders! Ja, Christoph Waltz ist DER Star des Films. Er spielt sie alle an die Wand, sein Hans Landa ist unfassbar, unvergleichbar, mehr als phantastisch! Ich wollte es nicht glauben, doch hier wurde nichts überbewertet oder gehypt, Christoph Waltz hat einen Platz auf meinem Altar sicher, ich werde ein Bild von Hans Landa aufstellen!
Damit es nicht zu ausufernd wird, soll nun genug über die Schauspieler geschrieben sein. Was mir den Zugang zu "Inglourious Basterds" ein wenig erschwert, sind die vordergründig weniger witzigen, weniger genialen Dialoge. Der Schelm schlummert hier häufig unter der Oberfläche. Ich bin mir sicher, sein ganzes Potential entfaltet der Film erst nach mehrfachem Genuss! Tatsächlich wirkt das Werk oft sehr selbstverliebt, so als hätte Tarantino bei der täglichen Sichtung des neuen Materials wild onanierend vor dem Spiegel gestanden. Aber ist das wirklich ein Nachteil? Klar, noch immer bedient sich Herr Tarantino bei allen möglichen Vorbildern und Einflüssen, doch schneidert er daraus ein mehr und mehr eigenständiges, kleidsames Stück Filmkunst. Natürlich weiss der gute Mann genau, wie weit er sich aus dem Fenster lehnen darf ohne das Mainstreampublikum zu verschrecken. Doch will man ihm das wirklich vorwerfen? Ich gebe zu, mich freuen diese kleinen und grossen Einschübe, die den Film auch für den Freak (besonders für den Italo- und Exploitation-Liebhaber) zu einer bunten Spielwiese machen. Hier ein Stück von Morricone, da noch ein Schnipsel Morricone. Einen der Basterds nach Exploitation-Gottheit Hugo Stiglitz zu benennen, einen General Ed Fenech zu taufen, dies mag alles sehr durchschaubar sein, doch ich liebe den Mann dafür!
Was fällt noch auf? Mehr denn je hat Tarantino ein Auge für wundervolle Einstellungen. Die Flucht von Shosanna oder die "Kinorache" seien hier als Anhaltspunkte genannt. Action gibt es in kleiner Dosierung, mehr hätte den Fluss des Werkes vermutlich gestört. Lediglich die Schiesserei in der Bar ist mir fast ein wenig zu hektisch ausgefallen. Seiner Vorliebe für Damenfüße gibt Quentin wie erwartet nach. Immerhin sind die Füße von Diane Kruger ansehbarer als die von Uma Thurman, was dem ollen Perversling sicher nicht entgangen ist. Rund zweieinhalb Stunden wurde ich sehr gut unterhalten. Gerade WWII Filme faszinieren mich meist, doch hier geht der Reiz eindeutig stärker von der Inszenierung und den Figuren aus. So fühlte sich der zweite Weltkrieg noch nie an, da macht die Umschreibung der Geschichte richtig Laune! Nun aber genug, ich kann nur noch vermelden, dass sich jeder Filmfreund diesen Streifen ansehen sollte. Vielleicht zündet er nicht gleich bei der ersten Sichtung, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen! Der Film hat jede Menge Potential, eine Wohltat im Vergleich zum ansonsten meist glattgebügelten, oft langweiligen Mainstream, obwohl selbst Mainstream. Verschroben und doch massentauglich, ein Kunstgriff!
Die Blu-ray bietet eine sehr schöne Bildqualität und interessantes Bonusmaterial. Die Boni habe ich noch nicht vollständig gesichtet, was ich aber auf jeden Fall noch tun werde! Da ich der festen Überzeugung bin, dass "Inglourious Basterds" im Laufe der Jahre noch deutlich wachsen wird, will ich es zunächst bei 8/10 (sehr gut) belassen. Pflichtprogramm! (Was übrigens auch für "Inglorious Bastards" (1978) von Enzo G. Castellari gilt. Tarantions Basterds sind allerdings kein Remake des Streifens, dies nur am Rande).
Lieblingszitat:
"Say auf Wiedersehen to your Nazi-Balls"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 3. Feb 2010, 19:46
von Blap
The Texas Chainsaw Massacre Part 2 (USA 1986, Originaltitel: The Texas Chainsaw Massacre 2)
Seit dem fürcherlichen Gemetzel an einer Gruppe junger Leute, sind etliche Jahre ins texansiche Land des Staubes gezogen. Damals fand man keine Beweise, alle Spuren verliefen im Sande. Lieutenant 'Lefty' Enright (Dennis Hopper) kommt allerdings nicht zur Ruhe, ihm nahestehende Verwandte gehörten damals zu Opfern. Rastlos sucht er nach den Tätern, doch die offiziellen Stellen tun seine Nachforschungen als Spinnerei ab. Es kommt allerdings immer wieder zu bizarren Morden in Texas, gerade wurden wieder zwei junge Burschen per Kettensäge zu Mettgut verarbeitet, für die Polizei handelt es offiziell um einen tragischen Unfall. Natürlich ist Lefty umgehend vor Ort, stösst bei den lokalen Gesetzeshütern aber erwartungsgemäß auf taube Ohren. Als die Radiomoderatorin Stretch (Caroline Williams) bei dem knurrigen Lefty aufläuft, präsentiert diese dem zunächst skeptischen Burschen ein interessantes Tonband. Dieses Band ist wichtiger Beleg, ein eindeutiger Hinweis auf die Killer. Tatsächlich kommen Lefty und Stretch der irren Schlachterfamilie bald auf die Spur, wodurch Stretch in höchste Lebensgefahr gerät. ...oder sollte Leatherface vielleicht eine Schwäche für die junge Dame haben???
Tobe Hooper verdanken wir mit "The Texas Chain Saw Massacre" (1974), einen der legendärsten Horror-/Terrorfilme der siebziger Jahre, einen der besten Horrorfilme überhaupt, einen räudigen, gemeinen Klassiker. Bis in die heutige Zeit beeinflusst der Streifen unzählige Backwood-Horror Sausen, bleibt aber in den meisten Fällen unerreicht. 2003 ereilte uns gar ein Remake, welches 2006 um ein Prequel erweitert wurde. Die "alte" Reihe brachte es auf insgesamt vier Beiträge, der Film aus dem Jahr 1986 war die erste Fortsetzung der Vorlage, erneut führte Tobe Hooper Regie. Der Film wirkt wie eine hysterische Karikatur des Originals. Das wird schon bei der ersten Szene deutlich in der Leatherface auftaucht. Diese ist so herrlich bescheuert und überdreht, man glaubt zunächst an einen Gag. Der Film wird aber auf diesem Niveau fortgesetzt. Gegen den Rachewahn des durchgeknallten Dennis Hopper, wirken Leatherface, sein Bruder und sein Papi, sogar fast ein wenig zu brav und bieder. 1986 spielte Dennis Hopper in "Blue Velvet" (IMHO der beste Film von David Lynch) den wahnsinnigen Psychopathen Frank Booth, seine Darbietung als Lefty Enright zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit Booth. Wenn sich Hopper im Finale ein Kettensägenduell mit Leatherface liefert, dann bleibt kaum ein Auge trocken und man glaubt den öligen Gestank fast zu riechen. Diese überdrehte Art ist allerdings der Knackpunkt, mit dem die Fortsetzung leider ein wenig zu häufig kämpfen muss. Das erste Massaker wäre böse, finster und atmosphärisch sehr dicht. Der zweite Teil bietet zwar auch ein wenig Gemetzel, kann aber nicht ansatzweise mit der Atmosphäre und Intensität des Vorgängers mithalten. Die Gewalt rundete das erste Kettensägenmassaker ab, doch war sie letztlich nur ein Puzzleteil, welches zum gelungenen Gesamtbild beitrug. Vielleicht wollte Tobe Hooper den zweiten Teil deutlich anders das Original gestalten, dann hat er seine Mission auf jeden Fall erfolgreich durchgezogen.
Diese Fortsetzung ist ein arger Absturz. Von der Speerspitze des Genres gehts es steil nach unten, so rauscht der zweite Aufguss in den oberen Bereich des Mittelfelds hinab. Sicher, "Part 2" macht Spass und ist insgesamt ein durchaus ansprechender Beitrag für den Fan, doch von der Grösse und Qualität des übermächtigen Originals bleibt kaum etwas übrig. Zahlreiche DVD Auswertungen sind auf dem Markt vorhanden, in Deutschland gibt es allerdings keine offizielle DVD Veröffentlichung des Films.
Unterhaltsam, oberste "Mittelklasse" = 6,5/10
Lieblingszitat:
Sie sollen das Kind beim Namen nennen. Das spart Zeit.
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 4. Feb 2010, 21:22
von Blap
Rats - Night of Terror (Italien, Frankreich 1984, Originaltitel: Rats - Notte di terrore)
Nach dem Atomkrieg kam die uns bekannte Zivilisation zum erliegen. Eine neue Zeitrechnung begann, inzwischen schreiben wir das Jahr 225 "After the bomb". Überlebende haben sich unter die Erdoberfläche zurückgezogen, andere Gestalten streunen auf der traurigen Oberfläche umher, es besteht kein Kontakt zwischen diesen Gruppen. Kurt (Ottaviano Dell'Acqua) und seine Bande sind so eine Art Endzeit-Rockergang, immer auf der Suche nach Nahrung und Unterkunft. In einem grossen Gebäude finden sie eine reichhaltige Auswahl unverdorbener Lebensmittel vor. Im Keller das Komplexes gar eine Aufzuchtanlage für Pflanzen, samt funktionierender Wasseraufbereitungsanlage. Die Freude über den Fund trübt sich bald ein, denn man entdeckt von Ratten zerfressene Leichen. Doch wer ist für den Tod der Menschen verantwortlich? Warum verhalten sich die Ratten merkwürdig und sind in unfassbar grosser Menge vorhanden? Die Antworten treiben Kurt und Konsorten das nackte Grauen auf die Fratzen. Die Gruppe muss sich plötzlich gegen Herrscharen blutgieriger Nager erwehren, innerhalb Kurts Truppe kommt es zu allem Überfluss auch noch zu Anfeindungen und Machtgehabe. Gibt es ein Entkommen aus dieser Hölle...???
In Deutschland verpasste man dem Film den Titel "The Riffs III - Die Ratten von Manhattan". Doch mit den beiden "The Riffs" (Bronx Warriors) Streifen hat der Film nichts zu tun. "Rats - Notte di terrore" von Bruno Mattei kommt zwar auch als Endzeitstreifen daher, doch diese Thematik wird hier sehr ansprechend mit dem Tierhorror-Genre verbunden. Matteis Arbeiten sind eine Sache für sich. Der Regisseur hat ohne Zweifel seine Verehrer, es gibt aber auch genügend Skeptiker, die bei seinen filmischen Ergüssen am liebsten schreiend und fluchend das Weite suchen. Erst vor einigen Wochen hatte ich seinen Women in Prison Beitrag "Laura - Eine Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere femminile, 1982) im Player, der mir beste Unterhaltung mit etlichen Brüllern bescherte. "Rats - Night of Terror" kann ebenfalls mit einer herrlich dreckigen und intensiven Atmosphäre punkten, die Endzeitstimmung kommt sehr gut rüber. Die Schauspieler verrichten ihre Arbeit auf unterschiedlichem Niveau, hier reicht die Palette von "solide" über "belustigend" bis zu "nahezu unfassbar". Dem Unterhaltungswert sind die teils blöden Fratzen in keiner Weise auch nur im Ansatz abträglich, die Ratten -angeblich teils "umgefärbte" Meerschweinchen"- runden das Spektakel auf liebenswert eklige Art ab. Natürlich wird ein wenig aufs Mett geklopft, ausufernde Orgien der Gewalt sollte man aber nicht erwarten. Die ganz grosse Stärke des Werkes -ich wiederhole mich gern- ist die tolle Atmosphäre. Wer einen Hang zu billig produzierten Endzeit-Italos hat, sollte sich diese Sause auf keinen Fall entgehen lassen. Was dem Film eine besondere Note verleiht ist die Tatsache, dass hier keine wüsten Fahrzeuge und bizarren Waffen im Vordergrund stehen. Ratten sorgen für die "Action", eine willkommene Abwechslung.
Der Film wurde weltweit auf DVD ausgewertet. In Deutschland ist eine DVD von Laser Paradise erhältlich, die für sehr kleines Geld zu bekommen ist. Ich habe lieber zur Blue Underground Scheibe aus den USA gegriffen, da dort Bildformat und Qualität stimmen. Die Laser Paradise Scheibe stelle ich mir aber noch als Ergänzung ins Regal, denn die deutsche Synchro sorgt für mächtig gute Laune! Ich war übrigens der Meinung, dass mir dieser Film damals entgangen ist -also während der wilden Videonächte in achtziger Jahren- doch während der gestrigen Sichtung dämmerte es plötzlich wieder. Fast ein wenig schade, denn das herzallerliebste Ende fiel mir dann kurz vor Schluss wieder ein. Was solls, das Teil macht richtig Laune, eine weitere Perle für die Italo-Sammlung!
Gut bis sehr gut = 7,5/10 (Tendenz zu 8/10)
Lieblingszitat:
"It's not the first time you've seen a dead body."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 6. Feb 2010, 00:05
von Blap
Der Rote Kreis (Deutschland, Dänemark 1960, Originaltitel: Der Rote Kreis)
Die wohlhabende Oberschicht Londons ist extrem beunruhigt. Eine Verbrecherorganisation names "Roter Kreis" erpresst Geld und Güter, wer nach mehrfacher Aufforderung nicht zahlt -oder gar die Polizei informiert- wird ohne Gnade getötet. Der erfahrene Inspector Parr (Karl-Georg Saebisch) ist zwar mit allen Wassern gewaschen, doch bisher kann er die Verbrecher nicht stoppen. Sein Auftreten wirkt immer ein wenig pflegmatisch, die Presse lässt kein gutes Haar an dem Ermittler, zerreist ihn mehr und mehr in der Luft. Scotland Yard gerät dadurch zunehmend unter Druck, man stellt Parr den jungen, cleveren Privatermittler Derrick Yale (Klausjürgen Wussow) zur Seite. Ferner wird Parr von seinem direkten Vorgesetzten mit Sondervollmachten ausgestattet, der Fahndungsdruck soll noch weiter verstärkt werden. Die hübsche Thalia Drummond (Renate Ewert) verdreht Yale derweil den Kopf, doch die junge Dame ist kein unbeschriebenes Blatt, geriet bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Der Rote Kreis fordert weitere Opfer, können Parr und Yale dem Treiben ein Ende setzen...???
Dem "Der Frosch mit der Maske" (1959) folgte 1960 die zweite Edgar Wallace Verfilmung von Rialto Film: "Der Rote Kreis". Das Gerüst der Story ähnelt sehr dem Vorgänger, ein "Superverbrecher" erpresst reiche Bürger und tötet diese bei "Ungehorsam". Tatsächlich unterscheiden sich die Filme jedoch in vielen kleinen und wichtigen Details sehr deutlich. "Der Frosch mit der Maske" punktet mit seiner düsteren Atmosphäre und kommt mit -für die damalige Zeit- recht harten Gewaltszenen daher, doch dieses stimmige Bild wird immer wieder von kleinen Albernheiten aufgebrochen. Ferner bietet er bereits Joachim Fuchsberger auf, der später quasi zu einer "Wallace Institution"wurde. "Der Rote Kreis" kommt vordergründig sanfter und weniger finster rüber, verzichtet aber gleichzeitig auf debilen Humor -selbst die Nebenrolle von Eddi Arent ist hier eher bissig als albern- und punktet mit der ausgefeilteren Story. Der Streifen überzeugt mit einer sehr gelungenen Auflösung, die nicht so leicht vorhersehbar ist, aber durchaus logisch und nachvollziehbar bleibt. Nun kann ein Wussow natürlich keinen Fuchsberger ersetzen, doch im Rahmen seiner Möglichkeiten überzeugt Wussow mit einer gelungenen Darbietung. Renate Ewert darf frech und selbstbewusst sein, keine Selbstverständlichkeit im Jahre 1960. Karl-Georg Saebisch passt prima in die Rolle des älteren Ermittlers, der weitaus schlitzohriger ist als man zunächst glauben mag. In den Nebenrollen gibt es vertraute Gesichter zu sehen. Wie erwähnt -den hier angenehm unalbernen- Eddi Arent, nicht zu vergessen der griesgrämige Fritz Rasp, muffig wie ein alter Staubsaugerbeutel, der mindestens drei Jahre lang im feuchten Keller vergessen wurde.
"Der Rote Kreis" mag weniger "typischer Rialto Wallace" sein, als viele seiner Nachfolger und sein Vorgänger "Der Frosch mit der Maske". Der Film ist ein klassischer Krimi, angereichert mit guten Schauspielern und einem pfiffigen Drehbuch. Leider steht dieser Wallace ein wenig im Schatten seiner bekannteren Verwandtschaft, doch davon sollte sich kein Freund guter Kriminalfilmunterhaltung abschrecken lassen. Der Film ist zwar auch einzeln erhältlich, der Liebhaber greift besser zur "Edgar Wallace Edition 1". Dort sind ferner enthalten:
- Der Frosch mit der Maske
- Die Bande des Schreckens
- Der grüne Bogenschütze
Die DVDs bieten die Filme in ordentlicher Qualität, der Box liegt ein Booklet bei. Klarer Kauftipp von meiner Seite, viel Spass!
Für diesen feinen Wallace setzt es 8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Ich will überhaupt kein Geld!"
"Sondern?"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 6. Feb 2010, 22:42
von Blap
Die Bande des Schreckens (Deutschland 1960, Originaltitel: Die Bande des Schreckens)
Der Schwerverbrecher Clay Shelton wird zum Tode durch den Strang verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung möchte er alle die Personen wiedersehen, die für seine Festnahme und Verurteilung verantwortlich sind. Dazu gehören der Richter, der Staatsanwalt und natürlich der in diesem Fall leitende Ermittler der Kriminalpolizei namens Inspektor Long (Joachim Fuchsberger), sowie ein paar weitere Gestalten. Shelton droht den Anwesenden mit dem Tod, bald würden sie allesamt gewaltsam unter die Erde kommen. Selbstverständlich nimmt man die wirren Ausführungen des Gauners zunächst nicht für bare Münze. Tatsächlich kommen die ersten Bedrohten kurz nach der Hinrichtung Sheltons ums Leben, auch auf Long wird ein Mordanschlag verübt. Zeugen berichten davon, dass sie eine blasse Gestalt gesehen hätten, die dem Aufgeknüpften wie aus dem Gesicht geschnitten sei. Der clevere Long glaubt allerdings nicht an Gespenster, lässt aber zur Sicherheit das Grab Sheltons öffnen. Dort erwartet ihn ein erstaunlicher Anblick! Für die noch unten den Lebenden weilenden, die auf der Todesliste des Killers stehen, wird die Luft von Tag zu Tag immer dünner und dünner. Doch weder der starrköpfige Bankier Mr. Monkford (Karl-Georg Saebisch), noch die kauzige Mrs. Revelstoke (Elisabeth Flickenschildt), wollen sich vor der grausigen Bedrohung verstecken. Für Long wird es keine leichte Aufgabe die gefährdeten Personen zu schützen. Schliesslich steht auch sein eigenes Leben auf dem Spiel, und die äussert attraktive Nora Sanders (Karin Dor), die persönliche Assistentin von Mrs. Revelstoke, geht Long nicht mehr aus dem Kopf...
Während Harald Reinl den ersten "Rialto Wallace" mit dem Titel "Der Frosch mit der Maske" (1959), noch sehr düster und recht hart in Szene setzte, kommt "Die Band des Schreckens" ein wenig sanfter und braver daher. Bei der Besetzung konnte Reinl erneut aus dem Vollen schöpfen. Joachim Fuchsberger ist wie immer eine sichere Bank, die bezaubernde Karin Dor gibt hier ihr Wallace Debüt. Optisch sticht sie alle Damen aus den beiden Vorgängerwerken locker aus, doch ihre Rolle ist sehr konservativ und ein wenig zu bieder angelegt. Da durfte Renate Ewert in "Der Rote Kreis" mehr Selbstbewusstsein zeigen, Frau Dor taugt hier leider nur als Love Interest für den Hauptdarsteller und weitere Geiferlinge. Was solls, es macht trotzdem Freude sie zu sehen. In den Nebenrollen sorgen gleich mehrere Mitwirkende für Glanzlichter. Dieter Eppler gibt sich ängstlich und gehetzt, Ulrich Beiger schleimt und sabbert an Karin Dor herum, wobei er nahezu alle Register seiner nicht vorhandenen Verführungskünste zieht. Karl-Georg Saebisch spielt solide auf, Fritz Rasp neigt natürlich wieder zur Muffigkeit, darf diesmal aber nicht nur den eindimensionalen Griesgram geben. Vor Elisabeth Flickenschildt muss man ebenso den Hut ziehen, eine grosse Schauspielerin, die eine natürliche Authorität und überzeugende Arroganz ausstrahlt. Ernst Fritz Fürbringer ist wieder in der Rolle des Sir Archibald zu sehen, erneut bereiten ihm die Eigenmächtigkeiten seiner Untergebenen diverse Kopfschmerzen.
Während bei der Besetzung also wieder alles im absolut grünen Bereich ist, kann "Die Bande des Schreckens" in den Disziplinen Atmosphäre und Spannung nicht ganz zu den Vorgängern aufschliessen. Die Story hätte jede Menge "Gruselfeeling" transportieren können, doch Reinl lässt diese Option mehr oder weniger im Sande verlaufen. Auch beim Finale hätte ich mir ein wenig mehr "Druck" gewünscht, die Schlussszene trieft vor Kitsch und ist wirklich das Allerletzte. Trotz kleiner Schwächen bekommt der geneigte Fan einen guten und unterhaltsamen Wallace Film zu sehen, der Daumen zeigt klar nach oben. Die DVD ist wie gehabt ordentlich, erneut weise ich auf die "Edgar Wallace Edition 1" hin, die drei weitere Filme enthält und mit Bonusmaterial angereichert wurde.
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Meine Freunde nennen mich Blacky."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 7. Feb 2010, 10:16
von Blap
Il medaglione insanguinato (Italien, Großbritannien 1975, Originaltitel: Il medaglione insanguinato)
Für die BBC soll Michael Williams (Richard Johnson) nach Italien reisen, um in dem beschaulichen Städtchen Spoleto -und dessen Umfeld- eine Dokumentation mit okkulter Thematik zu drehen. Eigentlich möchte der Journalist die Reise von London nach Spoleto alleine antreten, doch seine Tochter Emily (Nicoletta Elmi) bereitet ihm in der letzten Zeit arge Sorgen. Michaels Gattin, gleichzeitig Emilys Mutter, kam bei einem tragischen Unfall auf grausame Art ums Leben. Seither wird das kleine Mädchen von fürchterlichen Albtäumen gepeinigt, aus denen sie panisch und völlig verstört erwacht. Der Arzt rät dem Vater ausdrücklich dazu, mehr Zeit mit seinem Kind zu verbringen, es auch mit auf die Dienstreise zu nehmen. Kindermädchen Jill (Ida Galli) begleitet Vater und Tochter, man freut sich auf eine entspannte, schöne Zeit. In Spoleto muss sich Williams aber vornehmlich um seine Arbeit kümmern, wodurch er sich den Unmut seiner Tochter zuzieht. Zunächst drangsaliert Emily ihre Nanny. Als sie bemerkt, dass sich ihr Vater und die hübsche Joanna (Joanna Cassidy) näherkommen, wird das Mädchen zunehmend aggressiv, täuscht Albträume und Angstattacken vor. Michael wurde bereits vor diesen Ereignissen von der ein wenig verschrobenen Contessa Cappelli (Lila Kedrova) gewarnt, er soll Spoleto den Rücken kehren, zum Schutze seiner Tochter und seiner Selbst. Der bodenständige Journalist tut die Ausführungen der Contessa zunächst als Spinnereien ab. Als sich jedoch immer wieder befremdliche Dinge zutragen, und schliesslich sogar eine nahestehende Person zu Tode kommt, beginnt Michael ernsthaft über die Worte der Contessa nachzudenken. Welche Bedeutung hat das Medallion, welches Michael einst seiner Ehefrau schenkte? Seine Tochter wollte dieses Schmuckstück der verstorbenen Mutter unbedingt an sich nehmen und trägt es mit Vorliebe. Was hat es mit dem alten Gemälde auf sich, das in einer leerstehenden Villa hängt, die eine zentrale Rolle in Michael Dokumention spielt?
Hui...! Nach dem Genuss dieses Films saß ich völlig entrückt und entzückt auf dem Sofa. Als ich mich nach einigen Minuten wieder halbwegs gefangen hatte, wollte ich am liebsten umgehend meinen üblichen Kurzkommentar in die Tastatur klopfen. Doch dann fiel der Entschluss zunächst eine Nacht darüber zu schlafen, um nicht vor lauter Begeisterung vollends die Contenance zu verlieren. Naja, schlafen konnte ich sowieso nicht. Aber obwohl meine Freude über diese Perle noch immer keine Grenzen kennt, kann ich meine wirren Gedanken mit ein paar Stunden Abstand vielleicht ein wenig besser ordnen. Lese ich den Namen Massimo Dallamano, denke ich umgehend an sehr starke Filme wie den prächtigen Giallo "Cosa avete fatto a Solange?" (Das Geheimnis der grünen Stecknadel, 1972), mir fällt der packende Giallo/Poliziesco Hybrid "La polizia chiede aiuto" (Der Tod trägt schwarzes Leder, 1974) ein. Nicht zu vergessen der Poliziesco Reisser "Quelli della calibro 38" (Kaliber 38 - Genau zwischen die Augen, 1976). Mit "Il medaglione insanguinato" -der ausserhalb Italiens offensichtlich nahezu unbeachtet blieb- begibt sich Dallamano auf ein anderes Terrain, den Horrorfilm! Wer nun sofort wilde Metzeleien, Blut, Gedärm und Orgien der Gewalt assoziiert, der liegt in diesem Fall völlig daneben! Regisseur Dallamano setzt hier nicht auf vordergründige Schauwerte, sondern präsentiert uns ein wundervoll inszeniertes Werk, prächtig fotographiert von Franco Delli Colli, mit erstklassigen und motivierten Schauspielern besetzt.
Zunächst ein paar Worte zu den Darstellern. Richard Johnson kann auf eine lange Karriere zurückblicken. Er war in diversen Horrorfilmen zu sehen, doch sein Wirken beschränkt sich nicht auf dieses Genre. Trotzdem möchte ich zwei prachtvolle Klassiker des Horrors anführen, in denen Johnson vor der Kamera stand. Zwei Filme die bei oberflächlicher Betrachtungsweise in eine Schublade zu passen scheinen, tatsächlich aber völlig unterschiedlicher Natur sind. Den Status "Klassiker" dürfen sich jedoch beide Streifen voller Stolz an die Brust heften: "The Haunting" (Bis das Blut gefriert, 1963) und "Zombi 2" (Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies, 1979). Johnsons Gesicht sollte also geläufig sein, jüngere Zuschauer werden ihn vermutlich aus "Lara Croft: Tomb Raider" kennen (Wobei ich "Tomb Raider" eher nicht zu den Highlights in der Filmographie des guten Mannes zählen möchte). Aber zurück zum Kern der Sache. Johnson macht seinen Job hier sehr ordentlich, zwar setzen andere Mitwirkende die wahren Glanzlichter, doch Johnson geht trotzdem nicht unter, er ergänzt das Geschehen vortrefflich, spielt nicht abgehoben, aber zu jeder Zeit überzeugend. Wer sind nun die wahren Stars in "Il medaglione insanguinato"? Natürlich die kleine Nicoletta Elmi, die man aus Dario Argentos "Profondo Rosso" (Rosso - Die Farbe des Todes, 1975) kennt. Hier darf sie nicht nur eine Nebenrolle bekleiden, sondern als zentrale Figur massiven Einfluss auf das Gelingen des Gesamtwerkes nehmen. Nicoletta Elmi wurde 1964 geboren, während der Dreharbeiten wird sie also erst zehn, elf Jahre jung gewesen sein. Was dieses kleine Mädchen leistet ist mehr als eindrucksvoll! Wenn Kinder in Filmen wichtige, entscheidende Rollen ausfüllen sollen, neige ich dazu sehr skeptisch und leicht angenervt zu reagieren. Nicoletta wischt aber von der ersten Sekunde an sämtliche Bedenken vom Tisch, nicht dass ich bei ihr überhaupt Bedenken gehegt hätte, ich kenne sie ja auch einigen anderen Filmen, sie überzeugt immer. Sie meistert alle Gefühlslagen mit Bravour, wir sehen das brave Mädchen, das panische und verstörte Mädchen, geplagt von schlimmen Träumen und Erinnerungen, die bösartige, intrigante Göre... ...egal welche Stimmungen ihre Figur gerade durchlebt, man nimmt Nicoletta ihre Darbietung zu jeder Sekunde ab, phantastisch! Zusätzlich muss erwähnt werden, dass sich diese Intensität nicht aus Special Effects ableitet, hier wird nicht erbrochen und Blut gespuckt, hier wird Schauspielkunst zelebriert! Leider ist Nicoletta Elmi seit über zwanzig Jahren nicht mehr im Geschäft, was ich wirklich sehr, sehr schade finde. Mein anderes Glanzlicht ist Lila Kedrova. Sie gibt die verschrobene Edeldame in den besten Jahren, greift dabei aber auch zu keiner Zeit auf vordergründiges Gegeifer zurück, ebenfalls eine ganz vorzügliche Leistung! Joanna Cassidy als Love Interest des Vaters macht eine gute Figur, was auch für Ida Galli in der Rolle des unglücklich verliebten Kindermädchens gilt. Frau Cassidy ist übrigens noch heute sehr aktiv, mir gefiel sie in der HBO Serie "Six Feet Under" sehr gut.
Das in Umbrien gelegene Städtchen Spoleto bietet eine prachtvolle Kulisse für den Film. Doch Dallamano lässt den Ort nicht wie ein Gruseldorf aus einem Gothic Horror Werk erscheinen, er verneigt sich vor der Schönheit der Architektur, vor den Reizen der bezaubernden Landschaft. Selbst die alte Villa atmet -zumindest in erster Linie- noch immer die überall sichtbare Schönheit, der Grusel packt auf eine eher subtile Art zu. Hier spielt der Regisseur immer wieder mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Teils kommt es zu den bereits vermuteten Ereignissen, dann aber passiert doch etwas anderes, vielleicht harmlose Dinge, vielleicht grausige Dinge. Obwohl auf die besagten "Schauwerte" fast vollständig verzichtet wurde, packte es mich mehrfach eiskalt im Nacken. Ein Beispiel: Der Vater betrachtet das unheimliche Gemälde, ein schneller Schnitt, er sieht in Gedanken seine panische Tochter auf sich zurennen... ...wuaaah... Wenn in diesem Moment jemand unerwartet im Türrahmen unseres Wohnzimmers gestanden hätte, ich würde nicht mehr unter den Lebenden weilen, da bin ich mir absolut sicher! Es wundert nicht, dass der Score von Stelvio Cipriani ebenfalls ganz vorzüglich geraten ist, die Bilder vortrefflich untermalt und die Wirkung dieses bezaubernden Werkes dadurch noch weiter verstärkt! Da ein "Kurzkommentar" nicht gleich einige Seiten füllen soll, will ich -schweren Herzens- langsam aber sicher zum Ende kommen. Ich möchte diesen Film jedem Freund gepflegter Gruselunterhaltung ans Herz legen! Wer sich sonst von Horror wegen befürchteter Gewalt und unerwünschten Gedärmen fernhält, aber dem Genre ansonsten nicht grundsätzlich abgeneigt ist, der sei hiermit ausdrücklich dazu ermutigt sich diesen wunderschönen Film anzusehen! Massimo Dallamano gewinnt der "Possessed Child" Sparte neue Facetten ab, schenkt dem Filmliebhaber eine betörend schöne Perle der Filmkunst! Mit "Il medaglione insanguinato" hat der -leider viel zu früh verstorbene- Regisseur ein kleines Meisterwerk hinterlassen, ein echtes Schätzchen, liebenswert und unvergesslich!
Die DVD aus Italien stammt von IFF Home Video und ist sehr empfehlenswert. Der italienische Originalton kann wahlweise durch italiensche oder englische Untertitel ergänzt werden. Da die Untertitel handwerklich solide ausgeführt sind, kann man ihnen ohne Probleme folgen, der Filmgenuss wird nicht beeinträchtigt. Das Label hat auch eine schöne DVD zu "Cosa avete fatto a Solange?" (die ich vor kurzer Zeit im Player hatte) veröffentlicht, wie gehabt ist die Bildqualität sehr ansprechend. Man findet "Il medaglione insanguinato" z.B. bei eBay sehr günstig. Ein seriöser Händler aus Italien bietet den Film zu einem mehr als sehr fairen Preis an. Inklusive Porto habe ich keine 10€ gezahlt, die DVD erreichte mich bereits nach fünf Werktagen, sicher in einem Luftpolsterumschlag verpackt!
Überragend und wundervoll! Hier muss ich ganz dicke 9/10 ziehen!!!
Lieblingszitat:
"Living here is like living out of time"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 11. Feb 2010, 17:33
von Blap
Prestige - Die Meister der Magie (Großbritannien, USA 2006, Originaltitel: The Prestige)
Das 19. Jahrhundert neigt sich dem Ende zu. In dieser Zeit treffen die Nachwuchsmagier Alfred Borden (Christian Bale) und Hugh Jackman (Robert Angier) aufeinander. Sie gehen einem älteren Kollegen zur Hand, stehen dabei aber von Anfang an in eifersüchtiger Konkurrenz zueinander. Eines Tages kommt es zu einem tragischen Unfall. Bei einem Entfesselungstrick ertrinkt die Herzensdame von Angier in einem Wassertank, sie konnte einen Knoten nicht rechtzeitig lösen. Angier sieht in Borden den Schuldigen für das Drama, doch dieser kann sich nicht an den Knoten erinnern, den er am Abend der Vorstellung angewendet hat. Die Magier gehen getrennte Wege, jeder will seine Karriere mit Hilfe eines Tüftlers vorantreiben. Angier steht der geniale Cutter (Michael Caine) zur Seite, während Borden einen recht schweigsamen Helfer an seiner Seite hat, der sich lieber im Hintergrund hält. Während Borden eine Familie gründet, ist Angier verbittert und sinnt auf Rache. Tatsächlich verübt er einen Anschlag auf den verhassten Rivalen, doch dieser überlebt und verliert lediglich zwei Finger. Nun steht Borden der Sinn nach Rache, er sabotiert eine lukrative Vorstellung Angiers. Die Spirale dreht sich immer weiter, die beiden Magier werden zu Todfeinden und ziehen ihnen nahe Personen mit in den Abgrund...
Regisseur Christopher Nolan ist noch keine 40 Jahre jung, kann aber schon ein paar sehr ansprechende Werke vorweisen. "Memento" setzte bereits 2000 ein Ausrufezeichen, mit "Batman Begins" (2005) und "The Dark Knight" (2008) konnte Nolan die Massen begeistern. Mir hat der Thriller "Insomnia" (2002) sehr gut gefallen, dort ist Al Pacino als gebrochener Ermittler zu sehen, der sich ein Duell mit dem herrlich irren Robin Williams liefert. Alles vor der prächtigen Kulisse Alaskas. Mit "The Prestige" ist dem talentierten Mann ein ansprechender Mix aus Drama, Thriller und einer Prise Mystery gelungen. Die Kamera fängt sehr schöne Bilder ein, die Kulissen wissen durchweg sehr zu gefallen, die Atmosphäre ist eher düster gehalten, was packend und passend erscheint. Die Riege der Darsteller kann ebenso rundum überzeugen. Da hätten wir in den beiden Hauptrollen den guten Hugh Jackman und den sehr guten Christian Bale, die sich ein wirklich fieses Duell mit allen Finten und Boshaftigkeiten liefern. Ganz grossartig kommt -einmal mehr- Michael Caine daher, extrem gut hat mir auch David Bowie in der Rolle des Nikola Tesla gefallen. Bowie schwirrt hier nicht als schillernder Paradiesvogel durch das Szenario. Seine Figur ist desillusioniert und gebrochen, ein ganz vorzüglicher Auftritt! So wird am Rande auch der Stromkrieg zwischen Edison und Westinghouse/Tesla thematisiert, wodurch der Film einen reizvollen Bezug zur (scheinbaren) Realität bekommt. Bei den Damen sticht die Leistung Rebecca Hall hervor, die als Ehefrau von Borden sämtliche Höhen und Tiefen der Gefühlswelt durchleben darf. Scarlett Johansson wird weniger gefordert, überzeugt aber mit ihrer leicht verrucht-hurigen Art. Die Story bietet interessante Wendungen und Überraschungen, dem aufmerksamen Zuschauer wird aber einiges bereits vor dem Finale einleuchten. Das ist in diesem Fall aber gar kein Problem, denn der Film lebt eben auch von seinen Figuren und der tollen Atmosphäre!
Christopher Nolan stellt unter Beweis, dass auch aktuelles Mainstreamkino nicht zwangläufig hohl und einfallslos sein muss. "Prestige" hat Herz und Seele, wird durch solides Handwerk und Schauspiel abgerundet. Auf Hektiker mag der Film vielleicht fast ein wenig zu langatmig wirken, ich hätte mir das Werk noch ausufernder, überbordender gewünscht. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge, weitere Einblicke in das Leben der Hauptfiguren -und wichtigen Nebenfiguren- hätten mich sehr erfreut. Die deutsche Synchronisation ist ordentlich, doch der Originalton scheint mir in diesem Fall die noch bessere Wahl zu sein! Bei erneuter Sichtung werde ich auf jeden Fall den O-Ton geniessen. Auf weitere Werke von Christopher Nolan darf man gespannt sein, der junge Mann dürfte eine grosse Zukunft vor sich haben, hoffentlich lässt er sich nicht veremmerichen und disneyfizieren.
Die DVD zeigt den Film in guter Qualität. Alternativ ist der Film auch auf Blu-ray zu haben. Ein schönes und unterhaltsames Stück Kino, bitte mehr davon!
Gut bis sehr gut = 7,5/10
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 13:49
von Blap
Supermarkt (Deutschland 1973, Originaltitel: Supermarkt)
Willi (Charly Wierczejewski) ist ein junger Bursche der in Hamburg auf der Strasse rumgammelt. Ständig den Arm des Gesetzes im Nacken, keine echten Perspektiven, keinen Zaster in der Tasche. Der Journalist Frank (Michael Degen) führt ein gutbürgerliches Leben, er befindet sich in einer Gutmenschphase und will dem jungen Mann unter die Arme greifen. Willi durchschaut zunächst nicht, dass Frank vor allem sich selbst damit helfen will, seinem langweiligen Spiesserleben einen neuen Sinn geben will. Derweil treibt sich Willi auch mit dem schmierigen Kleinkriminellen Theo (Walter Kohut) rum, unter dessen Fuchtel er helfen soll homosexuelle Männer abzuzocken. Willi entwickelt Gefühle für die abgewrackte Hure Monika (Eva Mattes), er will mit ihr abhauen, raus aus dem Dreck der Großstadt, auf in ein neues Leben. Das dazu benötigte Geld will Willi bei einem Raub erbeuten, den er mit Theo durchziehen will...
Roland Klick konnte mit "Bübchen" (1968) und "Deadlock" (1970) auf sich aufmerksam machen, 1973 liess er mit "Supermarkt" einen weiteren Höhepunkt des deutschen Kinos vom Stapel. Klick ergeht sich nicht mit erhobenem Zeigefinger in verquasten Phrasen, liefert kein pseudointellektuelles Kunstkino ab, biedert sich aber auch zu keiner Zeit dem Mainstream an. Der Film zeichnet ein erdiges, dreckiges Bild -das Hamburg der frühen siebziger Jahre liefert die perfekte Kulisse- erzählt seine Geschichte konsequent, kann mit motivierten und talentierten Schauspielern auftrumpfen. Charly Wierczejewski ist die Rolle des armen Würstchens Willi wie auf den Leib geschneidert, Respekt vor dieser Darstellung! Michael Degen enttarnt den gutbürgerlichen Spiesser, der sich in erster Linie selbst auf einen Sockel stellen möchte. Eva Mattes -heute als Tatort Kommissarin bekannt- überzeugt mit ihrer Darbietung ebenso, verleiht der kleinen Hure Herz und Seele. Die Kamera ist dabei immer voll auf der Höhe des Geschehens, Klick verzichtet dabei auf ausufernde Schauwerte und allzu wüste Ausbrüche. Diese hat der Film auch zu keiner Zeit nötig, er fesselt den geneigten Zuschauer von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Ich möchte ein Zitat einbauen, welches auf der Rückseite des DVD Covers zu lesen ist: "Klicks rasantestes, rührendstes, ausweglosestes Stück Kino, ein rauher Großstadtfilm ohne Millieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem herzlich." Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen! Vor allem fällt die Frische, die Zeitlosigkeit des Werkes auf. Der Film erscheint mir gerade in der heutigen Zeit aktueller denn jemals zuvor. Wie bemerkt Kameramann Jost Vacano sinngemäß im Bonusmaterial: "Heute wären die Haare etwas kürzer und die Autos moderner." Die DVD der Filmgalerie 451 ist übrigens sehr empfehlenswert. "Supermarkt" liegt in schöner Qualität vor, das Material wurde offensichtlich sorgfältig aufbereitet, nicht per massivem Filtereinsatz zerstört und seiner Seele beraubt. Der Bonusbereich bietet mehrere Interviews mit Klick an, beim ausführlichsten Vortrag ist auch Jost Vacano anwesend. Man erfährt hier wirklich interessante Details, kein sinnfreies Hochgelobe und Selbstbeweihräuchern.
Hier kann nur eine ganz, ganz dicke Empfehlung stehen! Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"Beim nächsten Mal gehste zu Bruch Junge! Mit Leuten wie dir, sind wir ganz schnell fertig!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 13. Feb 2010, 17:20
von Blap
Frenzy (Großbritanninen 1972, Originaltitel: Frenzy)
In London treibt ein sexuell perverser Serienkiller sein Unwesen, der seine Opfer vergewaltigt und mit einer Krawatte erdrosselt. Als es auch die geschiedene Frau von Richard Blaney (John Finch) erwischt, gerät dieser unter Verdacht, denn er wird von der Sekretärin des Opfers schwer belastet. Zu allem Überfluss hatte sich Blaney am Vortag mit seiner Ex getroffen, dabei geriet das ehemalige Paar unter Zeugen gleich mehrfach aneinander. Blaney entzieht sich dem Zugriff der Polizei, er findet vorübergehend Unterschlupf bei einem alten Kameraden, den er noch aus seiner Zeit beim Militär kennt. Babs (Anna Massey) -die aktuelle Freundin Blaneys- glaubt dem Gejagten zwar, gerät aber bald selbst in grosse Gefahr. Chief Inspector Oxford (Alec McCowen) ist ein cleverer Bursche, doch zunächst ist der erfahrere Kriminalist der falschen Person auf der Spur, denn die Indizien belasten Blaney mit allem Nachdruck...
Alfred Hitchcock drehte sein vorletztes Werk "Frenzy" in England -seiner Heimat, in der seine Karrie begann- nachdem er viele Jahre in den USA tätig war. Mit "Frenzy" präsentiert der Altmeister einen erstklassigen Thriller, der den Zuschauer bis zur letzten Sekunde fesseln kann. Dabei geht es hier nicht das Erkennen des Killers -der wird sehr früh enttarnt- sondern die Verzweiflung eines unschuldig Gejagten, der dem wahren Mörder näher ist als er zunächst glaubt. Sämtliche Darsteller machen ihren Job sehr gut, besonders Barry Forster kann durch seine widerwärtige, abstossende Art überzeugen. John Finch nimmt man die zunehmende Verzweiflung jederzeit ab, ganz herrlich kommt Alec McCowen als leitender Ermittler rüber. Der gute Mann wird von seiner Gattin drangsaliert. Diese widmet ihre "Kochkünste" der französischen Küche, sehr zum Leidwesen ihres Gatten, dem zunehmend der Magen knurrt. Gerade die Szenen mit dem Ermittler und seiner Gattin, sowie dem Ermittler und seinem ersten Mitarbeiter, kommen sehr humorig rüber, ich habe wirklich mehrfach herzhaft gelacht. Überhaupt zeichnet sich der Film durch seine humurvolle Note aus, man betrachte nur die Szene "Killer und Opfer im Kartoffeltransporter", glücklicherweise verfällt Hitchcock aber zu keiner Zeit in dümmlichen Klamauk.
Während der Dreharbeiten war Alfred Hitchcock bereis mehr als 70 Jahre alt, doch "Frenzy" wirkt nie wie ein mildes -oder gar müdes- Alterswerk. Ganz im Gegenteil, denn der Film kommt für seine Zeit sehr modern daher. Die Sprache ist teils recht rauh, der "Hauptmord" würde sich auch in jedem Giallo eine gute Figur machen. Das Hitchcock den Giallo beeinflusst hat dürfte ausser Frage stehen, vielleicht hat er sich nun seinerseits von diesem wundervollen Genre inspirieren lassen. Ich kann für "Frenzy" eine ganz dicke Empfehlung aussprechen, der Film hat mir sehr gut gefallen. Die Schauspieler sind klasse, die Locations toll ausgewählt, die Atmosphäre stimmt. Selbstverständlich hat der Meister auch wieder einen Kurzauftritt, diesmal ist er kaum zu übersehen. In Deutschland wurde der Film in diversen Ausführungen veröffentlicht. Mir liegt eine gewisse "Hitchcock Collection" vor, die ferner "Der zerrissene Vorhang" und "Saboteure" enthält. Das Set kostet z.B. im OFDB-Shop schlappe 7.98€, ein geradezu lachhafter Preis für diese Perlen der Filmkunst, denn schon "Frenzy" ist allein betrachtet ein unbezahlbares Schätzchen!
Sehr guter Stoff des Altmeisters = 8/10
Lieblingszitat:
"...ganz abgesehen davon, dass er mehr an deinen Titten zupft, als dass er Bier zapft!"