IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von horror1966 »

Iron Sky
(Iron Sky)
mit Julia Dietze, Christopher Kirby, Götz Otto, Udo Kier, Peta Sergeant, Stephanie Paul, Tilo Prückner, Michael Cullen, Ben Siemer, Tom Hoßbach, Milo Kaukomaa, Vivian Schneider, Fang Yu
Regie: Timo Vuorensola
Drehbuch: Johanna Sinisalo / Jarmo Puskola
Kamera: Mika Orasmaa
Musik: Laibach
FSK 12
Australien / Deutschland / Finnland / 2012

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs schaffen es die Nazis mit Hilfe von riesigen Ufos, sogenannten Reichsflugscheiben, die dunkle Seite des Mondes zu besiedeln. Als sie im Jahr 2018 zufällig von einer amerikanischen Mondmission entdeckt werden, sehen sie ihre Zeit gekommen, um wieder nach der Weltherrschaft zu greifen. Von nun an lastet das Schicksal der Menschheit auf den Schultern von Renate Richter (Julia Dietze), einer von der Nazi-Ideologie überzeugten Lehrerin. Auf der Erde angekommen wird ihr jedoch schnell bewusst, dass sie ihr Leben lang einer Lüge aufgesessen ist. Nur wie soll es ihr gelingen, ihren machtbesessenen Verlobten Klaus Adler (Götz Otto) und dessen Götterdämmerung aufzuhalten?


Wenn man sich einmal im Netz umschaut muss man feststellen, das "Iron Sky" doch die unterschiedlichsten Kritiken nach sich zieht. Für die einen ist der Film nicht witzig genug, für andere stellt er ein absolutes Highlight dar. Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen und esliegt am ganz eigenen Geschmack des jeweiligen Betrachters, wie er diese skurrile Parodie einordnet. Die Geschichte offenbart einen Humor, der auf den ersten Blick vielleicht nicht immer für die großen Lacher sorgt, doch bei genauerer Betrachtung präsentiert sich eine Kombination aus Ernsthaftigkeit-und Komik, die mir persönlich äußerst gut gefallen hat. Trotz der skurrilen Rahmenhandlung hat Regisseur Timo Vuorensola das Geschehen durchaus ernsthaft in Szene gesetzt, das Ganze jedoch mit teilweise herausragender Situationskomik versehen, die dem Zuschauer phasenweise die Tränen in die Augen jagt. Stellvertretend dafür steht allein schon die Einführung in die Geschichte, in der ein amerikanischer Astronaut auf der dunklen Seite des Mondes den dort angesiedelten Nazis in die Hände fällt. Der gute Mann ist selbstverständlich ein Schwarzer und so werden gleich zu Beginn Tür und Tor für herrlich bissigen Wortwitz geöffnet.

Das zieht sich dann auch durchgehend durch das gesamte Szenario, immer wieder wird man mit den unglaublichsten Situationen konfrontiert, die jede Menge groteske Situationen und herrlich schräge Dialoge offenbaren. Der Humor ist dabei größtenteils recht trocken geraten, was nun sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, wer jedoch seine Freude an unverhohlenem Sarkasmus hat, sollte hier jederzeit auf seine Kosten kommen. Doch "Iron Sky" ist nicht nur herrlich schräg-und witzig, die grotesken Ereignisse beinhalten auch eine ganze Menge an guten Action-Passagen, die sich insbesondere in der zweiten Filmhälfte zu erkennen geben, in der die geplante Invasion der Erde ernste Konturen annimmt. Die damit verbundene Luftschlacht erinnert dabei schon an diverse SCI/FI Filme und wurde sehr unterhaltsam in Szene gesetzt. Ein weiterer Höhepunkt sind meiner Meinung nach die etlichen politischen Spitzen, die sich insbesondere auf die Darstellung der amerikanischen Präsidentin beziehen. So wird ihr Wahlkampf bewusst überzogen als große Show dargestellt und bietet so manche Passage, bei der man wunderbar ablachen kann.

Es wäre mühsam jetzt alle Höhepunkte aufzuzählen, zudem würde man zuviel über den Inhalt verraten und vielen Leuten die Vorfreude auf das abgedrehte Spektakel nehmen. Man muss das wilde Treiben wirklich selbst gesehen haben, um sich einen Überblick über die Klasse dieses Werkes zu machen, das eine ganz wunderbare Persiflage darstellt. Einzig und allein einen Aspekt kann man dem Szenario eventuell vorwerfen, entpuppt es sich an einigen Stellen in der Beziehung eventuell ein wenig unentschlossen, ob es eine total trashige Richtung einschlägt, oder aber seinen ernsthaften Anstrich beibehält. Hierbei handelt es sich aber lediglich um eine kleine Kritik auf hohem Niveau, denn insgesamt gesehen ist "Iron Sky" ein erstklassiger Film, der jede Menge Kurzweil bereitet. Auch in darstellerischer Hinsicht gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung, vor allem die deutschen Darsteller der bösen Nazis wissen jederzeit zu überzeugen und offenbaren dabei ein feines Gespür dafür, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, was dem Ganzen einen äußerst symphatischen Anstrich verleiht.

Und so kann man letztendlich von einem wirklich gelungenem Film sprechen, den Timo Vuorensola mit seiner zweiten Regie-Arbeit auf die Beine gestellt hat. Bissiger Humor und teils brillante Situationskomik treten dabei verstärkt in den Vordergrund, feinster Sarkasmus und etliche Klischees runden die ganze Sache absolut perfekt ab und sorgen für ein Filmerlebnis der besseren Art, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Auch wenn viele Leute das anders sehen mögen, offenbart sich in vorliegender Geschichte ganz erstklassiger Humor, der jedoch an vielen Stellen sehr tiefgründig vertreten ist und so auch oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.


Fazit:


Ich bin mit ziemlich hohen Erwartungen an dieses Werk herangegangen, die sich im Endeffekt auch alle erfüllt haben. Eine tolle Mixtur aus Ernsthaftigkeit-und Komik verleiht diesem Film eine ganz besondere Note und sorgt so für durchgehend beste Unterhaltung. Ein herrlich skurriles Spektakel für jeden, der die feine Klinge des Humors zu schätzen weiß.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Featurettes, Interviews, Berlinale Special, Galerie, Teaser & Trailer
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purgatorio
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von purgatorio »

schau mal, Arkschi, der Herr Horror hat IRON SKY von Splendid bekommen :kicher: jetzt weißt du, warum du hier übergangen wurdest ;)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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karlAbundzu
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von karlAbundzu »

Anmerkung zum Film: Einer meiner liebsten Bands aus Giessen ist ja per Plakat zu sehen, entweder wird im FIlm davon ausgegangen, dass sie es in der Zukunft schaffen und endlich in New York spielen (ebenso wie die dann noch urälteren 999) oder die Ausstatter haben bei Dreharbeiten in Frankfurt nicht aufgepasst!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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horror1966
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von horror1966 »

purgatorio hat geschrieben:schau mal, Arkschi, der Herr Horror hat IRON SKY von Splendid bekommen :kicher: jetzt weißt du, warum du hier übergangen wurdest ;)

Der horror bekommt von Splendid immer was er will. :mrgreen:
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karlAbundzu
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von karlAbundzu »

ich zitier mir mal selber:
Der gute alte Reichsflugscheibenmythos ist endlich geklärt: Die Nazis sitzen auf dem Mond, natürlich auf der dunklen Seite und bauen fröhlich Helium-3 ab. Ein Nazi, der Führer anstelle des Führers werden will, fliegt zur Erde, um mit Hilfe von Smartphones eine Wunderwaffe an den Start zu kriegen. Er nimmt ein amerikanisches, männliches, schwarzes Fotomodell mit, welches auf dem Mond zwecks Präsidentinnen-PR war und in Gefangenschaft geweißt wurde. Naja, und dann passieren allerlei Sachen. Ihr seht schon, Handlung ist nicht so wichtig, Nazi-Trash halt.
In dieser Handlung sind viele lustige Ideen, hübsche Wendungen und Aufnahmen. Aber wie es bei Fanfilmen (und dieser ist einer) halt so ist: Wenn sie viel Geld bekommen, können sie technisch viel rausholen, die ganzen Nazi-Raumschiffe, die Szenen auf den Mond sind alle toll gemacht. Und wie gesagt, oft witzig, aber oft halt dann auch das Naheliegenste genommen. Was bei Fanfilmen eben nicht funktioniert, ist z.B. das "Kill your Darling"-Ding. Man liebt halt Szenen, oder Dialogpassagen, die aber nicht mehr richtig passen. Was auch meist nicht so gut geht, ist Schauspielerführung. Wenn man mit so mittelbegabten wie Götz Otto oder Julia Dietze umgeht, braucht es da mehr. Bei beiden Rollen, bei Frau Dietzes aber noch stärker, hatte ich den Eindruck, dass nicht so klar war, wohin das gehen sollte. Renate Richter schwimmte so stark zwischen Fetischnazibraut (aber lange nicht so weit oder gut wie Claudia Steiger in Captain Berlin) und Nazihippie ("Ich bringe euch Frieden") innnerhalb von Minuten. Schade.
Prückner und Kier natürlich toll, die braucht man ja nur reinzuschmeißen. Auch prima: Laibach, die kennen sich ja mit dieser Ästhetik und pathetischer Filmmusik aus und machen das 1A.
Alles in allem hätte ich mir mehr Mut gewünscht, das alles noch viel weiter zu drehen, mehr Übertreibung, alles ein wenig derber. Von den aus deutschen Geldern mitfinanzierten Nazi-Trash ist Captain Berlin dann die weitaus bessere Wahl, obwohl es nur abgefilmtes Theater ist und nicht diese Weltraum-Schauwerte hat (aber dafür andere, siehe Frau von Blitzen ;-))
Aber auch: Spaß gehabt im Kino, also kein Reinfall oder so.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von Arkadin »

purgatorio hat geschrieben:schau mal, Arkschi, der Herr Horror hat IRON SKY von Splendid bekommen :kicher: jetzt weißt du, warum du hier übergangen wurdest ;)
Da muss ich wohl morgen mal hinterher gehen :basi:

Also ich erwarte rein gar nix, aber wie es scheint, ist diese Haltung ja genau die richtig, um diesen Film anzugehen. Bin gespannt.
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von purgatorio »

IRON SKY (IRON SKY, Finnland/Deutschland/Australien 2012, Regie: Timo Vuorensola)
Hmmmm, die Zweitsichtung ist dann doch etwas ernüchternder verlaufen. Nun plötzlich ist’s mir von Krieg und Kampfhandlungen zu wenig (immerhin ist es der ultimative Kampf von Erde gegen Mond) und vom Witz sowieso. Es ist wie es ist: Style over Substance, von allem anderen hätte es gern etwas mehr sein können/müssen. Das Ende trifft mich jedoch immer noch! 6/10
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von Onkel Joe »

Nun ich bin da etwas zweigeteilter Meinung, das ganze sieht gut aus aber sonst :? so ist das ganze ziemlich Platt.
Alleine nur das Ende hat überrascht ansonsten ist das Drehbuch wirklich sehr dünn, ach quatsch noch viel dünner.
Ich hatte deutlich mehr erwartet und das reicht so definitiv nicht zum Partyknaller denn man guten gewissens jedem Empfehlen kann.Computer FX 10/10 - Film 5/10
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Onkel Joe hat geschrieben:Nun ich bin da etwas zweigeteilter Meinung, das ganze sieht gut aus aber sonst :? so ist das ganze ziemlich Platt.
Alleine nur das Ende hat überrascht ansonsten ist das Drehbuch wirklich sehr dünn, ach quatsch noch viel dünner.
Ich hatte deutlich mehr erwartet und das reicht so definitiv nicht zum Partyknaller denn man guten gewissens jedem Empfehlen kann.Computer FX 10/10 - Film 5/10
Selbstverrrständlich ist das ein PARTEIfilm, Herrr Onkel! Doktorrr Rrrichter wird sie in einen dunkelhäutigen Unterrrmenschen verrrwandeln müssen. Heil Korrrtzfleisch!
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Re: IRON SKY - Timo Vuorensola (2012)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

purgatorio hat geschrieben:IRON SKY (IRON SKY, Finnland/Deutschland/Australien 2012, Regie: Timo Vuorensola)
Hmmmm, die Zweitsichtung ist dann doch etwas ernüchternder verlaufen. Nun plötzlich ist’s mir von Krieg und Kampfhandlungen zu wenig (immerhin ist es der ultimative Kampf von Erde gegen Mond) und vom Witz sowieso. Es ist wie es ist: Style over Substance, von allem anderen hätte es gern etwas mehr sein können/müssen. Das Ende trifft mich jedoch immer noch! 6/10
Ich hab den ja im Kino mehrmals gesehen und der Film hat mir stets gefallen, gestern nun auf DVD ging's mir ähnlich wie dem Purgsch. Vielleicht hab ich den auch schon zu oft gesehen (obwohl: 4mal ist ja nun auch nicht extrem häufig), die Featurettes sind auch nichtssagend. Eine Scheibe mehr im Schrank, abgehakt.
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